08.00 Uhr Auch heute rolle ich mich sportlich aus dem Wasserbett und halte mich mit der Morgengymnastik auf der schattigen Terrasse in Form. Während ich auf und ab hüpfe, erkläre ich Hund Dixon, dass wir in drei Tagen zu einem grossen Abenteuer aufbrechen werden. Ich deute gen Südosten und merke an, dass wir am Ostersamstag den “Mahogany Hammock Park” besuchen und dort ausgedehnte Spaziergänge unternehmen werden – wie schön.
08.30 Uhr Just als ich schnaufend ins klimatisierte Haus zurück kehre, stellt sich mir Frau Gomez in den Weg und informiert, dass sie nun die kleine Villa auf Vordermann bringen wird. Ich nicke eifrig und entgegne, dass ich am Wochenende einen Ausflug unternehmen werde und noch Einkäufe tätigen muss – was das wieder kostet.
Mein Zuhause unter Palmen
09.00 Uhr Bevor ich losfahre, lasse ich die Seele bei einem erfrischenden Wirbelbad baumeln. Ausserdem rufe ich im Ferienhaus meiner Verwandten an und gebe zu Protokoll, dass ich alsbald zum Supermarkt meines Vertrauens krusen und Lebensmittel für die anstehende Reise besorgen werde. Georg freut sich und legt mir nahe, etliche Konserven sowie Spiritus für den Tischgrill einzukaufen – das ist doch eine Selbstverständlichkeit.
09.45 Uhr Nach dem Badespass kehre ich in die Küche zurück und labe mich an einem Schinkenbrot. Unterdessen tratsche ich mit der Reinigungsfachfrau und vernehme im Radio, dass die weltbekannte amerikanische Sängerin Melissa Etheridge in der vergangenen Woche ein neues Studioalbum herausgebracht hat. Ich werde sogleich hellhörig und fasse den Entschluss, mir schnellstmöglich ein Exemplar zu sichern.
10.15 Uhr Redlichst gestärkt erhebe ich mich vom Küchentisch und halte Frau Gomez an, den Esstisch abzuräumen und das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine einzusortieren. Im Anschluss scheuche ich den Vierbeiner nach draussen und hüpfe ausgelassen in den PS-strotzenden Chevrolet – das macht Spass.
10.45 Uhr Wenig später treffe ich im Supermarkt ein und mache einer störrischen Rentnerin mit hellblauen Haaren einen Einkaufswagen streitig. Schlussendlich lasse ich die kreischende Alte achtlos stehen und schiebe den Wagen in den Flachbau, um allerhand Waren des täglichen Bedarfs einzuladen. Natürlich nehme ich mir auch den Ratschlag meines Bruders zu Herzen und verfrachte diverse Lebensmitteldosen, in Plastikfolie verschweisste Würste sowie einen Kanister mit Brennspiritus zu den anderen Lebensmitteln.
11.30 Uhr Zum Abschluss des Schoppingvergnügens werde ich am Kompaktscheibenregal vorstellig und greife ohne zu Zögern nach dem nagelneuen Melissa Etheridge Werk. Danach steuere ich Kasse Nummer 7 an und sehe mich genötigt, weit über 100 Dollars zu investieren – gleich platzt mir der Kragen.
12.00 Uhr Weil das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, kehre ich nach dem Bezahlvorgang in die benachbarte “Burger King” Gaststätte ein, um vitaminreiche Cheeseburger mit Kartoffelstäben zu fressen. Dazu gibt es einen grossen Becher Diät Cola sowie einen lustigen Chicken Club Salad (löblich: Hühner Vereinssalat).
Melissa Etheridge – The Medicine Show
13.00 Uhr Nach der Stärkung trete ich die Heimfahrt in den Willoughby Drive an und nutze die Gelegenheit, um mir die silberne Scheibe mit dem Titel “The Medicine Show” (löblich: Die Medizin Vorstellung) anzuhören. Schnell wird mir klar, dass der mittlerweile 57jährigen Sängerin mit ihrem 15. Studioalbum ein ganz grosser Wurf geglückt ist.
13.30 Uhr Zuhause angekommen, klatsche ich in die Hände und räume die Einkäufe spornstreichs in den Eiskasten ein. Anschliessend trinke ich ein eiskaltes Budweiser und bette mich auf dem Kanapee zur Ruhe. Während Dixon im Garten tollt, schliesse ich die Augen und döse prompt ein.
Hund Dixon spielt im Garten
14.30 Uhr Ich öffne die Augen und stelle fest, dass es bereits halb 3 geschlagen hat. Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, rapple ich mich auf und setze ich mich an den Schreibtisch. Im Rahmen der Anschnurseelsorge rufe ich Depeschen besorgter Eltern ab und helfe, wo ich nur kann. Unter anderem rate ich einer 41jährigen Mutter aus Fürth, ihrem frechen Sohn (9) nichts zum Geburtstag zu schenken. Immerhin kann es nicht sein, dass der heranwachsende Rüpel ständig mit ungepflegten Grufties am Bahnhof abhängt – wo kommen wir denn da hin.
15.30 Uhr Nach einer Stunde gehe ich von der Leine und nehme mir das Recht heraus, meiner Nachbarin einen Besuch abzustatten. Frau Pontecorvo begrüsst mich herzlich und ladet mich kurzerhand zum Kaffeekränzchen ein. Die kleine Frau lässt sich nicht lumpen und tischt mir neben einem Heissgetränk auch ein grosses Stück Käsekuchen auf. Ich greife zungeschnalzend zur Gabel und erzähle, dass ich für das Wochenende einen Ausflug geplant habe. Natürlich komme ich auf den “Mahogany Hammock Park” zu sprechen und stelle klar, dass besagter Staatspark zu einem der beliebtesten Ausflugsziele in den Everglades zählt – das ist prima.
Wir krusen in die Everglades – wie schön
16.30 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, meine Zelte im Nachbarhaus abzubrechen. Mit vollem Bauch schleppe ich mich nach Hause und mache es mir zur Aufgabe, für ein nahrhaftes Abendessen zu sorgen. Während Melissa Etheridge das schöne Lied “Last Hello” (löblich: Letztes Hallo) trällert, schwenke ich gesundes Butterschmalz in einer Pfanne mit Teflonbeschichtung und brate ein kleines Schnitzel heraus – wie gut das duftet.
17.30 Uhr Nachdem ich in der Küche für Ordnung und Sauberkeit gesorgt und mit Edelbert telefoniert habe, lasse ich mich im bequemen Ohrensessel nieder und gebe mich den FOX Nachrichten hin. Unter anderem lerne ich, dass die von Charlie Chaplin im Jahre 1919 gegründete Filmproduktionsgesellschaft “United Artists” (löblich: Vereinte Artisten) just heute ihren 100. Geburtstag feiert – das soll mir auch Recht sein.
18.30 Uhr Um etwas Abwechslung zu bekommen, nehme ich mit dem AMAZON Videoprogramm Vorlieb und erfreue mich an der britischen Serie “Catastrophe”, die aus dem Leben eines hochnäsigen Werbefachmannes erzählt, der während einer Geschäftsreise nach London eine Lehrerin kennen und lieben lernt – da kommt Freude auf.
21.00 Uhr Nach sechs heiteren Episoden beende ich den Fernsehabend und rufe den Vierbeiner ins Haus. Danach falle ich erschöpft ins Bett und döse prompt ein. Gute Nacht.