6. Mai 2016 – Der letzte Tag unter Palmen

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08.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und stelle fest, dass ich bereits morgen um 16 Uhr in einem Stahlvogel sitzen und nach Deutschland ausfliegen werde. Weil es noch viel zu tun gibt, hüpfe ich spornstreichs aus dem Bett und scheuche Hund Dixon an die frische Luft.
08.30 Uhr Nachdem ich die Morgengymnastik hinter mich gebracht habe, stelle ich die futuristische DeLonghi Kaffeemaschine ein und erzähle dem Haustier, dass bald Georg, Maria, Frau Pontecorvo und Edelbert zum Frühstück vorbeikommen werden. Um den lieben Leuten etwas besonders zu bieten, hole ich die mit Quark gefüllten Neapolitanos aus dem Eiskasten und breite eine farbenfrohe Tischdecke über dem Esstisch aus.

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Die Schwarzbeere schrillt

09.00 Uhr Im Anschluss verschwinde ich im Bad und lasse die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Just als ich mir eigene Gedanken bezüglich der bevorstehenden Abreise mache, schellt die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) besonders aggressiv. Zu allem Überfluss meldet sich Sandra und berichtet, dass wir am Sonntag von Admiral a.D. Bürstenbinder am Flughafen abgeholt werden. Das Kind kommt aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und unterbreitet, dass der verrückte Seefahrer deswegen einen VW Bus anmieten will – wie unlöblich.
10.00 Uhr Kopfschüttelnd steige ich aus der Wanne und mache es mir zur Aufgabe, den Bohnentrunk in eine Kanne zu giessen und gesunde Wurstwaren sowie Käse auf einem Porzellanteller anzurichten. Wenig später treffen auch schon meine lieben Verwandten im Willoughby Drive ein und überraschen mich mit frischen Semmeln aus der Biscotti Farrugia Italienbäckerei – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
10.45 Uhr Nachdem auch Frau Pontecorvo und Prof. Kuhn zu uns gestossen sind, fülle ich die Kaffeehaferl mit brauner Brühe auf und berichte, dass uns Friedbert mit einem VW Bus vom Franz-Josef-Strauss Flughafen abholen wird. Edelbert macht grosse Augen und mutmasst, dass unser gemeinsamer Bekannter bestimmt eine grosse Willkommensfeier ausrichten wird – das kann ja heiter werden.

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Mein schönes Zuhause unter Palmen

11.30 Uhr Während sich die Gäste über die köstlichen Jause hermachen, wende ich mich meinem Bruder zu und erkundige mich nach James. Georg seufzt laut und entgegnet, dass sein Stammhalter derzeit unzählige Konzerte in der kanadischen Provinz Ontario spielt. Bevor ich antworten kann, zückt mein Tischnachbar sein strahlendes Handtelefon und präsentiert eine elektronische Aufstellung sämtlicher Termine. Ich überfliege die Liste wissbegierig und bringe heraus, dass James Combo “Northstar” am heutigen Abend in der Kleinstadt Dryden am Wabigoon See pörformen wird. Maria schlägt in die gleiche Kerbe und setzt mich darüber in Kenntnis, dass für den Spätsommer auch Auftritte in Georgia und Florida geplant sind – das ist die beste Nachricht des ganzen Tages.

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James neue Kompaktscheibe

12.15 Uhr Zur Mittagszeit verlagern wir unser Treffen auf die schattige Terrasse und stossen mit eiskaltem Veuve Clicquot Schaumwein an. Maria prostet mir redlichst zu und möchte wissen, wie lange wir in Bayern bleiben werden. Edelbert zuckt mir den Schultern und wirft ein, dass wir höchstwahrscheinlich erst zum Monatsende nach Florida zurückkehren werden. Bei dieser Gelegenheit kommt mein Bekannter auf seine Immobilie im Haselnussweg zu sprechen und beteuert, dass er einen Makler mit der Vermietung des Objekts beauftragen muss – wie schön.


Edelberts Zuhause im Haselnussweg

13.00 Uhr Da ich noch meine Koffer packen muss, lotse ich die lieben Leute zur Haustüre und erkläre Georg, dass er uns Morgen gegen 13 Uhr zum Flughafen kutschieren muss. Schlussendlich werfe ich die Pforte ins Schloss und lasse Frau Pontecorvo wissen, dass ich mit zwei Koffern verreisen werde. Missmutig führe ich meine Nachbarin ins Schlafzimmer und deute auf den Kleiderberg, den ich gestern aus dem Schrank geräumt habe. Die Perle nimmt die Klamotten argwöhnisch in Augenschein und rät, den Smoking nicht mitzunehmen.
13.30 Uhr Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, verfrachte ich die Anziehsachen in den Rollkoffer und nehme mir ausserdem das Recht heraus, den Kulturbeutel, zwei Paar Schuhe, mein praktisches Apfel (unlöblich: Apple) iPad sowie das Amazon Kindle Lesegerät in eine Reisetasche zu packen.
14.15 Uhr Nachdem ich den Reisepass, Flugschein und ein Bündel Bargeld auf den Küchentisch gelegt habe, serviere ich Frau Pontecorvo einen brühfrischen Kaffee und beauftrage sie, in regelmässigen Abständen die Topfpflanzen in der kleinen Villa zu giessen. Darüber hinaus verweise ich auch auf das Petersilienbeet und stelle klar, dass Mitte Mai die nächste Ernte ansteht. Frau Pontecorvo schenkt mir ein Lächeln und sichert zu, das Haus sowie den Garten nicht aus den Augen zu lassen – wie beruhigend.

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Frau Pontecorvo muss nach der Petersilie sehen

15.00 Uhr Als endlich Ruhe und Frieden Einzug gehalten haben, rufe ich Dixon ins Haus und falle fix und foxi aufs Kanapee. Bereits nach wenigen Sekunden döse ich ein und sehe mich im Traum in meine alte Heimat versetzt.
16.00 Uhr Da es sich nicht gehört, den ganzen Nachmittag zu verschlafen, rapple ich mich auf und komme meinen Pflichten als Anschnurseelsorger nach. Mit flinken Fingern navigiere ich durchs Internetz und studiere Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher. Natürlich gebe ich auch Ratschläge ab und animiere die Erziehungsberechtigten, mit der jungen Generation nicht zu zimperlich umzugehen.
17.00 Uhr Zum Abschluss der Beratungsstunde schalte ich noch die neuen Einträge im Gästebuch frei und nehme meine persönliche Korrespondenz in Augenschein. Danach eile ich in die Küche und brate ein vitaminreiches Schnitzel heraus. Dazu gibt es grüne Bohnen aus der Dose sowie eine Portion Kartoffelbrei – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Ein langer Tag neigt sich nun seinem Ende zu. Ich schalte die Glotze ein und telefoniere während der FOX Nachrichten mit dem Professor, um ihm klarzumachen, dass ich morgen alle zu einem Abschiedsfrühstück in Julies Restaurant einladen werde. Edelbert freut sich sehr und kann es kaum noch erwarten, am späten Nachmittag einen AIR BERLIN Stahlvogel zu besteigen – wie aufregend.

19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit wähle ich den Bezahlsender AMC aus und gebe mich dem Katastrophenfilm “Airport ’77” hin. Der Lichtspielhauserfolg aus dem Jahre 1975 erzählt in bunten Bildern die Geschichte eines schrecklichen Flugzeugunglücks – wie unlöblich.
21.00 Uhr Nach zwei spannenden Stunden schalte ich das Farbfernsehgerät aus und begleite Dixon an die frische Luft. Danach reguliere ich die Klimaanlage und ziehe mich ins Schlafzimmer zurück. Gute Nacht.

3. Mai 2016 – Die Abreise rückt näher

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08.00 Uhr Der WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Morgenmoderator überrascht mich mit einer nagelneuen Martina McBride Komposition. Ich hüpfe begeistert aus dem Bett und lerne, dass die Sängerin vor 5 Tagen einen neuen Silberling unter dem Titel “Reckless” (löblich: Rücksichtslos) veröffentlicht hat – wie aufregend.


Martina McBride – Reckless

08.30 Uhr Nach dem Frühsport verabschiede ich mich ins Bad und lasse die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Zudem rufe ich im Ferienhaus an und erinnere daran, dass wir uns in Julies Restaurant zum Frühstück treffen wollten. Georg schlägt in die gleiche Kerbe und verspricht, gegen halb Elf vor Ort zu sein – wie schön.
09.30 Uhr Gutgelaunt beende ich die Morgenwäsche und werfe mich in Schale. Als ich legere Freizeitkleidung aus dem Schrank hole, stupst mich Dixon mit seiner kalten Schnauze an und fordert einen Kauknochen heraus.
10.00 Uhr Pünktlich zum Zehnuhrläuten steige ich in den frisch aufpolierten CHEVROLET SUBURBAN ein und rase zügig zur Wirtschaft meines Vertrauens. Um schneller voran zu kommen, setze ich zu waghalsigen Überholmanövern an und nehme mir ausserdem das Recht heraus, im Takt der Radiomusik zu hupen.
10.30 Uhr Wenig später betrete ich mit Dixon das gutbesuchte Restaurant und werde von Georg und Maria herzlich begrüsst. Mein Bruder rückt mir einen Stuhl zurecht und informiert, dass er bereits drei grosse Frühstücke sowie eine Kanne Kaffee bestellt hat. Wirtin Julie lässt nicht lange auf sich warten und freut sich, meine Verwandten endlich wieder im Sonnenscheinstaat Willkommen heissen zu dürfen.

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Willkommen im Sonnenscheinstaat

11.15 Uhr Während ich mir die wichtigste Mahlzeit des Tages schmecken lasse, komme ich auf meine bevorstehende Abreise nach Deutschland zu sprechen und belehre, dass ich gleich zu Tierarzt Dr. Cole fahren muss. Um meinen Verwandten einen genaueren Einblick zu ermöglichen, verweise ich auf die strengen Einreisebedingungen und merke an, dass die bundesdeutschen Zöllner stets die Impfpapiere kontrollieren.
12.00 Uhr Nachdem wir unsere Tassen geleert und Frau Julie ein stattliches Trinkgeld beschert haben, verlassen wir die Gaststätte und vertreten uns bei angenehmen 72°F (22°C) die Beine. Plaudernd folgen wir der Vanderbilt Beach Road gen Westen und tratschen über Georgs und Marias gestrigen Lichtspielhausbesuch. Meine Schwägerin lobt die IMAX Produktion “A Beautiful Planet” (löblich: Ein wunderschöner Planet) über den Schellenkönig und berichtet, dass die Dokumentation den Zuschauern atemberaubende Weltraumaufnahmen bietet. Ich zucke mit den Schultern und entgegne, dass ich mir die Zeit mit dem Drama “Selma” vertrieben habe.
12.30 Uhr Zurück am Auto, lüfte ich meine NY YANKEES Kappe und kündige an, dass ich nun zum Veterinär krusen muss. Ruckzuck helfe ich dem Vierbeiner auf den Rücksitz und presche ich mit durchdrehenden Pneus davon.
13.15 Uhr Am Ziel angekommen, nehme ich den zitternden Rüden an die Leine und verspreche ihm, dass wir nach dem Arztbesuch ans Meer fahren werden. Der Rüde gibt schlussendlich klein bei und folgt mir mit hängendem Kopf in die Praxis. Da das Wartezimmer verwaist ist, lotst uns die Vorzimmerdame spornstreichs ins Behandlungszimmer und nimmt mir den Impfpass ab. Der Doktor freut sich über unseren Besuch und erklärt, dass wir die Impfungen auffrischen müssen. Ich nicke eifrig und berichte dem guten Mann, dass wir am Samstag nach Deutschland reisen werden. Bevor ich noch etwas sagen kann, zückt mein Gegenüber eine Spritze und macht es sich zur Aufgabe, einen sogenannten Lebendimpfstoff in Dixons Hinterlauf zu injizieren.
13.45 Uhr Nach wenigen Minuten haben wir die Prozedur hinter uns gebracht und Dr. Cole setzt seinen Stempel in die Bescheinigung. Ferner erfahre ich, dass nun einer Reise nach Europa nichts mehr im Wege steht – das ist phantastisch.

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Ein schöner Dollar

14.00 Uhr Nachdem ich knapp 90 Dollars bezahlt habe, eilen wir zum Auto und rasen ohne Umwege zum drei Meilen entfernten Delnor Wiggins Park am Golf von Mexiko. Ich beschleunige das KFZ auf schwindelerregende 35 Meilen pro Stunde und bin mir sicher, dass ich das warme Klima in meiner alten Heimat vermissen werde.
14.45 Uhr Laut juchzend lasse ich Dixon aus dem Auto springen und laufe zum azurblauen Ozean, um prüfende Blicke auf das nicht enden wollende Blau zu werfen. Das Haustier jagt währenddessen kreischenden Möwen hinterher und bellt sogar die jugendlichen Badegäste an – das macht Spass.
15.30 Uhr Weil das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, kehren wir in eine Strandgaststätte ein und bestellen beim Barmann frittierte Kalamari (löblich: Tintenfische) mit Kartoffelstäben und Krautsalat. Dazu gibt es einen grossen Krug Bud Light (löblich: Leicht) – das tut gut.

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Nach dem Stress ein kühles Bier – das tut gut

16.15 Uhr Mit vollem Magen verlassen wir die TIKI Bar und schlendern zum Auto zurück. Bei dieser Gelegenheit telefoniere ich mit Edelbert und gebe zu Protokoll, dass ich am gestrigen Abend den Rollkoffer aus dem Schrank geholt und heute Dixons Impfungen aufgefrischt habe. Der Professor ist begeistert und erzählt, dass er den Vormittag genutzt hat, um zwei Flaschen “Palm Ridge Whiskey” einzukaufen. Mein Bekannter schwärmt in den höchsten Tönen und meint, dass Admiral a.D. Bürstenbinder an diesem feinen Bourbon Gefallen finden wird – wie schön.
17.00 Uhr Endlich bin ich wieder dahoam und nehme mit einem reich belegten Sandwich (löblich: Wurstbrot) sowie einem Glas Weisswein aus dem sonnigen Kalifornien Vorlieb. Ausserdem blättere ich in der Zeitung und löse im Handumdrehen das grosse Kreuzworträtsel auf der letzten Seite – das soll mir erst mal einer nachmachen.

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In zwei Tagen wird Cinco de Mayo gefeiert

18.00 Uhr Zum Abschluss des anstrengenden Tages sorge ich in der Küche für Sauberkeit und falle dann völlig erschöpft aufs Kanapee, um mir die Abendnachrichten auf FOX anzuschauen. Ich staune nicht schlecht und bringe in Erfahrung, dass die mexikanischen Immigranten in zwei Tagen “Cinco de Majo” feiern – das ist prima.
19.00 Uhr Zur Hauptsendezeit nehme ich mit dem Programm von NETFLIX Vorlieb und fröne der lustigen Vorabendserie “The Ranch” (löblich: Der Bauerhof). Obgleich das mehrteilige Fernsehspiel sehr schlechte Kritiken bekommen hat, amüsiere ich mich köstlich und komme aus dem Lachen gar nicht mehr heraus.
21.00 Uhr Nach vier heiteren Episoden schalte ich die Glotze aus und unternehme mit Dixon einen kleinen Spaziergang durch den Garten. Danach verschliesse ich die Haustüre und gehe ins Bett. Gute Nacht.

2. Mai 2016 – Frühstück im Lowbank Drive

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08.00 Uhr Pünktlich zum Achtuhrläuten rolle ich mich aus dem Wasserbett und stosse die Terrassentüre auf. Da ich von meinen Verwandten erwartet werde, rudere ich kurzerhand mit den Armen und ziehe es vor, ausnahmsweise keinen Purzelbaum zu schlagen.
08.15 Uhr Um Georg und Maria nicht warten zu lassen, beende ich den Frühsport und eile in die Nasszelle, um mich bei einem Wirbelbad zu entspannen. Nebenbei mache ich mir meine eigenen Gedanken und komme zu dem Schluss, dass ich nicht ohne ein Geschenk bei meiner Familie antanzen kann. Ich lege meine Stirn in Falten und entschliesse mich, den Circle K Markt anzusteuern und einen Blumenstrauss zu erwerben.

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Hund Dixon

09.15 Uhr Kurz nach dem Neunuhrläuten steige ich aus der Wanne und stelle fest, dass Dixon im Teich gebadet hat. Wild gestikulierend scheuche ich den Rüden auf die Terrasse und mache es mir zur Aufgabe, sein Fell trocken zu reiben. Unterdessen gesellt sich meine Nachbarin an die Grundstücksgrenze und meint, dass es sich nicht ziert, sich in der Öffentlichkeit in Unterwäsche zu präsentieren. Ich zucke mit den Schultern und entgegne, dass ich trotz meines Alters noch immer eine prima Figur abgebe.
09.45 Uhr Nachdem ich mit Edelbert telefoniert und ihn zum Fühstück in den Lowbank Drive eingeladen habe, begebe ich mich fingerschnippend zum Auto. Ich helfe dem Vierbeiner auf die Ladefläche und kruse dann zügig aus dem Wohngebiet. Bevor ich in den Lowbank Drive fahre, mache ich einen Zwischenstopp im Supermarkt an der Immokalee Road und investiere 12 Dollars in einen farbenfrohen Tulpenstrauss.

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Tulpen für Schwägerin Maria

10.30 Uhr Wenig später komme ich vor dem Ferienhaus meiner Familie zum Stehen und werde von Georg herzlich Willkommen geheissen. Mein Bruder lotst mich plappernd zum Pool (löblich: Schwimmbecken) und setzt mich darüber in Kenntnis, dass Herr Wang gegen 11 Uhr vorbeikommen wird. Ich reibe mir die Hände und nehme mir das Recht heraus, Maria die Blumen zu überreichen und am Esstisch Platz zu nehmen.
11.00 Uhr Nachdem Edelbert und Herr Wang zu uns gestossen sind, fährt meine Schwägerin eine Wurst- und Schinkenplatte auf. Ferner füllt die gute Frau meinen Teller mit Rühreiern sowie zwei Scheiben Lachs auf und informiert, dass Lachs reich an sogenannten Omega-3-Fettsäuren ist – das ist phantastisch.
11.30 Uhr Als ich kraftvoll zubeisse, löchert mich Georg mit Fragen und möchte wissen, ob wir bereits Pläne für unseren Heimaturlaub geschmiedet haben. Edelbert meldet sich prompt zu Wort und berichtet, dass er den Abstecher in die alte Heimat nutzen wird, um seinen Sohn in Berlin zu besuchen. Darüber hinaus erzähle ich, dass sich für den kommenden Montag Hildegard angekündigt hat – das kann ja heiter werden.
12.00 Uhr Im weiteren Verlauf des verspäteten Frühstücks lässt Herr Wang kein gutes Haar an Kanzlerin Merkel und stellt die Behauptung auf, dass die 61jährige mit ihrer Asylpolitik die europäische Union an den Abgrund geführt hat. Der Motelbesitzer klopft sich lachend auf die Schenkel und rechnet vor, dass alleine im vergangenen Jahr 1,1 Millionen Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind, um dem Steuerzahler auf der Tasche zu liegen.

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Wir stossen mit Champagner an

12.30 Uhr Nach einem klitzekleinen Nachschlag entkorkt Georg eine Flasche Cristal Schaumwein und sagt, dass er sich glücklich schätzen kann, seit vielen Jahrzehnten in Kanada heimisch zu sein. Edelbert prostet meinem Bruder zu und wirft ein, dass er längerfristig auch nicht mehr in Deutschland leben möchte – dem ist nichts hinzuzufügen.
13.30 Uhr Zum Abschluss des Essens tischt Maria gefrorenen Joghurt (unlöblich: Frozen Yoghurt) mit frischen Früchten auf und lädt mich ein, am Abend mit ins Lichtspielhaus zu kommen. Georg schlägt in die gleiche Kerbe und verrät, dass am Wochenende die sehenswerte Dokumentation “A Beautiful Planet” (löblich: Ein wunderschöner Planet) in den hiesigen Kinos angelaufen ist. Selbstverständlich winke ich demonstrativ ab und stelle klar, dass ich den Abend bestimmt in keinem düsteren Kinosaal verbringen werde.

14.00 Uhr Da Herr Wang zu seinem Motelbetrieb fahren muss und Edelbert einen Frisörtermin vereinbart hat, schütteln wir Hände und laufen zu den Autos. Georg wünscht uns ruhige Nachmittage und meint, dass wir uns morgen in Julies Restaurant treffen könnten – wie schön.
14.45 Uhr Zuhause angekommen, fülle ich Dixons Napf mit gesundem Trockenfutter auf. Anschliessend lege ich auf dem Kanapee die Beine hoch und entspanne mich von den Strapazen des Vormittags – das tut gut.
15.45 Uhr Nach einer Stunde komme ich wieder in die Gänge und treffe Vorbereitungen für die Abreise am Samstag. Ich hole den Rollkoffer aus dem Schrank und komme zu dem Ergebnis, dass ich für den vierwöchigen Aufenthalt unbedingt eine warme Jacke, langärmlige Hemden sowie wasserfeste Schuhe benötige. Zudem überprüfe ich Dixons Impfpass und erkläre dem Haustier, dass wir morgen Tierarzt Dr. Cole einen Besuch abstatten müssen.
16.30 Uhr Um dem verängstigten Hund etwas Gutes zu tun, greife ich zur Leine und breche zu einem Spaziergang auf. Währenddessen telefoniere ich mit Sandra und erhalte die Auskunft, dass der Sommer in Deutschland noch immer auf sich warten lässt. Das Kind jammert in einer Tour und sagt, dass das Thermometer tagsüber auf lediglich 18°C ansteigt – wie unlöblich.
17.15 Uhr Nachdenklich werfe ich die Haustüre ins Schloss und bereite das Abendessen vor. Um nicht stundenlang am Herd stehen zu müssen, verfrachte ich eine Tiefkühlpizza ins Backrohr und zaubere einen lustigen Gurkensalat mit Zwiebelringen und Petersilie aus eigenem Anbau – wie gut das duftet.

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Pizza – schmeckt gar nicht schlecht

18.00 Uhr Nach dem reichhaltigen Nachtmahl schalte ich die Glotze ein und mache mich auf FOX über die bevorstehenden Vorwahlen der demokratischen und republikanischen Parteien im Bundesstaat Indiana schlau.
19.00 Uhr Nachdem mich der FOX Moderator auf den aktuellen Stand gebracht hat, wechsle ich auf HBO und schaue mir das Drama “Selma” an. Die Hollywoodproduktion versetzt mich ins Jahr 1965 und erzählt vom Kampf der schwarzen Bürgerrechtsbewegung um mehr Rechte – da kommt Spannung auf.
21.15 Uhr Nach 127 nervenaufreibenden Minuten flimmert der Abspann über den Bildschirm und ich beende den Fernsehabend. Zu guter Letzt rufe ich Dixon ins Haus und lege mich schlafen. Gute Nacht.

30. April 2016 – Noch 8 Tage …

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Hallo Leute,

in 8 Tagen ist es endlich so weit.
Am kommenden Sonntag betritt mein Vermieter nach langer Abstinenz bayerischen Boden und wird für mehrere Wochen im Pensionszimmer nächtigen 🙂

Während der Woche hat er etliche Male angerufen und mich gebeten, seinen verrosteten JAGUAR aufzutanken und Veuve Clicquot Champagner sowie Weissbier einzukaufen. Ausserdem musste ich zum Hotel Birkenhof fahren und ein Zimmer für seine betagte Schwester buchen. Hildegard wird nämlich am Montag mit der Bahn anreisen und uns einen Besuch abstatten ^^

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Reinhards Schrott-Jaguar 🙂

Ich bin mir sicher, dass die kommenden Wochen ziemlich stressig werden.
Mein Vermieter wird sicher seine Freunde zu Trinkgelage in den Waldweg einladen und ordentlich abfeiern. Nur gut, dass ich Tagsüber in München bin und mir nicht ständig langweilige Geschichten von seinem “spannenden” Leben in Florida anhören muss.

Da mich am nächsten Wochenende ziemlich viel Hektik erwarten wird, steht jetzt erst einmal Chillen auf dem Plan. Ich geh’ gleich mit Mitbewohnerin Bärbel ins Kino und werde mir den neuen Tom Tykwer Blockbuster “Ein Hologramm für den König” anschauen. Der deutschstämmige Regisseur konnte für seinen elften Kinofilm sogar Oscargewinner Tom Hanks sowie den alten Hollywood-Haudegen Tom Skerritt gewinnen. Der Film erzählt von einem Geschäftsmann, der wegen der Bankenkrise kurz vor dem Bankrott steht und in Saudi Arabien sein Glück versucht …

Okay, ich wünsche euch allen einen tollen Sonntag.
Nächste Woche lesen wir und hoffentlich wieder.
Eure Sandra

28. April 2016 – Alle Schnäppchen sind ausverkauft

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08.00 Uhr Der Vierbeiner kommt bellend ins Schlafzimmer gestürmt und weckt mich unsanft. Ich öffne missmutig die Augen und bemerke, dass der Racker im Garten spielen möchte. Natürlich rolle ich mich augenblicklich aus dem Bett und stosse die Terrassentüre auf.
08.30 Uhr Als ich Wasser in die Wirbelbadewanne laufen lasse, klingelt das Telefon besonders laut. Ich nehme das Gespräch spornstreichs an und habe das Vergnügen, mit Georg plaudern zu können. Mein Bruder wünscht mir einen guten Morgen und vertellt, dass er zur Mittagszeit über New York nach Miami ausfliegen wird. Ich staune nicht schlecht und bringe weiter heraus, dass meine Verwandten gegen 22:45 Uhr in Floridas grösster Gemeinde eintreffen und die Nacht in einem schicken Hotel verbringen werden. Georg ist begeistert und kündigt an, dass er seine Ehefrau am Freitag zum Schoppen einladen und anschliessend einen Fahrdienst bemühen wird, um nach Naples zu gelangen – das ist phantastisch.

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Das Ferienhaus meiner Familie

09.30 Uhr Nach dem Badespass brühe ich echten Bohnenkaffee auf und werde beim Blick aus dem Fenster Zeuge, wie sich Frau Pontecorvo meinem Zuhause nähert. Wie es sich gehört, winke ich die Dame herein und kredenze ihr ebenfalls ein Heissgetränk.
10.00 Uhr Als ich ausgiebig frühstücke und meine trockne Kehle durchspüle, kommt meine Bekannte auf die preiswerten Schnäppchen im WINN DIXIE zu sprechen und meint, dass wir Lebensmittel einkaufen sollten. Ich zucke mit den Schultern und schlage vor, dass wir uns anschliessend ein prima Mittagessen im “Bob Evans” Gasthaus gönnen sollen – da läuft mir schon jetzt das Wasser im Munde zusammen.
10.30 Uhr Nachdem ich das Geschirr in die Spülmaschine verfrachtet und Edelbert über meine Tagesaktivitäten telefonisch in Kenntnis gesetzt habe, folge ich der Pontecorvo nach draussen. Ruckzuck helfe ich Dixon auf die Ladefläche des PS-strotzenden SUV und rase zu stimmungsvollen Radioklängen aus dem Wohngebiet.

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Ich kaufe Capocollo

11.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 11 deutet, betreten wir den Supermarkt und schlendern zur Metzgerei, um luftgetrocknete Salami, hauchdünn aufgeschnittenes Capocollo sowie vitaminreiches Hackfleisch zu kaufen. Anschliessend verladen wir Obst sowie weitere Produkte des täglichen Bedarfs in den klapprigen Einkaufswagen. Frau Pontecorvo kommt währenddessen aus dem Schimpfen gar nicht mehr heraus und unterbreitet, dass zahlreiche Produkte die in der WINN DIXIE Werbebroschüre angepriesen waren, längst ausverkauft sind – das ist wieder typisch.
12.00 Uhr Nach einer Stunde stehen wir an der Kasse und bezahlen die Waren mit unseren Kreditkarten. Als die schlechtgelaunte Kassenkraft die Bezahlkarten durch den Kassenschlitz zieht, reibe ich mir den Bauch und lasse meine Begleiterin wissen, dass ich nicht nur Hunger, sondern auch grossen Durst habe. Frau Pontecorvo wirft mir skeptische Blicke zu und meint, dass ich gestern wohl zu tief ins Bierglas geschaut habe – papperlapapp.
12.45 Uhr Wenig später finden wir uns im Bob Evans Familienrestaurant wieder und laben uns an “Farmhouse Salads” (löblich: Bauernhof Gartensalate) sowie vitaminreichen Baconburgern (löblich: Speckburger). Ausserdem nippen wir an köstlichen Strawberry Banana Smoothies (löblich: Erdbeer Bananen Mischgetränken) und kommen überein, dass dieser Obsttrunk hervorragend mundet.

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Löblicher Obsttrunk mit Speckburger

13.30 Uhr Nachdem ich den Waschraum aufgesucht und einen Fettfleck von meinem Hawaiihemd geputzt habe, lotse ich meine Nachbarin zum Auto und trete die Heimreise an. Ich beschleunige den Chevrolet auf schwindelerregende 40 Meilen pro Stunde und erkläre meiner Beifahrerin, dass es auf bundesdeutschen Autobahnen keine Geschwindigkeitsbegrenzungen gibt.
14.15 Uhr Daheim angekommen, falle ich erschöpft aufs Kanapee und strecke die Beine aus. Nach wenigen Sekunden schlummere ich ein und träume von meiner schönen Villa im Waldweg 11.
15.15 Uhr Weil es für das Nachtmahl noch zu früh ist, setze ich mich an den Heimrechner und rufe Depeschen besorgter Erziehungsberechtigter ab. Ich ärgere mich sehr und erfahre von Herr Hans K. (66) aus Passau, dass sich sein frecher Sohn Roman (17) entschlossen hat, eine Frisörlehre in Angriff zu nehmen. Ich winke ab und lasse den alleinerziehenden Vater wissen, dass dieser Beruf ganz und gar unlöblich ist.
16.00 Uhr Nachdem ich die neuesten Einträge im Gästebuch überflogen habe, gehe ich von der Leine und breche mit dem Vierbeiner zu einer Wanderung auf. Mit einem schönen Lied auf den Lippen laufe ich durch das Wohngebiet und werfe dem Rüden Stöckchen zu – das macht Spass.

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Hmmm … wie gut das duftet

17.00 Uhr Nachdem ich Frau Crane erzählt habe, dass ich am kommenden Wochenende verreisen werde, sperre ich die Haustüre auf und mache mich daran, das Abendessen vorzubereiten. Weil ausgewogene Ernährung sehr wichtig ist, erwärme ich tiefgefrorenes Gemüse in einer Pfanne und brate ausserdem ein gesundes T Knochen Schnitzel (unlöblich: T Bone Steak) in vitaminreichem Butterschmalz heraus – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nach der Brotzeit lasse ich den Tag vor der Glotze ausklingen. Ich folge den FOX Nachrichten und lerne, dass bereits in der kommenden Woche in Virginia, Montana und Kalifornien Vorwahlen stattfinden werden.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf den Bezahlsender AMC und gebe mich dem erfolgreichen Fernsehspiel “Fear the Walking Dead” (löblich: Fürchte den Wandelnden Tod” hin. Die Eigenproduktion erzählt die Geschichte mehrerer Überlebenden, die nach dem Ausbruch einer verheerenden Seuche auf einer stattlichen Yacht in See stechen. HEUREKA – diesen groben Unsinn muss man gesehen haben.
21.00 Uhr Als nach der dritten Episode der Abspann über die Mattscheibe flimmert, betätige ich den AUS Knopf auf der Fernbedienung. Zu guter Letzt stelle ich das Bierglas in die Spüle und lege mich schlafen. Gute Nacht.