15. Juli 2014 – Endlich zu Hause

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09.00 Uhr Ich werde sanft durch das hereinfallende Sonnenlicht geweckt und kann es kaum noch erwarten, das Krankenhaus am Nachmittag zu verlassen. Weil ich Kohldampf habe, betätige ich die Klingel und bitte eine Krankenschwester per Sprechdurchsage, mir endlich das Frühstück zu servieren.
09.30 Uhr Eine junge Pflegerin lässt nicht lange auf sich warten und versorgt mich mit brühfrischem Bohnentrunk, einem Frozen Yoghurt (löblich: gefrorener Joghurt) sowie einem köstlichen Müsli. Selbstverständlich stecke ich der Maid etwas Kleingeld zu und vergesse auch nicht, mich für Speis und Trank zu bedanken.

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Kleingeld für die Krankenschwester

10.00 Uhr Nachdem ich mich gestärkt habe, lege ich die Beine hoch und greife zur aufschlussreichen Nikola Tesla Biografie. Leider wird die Ruhe bald durch ohrenbetäubendes Telefonläuten gestört. Zu allem Überfluss meldet sich mein löblicher Neffe und erkundigt sich, wann er mich abholen kann. Ich zucke mit den Schultern und entgegne, dass ich heute noch gar nicht mit Dr. Rognatelli gesprochen habe. James plappert in einer Tour und meint, dass er gegen 14 Uhr ins Krankenhaus kommen wird – das soll mir Recht sein.
10.30 Uhr Obwohl mein rechter Fuss immer noch kribbelt, rapple ich mich auf und schlüpfe in den Bademantel. Danach verlassen ich das Zimmer und registriere während meines Spaziergangs, dass mein Rücken kaum noch schmerzt. Ich hüpfe von einem Bein aufs andere und treffe am Süssigkeitenautomaten Herrn Gordon (71). Der gute Mann begrüsst mich herzlich und sagt, dass unsere gestrige Wanderung durch den Garten sehr schön war. Ich nicke eifrig und lasse meine neue Bekanntschaft wissen, dass ich heute entlassen werde. Als Herr Gordon traurig dreinblickt, verrate ich ihm meine Anschrift und fordere ihn auf, sich nach seiner Genesung bei mir zu melden.

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MegaLoad – schmeckt gar nicht schlecht

11.30 Uhr Ich kehre fix und foxi auf mein Zimmer zurück und beisse kraftvoll in einen MEGALOAD CARAMEL Schokoladenriegel. Ferner spähe ich aus dem Fenster und denke daran, wie ich am vergangenem Freitag auf allen Vieren zum Auto gekrochen bin – wie furchtbar.
12.00 Uhr Wenig später stösst Dr. Rognatelli die Türe auf und wünscht mir einen guten Tag. Bevor ich mich versehe, schiebt der Facharzt meinen Hemd nach oben und nimmt die Operationsnarbe in Augenschein. Der Doktor ist begeistert und unterbreitet, dass mir Schwester Abigail die Entlassungspapiere aushändigen kann – wie schön.
12.45 Uhr Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, hüpfe ich aus dem Bett und werfe meine Habseligkeiten in die Reisetasche. Im Anschluss eile ich zum Schwesternzimmer und teile Frau Abigail mit, dass ich jetzt nach Hause fahren werde. Die Perle schenkt mir ein Lächeln und überreicht mir nicht nur den Entlassungsschein, sondern auch eine ellenlange Krankenhausrechnung. Ich mache grosse Augen und lese, dass der Klinikaufenthalt 7.000 Dollars kosten soll – wie unlöblich. Nur gut, dass meine private Krankenversicherung für die Operation bezahlen wird.

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Meine eingeklemmte Bandscheibe

13.30 Uhr Nachdem ich Frau Abigail ein stattliches Trinkgeld überlassen habe, fahre ich mit dem Aufzug nach unten und warte ungeduldig auf die Ankunft meines löblichen Neffen.
14.15 Uhr Als der Minutenzeiger meiner ROLEX auf Viertel nach 2 deutet, schlendern James und David durch den Eingang. Ich kneife David in die Backe und erkläre James, dass ich grossen Hunger habe. Mein Neffe schlägt in die gleiche Kerbe und sagt, dass uns seine Mutter in der kleinen Villa mit einer Mahlzeit überraschen wird.
15.00 Uhr Zuhause angekommen, werde ich von Hund Dixon stürmisch begrüsst. Ich greife mir nörgelnd ins Kreuz und fordere den Rüden zu mehr Rücksicht auf. Anschliessend streichle ich ihm über den Kopf und wünsche Frau Pontecorvo, Amanda sowie meiner Schwägerin einen schönen Nachmittag.
15.30 Uhr Wie nicht anders zu erwarten, löchern mich die Frauen mit Fragen und möchten wissen, wie lange ich mich noch schonen muss. Ich lasse mich am festlich gedeckten Terrassentisch nieder und flunkere, dass ich mindestens noch für vier Wochen eine ruhige Kugel schieben muss. Meine Schwägerin gibt sich jedoch skeptisch und meint, dass eine Lasagne (löblich: italienisches Nudelschichtgericht) angesichts meines schlechten Allgemeinzustands wohl doch nicht das richtige ist. Ich schüttle den Kopf und gebe zu Protokoll, dass mir Dr. Rognatelli keine Diät auferlegt hat – wo kämen wir denn da hin.

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Edelbert, Georg und Admiral Bürstenbinder tummeln sich in Japan

16.00 Uhr Während ich meine Kehle mit einem vollmundigen Rotwein spüle, erzählt Maria von Georgs Japanreise und informiert, dass sich mein Bruder im “Land des Lächelns” pudelwohl fühlt. Darüber hinaus erfahre ich, dass Georg, Prof. Kuhn und Admiral a.D. Friedbert Büstenbinder gestern den 333 Meter hohen “Tokio Tower” (löblich: Tokio Turm) sowie den weltbekannten Meiji Schrein besichtigt haben – wie aufregend.
17.00 Uhr Nach der dritten Portion wische ich mir den Mund an einer Serviette ab und höre, dass Maria mit den Kindern ins Lichtspielhaus gehen möchte. Ich erhebe Einspruch und weise auf die Tatsache hin, dass irgendwer mit Hund Dixon Gassi gehen und mich bei guter Laune halten muss. Frau Pontecorvo meldet sich augenblicklich zu Wort und sagt, dass sie mir am Abend Gesellschaft leisten wird – wie schön.
17.30 Uhr Nachdem meine Verwandten das Weite gesucht haben, bette ich mich auf dem Kanapee zur Ruhe und nehme ein Schmerzmittel ein. Ausserdem schalte ich die Glotze ein und vertreibe mir die Langeweile mit einem spannenden Western. Unterdessen greift Frau Pontecorvo zur Hundeleine und kündigt an, dass sie nun einen ausgedehnten Spaziergang mit dem Vierbeiner unternehmen wird.
18.15 Uhr Just als ein namenloser Fremder in einer kleinen Goldminenstadt bösartige Ganoven zur Strecke bringt, kommt Frau Pontecorvo von ihrem Ausflug zurück. Die Dame macht sich prompt in der Küche nützlich und verwöhnt mich mit einem Glas Eistee und vitaminreichen Wurstbroten. Ich lecke mir die Lippen und gebe meiner Bekannten zu verstehen, dass ich deftige Hausmannskost in der Klinik vermisst habe.
19.00 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, schalte ich auf den Bezahlsender SHOWTIME um und gebe mich der Serie “Shameless” (löblich: Schamlos) hin. Frau Pontecorvo kommt aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und meint, dass sie die Abenteuer des Frank Gallagher sehr gerne verfolgt – das ist phantastisch.

http://www.youtube.com/watch?v=FwkTMRrxgHQ

21.00 Uhr Nach zwei Episoden gähne ich ausgiebig und ziehe es vor, ins Bett zu gehen. Meine Nachbarin wünscht mir angenehme Träume und sichert zu, morgen gegen 8 Uhr wiederzukommen. Ich verabschiede die kleine Frau per Handkuss und falle dann fix und foxi ins Bett. Gute Nacht.

14. Juli 2014 – Nikola Tesla

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Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Heimseitenbesucher,

James hat mich am Samstag mit einem spannenden Buch überrascht. Weil ich krank bin und das Bett hüten muss, fing ich sofort an, mich über das Leben des Wissenschaftlers und Erfinders Nikola Tesla zu informieren.

Nikola Tesla wurde am 10. Juli 1856 als viertes von insgesamt fünf Kindern einer serbisch-orthodoxen Familie in Smiljan (Kroatien) geboren. Der brave Bube interessierte sich bereits in jungen Jahren für physikalische Abläufe und war einer der besten Schüler des Gymnasiums in Karlovac.

Mit 19 Jahren schrieb er sich an der “Technischen Hochschule” im österreichischen Graz ein und studierte Maschinenbau. Nachdem er drei Jahre später exmatrikuliert wurde, zog er ins slowenische Maribor um, wo er eine Anstellung als Maschinenbauer fand und seine Freizeit in einschlägigen Trinkhallen verbrachte. Letztendlich immigrierte Nikola Tesla im Juni 1884 nach Amerika, um eine Firma zu gründen und zum grossen Gegenspieler des amerikanischen Wissenschaftlers und Erfinders Thomas Alva Edison aufzusteigen.

Nikola Tesla meldete unzählige Patente an und entwickelte eine Maschine, die Wechselstrom erzeugen konnte. Von Juli 1888 bis Juli 1889 arbeitete der schlaue Mann ausserdem mit befreundeten Technikern an der Realisierungen von Spannungssystemen, die Wechselstrom aus Gleichstrom konvertieren konnten. Darüber hinaus baute er die Scheibenläuferturbine (Tesla-Turbine) und beschäftigte sich mit der Idee, eine drahtlose Energieübertragung zu ermöglichen.

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Herr Tesla bei der Arbeit

Nikola Tesla wurde in dieser Zeit von solventen Geldgebern bei Laune gehalten. Natürlich wurde der Erfinder auch zu vielen Feierlichkeiten eingeladen und zog mit der sogenannten “High Society” (löblich: hohe Gesellschaft) durch angesagte Tanzlokale.

Benebelt vom Alkohol, glitten ihm die Geschäfte bald aus den Händen. Er wurde von seinen Geschäftspartnern um ein stattliches Vermögen gebracht und wendete sich desillusioniert dem damals populären Transzendentalismus zu. Infolgedessen erforschte er “Humane Energieformen” und liess in Gesprächen mit Journalisten verlauten, dass er seit 1899 in Kontakt zu Ausserirdischen stehe.

Bis zu seinem Tod am 7. Januar 1943 lebte Tesla in ärmlichen Verhältnissen und setzte sich mit der modernen Kriegstechnik auseinander. Unter anderem wollte er eine Strahlenkanone bauen, die U Boote und/oder feindliche Flugzeuge zerstören konnte – das ist ja allerhand.

Obgleich Nikola Tesla zeitlebens ein Sonderling war, gehen knapp 700 wegweisende Patente auf ihn zurück. Seine Ideen sind heute in allen elektrischen Geräten zu finden. Aus diesem Grund wird jedes Jahr am 10. Juli an vielen amerikanischen Hochschulen an das vergessene Genie Nikola Tesla erinnert.

Ich wünsche allen Lesern eine erfolgreiche Woche.
Reinhard Pfaffenberg

13. Juli 2014 – Deutschland vs. Argentinien

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Hi Fans,

gestern Abend war Dieter Thomas Kuhn samt Band auf dem Tollwood Festival zu Gast.
Ich hab’ mich riesig auf das Schlagerspektakel gefreut und mich extra in Schale geworfen (Blümchenhemd und Jeans mit Schlag). Obwohl die Show echt genial war und die Musiker zur Höchstform aufliefen, lies das Publikum sehr zu wünschen übrig. Die Münchner sind für ihre Feierlaune bekannt, aber gestern Abend herrschte in der Tollwood Musik Arena total tote Hose 🙁

Übrigens hat gerade mein Vermieter angerufen.
Reinhard hat die Bandscheiben OP sehr gut verkraftet und war heute mit James und David im Klinikpark spazieren. Ausserdem hatte er in den frühen Morgenstunden einen Termin bei Dr. Rognatelli. Der Facharzt musste die Operationswunde überprüfen und eine Computertomographie durchführen. Wenn alles nach Plan läuft, kann Reinhard bereits am Dienstag die Klinik verlassen und in seine kleine Villa im Willoughby Drive zurück kehren 🙂

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Okay, jetzt muss ich mich aber für das Weltmeisterschaftsfinale Deutschland – Argentinien vorbereiten. Marlene und Cousin Bernd kommen vorbei und werden hoffentlich Bier, CHIO Chips und Pizza mitbringen. Ich hoffe, dass wir heute um 21:00 ein spannendes und abwechslungsreiches Finale im Maracana Stadion in Rio de Janeiro erleben werden.

Ansonsten gibt es nichts spannendes zu erzählen.
Deswegen wünsch’ ich euch einen schönen Sonntag und weiterhin viel Spass auf der Homepage meines schrulligen Vermieters …

Sandra

12. Juli 2014 – Herr Pfaffenberg lebt!

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Hallo Leute,

eigentlich wollte mein Vermieter heute nach Japan fliegen.
Ihr habt sicher gelesen, dass er am Mittwoch ins Schwimmbecken gefallen ist und sich verletzt hat. Anstatt Edelbert nach Tokio zu begleiten, musste er am heutigen Morgen an der Bandscheibe operiert werden.

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Reinhards Bandscheibe

Ich habe gerade mit Frau Pontecorvo telefoniert und erfahren, dass es dem Rentner blendend geht. Der behandelnde Arzt musste die betroffene Bandscheibe während eines zwanzigminütigen Eingriffs unter Vollnarkose komplett entfernen. Herr Pfaffenberg war nur kurz im Aufwachraum und wurde zwei Stunden später auf sein Zimmer verlegt.


Dinosaurier Buch für Reinhard

Am Nachmittag wollen James, Amanda und David ins Krankenhaus fahren und den alten Mann besuchen. James war am Vormittag extra bei Barnes & Nobles und hat ein Dinosaurier Buch sowie eine Biografie über den Wissenschaftler Nicola Tesla gekauft. Ich denke, dass Reinhard an den Büchern Gefallen finden und bald wieder gesund werden wird. Angeblich soll er spätestens am Mittwoch aus dem Krankenhaus entlassen werden 🙂

Am Montag hab’ ich auf dem Tollwood Festival in München ordentlich abgerockt und John Fogerty Live in Concert gesehen. Ich war von der Bühnenpräsenz des 69jährigen Ex-Creedence Clearwater Revival Leadsängers echt überrascht. John Fogerty fetzte wie ein Derwisch über die Bühne und verstand es, die Zuschauer mit Klassikern wie “Travelin’ Band”, “Born on the Bayou” oder “Proud Mary” zu begeistern. Für mich zählt dieses Konzert zu den absoluten Highlights der letzten Jahren.

Ausserdem freue ich mich, heute Abend Dieter Thomas Kuhn – den Schlagerbarden mit Fönfrisur – samt seiner genialen Band in der “Musik Arena” zu sehen 🙂

Ich werde jetzt nach München fahren und Marlene am Marienplatz treffen.
Morgen hört ihr natürlich wieder von mir.
Eure Sandra

11. Juli 2014 – Im Krankenhaus

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08.00 Uhr Ich öffne die Augen und bin überrascht, kaum noch Rückenschmerzen zu haben. Laut juchzend stehe ich auf und erkläre Dixon, dass die zehnstündige Nachtruhe Wunder gewirkt hat.
08.30 Uhr Als ich jedoch auf der Terrasse die Morgengymnastik absolviere, fährt mir erneut ein stechender Schmerz ins Kreuz. Völlig entnervt quäle ich mich in die gute Stube und ziehe es vor, mich an den Schreibtisch zu setzen.
09.00 Uhr Just als ich mir eigene Gedanken mache und mich im Internetz über minimalinvasive Operationsmethoden schlau mache, klingeln Edelbert und meine Verwandten an der Haustüre. Ich wünsche den lieben Menschen einen schönen Morgen und gebe zu Protokoll, dass ich mich prima fühle und die geplante Operation absagen werde. Georg erhebt augenblicklich Einspruch und sagt, dass er mich höchstpersönlich ins Krankenhaus bringen wird – wie furchtbar.

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Eingeklemmte Bandscheibe

09.30 Uhr Nach viel Überzeugungsarbeit komme ich zu dem Schluss, dass es wohl doch schlauer wäre, den Bandscheibenvorfall behandeln zu lassen. Auch David beruhigt mich redlichst und verspricht, mich täglich in der Klinik zu besuchen. Ich seufze laut und bringe weiter heraus, dass mein Bruder gestern Abend mit Dr. Rognatelli telefoniert und die Information erhalten hat, dass der operative Eingriff lediglich 20 Minuten dauern wird. Meine Schwägerin schlägt in die gleiche Kerbe und sagt, dass sie mich am Dienstag nach Hause holen und mich bis zu meiner vollständigen Genesung umsorgen wird.
10.30 Uhr Während wir am Frühstückstisch sitzen, kommt Edelbert auf die Tokioreise zu sprechen und setzt mich darüber in Kenntnis, dass es Admiral a.D. Bürstenbinder sehr bedauert, mich nicht in Japan begrüssen zu können. Ich zucke mit den Schultern und lasse meinen Bekannten wissen, dass ich die Reise im Herbst nachholen werde.
11.15 Uhr Nachdem ich meine Kaffeetasse geleert habe, trommle ich mit den Fingern auf die Tischplatte und weise auf die Tatsache hin, dass es langsam Zeit wird, ins Krankenhaus zu fahren. Ich humple nörgelnd ins Schlafzimmer und mache es mir unter Dixons skeptischen Blicken zur Aufgabe, Kleidung sowie Waschutensilien in eine Reisetasche zu werfen. Ausserdem nehme ich einen Bündel Banknoten aus meinem Geheimversteck und gebe Edelbert zu verstehen, dass ich mich dem Klinikpersonal stets spendabel zeigen werde.

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Dixon kann mich nicht begleiten

12.00 Uhr Pünktlich zum Mittagsläuten stattet mir Frau Pontecorvo einen Besuch ab. Die Perle fällt mir um den Hals und sagt, dass sie während der nächsten Tage in meiner Villa wohnen und Dixon beaufsichtigen wird. Ich nicke eifrig und flunkere, dass die Vorhänge gewaschen und sämtliche Schränke ausgewischt werden müssen. Meine Nachbarin schenkt mir ein Lächeln und sagt, dass mir der Humor Gott sei Dank nicht abhanden gekommen ist.
12.45 Uhr Nachdem ich mich von Edelbert, Frau Pontecorvo, den Kindern und Hund Dixon verabschiedet habe, folge ich Georg zu seinem PS-strotzenden JEEP. Der gute Mann hilft mir auf den Beifahrersitz und zögert nicht, hupend in Richtung Süden davonzufahren. Ich blicke mich ein letztes Mal nach meinem Zuhause um und ärgere mich, nicht mit nach Japan fliegen zu können.
13.30 Uhr Am Ziel angekommen, lost mich Georg ins Krankenhaus und plappert, dass die Klinik über 600 Betten verfügt und zu den besten Einrichtungen im Süden der USA zählt – das soll mir auch Recht sein.
14.00 Uhr Ich händige der Empfangsdame meine Versicherungskarte aus und höre, dass Dr. Rognatelli ein Einzelzimmer im zweiten Stock reserviert hat. Weil ich Abschiede nicht leiden kann, reiche ich Georg meine Hand und stelle klar, dass er mich nicht nach oben begleiten muss. Darüber hinaus wünsche ich ihm eine schöne Reise und sichere zu, dass ich mich am Abend telefonisch melden werde.
14.30 Uhr Missmutig fahre ich mit dem Lift nach oben und sehe mich mit einer übergewichtigen Krankenschwester namens Abigail (55) konfrontiert. Die Dame lotst mich in eine gemütliche Unterkunft und sagt, dass Dr. Rognatelli im Laufe des Nachmittags nach mir sehen wird. Ferner überreicht mir die Perle ein Nachthemd und meint, dass sie mir vorher Blut abnehmen und mich in den Röntgenraum bringen muss.
15.15 Uhr Mit einem Klos im Hals schlüpfe ich aus den Freizeitkleidern und werfe mir das hellblaue Nachthemd über. Unterdessen löchere ich Frau Abigail mit Fragen und bringe heraus, dass Dr. Rognatelli im Laufe seiner langjährigen Karriere Hunderte Bandscheibenvorfälle behandelt hat – wie beruhigend.
16.00 Uhr Wenig später lerne ich einen Pfleger namens Morris (29) kennen und erfahre, dass der gute Mann Medizin an der “University of Florida” studiert und bald seine Doktorarbeit schreiben wird. Der Heini nimmt mir Blut ab und sagt, dass wir als nächstes meine Wirbelsäule röntgen müssen. Ich lasse alles über mich ergehen und denke daran, wie schön es doch wäre, zuhause im Kreise der Familie zu sitzen und Kaffee zu trinken.
17.00 Uhr Nachdem ich ein Gespräch mit einem Anästhesisten geführt und die Auskunft erhalten habe, dass der Eingriff unter Vollnarkose durchgeführt wird, kann ich endlich auf mein Zimmer zurückkehren.
17.30 Uhr Zu meiner Freude stattet mir bald Dr. Rognatelli einen Besuch ab und erzählt, dass ich am Samstag gegen acht Uhr von meinen Rückenschmerzen erlöst werde. Ich strahle wie ein Honigkuchenpferd und vernehme ausserdem, dass ich bereits am späten Nachmittag Besuch empfangen darf – wie aufregend.
18.15 Uhr Zu guter Letzt wünscht mir der Arzt einen schönen Abend und versorgt mich mit einer Hochglanzbroschüre. Ich überfliege das Geschriebene und lerne, dass unsere Wirbelsäule aus 23 Bandscheiben besteht, die durch Knorpel miteinander verbunden sind. Ich staune Bauklötze und lese weiter, dass in den Vereinigten Staaten jährlich knapp 3 Millionen Bandscheibenoperationen durchgeführt werden – das ist ja allerhand.

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Ich saufe einen Eistee

19.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf 7 deutet, serviert mir Frau Abigail ein Glas Eistee sowie eine Schmerztablette. Ferner tippt die Dame auf ihre TIMEX Plastikuhr und kündigt an, dass wir uns morgen Früh zur Operation wiedersehen werde. Ich atme tief durch und spüle meine Kehle mit dem einen grossen Schluck durch. Danach rufe ich bei Georg und Maria an und berichte, dass ich in dreizehn Stunden in den Operationssaal geschoben werde. Meine Schwägerin redet mir gut zu und beteuert, dass der Eingriff ohne Komplikationen verlaufen wird – das will ich doch hoffen.
19.30 Uhr Um Morgen topfit zu sein, beende ich das Telefonat und schliesse die Augen. Gute Nacht.