08.00 Uhr Trotz hämmernder Kopfschmerzen schwinge ich mich aus dem Bett und läute den Tag mit dem Frühsport auf der Terrasse ein. Nebenbei tratsche ich mit meinem Nachbarn und vernehme, dass seine Nichte Melody (31) nicht wie angekündigt an Weihnachten nach Naples kommen konnte. Herr Booth blickt traurig drein und verrät, dass das Mädchen die “staade Zeit” bei Freunden in South Carolina verbracht hat – das soll mir Recht sein.
08.30 Uhr Während Dixon im Garten bleibt, kehre ich in die kleine Villa zurück und entspanne mich bei einem Wirbelbad. Ausserdem nutze ich die Gelegenheit, um mit Georg zu telefonieren. Mein Bruder freut sich über den Anruf und kündigt an, dass er sich gleich im Garten nützlich machen wird. Weil ich einen grünen Daumen habe, falle ich dem guten Mann prompt ins Wort und verspreche, zeitnah vorbeizukommen – das wird ein Spass.
09.30 Uhr Nachdem ich Prof. Kuhn über meine Tagesaktivitäten informiert habe, beende ich den Badespass und nehme mir das Recht heraus, das Frühstück im Wohnzimmer einzunehmen. Ich beisse kraftvoll in eine mit Cheddar und Capocollo belegte Semmel und vergesse auch nicht, meinem tierischen Mitbewohner etwas Wurst abzugeben.
Katze Land – der beste Radiosender
10.00 Uhr Wenig später sitze ich im geräumigen Chevrolet Suburban und gleite ins Stadtzentrum. Unterdessen fröne ich dem Radioprogramm vom WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und erkläre dem Vierbeiner, dass wir zuerst die Biscotti Farrugia Bäckerei ansteuern und vitaminreiche Cannolis einkaufen werden.
10.30 Uhr In der Italienbäckerei meines Vertrauens angekommen, wünsche ich der rassigen Verkäuferin einen schönen Morgen und ordere eine grosse Gebäckschachtel mit allerhand Leckereien. Frau Maria (38) schenkt mir ein Lächeln und animiert mich, die Colombas zu probieren. Ich mache grosse Augen und bringe heraus, dass es sich hierbei um ein gezuckertes Hefegebäck mit Mandeln handelt – das hört sich verlockend an.
Ich beisse kraftvoll zu
11.00 Uhr Um insgesamt 25 Dollars erleichtert, kehre ich zum Auto zurück und kruse schnurstracks zum Ferienhaus meiner Verwandten. Um schneller voran zu kommen, setze ich zu waghalsigen Überholmanövern an und schrecke auch nicht davor zurück, in regelmässigen Abständen die Hupe zu betätigen.
11.30 Uhr Kurz vor dem Mittagsläuten komme ich mit quietschenden Bremsen vor dem Zuhause meiner Verwandten zum stehen. Georg begrüsst mich herzlich und plappert, dass er soeben den Rasenmäher aus der Garage geschoben hat. Ich nicke eifrig und entgegne, dass nicht nur die Wiese gemäht, sondern auch die Mangroven gestutzt werden müssen. Um weiteren Diskussionen aus dem Weg zu gehen, spucke ich in die Hände und erkundige mich nach einer Gartenschere. Meine Schwägerin fackelt nicht lange und sagt, dass wir auch den Kletterefeu von der Hausfassade entfernen müssen – wie unlöblich.
12.00 Uhr Während wir hart schuften und aus dem Schwitzen kaum noch herauskommen, lässt Georg seinen gestrigen Fernsehabend Revue passieren und berichtet, dass er die spannende Serie “Deutschland 83” auf dem SUNDANCE CHANNEL gesehen hat. Ich schlage in die gleiche Kerbe und stelle klar, dass das aus Deutschland stammende Fernsehspiel derzeit grosse Erfolge im Ausland feiert.
13.00 Uhr Nach einer Stunde haben wir die Rasenfläche gestutzt und die Mangroven auf das richtige Mass gebracht. Ich wische mir die Schweissperlen von der Stirn und lasse Georg wissen, dass ich leckere Backwaren mitgebracht habe. Bevor ich mich versehe, rennt der gute Mann juchzend ins Haus und fischt sich eine mit Ricotta und Sahne gefüllte Sfogliatelle aus der Schachtel.
13.30 Uhr Während der Brotzeit blättert Georg in der Tageszeitung und setzt mich darüber in Kenntnis, dass sich am Freitag der Geburtstag des amerikanischen Entdeckers John Charles Frémont zum 203mal jährt. Ich lege meinen Kopf schief und erhalte die Auskunft, dass der Heini im frühen 19. Jahrhundert die Rocky Mountains kartographiert und sich anno 1856 sogar um das Präsidentschaftsamt bemüht hat – wie aufregend.
14.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, in den Garten zurückzukehren und abgefallene Palmwedel aus dem Schwimmbecken (unlöblich: Pool) zu fischen. Ferner tratsche ich mit meinen Verwandten und schlage vor, dass wir am Freitag einen Stadtbummel unternehmen könnten. Georg schüttelt jedoch den Kopf und kündigt an, dass er lieber den JEEP Fachhändler an der Airport Pulling Road besuchen und sich die feilgebotenen Autos anschauen möchte – das soll mir auch Recht sein.
Ich spüle meinen trockenen Hals
15.00 Uhr Endlich können wir die Arbeit beenden und die Werkzeuge in der Garage verstauen. Völlig ausser Atem folge ich meinen Verwandten ins klimatisierte Haus und trinke ein grosses Glas Eistee – das tut gut.
15.30 Uhr Redlichst erfrischt verabschiede ich mich zum SUV und trete die Heimfahrt an. Darüber hinaus mache ich mir eigene Gedanken und ringe mich dazu durch, Georg am Freitag zum JEEP Geschäft zu begleiten.
16.15 Uhr Um zur Ruhe zu kommen, schliesse ich die Pforte zur Villa auf und falle erschöpft aufs Kanapee. Bereits nach wenigen Atemzügen döse ich ein und sehe mich im Traum auf den Appalachian Trail versetzt.
17.15 Uhr Ich werde bald durch sehr aggressives Hundebellen geweckt. Missmutig reibe ich mir den Schlaf aus den Augen und registriere, dass es mittlerweile Viertel nach Fünf geschlagen hat. Da das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, begebe ich mich augenblicklich in die Küche und zaubere im Handumdrehen eine Portion Spinat mit Bratkartoffeln und Spiegeleier – wie gut das duftet.
Ich informiere mich auf FOX
18.00 Uhr Als meine geschmackvolle Wanduhr fünf Mal schlägt, stelle ich die Geschirrspülmaschine ein und freue mich auf einen ruhigen Fernsehabend. Um auf dem Laufenden zu bleiben, fröne ich den FOX Nachrichten und lerne, dass Ex-Präsident Lyndon B. Johnson just heute vor 43 Jahren verstorben ist.
19.00 Uhr Nachdenklich schalte ich auf ABC um und gebe mich zur besten Sendezeit dem Spielfilmerfolg “The Uninvited” (auf deutsch: Der Fluch der 2 Schwestern) hin. Ich tauche in das Leben der jungen Anna ein, die nach einem Klinikaufenthalt nach Hause entlassen wird und sich mit der neuen Lebensgefährtin ihres Vaters konfrontiert sieht – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Nach zwei nervenaufreibenden Stunden schalte ich die Glotze aus und führe Dixon noch einmal durch den Garten. Im Anschluss lösche ich das Licht und lege mich ins Bett. Gute Nacht.