1. November 2016 – Allerheiligen (All Saints Day)

allerheiligen

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Heimseitenbesucher,

heute wird in den katholisch geprägten Bundesländern Allerheiligen gefeiert.
Der Feiertag dient dem Gedenken “aller Heiligen” und Verstorbener. Im Vordergrund steht jedoch nicht die Trauer, sondern das Erinnern an liebe Menschen, die bereits das Zeitliche gesegnet haben. So ist es üblich, just heute die Gräber festlich zu schmücken und die Friedhöfe zu besuchen – wie schön.

In den Vereinigten Staaten ist der Allerheiligenbrauch – so wie wir ihn in Bayern kennen – kaum verbreitet. Trotzdem laden christliche Kirchengemeinden zu Messen und Gebetsrunden ein. Weil ich an Gott glaube, habe ich heute mit Prof. Kuhn und Frau Pontecorvo die St. Agnes Catholic Church (löblich: Heilige Agnes katholische Kirche) besucht. Im Anschluss stand ein ausgedehnter Strandspaziergang sowie ein reichhaltiges Mittagessen in einer TIKI Bar auf dem Programm.

Für den Abend habe ich meine Bekannten zu einem Umtrunk in die kleine Villa eingeladen. Ich werde Edelbert, Frau Pontecorvo und Herrn Wang mit gegrillten Spezialitäten verwöhnen und einen Filmabend auf der Terrasse veranstalten. Mit dem leistungsstarken Projektor wird es mir möglich sein, bunte Bilder auf eine überdimensionale Leinwand zu projizieren und meine Freunde mit dem sehenswerten Westernklassiker “Once Upon a Time in the West” (auf deutsch: Spiel mit das Lied vom Tod) begeistern – da kommt Freude auf.

Ich wünsche allen Heimseitenbesuchern einen gesegneten Feiertag.
Reinhard Pfaffenberg

31. Oktober 2016 – Halloween – Ich sage NEIN !

halloween

Sehr verehrte Damen und Herren,

das alljährlich am 31. Oktober stattfindende Halloween Fest ist ein heidnischer Volksbrauch aus der Zeit der gottlosen Kelten.

Wie jedes Kind weiss, bedeutet Halloween wörtlich Übersetzt “Allerheiligen”. Angeblich kehren in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November die gepeinigten Seelen der Toten auf die Erde zurück, um für Schrecken und Unordnung zu sorgen – wie furchtbar.

Während Halloween in Amerika ein Fest der Familie und vor allem der Kinder ist, wird es in Deutschland von unseriösen Geschäftemachern immer mehr kommerzialisiert. Unter anderem werben geldgierige Tanzlokalbetreiber mit Halloween und animieren Jugendliche, an gefährlichen Kostümparties teilzunehmen. Dieses Verhalten führt dazu, dass schon die Kleinsten Alkohol sowie Drogen konsumieren und gewalttätig werden.

kristelmess
An Halloween werden Drogen konsumiert

Das renommierte Forschungszentrum Kuschmelka (München) teilte mir in diesem Zusammenhang mit, dass im letzten Jahr in Deutschland während des Halloweentreibens ein Gesamtschaden von 7 Milliarden Euros entstanden ist. Marodierende Jugendliche machten es sich zur Aufgabe, verfaulte Eier gegen Wohnhäuser, Kirchen und Bildungseinrichtungen zu schleudern. Darüber hinaus kam es in den Grossstädten zu Massenschlägereien, verheerenden Verkehrsunfällen und entgleisten S- sowie U-Bahnen.

Um diesem Missstand Herr zu werden, sollte die Bundesregierung schnellstmöglich die Gesetze ändern und ein generelles Ausgangsverbot für Minderjährige erlassen.

Mit freundlichen Grüssen
Reinhard Pfaffenberg

28. Oktober 2016 – Eine neue Glotze für Frau Pontecorvo

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Beschwingt durch stimmungsvolle Landmusik rolle ich mich aus dem Bett. Weil ich Frau Pontecorvo versprochen habe, ihr bei der Auswahl eines neuen Fernsehgeräts beizustehen, eile ich badebemäntelt ins Wohnzimmer und zögere nicht, die Perle anzurufen. Meine Nachbarin meldet sich prompt und bestätigt, dass wir gegen 10 Uhr zum WAL MART fahren könnten – das soll mir Recht sein.
08.30 Uhr Nachdem ich die Morgengymnastik hinter mich gebracht habe, lasse ich die Seele bei einem sprudelnden Wirbelbad baumeln. Darüber hinaus navigiere ich mit dem praktischen iPad durch das Internetz und mache mich auf der WAL MART Heimseite über das aktuelle TV Angebot schlau. Unter anderem stosse ich auf ein besonders preiswertes Gerät aus dem Hause SCEPTRE und lerne, dass die besagte Firma im goldenen Kalifornien beheimatet ist und seit über 30 Jahren qualitativ hochwertige Unterhaltungselektronik herstellt – das hört man gerne.

nbrot
Schmeckt gar nicht schlecht

09.30 Uhr Redlichst in Schale geworfen begebe ich mich in die Küche und lasse mir vor der Abfahrt vier mit Nutella bestrichene Weissbrotscheiben (unlöblich: Toast) munden. Dazu trinke ich ein grosses Glas O-Saft sowie einen würzigen Cappuccino (löblich: italienischen Milchkaffee) mit Schaumkrone.
10.15 Uhr Wenig später pocht die kleine Frau an die Terrassentüre und setzt mich darüber in Kenntnis, dass sie abfahrbereit ist. Ich nicke eifrig und mache es mir zur Aufgabe, das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine zu verfrachten. Danach scheuche ich Hund Dixon zum PS-strotzenden SUV und lasse es mir nicht nehmen, Frau Pontecorvo die Beifahrertüre aufzuhalten.
11.00 Uhr Nach einer kurzweiligen Reise erreichen wir unser Ziel und können das Auto auf dem weitläufigen Parkplatz vor dem WAL MART Supercenter am Juliet Boulevard abstellen. Mit dem Vierbeiner im Schlepptau schlendern wir durch den Saftladen und finden uns bald in der “Home Entertainment” (löblich: Heimunterhaltung) Abteilung wieder. Natürlich stehe ich meiner Nachbarin mit Ratschlägen zur Seite und ermutige sie, 129 Dollars in einen neumodernen SCEPTRE Fernseher zu investieren. Frau Pontecorvo schüttelt jedoch den Kopf und behauptet, dass ein 32 Zoll Gerät viel zu klein ist. Stattdessen wendet sich die Perle den PANASONIC Produkten zu und sagt, dass sie einen Fernseher mit einer Bildschirmdiagonalen von 125 Zentimeter kaufen wird.
11.30 Uhr Dreissig Minuten später deutet die Dame in Richtung des TC-50 Modells und sagt, dass dieser Fernseher mit einem digitalen Empfangsteil überzeugen kann. Bevor ich antworten kann, gesellt sich ein gestriegelter Verkäufer an unsere Seite und belobigt uns für die Auswahl. Frau Pontecorvo ist ganz aus dem Häuschen und meint, dass sie es kaum noch erwarten kann, am Abend die Jimmy Fallon Sprechsendung auf ihrem brandneuen Fernseher zu sehen – papperlapapp.
12.00 Uhr Nachdem wir die Halloween Kostüme skeptisch beäugt und der Dame an Kasse Nummer 7 knapp 500 Dollars überlassen haben, schleppe ich den schweren Karton zum Auto. Meine Nachbarin redet währenddessen ohne Punkt und Komma auf mich ein und beteuert, dass wir nun zur “New York Pizza and Pasta” Gaststätte am Riverchase Plaza rasen könnten, um dort das Mittagessen einzunehmen – dazu sage ich nicht nein.
12.30 Uhr Kurz nach dem Mittagsläuten betreten wir das Italiengasthaus und werden von der Wirtin herzlich begrüsst. Die dunkelhaarige Schönheit lotst uns zu einem Tisch im hinteren Teil der Wirtschaft und legt uns nahe, die hausgemachten Fettuccine zu kosten. Wir stimmen zu und ordern ausserdem durstlöschenden Eistee.

halloweenkuerbis
Am Montag wird Halloween gefeiert

13.00 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse, verweist meine Tischnachbarin plötzlich auf den kommenden Montag und meint, dass am Halloweenabend sicher wieder viele Jugendliche klingeln und Süssigkeiten herausfordern werden. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und entgegne, dass ich in diesem Jahr streiken und keine Bonbons einkaufen werde – wo kämen wir denn da hin.
14.00 Uhr Endlich treffen wir im Willoughby Drive ein. Anstatt jedoch eine ruhige Kugel schieben zu können, bittet mich Frau Pontecorvo, ihr beim Anschliessen des Fernsehers behilflich zu sein. Da sämtliche Ausflüchte keine Wirkung zeigen, komme ich der Bitte letztendlich nach und hieve das Gerät schwungvoll aus dem Karton.
14.30 Uhr Anschliessend stelle ich den Fernseher im Schlafzimmer auf und verbinde ihn fachmännisch mit dem Satellitenkabel. Frau Pontecorvo legt unterdessen die Batterien in die Fernbedienung und schafft es ohne grössere Probleme, das neue Gerät in Betrieb zu setzen. Ich wische mir schnaufend den Schweiss von der Stirn und ziehe es vor, mich nach nebenan zu verabschieden.
15.00 Uhr Während Dixon im Garten zurückbleibt, falle ich fix und foxi aufs Kanapee und schliesse genüsslich die Augen. Schon bald döse ich ein und sehe mich im Traum mit gefährlichen Halloweengeistern konfrontiert.

halloween
Ich sage NEIN zu Halloween !!!

16.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und bemerke, dass es bereits Vier geschlagen hat. Da der Garten bewässert werden muss, verzichte ich ausnahmsweise auf die Anschnurseelsorge und laufe spornstreichs nach draussen, um die Pflanzen mit H²O zu versorgen. Zudem halte ich einen Plausch mit Herrn Booth und gebe zu Protokoll, dass die Nachbarskinder am Halloweenabend keine Süssigkeiten bekommen werden. Der hochdekorierte Vietnamveteran lacht laut und rechnet vor, dass er heute im WINN DIXIE knapp 200 grüne Scheine für lustige Laffy Taffy Riegel, Schokolade und Fruchtbonbons ausgegeben hat – das ist mir Wurst.

lt
Ich kaufe keine Süssigkeiten

17.00 Uhr Nachdem ich mein Werk beendet habe, richte ich eine kalte Platte mit luftgetrockneter Salami, Capocollo und Cheddarkäse an. Ferner giesse ich mir ein Weissbier ein und lasse mir die Jause auf der Terrasse schmecken.
18.00 Uhr Zum Abschluss des langen Tages sorge ich in der Küche für Sauberkeit und falle dann erschöpft aufs Sofa, um mir die Abendnachrichten auf FOX anzuschauen.
19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit nehme ich mit dem Amazon Angebot Vorlieb und fröne der Serie “Transparent”, die von einem Rentner erzählt, der eines Tages den Wunsch äussert, zukünftig als Frau durch das Leben schreiten zu wollen – das ist ja allerhand.
21.00 Uhr Weil ich mich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten kann, schalte ich die Glotze nach der vierten Episode aus und unternehme mit Dixon einen kleinen Spaziergang durch den Garten. Im Anschluss verschliesse ich die Haustüre besonders sicher und lege mich schlafen. Gute Nacht.

27. Oktober 2016 – Schopping und Gaumenfreuden

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Ich werde durch aggressives Telefonschellen geweckt und habe Edelbert an der Strippe. Der Professor kommt ohne Umschweife auf sein Anliegen zu sprechen und schlägt vor, dass wir heute an den Strand fahren und hübsche Frauen begaffen könnten. Natürlich erteile ich dem schlauen Mann eine Absage und stelle klar, dass ich gleich zum Supermarkt krusen muss. Edelbert seufzt laut und sagt, dass er mich gegen 11 Uhr vor dem PUBLIX treffen wird – das soll mir Recht sein.
08.30 Uhr Beschwingt durch stimmungsvolle WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Radiomusik absolviere ich auf der schattigen Terrasse die Morgengymnastik und lasse Hund Dixon wissen, dass nun der Wocheneinkauf sowie ein Mittagessen bei “Bob Evans” ansteht – darauf freue ich mich jetzt schon.
09.00 Uhr Anschliessend ziehe ich mich in die Nasszelle zurück und läute den sonnigen Morgen mit einem Wirbelbad ein. Nebenher segle ich mit dem iPad auf die PUBLIX Heimseite und bringe heraus, dass die Supermarktkette allerhand Schnäppchen feilbietet – da kommt besonders grosse Freude auf.
10.00 Uhr Nach dem Badespass lasse ich mich am Küchentisch nieder und verzehre im Beisein des Vierbeiners eine Schüssel Kelloggs Frosted Flakes (löblich: Frostflocken) mit frischer Muh. Zudem nippe ich genüsslich am Kaffeehaferl und komme zu dem Schluss, dass mir Sandra schnellstmöglich deutschen Kaffee zuschicken muss. Da die amerikanischen Sorten ungeniessbar sind, greife ich spornstreichs zum Telefon und kontaktiere meine Mieterin. Als sich das Kind endlich meldet, fordere ich sie unmissverständlich auf, noch heute zu einer JACOBS Filiale zu rasen und acht Pfund Qualitätskaffee einzukaufen.


Jimmy Buffett – This is the SeaSon

10.45 Uhr Kurz vor dem Elfuhrläuten lasse ich den Motor des Chevrolet aufheulen und gleite zufrieden aus dem Wohngebiet. Darüber hinaus erfreue ich mich am Programm von WCKT CAT COUNTRY und bin überrascht, ein neues Jimmy Buffett Weihnachtslied zu hören. Der Moderator freut sich und berichtet, dass Herr Buffett morgen seine Weihnachtsscheibe “Tis The SeaSon” veröffentlichen wird – wie aufregend.
11.15 Uhr Mit kurzer Verspätung treffe ich am Ziel ein und werde von Edelbert herzlich begrüsst. Mein Bekannter wedelt mit einem Reklameheftchen vor meinem Gesicht herum und beteuert, dass Kunden im PUBLIX Supermarkt die Möglichkeit haben, zwei Sechserpacks Budweiser zum Preis von einem zu erstehen. Ich ziehe die Augenbrauen hoch und entgegne, dass wir uns dieses Angebot nicht entgehen lassen sollten.

publix2
Wir schoppen bei PUBLIX

11.45 Uhr Während Dixon im artig Auto wartet, schlendern wir durch die Gänge und werfen Waren des täglichen Bedarfs in den Einkaufswagen. Ausserdem erzähle ich meinem Begleiter, dass gestern Frau Gomez die kleine Villa auf Vordermann gebracht und über Hillary Clinton geschimpft hat. Ich lache laut und unterbreite, dass die Politikerin nicht nur Tausende elektronische Briefe über einen privaten Anbieter versendet, sondern auch in einem Investmentskandal verstrickt war. Edelbert nickt eifrig und fährt fort, dass die Clintons in den 1970er Jahren Geld in ein Grundstück investiert und sich eine goldene Nase verdient haben – das ist ja allerhand.
11.30 Uhr Nach einer Stunde schleppen wir die schweren Einkaufstüten zum Auto und schicken uns an, als nächstes die “Bob Evans” Gaststätte nördlich der Vineyards anzusteuern. Um schneller voran zu kommen, überhole ich Edelberts JEEP und schrecke auch nicht davor zurück, die anderen Verkehrsteilnehmer anzuhupen.
12.00 Uhr Hungrig und durstig finden wir uns in der Gaststätte unseres Vertrauens wieder und laben uns an gesunden “Farmhouse Salads” (löblich: Bauernhaus Salate) sowie saftigen Baconburgern (löblich: Speckburger). Ich beisse kraftvoll zu und setze meinen Tischnachbarn darüber in Kenntnis, dass Gesangsstern Jimmy Buffett morgen ein Weihnachtsalbum herausbringen wird. Edelbert rollt gelangweilt mit den Augen und meint, dass er sich diese Scheibe ganz bestimmt nicht kaufen wird – wie schade.

kaeseburger
Ich beisse kraftvoll zu

13.00 Uhr Nachdem Dixon etwas Speck gefressen hat und wir das Mittagessen mit italienischem Schaumkaffee abgerundet haben, verlassen wir die gutbesuchte Wirtschaft. Wie es sich gehört, wünsche ich Edelbert einen schönen Nachmittag und hüpfe dann winkend ins Auto.
13.45 Uhr Zuhause angekommen, falle ich erschöpft aufs Kanapee und strecke die Beine aus. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und sehe mich im Traum ins luxuriöse Stadthaus meines Bruders versetzt.
14.45 Uhr Ich erwache ausgeruht und nutze die Nachmittagsstunden, um Anschnur zu gehen. Als erstes rufe ich Depeschen besorgter Heimseitenbesucher ab und stosse dabei auf eine Nachricht meines Grossneffens David. Der Bube schickt mir schöne Grüsse von der Amherst Insel und schreibt, dass er derzeit auf Klassenreise ist und bis zum Wochenende die schöne Insel inmitten des Ontario Sees erkunden wird – das ist prima.
15.45 Uhr Nachdem ich eine virtuelle Landkarte überflogen und mich über das besagte Eiland schlau gemacht habe, gehe ich von der Leine und sehe im Garten nach dem Rechten. Ich treffe Dixon am künstlich angelegten Teich an und habe auch das Vergnügen, die handzahme Echse Billy im Dickicht der Mangroven zu erblicken – wie schön.
16.30 Uhr Während ich die Pflanzen bewässere und Unkraut jäte, gesellt sich Frau Pontecorvo dazu und nölt, weil ihr Schlafzimmerfernsehgerät defekt ist. Ich lege meinen Kopf schief und biete der Perle an, dass ich sie morgen gerne zum WAL MART begleiten kann. Meine Nachbarin ist begeistert und nimmt das Angebot prompt an.
17.00 Uhr Zum Abschluss des Tages mache ich mich in der Küche nützlich und brate ein T Knochen Schnitzel heraus. Ferner fülle ich Dixons Napf mit Trockenfutter auf und wünsche dem Rüden einen guten Appetit.
18.00 Uhr Nach dem schmackhaften Nachtmahl lege ich vor der Glotze die Beine hoch und schaue fern. Unter anderem bringe ich heraus, dass ein Tiefdruckgebiet Kurs auf Florida genommen hat und uns zum Wochenende kühlere Temperaturen bescheren wird – das soll mir Recht sein.

19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit wechsle ich auf AMC und erfreue mich am Kriminalfilm “Bridge of Spies”. Während ich Dixon streichle und ein Bier trinke, tauche ich in das Leben eines Rechtsanwalts ein, der von der amerikanischen Regierung beauftragt wird, einen Gefangenaustausch mit der Sowjetunion in die Wege zu leiten.
21.00 Uhr Als nach zwei nervenaufreibenden Stunden der Abspann über die Mattscheibe flimmert, betätige ich den AUS Knopf auf der neumodernen Fernbedienung. Zu guter Letzt reguliere ich die Klimaanlage und falle gähnend ins Bett. Gute Nacht.

25. Oktober 2016 – Die Dachrinne

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Ich hüpfe zu stimmungsvollen WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Klängen aus dem Bett und laufe nach draussen, um meine Muskeln zu stählen. Nebenher spähe ich zur hochgewachsenen Petersilie und komme zu dem Schluss, dass ich das Kraut schnellstens abernten sollte.
08.30 Uhr Bevor ich mich ans Werk mache, ziehe ich mich in die Nasszelle zurück und entspanne mich bei einem Wirbelbad. Als ich die Augen schliesse und an meinen anstehenden Weihnachtsurlaub in Kanada denke, wird die himmlische Ruhe durch sehr lautes Telefonschellen unterbrochen. Zu allem Überfluss meldet sich Mieterin Sandra in der Leitung und setzt mich darüber in Kenntnis, dass die Dachrinne im Waldweg 11 verrostet ist und ausgetauscht werden muss. Ich lache laut und weise das Kind auf die Tatsache hin, dass ich kein Geld für sündteure Reparaturen habe. Stattdessen ermutige ich Sandra, selbst zum Baumarkt zu krusen und eine preiswerte Plastikrinne zu erstehen. Anstatt meinen Ratschlag in die Tat umzusetzen, jammert die Maid in einer Tour und behauptet, dass sie ganz bestimmt auf keine Leiter steigen wird – das ist wieder typisch.

waldweg11
Meine Villa im Waldweg 11

09.30 Uhr Nach langem Hin und Her gebe ich mich letztendlich geschlagen und erkläre mich bereit, die Kosten zu übernehmen. Meine Mieterin gibt sich erleichtert und verspricht, sofort eine Fachfirma zu verständigen.
10.00 Uhr Anschliessend nehme ich missmutig am Küchentisch platz und stärke mich mit vitaminreichen Rühreiern, im heissen Butterschmalz herausgebratenen Speckstreifen sowie mehreren Scheiben Weissbrot. Dazu trinke ich ein Gläschen Schaumwein aus dem Hause Louis Roederer und bin mir sicher, dass der Austausch einer Dachrinne ein kleines Vermögen verschlingen wird – wo soll das noch hinführen.

petersilie
Ich ernte die Petersilie ab

11.30 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, ein scharfes Messer zur Hand zu nehmen und die Petersilie zu ernten. Mit einem lustigen Lied auf den Lippen begebe ich mich in den Garten und bemerke, dass Nachbarshund Joey zu Besuch ist. Wie es sich gehört, streichle ich dem Racker über den Kopf und lasse es mir nicht nehmen, ihm und Hund Dixon lustige Kauknochen zu servieren. Danach säble ich das Doldenblütlergewächs fachmännisch ab und verstaue die krausen Blätter in praktischen Tupper Ware Dosen – da kommt besonders grosse Freude auf.
12.15 Uhr Weil der Ertrag in diesem Jahr sehr reichlich war, fasse ich den Entschluss, meiner Nachbarin einen Besuch abzustatten und ihr einen Teil der Ernte zu überlassen. Frau Pontecorvo nimmt die bunten Plastikdosen freudestrahlend an und bedankt sich artig. Ferner deutet die Dame zur Küche und unterbreitet, dass sie soeben ein italienisches Nudelschichtgericht (unlöblich: Lasagne) gezaubert hat. Ich lecke mir die Lippen und entgegne, dass eine warme Mahlzeit nicht schaden kann.

rotwein
Ich öle meine Kehle mit süffigem Rotwein

13.00 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen und unsere trockenen Kehlen mit süffigem Rotwein ölen, verweise ich auf Weihnachten und lasse Frau Pontecorvo wissen, dass ich mit Edelbert und Hund Dixon am 19. Dezember nach Toronto ausfliegen werde. Darüber hinaus lege ich meine Stirn in Falten und stelle klar, dass es kein leichtes Unterfangen werden dürfte, passende Geschenke für meine Liebsten zu finden. Die Alte gibt mir Recht und sagt, dass sie die Präsente in diesem Jahr ausschliesslich im Internetz bestellen wird – das ist eine hervorragende Idee.
14.00 Uhr Nachdem ich mir den Mund an einer Serviette abgewischt habe, bedanke ich mich für die schmackhafte Mahlzeit und verabschiede mich in den Garten. Mein Haustier legt seinen Kopf schief und freut sich, als ich einen Spaziergang zum “La Playa” Golfplatz zur Sprache bringe. Joey schliesst sich der Wanderung an und folgt uns zum weitläufigen Grün gen Norden. Unterdessen werfe ich den Hunden Stöckchen zu und nutze die Gelegenheit, um erneut mit Sandra zu telefonieren. Die Maid versorgt mich mit Infos und kündigt an, dass die Dachdeckerfirma am Donnerstag anrücken und ein Gerüst aufbauen wird. Ich seufze laut und erfahre weiter, dass der Spass 800 EUROS kosten wird – wie unlöblich.
15.00 Uhr Zurück in der kleinen Villa, fülle ich Dixons Napf mit gesundem Royal Canin Trockenfutter auf und falle dann erschöpft aufs Wohnzimmersofa – das tut gut.
16.00 Uhr Wenig später bimmelt das Telefon und ich habe das Vergnügen, mit Edelbert sprechen zu können. Der schlaue Mann legt beste Laune an den Tag und berichtet, dass er zum Mittagessen bei Familie Satesh eingeladen war. Der Professor redet ohne Unterlass auf mich ein und erzählt, dass er Herrn Satesh vor vielen Jahren an der Berkeley Universität kennen gelernt hat. Ich nicke eifrig und bringe weiter heraus, dass Edelbert und besagter Inder im kommenden Jahr nach Kalifornien reisen wollen, um ehemalige Dozenten wiederzutreffen – wie schön.
17.00 Uhr Nachdem ich klargestellt habe, dass ich mich der Reise gerne anschliessen würde, lege ich das Telefon auf die Basisstation und mache es mir zur Aufgabe, das Abendessen vorzubereiten. Da ich keinen grossen Hunger habe, nehme ich mit einer Schinkenpizza sowie mit einem kleinen Beilagensalat Vorlieb – das schmeckt.

dominopizza
Pizza ist sehr vitaminreich

17.45 Uhr Redlichst gestärkt sorge ich in der Küche für Sauberkeit und schleppe zu guter Letzt die Mülltüte hinaus. Danach gehe ich zum gemütlichen Teil des Tages über und fröne den Abendnachrichten auf FOX.
18.45 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 7 zugeht, wechsle ich auf den Bezahlsender HBO, um mir den preisgekrönten Kriminalfilm “Sicario” anzuschauen. Der Spielfilm des kanadischen Regisseurs Denis Villeneuve beschäftige sich mit dem Drogenkrieg in Mexiko und erzählt die Geschichte eines Sondereinsatzkommandos, das mit der Aufgabe betraut wird, einen gefährlichen Drogenbaron im Grenzgebiet ausfindig zu machen – wie aufregend.
21.00 Uhr Nach 130minütigem Nervenkitzen flimmert der Abspann über den Bildschirm. Ich atme tief durch und rufe zu guter Letzt Dixon ins Haus. Anschliessend lösche ich sämtliche Lichter und falle fix und foxi ins Bett. Gute Nacht.