24. April 2018 – Beim Zahnarzt

08.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und denke daran, dass mich die Pontecorvo zum Frühstück erwartet. Um nicht zu spät zu kommen, rolle ich mich sportlich aus dem Wasserbett und verzichte ausnahmsweise auf die Morgengymnastik. Stattdessen verabschiede ich mich pfeifend in die Nasszelle und lasse die Seele bei einem erfrischenden Wirbelbad mit Rosenöl baumeln – das tut gut.
09.00 Uhr Pünktlich zum Neunuhrläuten beende ich das Badevergnügen und entschliesse mich, eine WRANGLER Tschiens sowie ein kurzärmliges Holzfällerhemd anzuziehen. Im Anschluss verteile ich etwas RP LOB Luxusduft auf den Innenseiten meiner Handgelenken und vergesse auch nicht, mein Haar mit BRISK Schmiere aufzusteilen.


RP LOB – wie das duftet

09.30 Uhr Wenig später werde ich vor dem Zuhause meiner Nachbarin vorstellig und bemerke, dass der Perle eine Laus über die Leber gelaufen ist. Meine Bekannte führt mich in die gute Stube und deutet grimmig dreinschauend auf eine verwelkte Topfpflanze. Ferner wirft mir die Dame vor, meinem Versprechen nicht nachgekommen zu sein und kein einziges Mal die Pflanzen mit Wasser versorgt zu haben. Natürlich schiebe ich die Schuld von mir und beteure, dass ich täglich mit der Gieskanne hantiert habe. Frau Pontecorvo rollt demonstrativ mit den Augen und sagt, dass sie sich bei ihrem nächsten Urlaub nicht mehr auf meine Dienste verlassen wird – das ist ja allerhand.
10.00 Uhr Während ich das Frühstück einnehme und mich an hausgemachten Pfannkuchen labe, kommt meine Tischnachbarin auf den geplanten Strandspaziergang zu sprechen und meint, dass der Ausflug leider ausfallen muss. Aus ich genauer nachfrage, fährt sich die Perle durchs Haar und unterbreitet, dass sie den Vormittag ausnutzen wird, um einen Frisörsalon im Zentrum anzusteuern – das soll mir auch Recht sein.
10.30 Uhr Nachdem ich eine Portion Rühreier verputzt und vier Tassen Kaffee getrunken habe, ziehe ich es vor, mir die NY YANKEES Kappe aufzusetzen und meiner Nachbarin einen angenehmen Tag zu wünschen. Danach kehre ich in meine kleine Villa zurück und rufe kurzentschlossen bei Prof. Kuhn an. Der schlaue Mann meldet sich prompt und gibt vor, Zahnschmerzen zu haben und mich auch nicht an den Strand begleiten zu können. Weil mir das Wohl meines Freundes sehr am Herzen liegt, falle ich ihm spornstreichs ins Wort und biete an, ihn zum Zahnarzt zu begleiten. Der Professor atmet tief durch und bittet mich, ihn in einer dreiviertel Stunde abzuholen.


Hund Dixon muss bei den Cranes bleiben

10.45 Uhr Weil ich Dixon unmöglich in die Zahnarztpraxis mitnehmen kann, scheuche ich ihn zum Eigenheim von Familie Crane und bitte die Dame des Hauses, einige Stunden auf mein Haustier aufzupassen. Anschliessend hüpfe ich winkend in den PS-strotzenden Chevrolet Suburban und kruse in Richtung Zentrum davon – das macht Spass.
11.15 Uhr Ich treffe Edelbert vor seiner Wohnadresse an und habe das Vergnügen, mein Auto im Innenhof der Wohnanlage abstellen zu können. Mein Bekannter kommt aus dem Schimpfen gar nicht mehr heraus und informiert, dass er sich gestern Abend beim Verzehr einer Pfirsich einen Backenzahn abgebrochen hat. Ich zucke mit den Schultern und ermutige Edelbert endlich in die Gänge zu kommen. Der gute Mann nickt eifrig und meint, dass die “Ayan Zahnarztpraxis” zweihundert Meter entfernt an der 5th Avenue liegt – das hört man gerne.
12.00 Uhr Nach einem kurzweiligen Spaziergang finden wir uns in der besagten Praxis wieder. Weil das Wartezimmer verwaist ist, wird Edelbert ohne Umschweife ins Behandlungszimmer Nummer 2 gebeten. Währenddessen mache ich es mir im Patientenbereich gemütlich und blättere in einem Boulevardmagazin. Unter anderem nehme ich Photografien des bekannten Modells Gigi Hadid in Augenschein und lerne, dass sich die 22jährige vor wenigen Tagen von ihrem Freund getrennt hat – diesen Unsinn muss man gelesen haben.
13.00 Uhr Nach einer geschlagenen Stunde gesellt sich Edelbert endlich an meine Seite und berichtet, dass der Dentist eine schmerzhafte Wurzelbehandlung durchführen musste. Ich schlage entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen und erkläre dem Professor, dass wir uns nun ein kühles Bier genehmigen sollten.
13.30 Uhr Hungrig und durstig kehren wir ins “Bistro 821” ein und ordern bei einer Kellnerin süffige Leichtbiere. Da Edelbert bis zum Abend keine feste Nahrung zu sich nehmen darf, ringt er sich nach kurzem Zögern durch, lediglich eine Gemüsesuppe zu ordern. Ich komme aus dem Lachen kaum noch heraus und halte die Bedienung an, für mich einen saftigen Burger mit Fritten und Krautsalat aufzufahren – da kommt Freude auf.


Bier ist sehr gesund

14.00 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse, versorgt mich der Professor mit Infos und rechnet vor, dass er für die Behandlung 417 Dollars bezahlen musste – wo soll das noch hinführen.
14.45 Uhr Nach der Brotzeit kehren wir plappernd zu Edelberts Wohnung zurück und kommen überein, dass wir unseren geplanten Strandspaziergang auf morgen verschieben sollten. Danach lasse ich den Motor meines Chevrolets aufheulen und trete entspannt die Heimreise in den Willoughby Drive an.
15.30 Uhr Zuhause angekommen, hole ich Dixon bei den Nachbarn ab und bette mich im Wohnzimmer zur Ruhe. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und träume von einem Schweinebraten mit Knödel und Kraut.
16.30 Uhr Nach der wohlverdienten Pause bereite ich das Abendessen vor. Fachmännisch schwenke ich gesundes Butterschmalz in einer Pfanne und gebe dem Vierbeiner zu verstehen, dass wir uns ein vitaminreiches T-Bone Steak (löblich: T Knochen Schnitzel) mit Buttergemüse und Bratkartoffeln schmecken lassen werde.


Ein perfekt durchgebratenes Schnitzel

17.30 Uhr Nach der Stärkung mache ich es mir im kühlen Wohnzimmer bequem und folge interessiert den Nachrichten auf FOX. Neben Schreckensmeldungen aus dem Mittleren Osten, hält der Nachrichtensprecher auch wissenswerte Fakten zum “Arbor Day” am kommenden Freitag bereit. Ich spitze die Ohren und lerne, dass der von der UNO ausgerufene “Tag des Baumes” in diesem Jahr zum 67 Mal in den Vereinigten Staaten gefeiert wird.
19.30 Uhr Kurz vor der Hauptsendezeit nehme ich mit dem Amazon Angebot Vorlieb und schaue mir den Zukunftsfilm “Colossal” an, der von einer Schriftstellerin im “grossen Apfel” (unlöblich: Big Apple) erzählt.
20.30 Uhr Als nach zwei gähnend langweiligen Stunden der Abspann über die Mattscheibe flimmert, unternehme ich mit Dixon einen letzten Rundgang durch den Garten. Danach lösche ich das Licht und gehe müde zu Bett. Gute Nacht.

23. April 2018 – Willkommen Frau Pontecorvo

08.00 Uhr Ich werde zur frühen Stunde durch sehr lautes Telefonläuten geweckt. Zu allem Überfluss meldet sich Sandra im Rohr und teilt mir mit, dass der Parkettboden im Gästezimmer erneuert werden muss. Als ich genauer nachfrage, rückt meine Mieterin mit der ganzen Wahrheit heraus und beteuert, dass sich Feuchtigkeit unter den Holzdielen angesammelt hat. Weil Sandra ohne Unterlass plappert, gebe ich nach kurzem Zögern klein bei und rate, Schwarzarbeiter Darius zu Rate zu ziehen und mir einen Kostenvoranschlag zukommen zu lassen.


Im Pensionszimmer muss der Parkett erneuert werden

08.45 Uhr Just als ich mich nach der Morgengymnastik ins Badezimmer zurückziehen möchte, bimmelt die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) abermals und ich habe das zweifelhafte Vergnügen, mit meiner Nachbarin sprechen zu müssen. Frau Pontecorvo legt beste Laune an den Tag und berichtet, dass sie in Kürze der schönen Stadt Jacksonville Lebewohl sagen wird. Ich gebe mich erleichtert und bringe auf Anfrage heraus, dass die Perle gegen 16 Uhr in Naples eintreffen wird – das hört man gerne.
09.15 Uhr Nachdem ich der Dame eine sichere Anreise gewünscht habe, verabschiede ich mich in die Nasszelle, um mich bei einem erfrischenden Wirbelbad zu entspannen. Nebenher rufe ich bei Edelbert an und informiere, dass ich für den Abend eine Willkommensfeier für Frau Pontecorvo plane. Der Professor windet sich jedoch aus der Verantwortung und behauptet, dass er am Abend bei Familie Satesh zum Essen eingeladen ist – wie schade.
10.15 Uhr Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und hüpfe aus der Wanne. Ruckzuck richte ich das Frühstück an und komme dabei zu dem Schluss, dass kaum noch Lebensmittel vorrätig sind.
11.00 Uhr Bevor ich zum Supermarkt meines Vertrauens rase, verzehre ich die wichtigste Mahlzeit des Tages und blättere in der Zeitung. Unter anderem lerne ich, dass in Fort Myers am kommenden Wochenende ein Frühlingsfest mit Tanz und musikalischen Darbietungen stattfinden wird. Ich mache grosse Augen und lese weiter, dass sogar eine bayerische Blaskapelle vor Ort sein und Musik aus meiner alten Heimat präsentieren wird – das hört man gerne.


Hund Dixon ist brav

11.30 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, in die Gänge zu kommen. Wie es sich gehört, nehme ich vor der Abfahrt die Geschirrspülmaschine in Betrieb und vergesse auch nicht, dem Vierbeiner das schöne Lederhalsband umzuliegen. Anschliessend scheuche ich Dixon zum Chevrolet und brettere hupend aus dem Wohngebiet.
12.00 Uhr Pünktlich zum Mittagsläuten betrete ich die PUBLIX Markthalle am Naples Plaza und mache es mir zur Aufgabe, Waren des täglichen Bedarfs in einen Einkaufswagen zu verfrachten. Darüber hinaus werde ich auch an der Gemüsetheke vorstellig und ringe mich dazu durch, lustige Cocktailtomaten, Paprika, etliche Lauchstangen, Knoblauch sowie Zwiebeln zu den anderen Lebensmitteln zu legen . was das wieder kostet.
12.45 Uhr Nachdem ich mehrere Flaschen Schaumwein, Softdrinks (löblich: Weichgetränke) sowie A1 Sauce besorgt habe, begebe ich mich zur Kasse Nummer 7 und sehe mich genötigt, knapp 100 Dollars zu berappeln. Missmutig zücke ich meine praktische Kreditkarte und halte die übergewichtige Marktmitarbeiterin an, den Betrag von meinem Konto abzubuchen – wo soll das noch hinführen.
13.15 Uhr Da mein Magen eigenartige Knurrlaute von sich gibt, kehre ich nach dem Schoppingvergnügen ins benachbarte “Panera Bread” Schnellesslokal ein und ordere gesunde Schinkenbrote mit Käse. Dazu gibt es ein grosses Glas Orangensaft sowie einen Beilagensalat – schmeckt gar nicht schlecht.


Ich beisse kraftvoll zu

14.00 Uhr Redlichst gestärkt trete ich die Heimreise an und folge dem Tamiami Trail gen Norden. Nach sechs zurückgelegten Meilen finde ich mich endlich im Willoughby Drive wieder und freue mich auf ruhige Stunden in der kleinen Villa – diesem Stress steht nicht einmal der stärkste Rentner stand.
14.45 Uhr Nachdem ich die Lebensmittel im Kühlschrank verstaut und Dixons Napf mit Futter aufgefüllt habe, bette ich mich auf dem Kanapee zur Ruhe. Alsbald döse ich ein und träume von meiner weissblauen Heimat.
15.45 Uhr Nach sechzig Minuten werde ich durch sehr aggressives Hupen aus einem schönen Traum gerissen. Als ich neugierig aus dem Fenster spähe, werde ich Zeuge, wie Frau Pontecorvo aus ihrem schnittigen Mustang steigt und sich meinen kleinen Villa nähert. Laut seufzend wische ich mir den Schlaf aus den Augen und öffne schwungvoll die Pforte, um die Perle von nebenan herzlich zu begrüssen.


Willkommen Frau Pontecorvo

16.30 Uhr Während der Vierbeiner im Garten herumtollt, giesse ich meiner Nachbarin ein Gläschen Schaumwein ein und lote aus, ob die Anreise ohne Probleme verlaufen ist. Meine Nachbarin nickt eifrig und unterbreitet, dass es immer wieder schön ist, durchs Land zu krusen und sich den Fahrtwind durchs Haar wehen zu lassen. Ferner versorgt mich die Dame mit Anekdoten und legt mir nahe, das nächste Mal mit nach Jacksonville zu kommen – jaja.
17.00 Uhr Weil Frau Pontecorvo hungrig ist, koche ich kurzerhand italienische Langnudeln mit Gemüse auf. Zudem entkorke ich einen edlen Rotwein aus dem goldenen Kalifornien und erzähle, dass die Bauarbeiten entlang des Willoughby Drives seit vergangenen Freitag beendet sind. Mein Hausgast schenkt mir ein Lächeln und füllt die Gläser mit dem Rebentrunk auf – wie schön.
18.00 Uhr Nach dem Abendessen begleite ich Frau Pontecorvo nach nebenan und schlage vor, dass wir morgen einen Strandspaziergang unternehmen könnten. Meine Bekannte freut sich sehr und meint, dass wir vorher bei ihr frühstücken könnten – das hört sich verlockend an.

19.00 Uhr Nachdem ich in der Küche für Sauberkeit gesorgt habe, lege ich in der Wohnstube die Beine hoch und informiere mich auf FOX über die tagesaktuellen Geschehnisse in der Welt. Im Anschluss nehme ich mit dem NETFLIX Bezahlprogramm Vorlieb und gebe mich der spannenden Dokumentation “Wild Wild Country” hin, die von der indischen Baghwan Sekte erzählt – wie unlöblich.
21.00 Uhr Nach zwei Stunden beende ich den Fernsehabend und rufe Dixon ins Haus. Anschliessend lösche ich das Licht und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.

29. März 2018 – Ich komme meinen Pflichten nach

08.00 Uhr Weil sich Wolken am Himmel zusammengebraut haben, bleibe ich etwas länger liegen und animiere Hund Dixon, zu mir ins Bett zu hüpfen. Leider wird die himmlische Ruhe nach wenigen Augenblicken durch sehr aggressives Telefonschellen gestört. Zu allem Überfluss meldet sich meine Nachbarin im Rohr und erinnert, dass sie heute zu ihrer Freundin nach Jacksonville krusen wird. Ferner bringt die Perle ein gemeinsames Frühstück ins Spiel und bittet mich, gegen 10 Uhr nach nebenan zu kommen – das werden wir erst noch sehen.


Hund Dixon ist brav

08.30 Uhr Nach dem Telefonat werfe ich die Bettdecke beiseite und schleppe mich gähnend auf die Terrasse, um die Morgengymnastik zu absolvieren. Während ich auf und ab hüpfe, kommt plötzlich Herr Booth an die Grundstücksgrenze und kündigt an, dass er die Vormittagsstunden ausnutzen wird, um den Rasen zu mähen. Ich mache grosse Augen und ermutige den Heini, meine Grünfläche ebenfalls zu mähen – da kommt Freude auf.
09.00 Uhr Um wegen des Dröhnens des Mähers keinen Gehörsturz zu bekommen, ziehe ich mich in die Nasszelle zurück und entspanne mich bei einem erfrischenden Wirbelbad. Nebenher navigiere ich mit dem iPad durchs Internetz und mache mich über die Ostermessen in Naples schlau. Schnell stosse ich auf eine katholische Freiluftveranstaltung, die am kommenden Sonntag um 9:30 Uhr im örtlichen Cambier Park stattfinden wird.


Bald kommt der Osterhase

10.00 Uhr Nachdem ich Edelbert über die Ostermesse in Kenntnis gesetzt habe, beende ich den Badespass und werfe mich in Schale. Anschliessend statte ich meiner Nachbarin einen Besuch ab und leiste ihr bei der wichtigsten Mahlzeit des Tages Gesellschaft. Frau Pontecorvo fährt Pfannkuchen mit Erdbeeren und Schlagobers auf und plappert, dass sie zeitnah losfahren wird. Zudem bringe ich heraus, dass die kleine Frau mindestens eine Woche in Jacksonville verweilen und sich dort der Kultur hingeben wird. Unter anderem vernehme ich, dass die Weibsbilder Museen besuchen und sogar ins Theater gehen wollen – wie langweilig.


Jacksonville ist eine hässliche Stadt

11.00 Uhr Nach der Mahlzeit überreicht mir Frau Pontecorvo den Zweitschlüssel und fordert mich auf, während ihrer Abwesenheit in ihrem Zuhause regelmässig nach dem Rechten zu sehen. Ich nicke eifrig und verspreche, täglich meinen Pflichten nachzukommen und ein besonderes Augenmerk auf die hochgewachsene Yucca Palme in der guten Stube zu legen. Zu guter Letzt hauche ich meiner Nachbarin ein Bussi auf die Wange und wünsche ihr eine sichere Reise. Danach kehre ich gestärkt in die kleine Villa zurück und mache es mir zur Aufgabe, die lesenswerten Berichte in der “Naples Daily News” (löblich: Naples tägliche Neuigkeiten) zu studieren.
11.45 Uhr Kurz vor der Mittagszeit surrt die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und Edelbert meldet sich in der Leitung. Der schlaue Mann redet ohne Punkt und Komma auf mich ein und erzählt, dass er im “Miromar Outlet Store” ein Schnäppchen ergattern konnte. Ich blicke gelangweilt drein und vernehme, dass mein Bekannter eine WRANGLER Tschienshose für 39 Dollars erstanden hat – jaja
12.15 Uhr Weil mir langsam die Augen zufallen, beende ich das Gespräch und lege im klimatisierten Wohnzimmer die Beine hoch. In wenigen Augenblicken döse ich ein und sehe mich im Traum auf den Appalachian Trail versetzt.
13.15 Uhr Um nicht den ganzen Nachmittag zu verschlafen, stehe ich auf und bereite mir ein Wurstbrot zu. Ausserdem setze ich mich pflichtbewusst an den Schreibtisch, um Depeschen besorgter Heimseitenbesucher abzurufen. Im Zuge der Anschnursitzung rufe ich auch ein streng geheimes Dossier vom Forschungszentrum Kuschmelka (München) ab und lese, dass es in Deutschland angesichts der vielen Wirtschaftsflüchtlinge derzeit drunter und drüber geht. Ich staune Bauklötze und erfahre weiter, dass jeden Monat bis zu 15.000 Flüchtlinge über die sogenannte Balkanroute nach Deutschland gelangen – das ist ja kaum zu glauben.


Blick auf meinen Garten

14.15 Uhr Nachdem ich die Seelsorge beendet habe, fahre ich das Betriebssystem mausdrückend herunter und scheuche Hund Dixon in den Garten. Weil die Rasenfläche ausgedörrt ist, nehme ich kurzerhand den Rasensprenger in Betrieb und vergesse auch nicht, im Petersilienbeet Unkraut zu jäten und Dünger auszubringen.
15.00 Uhr Da die Sonne unbarmherzig vom Himmel brennt, verfrachte ich die Gartenwerkzeuge in die Garage und genehmige mir auf der schattigen Terrasse ein kühles Budweiser – das tut richtig gut.
16.00 Uhr Just als sich Dixon über einen Kauknochen hermacht, flitzt Nachbarhund zum künstlich angelegten Teich und bellt die handzahme Echse Billy an. Wie man sich denken kann, spitzt mein Haustier spornstreichs die Ohren und zögert nicht, sich an Joeys Seite zu gesellen – wie lustig.
17.00 Uhr Nachdem die Vierbeiner ausgelassen getobt haben, rufe ich Dixon ins Haus und richte mir eine Wurstplatte mit hauchdünn aufgeschnittenem Capocollo und Salami an. Dazu gibt es vitaminreiches Weissbrot sowie ein Glas Weisswein aus dem sonnigen Kalifornien – das schmeckt.


Ich beisse kraftvoll zu

18.00 Uhr Nachdem ich mir den Bauch vollgeschlagen und zwei weitere Hopfenkaltschalen getrunken habe, beginnt endlich der angenehme Teil des nervenaufreibenden Tages. Um endlich zur Ruhe zu kommen, mache ich es mir vor dem Flachbildschirm bequem und gebe mich den FOX Nachrichten hin.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit (unlöblich: Prime Time) fröne ich auf NETFLIX abermals der Serie “Everything Sucks” (löblich: Alles ist schlecht) und nehme an den haarsträubenden Abenteuern einiger High School (löblich: Hochschule) Absolventen teil – diesen Mist muss man gesehen haben.
21.00 Uhr Nach zwei Stunden beende ich den Fernsehabend und lösche sämtliche Lichter. Danach ziehe ich mich ins Schlafzimmer zurück und falle übermüdet ins Bett. Gute Nacht.

19. und 20. August 2017 – Happy Birthday Frau Pontecorvo

Hi Fans,

meine Mitbewohnerin hat sich zur Wochenmitte in den Urlaub verabschiedet. Bärbel fährt mit ihren Eltern nach Tirol und wird erst Ende August zurückerwartet. Nun bin ich ganz alleine zu Hause und langweile mich fast zu Tode. Am Vormittag habe ich sogar schon die Drahtbürste aus der Garage geholt und den Holzzaun vom Moos befreit. Aber zum Streichen ist es mir einfach viel zu warm!

Am Abend geht es übrigens ins Münchner “Pimpernel”.
Die Kneipe an der Müllerstrasse im hippen Glockenbachviertel wurde im Jahre 1970 eröffnet und galt als verruchte Animierbar. Vor Kurzem wurde die Location aufwendig renoviert und zählt nun unter einer neuen Leitung zu den trendigsten Clubs in der bayerischen Landeshauptstadt. Jeden Samstag ab 22:00 Uhr legen bekannte DJ’s tolle Mucke auf und sorgen für eine begeisterte Stimmung auf dem Dancefloor 🙂


Eine Mass am Chinesischen Turm

Vorher wollen Cousin Bernd und ich im Englischen Garten abhängen und eine Mass am Chinesischen Turm trinken und den Start der Bundesligasaison Live im Radio verfolgen. Wie ihr sicher wisst, hat der FC Bayern bereits gestern die Spielrunde 2017/2018 mit einem ungefährdeten Sieg gegen Bayern Leverkusen eröffnet 🙂


Alles Gute zum Geburtstag

Ausserdem muss ich noch bei Frau Pontecorvo in Naples anrufen und ihr alles Gute zu ihrem Geburtstag übermitteln. Aber an dieser Stelle verrate ich natürlich nicht, wie alt sie wird. Schliesslich gehört es sich nicht, das Alter einer Dame zu verraten!

Ich wünsche euch ein tolles und sonniges Wochenende.
Am kommenden Samstag lesen wir uns hoffentlich wieder.
Eure Sandra

21. Dezember 2016 – Winnebago Travato

08.15 Uhr Die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) schellt und reisst mich aus einem schönen Traum. Als ich mir das Telefon ans Ohr halte, wünscht mir Frau Pontecorvo einen guten Morgen und lotet aus, ob ich mich mittlerweile im verschneiten Toronto eingelebt habe. Ich gähne laut und erzähle der Dame, dass ich gestern mit den Verwandten einen Ausflug ins “Eaton Centre” unternommen habe. Meine Nachbarin ist hellauf begeistert und entgegnet, dass sie sich in Jacksonville ebenfalls pudelwohl fühlt – das ist phantastisch.


Die Schwarzbeere bimmelt

08.45 Uhr Nach der Plauderei öffne ich die Zimmertüre und animiere Dixon, Maria in der Küche Gesellschaft zu leisten. Danach ziehe ich mich in die Nasszelle zurück und entspanne mich bei einem Vollbad mit Schaum.
09.30 Uhr Leider wird mein Müssiggang bald durch lautes Klopfen unterbrochen. Zu allem Überfluss ruft mich Georg auf, den Badespass zu beenden und nach unten zu kommen. Ächzend komme ich in die Gänge und mache es mir zur Aufgabe, in eine gefütterte Thermohose zu schlüpfen. Selbstverständlich ziehe ich ausserdem Kniestrümpfe, ein Frotteunterhemd sowie einen modischen Grobstrick Pullover an – da kommt Freude auf.
10.00 Uhr Pünktlich zum Zehnuhrläuten finde ich mich in der Küche ein und bin überrascht, nicht nur Georg, Maria und Edelbert, sondern auch die jungen Leute am Esstisch anzutreffen. Amanda schenkt mir ein Lächeln und sagt, dass sie extra einen Käsekuchen gebacken hat. Ich lecke mir die Lippen und lasse es mir nicht nehmen, an der festlich eingedeckten Tafel Platz zu nehmen und mir ein grosses Stück Kuchen zu gönnen. Darüber hinaus füllt Maria duftenden Bohnentrunk in die Tassen und setzt uns darüber in Kenntnis, dass sie den Tag nutzen wird, um mit Amanda einen Christstollen zu backen. Georg reibt sich die Hände und meint, dass wir währenddessen mit David, James und Edelbert das nagelneue Wohnmobil ausprobieren sollten – wie schön.


Zum Frühstück gibt es Käsekuchen

10.45 Uhr Nach dem dritten Stück Kuchen wische ich mir den Mund an einer Serviette ab und frage meinen Bruder bezüglich des Spritverbrauchs aus. Georg legt den Zeigefinger an die Unterlippe und vertellt, dass das Auto einen V6 Motor mit 280 Pferdestärken eingebaut hat und pro 100 gefahrener Kilometer zirka 25 Liter Diesel verbraucht.
11.30 Uhr Nachdem wir unsere Wintermäntel angezogen haben, wünschen wir den Damen einen schönen Tag und verabschieden uns zur Garage. Georg lässt das motorbetriebene Tor per Knopfdruck nach oben gleiten und rechnet vor, dass das 2,8 Meter hohe Gefährt gerade noch in die Doppelgarage passt. Ich mache grosse Augen und erfahre weiter, dass der TRAVATO nicht nur mit einer Küchenzeile, einem Gefrierschrank, Kleiderschrank, Sitzgelegenheiten und einem Tisch, sondern auch mit einem Entertainment Center (löblich: Unterhaltungszentrum) sowie einem bequemen Doppelbett ausgestattet ist – wie aufregend.


Im Wohnmobil gibt es eine Küche

12.00 Uhr Zu guter Letzt öffnet Georg die Motorhaube und sagt, dass ich während meiner Reise durch den Kontinent regelmässig den Ölstand überprüfen sollte. Ich stimme zu und habe endlich das Vergnügen, die exquisite Inneneinrichtung in Augenschein nehmen zu dürfen. Edelbert lobt das Interieur über den Schellenkönig und unterbreitet, dass der TRAVATO sogar über eine Dusche verfügt. Georg strahlt über das ganze Gesicht und belehrt, dass der eingebaute Wassertank knapp 100 Liter (26 Gallonen) Frischwasser fasst.


Der Travato ist sehr bequem

12.45 Uhr Nachdem es sich David, Edelbert und James auf den Loungesesseln bequem gemacht haben, überreicht mir Georg die Autoschlüssel und beauftragt mich, uns nach Gilford Beach zu kutschieren. Ich komme der Aufforderung anstandslos nach und schaffe es ohne grössere Schwierigkeiten, das 21 Fuss (6,4 Meter) lange Wohnmobil sicher aus der Garage zu fahren – das macht Spass.
13.15 Uhr Wenig später finden wir uns auf der Autobahn wieder und krusen entspannt gen Norden. Während sich David, James und Edelbert die Langeweile mit Fernsehschauen vertreiben, merkt Georg an, dass der TRAVATO auch mit einem DVD Abspielgerät überzeugen kann. Ich schnalze mit der Zunge und verspreche, dass ich das Gefährt stets wie meinen Augapfel hüten werde.
14.15 Uhr Sechzig Minuten später passieren wir das Ortsschild von Gilford Beach und ich nehme den Fuss vom Gas. Ruckzuck biege ich auf die Woodfield Road ab und komme zeitnah vor dem Ferienhaus meiner Verwandten zum Halten. Georg atmet tief durch und meint, dass ich ein hervorragender Fahrer bin und das Wohnmobil ganz bestimmt ohne Schrammen nach Naples überführen werde – das will ich doch hoffen.


Schnee und Eis in Gilford Beach

15.00 Uhr Da es während der Nacht reichlich geschneit hat, greifen wir zu den Schneeschaufeln und machen uns daran, die Einfahrt zu räumen. David spielt unterdessen mit dem Vierbeiner und schreckt nicht davor zurück, mir einen Schneeball ins Gesicht zu werfen. Weil man sich nicht alles gefallen lassen darf, stelle ich die Schaufel weg und schleudere unter dem Gelächter der anderen eine Handvoll Schnee in Richtung meines frechen Grossneffens.
16.00 Uhr Nach getaner Arbeit eilen wir fröstelnd in die gute Stube und entfachen ein Feuer im Kamin. Zudem tischt Georg belegte Brote auf und kündigt an, dass er wegen des strengen Winters wöchentlich die lange Anfahrt auf sich nehmen und im Ferienhaus nach dem Rechten sehen muss. Ich beisse kraftvoll in ein Schinkenbrot und erkundige mich, ob wir den Jahreswechsel am Lake Simcoe verbringen wollen. Georg schüttelt jedoch den Kopf und berichtet, dass er am 31. Dezember Freunde in sein Stadthaus eingeladen hat – wie schön.
17.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, die Zelte in Gilford Beach abzubrechen und die Heimfahrt anzutreten. Abermals zwänge ich mich hinters Lenkrad und lasse den PS-strotzenden Motor aufheulen.
18.00 Uhr Endlich treffen wir wieder im Stadtteil York ein. Fix und foxi schleppe ich mich ins Haus und lasse meine Schwägerin wissen, dass ich mich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten kann. Maria zeigt Verständnis und sagt, dass wir uns gleich an den Tisch setzen können – das lasse ich mir nicht zweimal sagen.


Winnebago baut prima Wohnmobile

19.00 Uhr Während wir das Abendessen geniessen, lasse ich den heutigen Tag Revue passieren und gebe zu Protokoll, dass es eine Gaudi wird, mit dem WINNEBAGO entlang der Ostküste zu fahren. Edelbert schlägt in die gleiche Kerbe und meint, dass wir in vierzehn Tagen auf grosse Reise gehen werden – wie aufregend
20.00 Uhr Nachdem sich die Kinder verabschiedet haben, beginnt der wohlverdiente Feierabend. Bei Glühwein und Plätzchen mache ich es mir im Wohnzimmer bequem und schaue mir im Kreise meiner Liebsten die langweilige Romantikkomödie “Maggie’s Plan” an. Leider fallen mir schon bald die Augen zu und ich sehe mich gezwungen, Hund Dixon hereinzurufen und mich auf das Gästezimmer zu verabschieden. Gute Nacht.