26. November 2018 – Rosarote Panther und Kochlöffel

08.00 Uhr Die letzte Woche des Herbstmonats November bricht an und ich habe mit Kopfschmerzen zu kämpfen. Um dem Schmerz wirkungsvoll entgegen zu wirken, rolle ich mich aus dem Bett und nehme zwei Tabletten ein. Dazu trinke ich ein Glas Cola und öffne sämtliche Fenster, um tief durchzuatmen – das tut gut.
08.30 Uhr Wenig später absolviere ich an der Seite meines Haustieres die Morgengymnastik und erinnere mich, dass der aus Dresden stammende Schriftsteller Erich Kästner den November mehrmals in Gedichten thematisiert hat. Mit erhobenem Zeigefinger zitiere ich die schöne Geschichte vom “Nassen November” und informiere, dass Herr Kästner diese Zeilen im Jahre 1959 geschrieben hat – wie aufregend.


Erich Kästner war ein deutscher Schriftsteller

09.00 Uhr Weil Hygiene und Sauberkeit in der heutigen Zeit gross geschrieben werden, ziehe ich mich fingerschnippend ins Bad zurück und läute den sonnigen Morgen mit einem erfrischenden Wirbelbad ein. Zudem nutze ich die Gelegenheit, um Georgs Nummer in die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) einzutippen und mich nach dem Rechten zu erkundigen. Mein Bruder gibt sich schlechtgelaunt und beteuert, dass es in Toronto bitterkalt ist. Darüber hinaus erfahre ich, dass der gute Mann heute Weihnachtseinkäufe tätigen wird und seinen Weinkeller mit sündteuren Rebensäften auffüllen wird – das hört man gerne.


Alexa verwöhnt mich mit Musik

10.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 10 zugeht, hüpfe ich aus der Wirbelbadewanne und fordere die ALEXA Musiksäule auf, mich mit handgemachter amerikanischer Landmusik zu verwöhnen. Ausserdem fülle ich die Hahn und Henne Tasse mit brühfrischen Bohnentrunk auf und mache es mir zur Aufgabe, leckere Rühreier mit Speck zuzubereiten – wie gut das duftet.
10.30 Uhr Just als ich mich an den Esstisch setze, pocht Frau Pontecorvo an die Terrassentüre und fordert mich auf, mit ins Zentrum zu kommen. Als ich genauer nachfrage, rückt die Perle mit der ganzen Wahrheit heraus und unterbreitet, dass sie dem Schoppingwahnsinn frönen und Präsente besorgen möchte. Natürlich winke ich augenblicklich ab und gebe zu Protokoll, dass ich in diesem Jahr die Geschenke ausschliesslich im Internet ordern werde – immerhin fehlt mir einfach die Zeit, um mir stundenlang die Beine in Kaufhäusern in den Bauch zu stehen.
11.00 Uhr Nachdem sich meine Nachbarin verabschiedet hat, lasse ich mich voller Elan vor dem Heimrechner nieder und segle auf die Heimseite von AMAZON. Prompt mache ich grosse Augen und lerne, dass der weltgrösste Internetzhändler derzeit besonders hohe Rabatte gewährt. Ich stöbere interessiert durch das reichhaltige Angebot und lerne, dass nicht nur ALEXA Musikgeräte sondern auch Handtelefone sowie Klamotten preiswert zu haben sind. Schnell werde ich auf wärmende Hausanzüge aufmerksam, die dem Kostüm des “Pink Panthers” (löblich: Rosaroter Panther) nachempfunden sind. Ich komme aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und stelle mir vor, wie die Kinder in diesen Aufzügen aussehen würden – da kommt besonders grosse Freude auf.


Nach dem Schoppen trinke ich ein Bier

12.00 Uhr Zur Mittagszeit gehe ich entnervt von der Leine und komme zu dem Schluss, dass es Kunden angesichts der zahlreichen Schnäppchen besonders schwer fällt, geeignete Geschenke zu finden. Achselzuckend schlendere ich in die Küche und schnappe mir ein süffiges Bier aus dem Eiskasten. Ausserdem richte ich mir reichbelegte Sandwiches (unlöblich: Wurstbrote) an und beisse kraftvoll zu – das tut gut.
12.45 Uhr Nach der Hause greife ich gesättigt zum Telefon und rufe bei Edelbert an, um nachzufragen, was er seinem Sohn zum Weihnachtsfest schenken wird. Der schlaue Mann plappert ohne Unterlass und kündigt an, dass er seinem Stammhalter ein Jahreskarte für das “Deutsche Theater” in Berlin schenken wird. Ich seufze laut und entgegne, dass ich mich nicht entscheiden kann. Der Professor überlegt ganz genau und ermutigt mich, für Maria einen Schnellkochtopf einzukaufen – das hört sich interessant an.
13.30 Uhr Schlussendlich wünsche ich meinem Bekannten einen angenehmen Nachmittag und beende das Gespräch. Im Anschluss bette ich mich auf dem Kanapee zur Ruhe und döse schnell ein.


Hund Dixon ist brav

14.30 Uhr Hund Dixon weckt mich mit lautem Gebell und fordert mich auf, die Terrassentüre zu öffnen. Während der Rüde nach draussen läuft, nehme ich abermals am Schreibtisch platz und rufe erneut die Internetzpräsenz von AMAZON auf. Missmutig nehme ich die Musikneuerscheinungen in Augenschein und ringe mich dazu durch, für James die neue Martina McBride Weihnachtskompaktscheibe in den virtuellen Einkaufskorb zu legen.
15.15 Uhr Alsbald stattet mir meine Nachbarin einen Besuch ab und klagt mir ihr Leid. Die kleine Frau schimpft wie ein Bierkutscher und erörtert, dass das Zentrum mit Touristen überlaufen war und es kein Vergnügen war, in den Geschäften zu bummeln. Ich verweise in diesem Zusammenhang auf meine Internetzsitzung und merke an, dass ich Maria mit einem Satz Kochlöffel und James einer Kompaktscheibe überraschen werde. Anstatt mich für meine Auswahl zu belobigen, bricht meine Bekannte in schallendes Gelächter aus und meint, dass ich den lieben Leuten mit diesen Geschenken keine Freude bereiten werde – wie unlöblich.
16.00 Uhr Verärgert leere ich den Einkaufswagen und stelle klar, dass mir nun die Lust vergangen ist. Um meiner Aussage Nachdruck zu verleihen, fahre ich das Betriebssystem herunter und greife zur Hundeleine, um mit Dixon einen Spaziergang zum La Playa Golfplatz zu unternehmen – gleich platzt mir der Kragen.


Mein Zuhause unter Palmen

17.00 Uhr Zurück im Willoughby Drive, werfe ich die Pforte laut krachend ins Schloss und serviere meinem Haustier gesundes Trockenfutter aus dem Hause Royal Canin. Danach koche ich köstliche Langnudeln mit Tomatensauce auf und lasse mir zum Nachtmahl ausserdem einen farbenfrohen Tomatensalat schmecken.
18.00 Uhr Als die Geschirrspülmaschine endlich läuft, gehe ich zum gemütlichen Teil des Tages über. Ich mache es mir kartoffelchipsknabbernd vor dem Flachbildschirm bequem und folge den Nachrichten, um zu erfahren, dass es auch während der Woche warm und sonnig bleiben wird.

19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf AMC und erfreue mich an der Weihnachtskomödie “Christmas Vacation” (auf deutsch: Schöne Bescherung). Ich amüsiere mich köstlich und tauche während der kommenden zwei Stunden in das Leben der Familie Griswold ein, die sich auf ein ruhiges Weihnachten freut.
21.00 Uhr Als der Abspann über die Mattscheibe flimmert, betätige ich gähnend den “OFF” (löblich: AUS) Knopf auf der Fernbedienung und rufe Dixon ins Haus. Zu guter Letzt lösche ich sämtliche Lichter und lege mich schlafen. Gute Nacht.