4. Dezember 2016 – Reinhard legt einen Kurzurlaub ein

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Hi Fans,

gerade eben habe ich mit meinem Vermieter geskypt und erfahren, dass er in der kommenden Woche nach Pompano Beach an Floridas Ostküste fahren wird. Er möchte mit Edelbert etwas abchillen und die “Historic Places” der Stadt besichtigen. Ausserdem hat der Rentner erzählt, dass die 100.000 Einwohner zählende Gemeinde um die Jahrhundertwende gegründet wurde und heutzutage besonders von Rentnern als Zweitwohnsitz während der Wintermonate genutzt wird 🙂

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Bald bin ich in Toronto

Mir soll’s Recht sein.
Hauptsache ist, dass Reinhard spätestens Ende Dezember in Toronto eintreffen wird. Wie ihr ja wisst, werden wir das neue Wohnmobil von Familie Pfaffenberg von Kanada nach Florida überstellen. Am 3. Januar wollen wir aufbrechen und entlang der amerikanischen Ostküste entlang fahren. Unsere Reise wird uns unter anderem nach New York City, Bruce Springsteens Heimatstadt Freehold in New Jersey, Washington DC, Charlotte und Atlanta führen. Ich freu’ mich riesig und bin mir sicher, dass es ein ganz tolles Erlebnis werden wird.


Der Nachtmahr auf DVD

Übrigens habe ich gestern den deutschen Horrorstreifen “Der Nachtmahr” auf Blu-Ray gesehen. Obwohl die Kritiken ziemlich gut waren, wurde ich sehr enttäuscht. “Der Nachtmahr” ist stinklangweilig und hat mich kaum vom Hocker bzw. Sofa gehauen 🙁

Mehr gibt es nicht zu erzählen.
Ich hoffe ihr habt alle eine ruhige Woche.
Am kommenden Samstag lesen wir uns natürlich wieder.
Eure Sandra

2. Dezember 2016 – Im Lowbank Drive

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08.00 Uhr Ich rolle mich gähnend aus dem Bett und registriere, dass die Klimaanlage viel zu kalt eingestellt ist. Weil auch Hund Dixon fröstelt, drehe ich spornstreichs an der Steuereinheit und vergesse auch nicht, die Terrassentüre zu öffnen. Danach lockere ich meine eingerosteten Muskeln im Freien und freue mich, einen Montezumavogel im Garten zu entdecken. Ich reibe mir die Augen und gebe meinem tierischen Mitbewohner zu verstehen, dass dieser Singvogel ursprünglich aus Mittelamerika stammt.

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Ein lustiger Vogel aus Mittelamerika

08.45 Uhr Als ich in die gute Stube zurückkehre, schellt plötzlich das Telefon. Ich nehme das Gespräch neugierig an und bin überrascht, Georgs Stimme zu hören. Der gute Mann kommt ohne Umschweife auf den Grund seines Anrufs zu sprechen und bittet mich, im Laufe des Tages zum Ferienhaus zu krusen. Als ich genauer nachfrage, verrät mein Bruder, dass gestern ein Schwimmbeckenfachmann im Lowbank Drive zugegen war, um das Becken zu reinigen. Selbstverständlich nicke ich eifrig und verspreche, dass ich gleich losfahren werde.
09.15 Uhr Nachdem ich mit Georg geplaudert und ihn über meine bevorstehende Reise nach Pompano Beach in Kenntnis gesetzt habe, beende ich das Telefonat und verabschiede mich ins Bad. Gutgelaunt lasse ich lauwarmes Wasser in die Wirbelbadewanne laufen und nutze die Gelegenheit, um in der Tageszeitung zu blättern.
10.15 Uhr Als der Zeiger meiner geschmackvollen Wanduhr auf Viertel nach 10 zugeht, nehme ich am Küchentisch platz, um mir ein kleines Frühstück munden zu lassen. Ich verzehre vitaminreiche Rühreier mit Speckstreifen sowie im Ofen aufgebackene Hörnchen (unlöblich: Croissants) und nehme mir das Recht heraus, beim Professor anzurufen. Edelbert meldet sich nach dem zweiten Tuten und zeigt sich prompt bereit, mich im Ferienhaus zu treffen. Ich reibe mir die Hände und unterbreite, dass wir im Urlaubsdomizil meiner Verwandten nach dem Rechten sehen und anschliessend in den “Boston Beergarden” (löblich: Boston Biergarten) einkehren sollten – da kommt Freude auf.
11.00 Uhr Pünktlich zum Elfuhrläuten leere ich das Kaffeehaferl und rufe Hund Dixon auf, mir zum Auto zu folgen. Der Rüde gehorcht aufs Wort und rennt kläffend hinaus. Ruckzuck hieve ich ihn auf die Ladefläche und schicke mich an, hupend aus dem Wohngebiet zu preschen – was kann es schöneres geben.

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Das Ferienhaus meines Bruders

11.30 Uhr Dreissig Minuten später komme ich vor der Villa meiner Familie zum Halten. Ich schwinge mich sportlich vom Fahrersitz und freue mich, Herrn Wang im Nachbargarten anzutreffen. Der Motelbesitzer begrüsst mich herzlich und lotet aus, ob ich ihm einen Überraschungsbesuch abstatten wollte. Ich schüttle den Kopf und entgegne, dass ich von meinem Bruder beauftragt wurde, das Schwimmbecken in Augenschein zu nehmen. Herr Wang deutet nach nebenan und sagt, dass gestern Nachmittag ein Reinigungsheini vor Ort war, um abgefallene Palmwedel aus dem Wasser zu fischen.
12.00 Uhr Während wir angeregt plaudern, trifft auch Edelbert im Lowbank Drive ein. Mein Bekannter lüftet seine MIAMI DOLPHINS Kappe und vertellt, dass er grossen Durst mitgebracht hat. Bevor ich antworten kann, winkt uns Herr Wang in sein bescheidenes Eigenheim und versorgt uns mit eiskalten Hopfenkaltschalen und köstlichen Wurstbroten – schmeckt gar nicht schlecht.

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Ich proste Herrn Wang redlichst zu

12.30 Uhr Ich spüle mir den trocknen Hals durch und erzähle Herrn Wang, dass wir am Montag nach Pompano Beach krusen werden. Edelbert schwärmt ebenfalls in den höchsten Tönen und meint, dass die Kleinstadt im Broward County über kilometerlange Standstrände und einen wunderschönen Leuchtturm verfügt – wie schön.
13.30 Uhr Nach dem dritten Bier schlendern wir nach nebenan und stellen wohlwollend fest, dass der Schwimmbadfachmann beste Arbeit abgeliefert und nicht nur das Becken gesäubert, sondern auch sämtliche Filter ausgewechselt hat. Zudem sehen wir uns in der Villa um und kommen überein, dass schnellstmöglich Frau Gomez anrücken und den Staubwedel schwingen sollte.
14.00 Uhr Schlussendlich schütten wir Hände und bedanken uns für die Brotzeit. Im Anschluss lotse ich Dixon zum Auto und rase entspannt nach Hause. HEUREKA – diesen Stress hält nicht einmal der stärkste Rentner aus.
14.45 Uhr Fix und foxi treffe ich im Willoughby Drive ein und fülle den Napf meines Haustieres mit ROYAL CANIN Trockenfutter auf. Danach falle ich erschöpft aufs Kanapee und strecke genüsslich die Beine aus.
15.45 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und erkenne beim Blick auf meine Armbanduhr, dass es für das Abendessen noch zu früh ist. Um keine Langeweile zu bekommen, eile ich zum Nachbarhaus und lade mich bei Frau Pontecorvo zum Kaffeekränzchen ein. Die Dame fährt selbstgebackenen Pfirsichkuchen mit Schlagobers auf und berichtet, dass sie am Vormittag im Zentrum abgeschoppt hat. Zu allem Überfluss präsentiert die Alte ein blaues Strandkleid und kündigt an, dass sie sich morgen mit Freundinnen im Lichtspielhaus treffen und diesen Fummel tragen wird. Ich zucke mit den Schultern und ringe mich dazu durch, noch ein Stück Kuchen zu essen.

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Der Kuchen schmeckt gar nicht schlecht

16.45 Uhr Endlich bin ich wieder zu Hause und mache mich in der Küche nützlich. Ich hantiere fachmännisch mit der Bratpfanne und zaubere im Handumdrehen vitaminreiche Bratkartoffeln mit Spiegeleiern – wie gut das duftet.
17.30 Uhr Nach der Jause nehme ich die Geschirrspülmaschine knopfdrückend in Betrieb und verabschiede mich in den Feierabend. Um endlich zur Ruhe zu kommen, lege vor der Glotze die Beine noch und schaue mir die Nachrichten sowie eine lehrreiche Politiksendung auf FOX an.
19.00 Uhr Gelangweilt wechsle ich auf HBO und fröne dem Gruselfilm “Lights Out” (löblich: Lichter aus). Das krude Machwerk des schwedischen Regisseurs David F. Sandberg handelt von den Halbgeschwistern Rebecca und Martin, die von einem unheimlichen Wesen heimgesucht werden – diesen Unsinn muss man gesehen haben.
20.30 Uhr Als nach neunzig Minuten der Abspann über den Bildschirm flimmert, beende ich den Fernsehabend und begleite Dixon an die frische Luft. Anschliessend reguliere ich die Klimaanlage und lege mich schlafen. Gute Nacht.

30. November 2016 – Seit 1977 hat es nicht mehr geschneit

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08.00 Uhr Der letzte Tag des Wind- und Wintermonats November bricht an und ich fühle mich blendend. Wie es sich gehört, ziehe ich die Vorhänge beiseite und stelle wohlwollend fest, dass von Winter keine Rede sein kann. Ich reibe mir die Hände und kläre Hund Dixon über die Tatsache auf, dass es in Südwestflorida zum letzten Mal im Januar 1977 geschneit hat. Zudem verweise ich auf meine unterbelichtete Mieterin und mutmasse, dass Sandra wegen der unerträglichen Kälte in Bayern aus dem Schlottern gar nicht mehr herauskommt – wie lustig.
08.30 Uhr Nachdem ich bei angenehmen 68°F (20°C) die Morgengymnastik absolviert habe, nehme ich die DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb und werde beim Blick aus dem Fenster Zeuge, wie Frau Gomez verrosteter Kleinwagen vor meinem Zuhause zum Stehen kommt. Wenig später stösst die Reinigungsfachfrau die Haustüre auf und plappert davon, dass sie schon heute die kleine Villa auf Vordermann bringen muss. Als ich genauer nachfrage, erzählt die kleine Frau, dass sie morgen einen Arzttermin wahrnehmen muss – das soll mir auch Recht sein.

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Mein Zuhause unter Palmen

08.45 Uhr Während die Dame mit dem Staubwedel hantiert, verabschiede ich mich in die Nasszelle und entspanne mich bei einem Wirbelbad. Zudem telefoniere ich mit dem Professor und schlage vor, dass wir uns gleich im PUBLIX Supermarkt zum Schoppen treffen könnten. Leider windet sich mein Bekannter aus der Verantwortung und meint, dass er neue Schuhe benötigt und einschlägige Fachgeschäfte im Zentrum aufsuchen möchte – wie schade.
09.45 Uhr Kurz vor dem Zehnuhrläuten werfe ich mich in Schale und mache es mir zur Aufgabe, köstliche Rühreier mit Speck zuzubereiten. Nebenbei tratsche ich mit Frau Gomez und erfahre, dass ich nicht nur Waschpulver, sondern auch Regeneriersalz für die Geschirrspülmaschine besorgen muss – wie unlöblich.
10.30 Uhr Nach der wichtigsten Mahlzeit des Tages statte ich Frau Pontecorvo einen Besuch ab und ermutige meine Nachbarin, mich zum Supermarkt zu begleiten. Die Alte nickt eifrig und sagt, dass sie französischen Schaumwein kaufen muss. Ich lecke mir die Lippen und gebe zu Protokoll, dass wir anschliessend ins “New York Pizza & Pasta” Gasthaus einkehren und uns stärken könnten – da kommt besonders grosse Freude auf.
11.00 Uhr Wenig später sitzen wir im geräumigen Chevrolet Suburban und gleiten auf der Airport Pulling Road gen Süden. Bei dieser Gelegenheit kommt Frau Pontecorvo auf Weihnachten zu sprechen und meint, dass sie das Fest bei ihrer Freundin Blanche in Jacksonville feiern wird. Ich freue mich und entgegne, dass ich gestern bei Macy’s lustige Weihnachtspullover für die Kinder gekauft habe.
11.30 Uhr Endlich sind wir am Ziel und können einem tattrigen Rentner (90) mit Halbglatze einen Einkaufswagen streitig machen. Anschliessend laufen wir durch die breiten Gänge und laden allerhand Waren des täglichen Bedarfs ein. Meine Begleiterin lässt sich am Alkoholregal besonders viel Zeit und ringt sich nach langem Zögern dazu durch, vier Flaschen Kerbel Champagner zu den anderen Lebensmitteln zu legen – wie schön.

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Schaumwein ist sehr gesund

12.15 Uhr Nachdem wir der Mitarbeiterin an Kassen Nummer 7 knapp 120 Dollars überlassen haben, kehren wir zum Auto zurück, um schnurstracks zum Italiengasthaus unsers Vertrauens weiterzufahren. Weil Dixon unentwegt fiept, wirke ich beruhigend auf den Rüden ein und verspreche ihm, dass er auch mit einer Brotzeit rechnen kann.
12.45 Uhr Hungrig und durstig betreten wir die Wirtschaft und sind überrascht, die einzigen Gäste zu sein. Trotzdem begrüsst uns die Inhaberin herzlich und weist uns einen Tisch mit Ausblick auf das Riverchase Plaza Schoppingparadies zu. Ferner werfen wir prüfende Blicke in die Tageskarten und ordern hausgemachte Linguine mit Pesto alla Genovese. Dazu gibt es einen Schoppen Rotwein – schmeckt gar nicht schlecht.
13.30 Uhr Da ich heute die Spendierhosen angezogen habe, zücke ich nach der Mahlzeit meine prall gefüllte Geldbörse und lasse es mir nicht nehmen, Frau Pontecorvo zu Speis und Trank einzuladen. Die Wirtin präsentiert prompt die Rechnung und ich zeige mich mit einem stattlichen Trinkgeld erkenntlich

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Ich gebe ein stattliches Trinkgeld

14.15 Uhr Endlich bin ich wieder zuhause und kann die Lebensmittel in den Eiskasten räumen. Während sich Dixon im Garten tummelt, stelle ich ausserdem das Waschpulver neben die Waschmaschine und vergesse auch nicht, etwas Salz in die Spülmaschine zu schütten.
15.00 Uhr Nach getaner Arbeit bette ich mich auf dem Sofa zur Ruhe und schliesse die Augen. Bereits nach wenigen Sekunden döse ich ein und träume von einem besinnlichen Weihnachtsfest im fernen Kanada.
16.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und nehme am Schreibtisch platz, um Hilferufe besorgter Erziehungsberechtigter abzurufen. Natürlich quillt der elektronische Postkasten wieder einmal über und ich sehe mich gezwungen, verzweifelten Heimseitenbesuchern bei schwerwiegenden Problemen zur Seite zu stehen.
16.30 Uhr Just als ich die Depesche eines 61jährigen Frührentners überfliege, kommt Hund Dixon von seinem Ausflug an den Teich zurück. Ich mache grosse Augen und ärgere mich, weil der Vierbeiner seine Pfoten im kühlen Nass gebadet hat. Da mir Hygiene sehr am Herzen liegt, hole ich sogleich den Wischmopp aus der Abstellkammer und sorge im Handumdrehen für einen sauberen Fussboden – gleich platzt mir der Kragen.

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Sauberkeit und Hygiene sind mir sehr wichtig

17.00 Uhr Nachdem ich die Anschnurseelsorge erledigt habe, bereite ich das Abendessen vor. Fachmännisch schwenke ich gesunde Butter in einer Pfanne und lasse Dixon wissen, dass wir uns ein vitaminreiches T-Bone Steak (löblich: T Knochen Schnitzel) mit Buttergemüse schmecken lassen werde.
18.30 Uhr Nach dem Abendessen mache ich es mir im Wohnzimmer bequem und fröne in Gesellschaft des Haustieres den Nachrichten auf FOX. Unter anderem lerne ich, dass heute vor 20 Jahren der Schauspieler Gary Grant an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben ist.

19.00 Uhr Zur Hauptsendezeit nehme ich mit dem Amazon Angebot Vorlieb und schaue mir den Krimi “North by Northwest” (auf deutsch: Der unsichtbare Dritte) an. Wie jeder Filmliebhaber weiss, brilliert in diesem Klassiker Gary Grant in der Rolle eines New Yorker Werbefachmanns, der es mit schwerbewaffneten Ganoven zu tun bekommt.
21.00 Uhr Als die preisgekrönte Hollywoodproduktion nach zwei Stunden zu Ende geht, unternehme ich mit Dixon einen kleinen Rundgang durch den Garten. Danach lösche ich das Licht und gehe müde zu Bett. Gute Nacht.

29. November 2016 – Make Christmas Great Again

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08.00 Uhr Pünktlich um 8 Uhr springt der Radiowecker an. Ich öffne zufrieden die Augen und habe das Vergnügen, ein brandneues Lied aus Ty Herndons Feder zu hören. Während Hund Dixon schwanzwedelnd ans Bett kommt, schnippe ich mit den Fingern und erinnere mich, dass der Sangeskünstler bereits in den 1990er Jahren grosse Erfolge feiern und zahlreiche Lieder in der amerikanischen Landmusikhitparade platzieren konnte.

08.30 Uhr Just als ich mich auf der Terrasse einfinde und die Melodie zum Ty Herndon Nummer-1-Schlag “It Must Be Love” (löblich: Es muss Liebe sein) aus dem Jahre 1998 pfeife, kommt Frau Pontecorvo an die Grundstücksgrenze. Die Perle klatscht freudig in die Hände und behauptet, dass ich sehr musikalisch bin. Ich nicke eifrig und informiere, dass “It Must Be Love” eines meiner Lieblingslieder ist. Meine Nachbarin kommt aus dem Schmunzeln gar nicht mehr heraus und informiert, dass sich Ty Herndon vor zwei Jahren zu seiner Homosexualität bekannt hat – so ein Schmarrn.
09.00 Uhr Kopfschüttelnd ziehe ich mich in die Nasszelle zurück und nehme mir das Recht heraus, mich bei einem Wirbelbad zu entspannen. Unterdessen mache ich mir eigene Gedanken bezüglich des heutigen Tages und fasse den Entschluss, nach dem Frühstück den Professor zu besuchen. Um gleich Nägel mit Köpfen zu machen, kontaktiere ich den schlauen Mann und bringe in Erfahrung, dass Edelbert am Vormittag das “Coastland Center” besuchen möchte, um einen Pullover mit Weihnachtsmotiv einzukaufen. Ich zeige mich einverstanden und entgegne, dass ich gegen 11 Uhr am Einkaufszentrum sein werde – wie aufregend.
10.00 Uhr Redlichst erfrischt beende ich den Badespass und eile in die Küche, um das Frühstück vorzubereiten. Wie nicht anders zu erwarten, rückt Dixon währenddessen nicht von meiner Seite und freut sich, als ich etwas Trockenfutter in seinen Napf schütte. Danach labe ich mich an gesunden Kelloggs Zerealien mit frischer Muh und vergesse auch nicht, meinen staubtrocknen Hals mit brühfrischem Bohnentrunk durchzuspülen – das tut gut.
10.30 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, die kleine Villa zu verlassen und zum “Coastland Center” zu rasen. Ruckzuck scheuche ich den Vierbeiner zum Auto und gleite voller Vorfreude vom Grundstück.
11.00 Uhr Pünktlich auf die Minute fahre ich auf den westlichen Kundenparkplatz auf und kann den PS-strotzenden SUV ohne grössere Probleme vor dem Haupteingang abstellen. Edelbert ist auch schon vor Ort und plappert, dass in diesem Jahr farbenfrohe Strickpullover mit weihnachtlichem Aufdruck der letzte Schrei sind. Ich zucke mit den Schultern und folge dem Professor spornstreichs ins Macy’s Kaufhaus.


Make Christmas Great Again

11.30 Uhr Entnervt quälen wir uns durch den Kundenansturm und finden uns vor einem Regal mit Weihnachtspullovern wieder. Wir staunen nicht schlecht und nehmen unter anderem ein gestricktes Oberteil mit der Aufschrift “Make Christmas Great Again” (löblich: Mach’ Weihnachten wieder gross) in Augenschein. Da der Spruch an Donald Trumps Wahlmotto erinnert, fackle ich nicht lange und nehme sechs Exemplare aus dem Warengestell. Ferner erhebe ich den Zeigefinger und kündige an, dass meine Verwandten hellauf begeistert sein werden. Edelbert gibt mir Recht und folgt meinem Beispiel.
12.30 Uhr Nachdem wir in einem Schokoladengeschäft Peanut Honey Rounds (löblich: Erdnuss Honig Plätzchen) eingekauft haben, schlendern wir weiter durch die weihnachtlich geschmückte Mall und landen bald in “Aurelio’s” Pizzeria. Weil wir hungrig sind, lassen wir uns einen Tisch zuweisen und ordern vitaminreiche Schinkenpizzas. Als Vorspeise kredenzt eine bildhübsche Kellnerin ausserdem lustige Bruschettas mit Tomatenbelag – wie schön.

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Wir beissen kraftvoll zu

13.15 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen und eiskaltes Budweiser schlürfen, komme ich auf die nächste Woche zu sprechen und lege anschaulich dar, dass es eine Gaudi werden wird, einige Tage in Pompano Beach an Floridas Ostküste zu verbringen. Edelbert reibt sich die Hände und beteuert, dass er sich nicht lumpen lassen und mich am ersten Tag ins beste Restaurant der Gemeinde ausführen wird – das ist die beste Nachricht des Tages.
14.15 Uhr Nachdem wir aufgegessen haben, kehren wir tütenbepackt zu den Autos zurück. Zum Abschied wünsche ich dem Professor einen ruhigen Nachmittag und hüpfe dann in den frischaufpolierten Chevrolet.
15.00 Uhr Zuhause angekommen, hänge ich meine durchgeschwitzte NY YANKEES Kappe an die Garderobe und ziehe es vor, mich in der klimatisierten Stube von den Strapazen des Tages zu erholen. Ich döse augenblicklich ein und träume vom anstehenden Weihnachtsfest im Kreise meiner Liebsten.
16.00 Uhr Um nicht den ganzen Nachmittag zu vertrödeln, rolle ich mich vom Sofa und laufe in die Garage, um die Schachtel mit der Weihnachtsdekoration hervorzuholen. Anschliessend kehre ich in die kleine Villa zurück und nutze die Nachmittagsstunden, um mein kultiviertes Zuhause zu schmücken. Wie es sich gehört, hänge ich die Girlanden in die Fenster und stelle ausserdem die Drehpyramiden aus dem Erzgebirge auf – da kommt Freude auf.

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Bald kommt das Christkind

17.00 Uhr Nach der harten Arbeit finde ich mich schnaufend am Eiskasten ein und gönne mir ein süffiges Weissbier. Darüber hinaus richte ich mir eine Wurstplatte an und lasse mir die schmackhafte Brotzeit in Dixons Gesellschaft auf der schattigen Terrasse munden.
18.00 Uhr Nachdem ich die Geschirrspülmaschine in Betrieb gesetzt habe, lege ich in im Wohnzimmer die Beine hoch und schaue fern. Ich fröne den FOX Abendnachrichten und lerne, dass am kommenden Mittwoch im ganzen Land an den verheerenden Angriff auf Pearl Harbor gedacht wird – wie traurig.
19.00 Uhr Zur Prime Time (löblich: Hauptfernsehzeit) wechsle ich auf HBO und gebe mich dem deprimierenden Krebsdrama “The Fault in Our Stars” (auf deutsch: Das Schicksal ist ein mieser Verräter) hin. Ich seufze laut und tauche in das Leben zweier schwerkranker Jugendlicher ein, die sich unsterblich ineinander verlieben.
21.00 Uhr Als nach zwei Stunden der Abspann über die Mattscheibe flimmert, beende ich den Fernsehabend und rufe Dixon ins Haus. Zu guter Letzt reguliere ich die Klimaanlage und lege mich schlafen. Gute Nacht.

25. November 2016 – Hämmernde Kopfschmerzen

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08.00 Uhr Weil ich gestern ein Gläschen zu viel getrunken habe, stelle ich den Radiowecker aus und ziehe mir die Bettdecke über den Kopf. Hund Dixon scheint jedoch andere Pläne zu haben und schreckt nicht davor zurück, ins Wasserbett zu hüpfen und mir über das Gesicht zu schlecken. Natürlich wehre ich mich nach Kräften und fordere den Racker auf, brav zu sein – leider ohne Erfolg.
08.30 Uhr Schlussendlich stehe ich nörgelnd auf und nehme zwei ASPIRIN Tabletten ein. Danach nehme ich die DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb und verabschiede mich ins Badezimmer, um die Seele bei einem Wirbelbad baumeln zu lassen. Nebenher massiere ich mir die Schläfen und komme angesichts der gestrigen Thanksgiving Feier zu dem Schluss, dass ich in Zukunft auf alkoholische Getränke gänzlich verzichten sollte – wo soll das denn noch hinführen.

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Ich nehme zwei Aspirintabletten ein

09.30 Uhr Nach einer Stunde beende ich das Badevergnügen und setze mich an den Küchentisch, um meinen trockenen Hals mit brühfrischem Bohnentrunk durchzuspülen. Ferner esse ich eine Scheibe Weissbrot (unlöblich: Toast) und telefoniere mit Edelbert. Der Professor gibt sich ebenfalls geschlaucht und meint, dass er meinem Beispiel folgen und die Finger vom Alkohol lassen wird. Ich seufze laut und lasse meinen Bekannten wissen, dass ich heute keinen Schritt vor die Türe setzen werde.
10.15 Uhr Just als ich es mir auf dem Kanapee bequem mache, klingelt es an der Pforte. Zu allem Überfluss steht Frau Pontecorvo vor der kleinen Villa und erzählt, dass sie sich für die gestrige Einladung revanchieren und mich zum Mittagessen einladen möchte. die Dame deutet zum Nachbarhaus und animiert mich, in eineinhalb Stunden nach Nebenan zu kommen und grossen Hunger mitzubringen – was muss ich denn noch alles ertragen.
11.00 Uhr Mit hämmernden Kopfschmerzen strecke ich auf dem Sofa die Beine aus und schalte mich durch die zahlreichen Fernsehprogramme. Bald halte ich inne und gebe mich auf CBS einer neuen Episode der erfolgreichen Sitcom (löblich: Sitzkomödie) “Big Bang Theory” (löblich: Urknalltheorie) hin. Während die Hauptdarsteller Sheldon und Leonard Spässe treiben, schnalze ich mit der Zunge und erkläre dem Vierbeiner, dass dieses Fernsehspiel zu den erfolgreichsten Fernsehproduktionen aller Zeiten zählt. Ich reibe den Daumen am Zeigefinger und rechne vor, dass die Protagonisten weit über 20 Millionen Dollars pro Jahr einstreichen – das ist ja allerhand.
11.45 Uhr Als der Minutenzeiger meiner ROLEX auf Viertel vor Zwölf zugeht, rapple ich mich auf und statte meiner Nachbarin einen Besuch ab. Die Perle haucht mir ein Bussi auf die Wange und plappert, dass sie einen Lachsauflauf zubereitet hat. Zudem füllt die Dame die Gläser mit Rotwein auf und prostet mir redlichst zu.

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Ich trinke in Massen

12.30 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse und den süffigen Rebentrunk koste, verweise ich auf unsere anstehende Reise nach Pompano Beach in der übernächsten Woche. Meine Tischnachbarin staunt Bauklötze und erzählt, dass sie die 100.000 Einwohner zählende Gemeinde auch schon bereist und ausgedehnte Spaziergänge entlang der weltbekannten “Hillsboro Inlet Light Station” unternommen hat – das hört man gerne.
13.30 Uhr Als Nachspeise tischt meine Nachbarin köstliches Vanilleeis mit Früchten auf und meint, dass dazu ein italienischer Schaumkaffee (unlöblich: Capuccino) nicht fehlen darf. Bevor ich mich versehe, schaltet die Perle den Kaffeevollautomaten ein und versorgt mich in Sekundenschnelle mit einem Heissgetränk. Ich nippe zufrieden am Haferl und berichte, dass ich am Dienstag Weihnachtsgeschenke besorgt habe. Frau Pontecorvo klatscht freudig in ihre Hände und beteuert, dass sie in diesem Jahr lediglich Kleinigkeiten verschenken wird – wie unlöblich.

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Dixon will Gassi gehen

14.30 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, um mit Dixon einen Spaziergang zu unternehmen. Ich bedanke mich für die schönen Stunden und schlendere anschliessend mit dem Vierbeiner im Schlepptau durchs Wohngebiet. Bei schweisstreibenden 89°F (30°C) werfe ich dem Rüden Stöckchen zu und pfeife die schöne Melodie von der launischen Forelle – was kann es schöneres geben.
15.30 Uhr Endlich bin ich wieder dahoam und mache es mir auf der schattigen Terrasse gemütlich. Ich navigiere mit dem praktischen iPad durchs weltweite Internetz und nutze die Gelegenheit, um mich über das Motel- bzw. Hotelangebot in Pompano Beach schlau zu machen. Prompt werde ich auf den “La Costa Beach Club” aufmerksam und lerne, dass eine Übernachtung nur 104 Dollars kosten soll – das hört sich verlockend an.
16.30 Uhr Nachdem ich lesenswerte Berichte auf N-TV überflogen habe, mache ich mich in der Küche nützlich. Um nicht stundenlang am heissen Herd stehen zu müssen, verfrachte ich eine Tiefkühlpizza ins vorgeheizte Backrohr. Dazu gibt es einen gesunden Tomatensalat mit Petersilie aus eigenem Anbau – wie gut das duftet.
17.30 Uhr Zum Abschluss des langen Tages räume ich die Geschirrspülmaschine ein und falle dann aufs Kanapee, um mich dem Fernsehprogramm hinzugeben. Als erstes folge ich den FOX Nachrichten und bringe heraus, dass bereits am Sonntag der 1. Advent gefeiert wird – wie aufregend.

18.45 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, schalte ich auf den Premiumkanal HBO um und erfreue mich an der Komödie “Vacation”. Ich lache sehr und werde Zeuge, wie Herr Griswold seine Familie zu einer 2.000 Meilen langen Autofahrt zum kalifornischen Freizeitpark “Walley World” einlädt – das macht Spass.
21.00 Uhr Als der Abspann über die Mattscheibe flimmert, beende ich den Fernsehabend und rufe Dixon ins Haus. Anschliessend reguliere ich die Klimaanlage und lege mich schlafen. Gute Nacht.