10. August 2016 – Eierkuchen und American Love

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08.00 Uhr Beschwingt durch ein schönes Lied der “Avett Brothers” rolle ich mich aus dem Wasserbett und stelle beim Blick auf das Thermometer fest, dass es auch heute unerträglich heiss ist. Mit hängendem Kopf öffne ich die Terrassentüre und erkundige mich bei Hund Dixon, ob er nach draussen gehen möchte. Der lustige Rüde macht jedoch prompt kehrt und zieht es vor, noch etwas zu schlafen.
08.30 Uhr Nachdem ich in der klimatisierten Stube die Morgengymnastik absolviert habe, verabschiede ich mich ins Bad und spiele mit der Idee, kurzerhand nach Kanada auszufliegen und meine Familie zu besuchen. Um mir einen Überblick über das Wetter in Ontario zu verschaffen, nehme ich kurzerhand die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) zur Hand und rufe im Ferienhaus meiner Verwandten an. Nach dem zweiten Tuten nimmt mein Grossneffe das Telefonat an und beteuert, dass es in Gilford Beach unerträglich schwül ist. Ich seufze laut und lasse den Buben wissen, dass ich unter diesen Umständen lieber in Florida bleiben werde.

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Meine praktische Schwarzbeere

09.30 Uhr Wenig später pocht Frau Pontecorvo an die Haustüre. Ich werfe mir kurzerhand den Bademantel über und lasse es mir nicht nehmen, die kleine Frau herzlich zu begrüssen. Zu meiner Freude präsentiert die Dame einen selbstzubereiteten Eierkuchen und meint, dass wir gemeinsam frühstücken könnten. Natürlich nicke ich eifrig und stelle die futuristische DeLonghi Kaffeemaschine ein. Danach husche ich ins Schlafzimmer und schlüpfe in legere Freizeitkleidung – da kommt besonders grosse Freude aus.
10.00 Uhr Während ich die wichtigste Mahlzeit des Tages verzehre, kommt Frau Pontecorvo auf ihren Geburtstag am 20. August zu sprechen und kündigt an, dass sie Tags darauf nach Jacksonville reisen wird, um ihre bekloppte Freundin zu besuchen. Ich mache grosse Augen und gebe vor, dass ich ganz bestimmt nicht mitkommen werde. Meine Tischnachbarin schenkt sich etwas Kaffee nach und sagt, dass sie zwei Wochen bei Frau Blanche bleiben und womöglich sogar einen Ausflug nach Savannah im Nachbarstaat Georgia unternehmen wird – wie schön.
10.45 Uhr Nach dem dritten Nachschlag schiebe ich den Teller beiseite und erzähle meiner Bekannten, dass sich gestern vor 47 Jahren am Cielo Drive in Los Angeles ein schreckliche Bluttat ereignet hat. Meine Nachbarin schlägt in die gleiche Kerbe und unterbreitet, dass sie gestern auf CBS den im Jahre 2004 entstandenen Film “Helter Skelter” gesehen hat. Die Perle blickt traurig drein und informiert, dass Charles Manson seit Sharon Tates Ermordung im Gefängnis sitzt und hoffentlich nie wieder auf freien Fuss kommen wird – dem ist nichts hinzuzufügen.
11.30 Uhr Kurz vor dem Mittagsläuten bimmelt das Telefon und Edelbert meldet sich in der Leitung. Der schlaue Mann ist ganz aus dem Häuschen und sagt, dass seine Klimaanlage abermals ausgefallen ist. Darüber hinaus erfahre ich, dass sich nun der Hausmeister um den Schlamassel kümmern und ein neues Stromkabel verlegen wird. Ich zucke mit den Schultern und entgegne, dass es in meinem Zuhause angenehm kühl ist.

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Ich proste meiner Nachbarin redlichst zu

12.15 Uhr Nachdem ich ein Gläschen Schaumwein aus dem Hause Louis Roederer getrunken habe, verabschiede ich Frau Pontecorvo und bereite mir ein Wurstbrot zu. Ferner nehme ich die verschmierten Fenster in Augenschein und ringe mich dazu durch, die kleine Villa auf Vordermann zu bringen. Weil sich Frau Gomez noch immer im Urlaub befindet, hole ich den Staubsauger aus der Abstellkammer und mache es mir zur Aufgabe, den Teppich im Wohnzimmer zu säubern. Natürlich schreckt Dixon wie von der Tarantel gestochen hoch und verabschiedet sich auf die schattige Terrasse – wie lustig.
13.00 Uhr Im Anschluss bringe ich die Fensterscheiben auf Hochglanz und vergesse auch nicht, den Küchenboden durchzuwischen und das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine zu verfrachten – gleich platzt mir der Kragen.
14.00 Uhr Schlussendlich trage ich den Müll nach draussen und fülle gesundes ROYAL CANIN Trockenfutter in den Napf meines Haustieres. Da ich aus dem Schnaufen gar nicht mehr herauskomme, beende ich dann die schwere Arbeit und strecke auf dem Wohnzimmerkanapee die Beine nach. Bereits nach wenigen Atemzügen döse ich ein und träume von einem eiskalten Wintertag in meiner bayerischen Heimat.

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Ich träume von Bayern

15.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und fülle meine Hahn und Henne Tasse mit brühfrischem Bohnentrunk auf. Zudem beschalle ich die kleine Villa mit prima George Strait Musik und nutze die Nachmittagsstunden, um auf Amazon nach neuer Musik zu suchen. Mit flinken Fingern navigiere ich mich durch das reichhaltige Angebot und erfahre, dass Gesangsstern Jake Owen am 29. Juli eine neue CD mit dem Titel “American Love” (löblich: amerikanische Liebe) auf den Markt gebracht hat. Ruckzuck betätige ich den “ADD” (löblich: Kauf) Knopf und habe die Möglichkeit, sämtliche Lieder auf meiner Festplatte zu speichern – das klappt wieder wie am Schnürchen.


Jake Owen – American Love

16.00 Uhr Als meine geschmackvolle Wanduhr viermal schlägt, gehe ich von der Leine und statte dem Vierbeiner im Garten einen Besuch ab. Der Rüde tummelt sich am künstlich angelegten Teich und freut sich, als ich ihm einen Tennisball zuwerfe. Zudem treffe ich auch Herrn Booth an der Grundstücksgrenze an und bringe heraus, dass der hochdekorierte Vietnamveteran Morgen den Rasen mähen wird – das kann mir nur Recht sein.
17.00 Uhr Wegen der Hitze mache ich bald kehrt und führe mir ein eiskaltes Budweiser zu Gemüte. Zudem mache ich mich in der Küche nützlich und erwärme im Backrohr ein tiefgefrorenes Nudelschichtgericht (unlöblich: Lasagne) – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nach dem Nachtmahl gehe ich zum gemütlichen Teil des Tages über. Als die Abendnachrichten über den Bildschirm flimmern, telefoniere ich erneut mit Prof. Kuhn und vernehme, dass der Hausmeister beste Arbeit abgeliefert und die Klimaanlage im Handumdrehen repariert hat – das hört man gerne.
19.00 Uhr Um endlich zur Ruhe zu kommen, beende ich das Gespräch und nehme mit dem ABC Video-On-Demand (löblich: Video nach Abruf) Angebot Vorlieb. Mit grosser Freude schaue ich mir einige Episoden der lustigen Serie “Modern Family” an und krümme mich vor Lachen.
21.00 Uhr Nach zwei heiteren Stunden beende ich den Fernsehabend und unternehme mit Dixon einen kleinen Spaziergang durch den Garten. Anschliessend verriegle ich die Haustüre und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.

6. Juli 2016 – Ordnung ist das halbe Leben

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08.00 Uhr Der Wecker klingelt und ich hüpfe spornstreichs aus dem Bett. Dummerweise trete ich dabei auf Hund Dixons Schwanz. Der Rüde kommt aus dem Fiepen gar nicht mehr heraus und rennt wie von Sinnen ins Wohnzimmer. Selbstverständlich wirke ich beruhigend auf den Vierbeiner ein und gebe ihm zu verstehen, dass ich ihm nie etwas zu Leide tun würde. Darüber hinaus stecke ich ihm einen Kauknochen ins Maul und registriere, dass mir das brave Haustier nun schon seit siebeneinhalb Jahren ein treuer Begleiter ist.

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Hund Dixon ist brav

08.30 Uhr Weil ich nicht ungewaschen das Haus verlassen kann, nehme ich mit einem lustigen Wirbelbad Vorlieb. Nebenher telefoniere ich mit Georg und erhalte die Auskunft, dass er den heutigen Tag mit Herrn Wang auf dem Golfplatz verbringen wird. Zudem bringe ich heraus, dass er vorher Maria zum Ritz Charlton Hotel kutschieren und ihr einen Wohlfühltag im hauseigenen Spa spendieren wird – das ist ja allerhand.
09.30 Uhr Nach dem Badespass statte ich Frau Pontecorvo einen Besuch ab und gebe zu Protokoll, dass ich grossen Hunger mitgebracht habe. Meine Nachbarin freut sich sehr und zögert nicht, mir eine Portion Rühreier mit Speck sowie frischausgepressten Orangensaft vorzusetzen – wie schön.
10.00 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse, erwähne ich ganz nebenbei, dass Frau Gomez verreist ist und ich deswegen selbst zum Wischlappen greifen muss. Frau Pontecorvo zuckt mit der Schulter und entgegnet, dass sie sich keine Putzfrau leisten kann und die Hausarbeit stets in Eigenregie erledigt.
10.30 Uhr Wenig später klingelt die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und ich habe das Vergnügen, mit Edelbert tratschen zu können. Der Professor legt beste Laune an den Tag und informiert, dass er mittlerweile wieder gesund ist und gleich den Wocheneinkauf erledigen wird. Ich schnalze mit der Zunge und verspreche dem schlauen Mann, dass ich in fünfundvierzig Minuten im WINN DIXIE Supermarkt am Golden Gate Parkway sein werde. Ruckzuck beende ich das Telefon und rufe Frau Pontecorvo auf, mich zur Markthalle zu begleiten.

10.45 Uhr Redlichst gestärkt schlendern wir zum frischaufpolierten Chevrolet Suburban und gleiten zu prima Frankie Ballard Musik gen Süden davon. Wie es sich gehört, setze ich zu waghalsigen Überholmanövern an und erkläre meiner Begleiterin, dass ich unbedingt Peanut Butter (löblich: Erdnussbutter) aus dem Hause Skippy sowie eine Tüte Jelly Bean (löblich: Gelee Bohnen) besorgen muss. Meine Nachbarin straft mich mit skeptischen Blicken ab und meint, dass Süssigkeiten sehr ungesund sind – papperlapapp.
11.15 Uhr Während Dixon bei laufendem Motor im Auto wartet, eilen wir in die Markthalle und begrüssen Edelbert überschwänglich. Weil ich meine Zeit nicht gestohlen habe, mache ich einer Rentnerin (89) einen Einkaufswagen streitig und schiebe das Gefährt durch die breiten Gänge, um Waren des täglichen Bedarfs einzuladen. Ferner komme ich auf das Telefonat mit meinem Bruder zu sprechen und unterbreite, dass meine Verwandten das Geld mit offenen Armen aus dem Fenster werfen. Edelbert kommt aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und erinnert, dass Georg Millionen Dollars mit seiner Baufirma verdient hat und sich jeden Luxus leisten kann – wie ungerecht.

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Ich bezahle per Meisterkarte

12.15 Uhr Nach einer geschlagenen Stunde werden wir an der Kasse vorstellig und sehen uns genötigt, ein kleines Vermögen für die Lebensmittel auszugeben. Ich krame nörgelnd meine Geldbörse aus der Hosentasche und überreiche der Kassiererin die praktische Meisterkarte. Danach verstauen wir die Einkäufe in den Autos und nehmen uns das Recht heraus, in der benachbarten McDonalds Schnellgaststätte das Mittagessen einzunehmen. Währenddessen planen wir unseren Abstecher in den Bundesstaat Minnesota und kommen überein, dass die letzte Augustwoche die ideale Reisezeit wäre – da kommt besonders grosse Freude auf.
13.00 Uhr Endlich bin ich wieder dahoam und kann es mir auf dem Kanapee bequem machen. Ich döse schnell ein und träume von unserer anstehenden Forschungsreise nach Minneapolis – das wird eine Gaudi.
14.00 Uhr Um nicht den ganzen Nachmittag auf der faulen Haut zu liegen, komme ich in die Gänge und mache es mir zur Aufgabe, in der guten Stube für Sauberkeit und Ordnung zu sorgen. Als erstes wische ich die Fussböden durch und vergesse auch nicht, den verstaubten Wohnzimmerläufer im Garten auszuklopfen.
15.00 Uhr Während Dixon mit Nachbarshund Joey spielt, nehme ich eine Flasche Scheibenreiniger zur Hand und bringe die Fenster sowie die Glaseinfassung der Eingangstüre auf Hochglanz. Da die Sonne vom Himmel brennt und kaum ein Lüftchen weht, komme ich prompt ins Schwitzen – gleich platzt mir der Kragen.

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Ich habe grossen Durst

16.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf Vier deutet, beende ich die Arbeit und gönne mir ein perfekt eingeschenktes Weissbier. Ausserdem fällt mir auf, dass kaum noch bayerisches Bier vorrätig ist. Um nicht zu verdursten, nehme ich mir fest vor, morgen früh das Alkoholgeschäft meines Vertrauens anzusteuern und für Nachschub zu sorgen.
17.00 Uhr Nachdem ich noch einmal mit Georg telefoniert und erfahren habe, dass er den Parcour des Tiburon Golfplatzes mit einem neuen Rekord abgeschlossen hat, begebe ich mich in die Küche. Ich klappere mit den Töpfen und zaubere unter den fordernden Blicken meines Haustieres ein vitaminreiches Minutenschnitzel mit würzigen Kartoffelspalten und Salat – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nach dem Nachtmahl beginnt der wohlverdiente Feierabend. Ich lege im Wohnzimmer die Beine hoch und fröne in Gesellschaft des Vierbeiners den FOX Nachrichten. Unter anderem lerne ich, dass Morgen vor 151 Jahren die Hintermänner des feigen Mordanschlags auf Abraham Lincoln ihre gerechte Strafe erhalten haben.

19.00 Uhr Zur besten Sendezeit schalte ich auf den von Oprah Winfrey ins Leben gerufenen Fernsehsender OWN um und gebe mich dem mehrteiligen Fernsehspiel “Greenleaf” hin. Die Serie handelt von einer Kirchengemeinde in Memphis, TN und scheint ausschliesslich weibliches Publikum anzusprechen – wie unlöblich.
21.00 Uhr Nach zwei gähnend langweiligen Episoden beende ich den Fernsehabend und scheuche Dixon noch einmal in den Garten hinaus. Im Anschluss lösche ich sämtliche Lichter und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.

12. Mai 2016 – Eichstätt und Neuburg an der Donau

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08.00 Uhr Weil ich meine Schwester nach Eichstätt kutschieren muss, rolle ich mich zeitig aus dem Bett und verzichte ausnahmsweise auf die Morgengymnastik. Stattdessen werfe ich einige Kleidungsstücke sowie den Kulturbeutel in meine Reisetasche und verschwinde dann im Badezimmer.
08.45 Uhr Kurz vor dem Neunuhrläuten stosse ich die Küchentüre auf und stelle fest, dass Frau Bärbel und Sandra bereits ausgeflogen sind. Seufzend nehme ich einen Schluck aus der Orangensaftflasche und vergesse auch nicht, die schnurrenden Katzen mit gesundem FELIX Futter zu verwöhnen. Natürlich stellt Hund Dixon prompt seine Nackenhaare auf und fordert mich auf, ihm ebenfalls ein Frühstück zu kredenzen – wie lustig.

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Die Katzen bekommen FELIX

09.30 Uhr Nachdem der Vierbeiner etwas Trockenfutter verzehrt hat, scheuche ich ihn zum Jaguar und gebe vor, dass wir im Hotel Birkenhof frühstücken werden. Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, helfe ich Dixon auf den Rücksitz des Sportwagens und rase dann zum Haselnussweg, um Prof. Kuhn abzuholen.
10.00 Uhr Wenig später betreten wir das Hotel und treffen Hildegard in der Empfangshalle an. Meine Schwester rückt ihren Hut zurecht und erzählt, dass sie gerade die Rechnung bezahlt und dem Knecht hinter dem Tresen ein kleines Trinkgeld überreicht hat. Ich nicke eifrig und schiebe die Dame in den Frühstücksraum. Nebenher mache ich meine Schwester darauf aufmerksam, dass ich sie nach der Mahlzeit nach Eichstätt bringen und anschliessend mit dem Professor zum Tegernsee weiterfahren werde. Die Gute ist begeistert und schlägt vor, dass wir die Nacht in ihrer Mansardenwohnung verbringen könnten – das glaube ich kaum.
10.30 Uhr Während wir uns Köstlichkeiten vom Büffet zu Gemüte führen, löchert uns Hildegard mit Fragen und lotet aus, ob wir in diesem Jahr noch einmal nach Deutschland ausfliegen werden. Ich zucke mit den Schultern und lasse meine Schwester wissen, dass wir höchstwahrscheinlich erst im kommenden Jahr in die alte Heimat zurückkehren werden. Edelbert schlägt in die gleiche Kerbe und meint, dass wir im Hochsommer eventuell auf den Appalachian Trail zurückkehren und den Mount Katahdin besteigen werden.

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Im Sommen kehren wir auf den Trail zurück

11.15 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, die Tassen zu leeren und in Richtung Eichstätt aufzubrechen. Als Kavalier der alten Schule halte ich Hildegard die Beifahrertüre auf und erkläre Edelbert, dass er sich den Rücksitz mit dem Rüden teilen muss. Danach gleite ich elegant auf den Fahrersitz und schicke mich an, hupend aus der Stadt zu brettern. Nebenher schmiede ich mit Edelbert Pläne und unterbreite, dass wir uns am späten Nachmittag von Hildegard verabschieden sollten. Der Professor schnalzt mit der Zunge und meint, dass es sicher eine Gaudi wird, den Abend am Tegernsee zu verbringen – wie wahr.
12.15 Uhr Nach sechzig Minuten passieren wir die oberbayerische Kleinstadt Manching und Edelbert informiert, dass hier die “Airbus Gruppe” ein Entwicklungswerk mit 4.500 Mitarbeitern betreibt. Ich gebe dem schlauen Mann recht und erwähne, dass die hauseigene Start- und Landebahn zu den grössten des Landes zählt und jahrelang als offizielle Notlandebahn diverser NASA-Projekte ausgewiesen war – wie aufregend.
13.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf 1 deutet, tut sich uns das Willkommensschild von Eichstätt am rechten Strassenrand auf. Ich drossle die Geschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer und erfahre von Hildegard, dass ich an der nächsten Ampel rechts abbiegen muss.

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Blick auf Eichstätt

13.30 Uhr Ich komme dem Aufruf anstandslos nach und stehe bald vor Hildegards Wohnadresse am Schneebeerenweg. Meine Schwester nimmt ihr Reisegepäck aus dem Kofferraum und lädt uns zu einer Brotzeit ein. Wir folgen der Dame ins erste Obergeschoss und haben das Vergnügen, von Hildegards Mitbewohnerin begrüsst zu werden. Frau Werbelhoff bittet uns lächelnd in die geschmacklos eingerichtete Stube und zögert nicht, eine überladene Schinkenplatte aufzutischen – wie unlöblich.
14.30 Uhr Trotz aller Widrigkeiten bleibe ich freundlich und belege ein Mischbrot mit dem viel zu dick aufgeschnittenen Räucherschinken. Nebenbei kommt Hildegard aus dem Plappern gar nicht mehr heraus und berichtet ihrer Freundin, dass der Aufenthalt im Hotel Birkenhof sehr angenehm war. Ich stimme zu und gebe zu Protokoll, dass mich das Wiedersehen echt gefreut hat. Bei dieser Gelegenheit kommt Edelbert auf seinen Sohn zu sprechen und kündigt an, dass er am kommenden Wochenende mit der Deutschen Bundesbahn nach Berlin fahren und Herrn Peter besuchen wird – das ist phantastisch.
15.30 Uhr Nachdem ich mir den Mund an einer Serviette abgewischt habe, fährt Hildegard Kaffee und Kuchen auf. Darüber hinaus erfahre ich, dass meine Schwester und Frau Werbelhoff im Juni nach Bad Birnbach reisen und sich für drei Wochen in der Kurklinik Rosenhof entspannen werden. Ich nippe gelangweilt am Kaffeehaferl und spähe verstohlen zur Wanduhr. Edelbert tut es mir gleich und meint, dass wir uns langsam verabschieden sollten.

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Hund Dixon

16.30 Uhr Zu guter Letzt drücke ich Hildegard ein letztes Mal an mich und verspreche, dass wir morgen telefonieren werden. Im Anschluss lotse ich Edelbert und Hund Dixon zur Türe und freue mich, endlich wieder auf der Strasse zu stehen. Da es für die Weiterfahrt bereits zu spät ist, fassen wir den Entschluss, die Nacht in einem Hotel an der Donau zu verbringen. Ruckzuck helfe ich Dixon ins KFZ und steuere den Luxusschlitten gen Süden.
17.15 Uhr Zu stimmungsvollen RADIO ARABELLA Klängen fahren wir über Land und kommen durch beschauliche Nester wie Adelschlag, Nassenfels und Egweil. Schlussendlich landen wir in Neuburg und parken das Auto direkt vor dem “Hotel am Fluss”. Da die Herberge von diversen Internetzplattformen empfohlen wird, fackeln wir nicht lange und mieten uns für eine Nacht in das Drei-Sterne Haus ein.
18.00 Uhr Der Heini am Empfang überreicht uns zwei Schlüsselkarten und informiert, dass er das benachbarte Italiengasthaus “Goldener Schwan” sehr empfehlen kann. Ich lüfte meinen Kuhjungenhut und stecke dem Mann etwas Kleingeld zu. Im Anschluss schleppen wir unser Gepäck auf die Zimmer und kommen überein, dass im “Hotel am Fluss” das Preis-Leistungsverhältnis zu 100% stimmt.

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Neuburg ist eine schöne Stadt

18.30 Uhr Weil unsere Mägen laut knurren, nehmen wir uns den Ratschlag des Hotelmitarbeiters zu Herzen und kehren kurzerhand in den “Goldenen Schwan” ein. Ein freundlicher Kellner heisst uns herzlich Willkommen und freut sich, uns zwei Salamipizzas sowie etwas Fleisch für Hund Dixon servieren zu dürfen. Dazu gibt es perfekt eingeschenkte Weissbiere mit Schaumkronen – da kommt besonders grosse Freude auf.
19.30 Uhr Um insgesamt 35 Euros erleichtert, verlassen wir das Gasthaus und verschaffen Dixon etwas Auslauf. Der Vierbeiner schnuppert interessiert an den Sträuchern und nimmt sich sogar das Recht heraus, in den Vorgarten einer Wohnanlage zu laufen, um dort einen Fahrradständer zu bewässern.
20.30 Uhr Fix und foxi treffen wir wieder im Hotel ein und ziehen uns augenblicklich auf die Zimmer zurück. Ich beschliesse den Tag mit einem Vollbad und nutze die Gelegenheit, um Frau Pontecorvo per WhatsÄpp eine Nachricht zu schicken. Anschliessend schlüpfe ich in meinen hellblauen Frotteeschlafanzug und lege mich ins Bett. Gute Nacht.

11. April 2016 – Frau Blanche zu Besuch

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08.00 Uhr Der Radiowecker springt an und läutet den 102. Tag des Jahres mit stimmungsvoller Landmusik ein. Ich rolle mich augenblicklich aus dem Wasserbett und beginne den Morgen mit dem Frühsport auf der Terrasse. Dummerweise gerate ich dabei ins Visier meiner Nachbarin und sehe mich genötigt, mit Frau Pontecorvo tratschen zu müssen. Die Perle kommt auf den Besuch ihrer bekloppten Freundin zu sprechen und sagt, dass Frau Blanche am gestrigen Abend in Naples eingetroffen ist. Ferner lädt mich die kleine Frau zum Frühstück ein und verspricht, zur Feier des Tages Pfannkuchen zuzubereiten – wir furchtbar.

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Der Radiowecker springt an

08.30 Uhr Als der Minutenzeiger meiner goldenen ROLEX auf halb 9 deutet, verabschiede ich mich ins Badezimmer und entspanne mich bei einem Wirbelbad mit Eukalyptusöl. Weil gutes Aussehen heutzutage besonders wichtig ist, wasche ich mir die Haare und vergesse auch nicht, mir die Bartstoppeln abzurasieren. Danach rufe ich kurzentschlossen bei Edelbert an und gebe zu Protokoll, dass ich von Frau Pontecorvo zum Frühstück eingeladen wurde. Als ich auf Frau Blanche zu sprechen komme, lacht der Professor herzlich und wünscht mir viel Vergnügen – gleich platzt mir der Kragen.
09.30 Uhr Nach dem Badespass nehme ich einen kräftigen Schluck aus der Whiskeyflasche und stelle die Klimaanlage etwas höher. Anschliessend laufe ich nörgelnd zum Nachbarhaus und erkenne, dass die Frauenzimmer die wichtigste Mahlzeit des Tages auf der schattigen Veranda einnehmen. Wie es sich gehört, begrüsse ich die Damen herzlich und lasse mich dann am festlich gedeckten Tisch nieder. Frau Pontecorvo füllt meine Kaffeetasse mit brühfrischen Bohnentrunk auf und schlägt vor, dass wir nach der Jause in die Stadt krusen und einen Bummel unternehmen könnten. Selbstverständlich winke ich demonstrativ ab und erwähne, dass ich gegen 11 Uhr einem wichtigen Termin nachkommen muss. Frau Blanche wird sogleich hellhörig und lotet aus, ob ich krank bin und zum Arzt gehen muss – papperlapapp.
10.30 Uhr Als ich kraftvoll zubeisse und mich an den gezuckerten Eierkuchen labe, löchert mich Frau Blanche mit Fragen und stellt die Behauptung auf, dass ich um die Hüften etwas zugelegt habe. Ich werfe der Frau skeptische Blicke zu und informiere, dass ich bestens in Schuss bin und seit vielen Jahren mein Idealgewicht halte.

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Ich beisse kraftvoll zu

11.00 Uhr Nun wird es mir zu bunt. Ich tippe auf meine Armbanduhr und stelle klar, dass ich mich nun sputen muss. Bevor Frau Blanche Widerworte findet, stehe ich auf und scheuche Hund Dixon zum Chevrolet. Spornstreichs zwänge ich mich hinters Lenkrad und steuere die EXXON Tankstelle an der Immokalee Road an, um das Auto mit 20 Gallonen Premium Benzin zu befüllen.
11.30 Uhr Nach dem Bezahlvorgang gleite ich zur benachbarten CALYPSO Waschanlage und erkläre einem kleinwüchsigen Mitarbeiter namens Tarid, dass er PS-strotzende SUV eine Wäsche vertragen kann. Der Araber nickt eifrig und macht es sich zur Aufgabe, den Chevrolet Suburban mit dem Dampfstrahler abzuspritzen. Anschliessend lotst mich der Knecht in die Waschstrasse und knöpft mir 15 Dollars ab – wo soll das noch hinführen.
12.00 Uhr Wenig später rolle ich aus der Anlage und nehme mir das Recht heraus, trotz meines hupenden Hintermannes aus dem Auto auszusteigen und nach Dellen in der Karosserie Ausschau zu halten. Erst nachdem ich sichergestellt habe, dass das Fahrzeug nicht beschädigt wurde, kruse ich zügig in Richtung Flughafen davon.
12.30 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, komme ich mit quietschenden Bremsen vor dem “Olive Garden” Italiengasthaus zum halten und gönne mir in der klimatisierten Wirtsstube ein nahrhaftes Mittagessen. Ich ordere bei einem beschürzten Kellner “Fettuccine Alfredo” mit Beilagensalat und bitte ihn, ausserdem etwas Schinken für mein Haustier aufzufahren. Dazu gibt es ein Vollbier aus dem Hause Anheuser & Busch – das tut gut.

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Oans, zwoa – g’suffa

13.00 Uhr Nachdem ich die Mahlzeit mit einem Schaumkaffee und einem Stück “Warm Apple Crostata” (löblich: warmer Apfelkuchen) abgerundet habe, gebe ich ein kleines Trinkgeld und bedanke mich artig für die Bewirtung.
13.30 Uhr Endlich bin ich wieder zu Hause und kann das Auto in der Doppelgarage abstellen. Um nicht den Nachmittag mit Frau Pontecorvo und Blanche verbringen zu müssen, ziehe ich mich in die kleine Villa zurück und schliesse sämtliche Fenster. Im Anschluss falle ich schnaufend aufs Kanapee und döse schnell ein.
14.30 Uhr Leider wird mein Müssiggang bald durch den kläffenden Vierbeiner gestört. Dixon scharrt unentwegt an der Terrassentüre und animiert mich, ihn in den Garten zu lassen. Augenrollend komme ich der Bitte nach und fordere den Rüden auf, einen grossen Bogen um Frau Pontecorvos Zuhause zu machen.
15.00 Uhr Während der Rüde im Teich planscht, komme ich meinen Pflichten als Anschnurseelsorger nach. Wie es sich gehört, gebe ich Ratschläge zum Umgang mit widerspenstigen Jugendlichen und animiere einen alleinerziehenden Vater aus Buxtehude, seiner 15jährigen Tochter das strahlende Handtelefon wegzunehmen.

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Handtelefone – Ich sage Nein

16.00 Uhr Nach einer Stunde fahre ich den Heimrechner mausdrückend herunter und stelle mir grosser Sorge fest, dass Dixons Pfoten verdreckt sind. Wildgestikulierend scheuche ich den Lausbuben nach draussen und spritze ihn mit dem Gartenschlauch ab – was muss ich denn noch alles ertragen.
17.00 Uhr Nachdem ich das Petersilienbeet bewässert habe, mache ich mich in der Küche nützlich und erwärme ein tiefgefrorenes Nudelschichtgericht (unlöblich: Lasagne) im Kleinwellenofen. Dazu gibt es einen Tomatensalat mit perfekt aufgeschnittenen Zwiebelringen und Oliven aus dem Glas – schmeckt gar nicht schlecht.
18.00 Uhr Zum Abschluss des langen Tages lege ich im Wohnzimmer die Beine hoch und schalte die Glotze ein, um mich auf FOX über die tagesaktuellen Geschehnisse zu informieren.

19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit wechsle ich auf HBO und gebe mich dem Gruselfilm “Piranhas” hin. Die Erfolgsproduktion aus dem Jahre 1978 erzählt aus dem Leben einer Privatdetektivin, die auf dunkle Machenschaften des Militärs aufmerksam wird. Schon bald wird der resoluten Dame klar, dass die amerikanische Regierung gefährliche Raubfische speziell für den Vietnamkrieg gezüchtet hat – so ein Unsinn.
21.00 Uhr Als der Abspann über die Mattscheibe flimmert, beende ich den Fernsehabend und unternehme mit Dixon einen kleinen Rundgang durch den Garten. Zu guter Letzt lösche ich das Licht und lege mich schlafen. Gute Nacht.

22. August 2015 – Sandra Cortes Wochenrückblick

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Hi Freunde der Nacht,

Reinhards Nachbarin feierte am Mittwoch Geburtstag.
Mein Vermieter hat sich in diesem Jahr nicht lumpen lassen und seiner Bekannten ein selbstgemaltes Aquarell sowie eine Komplett-Edition der gähnend langweiligen englischen Serie “Downton Abbey” geschenkt. Ausserdem wollte er Frau Pontecorvo zum Dinner in ein angesagtes Restaurant am Naples Pier ausführen. Aber anscheinend hat es die Dame vorgezogen, Herrn Fishers Einladung ins Theater anzunehmen 🙂

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Reinhards neuestes “Meisterwerk”

Wie ihr euch denken könnt, war Reinhard ziemlich angesäuert und hat am Mittwoch Abend Edelbert zum Filmgucken in den Willoughby Drive eingeladen. Die Rentner haben sich den Actionfilm “Tropic Thunder” auf der Leinwand angeschaut und zu tief ins Glas geschaut …


The Frames – Longitude

Gestern habe ich mir übrigens das neue The Frames Studioalbum “Longitude (An Introduction to the Frames)” gekauft. Die Scheibe beinhaltet die grössten Erfolge der irischen Band, darunter “People Get Ready” und “Lay Me Down”, neu aufgenommene Versionen von “Revelate” und “Fitzcarraldo” sowie die brandneue Komposition “None But I”. Die CD ist echt super und läuft seit gestern in Dauerschleife. Jeder, der auf chilligen Indie-Rock steht, sollte sich “Longitude” schnellstmöglich zulegen !!!

Gleich treffe ich mich mit Mitbewohnerin Bärbel zum Eisessen im “Rialto”.
Danach wollen wir ins Park Cafe gehen und die eine oder andere Mass trinken. Aber keine Angst, morgen melde ich mich natürlich in alter Frische wieder.

Sandra