29. Juni 2016 – Ein Ausflug ohne mich

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08.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und rolle mich voller Elan aus dem Wasserbett. Unterdessen erzähle ich dem Vierbeiner, dass wir in der kommenden Woche eventuell die Kinder im Sonnenscheinstaat begrüssen werden.
08.30 Uhr Nachdem ich auf der Terrasse die Morgengymnastik bei schweisstreibenden 87°F (31°C) absolviert habe, greife ich zum Telefon und lasse es mir nicht nehmen, im fernen Kanada anzurufen. Schon nach wenigen Augenblicken bin ich mit Amanda verbunden und lerne, dass die jungen Leute am übernächsten Samstag tatsächlich nach Florida ausfliegen werden. James Ehefrau kommt kaum aus dem Plappern heraus und bestätigt, dass ich sie am 9. Juli gerne in Miami in Empfang nehmen kann – das ist die beste Nachricht des Tages.

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Die Kinder kommen nach Florida

09.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, die Seele bei einem Wirbelbad baumeln zu lassen. Während sich Hund Dixon in den Garten verabschiedet, lasse ich Wasser in die Wirbelbadewanne laufen. Ausserdem rufe ich bei meinen Verwandten im Lowbank Drive an und lasse sie wissen, dass ich gleich den Wocheneinkauf erledigen werde. Georg freut sich für mich und sagt, dass er währenddessen mit seiner Ehefrau nach St. Petersburg krusen und dort die Nacht verbringen wird. Als ich genauer nachfrage, rückt mein Bruder mit der Wahrheit heraus und beteuert, dass am Nachmittag ein Besuch des “Weedon Island Preserve” ansteht. Als ich mich kurzerhand bereit erkläre, die lieben Leute zu begleiten, erhalte ich eine Absage und höre, dass Georg mit Maria alleine sein möchte – das ist wieder typisch.
10.00 Uhr Ich beende den Badespass und erinnere mich, dass sich Frau Gomez heute nicht um den Hausputz kümmern wird. Kopfschüttelnd stelle ich die DeLonghi Kaffeemaschine ein und spiele mit dem Gedanken, nach dem Frühstück selbst zum Staubwedel zu greifen.
10.30 Uhr Wenig später stattet mir der Professor einen Besuch ab. Der schlaue Mann legt beste Laune an den Tag und lädt mich ein, ihn zum PUBLIX Supermarkt zu begleiten. Selbstverständlich deute ich sofort auf die unzähligen Teller, die sich in der Spüle angesammelt haben und gebe zu Protokoll, dass ich mich zuerst im Haushalt nützlich machen muss. Edelbert schnappt sich eine Kaffeetasse und verspricht, mir zur Hand zu gehen – wie schön.
11.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 11 zugeht, trudelt auch noch Frau Pontecorvo in der kleinen Villa ein. Meine Nachbarin schnäuzt kraftvoll in ein Taschentuch und erzählt, dass sie sich eine Erkältung eingefangen hat. Ich blicke skeptisch drein und ermutige die Dame, schnell kehrt zu machen und sich ins Bett zu legen. Anstatt meinem Ratschlag nachzukommen, setzt sich die kleine Frau an den Küchentisch und stibitzt sich eine geröstete Weissbrotscheibe (unlöblich: Toast) von meinem Teller – gleich platzt mir der Kragen.

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Mein Zuhause unter Palmen

11.30 Uhr Nachdem sich Frau Pontecorvo endlich verabschiedet hat, räumen wir das Geschirr in die Spülmaschine und machen es uns zur Aufgabe, in der Küche für Sauberkeit und Ordnung zu sorgen. Da Hygiene sehr wichtig ist, wische ich auch den Boden durch und vergesse auch nicht, den Wohnzimmerläufer auszustauben.
12.30 Uhr Nach sechzig Minuten beenden wir die schwere Arbeit und genehmigen uns eisgekühlte Budweiser. Ich nippe zufrieden an der braunen Flasche und erkläre Edelbert, dass wir nun abschoppen sollten.
13.00 Uhr Völlig verschwitzt scheuche ich Dixon zum Auto und nehme mir das Recht heraus, die Klimaanlage auf die höchste Stufe einzustellen. Anschliessend presche ich hupend von dannen und erfreue mich am stimmungsvollen Radioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land).
13.30 Uhr Am Ziel angekommen, machen wir einer störrischen Seniorin einen Einkaufswagen streitig und flanieren durch die breiten Gänge. Während ich Waren des täglichen Bedarfs einlade, berichte ich Edelbert von meinem Telefonat mit Amanda. Natürlich komme ich auch auf die Ankunft der Kinder zu sprechen und merke an, dass ich in 10 Tagen nach Miami rasen und die jungen Leute vom Flughafen abholen werde.
14.30 Uhr Weil das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, schlendern wir nach dem Bezahlvorgang in die benachbarte Dairy Queen (löblich: Molkereikönigin) Gaststätte und sind überrascht, Scherriff Bradfort an einem Fenstertisch anzutreffen. Als wir Hände schütteln, verrät uns der Polizist, dass er derzeit mit einem heiklen Fall beschäftigt ist. Wir geben uns sehr interessiert und erfahren weiter, dass sich in Südwestflorida seit einigen Monaten ein Serienvergewaltiger herumtreibt. Der Scherriff präsentiert uns etliche Photografien und unterbreitet, dass der Ganove äusserst brutal vorgeht und seine Opfer bewusstlos schlägt – das ist ja kaum zu glauben.

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Steckt der Zodiac Killer hinter den Taten?

15.30 Uhr Nach der Jause wünschen wir dem Scherriff viel Erfolg und ziehen es vor, den Heimweg anzutreten. Ich bringe Edelbert sicher in den Willoughby Drive zurück und mutmasse während der Reise, dass womöglich der berüchtigte Zodiac Killer hinter den Taten stecken könnte. Prof. Kuhn tippt sich an die Schläfe und setzt mich darüber in Kenntnis, dass der Zodiac Killer in den späten 1960er Jahren in San Francisco, CA aktiv war und nie ausserhalb des Goldenen Staates in Erscheinung trat – papperlapapp.
16.00 Uhr Endlich bin ich wieder dahoam und kann den Eiskasten auffüllen. Edelbert gähnt ausgiebig und sagt, dass er sich nun verabschieden wird. Ich nicke eifrig und wünsche meinem Bekannten einen schönen Abend.
16.30 Uhr Nachdem ich eine Hopfenkaltschale getrunken habe, bette ich mich auf dem Sofa zur Ruhe und schliesse die Augen. Bereits nach wenigen Sekunden döse ich ein und sehe mich im Traum auf den Appalachian Trail versetzt – das waren noch bessere Zeiten.
17.30 Uhr Sechzig Minuten später werde ich durch meinen knurrenden Magen geweckt. Um nicht vom Fleisch zu fallen, begebe ich mich ruckzuck in die Küche und bereite unter den fordernden Blicken meines tierischen Mitbewohners ein leckeres Omelette zu. Im Anschluss fülle ich Dixons Napf mit ROYAL CANIN Trockenfutter auf und lasse mir das Abendessen auf der schattigen Terrasse schmecken.
18.30 Uhr Nachdem ich die Geschirrspülmaschine ausgeräumt habe, schalte ich die Glotze ein und schaue mir die FOX Nachrichten an. Ich informiere mich aus erster Hand über den Bürgerkrieg in Syrien und dem Irak und komme zu dem Schluss, dass die arabische Welt längst verloren ist.

19.00 Uhr Zur Prime Time (löblich: Hauptfernsehzeit) wechsle ich auf den Filmkanal AMC und fröne dem Kriminalfilm “Trespass”, der von einer Familie erzählt, die von maskierten Männern überfallen wird. Ich staune Bauklötze und fresse während des Fernsehabends eine Packung Lay’s Kartoffelchips.
21.00 Uhr Nach zweistündigem Nervenkitzen schalte ich den Flachbildschirm aus und begleite Dixon noch einmal in den Garten. Danach verschliesse ich Fenster und Türen sorgsam und lege mich schlafen. Gute Nacht.

27. Juni 2016 – Modische Polohemden und Paul McCartney

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08.00 Uhr Ich werde durch eine schöne Frankie Ballard Komposition geweckt. Da Morgenstund bekanntlich Gold im Mund hat, hüpfe ich augenblicklich aus dem Bett und registriere beim Blick aus dem Fenster, dass es wie aus Kübeln schüttet. Angesichts des Sauwetters greife ich zum Telefon und erkundige mich bei meinen Verwandten, ob wir im “Miromar Outlet Store” (löblich: Miromar Auslassgeschäft) abschoppen wollen. Meine Schwägerin ist hellauf begeistert und sagt, dass sie mich gegen halb Elf abholen wird – das ist phantastisch.
08.30 Uhr Nach dem Frühsport eile ich in die Nasszelle und läute den verregneten Tag mit einem lustigen Wirbelbad ein. Unterdessen telefoniere ich mit dem Professor und erfahre, dass der schlaue Mann bei diesem Starkregen nicht aus dem Haus gehen wird. Edelbert gähnt ausgiebig und sagt, dass er während der Vormittagsstunden im Internetz nach neuen Büchern Ausschau halten wird – wie langweilig.

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Ich lasse mir gesunde Zeralien schmecken

09.30 Uhr Zufrieden beende ich das Badevergnügen und eile in die Küche, um in Gesellschaft meines Haustieres die wichtigste Mahlzeit des Tages einzunehmen. Ich lasse mir gesunde KELLOGGS Flocken schmecken und lese nebenbei in der Zeitung, dass der Wetterdienst auch für morgen ergiebige Regenfälle vorhersagt. Ich schnalze mit der Zunge und erkläre Dixon, dass sich der Niederschlag positiv auf die Petersilienernte auswirken wird.
10.00 Uhr Pünktlich zum Zehnuhrläuten pocht Frau Pontecorvo an die Haustüre und erkundigt sich nach dem Rechten. Ich winke die Dame zuvorkommend herein und gebe zu Protokoll, dass ich bald mit Georg und Maria nach Fort Myers krusen werde. Meine Nachbarin ist schwer beeindruckt und sagt, dass sie wichtigen Verpflichtungen in der Stadt nachkommen muss und mich leider nicht begleiten kann – wie beruhigend.
10.30 Uhr Wenig später fährt Georgs schwarzer JEEP vor. Ich nehme einen letzten Schluck aus der Kaffeetasse und renne dann mit Hund Dixon im Schlepptau zum Auto. Meine Verwandten begrüssen mich herzlich und unterbreiten, dass sie heute die Spendierhosen angezogen haben und mich zum Essen einladen werden – das ist prima.

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Wir schoppen in den Auslassgeschäften ab

11.15 Uhr Nach fünfundvierzig Minuten erreichen wir die Nachbargemeinde und können die Schnellstrasse verlassen. Wir folgen radiohörend der Corkscrew Road gen Norden und bemerken, dass heute nur sehr wenige Autofahrer unterwegs sind – wie eigenartig.
11.45 Uhr Als wir jedoch auf den Kundenparkplatz auffahren, haben wir grössten Schwierigkeiten, einen geeigneten Stellplatz zu ergattern. Natürlich schimpft mein Bruder wie ein Rohrspatz und mutmasst, dass die Kunden wegen des schlechten Wetters schon in den frühen Morgenstunden die Mall gestürmt haben – wie furchtbar.
12.15 Uhr Trotz des immensen Andrangs lassen wir uns die gute Laune nicht verderben und laufen als erstes ins “HanesBrands” Kaufhaus. Neugierig schlendern wir an den vollgestopften Regalen vorbei und lernen, dass das in Winston-Salem, NC ansässige Unternehmen, nicht nur modische Polohemden aus dem Hause Champions, sondern auch formschöne Tschiens diverser Hersteller anbietet. Da ich stets mit der Mode gehe, nehme ich ein besonders fesches Hemd aus einem Fach und verschwinde dann in einer Umkleidekabine.


PAUL MCCARTNEY – PURE MCCARTNEY

12.45 Uhr Nachdem ich ein dunkelblaues Polohemd ausgesucht habe, verlassen wir das Geschäft und laufen in einen gutsortierten Musikladen. Georg begibt sich zielstrebig zu den Neuerscheinungen und deutet auf das Gesamtwerk des englischen Musikers Paul McCartney. Ferner redet der gute Mann ohne Unterlass auf mich ein und vertellt, dass der mittlerweile 74jährge auf “Pure McCartney” sämtliche Schläge (unlöblich: Hits) veröffentlicht hat. Bevor ich antworten kann, schnappt sich mein Bruder ein Exemplar und kündigt an, dass er sich die Lieder am Abend bei einem Gläschen Bourbon zu Gemüte führen wird – das soll mir Recht sein.
13.30 Uhr Als nächstes finden wir uns im “All American Grill” Gasthaus wieder. Wir lassen uns an einem einladenden Tisch nieder und werden von einer Kellnerin mit durstlöschendem Eiswasser und den Speisekarten versorgt. Weil mein Magen knurrt, fackle ich nicht lange und ordere ein gut durchgebratenes Schnitzel (unlöblich: Steak) mit Frühlingsgemüse und Kartoffeln. Meine Tischnachbarn bestellen ebenfalls vitaminreiche Fleischgerichte und ziehen es vor, dazu eine Kanne Eistee in Auftrag zu geben.
14.15 Uhr Nachdem wir die feine Mahlzeit mit italienischem Schaumkaffee (unlöblich: Cappuccino) und Käsekuchen abgerundet haben, spazieren wir in ein Brillengeschäft und ermöglichen Maria, sich die derzeit angesagten Sonnenbrillen anzuschauen. Währenddessen nimmt mich Georg beiseite und lässt mich wissen, dass die Kinder höchstwahrscheinlich in 12 Tagen zu uns stossen werden. Ich juchze laut und vernehme weiter, dass James, Amanda und David drei Wochen im Ferienhaus logieren werden – das ist die beste Nachricht des ganzen Tages.

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Das Ferienhaus meiner Familie

15.00 Uhr Schlussendlich zückt meine Schwägerin ihre goldene Kreditkarte und erwirbt für ein kleines Vermögen eine sogenannte Clubmaster Sonnenbrille aus dem Hause RAY BAN. Wir kommen aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus und entschliessen uns, die Dame ganz schnell zum Auto zu lotsen und die Heimfahrt anzutreten.
15.45 Uhr Nachdem mich Georg im Willoughby Drive abgesetzt hat, werfe ich die Türe ins Schloss und mache es mir zur Aufgabe, Dixons Fell mit einem Handtuch trocken zu reiben. Danach steige ich aus den triefenden Kuhjungenstiefeln und gönne mir eine kleine Pause. HEUREKA – diesen Stress hält nicht einmal der stärkste Rentner aus.
16.45 Uhr Ich öffne die Augen und stelle fest, dass es mittlerweile fast 5 Uhr geschlagen hat. Hektisch begebe ich mich in die Küche, um Trockenfutter in Dixons Napf zu schütten. Anschliessend stelle ich das Ofenrohr ein und backe eine Tiefkühlpizza heraus. Dazu gibt es einen Tomatensalat mit perfekt aufgeschnittenen Zwiebelringen.
17.45 Uhr Nach der Stärkung beginnt der ruhige Teil des nervenaufreibenden Tages. Weil ich nicht mehr der Jüngste bin, lege ich in der guten Stube die Beine hoch und folge interessiert den Abendnachrichten auf FOX – immerhin muss man stets auf dem neuesten Stand bleiben.

19.00 Uhr Zur besten Sendezeit schalte ich auf den Bezahlsender CINEMAX um und erfreue mich am Serienformat “Strike Back”. Das mehrteilige Fernsehspiel erzählt aus dem Leben zweier ehemaliger Elitesoldaten, die im Auftrag des MI6 gewaltbereite Terroristen in allen Teilen der Welt aufspüren – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Nach drei Episoden atme ich tief durch und trinke einen Schluck Whiskey. Im Anschluss lösche ich das Licht und falle übermüdet ins Bett. Gute Nacht.

24. Juni 2016 – Kenneth A. Arnold

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Sehr verehrte Damen und Herren, liebe Heimseitenbesucher,

just heute vor 69 Jahren sah der amerikanische Pilot Kenneth A. Arnold während eines Routineflugs am Mount Rainer im Bundesstaat Washington unidentifizierbare Flugobjekte am Himmel. Nach seiner Landung auf einem Militärflughafen gab Herr Arnold zu Protokoll, dass er zuerst eigenartige Lichtbälle am Horizont erkannt habe. Als er sich den Lichtern näherte, bemerkte er acht tellerartige Scheiben, die sich schnell fortbewegten. In diversen Zwischenschauen (unlöblich: Interviews) bezeichnete er die Scheiben als “flying saucer” und benutzte zum ersten Mal den Begriff “Fliegende Untertassen”.

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Ein lustiges UFO

Mit seiner Sichtung am 24. Juni 1947 weckte Herr Arnold ein grosses Medieninteresse und brachte eine öffentliche Diskussion über die Herkunft der “fliegenden Untertassen” in Gang. In Folge dessen berichteten die Medien über weitere Sichtungen in anderen Teilen der Vereinigten Staaten. Das Militär nahm sich ebenfalls diesem Phänomen an und gründete 1951 das Projekt “Blue Book”, das sich mit UFO Sichtungen beschäftigte. Es wurden Tausende Zeugen befragt und auch Photos von möglichen UFOs begutachtet. Letztendlich wurde dieses Projekt 1969 eingestellt.

Obgleich nie ein Beweis für ausserirdische Lebensformen und/oder UFOs erbracht werden konnte, stürzte sich Hollywood auf dieses Thema. Bereits in den frühen 1950er Jahren kamen die ersten Zukunftsfilme in die Lichtspielhäuser. Fliegende Untertassen und grüne Marsmenschen sind seitdem aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken.

Klassiker wie “Der Tag, an dem die Erde stillstand”, “Unheimliche Begegnung der dritten Art”, “E.T. – Der Ausserirdische” oder “Independence Day” (löblich: Unabhängigkeitstag) gehen direkt auf Kenneth A. Arnolds Erzählungen aus dem Jahre 1947 zurück – wie aufregend.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag
Reinhard Pfaffenberg

23. Juni 2016 – Herr der Fliegen

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08.00 Uhr Ich werde durch aggressives Telefonklingeln geweckt. Gähnend halte ich mir den Hörer ans Ohr und bin überrascht, zur frühen Stunde Edelberts Stimme zu hören. Der gute Mann redet ohne Unterlass auf mich ein und erzählt, dass er gestern Abend in einem Innenstadtgeschäft eine DVD gekauft hat. Als ich genauer nachfrage, rückt mein Bekannter mit der Wahrheit heraus und unterbreitet, dass er 8 Dollars in die Literaturverfilmung “Lord of the Flies” (auf deutsch: Herr der Fliegen) investiert hat. Ich schnalze mit der Zunge und gebe zu Protokoll, dass wir uns dieses Meisterwerk am Abend zu Gemüte führen könnten. Edelbert ist einverstanden und verspricht, gegen 17 Uhr zum Abendessen vorbeizukommen – wie schön.


Lord of the Flies

08.30 Uhr Nachdem ich im Ferienhaus angerufen und meine Verwandten zum Filmabend eingeladen habe, hüpfe ich aus dem Bett und absolviere die Morgengymnastik. Nebenher tratsche ich mit Herrn Booth und merke an, dass ich am Abend Gäste erwarte. Der Vietnamveteran winkt gelangweilt ab und entgegnet, dass er seine Frau zum Bowling (löblich: Kegeln) ausführen und frühestens gegen Mitternacht im Willoughby Drive zurück sein wird.
09.00 Uhr Im Anschluss lasse ich die Seele bei einem Wirbelbad baumeln und navigiere mit dem praktischen iPad durch das weltweite Internetz. Unter anderem mache ich mich über den besagten Film schlau und lerne, dass Harry Hook den Romanerfolg aus der Feder William Goldings im Jahre 1990 in die Lichtspielhäuser gebracht hat.
10.00 Uhr Als ich mich nach dem Badespass an den Küchentisch setze und in Hund Dixons Gesellschaft das Frühstück einnehme, stösst plötzlich Frau Pontecorvo die Terrassentüre auf. Die Perle legt beste Laune an den Tag und sagt, dass sie gleich zum Frisör und am Abend mit Freundinnen ins Kino gehen wird. Ich beisse kraftvoll in eine gebutterte Weissbrotscheibe und informiere, dass mir am Abend Georg, Maria und Edelbert bei einem feuchtfröhlichen Filmabend Gesellschaft leisten werden. Meine Nachbarin wird augenblicklich hellhörig und sagt, dass sie unter diesen Umständen den Lichtspielhausbesuch sausen lassen wird – das hat gerade noch gefehlt.

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Ich schoppe bei PUBLIX ab

11.00 Uhr Weil im Wohnzimmerschrank kaum noch Knabbereien vorrätig sind, entschliesse ich mich, zum PUBLIX zu rasen. Ruckzuck verabschiede ich Frau Pontecorvo und mache es mir zur Aufgabe, Dixon auf die Ladefläche des PS-strotzenden SUV zu heben. Danach presche ich mit quietschenden Pneus von dannen und steuere die zwei Meilen entfernte Markthalle an.
11.15 Uhr Am Ziel angekommen, verfrachte ich vitaminreiche Lay’s Kartoffelchips, M&Ms, Oreo Kekse sowie Willy Wonka Laffy Taffy Nougatriegel in den Einkaufswagen. Zudem werde ich am Saucenregal vorstellig und lege zwei Gläser Onion Dip (löblich: Zwiebeltunke) zu den anderen Waren.

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Käseburger sind sehr vitaminreich

12.00 Uhr Nach dem Bezahlvorgang schlendere ich mit Dixon in die benachbarte Dairy Queen (löblich: Molkerei Königin) Gaststätte und stärke mich mit saftigen Käseburger und röschen Fritten – schmeckt gar nicht schlecht.
13.00 Uhr Endlich bin ich wieder dahoam und kann aus den schweren Kuhjungenstiefel schlüpfen. Da ich mich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten kann, falle ich spornstreichs aufs Kanapee und schliesse die Augen. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und träume von meinem kürzlich zu Ende gegangenen Heimatbesuch.
14.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und nutze den bewölkten Nachmittag, um die Anschnurarbeit zu erledigen. Während ich mich am Schreibtisch niederlasse und Depeschen besorgter Heimseitenbesucher studiere, fröne ich dem Radioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land). Natürlich versorgt mich der Moderator auch heute mit angesagten Schlägen (unlöblich: Hits) – das macht Spass.
15.00 Uhr Nach der Arbeit begebe ich mich fingerschnippend in die Küche und mache mir Gedanken bezüglich des Abendessens. Um nicht stundenlang am Herd stehen zu müssen, hole ich eine Dose Thunfisch aus dem Eiskasten und zaubere im Handumdrehen ein leckere Nudelsauce. Ferner schneide ich ein französisches Langbrot in mundgerechte Scheiben und garniere das Brot mit Pesto aus dem Glas – wie das duftet.
15.45 Uhr Als nächstes baue ich die Leinwand auf der fliegenvergitterten Terrasse auf und verbinde den Filmprojektor fachmännisch mit dem DVD Abspielgerät. Darüber hinaus nehme ich den Beamer in Betrieb und bringe die Linse mit einem Mikrofasertuch auf Hochglanz – da kommt besonders grosse Freude auf.

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Teigwaren schmecken prima

16.30 Uhr Nachdem ich den Terrassentisch mit Gläser eingedeckt habe, setze ich Wasser auf und koche italienische Teigwaren aus dem Hause BARILLA auf. Ganz nach dem Rezept meiner Mutter, gebe ich einen Schuss Olivenöl sowie eine Prise Salz ins Nudelwasser.
17.00 Uhr Pünktlich auf die Minute treffen die Gäste ein. Ich begrüsse meinen braungebrannten Bruder per Handschlag und vernehme, dass er den Nachmittag mit Herrn Wang auf dem Golfplatz verbracht hat. Gutgelaunt versorge ich die Leute mit Schaumwein und nehme mir das Recht heraus, ihnen Plätze am Esstisch zuzuweisen.
17.45 Uhr Während wir das feine Abendessen geniessen, kommt Edelbert auf das anstehende Filmvergnügen zu sprechen und beteuert, dass der Lichtspielhauserfolg “Lord of the Flies” aus dem Jahre 1990 mit vielen Preisen bedacht wurde. Ich reibe mir etwas Parmesan über die dampfenden Nudeln und werfe ein, dass William Golding im Jahre 1954 die Romanvorlage zu diesem Hollywoodstreifen geliefert hat. Der Professor nickt eifrig und sagt, dass der englische Autor mit seiner Novelle die Gewaltbereitschaft des Menschen thematisiert hat und schlussendlich mit einem Nobelpreis bedacht wurde – das soll mir auch Recht sein.

18.45 Uhr Kurz vor dem Siebenuhrläuten fülle ich Knabbereien in lustige Holzschalen und lege die silberne Filmscheibe ins Abspielgerät. Wenig später flimmern bunte Bilder über die Leinwand und wir werden Zeugen, wie jugendliche Militärkadetten einen Flugzeugabsturz überleben und sich auf einer einsamen Insel durchschlagen müssen – da kommt Spannung auf.
20.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 8 zugeht, endet der langweilige Film. Ich seufze laut und lasse die anderen wissen, dass dieses krude Machwerk zu den schlechtesten Filmen aller Zeiten zählt. Auch Georg schimpft wie ein Rohrspatz und meint, dass der Regisseur seinen Beruf verfehlt hat. Letztendlich trinken wir noch ein Gläschen Wein und verabreden, dass wir morgen zum “Coastland Center” krusen könnten, um nach Schnäppchen Ausschau zu halten.
21.00 Uhr Nachdem sich die Gäste verabschiedet habe, räume ich das Geschirr in die Spüle und rufe Dixon ins Haus. Anschliessend verschliesse ich die Haustüre und falle fix und foxi ins Bett. Gute Nacht.

22. Juni 2016 – Italienische Köstlichkeiten

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07.45 Uhr Weil sich meine Zugehfrau angekündigt hat, stehe ich heute etwas früher auf. Wie es sich gehört, fülle ich als erstes Dixons Trinknapf mit frischem Wasser auf und vergesse auch nicht, den DeLonghi Kaffeevollautomaten in Betrieb zu nehmen. Anschliessend reguliere ich die Klimaanlage und lockere meine eingeschlafenen Glieder mit der Morgengymnastik – wer rastet, der rostet.
08.30 Uhr Während aus dem Radio stimmungsvolle Landmusikklänge dröhnen, verabschiede ich mich in die Nasszelle und entspanne mich bei einem Wirbelbad. Ausserdem telefoniere ich mit Edelbert und bringe heraus, dass mein Bekannter gleich Bob’s Liquor Store ansteuern und bayerisches Bier einkaufen wird. Ich schnalze zufrieden mit der Zunge und lasse Edelbert wissen, dass ich ihn zum Alkoholgeschäft unseres Vertrauens begleiten werde. Der schlaue Mann freut sich und schlägt vor, dass wir anschliessend in der “Tulia Osteria” zu Mittag essen könnten – das hört sich verlockend an.
09.30 Uhr Just als Frau Gomez die Haustüre aufstösst, beende ich den Badespass und ziehe modische Freizeitkleidung an. Danach begrüsse ich die Mexikanerin herzlich und bitte sie, nicht nur Wäsche zu waschen, sondern auch das Wohnzimmerkanapee abzusaugen. Die fleissige Putzfrau wischt sich mit dem Handrücken über die nasse Stirn und beteuert, dass sie zuerst einen Kaffee trinken möchte. Ich nicke eifrig und lotse die Perle ohne Umschweife in die Küche.

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Wir trinken Kaffee / Bild: Nevit Dilmen / CC BY-SA 3.0

10.00 Uhr Während ich das Frühstück einnehme, redet die Zugehfrau ohne Punkt und Komma auf mich ein und kündigt an, dass sie im Juli nach Mexiko ausfliegen wird. Darüber hinaus vernehme ich, dass ich bis zum August selbst zum Staubwedel greifen und die kleine Villa eigenständig in Schuss halten muss – das kann ja heiter werden.
10.30 Uhr Bevor ich losfahre, tippe ich Georgs Handtelefonnummer in die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) ein und erkläre meinem Bruder, dass ich gegen halb Eins im “Tulia” sein werde. Mein Verwandter ist hellauf begeistert und sagt, dass er sich ein Mittagessen im besten italienischen Restaurant der Stadt nicht entgehen lassen wird – das hört man gerne.
11.00 Uhr Dreissig Minuten später komme mit quietschenden Pneus vor Bob’s Liquor Store zum halten. Während Dixon bei laufendem Motor im Chevrolet wartet, schlendere ich in das Alkoholgeschäft und treffe Edelbert am Weinregal an. Mein Bekannter legt seinen Zeigefinger an die Unterlippe und meint, dass er sich nicht zwischen einem herben Chardonnay und einem Gallo aus dem goldenen Nappa Valley entscheiden kann. Ich zucke mit den Schultern und mache es mir zur Aufgabe, zwei Kisten Erdinger Weissbier zur Kasse zu schleppen. Ferner lege ich eine Flasche Jack Daniels dazu und gebe Edelbert unmissverständlich zu verstehen, dass ich Rotwein bevorzuge.

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Ich bevorzuge Rotwein

11.30 Uhr Nach einer halben Stunde hat der Professor endlich eine Entscheidung getroffen und bittet den Ladeninhaber vier Flaschen Gallo sowie süffiges Löwenbräubier zu berechnen.
12.15 Uhr Kurz nach dem Mittagsläuten kehren wir zu den Autos zurück und schicken uns an, die Getränke auf den Ladeflächen zu verstauen. Im Anschluss lasse ich den Motor aufheulen und folge Edelberts JEEP ins Stadtzentrum. Nebenher lausche ich dem Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY und habe das Vergnügen, eine Komposition des aus Phoenix, AZ stammenden Ausnahmekünstlers Dierks Bentley zu hören – wie aufregend.
12.45 Uhr Nachdem wir geeignete Stellplätze unweit der 5th Avenue gefunden haben, spazieren wir auf Schusters Rappen zum besagten Italiengasthaus. Edelbert reibt sich unterdessen den Bauch und meint, dass er sehr grossen Hunger hat. Ich gebe dem Professor recht und kann es kaum noch erwarten, Spezialitäten vom Stiefel zu kosten.
13.15 Uhr Mit kurzer Verspätung betreten wir das einladende Gasthaus und treffen Georg und Maria an einem Fenstertisch an. Mein Bruder reicht mir die Hand und sagt, dass die Bruschettas vorzüglich schmecken. Schon bald kommt ein gestriegelter Kellner daher und versorgt uns ebenfalls mit lustigen Antipasti (löblich: Vorspeisen). Zudem händigt uns der Knecht die Tageskarten aus und legt uns nahe, als ersten Gang “Risotto Milanese” (löblich: Reis Mailand) sowie als Hauptgericht “Garganelli” (löblich: Nudeln im Lammsud) zu bestellen. Obgleich mir das Wasser im Munde zusammenläuft, lehne ich dankend ab und ordere eine reichbelegte Schinkenpizza.

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Ich esse Pizza

13.45 Uhr Als wir kraftvoll zubeissen, erfahre ich von Georg, dass er am Abend mit seiner Ehefrau Herrn Wongler auf dessen Motorboot besuchen wird. Ich mache grosse Augen und bringe heraus, dass die Beiden dem alten Seefahrer helfen wollen, die in die Jahre gekommene Chris Craft Yacht zu putzen. Georg reibt sich die Hände und unterbreitet, dass er Morgen mit Herrn Wongler in See stechen und die Estero Bay erkunden wird – jaja.
14.30 Uhr Nach einer feinen Nachspeise bezahlen wir die Zeche und wünschen einander schöne Nachmittage. Redlichst gesättigt helfe ich Dixon ins Auto und fahre ohne Umwege nach Hause.
15.00 Uhr Im Willoughby Drive angekommen, schleppe ich mich in die kleine Villa und kredenze dem Vierbeiner eine stattliche Portion Trockenfutter. Ausserdem falle ich erschöpft aufs Sofa und döse bald ein.
16.00 Uhr Ich öffne die Augen und fasse den Entschluss, mit Dixon in den Garten zu gehen und etwas zu arbeiten. Trotz schweisstreibenden Temperaturen rupfe ich Unkraut aus dem Petersilienbeet und schneide die ausgewachsenen Triebe aufs rechte Mass zu – das macht Spass.

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Die Petersilie wächst und gedeiht

17.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, die Arbeit zu beenden und für ein reichhaltiges Abendessen zu sorgen. Pfeifend eile ich in die Küche und richte mir unter Dixons fordernden Blicken eine vitaminreiche Wurstplatte an. Dazu gibt es ein perfekt eingeschenktes Weissbier aus meiner weissblauen Heimat – das tut gut.
18.00 Uhr Um etwas Abwechslung zu bekommen, lasse ich den nervenaufreibenden Nachmittag in der guten Stube ausklingen. Als erstes fröne ich den FOX Nachrichten und lerne, dass der Nominierungsparteitag der republikanischen Partei in einem Monat in der “Quicken Loans Arena” in Cleveland, OH stattfinden wird – wie schön.
18.45 Uhr Nachdem ich mich auf den neuesten Stand gebracht habe, betätige ich den NETFLIX Knopf auf der neumodernen Fernbedienung und erfreue mich am Fernsehspiel “Orange Is The New Black” (auf deutsch: Orange ist das neue Schwarz) – bei diesem Format bleibt kein Auge trocken.
20.45 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung beende ich den heiteren Fernsehabend und rufe Dixon ins Haus. Zu guter Letzt lösche ich sämtliche Lichter und lege mich schlafen. Gute Nacht.