08.00 Uhr Ein besonders heisser Herbsttag beginnt und ich fühle mich blendend. Weil Prof. Kuhn heute sein Wiegenfest feiert und uns zum Mittagessen ins “La Luna” eingeladen hat, hüpfe ich spornstreichs aus dem Bett und mache es mir zur Aufgabe, das Geburtstagsgeschenk einzupacken. Gekonnt stecke ich den Hotel- sowie Flugschein in einen Umschlag und erzähle meinem Haustier, dass ich mit Edelbert und Frau Pontecorvo am 9. Oktober nach Atlantic City ausfliegen werde. Ich schnalze mit der Zunge und verrate, dass wir im renommierten “Borgata Hotel” logieren und viel Geld an den Spielautomaten gewinnen werden.
Atlantic City – wir kommen
08.30 Uhr Nach der Morgengymnastik verabschiede ich mich in die Nasszelle und wasche mich redlichst. Nebenher überlege ich ganz genau und komme zu dem Schluss, dass ich Dixon nicht in die Spielerstadt Atlantic City mitnehmen kann. Um Nägel mit Köpfen zu machen, greife ich zum Telefon und rufe bei Frau Crane an. Die Gute meldet sich prompt und versichert, dass sie mit Freuden den Vierbeiner in Obhut nehmen wird – wie schön.
09.30 Uhr Als ich mich an den Küchentisch setze und kraftvoll zubeisse, stösst Frau Pontecorvo die Haustüre auf. Meine Nachbarin plappert ohne Unterlass und möchte wissen, wann wir Edelbert treffen werden. Ich tippe augenrollend auf meine goldene ROLEX und entgegne, dass uns der gute Mann gegen halb Eins erwartet.
10.00 Uhr Während mir Frau Pontecorvo bei der wichtigsten Mahlzeit des Tages Gesellschaft leistet, telefoniere ich mit Georg und vernehme, dass mein Bruder die Vormittagsstunden ausnutzt, um mit Herrn Wang Golf zu spielen. Ich nicke eifrig und erinnere, dass wir uns um halb Eins zu Edelberts Geburtstagsfeier sehen werden. Mein Verwandter ist begeistert und sagt, dass Maria just im Moment in der “Barnes & Nobles” Buchhandlung ein Präsent für den schlauen Mann aussucht.
Wir schlürfen Schaumwein
10.30 Uhr Wir beenden das Frühstück und ziehen es vor, auf der Terrasse die Seelen baumeln zu lassen. Als kleine Aufmerksamkeit spendiere ich Frau Pontecorvo ein Gläschen PIPER HEIDSIECK Schaumwein und informiere, dass dieser exquisite Rebentrunk sehr bekömmlich ist. Meine Nachbarin gibt mir Recht und setzt mich darüber in Kenntnis, dass sie Edelbert mit einem Fläschchen “Cleveland Black Reserve” überraschen wird. Ich staune nicht schlecht und erwidere, dass der Professor an diesem rauchigen Qualitätsbourbon bestimmt Gefallen finden wird.
11.15 Uhr Während Dixon zum Teich rennt, kratze ich mich am Haaransatz und erwähne, dass ich den Vierbeiner während unserer Forschungsreise nach Atlantic City bei Familie Crane lassen werde. Frau Pontecorvo gähnt ausgiebig und meint, dass sie nun nach Hause gehen und sich aufsteilen wird.
12.00 Uhr Eine dreiviertel Stunde später präsentiert sich meine Nachbarin in einem schicken Sommerkleid. Ich rücke meine NY YANKEES Kappe zurecht und schlage vor, dass wir nun losfahren sollten. Als Kavalier der alten Schule halte ich meiner Bekannten die Autotüre auf und vergesse auch nicht, Hund Dixon auf die Ladefläche zu hieven. Anschliessend drücke ich das Gaspedal bis zum Anschlag durch und presche hupend aus dem Wohngebiet.
12.30 Uhr Pünktlich wie die Maurer betreten wir die Wirtschaft und freuen uns, nicht nur Edelbert, meine Verwandten sowie Herrn Wang, sondern auch Herrn und Frau Satesh anzutreffen. Wie es sich gehört, wünsche ich meinem Bekannten alles Gute und überreiche ihm das Geschenk. Der Professor ist den Tränen nahe und unterbreitet, dass es ein lange gehegter Wunsch war, Atlantic City zu besuchen. Ich schlage in die gleiche Kerbe und gebe zu Protokoll, dass wir am 10. Oktober sogar ein Frankie Valli Konzert besuchen werden – das wird phantastisch.
13.00 Uhr Weil das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, spähe ich in die Speisekarte und entschliesse mich, zur Feier des Tages eine Fischplatte zu bestellen. Meine Tischnachbarn folgen meinem Beispiel und ordern bei einer brünetten Bedienung namens Pamela (39) ebenfalls gesunde Fischgerichte – wie schön.
13.30 Uhr Während der Rotwein in Strömen fliesst, erfahre ich von Edelbert, dass er am Morgen mit seinem Sohn telefoniert hat. Der schlaue Mann strahlt übers ganze Gesicht und gibt mir zu verstehen, dass Herr Peter im November nach Florida kommen und zwei Wochen bleiben wird – das ist die beste Nachricht des ganzen Tages.
14.00 Uhr Da man auf einem Bein nicht stehen kann, winken wir die Kellnerin an den Tisch und wählen als Nachspeise vitaminreiches Tiramisu. Dazu gibt es brühfrische Schaumkaffees (unlöblich: Cappuccinos) sowie köstlichen Traubenbrand (unlöblich: Grappa) aus der italienischen Kleinstadt Monovitigno.
Die Kellnerin bekommt ein Trinkgeld
15.00 Uhr Nachdem Edelbert die Rechnung beglichen und der hochnäsigen Kellnerin ein stattliches Trinkgeld beschert hat, vertreten wir uns die Beine. Mit Hund Dixon im Schlepptau folgen wir der 5th Avenue gen Osten und plaudern angeregt über Dies und Das. Bei dieser Gelegenheit komme ich auch mit Herrn Satesh ins Gespräch und erfahre, dass Edelberts ehemaliger Kollege an einem Buchprojekt arbeitet. Ich mache grosse Augen höre, dass sich der aus Mumbai stammende Mathematiker mit der “Eulersche Identität” beschäftigt – wie aufregend.
16.00 Uhr Nach einer Stunde stehen wir wieder vor dem La Luna und verabschieden uns händeschüttelnd. Edelbert bedankt sich nochmals und kündigt an, dass er sich gleich im Internetz über Atlantic City schlau machen wird. Ferner tausche ich mich auch mit Georg aus und höre, dass Robert und Jessica Pfaffenberg morgen Nachmittag aus Miami zurückkommen werden – das soll mir Recht sein.
17.00 Uhr Zurück im Willoughby Drive, mache ich mich in der Küche nützlich und fülle Dixons Napf mit Leckereien auf. Darüber hinaus nehme ich selbst mit reich belegten Wurstbroten und einem Budweiser Vorlieb.
Ein gesundes Wurstbrot
18.00 Uhr Nach der Hausarbeit gehe ich zum gemütlichen Teil des Tages über und schaue fern. Unter anderem informiere ich mich auf FOX über die tagesaktuellen Geschehnisse und lerne, dass heute nicht nur Edelbert, sondern auch der amerikanische Schriftsteller William Faulkner Geburtstag feiert.
19.00 Uhr Zur sogenannten “Prime Time” (löblich: Hauptfernsehzeit) wechsle ich auf HBO und fröne kartoffelchipsverzehrend dem Spielfilm “Maggie” mit Arnold Schwarzenegger. Der Endzeitstreifen erzählt von einem Familienvater, dessen Tochter von einem todbringenden Virus heimgesucht wurde – wie unlöblich.
21.00 Uhr Als der Abspann über die Mattscheibe flimmert, beende ich den Fernsehabend und begleite Dixon noch einmal in den Garten. Anschliessend reguliere ich die moderne Klimaanlage und lege mich schlafen. Gute Nacht.