10. Februar 2013 – Sandras Mitbewohnerin ist stinksauer

sandra

Hi Fans,

Bärbel ist stinksauer.
Sie muss am Abend im Auftrag des Süddeutschen Zeitungsverlages das Christoph Süß Konzert im Münchner Prinzregententheater besuchen. Nur dumm, dass Bärbel den Moderator und Musiker überhaupt nicht leiden kann.

Ich halte von Christoph Süß auch nicht viel.
Christoph Süß moderiert seit vielen Jahren die BR-Sendung “Quer”. Auf der Homepage des Bayerischen Rundfunks ist zu lesen, dass die Donnerstag-Abend-Sendung ein “politisches, satirisches Magazin” ist. Wikipedia schreibt: “In der Sendung werden die Beiträge oft mit satirischen Elementen aufgelockert, so sind die Bayerische Staatsregierung, die CSU, aber auch die bayerische SPD Ziel von spöttischen Anspielungen.”

 http://www.youtube.com/watch?v=KZbs30iS__Y
Unlustig: Quer im Bayerischen Rundfunk

Da lachen doch die Hühner.
Christoph Süß verkörpert den Mainstream und ist auch noch politisch-über-korrekt. Von “Quer” kann also keine Rede sein. Weil er vom Bayerischen Rundfunk seit vielen Jahren hofiert wird, kann er sich jetzt auch den Spass erlauben, sich als Musiker zu versuchen.

Mit Reinhard habe ich auch gesprochen. Der Rentner hat mich während seines Morgenspaziergangs angerufen und mir vom Besuch seiner Nichte und Neffen erzählt. Herr Pfaffenberg musste am gestrigen Abend David und Paul bei den Hausaufgaben helfen. Die Zwerge mussten die kanadischen Seen in einer Karte einzeichnen, einen Elch mit Wachsstifte malen und Mathematikaufgaben lösen 🙂

Mehr gibt es nicht zu berichten.
Ich werde es mir nun mit den Katzen im Wohnzimmer gemütlich machen, Tee trinken und mir auf RTL 2 den Krimi “Im Sumpf des Verbrechens” anschauen. In 6 Tagen hört ihr wieder von mir.

Eure Sandra

8. Februar 2013 – Die Kinder kommen nach Gilford

pfaffenbergkl

07.45 Uhr Der Wecker klingelt und reisst mich aus einem schönen Traum. Da bald Amanda, James und David nach Gilford kommen werden, hüpfe ich gutgelaunt aus dem Bett und stähle meine Muskeln mit dem Frühsport.
08.15 Uhr Anschliessend laufe ich in die Küche und erkundige mich, wann wir mit den Kindern rechnen können. Mein Bruder schüttet Wasser in die Kaffeemaschine und sagt, dass die jungen Leute nicht vor dem Abend zu uns stossen werden – wie schade.
08.15 Uhr Nach einem prima Vollbad mit Schaum setze ich mich an den Frühstückstisch und lasse mir eine ausgewogene Mahlzeit im Form gesunder KELLOGGS Flocken, frischer Muh und Rühreier munden. Nebenher tratsche ich mit Edelbert und höre, dass mein Bekannter in die Stadt fahren muss, um Pfeifentabak einzukaufen. Maria schüttelt den Kopf und wirft ein, dass wir ins 25 Kilometer entfernte Barrie fahren müssen, um Tabak zu bekommen. Darüber hinaus präsentiert die Gute einen Einkaufszettel und bittet uns, den ZEHRS Supermarkt anzusteuern und Lebensmittel mitzubringen.
09.30 Uhr Während Georg in der Scheune Brennholz hackt, schlüpfe ich in die Mondstiefel und lasse Maria wissen, dass es gescheiter wäre, den Rüden im Ferienhaus zu lassen. Meine Schwägerin steckt dem Vierbeiner ein Stück Wurst ins Maul und entgegnet, dass sie mit Dixon einen Spaziergang unternehmen wird – wie schön.

hackholz
Zeichnung: George Van Schaick

10.00 Uhr Nachdem ich den Hund angehalten habe, brav zu sein, hüpfe ich auf den Beifahrersitz. Edelbert lässt den Motor aufheulen und gleitet zu stimmungsvollen Landmusikklängen in Richtung Norden davon. Weil die Strassen noch immer nicht vom Schnee befreit wurden, kommen wir jedoch nur sehr langsam voran – wie unlöblich.
11.00 Uhr Nach einer geschlagenen Stunde passieren wir das Ortsschild der 130.000 Einwohner zählenden Gemeinde Barrie. Der Professor drosselt die Geschwindigkeit und bringt uns sicher zum ZEHRS Supermarkt. Dort angekommen, eilen wir wegen der eisigen Temperaturen schnell ins Geschäft und machen einer übergewichtigen Dame im Pelzmantel einen Einkaufswagen streitig. Danach schlendern wir durch die breiten Gänge und laden Kakaopulver, Hartweizennudeln sowie andere Produkte des täglichen Bedarfs ein.
11.45 Uhr Just als wir am Kartoffelchipsregal vorbeikommen, hält Prof. Kuhn inne und deutet auf eine Packung “Beef Jerky” (löblich: Dörrfleisch vom Rind). Ich nicke eifrig und unterbreite, dass Trockenfleisch in Kanada sehr beliebt ist.
12.30 Uhr Nachdem wir auch den Tabak gekauft haben, schleppen wir die Einkaufstüten zum KFZ und treten die Heimfahrt an. Während der kurzweiligen Reise nehmen wir das Thermometer in Augenschein und registrieren, dass die Anzeige auf -16°C gefallen ist – das ist ja allerhand.
13.30 Uhr Endlich sind wir wieder am Lake Simcoe und können die Einkäufe ins Haus schleppen. Ich streiche Hund Dixon über den Kopf und vernehme, dass das Haustier artig war und auch keine Stockenten gejagt hat. Maria schenkt uns ein Lächeln und serviert selbstzubereitete Dampfnudeln mit Vanillesauce – das schmeckt.
14.15 Uhr Während Georg seiner Ehefrau hilft, die Lebensmittel im Eiskasten zu verstauen, falle ich aufs Wohnzimmerkanapee und strecke die Beine aus.
15.15 Uhr Just als ich mich im Traum mit Frau Pontecorvo auf der fliegenvergitterten Terrasse sitzen sehe, weckt mich mein Bruder und berichtet, dass er gerade mit Laura telefoniert hat. Georg strahlt über das ganze Gesicht und sagt, dass uns das Mädchen Morgen einen Besuch abstatten und sogar über Nacht bleiben wird. Ich kratze mich an der Schläfe und vermute, dass es im Ferienhaus sehr eng werden könnte. Georg gibt mir Recht und kündigt an, dass Laura, ihr Lebensgefährte sowie der kleine Paul auf der Couch schlafen müssen – das soll mir auch Recht sein.
16.00 Uhr Nach dem Kaffeekränzchen nehme ich das Apfel (unlöblich: Apple) iPad in Betrieb und kümmere mich um meine persönliche Korrespondenz. Unter anderem lese ich eine Grussbotschaft meines ehemaligen Studienkollegen Thomas Kronach und lerne, dass der Rechtsanwalt derzeit einen weltbekannten Schauspieler vor Gericht vertreten muss – wie aufregend.
16.45 Uhr Wenig später bricht Hund Dixon in lautes Bellen aus. Wir schauen neugierig aus dem Fenster und werden Zeugen, wie das Auto der Kinder vor dem Ferienhaus zum Halten kommt. Wir laufen ruckzuck nach draussen und begrüssen James, Amanda und David herzlich. Im Anschluss lotsen wir die jungen Leute in die warme Stube und hören, dass die Anfahrt sehr anstrengend war.
17.30 Uhr Während sich die Nacht über den Lake Simcoe legt, finden wir uns am Esstisch ein und laben uns an einer vitaminreichen Fleischpastete. Maria verfrachtet stattliche Portionen auf die Teller und verwöhnt uns ausserdem mit gedünstetem Gemüse – das schmeckt.
18.00 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse, tratsche ich mit den Kindern und erwähne, dass uns Morgen Laura Gesellschaft leisten wird. David (7) ist hocherfreut und sagt, dass er Paul in den Schnee werfen wird – wie unlöblich.

robinsons
Ein gelungener Fernsehabend

19.00 Uhr Nach dem Abendessen setzen wir uns ins Wohnzimmer und geniessen kalifornischen Weisswein und lustige Salzstangen. Ferner schauen wir uns einen Walt Disney Produktion auf DVD an. David legt den Zeigefinger an die Unterlippe und plappert, dass “Meet the Robinsons” (auf deutsch: Triff die Robinsons) zu seinen Lieblingsfilmen zählt. Ich gähne ausgiebig und erwidere, dass ich lieber einen spannenden Kriegsfilm sehen würde. Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und animiere den Buben, vom Weinglas zu nippen.
21.00 Uhr Als sich die Kinder ins Gästezimmer verabschieden, reiche ich die Fernbedienung an Georg weiter und gebe vor, mich nun auch Schlafen zu legen. Völlig erschöpft begleite ich Dixon vor das Haus und gehe dann ebenfalls zu Bett. Gute Nacht.

7. Februar 2013 – Eisfischen im Lake Simcoe

pfaffenbergkl

07.45 Uhr Hund Dixon kommt schwanzwedelnd ans Bett und ist ganz aufgeregt. Ich streichle dem Rüden über den Kopf und ärgere mich, weil es im Gästezimmer eiskalt ist. Seufzend schlüpfe ich in den Bademantel und gebe Maria zu verstehen, dass ich in dieser Eishöhle unmöglich eine weitere Nacht verbringen kann. Meine Schwägerin rollt mit den Augen und meint, dass ich die Raumtemperatur selbst am Wandregler einstellen kann.
08.30 Uhr Während Georg und Edelbert den Schnee von der Einfahrt schippen, entspanne ich mich bei einem Vollbad mit Schaum. Ausserdem werfe ich prüfende Blicke in einen Reiseführer und lerne, dass in den kanadischen Seen nicht nur Forellen, sondern auch Barsche schwimmen – wie aufregend. Ich wasche mir die Haare und kann es gar nicht mehr erwarten, mich heute im Eisfischen zu versuchen.
09.30 Uhr Nachdem ich einen praktischen Schneeanzug mit reflektierenden Streifen angezogen habe, kehre ich in die Küche zurück und nehme das Frühstück ein. Ausserdem deute ich nach draussen und merke an, dass es ein Vergnügen werden wird, ein Loch in den zugefrorenen Lake Simcoe zu schlagen und einen Barsch zu fangen. Georg spült seine Kehle mit einem Schluck Earl Grey (löblich: Graf Grau) Tee durch und entgegnet, dass es draussen bitterkalt ist. Edelbert nickt eifrig und sagt, dass das Thermometer -11°C anzeigt – na und.

eisbohrer
Ein lustiger Eisbohrer

10.15 Uhr Wenig später spazieren wir mit drei Angelruten sowie einem Eisbohrer zum Lake Simcoe. Georg zündet sich genüsslich eine Zigarre an und erörtert, dass wir sehr vorsichtig sein und unter keinen Umständen ins Eis einbrechen sollten. Ich gebe meinem Bruder Recht und mache es mir zur Aufgabe, in Ufernähe ein Loch ins Eis zu bohren. Dixon streift unterdessen durchs Gebüsch und schreckt eine Stockente auf.
10.45 Uhr Nachdem wir die 30 Zentimeter dicke Eisschicht durchbrochen haben, stecken wir Plastikköder an die Haken und versuchen unser Glück. Schon bald fährt mir die Kälte durch die Knochen und ich sehe mich genötigt, von einem Bein aufs andere zu hüpfen. Mein Bruder kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen und meint, dass wir solange auf dem See ausharren werden, bis ein Fisch anbeisst.
11.30 Uhr Nach fünfundvierzig Minuten spüre ich ein leichtes Ziehen an der Schnur. Ich drehe gekonnt an der Angelrolle und staune nicht schlecht, als plötzlich ein stolzer Barsch zum Vorschein kommt. Georg löst den Haken und befördert den Flossenträger mit einem beherzten Schlag ins Jenseits – wie schön.
11.45 Uhr Wenige Augenblicke später zieht Edelbert einen keuschen Saibling aus dem Eiswasser. Ich juchze laut und stelle klar, dass zwei Fische ausreichen, um vier Personen satt zu bekommen. Georg schlägt in die gleiche Kerbe und sagt, dass wir nun nach Hause gehen und den Fang ausnehmen müssen.

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Dixons Fussabdruck im Schnee

12.30 Uhr Während sich die lieben Menschen in der Küche nützlich machen, setze ich mich an den Kamin und wärme meine Füsse am Feuer. Währenddessen rufe ich bei Frau Pontecorvo an und erzähle, dass ich einen stattlichen Fisch gefangen habe. Meine Nachbarin freut sich und antwortet, dass sie gerade in Julies Restaurant sitzt und sich einen vegetarischen Vollkornburger schmecken lässt – das ist ja allerhand.
13.15 Uhr Endlich ist es soweit und Maria ruft mich ins Esszimmer. Die Perle verfrachtet Petersilienkartoffeln sowie ein Barschfilet auf meinen Teller und garniert die Jause mit einer Weissweinsauce. Ich beisse kraftvoll zu und erfahre, dass Edelbert den Fisch eigenhändig ausgenommen hat – schmeckt wirklich ausgezeichnet.
14.30 Uhr Nachdem wir Kaffee getrunken haben, bette ich mich in der warmen Stube zur Ruhe und entspanne mich von den Strapazen des Vormittages.
15.30 Uhr Mein Bruder weckt mich unsanft und sagt, dass wir jetzt einen Spaziergang unternehmen sollten. Obwohl mein Rücken schmerzt, komme ich in die Gänge und folge meinen Verwandten ans Seeufer. Während Edelbert dem Vierbeiner Stöckchen zuwirft, tratsche ich mit Georg und höre, dass wir bis Mittwoch in Gilford bleiben werden.
16.00 Uhr Mein Bruder fabriziert während der Winterwanderung lustige Rauchringe und meint, dass wir am Montag ins 70 Kilometer entfernte Orillia krusen sollten, um das örtliche Spielcasino zu besuchen. Ich reibe mir die Hände und bin mir sicher, dass ich den Jackpot knacken und als reicher Rentner nach Toronto zurückkehren werde.
17.00 Uhr Nach einer 90minütigen Wanderung treffen wir wieder im Ferienhaus ein. Ich stelle die Mondstiefel an den Kamin und verweise auf meinen knurrenden Magen. Meine Schwägerin zeigt Verständnis und richtet eine Wurst- und Käseplatte an. Ich belege ein Brot mit luftgetrockneter Salami aus Italien und trinke dazu ein gesundes Labatt Blau Bier. Edelbert tut es mir gleich und sagt, dass der Hopfentrunk zu den besten Bieren der Welt zählt – wie wahr.
18.00 Uhr Ein anstrengender Tag geht zu Ende und wir entspannen uns bei Schaumwein und Knabbereien im Wohnzimmer. Nach den CNN Abendnachrichten bedienen wir uns aus Georgs reichhaltiger Filmsammlung und frönen dem Westernfilm “The Magnificent Seven” (auf deutsch: Die glorreichen Sieben).
19.00 Uhr Wir amüsieren uns köstlich und werden Zeugen, wie eine mexikanische Kleinstadt regelmässig von schiesswütigen Bandoleros überfallen wird. Eines Tages entschliessen sich die Dorfbewohner, mutige Söldner anzuheuern und den Ganoven den Krieg zu erklären – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 9 zeigt, ziehe ich mich gähnend ins Gästezimmer zurück und lege mich ins Bett. Gute Nacht.

6. Februar 2013 – Viel Arbeit am Lake Simcoe

pfaffenbergkl

07.30 Uhr Ich werde durch ein lautes Grollen geweckt. Erschrocken laufe ich in die Küche und erkundige mich bei Maria nach dem Rechten. Die kaffeeaufbrühende Perle beruhigt mich redlichst und behauptet, dass es während der Nacht zwanzig Zentimeter Neuschnee gegeben hat. Darüber hinaus deutet meine Schwägerin nach draussen und mutmasst, dass ein Eiszapfen vom Dach gefallen ist.
08.30 Uhr Nach einer warmen Dusche kehre ich in die gute Stube zurück und leiste den lieben Menschen beim wichtigsten Mahl des Tages Gesellschaft. Georg nippt genüsslich an seiner Teetasse und sagt, dass wir nach dem Frühstück Brennholz besorgen müssen. Edelbert ist begeistert und meint, dass er die Gelegenheit am Schopfe packen und in Gilford nach Felleinlagen für seine Stiefel Ausschau halten wird. Maria nickt eifrig und unterbreitet, dass wir in “Mrs. Betty’s Mercantile Shop” bestimmt fündig werden.
09.15 Uhr Wenig später scheuche ich Dixon zum verschneiten JEEP und mache es mir zur Aufgabe, gemeinsam mit Georg und Edelbert das Eis von den Scheiben zu kratzen. Danach krusen wir nach Gilford und parken das Auto direkt vor “Hensons Firewood Shop” (löblich: Hensons Feuerholz Geschäft). Mein Bruder fackelt nicht lange und bittet den Ladeninhaber, am Nachmittag zwei Cord (löblich: 7,24 m³) Brennholz zu liefern – wie schön.
10.00 Uhr Im Anschluss sehen wir uns im benachbarten Supermarkt um und registrieren, dass es in “Mrs. Betty’s Mercantile Shop” nicht nur Lebensmittel und Getränke, sondern auch Petroleum zu kaufen gibt. Georg kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen und informiert, dass in dieser Gegend gelegentlich der Strom ausfällt. Ich schnippe mit den Fingern und lasse Edelbert wissen, dass die Einheimischen dann auf Öllampen zurückgreifen.
10.30 Uhr Nachdem wir Schuheinlagen, zwei Sechserpacks Labatt Blau Bier sowie Schokoladenkekse in Papiertüten verfrachtet haben, hüpfen wir wieder ins Auto und rasen zügig nach Hause. Dixon fiept währenddessen ausgiebig und kann es gar nicht mehr erwarten, einen ausgedehnten Spaziergang zu unternehmen.
11.15 Uhr Zurück im Ferienhaus binde ich mir einen Schal um und begleite den Rüden zum Seeufer. Nebenher tippe ich Sandra Nummer in NOKIA Handtelefon und erkläre dem Kind, dass ich mich in der Abgeschiedenheit pudelwohl fühle. Das Mädchen gibt sich wortkarg und entgegnet, dass sie gerade die Küche putzt. Trotzdem rede ich weiter auf meine Mieterin ein und frage nach, ob sie in der Zwischenzeit den JAGUAR in die Werkstatt gebracht hat. Sandra fällt mir prompt ins Wort und rechnet vor, dass ihr Cousin 500 Euros für die Reparatur in Rechnung stellen wird – wie unlöblich.
12.00 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit stosse ich die Türe auf und setze mich an den Esstisch. Maria verwöhnt mit einem Sahnegeschnetzelten und erörtert, dass sie die Sauce mit Muskat verfeinert hat. Ich beisse kraftvoll zu und stelle klar, dass sogar Fernsehkoch Christian Rach an dieser Mahlzeit Gefallen finden würde.
13.00 Uhr Zum Abschluss serviert meine Schwägerin hausgemachte Pfannkuchen mit Schlagobers. Edelbert lobt das Dessert über den Schellenkönig und unkt, dass er nach dieser Woche 5 Kilos mehr auf die Waage bringen wird.
13.30 Uhr Redlichst gestärkt verabschiede ich mich ins Gästezimmer, um eine kleine Pause einzulegen. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und träume von meiner spannenden Forschungsreise nach Puerto Rico.
14.30 Uhr Leider wird die himmlische Ruhe bald durch das ohrenbetäubende Dröhnen eines Dieselmotors unterbrochen. Weil ich über alles informiert sein muss, schlüpfe ich in die Mondstiefel und flitze wie der Wind nach draussen. Zu allem Überfluss werde ich Zeuge, wie Georg einen Mitarbeiter des “Hensons Firewood Shop” begrüsst und ihn animiert, das Brennholz vor dem Ferienhaus abzuladen. Just als ich kehrt mache, winkt mich mein Bruder zu sich und sagt, dass wir das Holz in der Scheune stapeln müssen – das hat gerade noch gefehlt.
15.00 Uhr Ich spucke augenrollend in die Hände und schleppe Holzscheite in den Schuppen. Unterdessen komme ich aus dem Nörgeln gar nicht mehr heraus und erinnere, dass ich in meiner Jugend mit einem Bandscheibenvorfall zu kämpfen hatte. Georg will nicht hören und sichert zu, dass er nach der Arbeit einen Whiskey spendieren wird.
16.00 Uhr Nach einer Stunde torkle ich schnaufend ins Haus und gebe Maria zu verstehen, dass ich mir den Urlaub ganz anders vorgestellt habe. Meine Schwägerin zuckt mit den Schultern und überreicht mit eine Tasse Tee. Ich klopfe mir den Schnee vom Mantel und nehme am Kamin Platz, um mich aufzuwärmen. Edelbert und Georg lassen nicht lange auf sich warten und nehmen ebenfalls mit einem Heissgetränk Vorlieb. Ausserdem plaudern wir über dies und das und verabreden, dass wir morgen ein Loch in den vereisten Lake Simcoe schlagen und uns im Eisfischen versuchen sollten.

kaminfeuer
Im Kamin brennt ein löbliches Feuer

17.00 Uhr Als es draussen dunkel wird, versammeln wir uns am Küchentisch und verzehren lustige Wurstbrote. Dazu gibt es süffige Labatt Blau Biere sowie Gewürzgurken aus dem Glas. Georg navigiert nebenbei mit dem iPad durchs Internetz und verkündet, dass es in den nächsten Tagen weiter schneien wird – das soll mir auch Recht sein.
18.00 Uhr Nachdem wir die Geschirrspülmaschine knopfdrückend in Betrieb gesetzt haben, beginnt endlich der ruhige Teil des langen Tages. Ich lege entspannt die Füsse hoch und fröne den Nachrichten auf CNN.
18.30 Uhr Anschliessend schiebt mein Bruder einen Silberling in das DVD Abspielgerät und ich komme in den Genuss, das oscarprämierte Meisterwerk “Chicago” aus dem Jahre 2002 zu sehen. Während der Whiskey in Strömen fliesst, tauche ich in das Leben der Mörderin Roxie ein, die in den 1920er Jahren eine langjährige Haftstrafe in einem Hochsicherheitsgefängnis absitzen muss.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung flimmert der Abspann über die Mattscheibe. Ich wünsche den Anwesenden einen angenehmen Abend und lege mich dann schlafen. Gute Nacht.

Wir schauen uns den sehenswerten Film “Chicago” an:

5. Februar 2013 – Lake Gilford

pfaffenbergkl

07.45 Uhr Ein neuer Tag in der kanadischen Millionenmetropole Toronto beginnt. Weil wir im Laufe des Vormittags nach Gilford fahren werden, stehe ich zeitig auf und absolviere am geöffneten Fenster die Morgengymnastik. Ausserdem rede ich auf Hund Dixon ein und erkläre ihm, dass er in wenigen Stunden am Lake Simcoe spielen darf. Der Rüde wird prompt hellhörig und kann es gar nicht mehr erwarten, lustige Eichhörner zu jagen.
09.00 Uhr Nachdem ich mich gewaschen und rasiert habe, werfe ich einige Kleidungsstücke in den DELSEY Rollkoffer und vergesse auch nicht, meinen löblichen Kulturbeutel einzupacken. Danach eile ich in die Küche und leiste Edelbert sowie Maria und Georg beim Frühstück Gesellschaft. Mein Bruder blättert kaffeeschlürfend in der Tageszeitung und informiert, dass in den nächsten Tagen mit ergiebigem Schneefall zu rechnen ist. Ich zucke mit den Schultern und entgegne, dass wir schnellstmöglich nach Gilford aufbrechen sollten. Georg schlägt in die gleiche Kerbe und kündigt an, dass wir standesgemäss im JEEP reisen werden – wie schön.
10.00 Uhr Als die Wanduhr im Wohnzimmer zehn Mal schlägt, rolle ich mein Gepäckstück nach draussen und spähe skeptisch in den wolkenverhangenen Himmel. Edelbert steckt sich eine stinkende Zigarre an und erzählt, dass er heute schon mit Frau Pontecorvo telefoniert hat. Der schlaue Mann kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen und berichtet, dass meine Nachbarin das sonnige Wetter in Südflorida in vollen Zügen auskostet und das wichtigste Mahl auf der Terrasse eingenommen hat. Ich seufze laut und ziehe mir die Zipfelmütze tief ins Gesicht.

zigarette

10.30 Uhr Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, helfe ich dem Haustier auf die Ladefläche und nehme dann selbst auf dem Rücksitz Platz. Georg lässt den Wählhebel der Automatikschaltung elegant in der “D” Stellung einrasten und sagt, dass wir in zirka 90 Minuten in Gilford sein werden.
11.00 Uhr Während wir durch die Vororte Concord und Richmond Hill rasen, telefoniert Maria mit Amanda. Meine Schwägerin kommt aus dem Plappern gar nicht mehr heraus und lässt die Maid wissen, dass am Wochenende Laura mit Lebensgefährte Herrn William und Sohn Paul zu Besuch kommen werden. Amanda freut sich und beteuert, dass sie mit ihrer Familie am Freitag Abend in Gilford sein wird – das ist phantastisch.
12.00 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit verlassen wir die Autobahn 400 und passieren das Ortsschild von Gilford. Georg drosselt die Geschwindigkeit und unterbreitet, dass er heute die Spendierhosen angezogen hat und uns ins Restaurant des “Harbourview Golf und Country Club” einladen wird – wie schön.
12.30 Uhr Hungrig kehren wir in die Wirtschaft ein und ordern bei einem hochnäsigen Kellner hausgemachte Zitronenlimonade sowie den “Catch of the Day” (löblich: Fang des Tages). Der Knecht serviert Barsch an Selleriegemüse und unterbreitet, dass der Fisch noch am Morgen im Lake Simcoe seine Runden gedreht hat. Wir beissen kraftvoll zu und verabreden, dass wir uns im Laufe dieser Woche auch im Eisfischen versuchen sollten.
13.30 Uhr Nach der reichhaltigen Mahlzeit bescheren wir dem Ober ein stattliches Trinkgeld und krusen weiter zum Ferienhaus. Weil die Strassen nicht geräumt sind, kommen wir leider nur sehr langsam voran. Georg lässt kein gutes Haar an den Stadtoberen und sagt, dass er am Nachmittag beim Bürgermeister anrufen wird.

simcoewinter
Lake Simcoe im Winter

14.15 Uhr Endlich sind wir am Ziel und können unser Reisegepäck ins ausgekühlte Ferienhaus schleppen. Maria klappert mit den Zähnen und macht es sich augenblicklich zur Aufgabe, die Heizung einzustellen und etliche Scheite Brennholz in den gemauerten Kamin zu verfrachten.
15.00 Uhr Als sich eine wohlige Wärme im Anwesen breit macht, serviere ich Dixon eine stattliche Portion Royal Canin Trockenfutter und genehmige mir selbst einen vitaminreichen Laffy Taffy Schokoladenriegel. Maria kredenzt zudem heissen Earl Grey (löblich: Graf Grau) Tee und sagt, dass immer wieder ein Vergnügen ist, die Seele am Lake Simcoe baumeln zu lassen. Ich gähne ausgiebig und verabschiede mich ins Gästezimmer.
16.00 Uhr Just als ich mich im Traum nach Puerto Rico versetzt sehe, wecke mich Edelbert und macht mich darauf aufmerksam, dass Dixon im Wald verschwunden ist. Ich schlage die Hände über dem Kopf zusammen und schlüpfe in die Mondstiefel und den Mantel. Anschliessend stapfe ich durch den kniehohen Schnee und halte nach dem Rüden Ausschau. Bereits nach wenigen Minuten treffe ich den Ausreisser am Seeufer an und schimpfe ich ihn ordentlich aus. Dixon wedelt mit der Rute und folgt mir brav zum Ferienhaus.
17.00 Uhr Während sich die Nacht über Gilford legt, servieren meine Verwandten Langnudeln mit Pesto. Edelbert reibt etwas Parmesan über die Teigwaren und sagt, dass er müde ist und sich bald zur Ruhe betten wird. Georg schüttelt jedoch den Kopf und sagt, dass am Abend Eishockey im Fernsehen läuft – das soll mir auch Recht sein.
18.00 Uhr Nachdem wir den Abwasch erledigt und das letzte Brennholz in den Kamin verfrachtet haben, beginnt endlich der gemütliche Teil des langen Tages. Wir machen es uns in der guten Stube bequem und frönen auf dem Bezahlsender TSN dem Eishockey Spiel zwischen den “Florida Panthers” und den “Winnipeg Jets”. Nebenher spülen wir unsere trockenen Hälse mit süffigem Bier durch – das tut gut.
20.00 Uhr Da ich die Regeln immer noch nicht verstanden habe, erhebe ich mich vom Sofa und unternehme mit Edelbert einen kleinen Spaziergang. Mit einer Taschenlampe im Anschlag folgen wir einem Weg entlang des vereisten Seeufers und werfen Dixon Stöckchen zu – das macht Spass.
20.45 Uhr Nach einer heissen Dusche schlüpfe ich in meinen bequemen Flanellschlafanzug und gehe zufrieden ins Bett. Gute Nacht.