08.00 Uhr Hund Dixon kommt ans Bett und leckt mir über die Hand. Ich schaue dem frechen Rüden ganz tief in die rehbraunen Augen und erkläre ihm, dass ich nun aufstehen und die Morgengymnastik absolvieren werde. Der Vierbeiner ist ganz aus dem Häuschen und begleitet mich an die frische Luft – wie schön.
Hund Dixon
08.30 Uhr Während ich meine Muskeln lockere, spähe ich durchs weitgeöffnete Küchenfenster meiner Nachbarin und werde Zeuge, wie Frau Pontecorvo den Frühstückstisch deckt. Natürlich winke ich der Dame redlichst zu und lote aus, ob ich ihr bei der wichtigsten Mahlzeit des Tages Gesellschaft leisten kann. Die Dame nickt eifrig und behauptet, dass es ihr eine Ehre wäre, mir schmackhafte Eierkuchen (unlöblich: Pancakes) vorzusetzen.
09.00 Uhr Bevor ich Frau Pontecorvo besuche, entspanne ich mich bei einem löblichen Wirbelbad. Bei dieser Gelegenheit fröne ich dem Radioprogramm eines örtlichen Nachrichtensenders und lerne, dass in wenigen Stunden im russischen Sotschi die Olympischen Winterspiele beginnen werden. Der Moderator versorgt mich mit Fakten und berichtet, dass tschetschenische Mohammedaner mit Terroranschlägen gedroht haben. Mittlerweile hat auch die amerikanische Regierung Vorsichtsmassnahmen ergriffen und nicht nur 40 FBI Agenten in die Olympiastadt ausgeflogen, sondern auch Kriegsschiffe ins schwarze Meer entsandt – das ist ja allerhand.
Olympiade in Sotschi – Ich sage Nein
10.00 Uhr Nach dem Badespass laufe ich mit Dixon nach nebenan und betätige die Klingel am Nachbarhaus. Frau Pontecorvo bittet mich zuvorkommend herein und zögert nicht, Eierkuchen mit Ahornsirup sowie vitaminreiche Speckstreifen aufzufahren. Ich greife beherzt zum Besteck und registriere, dass die Pancakes ganz hervorragend schmecken. Nebenbei erzähle ich der kleinen Frau von meinen gestrigen Erlebnissen und gebe zu Protokoll, dass ich Georg, Maria und Edelbert an den Strand begleitet habe.
10.45 Uhr Just als ich mir einen kleinen Nachschlag gönne, kommt Georgs JEEP im Willoughby Drive zum Stehen. Ich wische mir den Mund an einer Serviette ab und mache es mir zur Aufgabe, meinen Bruder ins Haus von Frau Pontecorvo zu lotsen. Unterdessen erfahre ich, dass der gute Mann seine Ehefrau beim Frisör abgesetzt und etwas Freizeit mitgebracht hat – wie schön.
Rauchen – Nein Danke
11.30 Uhr Während wir gemütlich auf der Terrasse sitzen, zündet sich mein Bruder eine dicke Zigarre an und verrät, dass er kubanische Cohiba Zigarren ins Land geschmuggelt hat. Ich mache grosse Augen und entgegne, dass Rauchwaren aus dem benachbarten Inselstaat hierzulande verboten sind. Georg bläst Rauchringe in den wolkenlosen Himmel und sagt, dass die Cohibas die besten Zigarren der Welt sind.
12.00 Uhr Wenig später tippt mein Tischnachbar auf seine protzige BREITLING Armbanduhr und meint, dass er jetzt in die Stadt fahren und Maria im “Yabba Island Grill” treffen wird. Da ich nichts besseres zu tun habe, schnippe ich mit den Fingern und gebe zu Protokoll, dass ich kurzerhand mitkommen werde.
12.30 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit parken wir den Geländewagen an der Prachtstrasse und kehren ins beste Restaurant der Stadt ein. Maria begrüsst mich herzlich und sagt, dass sie bereits eine Flasche Merlot “Swanson Vineyard” bestellt und von der Tageskarte ein New York Strip Steak (löblich: New York Streifenschnitzel) ausgesucht hat. Ich lecke mir die Lippen und entscheide mich ebenfalls für das köstliche Fleischgericht.
13.00 Uhr Als der hochnäsige Ober die Speisen serviert, kommt meine Schwägerin auf ihren Frisörbesuch zu sprechen und rechnet vor, dass sie für einen einfachen Schnitt 120 Dollars bezahlen musste. Ich staune nicht schlecht und informiere, dass ich mir die Haare zuhause selbst schneide. Mein Bruder kommt aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und meint, dass ich mit diesem Haarschnitt keinen Blumentopf gewinne – wie unlöblich.
14.00 Uhr Nachdem wir das Mittagessen mit Himbeersorbet abgerundet haben, folgen wir der 5th Avenue nach Westen und schauen uns die Auslagen in den Schaufenster an. Nebenher lässt mein Bruder seinen gestrigen Besuch bei Herrn Wang Revue passieren und plappert darüber, dass in der kommenden Woche Bauarbeiter anrücken und die Fassade des “Naples Manor Motels” renovieren werden – das soll mir Recht sein.
15.00 Uhr Weil meine Verwandten am Abend das Musical “High Society” anschauen wollen, kehren wir zum Auto zurück. Georg steuert das Fahrzeug gen Norden und schlägt vor, dass wir morgen einen Ausflug unternehmen könnten. Ich überlege nicht lange und bringe eine Ausfahrt zum “Everglades Seafood Festival” in Everglades City zur Sprache. Meine Verwandten werden sogleich hellhörig und vertreten die Meinung, dass es eine Gaudi werden wird, Meeresfrüchte zu essen und Landmusikkapellen beim Musizieren zuzuschauen – wie wahr.
Mein Zuhause unter Palmen
15.45 Uhr Zurück in der kleinen Villa, lege ich die Beine im klimatisierten Wohnzimmer hoch und entspanne mich redlichst – das tut gut.
16.45 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und eile ich in die Küche, um das Abendessen vorzubereiten. Da ich keine Lust habe, stundenlang am Herd zu stehen, richte ich eine vitaminreiche Käseplatte an. Dazu gibt es ein perfekt eingeschenktes Weissbier mit Schaumkrone.
17.30 Uhr Nachdem ich drei Käsebrote mit Gurken verzehrt habe, rufe ich bei Edelbert an und lasse ihn wissen, dass meine Verwandten am Samstag ins Landesinnere fahren und sich auf dem “Everglades Seafood Festival” tummeln wollen. Der schlaue Mann ist begeistert und sagt, dass er sich dem Ausflug anschliessen wird – wie schön
18.30 Uhr Endlich beginnt der wohlverdiente Feierabend. Ich drücke mich durch die Satellitenprogramme und bleibe letztendlich auf dem Bezahlsender FX hängen, wo just im Augenblick drei Episoden der spannenden Gruselserie “American Horror Story” laufen. Ich folge den Geschehnissen mit Argwohn und bin mir sicher, dass ich in der Nacht Alpträume haben werde – wie unlöblich.
21.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner geschmackvollen Wanduhr auf 9 deutet, schalte ich die Glotze aus und rufe Dixon ins Haus. Danach lösche ich das Licht und lege mich schlafen. Gute Nacht.