27. November 2018 – Lustige Drehpyramiden

08.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und verspüre grossen Hunger. Um nicht vom Fleisch zu fallen, rolle ich mich aus dem Wasserbett und nehme die futuristische DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb. Ausserdem hole ich fünf Eier aus dem Eiskasten und erkläre dem Vierbeiner, dass wir zum Frühstück ein leckeres Omelette mit Käse fressen werden. Zuvor führe ich jedoch auf der schattigen Terrasse die Morgengymnastik durch und plaudere angeregt mit Herrn Booth. Der hochdekorierte Vietnamveteran kommt auf Weihnachten zu sprechen und erinnert, dass am Sonntag der 1. Advent gefeiert wird. Ich nicke eifrig und ringe mich dazu durch, den Tag zu nutzen, um die kleine Villa weihnachtlich zu schmücken – wie aufregend.


Ich zaubere eine Omelette

08.30 Uhr Nachdem ich den Karton mit den Dekorationsartikeln aus der Garage geholt habe, ziehe ich mich ins Badezimmer zurück und gönne mir ein erfrischendes Wirbelbad. Nebenher rufe ich bei Edelbert an und fordere ihn auf, mir beim Dekorieren zu helfen. Der Professor ist hellauf begeistert und sagt, dass er gegen halb Zehn vorbeikommen wird – das hört man gerne.
09.30 Just als ich den Waschvorgang beende und in farbenfrohe Freizeitkleidung schlüpfe, klingelt der schlaue Mann an der Pforte und überrascht mich mit einer Schmankerlschachtel aus der Biscotti Farrugia Italienbäckerei. Ferner merkt mein Bekannter an, dass wir vor der schweisstreibenden Arbeit frühstücken und unsere Kehlen mit brühfrischem Bohnentrunk ölen sollten. Ich schlage in die gleiche Kerbe und mache es mir zur Aufgabe, leckere Eierkuchen zu zaubern und die Backkreationen auf einem Porzellanteller anzurichten – wie gut das duftet.
10.00 Uhr Während wir gemütlich zusammensitzen und kraftvoll zubeissen, erkundigt sich der Professor nach meinen Weihnachtseinkäufen und beteuert, dass er mittlerweile sämtliche Präsente besorgt hat. Ich gebe mich entnervt und stelle klar, dass mir der Schoppingwahnsinn gestohlen bleiben kann – wo kämen wir denn da hin.
10.30 Uhr Nach der wichtigsten Mahlzeit des Tages machen wir uns ans Werk und staffieren die gute Stube mit dekorativen Weihnachtspyramiden aus dem Erzgebirge aus. Edelbert pfeift unterdessen die Melodie von der “Stillen und heiligen Nacht” und schreckt auch nicht davor zurück, künstlichen Schnee an die Fenster zu sprühen.


Es weihnachtet sehr …

11.00 Uhr Alsbald stattet uns Frau Pontecorvo einen Besuch ab und freut sich, das Wohnzimmer weihnachtlich geschmückt vorzufinden. Ich deute mit stolzgeschwellter Brust in Richtung der Pyramiden und gebe zu Protokoll, dass diese aus Echtholz gefertigten Gestelle aus Ostdeutschland stammen. In diesem Zusammenhang merke ich an, dass Weihnachtspyramiden bereits seit vielen Hunderten Jahren feste Bestandteile in den ostdeutschen Wohnstuben sind – da kommt besonders grosse Freude auf.
11.45 Uhr Zu guter Letzt stellen wir einen überdimensionalen Plastikschneemann im Vorgarten auf und kommen überein, dass nun ein reichhaltiges Mittagessen nicht schaden kann. Ich flitze wie der Wind ins klimatisierte Haus und schwinge mit dem Kochlöffel. Während sich Edelbert mit meiner Nachbarin ein Gläschen Schaumwein gönnt, koche ich Langnudeln auf und bereite eine leckere Pestosauce zu. Darüber hinaus schneide ich etliche Tomaten auf und überrasche die Gäste mit einem vitaminreichen Beilagensalat.


Wir beissen kraftvoll zu

12.30 Uhr Während wir es uns schmecken lassen und mit den Bierflaschen anstossen, verweise ich auf meine Verwandten und rechne vor, dass ich Georg und Maria in 17 Tagen wiedersehen werde. Zudem informiere ich, dass wenig später auch die Kinder in Florida eintreffen und die “staade Zeit” unter Palmen erleben werden.
13.30 Uhr Nachdem sich Edelbert verabschiedet hat, räume ich den Tisch ab und nehme die leistungsstarke Geschirrspülmaschine in Betrieb. Danach strecke ich auf dem Kanapee die Beine aus und döse prompt ein.
14.30 Uhr Nach der Pause sehe ich im Garten nach dem Rechten und stelle fest, dass die Wiese hinter meinem kultivierten Zuhause braune Stellen aufweist. Weil es seit mehreren Wochen nicht mehr geregnet hat, nehme ich den Rasensprenger in Betrieb und sammle ausserdem die abgefallene Palmwedel auf.
15.15 Uhr Fix und foxi kehre ich ins Wohnzimmer zurück und setze mich an den Schreibtisch, um meinen Pflichten als staatlich anerkannter Anschnurseelsorger nachzukommen. Ich arbeite Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher ab und empfehle verzweifelten Eltern, frechen Jugendlichen nichts unter den Christbaum zu legen.


Freche Kinder bekommen keine Geschenke

16.15 Uhr Zum Abschluss der Beratungsstunde schalte ich die neuen Einträge im Gästebuch frei und gehe dann von der Leine, um ein süffiges Bier zu trinken und dazu einen Schokoriegel zu verzehren.
16.45 Uhr Nachdem ich mich in der Hollywoodschaukel entspannt und prüfende Blicke in die Tageszeitung geworfen habe, klatsche ich in die Hände und bereite das Nachtmahl vor. Da ich vom Mittagessen noch immer gesättigt bin, nehme ich mir einer kleinen Portion Bratkartoffeln mit Schinken Vorlieb – schmeckt gar nicht schlecht.
17.45 Uhr Nachdem ich die Geschirrspülmaschine ausgeräumt und neu bestückt habe, bette ich mich im Wohnzimmer zur Ruhe und fröne den Nachrichten auf FOX. Ich informiere mich aus erster Hand über die Geschehnisse in der Welt und lerne, dass der Durchschnitts-Amerikaner in diesem Jahr knapp 400 Dollars in Weihnachtsgeschenke investieren wird – das ist ja kaum zu glauben.

18.45 Uhr Kurz vor dem Siebenuhrläuten wechsle ich auf NETFLIX und erfreue mich an der bitterbösen Satire “The Other Side of the Wind”. Ich gebe mich mit grossem Vergnügen diesem Meierwerk hin und erfahre, dass Orson Welles bereits Anfang der 1970er Jahre mit den Dreharbeiten begann. Fast 40 Jahre später entschloss sich NETFLIX, sich die Rechte am Rohmaterial zu sichern und den Film fertigzustellen – wie schön.
21.00 Uhr Nach zwei unterhaltsamen Stunden schalte ich das Farbfernsehgerät ab und begleite Dixon noch einmal an die frische Luft. Danach reguliere ich die Klimaanlage und ziehe mich gähnend ins Schlafzimmer zurück. Gute Nacht.

26. November 2018 – Rosarote Panther und Kochlöffel

08.00 Uhr Die letzte Woche des Herbstmonats November bricht an und ich habe mit Kopfschmerzen zu kämpfen. Um dem Schmerz wirkungsvoll entgegen zu wirken, rolle ich mich aus dem Bett und nehme zwei Tabletten ein. Dazu trinke ich ein Glas Cola und öffne sämtliche Fenster, um tief durchzuatmen – das tut gut.
08.30 Uhr Wenig später absolviere ich an der Seite meines Haustieres die Morgengymnastik und erinnere mich, dass der aus Dresden stammende Schriftsteller Erich Kästner den November mehrmals in Gedichten thematisiert hat. Mit erhobenem Zeigefinger zitiere ich die schöne Geschichte vom “Nassen November” und informiere, dass Herr Kästner diese Zeilen im Jahre 1959 geschrieben hat – wie aufregend.


Erich Kästner war ein deutscher Schriftsteller

09.00 Uhr Weil Hygiene und Sauberkeit in der heutigen Zeit gross geschrieben werden, ziehe ich mich fingerschnippend ins Bad zurück und läute den sonnigen Morgen mit einem erfrischenden Wirbelbad ein. Zudem nutze ich die Gelegenheit, um Georgs Nummer in die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) einzutippen und mich nach dem Rechten zu erkundigen. Mein Bruder gibt sich schlechtgelaunt und beteuert, dass es in Toronto bitterkalt ist. Darüber hinaus erfahre ich, dass der gute Mann heute Weihnachtseinkäufe tätigen wird und seinen Weinkeller mit sündteuren Rebensäften auffüllen wird – das hört man gerne.


Alexa verwöhnt mich mit Musik

10.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 10 zugeht, hüpfe ich aus der Wirbelbadewanne und fordere die ALEXA Musiksäule auf, mich mit handgemachter amerikanischer Landmusik zu verwöhnen. Ausserdem fülle ich die Hahn und Henne Tasse mit brühfrischen Bohnentrunk auf und mache es mir zur Aufgabe, leckere Rühreier mit Speck zuzubereiten – wie gut das duftet.
10.30 Uhr Just als ich mich an den Esstisch setze, pocht Frau Pontecorvo an die Terrassentüre und fordert mich auf, mit ins Zentrum zu kommen. Als ich genauer nachfrage, rückt die Perle mit der ganzen Wahrheit heraus und unterbreitet, dass sie dem Schoppingwahnsinn frönen und Präsente besorgen möchte. Natürlich winke ich augenblicklich ab und gebe zu Protokoll, dass ich in diesem Jahr die Geschenke ausschliesslich im Internet ordern werde – immerhin fehlt mir einfach die Zeit, um mir stundenlang die Beine in Kaufhäusern in den Bauch zu stehen.
11.00 Uhr Nachdem sich meine Nachbarin verabschiedet hat, lasse ich mich voller Elan vor dem Heimrechner nieder und segle auf die Heimseite von AMAZON. Prompt mache ich grosse Augen und lerne, dass der weltgrösste Internetzhändler derzeit besonders hohe Rabatte gewährt. Ich stöbere interessiert durch das reichhaltige Angebot und lerne, dass nicht nur ALEXA Musikgeräte sondern auch Handtelefone sowie Klamotten preiswert zu haben sind. Schnell werde ich auf wärmende Hausanzüge aufmerksam, die dem Kostüm des “Pink Panthers” (löblich: Rosaroter Panther) nachempfunden sind. Ich komme aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und stelle mir vor, wie die Kinder in diesen Aufzügen aussehen würden – da kommt besonders grosse Freude auf.


Nach dem Schoppen trinke ich ein Bier

12.00 Uhr Zur Mittagszeit gehe ich entnervt von der Leine und komme zu dem Schluss, dass es Kunden angesichts der zahlreichen Schnäppchen besonders schwer fällt, geeignete Geschenke zu finden. Achselzuckend schlendere ich in die Küche und schnappe mir ein süffiges Bier aus dem Eiskasten. Ausserdem richte ich mir reichbelegte Sandwiches (unlöblich: Wurstbrote) an und beisse kraftvoll zu – das tut gut.
12.45 Uhr Nach der Hause greife ich gesättigt zum Telefon und rufe bei Edelbert an, um nachzufragen, was er seinem Sohn zum Weihnachtsfest schenken wird. Der schlaue Mann plappert ohne Unterlass und kündigt an, dass er seinem Stammhalter ein Jahreskarte für das “Deutsche Theater” in Berlin schenken wird. Ich seufze laut und entgegne, dass ich mich nicht entscheiden kann. Der Professor überlegt ganz genau und ermutigt mich, für Maria einen Schnellkochtopf einzukaufen – das hört sich interessant an.
13.30 Uhr Schlussendlich wünsche ich meinem Bekannten einen angenehmen Nachmittag und beende das Gespräch. Im Anschluss bette ich mich auf dem Kanapee zur Ruhe und döse schnell ein.


Hund Dixon ist brav

14.30 Uhr Hund Dixon weckt mich mit lautem Gebell und fordert mich auf, die Terrassentüre zu öffnen. Während der Rüde nach draussen läuft, nehme ich abermals am Schreibtisch platz und rufe erneut die Internetzpräsenz von AMAZON auf. Missmutig nehme ich die Musikneuerscheinungen in Augenschein und ringe mich dazu durch, für James die neue Martina McBride Weihnachtskompaktscheibe in den virtuellen Einkaufskorb zu legen.
15.15 Uhr Alsbald stattet mir meine Nachbarin einen Besuch ab und klagt mir ihr Leid. Die kleine Frau schimpft wie ein Bierkutscher und erörtert, dass das Zentrum mit Touristen überlaufen war und es kein Vergnügen war, in den Geschäften zu bummeln. Ich verweise in diesem Zusammenhang auf meine Internetzsitzung und merke an, dass ich Maria mit einem Satz Kochlöffel und James einer Kompaktscheibe überraschen werde. Anstatt mich für meine Auswahl zu belobigen, bricht meine Bekannte in schallendes Gelächter aus und meint, dass ich den lieben Leuten mit diesen Geschenken keine Freude bereiten werde – wie unlöblich.
16.00 Uhr Verärgert leere ich den Einkaufswagen und stelle klar, dass mir nun die Lust vergangen ist. Um meiner Aussage Nachdruck zu verleihen, fahre ich das Betriebssystem herunter und greife zur Hundeleine, um mit Dixon einen Spaziergang zum La Playa Golfplatz zu unternehmen – gleich platzt mir der Kragen.


Mein Zuhause unter Palmen

17.00 Uhr Zurück im Willoughby Drive, werfe ich die Pforte laut krachend ins Schloss und serviere meinem Haustier gesundes Trockenfutter aus dem Hause Royal Canin. Danach koche ich köstliche Langnudeln mit Tomatensauce auf und lasse mir zum Nachtmahl ausserdem einen farbenfrohen Tomatensalat schmecken.
18.00 Uhr Als die Geschirrspülmaschine endlich läuft, gehe ich zum gemütlichen Teil des Tages über. Ich mache es mir kartoffelchipsknabbernd vor dem Flachbildschirm bequem und folge den Nachrichten, um zu erfahren, dass es auch während der Woche warm und sonnig bleiben wird.

19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf AMC und erfreue mich an der Weihnachtskomödie “Christmas Vacation” (auf deutsch: Schöne Bescherung). Ich amüsiere mich köstlich und tauche während der kommenden zwei Stunden in das Leben der Familie Griswold ein, die sich auf ein ruhiges Weihnachten freut.
21.00 Uhr Als der Abspann über die Mattscheibe flimmert, betätige ich gähnend den “OFF” (löblich: AUS) Knopf auf der Fernbedienung und rufe Dixon ins Haus. Zu guter Letzt lösche ich sämtliche Lichter und lege mich schlafen. Gute Nacht.

21. November 2018 – Ich gehe mit der Mode

08.00 Uhr Ein neuer Tag beginnt und aus dem Radiowecker dröhnt das Martina McBride Weihnachtslied “Winter Wonderland” (löblich: Winter Wunderland). Ausserdem lerne ich, dass das mittlerweile dritte Weihnachtsalbum der aus Kansas stammenden Ausnahmekünstlerin derzeit Platz 1 der Landmusikhitparaden einnimmt und sämtliche Rekorde bricht – das ist die beste Nachricht des ganzen Tages.


Martina McBride – It’s The Holiday Season

08.30 Uhr Nach den anstrengenden Leibesübungen verabschiede ich mich ins Bad, um mich ordentlich zu waschen. Darüber hinaus telefoniere ich mit Georg und erhalte die Auskunft, dass meine Verwandten gegen 12 Uhr nach Miami krusen und am frühen Nachmittag einen DELTA AIRLINES Stahlvogel besteigen werden. Mein Bruder plappert ohne Unterlass und sagt, dass er mit Maria pünktlich um 10 Uhr in Julies Restaurant sein und sich ein opulentes Frühstück munden lassen wird – das hört man gerne.
09.15 Uhr Voller Vorfreude beende ich die Morgenwäsche und schlüpfe zur Feier des Tages in meinen cremefarbigen Sommeranzug. Dazu trage ich ein violettes Hemd auf und vergesse auch nicht, mit einen hellgrünen Schlips umzubinden – immerhin muss man stets mit der aktuellen Mode gehen.
09.30 Uhr Nachdem ich in die frischaufpolierten Lackschuhe geschlüpft bin, klatsche ich in die Hände und fordere den Vierbeiner auf, mich zum Chevrolet zu begleiten. Der Rüde folgt mir aufs Wort und kann es kaum noch erwarten, im Frühstücksgasthaus unseres Vertrauens einzutreffen
10.15 Uhr Mit einigen Minuten Verspätung erreiche ich mein Ziel und treffe meine Verwandten an unserem Stammtisch am Fenster an. Maria macht grosse Augen und lotet aus, ob ich farbenblind bin. Die Perle deutet auf mein schönes Hemd und beteuert, dass ich mich in diesem lächerlichen Aufzug jederzeit einem Wanderzirkus anschliessen könnte – gleich platzt mir der Kragen.
11.00 Uhr Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die wichtigste Mahlzeit des Tages in vollen Zügen munden und bringe auf Anfrage heraus, dass die lieben Menschen alsbald nach Miami krusen werden. Georg seufzt laut und wirft ein, dass es kein Vergnügen werden wird, die kommenden drei Wochen im kalten Toronto zu verbringen. Ich nicke eifrig und entgegne, dass wir uns Gott sei Dank bald wiedersehen werden.


In Toronto ist es kalt

12.00 Uhr Nachdem Georg die Rechnung beglichen hat, schütteln wir Hände und kommen überein, dass wir heute Abend telefonieren sollten. Im Anschluss begleite ich meine Verwandten zum JEEP und wünsche ihnen eine sichere Reise. Winkend nehme ich den Rüden an die Leine und nutze die Gelegenheit, um einen kleinen Spaziergang zu unternehmen. Nebenher werfe ich prüfende Blicke in die weihnachtlich ausstaffierten Schaufenster und bemerke, dass ich langsam in die Gänge kommen und Präsente für das Fest einkaufen sollte – wie schrecklich.
13.00 Uhr Um keine Hitzeschlag zu bekommen, hüpfe ich ins Auto und schicke mich an, die Heimreise in den Willoughby Drive anzutreten. Unterdessen drehe ich am Frequenzrad des Radios und lausche handgemachten Landmusikschlägen (unlöblich: Country Hits) angesagter Interpreten – was kann es schöneres geben.
13.45 Uhr Zuhause angekommen, versorge ich den Vierbeiner mit frischem Wasser und falle dann aufs Kanapee. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und träume vom letztjährigen Weihnachtsfest in Kanada.

14.45 Uhr Ich erwache ausgeruht und fülle meine Hahn und Henne Tasse mit Bohnentrunk auf. Zudem setze ich mich an den Schreibtisch und ärgere mich, weil der leistungsstarke Heimrechner wieder einmal eine Aktualisierungsdatei einspielen muss. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und hole mir ein süffiges Budweiser aus dem Eiskasten – das tut gut.
15.45 Uhr Fünfundvierzig Minuten später kehre ich an den Schreibtisch zurück und mache es mir zur Aufgabe, der Anschnurseelsorge nachzukommen. Unter anderem lese ich eine elektronische Depesche eines arbeitslosen Albaners (18), der vor wenigen Tagen seine Führerscheinprüfung bestanden hat. Herr Enver gibt sich deprimiert und möchte wissen, ob er sich nun einen BMW der 3er Reihe oder gleich einem Mercedes kaufen soll. Ich fahre mir entnervt durchs Haar und drücke die Nachricht schnell weg – wo soll das noch alles hinführen.
16.45 Uhr Nun wird es aber Zeit, eine Tiefkühlpizza ins Backrohr zu schieben und für ein prima Abendessen zu sorgen. Ferner schneide ich eine Tomate auf und zaubere im Handumdrehen einen bunten Beilagensalat.
17.30 Uhr Zum Abschluss des langen Tages telefoniere ich mit dem Professor und vernehme, dass er heute einen Frisörsalon aufgesucht hat. Ich freue mich sehr und lasse meinen Bekannten wissen, dass ich mir vor Weihnachten auch die Haare schneiden lassen sollte.
18.00 Uhr Endlich kann ich es mir in der klimatisierten Stube bequem machen und den FOX Abendnachrichten frönen. Der Moderator berichtet von den aktuellen Geschehnissen in der Welt und meldet, dass der weltgrösste Kreuzfahrtdampfer in seiner Heimatwerft in Port Hollywood, FL eingetroffen sind. Ich reibe mir die Augen und lerne, dass das Luxusschiff ab Dezember Touristen aus aller Welt durch die Karibik schippern wird – wie unlöblich.

19.00 Uhr Um etwas Abwechslung zu bekommen, nehme ich mit dem NETFLIX Angebot Vorlieb und gebe mich der Serieneigenproduktion “The Kominsky Method” (löblich: Die Kominsky Methode) hin. Mit Vergnügen folge ich dem Abenteuern des Schauspielers Sandy und dessen langjährigen Agenten Norman, die gemeinsam versuchen, im von Jugendwahn dominierten Los Angeles zu überleben – da kommt Freude auf.
21.00 Uhr Nach zwei heiteren Stunden schalte ich die Glotz ab und unternehme mit Dixon einen Spaziergang durch den Garten. Danach verriegle ich die Haustüre und lege mich ins Bett. Gute Nacht.

19. November 2018 – Die Verwandten wollen abreisen

08.00 Uhr Ein neuer Morgen bricht an und die Sonne lacht durchs Fenster. Weil Morgenstund’ bekanntlich Gold im Mund hat, schlage ich die Bettdecke beiseite und erkläre Hund Dixon, dass uns auch heute spannende Abenteuer bevorstehen werden. Weil meine Glieder eingerostet sind, trete ich spornstreichs auf die Terrasse und begrüsse den 323. Tag des Jahres mit der Morgengymnastik – das macht Spass.


Mein braves Haustier

08.30 Uhr Nachdem ich meine Muskeln gestählt und die DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb gesetzt habe, verabschiede ich mich in die Nasszelle. Wie es sich für einen kulivierten Menschen gehört, entspanne ich mich bei einem Wirbelbad und nutze die Ruhe, um bei meiner Familie im Lowbank Drive anzurufen. Bereits nach dem dritten Klingeln meldet sich meine Schwägerin im Rohr und berichtet, dass sie gerade damit beschäftigt ist, Koffer zu packen. Ich mache grosse Augen und bringe auf Anfrage heraus, dass die lieben Menschen übermorgen nach Kanada ausfliegen und dort drei Wochen verweilen werden. Maria beruhigt mich sofort und verspricht, dass wir uns am 14. Dezember wiedersehen und das Weihnachtsfest in Florida feiern werden.
09.30 Uhr Missmutig steige ich aus der Wanne und nehme am Küchentisch Platz, um unter den bettelnden Blicken meines Haustieres das Frühstück einzunehmen. Leider wird mein Müssiggang alsbald durch Frau Pontecorvo gestört. Die Perle von nebenan hämmert an die Terrassentüre und lotet aus, ob sie mir bei der wichtigsten Mahlzeit des Tages Gesellschaft leisten darf. Ich nicke zustimmend und zögere nicht, ein weiteres Gedeck aus dem Küchenschrank zu holen. Darüber hinaus versorge ich die kleine Frau mit einem Heissgetränk und erzähle, dass ich den anstehenden Thanksgiving Day (löblich: Erntedank Tag) alleine feiern werden. Mit hängendem Kopf komme ich auf das Telefonat mit Maria zu sprechen und unterbreite, dass es meine Verwandten vorziehen, das Familienfest bei den Kindern in Kanada zu verbringen. Meine Nachbarin seufzt laut und ermutigt mich, trotzdem eine kleine Feier auszurichten und Prof. Kuhn einzuladen – das werden wir erst noch sehen.


Bald wird Erntedank gefeiert

10.30 Uhr Nachdem sich Frau Pontecorvo verabschiedet hat, räume ich das Geschirr in die Spülmaschine und hole das alte Kochbuch meiner Oma hervor. Während Dixon in den Garten läuft, um mit Nachbarshund Joey zu spielen, lasse ich prüfende Blicke über die dicht beschriebenen Seiten schweifen und komme zu dem Schluss, dass meine Grossmutter eine Meisterköchin war. Weil es viel zu viel Mühe bereitet, Senffleisch an gedünsteten Runkelrüben zuzubereiten, entschliesse ich mich, den Gästen zum Feiertag einen saftigen Schweinebraten mit Knödel vorzusetzen – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
11.00 Uhr Schlussendlich notiere ich mir die Zutaten auf einem Zettel und schicke mich an, mit Hund Dixon zur Satreales Metzgerei zu krusen. Unterdessen fröne ich dem Radioprogramm von WCKT CAT COUNTY (löblich: Katze Land) und freue mich, ein nagelneues Lied aus Josh Turners Feder zu hören – da kommt Freude auf.
11.45 Uhr Kurz vor dem Mittagsläuten betrete ich die italienische Fleischerei im Herzen Naples und lasse die übergewichtige Thekenkraft wissen, dass ich vier Pfund Schweinenacken benötige. Die Dame fackelt nicht lange und präsentiert ein besonders fettes Stück – wie aufregend.

12.30 Uhr Nachdem ich etwas Mortadella eingekauft und zwei lustige Schnitzelsemmeln für unterwegs in Auftrag gegeben habe, verlasse ich den Laden und unternehme mit dem Vierbeiner einen kleinen Spaziergang. Unterdessen beisse ich kraftvoll in die belegten Semmeln und bin mir sicher, dass Edelbert und Frau Pontecorvo am Donnerstag aus dem Zungeschnalzen kaum mehr herauskommen werden.
13.30 Uhr Da die Sonne vom Himmel brennt und das Fleisch schleunigst gekühlt werden muss, kehre ich zum SUV zurück und trete die Heimreise an. Um schneller voran zu kommen, hupe ich stetig und schrecke auch nicht davor zurück, eine rote Ampel zu überfahren – immerhin kann ich mich nicht um alles kümmern.
14.00 Uhr Zurück im Willoughby Drive, treffe ich Frau Pontecorvo auf der Einfahrt an und höre, dass die Perle am Abend ins Lichtspielhaus gehen wird. Um gebe mich skeptisch und rate, zuhause zu bleiben und sich bei der Ratesendung “Jeopardy” zu amüsieren. Leider will meine Nachbarin nicht hören und entgegnet, dass sie mit Freundinnen verabredet ist und anschliessend eine Eisdiele im Stadtzentrum aufsuchen wird – wie unlöblich.
14.30 Uhr Krachend werfe ich die Pforte ins Schloss und serviere meinem Haustier gesundes Trockenfutter. Danach falle ich gähnend aufs Wohnzimmersofa und entspanne mich von den Strapazen des Tages.


Hans Söllner – Genug

15.30 Uhr Ich öffne die Augen und erkenne, dass es für das Abendessen noch zu früh ist. Um die Zeit sinnvoll zu überbrücken, nehme ich am Schreibtisch Platz und widme mich der Anschnurseelsorge. Darüber hinaus segle ich durchs Internetz und lerne auf der Heimseite des “Münchner Merkurs”, dass der aus Bad Reichenhall stammende Musiker Hans Söllner vor wenigen Tagen sein 25. Studioalbum herausgebracht hat. In diesem Zusammenhang studiere ich auch eine Zwischenschau (unlöblich: Interview) mit Herrn Söllner und lese, dass er den bayerischen Ministerpräsident Markus Söder als “primitiv denkender Mensch” bezeichnet hat – dem ist nichts hinzuzufügen.
16.00 Uhr Weil Hans Söllners aktuelles Werk mit dem Titel “Genug” auf Amazon verfügbar ist, lausche ich den Kompositionen und registriere, dass ich mit vielen von Herrn Söllner getätigten Aussagen zustimmen kann.
17.00 Uhr Um nicht Hunger leiden zu müssen, nehme ich mit belegten Käsebroten Vorlieb und trinke dazu ein Weissbier. Danach wische ich den Esstisch mit einem nassen Lappen ab und freue mich auf den Feierabend.
18.00 Uhr Als die Geschirrspülmaschine endlich läuft, gehe ich zum gemütlichen Teil des langen Tages über. Ich mache es mir kartoffelchipsknabbernd vor dem Flachbildschirm bequem und folge den FOX Nachrichten.

19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf NETFLIX und erfreue mich an der seichten Komödie “The Ballade Of Buster Scruggs”. Ich klopfe mir erheitert auf die Schenkel und tauche in das Leben des Revolverhelden Buster ein, der eine Kleinstadt von Gaunern und Verbrechern säubern möchte – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Als der Abspann über die Mattscheibe flimmert, betätige ich gähnend den “OFF” (löblich: AUS) Knopf auf der Fernbedienung und rufe Dixon ins Haus. Zu guter Letzt lösche ich sämtliche Lichter und lege mich schlafen. Gute Nacht.

17. Januar 2018 – Weg mit dem Weihnachtskrempel

08.00 Uhr Ein neuer Tag beginnt und ich komme zu dem Schluss, dass es langsam Zeit wird, die weihnachtlichen Dekorationsartikel aus der kleinen Villa zu verbannen. Ruckzuck werfe ich mir den Bademantel über und mache es mir zur Aufgabe, das Lametta vom künstlichen Weihnachtsbaum zu entfernen und den neben der Haustüre angebrachten Mistelzweig in den Mülleimer zu stopfen – gleich platzt mir der Kragen.
08.30 Uhr Während Hund Dixon ausgelassen im Garten spielt, verfrachte ich die wertvollen Drehpyramiden aus dem Erzgebirge in Kartons und vergesse auch nicht, den künstlichen Schnee von den Fensterscheiben zu kratzen. Nebenbei lausche ich dem Radioprogramm von WCKT CAT COUNTRY und habe das Vergnügen, das Titellied des am Freitag erscheinenden Debütalbums der aufstrebenden Landmusikcombo LANco zu hören. Ferner erfahre ich, dass die Musikgruppe anno 2013 in Nashville, TN gegründet wurde und bereits mit dem Lied “Greatest Love Story” (löblich: Grösste Liebesgeschichte) einen landesweiten Hit (löblich: Schlag) landen konnte – wie schön.

09.15 Uhr Nachdem ich die Arbeit beendet habe, trinke ich einen Schluck Milch und werde beim Blick aus dem Fenster Zeuge, wie das verrostete Auto meiner Putzperle vorfährt. Wie es sich gehört, öffne ich spornstreichs die Pforte und heisse Frau Gomez herzlich Willkommen. Die kleinwüchsige Mexikanerin nölt in einer Tour und beteuert, dass sie erst am Montag aus ihrem Weihnachtsurlaub zurückgekommen ist und wenig Lust hat, den Dreck anderer Leute wegzuräumen. Ich zucke mit den Schultern und bitte die Dame, Wäsche zu waschen, den Wohnzimmerboden zu wischen und die Bettwäsche zu wechseln. Anschliessend ziehe ich mich fingerschnippend ins Bad zurück und lasse Wasser in die Wirbelwanne laufen – da kommt Freude auf.
10.15 Uhr Als ich kurz nach dem Zehnuhrläuten den Badespass beende, bimmelt plötzlich das Telefon. Zu meiner Freude meldet sich Maria im Rohr und erzählt, dass sie die wichtigste Mahlzeit des Tages an Georgs Seite im Vereinsheim der Tiburon Golfanlage eingenommen hat. Darüber hinaus berichtet meine Schwägerin, dass sie nun mit Georg einige Bälle schlagen und anschliessend zum Frisör gehen wird – das soll mir auch Recht sein.
10.45 Uhr Da ich noch nichts gegessen habe, lasse ich mich am Küchentisch nieder und bitte Frau Gomez, mir beim Frühstück Gesellschaft zu leisten. Die Reinigungsfachfrau lässt sich nicht zweimal bitten und nimmt sich das Recht heraus, zwei Tassen aus dem Küchenschrank zu holen und mit dem futuristischen DeLonghi Vollautomaten echten JACOBS Bohnenkaffee aufzubrühen. Bei dieser Gelegenheit lasse ich die Putzfrau wissen, dass mich meine Mieterin mit einem stattlichen Weihnachtpaket überrascht hat. Meine Tischnachbarin ist begeistert und beteuert, dass der deutsche Kaffee sehr würzig daherkommt – das kann man laut sagen.


Weihnachten ist längst vorbei

11.30 Uhr Nach der Stärkung spähe ich in den Eiskasten und registriere, dass kaum noch Lebensmittel vorrätig sind. Um in den kommenden Tagen nicht Hunger leiden zu müssen, klatsche ich in die Hände und fordere den Vierbeiner auf, mich zum PUBLIX Supermarkt zu begleiten – mir bleibt wirklich gar nichts erspart.
12.00 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, treffe ich am Ziel ein und mache einer störrischen Kunden einen Einkaufswagen streitig. Danach strebe ich lachend in den klimatisierten Flachbau und lade Waren des täglichen Bedarfs ein. Darüber hinaus schoppe ich auch in der Obst- und Gemüse Abteilung ab und leiste mir eine lustige Zuckermelone aus dem fernen Peru – man gönnt sich ja sonst nichts.


Ich schoppe bei PUBLIX ab

13.00 Uhr Um insgesamt 87 Dollars erleichtert, steuere ich als nächstes “Bob’s Liquor Store” an, um süffiges Erdinger Weissbier sowie vitaminreiches Budweiser einzukaufen. Natürlich plaudere ich auch mit dem Ladeninhaber und bringe in Erfahrung, dass Herr Bob alsbald in den hohen Norden reisen und seinen Cousin in North Carolina besuchen wird – das hört man gerne.
14.00 Uhr Völlig verschwitzt treffe ich wieder im Willoughby Drive ein und zögere nicht, die schweren Einkaufstüten ins Haus zu schleppen. Danach fülle ich Dixons Napf mit Trockenfutter auf und falle erschöpft aufs Kanapee.
15.00 Uhr Ich öffne die Augen und nutze den angebrochenen Nachmittag, um Anschnur zu gehen und Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher zu studieren. Wie nicht anders zu erwarten, finde ich Dutzende Briefe im elektronischen Postfach vor und stelle fest, dass es die Jugend von heute ziemlich bunt treibt – wie furchtbar.
16.00 Uhr Nachdem ich zum Abschluss der Anschnursitzung die neuesten Einträge im Gästebuch überflogen habe, leine ich den Vierbeiner an und breche zu einem Spaziergang auf. Mit einem schönen Lied auf den Lippen schlendere ich durch das beschauliche Wohngebiet und halte die frechen Nachbarskinder Emily und Francis an, nicht zu krakeelen und auch keine Fensterscheiben einzuwerfen – gleich platzt mir der Kragen.


Stephen King – Sleeping Beauties

17.00 Uhr Zurück in der kleinen Villa, beschalle ich die Wohnstube mit stimmungsvoller Radiomusik und sorge für ein nahrhaftes Abendessen. Nebenher telefoniere ich mit Prof. Kuhn und vernehme, dass der gute Mann den Tag in einer Barnes & Noble Buchhandlung verbracht und sich mit leichter Lektüre eingedeckt hat. Edelbert kommt auf den neuen Roman des Erfolgschriftstellers Stephen King zu sprechen und legt mir nahe, ebenfalls 12 Dollars in den Bestseller “Sleeping Beauties” (löblich: Schlafende Schönheiten) zu investieren – das werden wir erst noch sehen.
18.00 Uhr Nachdem ich vier Wurstbrote, ein Dutzend Gewürzgurken aus dem Glas sowie ein halbes Pfund Capocollo gefressen habe, gehe ich zum gemütlichen Teil des Tages über. Um auf den neuesten Stand zu kommen, schaue ich mir die FOX Nachrichten an und informiere mich aus erster Hand über die Geschehnisse in der Welt.
19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit wechsle ich auf den Bezahlsender SHOWTIME, um der seichten Komödie “Splash” (auf deutsch: Jungfrau am Haken) aus dem Jahre 1984 zu frönen – das macht Spass.
21.00 Uhr Ein heiterer Fernsehabend geht zu Ende und ich drücke beherzt auf den “OFF” (löblich: AUS) Knopf der neumodernen Fernbedienung. Danach rufe ich Dixon ins Haus und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.