23. August 2017 – Regenwetter

07.45 Uhr Weil ein donnernder Regenschauer niedergeht, stehe ich etwas früher auf und ziehe mich spornstreichs ins Badezimmer zurück. Während sich Dixon mit einem quietschenden Spielzeug beschäftigt, brause ich mich kalt ab und komme zu dem Schluss, dass man bei diesem Sauwetter kaum einen Schritt vor die Türe wagen kann.
08.45 Uhr Sechzig Minuten später pocht Edelbert an die Pforte und setzt mich darüber in Kenntnis, dass er sich auch frisch machen möchte. Ich schlüpfe seufzend in modische Freizeitkleidung und lasse meinen Bekannten wissen, dass ich auf Hygiene besonders grossen Wert lege. Danach setze ich mir die NY YANKEES Kappe auf und flitze mit dem Vierbeiner im Schlepptau zum Haupthaus, um meine Familie herzlich zu begrüssen. Maria schenkt mir ein Lächeln und beteuert, dass das schlechte Wetter zu einer Partie Monopoly einlädt. Da ich Brettspiele nicht ausstehen kann, schüttle ich den Kopf und stelle klar, dass ich ganz bestimmt nicht mitspielen werde. James schlägt in die gleiche Kerbe und kündigt an, dass er gleich nach Toronto rasen wird, um seinen Gitarristen zu treffen. Als ich genauer nachfrage, rückt mein Neffe mit der ganzen Wahrheit heraus und erzählt, dass Sam Dietz über das Wochenende an neuen Liedern gefeilt hat – das hört man gerne.


Schlechtes Wetter am Lake Simcoe

09.30 Uhr Wenig später kommt der Professor dazu und lässt sich ebenfalls die wichtigste Mahlzeit des Tages munden. Als ich meinen trocknen Hals durchspüle und verträumt nach draussen spähe, kommt der gute Mann auf unsere Heimreise zu sprechen und unterbreitet, dass wir am Dienstag dem Lake Simcoe Lebewohl sagen sollten. Ich nicke eifrig und erwähne, dass es eine Gaudi wäre, am Erie See entlang zu krusen und einen Zwischenstopp in Detroit einzulegen. Edelbert macht grosse Augen und zögert nicht, den RAND MCNALLY Atlas hervorzuholen und sich über die Wegstrecke schlau zu machen. Unterdessen wende ich mich dem kleinen David zu und bringe heraus, dass er am 5. September wieder zur Schule gehen und für das Leben lernen muss.
10.30 Uhr Nachdem sich James verabschiedet hat, baut Maria das Monopoly Brett auf und animiert uns, am Spiel teilzunehmen. Ich lehne dankend ab und merke an, dass ich die Vormittagsstunden ausnutzen werde, um den WINNEBAGO TRAVATO aufzutanken. Edelbert reibt sich die Hände und sagt, dass er mich begleiten wird.


Wir müssen tanken – was das wieder kostet

11.15 Uhr Wenig später sitzen wir im Wohnmobil und schlittern bei stetigem Regen auf dem schlammigen Schotterweg in Richtung Gilford Beach. Weil in diesem Nest keine Tankstelle angesiedelt ist, sehen wir uns genötigt, auf der Staatsstrasse 39 nach Innisfil weiterzufahren. Nebenher plaudere ich angeregt mit dem Professor und unke, dass wir für unsere Heimreise mindestens acht Tage einplanen müssen. Prof. Kuhn gibt mir Recht und sagt, dass er es kaum noch erwarten kann, die Stadt Detroit zu sehen – das wird eine Gaudi.
11.45 Uhr Kurz vor dem Mittagsläuten fahre ich auf den Hof einer ESSO Tankstelle auf. Während ich Treibstoff in den Tank einlaufen lasse, nimmt Edelbert die Spannungsanzeige der Batterie in Augenschein und erinnert, dass wir den Akkumulator vor unserer Abfahrt aufladen sollten – jaja.
12.30 Uhr Nach dem Bezahlvorgang hüpfen wir wieder ins Auto und gleiten durch Innisfil, um nach einer einladenden Gaststätte Ausschau zu halten. Bald kommen wir vor der “Beach Bar” (löblich: Strand Bar) an der Beach Road zum stehen und ringen uns dazu durch, in dieser Wirtschaft ein kleines Päuschen einzulegen. Natürlich begrüsst uns der Wirt überschwänglich und berichtet, dass wir heute die ersten Gäste sind. Wir fackeln nicht lange und bitten den Heini, zwei vitaminreiche Caesar Salads sowie gesunde Nachos aufzutischen.


Bier ist sehr gesund

13.00 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen und unsere Kehlen mit süffigem Hopfentrunk ölen, bringt mein Tischnachbar erneut unsere Heimreise ins Spiel und informiert, dass es angebracht wäre, von Detroit nach Indianapolis zu rasen. Ich lege meine Stirn in Falten und stelle mit grosser Freude fest, dass wir bereits Mitte der kommenden Woche in Nashville, TN sein könnten – da kommt besonders grosse Freude auf.
14.00 Uhr Nachdem wir die Zeche beglichen haben, torkeln wir zum Wohnmobil zurück und fahren gemächlich in Richtung Lake Simcoe davon. Zudem lauschen wir dem Radioprogramm einer örtlichen Sendeanstalt und haben das Vergnügen, ein schönes Lied aus Alan Jacksons Feder zu hören.

14.45 Uhr Endlich sind wir wieder zuhause und können uns von den Strapazen des Vormittags entspannen. Ich lege in der Wohnstube die Beine hoch und döse prompt ein – das tut gut.
15.45 Uhr Leider wird die Ruhe bald durch Maria gestört. Meine Schwägerin hantiert in der Küche mit den Töpfen und meint, dass sie am Abend eine herzhafte Nudelsuppe auf den Tisch bringen wird. Ich lecke mir die Lippen und nehme mir das Recht heraus, mich zu David, Edelbert und Georg auf die Terrasse zu gesellen. Missmutig nehme ich auf der Sitzbank platz und lasse die anderen wissen, dass das trübe Wetter sehr auf meine Stimmung drückt. Mein Bruder beruhigt mich sofort und sichert zu, dass Morgen ganz bestimmt wieder die Sonne vom Himmel lachen wird.
16.30 Uhr Kurze Zeit später kehrt James von seinem Stadtausflug zurück. Während David auf und ab hüpft, hievt der gute Junge eine Plastiktüte aus dem Kofferraum und plappert, dass er Knabbereien mitgebracht hat. Ausserdem präsentiert James eine Filmscheibe und sagt, dass wir uns den Abend mit dem Welterfolg “Alien: Covenant” versüssen werden – das kann mir nur Recht sein.


Wir versüssen uns den Abend mit einem Film

17.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf 5 deutet, ruft uns Amanda zu Tisch und verwöhnt uns mit einer heissen Gemüsebrühe. Dazu gibt es Labatt Blau Bier sowie im Backofen aufgewärmtes Maisbrot – das schmeckt.
18.00 Uhr Mit vollem Magen lege ich den Löffel beiseite und fasse den Entschluss, mit Gassi zu gehen. Um nicht nass zu werden, werfe ich mir einen grünen Regenponcho über und spaziere missmutig zum See – gleich platzt mir der Kragen.
19.00 Uhr Um endlich zur Ruhe zu kommen, lasse ich mich in den bequemen Ledersessel fallen und fordere James auf, den mitgebrachten Film ins Abspielgerät zu stecken. Der junge Mann gehorcht mir aufs Wort und mutmasst, dass die aktuelle Regiearbeit des Hollywoodvirtuosen Ridley Scott nichts für Kinderaugen ist. David blickt traurig drein und verabschiedet sich nörgelnd ins Kinderzimmer. Anschliessend betätigt James den ON (löblich: AN) Knopf auf der neumodernen Fernbedienung und wir tauchen in die Abenteuer mehrerer Astronauten ein, die in einer fernen Galaxie auf einen bewohnbaren Planeten stossen – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Nach zweistündigem Nervenkitzel reiche ich die Fernbedienung an Amanda weiter und ziehe ich mich ins Gästezimmer zurück. Gute Nacht.

22. August 2017 – Schoppen in Barrie

08.00 Uhr Ich werde durch den Gassenhauer “Groovin'” geweckt. Redlichst mitsummend hüpfe ich aus dem Bett und erinnere mich, dass diese Komposition zum Ende der 1960er Jahre auch in Deutschland ein ganz grosser Erfolg war. Weil ich über alles informiert sein muss, werfe ich mir den Bademantel über und laufe mit Hund Dixon im Schlepptau zum Haupthaus. Ohne zu zögern stosse ich die Zimmertüre der Kinder auf und erkundige mich, welcher Künstler für diesen Ohrwurm verantwortlich war. James rollt sich spornstreichs von der stöhnenden Amanda und plappert, dass “Groovin'” von den “Rascals” zu einem Weltschlag gemacht wurde. Ich nicke eifrig und statte Maria in der Küche einen Besuch ab. Die kleine Frau kredenzt mir eine Tasse Kaffee und kündigt an, dass sie gleich nach Barrie krusen und Waren des täglichen Bedarfs besorgen muss. Ich winke demonstrativ ab und gebe meiner Schwägerin zu verstehen, dass ich ihr die Reise in die 30 Kilometer entfernten Kleinstadt gerne abnehmen kann.

09.00 Uhr Da man sich nicht ungewaschen an den Esstisch setzen sollte, stelle ich die Tasse beiseite und kehre ins Gästehaus zurück, um mich kalt abzuduschen. Ausserdem steile ich mir die Haare und vergesse auch nicht, duftendes RP LOB Parfüm auf meine seidenzarte Haut zu stäuben – wie gut das duftet.
10.00 Uhr Endlich kann ich den lieben Leuten bei der wichtigsten Mahlzeit des Tages Gesellschaft leisten. Während ich kraftvoll zubeisse und brühfrischen Bohnenkaffee geniesse, erfahre ich von Edelbert, dass er mit starken Kopfschmerzen zu kämpfen hat und mich nicht nach Barrie begleiten wird. Als ich mich James und David zuwende, winden sich auch die Beiden aus der Verantwortung und vertreten einstimmig die Meinung, dass man bei diesen heissen Temperaturen im See baden sollte – gleich platzt mir der Kragen.
10.45 Uhr Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und fasse den Entschluss, nur Hund Dixon mit nach Barrie zu nehmen. Der Rüde flitzt ausgelassen zum JEEP und schickt sich an, auf den Beifahrersitz zu hüpfen. Zum Abschied drückt mir Maria einen ellenlangen Einkaufszettel in die Hand und bittet mich, auch Getränke zu besorgen – das ist doch eine Selbstverständlichkeit.
11.15 Uhr Während ich auf der Autobahn 400 nach Norden presche, rufe ich kurzentschlossen bei meiner Mieterin an und lasse Sandra wissen, dass ich mich in Ontario pudelwohl fühle. Darüber hinaus gebe ich dem Mädchen zu verstehen, dass ich gestern in den Genuss kam, eine Sonnenfinsternis zu erleben. Das Kind ist hellauf begeistert und entgegnet, dass es sich gestern über dieses Schauspiel eingehend informiert hat – wie aufregend.


Die Sonnenfinsternis vom 21. August 2017

11.45 Uhr Kurz vor der Mittagszeit parke ich den JEEP am Lakeshore Drive und schlendere mit dem Vierbeiner im Schlepptau zum Memorial Square. Dixon ist sichtlich beeindruckt und lässt es sich nicht nehmen, sein Beinchen am Denkmal zu heben. Anschliessend kehre ich ins “Casa Cappuccino” Kaffeehaus ein und gönne mir neben einem grossen Schaumkaffee auch ein Gemischtes Eis mit Schlagobers – das tut gut.
12.30 Uhr Nach der Pause folge ich der Dunlop Strasse gen Westen und suche die “Rexall Apotheke” auf, um Aspirin sowie Haarschampu zu besorgen. Der freundliche Verkäufer steckt die Produkte in eine umweltfreundliche Plastiktüte und gibt mir auf Anfrage zu verstehen, dass ich alkoholische Getränke bei “LCBO Liquor” finden werde. Ich notiere mir die Adresse und lüfte zum Abschied meine NY YANKEES Kappe. Danach setze ich meinen Spaziergang fort und erwerbe im besagten Schnapsladen eine Flasche CANADIAN CLUB Whiskey sowie zwei Sechserpacks Labatt Blau – da kommt besonders grosse Freude auf.


Labatt Blau Bier schmeckt köstlich

13.30 Uhr Fix und foxi verlade ich die Einkaufstüten im Geländewagen und komme zu dem Schluss, dass wir jetzt nur noch Tomaten, Hundefutter und Nudeln benötigen. Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, klemme ich mich hinters Lenkrad und steuere den “Mac’s” Gemischtwarenladen am Ortseingang an. Während Dixon im Auto wartet, schoppe ich ordentlich ab und gebe insgesamt knapp 50 kanadische Dollars aus – wie unlöblich.
14.00 Uhr Bevor ich nach Gilford Beach zurückkehre, fahre ich ein McDonalds Schnellrestaurant an und ordere am Drive Thru (löblich: Fahr hindurch) Schalter zwei vitaminreiche Double Cheeseburger (löblich: Doppel Käseburger) mit Fritten. Dazu gibt es einen grossen Becher Diät Cola – immerhin muss ich auf meine schlanke Linie achten.


Ich beisse kraftvoll zu

15.00 Uhr Als der Zeiger meiner goldenen ROLEX auf 3 zugeht, komme ich vor dem Ferienhaus zum stehen und werde von David herzlich begrüsst. Mein Grossneffe hievt eine Einkaufstüten vom Rücksitz und nimmt sich das Recht heraus, die Getränke in den Eiskasten zu stellen.
15.30 Uhr Nach getaner Arbeit folge ich dem Buben zum See und bemerke, dass meine Verwandten just im Moment das Kaffeekränzchen abhalten. Natürlich setze ich mich dazu und fresse ebenfalls ein Stück Kuchen mit Sahne. Nebenher lasse ich den Schoppingausflug Revue passieren und erzähle, dass Barrie stets eine Reise wert ist.
16.00 Uhr Um endlich zur Ruhe zu kommen, lasse ich mich in einem Liegestuhl nieder und schliesse die Augen. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und träume von meiner kleinen Villa im sonnigen Florida.
17.00 Uhr Bald wird die himmlische Ruhe durch Georg gestört. Der gute Mann zerrt an meinem Hemdärmel und beteuert, dass Maria gleich das Abendessen auftischen wird. Ich lecke mir die Lippen und flitze wie der Wind ins klimatisierte Haus, um mich über eine stattliche Portion Gnocchis mit Tomatensauce herzumachen – das schmeckt.
18.00 Uhr Nach der Jause beschliessen wir den langen Tag vor der Glotze. Um auf den neuesten Stand zu kommen, schauen wir uns die Nachrichten an und bringen heraus, dass die in Montreal lebende Schriftstellerin Annie Proulx heute ihr 82. Wiegenfest feiert. Edelbert ist mit dem Lebenswerk der Kanadierin bestens vertraut und setzt uns darüber in Kenntnis, dass die Perle unter anderem die Kurzgeschichte “Brokeback Mountain” verfasst hat – jaja.

19.00 Uhr Um etwas Abwechslung zu bekommen, schicken wir David zu Bett und wechseln dann auf HBO, wo gerade der Vorspann zur neuen Stephen King Verfilmung “Big Driver” über die Mattscheibe flimmert. Ich lehne mich entspannt zurück und tauche in das Leben einer Schriftstellerin ein, die eines Abend von einem Geisteskranken angegriffen wird – wie aufregend.
21.00 Uhr Nach 100 spannungsgeladenen Minuten findet der Streifen endlich sein blutiges Ende. Ich gähne ausgiebig und ziehe mich übermüdet ins Gästehaus zurück. Gute Nacht.

17. August 2017 – Lesespass am See

08.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und werde beim Blick aus dem Fenster Zeuge, wie David mit Hund Dixon am Lake Simcoe herumtollt. Da Morgenstund’ sprichwörtlich Gold im Mund hat, stehe ich augenblicklich auf und geselle mich zu meinem Grossneffen. Der Bube wirft dem Rüden einen verdörrten Tannenzapfen zu und plappert, dass er sich gleich ins kühle Nass stürzen und mit seiner Wasserpistole spielen wird – das hört man gerne.
08.45 Uhr Nachdem ich Dixons Fell gebürstet habe, ziehe ich mich ins Gästebadezimmer zurück und lasse die Seele bei einem Brausebad baumeln. Nebenher mache ich mir meine eigenen Gedanken und ringe mich dazu durch, heute ebenfalls einen ruhigen Tag einzulegen – immerhin bin ich nicht mehr der Jüngste.


Hund Dixon spielt mit David

09.30 Uhr Kurz nach dem Neunuhrläuten stapfe ich mit dem praktischen KINDLE Lesegerät zum Haupthaus und nehme entspannt am Küchentisch Platz. Wie es sich gehört, wünsche ich meinen Verwandten sowie dem Professor einen schönen Morgen und merke an, dass ich den Tag lesend verbringen werde. Georg pfeift laut und wirft ein, dass er gleich mit dem Motorboot in See stechen und zur Mündung des West Holland Rivers krusen wird. Ich zucke mit den Schultern und labe mich an vitaminreichen KELLOGGS Zerealien – schmeckt gar nicht schlecht.
10.15 Uhr Nach der reichhaltigen Mahlzeit folge ich meinem Bruder zum Steg und nehme sein Yamaha Motorboot argwöhnisch in Augenschein. Währenddessen präsentiert Georg seine Angelutensilien und beteuert, dass es viel Spass bereitet, über den Lake Simcoe zu schippern und Fische zu fangen – papperlapapp.


Mein Bruder will angeln

11.00 Uhr Nachdem Edelbert und James zugestiegen sind, startet mein Bruder den Motor und setzt mich darüber in Kenntnis, dass er am frühen Nachmittag mit reicher Beute zurück sein wird. Ich mache schnell kehrt und leiste Maria und Amanda in der klimatisierten Küche Gesellschaft. Während die Damen die Spülmaschine mit schmutzigen Geschirr bestücken, rufe ich kurzentschlossen bei Frau Pontecorvo im fernen Naples an. Meine Nachbarin freut sich sehr und möchte wissen, wann ich in den Sonnenscheinstaat zurückkehren werde. Ich seufze laut und entgegne, dass ich noch eine Woche in Kanada bleiben werde.
11.30 Uhr Um keine Langeweile zu bekommen, strebe ich mit schnellen Schritten nach draussen und lasse mich in einen Liegestuhl fallen. Darüber hinaus nehme ich das KINDLE Lesegerät in Betrieb und halte auf dem weltgrössten Anschnurmarktplatz nach Neuerscheinungen Ausschau. Alsbald werde ich auf ein Sachbuch des angesehenen Politikwissenschaftlers Dr. Rolf Peter Sieferle mit dem Titel “Das Migrationsproblem: Über die Unvereinbarkeit von Sozialstaat und Masseneinwanderung” aufmerksam. Weil mich das Thema brennend interessiert, fackle ich nicht lange und lade mir die 136seitige Pamphlet herunter – da kommt besonders grosse Freude auf


Rolf Peter Sieferle – Das Migrations-Problem

12.15 Uhr Während David ausgelassen planscht und Dixon mit Wasser bespritzt, überfliege ich die ersten Seiten und komme aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus. Dr. Sieferle geht mit der Bundesregierung hart ins Gericht und deckt das Fehlverhalten hochrangiger Politiker sowie Medienvertreter auf. Zudem behauptet der gute Mann, dass sich in Deutschland eine breite Gesinnungsfront formiert hat, die das gesamte im Bundestag vertretene politische Spektrum sowie auch den grössten Teil der Medienindustrie umfasst – dem ist nichts hinzuzufügen.
13.00 Uhr Missmutig kehre ich ins kühle Haus zurück und erkundige mich bei Amanda, wann das Mittagessen aufgetischt wird. Das junge Ding zuckt mit den Schultern und sagt, dass sie nun mit David und Maria im Lake Simcoe baden wird. Bevor ich Widerworte findet, drückt mir das Mädchen ein Messer in die Hand und animiert mich, mir selbst ein Wurstbrot zuzubereiten – das ist wieder typisch.
14.00 Uhr Just als ich an den See zurückkehre, tuckert plötzlich Georgs Boot ein. Ich begrüsse die lieben Leute herzlich und höre, dass sie kein Glück beim Angeln hatten. Mein Bruder späht nölend in den wolkenlosen Himmel und sagt, dass bei diesem heissen Wetter keine Forellen anbeissen wollten – das ist mir Wurst.
14.45 Uhr Während Georg das Motorboot antaut, reiche ich Edelbert das Lesegerät und erzähle, dass ich mir ein Sachbuch über die Massenimmigration zugelegt habe. Der schlaue Mann wird prompt hellhörig und lässt es sich nicht nehmen, das Werk eingehend zu studieren. Währenddessen lasse ich kein gutes Haar an Angela Merkel und unke, dass Deutschland angesichts des hohen Ausländerzustroms bald vor dem finanziellen Kollaps stehen wird.


Kanada ist prima

15.30 Uhr Wenig später setzt sich Georg zu uns und erinnert, dass Kanada nur wenige Ausländer ins Land lässt und diese nach Bedarf auswählt. Ich schlage in die gleiche Kerbe und unterbreite, dass der unkontrollierte Zustrom von Flüchtlingen in die Bundesrepublik den deutschen Sozialstaat vor massive Probleme stellen wird. Um meinen Aussagen Nachdruck zu verleihen, tippe ich auf das elektronische Lesebuch und rechne vor, dass ein Asylant Kosten in Höhe von 13.000 Euros pro Jahr verursacht – das ist ja allerhand.
16.30 Uhr Als James Holzkohle in den Grill füllt, beenden wir die hitzige Diskussion und gehen Maria in der Küche zur Hand. Während Edelbert und David einen gemischten Salat zaubern, schneide ich ein französisches Langbrot in Scheiben und beauftrage Georg, den guten Rotwein aus dem Kühlschrank zu holen.


Wir schlürfen Rotwein

17.15 Uhr Bei angenehmen Temperaturen machen wir es uns auf der Terrasse bequem und erfreuen uns an köstlichen T Bone Steaks (löblich: T Knochen Schnitzel) mit Bratkartoffeln. Nebenher lauschen wir dem Musikprogramm eines örtlichen Radiosenders und spülen unsere trocknen Hälse mit süffigem Rebentrunk durch.
18.30 Uhr Ein schöner Abend neigt sich langsam seinem Ende zu. Weil immer mehr Mücken um uns herumschwirren, verlagern wir unser Zusammensein in die gute Stube und schauen fern. Unter anderem folgen wir den Abendnachrichten und machen uns über die Sonnenfinsternis am 21. August schlau.
19.00 Uhr Nachdem sich David in sein Zimmer verabschiedet hat, nehmen wir mit dem NETFLIX Programm Vorlieb und geben uns weiteren Folgen der sehenswerten Serie “Ozark” hin – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Nach zweistündigem Nervenkitzel reiche ich die neumoderne Fernbedienung an Georg weiter und lege mich schlafen. Gute Nacht.

16. August 2017 – Casino Rama

08.00 Uhr Weil wir heute zum CASINO RAMA nach Orillia krusen wollen, stehe ich zeitig auf und nehme mir das Recht heraus, mit Hund Dixon zum Ferienhaus zu schlendern. Natürlich ist Georg bereits auf den Beinen und vertritt die Meinung, dass wir gegen 10 Uhr aufbrechen sollten. Als ich mich Maria und Amanda zuwende, winken die Frauenzimmer ab und kündigen an, sich dem Ausflug nicht anschliessen zu wollen. Darüber hinaus erfahre ich, dass die beiden lieber in Gilford Beach bleiben möchten – das soll mir auch Recht sein.
08.15 Uhr Während sich die lieben Leute um das Frühstück kümmern, ziehe ich mich ins Gästehaus zurück und dusche mich kalt ab. Natürlich rasiere ich mir auch die Bartstoppeln ab und denke daran, wie schön es werden wird, im Kasino ein saftiges Steak zu fressen und an den blinkenden Spielautomaten das Glück herauszufordern.
09.00 Uhr Kurze Zeit später setze ich mich an den festlich eingedeckten Frühstückstisch und werde von meiner Schwägerin mit brühfrischem Kaffee, röschen Speckstreifen und vitaminreichen Rühreiern verwöhnt. Ich greife augenblicklich zur Gabel und lasse David wissen, dass ich ihm heute ein kleines Bier spendieren werde. Der 11jährige macht grosse Augen und beteuert, dass er bei seiner Mutter bleiben wird – wie schade.


David möchte kein Bier – wie schade

10.00 Uhr Redlichst gestärkt geniesse ich einen letzten Schluck Kaffee und erkläre James, Edelbert und Georg, dass ich nun abfahrtbereit bin. Mein löblicher Neffe reibt sich die Hände und zögert nicht, seinen schönen Stetson Cowboyhut aufzusetzen und sich winkend zu verabschieden. Ich streichle Hund Dixon zum Abschied über den Kopf und verspreche, dass ich am Abend zurück sein werde. Danach folge ich meinem Bruder nach draussen und mache es mir neben dem Professor auf dem Rücksitz des PS-strotzenden JEEPS bequem.
10.30 Uhr Während der kurzweiligen Reise ins 80 Kilometer entfernte Orillia, verfrachtet James die nagelneue Kompaktscheibe des aus dem amerikanischen Bundesstaat Indiana stammenden Sängers Alex Williams in die Musikanlage. Ferner merkt der Bube an, dass dem Künstler eine ganz grosse Karriere bevorsteht – jaja.

11.30 Uhr Nach sechzig Minuten kommen wir vor dem CASINO RAMA zum halten. Da wir uns nicht um alles kümmern können, beauftragen wir einen Hotelknecht, das KFZ in der Parkgarage abzustellen. Anschliessend eilen wir lachend in den Kasinokomplex und kommen zu dem Schluss, dass wir als erstes ein Bier trinken sollten. Ruckzuck betreten wir eine Sportsbar und ordern am Tresen drei Flaschen “Labatt Blau”. Nebenher tratschen wir angeregt und sind froh, die Frauen zuhause gelassen zu haben – was kann es schöneres geben.
12.15 Uhr Nachdem wir unsere Kehlen geölt haben, flanieren wir durch die Spielbank und tauschen etliche Geldscheine in funkelnde Münzwährung um. Im Anschluss füttern wir die Glücksspielautomaten mit Kleingeld und hoffen auf hohe Gewinne. Während die bunten Symbolscheiben rotieren, berichte ich meinen Begleitern, dass der erste “einarmige Bandit” im Jahre 1889 von Adolphe und Auguste Caille erbaut wurde – wie aufregend.


Einarmige Banditen / Bild: Pcb21 / CC BY-SA 3.0

13.15 Uhr Um 20 Dollars erleichtert, setzen wir unseren Spaziergang fort und nehmen zwei Heinis in Augenschein, die es sich an einem halbrunden “Black Jack” (löblich: Schwarzer Jakob) Tisch bequem gemacht haben. James versorgt mich mit Infos und plappert, dass dieses Spiel auch “Siebzehn und Vier” genannt wird. Ich stimme zu und entgegne, dass es sich die Männer zur Aufgabe machen, mit mindestens zwei Karten 21 Punkte zu erreichen.
14.00 Uhr Weil das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, steuern wir kurzentschlossen ins “St. Germain’s Steakhouse”, um vitaminreiche “Porterhouse Steaks” mit Folienkartoffeln und Saisongemüse zu bestellen. Dazu gibt es süffiges Labatt Bier aus einem eisgekühlten Krug – das tut gut.


Wir beissen kraftvoll zu

14.45 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, nehme ich eine Hochglanzbroschüre in Augenschein und lerne, dass in zwei Tagen die berüchtigte Combo “KISS” in der hauseigenen Konzerthalle pörformen wird. Zudem lese ich, dass sich zum Monatsende auch Frankie Valli angekündigt hat – das ist prima.
15.30 Uhr Nachdem wir die opulente Mahlzeit mit Schaumkaffees abgerundet haben, kehren wir in die Spielhalle zurück und fordern erneut die Glücksgöttin Fortuna heraus. Im Sekundentakt werfe ich Münzen in die Schlitze der Automaten und trinke dazu süffige Hopfenkaltschalen – das schmeckt.
16.15 Uhr Wenig später muss ich jedoch feststellen, dass in meinem Münzbecher gähnende Leere vorherrscht. Als ich James auf die Schultern klopfe und ihn bitte, mir mit etlichen Münzen auszuhelfen, schüttelt der Bube den Kopf und meint, dass er ebenfalls pleite ist – gleich platzt mir der Kragen.


Prost

16.45 Uhr Mit hängenden Köpfen kehren wir in die Sportsbar zurück und beschliessen den Tag mit weiteren Bieren. Ausserdem winke ich dem Barmann zu und bitte ihn, eine Portion Zwiebelringe zu servieren. Wenige Augenblicke später bimmelt plötzlich Georgs Handtelefon und der gute Mann sieht sich genötigt, mit seiner Ehefrau sprechen zu müssen. Georg lässt unseren Kasinobesuch Revue passieren und flunkert, dass er 200 Dollars gewonnen hat. 17.30 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, dem CASINO RAMA Lebewohl zu sagen und nach Gilford Beach zurückzufahren. Wir begleichen die Zeche mit bunten Scheinen und laufen dann an die frische Luft, um bei leichtem Nieselregen nach Hause zu krusen.


Zum Abendessen gibt es ein Italienisches Nudelschichtgericht

18.45 Uhr Zuhause angekommen, werden wir von Dixon bellend begrüsst. Ich streichle dem Racker durchs krause Fell und bringe heraus, dass Maria gleich das Abendessen auftischen wird. Natürlich lasse ich mich nicht zweimal bitten und mache mich über ein schmackhaftes Nudelschichtgericht (unlöblich: Lasagne) her. Nebenbei berichte ich von unserem nervenaufreibenden Kasinobesuch und mutmasse, dass die Spielautomaten manipuliert waren. James schlägt in die gleiche Kerbe und rechnet vor, dass er 80 Dollars verloren hat – das ist ja allerhand.
19.45 Uhr Schlussendlich setzen wir uns in die gute Stube und schauen uns die Abendnachrichten an. Neben den üblichen Schreckensmeldungen, erfahren wir auch, das es am 21. August zu einer totalen Sonnenfinsternis über den nordamerikanischen Kontinent kommen wird – das wird ein Spass.
21.00 Uhr Zu guter Letzt führe ich Dixon um das Ferienhaus und animiere ihn, sein Beinchen an den hochgewachsenen Sträuchern zu heben. Danach ziehe ich mich ins Gästehaus zurück und falle zufrieden ins Bett. Gute Nacht.

15. August 2017 – Mariä Himmelfahrt (Assumption Day)

bussbettag

Sehr verehrte Damen und Herren, liebe Heimseitenbesucher,

in meiner weissblauen Heimat wird heute mit “Mariä Himmelfahrt” ein wichtiger Feiertag begangen. Wie jedes Kind weiss, geht besagte Feierlichkeit auf ein altertümliches Marienfest zurück, welches Cyrill von Alexandrien im 5. Jahrhundert einführte.

Bereits die Heiden feierten am 15. August mit Astraea einen Himmelstag, der an die Vergänglichkeit des Seins und an die Heiligkeit des Geistes erinnert sollte. Cyrill, der Patriarch von Alexandrien entschloss sich kurzerhand, dem heidnischen Firlefanz entgegenzuwirken und den Bürgern der altägyptischen Stadt Alexandrien den Glauben an die leibliche Aufnahme Marias in den Himmel schmackhaft zu machen. Aus diesem Grund veranstaltete der theologische Vordenker um 400 nach Christus ein rauschendes Fest zu Ehren der Gottesmutter. 1.550 Jahre später wurde der Feiertag von Papst Pius XII. zum Dogma erhoben und zählt seitdem zu einem der wichtigsten Feste des römisch-katholischen Glaubens – da kommt Freude auf.

Während der am heutigen Tage stattfindenden Gottesdienste rufen die Pfarrer und Priester dazu auf, zu Sträusse zusammengebundene Kräuter zum Altar zu bringen. Die geweihten Mariensträusse werden anschliessend in der guten Stube aufgehängt oder kranken Menschen überreicht.

Auch in den Vereinigten Staaten von Amerika sowie in Kanada wird der Feiertag begangen. Hierzulande wird er jedoch “Assumption Day” genannt. Viele Christen pilgern heute in die Gotteshäuser, um zu beten und die heilige Maria anzurufen – wie schön.

Ich wünsche allen Heimseitenbesuchern einen gesegneten Feiertag.
Reinhard Pfaffenberg