25. Dezember 2012 – Airbags, Geschenke und San Juan

weihnacht8

07.15 Uhr Ich werde durch ohrenbetäubendes Telefonklingeln geweckt. Zu allem Überfluss plärrt David in den Sprechapparat und erkundigt sich, wann das Christkind kommt. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen und erwidere, dass die Geschenke bald durch den Kamin purzeln werden.
08.00 Uhr Nach der Morgengymnastik verabschiede ich mich in die Nasszelle und fröne während des Badevergnügens dem Weihnachtsprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land). Ferner kontaktiere ich Prof. Kuhn und erfahre, dass der schlaue Mann ebenfalls zum Frühstück bei meinen Verwandten eingeladen ist.
08.30 Uhr Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, beende ich den Waschvorgang und schlüpfe in legere Freizeitkleidung. Danach schleppe ich die Geschenke zum Chevrolet und gleite hupend von der Einfahrt.
09.00 Uhr Als ich zu einem Überholmanöver ansetze, verliere ich dummerweise die Kontrolle über den SUV und krache frontal in einen Wasserhydranten. In Folge dessen löst sich der Airbag (löblich: Luftsack) aus und ich habe grosse Schwierigkeiten, aus dem KFZ auszusteigen. Erst nach einigen Minuten kann ich die Türe öffnen und nach meinem Haustier sehen. Dixon schüttelt sich ausgiebig und hüpft elegant von der Ladefläche, um sein Beinchen an einer Palme zu heben. Anschliessend umrunde ich das Auto und registriere, dass die Stossstange zerbeult ist.
09.30 Uhr Just als ich mit dem Gedanken spiele, Fahrerflucht zu begehen, werde ich auf die Schaulustigen aufmerksam, die sich in der Zwischenzeit am Unfallort eingefunden haben. Ich kratze mich nachdenklich an der Schläfe und entschliesse mich, im Polizeipräsidium anzurufen und mich mit Scherriff Bradfort verbinden zu lassen. Leider teilt mit die Telefonistin mit, dass der Gesetzeshüter über die Feiertage verreist ist. Ich seufze laut und bitte die kleine Frau, einen Streifenwagen in die Livingston Road zu senden.
10.00 Uhr Nach einer halben Stunde sehe ich mich mit zwei Beamten konfrontiert und gebe vor, einen Fahrfehler begangen zu haben. Die Polizisten nehmen den Schaden argwöhnisch in Augenschein und knipsen Photos am laufenden Band – wie unlöblich.
10.30 Uhr Nachdem ich meine Unterschrift unter den Unfallbericht gesetzt habe, deute ich in Richtung der Weihnachtsgeschenke und gebe zu Protokoll, dass ich im zerbeulten Chevrolet unmöglich weiterfahren kann. Die Männer zeigen Verständnis und bieten an, einen Abschleppdienst zu verständigen und mich in den Lowbank Drive zu kutschieren – wie schön.
11.00 Uhr Mit zweistündiger Verspätung stehe ich vor dem Ferienhaus meiner Verwandten und betätige die Klingel. Maria öffnet besorgt die Pforte und möchte wissen, warum ich im Polizeiwagen vorfahre. Ich beruhige die Frau und mache mich daran, die Geschenke ins Haus zu schleppen und mich an den Küchentisch zu setzen.
11.30 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, klage ich den anderen mein Leid und unterbreite, dass ich einen Unfall hatte. Georg macht sich die grössten Sorgen und erwidert, dass ich mich glücklich schätzen kann, nicht verletzt worden zu sein – wie wahr
12.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 12 zeigt, tauschen wir in der guten Stube Geschenke aus. Während Alan Jackson besinnliche Weihnachtslieder trällert und David aus dem Schreien gar nicht mehr herauskommt, steckt mir Georg plötzlich ein Kuvert zu. Ich mache grosse Augen und finde im Inneren einen Urlaubsgutschein vor. Prof. Kuhn strahlt wie ein Honigkuchenpferd und sagt, dass wir bald in der Karibik sein werden. Maria schlägt in die gleiche Kerbe und bestätigt, dass ich mich über eine luxuriöse Erholungsreise nach Puerto Rico freuen darf. Ich wische mir die Tränen aus den Augen und erörtere, dass es schon immer mein Wunsch war, den schönen Inselstaat zu besuchen.
13.00 Uhr Nachdem sich mein Pulsschlag normalisiert hat, lasse ich mich auf dem Sofa nieder und studiere den Gutschein ganz genau. Schnell fällt mir auf, dass Edelbert und ich bereits am 14. Januar abfliegen und für sieben Tage im renommierten “Ritz Carlton Hotel” in San Juan unterkommen werden – das ist prima.
13.30 Uhr Zufrieden lösche ich meinen Durst mit einem Glas Eierpunsch und werde nebenher Zeuge, wie Amanda mein Weihnachtspräsent auspackt und sich über die schicken Sachen freut.
14.30 Uhr Im Anschluss serviert Maria Kaffee und Kuchen. Bei angenehmen Temperaturen nehmen wir am Schwimmbecken platz und laben uns an vitaminreichen Weihnachtsplätzchen. Unterdessen tratsche ich mit Prof. Kuhn und Herrn Peter und bringe in Erfahrung, dass die beiden morgen Naples für vier Tage auf Wiedersehen sagen und nach Atlanta krusen werden – das soll mir auch Recht sein.
16.00 Uhr Nach dem Kaffeekränzchen kehren wir ins Wohnzimmer zurück und köpfen eine Flasche Schaumwein. David begnügt sich mit einem Glas Orangensaft und macht sich daran, einige seiner neuen Videospiele auszuprobieren. Ich beobachte den Dreikäsehoch skeptisch und lasse James wissen, dass gewaltverherrlichende Fernsehspiele für Siebenjährige kaum geeignet sind.
17.00 Uhr Endlich ruft uns Maria zu Tisch und kredenzt hausgemachten Rinderbraten mit Spätzle. Ich lecke mir die Lippen und greife hungrig zum Besteck. Ausserdem komme ich erneut auf den Unfall zu sprechen und erläutere, dass die Reparatur ein Vermögen verschlingen wird. Georg nippt schmunzelnd am Weinglas und mutmasst, dass ich in den nächsten Tagen auch eine Rechung der Stadtverwaltung erhalten werde – das wird teuer.
19.00 Uhr Ein schöner Weihnachtsabend neigt sich seinem Ende zu und wir verabreden, dass wir morgen einen ausgedehnten Strandspaziergang mit Dixon unternehmen sollten. Ich streiche dem Vierbeiner über den Rücken und erkläre, dass es langsam Zeit wird, auf Wiedersehen zu sagen. Edelbert gibt mir Recht und sagt, dass es ihm eine Ehre wäre, mich nach Hause zu bringen.
20.00 Uhr Wieder zurück in der kleinen Villa, giesse ich mir ein kühles Budweiser ein und mache es mir im Wohnzimmer bequem. Während sich Dixon an mich schmiegt, rufe ich bei Frau Pontecorvo im fernen Jacksonville an und lasse meine Tageserlebnisse Revue passieren. Unter anderem erwähne ich, dass ich einen schweren Autounfall hatte. Meine Nachbarin ist den Tränen nahe und sagt, dass ich in Zukunft vorsichtiger sein sollte.
21.00 Uhr Nachdem ich ein eiskaltes Bier getrunken habe, ziehe ich mich ins Schlafzimmer zurück und blättere in der lesenswerten Arnold Schwarzenegger Biografie, die mir Prof. Kuhn überreicht hat. Danach lösche ich das Licht und schlummere bald ein. Gute Nacht.

HEUREKA – bald werde ich in San Juan, Puerto Rico sein:

18. Dezember 2012 – Mormonen im Willoughby Drive

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07.30 Uhr Der Wecker klingelt und reisst mich mit einem Musikbeitrag der 44jährigen Sängerin Terri Clark aus einem schönen Traum. Wie es sich gehört, hüpfe ich aus dem Bett und absolviere bei strahlendem Sonnenschein die Morgengymnastik.
08.00 Uhr Während ich meine Muskeln stähle, kommt Frau Pontecorvo an die Grundstücksgrenze und erzählt, dass sie gestern während eines Spaziergangs gestürzt ist. Als mir die Dame ihr blau angelaufenes Knie zeigt, schlage ich die Hände über dem Kopf zusammen und rate ihr, etwas kürzer zu treten und einen Arzt aufzusuchen. Meine Nachbarin will nicht hören und fordert mich auf, ihr gegen halb 10 beim Frühstück Gesellschaft zu leisten.
09.15 Uhr Nachdem ich mich bei einem Wirbelbad entspannt habe, scheuche ich Hund Dixon nach nebenan und lasse mich am festlich gedeckten Terrassentisch nieder. Frau Pontecorvo versorgt mich mit einer reichhaltigen Mahlzeit und plappert davon, dass sie sich entschlossen hat, das Weihnachtsfest bei ihrer Freundin Blanche zu verbringen. Darüber hinaus kündigt die Gute an, am Samstag nach Jacksonville fahren zu wollen und erst am 3. Januar zurück zu sein. Ich atme tief durch und erinnere, dass ich am besagten Tag mein Wiegenfest feiere. Frau Pontecorvo nickt eifrig und verspricht, mir aus dem Norden eine Aufmerksamkeit mitzubringen – wie aufregend.
10.00 Uhr Just als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 10 deutet, leere ich den Kaffeebecher und erwähne, dass ich nun Weihnachtsgeschenke verpacken werde. Frau Pontecorvo schnalzt mit der Zunge und wünscht mir viel Spass.
11.00 Uhr Um in die richtige Stimmung zu kommen, verfrachte ich die hörenswerte George Strait Weihnachtskompaktscheibe “Classic Christmas” (löblich: Klassisches Weihnachten) in die Musikanlage und mache es mir zur Aufgabe, Präsente in farbenfrohes Papier einzuschlagen. Hund Dixon hüpft währenddessen auf und ab und schnüffelt neugierig an den Paketen. Selbstverständlich wirke ich beruhigend auf den Rüden ein und stelle in Aussicht, dass er in 6 Tagen ebenfalls eine Kleinigkeit bekommen wird.
11.45 Uhr Nach getaner Arbeit rufe ich bei Edelbert an und erkundige mich, ob wir das Mittagessen auswärts einnehmen wollen. Der schlaue Mann ist begeistert und sagt, dass er mich gerne im “Pazzo! Cucina Italiana” Gasthaus treffen würde – das ist phantastisch. Ruckzuck beende ich das Telefonat und trete eine nervenaufreibenden Hochgeschwindigkeitsfahrt ins Zentrum an.
12.30 Uhr Kurz nach dem Mittagsläuten finde ich mich in besagtem Spitzenrestaurant wieder und leiste Edelbert an einem Fenstertisch Gesellschaft. Eine beschürzte Kellnerin (25) namens Kathy lässt nicht lange auf sich warten und legt uns nahe, als Vorspeise “Bruschetta” und als Hauptgericht “Scampi Tagalini” zu wählen – wie schön.
13.15 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, kommt Edelbert auf das anstehende Weihnachtsfest zu sprechen und moniert, dass er immer noch keinen Christbaum hat. Ich lege meine Stirn in Falten und sichere zu, am Nachmittag im Internetz nach einem Christbaumgeschäft zu suchen.
14.00 Uhr Nachdem wir das opulente Essen mit Schaumkaffees und Eisbechern abgerundet haben, zücke ich meine prall gefüllte GOLDEN HEAD Geldbörse und lade meinen Bekannten kurzerhand ein.
14.45 Uhr Wieder zurück im Willoughby Drive, schlüpfe ich aus den schweren Kuhjungenstiefeln und versorge mein Haustier mit ROYAL CANIN Trockenfutter. Anschliessend falle ich erschöpft aufs Kanapee und schliesse die Augen.
15.45 Uhr Leider wird mein Nickerchen bald durch lautes Schellen gestört. Zu allem Überfluss steht ein Fremder vor der Türe, der mich über die “wahre Religion” aufklären möchte. Ich zeige dem Mormonen den Vogel und fordere ihn mit vorgehaltener Waffe auf, mich nicht weiter zu stören.
16.15 Uhr Danach schalte ich den Heimrechner ein und bringe in Erfahrung, dass es in Fort Myers ein Christbaumgeschäft gibt. Ich notiere mir die Adresse und lasse Dixon wissen, dass wir morgen Uncle Al’s” Farm besuchen und dort ein kleines Vermögen lassen werden. Ferner kümmere ich mich um die Anschnurseelsorge und fordere verzweifelte Eltern auf, der jungen Generation nicht alles durchgehen zu lassen.
17.00 Uhr Zum Abschluss schalte ich die neuesten Beiträge im beliebten Gästebuch frei und gehe dann von der Leine. Weil mein Magen laut knurrt, laufe ich in die Küche und backe eine Fertigpizza aus dem Hause TOMBSTONE im Ofen auf. Dazu gibt es einen vitaminreichen Gurkensalat mit Thousand Island Sauce (löblich: 1.000 Insel Sauce) – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nach dem Abendessen gehe ich zum gemütlichen Teil des Tages über und setze mich gemütlich in den Ohrensessel. Während Dixon mit einem Spielzeug quietscht, schaue ich mir die FOX Abendnachrichten sowie den nervenaufreibenden Kriegsfilm “Heartbreak Ridge” aus dem Jahre 1986 an.
21.00 Uhr Als der spannende Film zu Ende geht, schalte ich ab und begleite Hund Dixon in den Garten. Im Anschluss trinke ich ein Glas kalte Muh und ziehe mich gähnend ins Schlafzimmer zurück. Gute Nacht.

Ein löblicher Christbaum muss her:

christbaum
Christmas tree at Rockefeller Plaza, New York, 2006
Author: Alsandro

27. November 2012 – Eine neue Geschirrspülmaschine für Frau Pontecorvo

07.45 Uhr Der Radiowecker bimmelt und ich habe eine Komposition des aus Michigan stammenden Radaumusikers Kid Rock im Ohr. Während der Heini “Rebel Soul” (löblich: Rebellenseele) pörformt, stehe ich auf und streichle Hund Dixon über den Kopf. Danach absolviere ich die Morgengymnastik und erinnere mich, dass ich Frau Pontecorvo versprochen habe, sie beim Kauf einer Geschirrspülmaschine zu beraten – das kann heiter werden.
09.15 Uhr Nach dem Badespass lotse ich den Rüden zum Nachbarhaus und wünsche Frau Pontecorvo einen guten Morgen. Die Dame freut sich und lädt mich prompt zum Frühstück ein. Ich setze mich zungeschnalzend an den Küchentisch und habe das Vergnügen, köstliche Pfannkuchen mit Birnenkompott verspeisen zu dürfen. Unterdessen plappert meine Gastgeberin ohne Unterlass und kündigt an, im WAL MART nach einem Schnäppchen Ausschau halten zu wollen – das soll mir auch Recht sein.
10.15 Uhr Redlichst gestärkt krusen wir zum WAL MART Supercenter am Tamiami Trail und plaudern über das schöne Wetter. Während die Tachonadel an der 35 Meilen Marke kratzt, verweise ich auf meine Mieterin und berichte, dass die armen Menschen in Bayern ab übermorgen mit Temperaturen unterhalb der 0°C Grenze werden leben müssen. Meine Begleiterin lacht laut und behauptet, dass sie in Deutschland niemals glücklich werden könnte – wie wahr.
11.00 Uhr Wenig später schlendern wir mit Hund Dixon im Schlepptau in die Elektronikabteilung und beäugen Geschirrspülmaschinen diverser Hersteller. Frau Pontecorvo kratzt sich nachdenklich am Kinn und entschliesst sich, einen Marktmitarbeiter herbeizurufen und sich beraten zu lassen. Der Knecht gibt sich uns als Experte zu erkennen und legt uns nahe, tiefer in die Tasche zu greifen und ein Gerät aus dem Hause “DANBY” zu erwerben. Da besagter Hersteller 12 Monate Garantie gewährt, nehmen wir uns den Ratschlag zu Herzen und investieren 340 Scheine in einen “Danby 8-Place Dishwasher”.
11.45 Uhr Nachdem Frau Pontecorvo ihre Adresse genannt und den Auftrag erteilt hat, die Maschine bis zum Freitag zu liefern, verlassen wir das Geschäft und kehren ins benachbarte “Charlie Chiang’s” Restaurant ein. Meine Bekannte zeigt sich spendabel und sagt, dass sie die Rechnung übernehmen wird – wie schön.
12.30 Uhr Als ich mich über eine Portion “Seafood Noodle” (löblich: Meeresfrüchte Nudeln) hermache, schenkt mir Frau Pontecorvo ein Lächeln und erinnert daran, dass wir unsere Häuser bis zum Sonntag weihnachtlich schmücken müssen. Ich nicke zustimmend und verweise auf den 1. Advent, der in fünf Tagen gefeiert wird – wie aufregend.
13.45 Uhr Wieder zurück im Willoughby Drive, verabschiede ich Frau Pontecorvo redlichst und ziehe mich dann in die gute Stube zurück. Ich falle völlig erschöpft aufs bequeme Kanapee und döse bald ein, um von meiner kleinen Villa im Waldweg zu träumen.
14.45 Uhr Um nicht den ganzen Nachmittag faul auf dem Sofa zu verbringen, nehme ich den Heimrechner in Betrieb und komme meinen Pflichten als Elternberater nach. Unter anderem berichtet Herr Tobias D. (45) aus Köln, dass sein 14jähriger Sohn Lukas dem Heimrechnerspiel “Call of Duty” (löblich: Ruf der Pflicht) verfallen ist – wie unlöblich. Natürlich rede ich dem besorgten Familienvater ins Gewissen und rate ihm, den Heimrechner des Minderjährigen zu konfiszieren und auf dem Flohmarkt zu verkaufen – wo kämen wir denn da hin.
15.45 Uhr Nachdem alles abgearbeitet ist, rufe ich persönliche Depeschen ab und studiere eine Grussbotschaft meines löblichen Neffen. James schreibt, dass er mit seiner Familie bereits am 20. Dezember in den Sonnenscheinstaat kommen wird. Darüber hinaus lerne ich, dass Maria und Georg zwei Tage später in Naples ankommen und unbeschwerte Tage im Ferienhaus verbringen werden – das ist phantastisch.
16.30 Uhr Zufrieden beende ich die Anschnursitzung und mache mich daran, die Einfahrt zu kehren und im Garten zu arbeiten. Währenddessen flitzt Dixon nach nebenan, um Nachbarshund Joey zu besuchen – wie schön.
17.15 Uhr Kurz nachdem der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 5 gezeigt hat, stelle ich den Besen in die Garage zurück. Anschliessend koche ich einen Beutel Uncle Bens Reis auf und sorge für ein prima Abendessen. Mein Haustier weicht mir nicht mehr von der Seite und animiert mich, ihm ebenfalls eine Brotzeit zu kredenzen.
18.15 Uhr Ein nervenaufreibender Tag neigt sich seinem Ende zu und ich stelle das Geschirr achtlos in die Spülmaschine. Danach verfrachte ich einen Datenträger in das DVD Abspielgerät und versüsse mir den Feierabend mit spannenden Derrick Episoden. Während ich vitaminreiche LAYS Kartoffelchips verzehre und kräftige Schlucke aus einer Budweiser Flasche nehme, gebe ich mit einem äusserst brisanten Fall hin. Stefan Derrick und Harry Klein müssen den Mord an einer jungen Dame aufklären und geraten in sehr zwielichtige Kreise – wie unlöblich.
21.00 Uhr Nach zwei weiteren Episoden beende ich den Fernsehabend und scheuche Dixon noch einmal geschwind durch den Garten. Im Anschluss trinke ich ein Glas kalte Muh und gehe dann ins Bett. Gute Nacht.

Budweiser – ein keusches Bier:

http://www.youtube.com/watch?v=r913a-0OJiw

20. November 2012 – Schokolade für Frau Pontecorvo

07.30 Uhr Ich öffne die Augen und bin dankbar, einen weiteren Sonnentag in Florida geniessen zu dürfen. Weil das Aussenthermometer bereits jetzt die 70°F (21°C) Marke erreicht hat, schlüpfe ich in die Badehose und lasse die Seele im Jacuzzi baumeln. Nebenher blättere ich in der “Naples Daily News” (löblich: Naples tägliche Neuigkeiten) und lerne, dass das am Donnerstag anstehende Erntedankfest zu den beliebtesten Feiertagen in Nordamerika zählt. Laut einer Studie, sollen hierzulande im vergangenen Jahr 130.000.000 Truthähne verzehrt worden sein – wie aufregend.
09.45 Uhr Nachdem ich mich in Schale geworfen habe, brühe ich echten Bohnenkaffee auf und lasse mir das Frühstück auf der Terrasse munden. Just als ich kraftvoll zubeisse, kommt General a.D. Kenneth Booth daher und berichtet, dass er heute nach Alabama fahren muss, um eine Cousine zu besuchen. Ich blicke skeptisch auf meine wertvolle ROLEX und entgegne, dass da eine stundenlange Reise bevorsteht. Der Kriegsveteran nickt eifrig und kündigt an, dass er erst gegen Mitternacht die schöne Stadt Tuscaloosa erreichen wird – das soll mir Recht sein.
10.45 Uhr Während Dixon im Garten herumtollt und nach Nachbarshund Joey Ausschau hält, räume ich den Tisch ab und komme zu dem Schluss, dass ich Frau Pontecorvo zum Thanksgiving Essen etwas schenken muss. Obgleich in meiner GOLDEN HEAD Geldböse gähnende Leere herrscht, klatsche ich in die Hände und gebe dem Vierbeiner zu verstehen, dass wir eine kleine Ausfahrt unternehmen und Pralines kaufen werden. Dixon wird sogleich hellhörig und hüpft ausgelassen ins Auto. Bevor ich losfahre, schalte ich das praktische Navigationsgerät ein und erfahre, dass am Lindbergh Boulevard in Fort Myers ein Schokoladengeschäft zu finden ist – wie schön.
11.30 Uhr Nach einer fünfundvierzigminütigen Hochgeschwindigkeitsfahrt komme ich auf dem Parkplatz des “Norman Love Confections” Geschäfts zum Stehen und renne in den Laden. Augenblicklich gesellt sich ein Verkäufer im Anzug an meine Seite und mutmasst, dass ich etwas Süsses für meine Angetraute kaufen möchte. Ich schüttle den Kopf und lasse den Angeber wissen, dass ich lediglich eine kleine Aufmerksamkeit für meine Nachbarin benötige. Der Depp führt mich spornstreichs zu einem Regal mit sündteueren “Pistachio” (löblich: Pistazien) Konfekts und unterbreitet, dass diese Schmankerl vorzüglich munden.
12.15 Uhr Nachdem ich mich ganz genau umgesehen und etliche Sorten probiert habe, deute ich in Richtung der Haselnuss Trüffelpralinen und beauftrage den Verkäufer, ein Pfund in eine repräsentative Schachtel zu verfrachten. Der Knecht kommt dem Auftrag anstandslos nach und bittet mich, 65 Dollars zu bezahlen – das ist ja allerhand.
13.00 Uhr Als ich entspannt nach Naples zurück kruse, bricht Dixon plötzlich in lautes Bellen aus. Ich drossle die Geschwindigkeit und ziehe es vor, an der Uferpromenade anzuhalten und dem Vierbeiner etwas Auslauf zu verschaffen. Danach kehre ich wegen der grossen Hitze in eine TIKI Bar ein und gönne mir eine süffige Diät Coca Cola sowie mit Käse überbackene Nachos – das schmeckt.
14.00 Uhr Redlichst gestärkt setze ich die Heimfahrt fort und erfreue mich am Qualitätsradioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land). Unter anderem habe ich das grosse Glück, ein neues Lied aus der Feder von LeeAnn Rimes zu hören – was kann es schöneres geben.
14.45 Uhr Zuhause angekommen, stelle ich die Pralinenschachtel in den Eiskasten und falle dann völlig erschöpft aufs Kanapee. Nach wenigen Wimpernschlägen döse ich ein und sehe mich im Traum in die Musikhauptstadt Nashville versetzt – das waren noch bessere Zeiten.
15.45 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und zögere nicht, am Schreibtisch Platz zu nehmen und der Anschnurarbeit nachzukommen. Auch heute finde ich eine Menge Depeschen im elektronischen Posteingang vor und sehe mich genötigt, Ratschläge am laufendem Band zu erteilen. HEUREKA – die Arbeit wächst mir bald über den Kopf.
16.30 Uhr Zu guter Letzt nehme ich die neuesten Einträge im beliebten Gästebuch in Augenschein und verfasse eine Grussbotschaft an Amanda und James im fernen Toronto.
17.15 Uhr Da mein Magen bereits Knurrlaute von sich gibt, mache ich mich in der Küche nützlich und bereite unter den fordernden Blicken meines Haustieres ein prima Abendessen zu. Ich schwenke etwas Butter in einer Pfanne und zaubere lustige Bratkartoffeln mit Rühreiern und Schinken – wie gut das duftet.
18.30 Uhr Nachdem ich Dixons Napf mit Royal Canin Trockenfutter aufgefüllt und die Hausarbeit erledigt habe, strecke ich im Wohnzimmer die Beine aus. Gähnend schalte ich den neumodischen Flachbildschirm ein und fröne den Nachrichten auf FOX. Hinterher wechsle ich auf den Bezahlsender AMC und folge mit Interesse der spannenden BBC Dokumentation “Planet Earth” (löblich: Planet Erde) – das macht Spass.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung schalte ich ab und begleite Dixon durch den Garten. Im Anschluss lösche ich das Licht und lege mich ins Bett. Gute Nacht.

Vitaminreiche Pralines:


Bild: Bernd from Yokohama, Japan / One missing, oops

19. November 2012 – Truthähne

07.30 Uhr Die 47. Woche des Jahres beginnt und ich bemerke beim Blick auf das praktische iPad, dass am Donnerstag Thanksgiving (löblich: Erntedank) gefeiert wird. Zudem lese ich, dass Tags darauf mit dem sogenannten “Black Friday” (löblich: Schwarzer Freitag) die Weihnachtszeit offiziell beginnt. Weil ab diesem Tag die Geschäfte Weihnachtsgeschenke auf Lager haben, fasse ich den Entschluss, in vier Tagen Präsente für meine Liebsten einzukaufen.
09.15 Uhr Nachdem ich die Morgengymnastik absolviert und gebadet habe, eile ich mit Hund Dixon zum Nachbarhaus und frage Frau Pontecorvo, ob sie bereits gefrühstückt hat. Die kleine Frau winkt mich freudig herein und sagt, dass ich ihr bei der wichtigsten Mahlzeit des Tages gerne Gesellschaft leisten kann – wie schön.
09.45 Uhr Als ich kraftvoll zubeisse, komme ich auf Thanksgiving zu Sprechen und frage meine Nachbarin bezüglich ihrer Aktivitäten aus. Die Alte schenkt mir ein Lächeln und kündigt an, ihre Kochkünste unter Beweis zu stellen und einen Truthahn braten zu wollen. Ferner höre ich, dass die Dame heute einen Bauernhof im Landesinneren ansteuern und einen Festtagsbraten kaufen möchte. Da ich ausnahmsweise keine wichtigen Termine im Kalender verzeichnet habe, stelle ich klar, dass ich mich dem Ausflug kurzerhand anschliessen werden.
10.45 Uhr Redlichst gestärkt halte ich Frau Pontecorvo die Beifahrertüre des Chevrolet Suburban auf und höre, dass wir eine Truthahnfarm in Estero ansteuern werden. Ich nicke eifrig und mache es mir zur Aufgabe, Dixon auf die Ladefläche zu heben und mit quietschenden Pneus von der Einfahrt zu brettern. Während der kurzweiligen Reise berichtet Frau Pontecorvo, dass Herr und Frau Boxwell (61, 59) die fettesten Vögel in ganz Florida züchten.
11.45 Uhr Kurz vor der Mittagszeit erreichen wir die “Boxwell’s Turkey Farm” (löblich: Boxwells Truthahn Hof) und können das Auto direkt vor dem Hauptgebäude parken. Frau Pontecorvo lotst mich spornstreichs in den klimatisierten Hofladen und wir haben die Ehre, von der Inhaberin höchstpersönlich bedient zu werden. Die übergewichtige Dame führt uns zu einer reich bestückten Tiefkühltruhe und plappert davon, dass sämtliches Federvieh am Wochenende geschlachtet wurde. Frau Boxwell deutet auf die Vögel und erzählt, dass ein Pfund Fleisch 14 Dollars kostet. Ich rechne ganz genau nach und lasse Frau Pontecorvo wissen, dass wir drei Personen sind und einen 6 Pfund schweren Truthahn kaufen sollten. Meine Begleiterin schüttelt jedoch den Kopf und berichtet, dass sie nicht nur mich und Prof. Kuhn, sondern auch noch Frau Blanche aus Jacksonville, sowie zwei weitere Freundinnen bewirten wird – das kann ja heiter werden.
12.45 Uhr Nach einer geschlagenen Stunde schleppe ich einen 10 Pfund schweren Truthahn sowie Kartoffeln zum Auto. Bevor wir nach Hause krusen, nehmen wir Hund Dixon an die Leine und vertreten uns die Beine.
13.30 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, den Wählhebel der Automatikschaltung in der “D” Stellung einrasten zu lassen. Laut hupend fahre ich nach Süden zurück und erkläre Frau Pontecorvo, dass mein Magen knurrt. Meine Bekannte schlägt in die gleiche Kerbe und animiert mich, Julies Restaurant anzusteuern – wie schön.
14.30 Uhr Hungrig und durstig kehren wir in das Gasthaus unseres Vertrauens ein und sind überrascht, Edelbert an einem Fenstertisch anzutreffen. Natürlich setzen wir uns dazu und bestellen süffigen Eistee sowie den Fang des Tages (unlöblich: Catch of the Day). Während des Mittagessens lassen wir unsere Ausfahrt nach Estero Revue passieren und vergessen auch nicht, Edelbert für Donnerstag zum Abendessen einzuladen.
15.45 Uhr Wieder zurück in der kleinen Villa, falle ich völlig erschöpft aufs Kanapee und strecke die Beine aus. Schon bald schlummere ich ein und träume von einem prima Erntedankfest im Kreise meiner Freunde.
16.45 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und nehme am Schreibtisch Platz, um der Anschnurseelsorge nachzukommen. Pflichtbewusst rufe ich Briefe besorgter Erziehungsberechtigter ab und stehe verzweifelten Eltern mit Ratschlägen zur Seite.
17.30 Uhr Während Dixon im Garten spielt, klappere ich in der Küche mit den Töpfen. Ich koche Nudeln auf und zaubere dazu eine delikate Sauce aus Olivenöl und Knoblauch. Danach rufe ich den Vierbeiner in die gute Stube und verfeinere das Abendessen mit handgeriebenem Parmesan – wie gut das duftet.
18.30 Uhr Endlich beginnt der ruhige Teil des langen Tages. Ich lasse die Seele im Wohnzimmer baumeln und versüsse mir den Abend mit den FOX Nachrichten und einem sehenswerten Spielfilm auf HBO. Die Verantwortlichen haben heute ein ganz besonderes Schmankerl ins Programm genommen und verwöhnen mit dem Spielfilm “Predator”. Ich lehne mich budweisertrinkend zurück und werde Zeuge, wie Arnold Schwarzenegger schwerbewaffnet durch einen Dschungel streift und eine ausserirdische Lebensform zur Strecke bringt.
21.00 Uhr Nach 120minütiger Spitzenunterhaltung drücke ich auf den “OFF” (löblich: AUS) Knopf und begleite Dixon in den Garten. Im Anschluss lösche ich das Licht und gehen ins Bett. Gute Nacht.

Hund Dixon: