30. August 2017 – Detroit

08.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und kann es kaum noch erwarten, in wenigen Stunden die amerikanische Grenze zu erreichen und Detroit zu sehen. Da wir bereits gestern in Michigan eintreffen wollten, hüpfe ich ruckzuck aus dem weichen Motelbett und verabschiede mich ins Bad. Während Dixon einen Kauknochen verdrückt, dusche ich mich kalt ab und summe die Melodie von der launischen Forelle – was kann es schöneres geben.
08.45 Uhr Kurz vor dem Neunuhrläuten schleppe ich das Reisegepäck zum WINNEBAGO und stelle fest, dass Edelbert auch schon vor Ort ist. Mein Bekannter bringt die Frontscheibe des Wohnmobils auf Hochglanz und plappert, dass er grossen Hunger hat. Ich schlage in die gleiche Kerbe und erinnere, dass ich gestern Abend kurz nach der Autobahnausfahrt ein WENDY’S Werbeschild gesehen habe. Der Professor reibt sich den Bauch und lässt es sich nicht nehmen, die Schlüsselkarten zur Rezeption zu bringen.
09.30 Uhr Nach einer kurzweiligen Reise, parken wir den TRAVATO auf dem Kundenparkplatz des Wendy’s Restaurants und gönnen uns ein reichhaltiges Frühstück. Während Edelbert etliche Honey Biscuits (löblich: Honig Milchsemmeln) verdrückt, labe ich mich an lustigen Mornin’ Melt Paninis (löblich: geschmolzene Morgenpaninis) und gebe vor, dass wir spätestens in zwei Stunden in den Vereinigten Staaten sein werden. Mein Tischnachbar nickt zustimmend und beteuert, dass wir die kommenden Nacht in einem einladenden “La Quinta Inn” vor den Toren Detroits verbringen könnten – das hört sich verlockend an.


Ich greife tief in die Tasche

10.00 Uhr Schlussendlich bezahle ich die Zeche aus der eigenen Tasche und schicke mich an, Hund Dixon über den Parkplatz zu scheuchen. Im Anschluss lasse ich den Automotor aufheulen und presche hupend von dannen. In einer nervenaufreibenden Hochgeschwindigkeitsfahrt gleite ich auf dem Macdonald-Cartier Freeway gen Südwesten und lasse mir den Fahrtwind durchs Haar wehen. Edelbert blättert wissbegierig im Rand McNally Strassenatlas und berichtet, dass der Detroit River die natürliche Grenze zwischen Kanada und dem amerikanischen Bundesstaat Michigan darstellt – wie aufregend.
10.45 Uhr Weil wir am Nachmittag am Detroit River Spazieren gehen und die Wolkenkratzer bestaunen wollen, drücke ich ordentlich auf die Tube und beschleunige den WINNEBAGO auf 120 Stundenkilometer. Zudem setze ich auf einem schnurgeraden Strassenstück zu einem waghalsigen Überholmanövern an und lasse gut ein Dutzend Autos in einer Staubwolke hinter mir. Edelbert blickt skeptisch in den Seitenspiegel und erinnert, dass Geschwindigkeitsübertretungen in Kanada mit horrenden Strafen geahndet werden – das ist mir Wurst.
12.00 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit, nähern wir uns dem “Detroit-Windsor Tunnel” und sehen uns genötigt, die Fahrzeugpapiere sowie unsere Personalausweise vorzuzeigen. Der Grenzbeamte nimmt die Papiere ganz genau in Augenschein und möchte wissen, ob wir Zigaretten und/oder Alkohol mitführen. Natürlich schütteln wir entschieden die Köpfe und versichern, dass wir mit den Zollbestimmungen bestens vertraut sind und keine Schmugglerwaren mitführen. Der Knecht schenkt uns ein Lächeln und wünscht uns eine sichere Weiterfahrt – wie schön.


Der Detroit Windsor Tunnel

12.45 Uhr Nachdem wir den im Jahre 1930 eröffneten Tunnel durchfahren haben, erblicken wir die Himmelslinie (löblich: Skyline) von Detroit und fassen den Entschluss, das neumoderne “GM Renaissance Center” links liegen zu lassen und direkt zum altehrwürdigen “Fisher Building” (löblich: Fischer Gebäude) am Grand Boulevard zu rasen. Währenddessen erzählt Prof. Kuhn, dass das Art-deco Hochhaus von Joseph Nathaniel French konzipiert und im Jahre 1928 eröffnet wurde. Ausserdem lerne ich, dass das Hochhaus dem Reifen- und Fahrwerkshersteller “Fisher” jahrelang als Hauptsitz diente. Edelbert ist bestens informiert und fährt fort, dass die Firma Fisher in den 1940er Jahren 44 Fertigungswerke in Michigan betrieb und zirka 50.000 Mitarbeiter beschäftigte.


Fisher Building – ein Wahrzeiten Detroits

13.30 Uhr Am Ziel angekommen, nehmen wir die wunderschöne Aussenfassade ins Visier und bringen in Erfahrung, dass das “Fisher Building” seit 1989 denkmalgeschützt ist und nun Büros der örtlichen Schulbehörde sowie ein Lichtspielhaus beheimatet – das ist ja allerhand.
14.15 Uhr Da das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, eilen wir ins benachbarte “New Center One” Einkaufszentrum und kehren kurzerhand ins “Ride Bowl” Chinarestaurant ein, um köstliche Curry Shrimps mit Brokkoli und Reis zu fressen – schmeckt gar nicht schlecht.
15.00 Uhr Mit vollen Bäuchen schlendern wir zum Wohnmobil zurück und ringen uns dazu durch, zum Detroit Rivers zurückzufahren. Ich klemme mich spornstreichs hinters Lenkrat und gleite kurzerhand am “Detroit Institute of Arts” vorbei, vor dessen Haupteingang eine Plastik des “Denkers” ausgestellt ist. Edelbert erhebt neuklug den Zeigefinger und sagt, dass die Originalstatue im Besitz des Pariser “Musée Rodin” ist und es sich hierbei nur um einen Bronzeguss handelt – das soll mir auch Recht sein.


Der Denker vor dem Detroiter Kunstmuseum

16.00 Uhr Nachdem wir an der mittlerweile verfallenen “Michigan Central Station” sowie am Heimspielstadion der “Detroit Tigers” – dem “Comercia Park” – vorbei gekrust sind, steuern wir ein “La Quinta Inn” im Vorort Southgate an. Nebenher hält Edelbert interessante Fakten bereit und erzählt, dass Detroit nach dem Kollaps der Autoindustrie in den letzten 50 Jahren über 60% seiner Bewohner verloren hat. Ferner weist mich der schlaue Mann auf die Tatsache hin, dass heutzutage 83% der knapp 700.000 Bürger Afroamerikaner sind – das ist ja allerhand.
17.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf 5 zugeht, fahren wir auf dem “La Quinta Inn” Parkplatz auf und sind froh, unsere heutige Tagesetappe hinter uns gebracht zu haben. Völlig erschöpft tschecken wir in die Herberge ein und sehen uns gezwungen, je 74 Dollars für ein Zimmer im zweiten Obergeschoss bezahlen zu müssen. Der freundliche Rezeptionist überreicht uns die Schlüsselkarten und unterbreitet, dass wir in der direkten Nachbarschaft die “Mallie’s Sports Bar” finden werden – das hört man gerne.


Wir beissen kraftvoll zu

18.00 Uhr Nachdem wir uns frisch gemacht haben, statten wir mit Hund Dixon im Schlepptau der Gaststätte einen Besuch ab. Wir werden vom Wirt herzlich empfangen und nehmen uns das Recht heraus, zum Abendessen vitaminreiche Cheese Burger (löblich: Käseburger) mit Kartoffelstäben und Salat zu bestellen. Dazu trinken wir süffiges Amstel Bier und frönen auf einem der Grossbildleinwände einem Vorbericht zur anstehenden NFL Saison. Der Moderator berichtet über den sogenannten “Kick Off” (löblich: Anstoss) am kommenden Donnerstag und meldet, dass die “Kansas City Chiefs” im Gillette Stadium gegen die “New England Patriots” antreten werden.
19.00 Uhr Ein aufregender Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Nach dem zweiten Pitcher (löblich: Krug) begleichen wir die Zeche in Bar und laufen erheitert zum Motel zurück. Zu guter Letzt wünsche ich Edelbert eine ruhige Nacht und versorge Dixon mit einer stattlichen Portion Trockenfutter.
20.00 Uhr Nachdem ich mir die FOX Nachrichten angesehen habe, entspanne ich mich bei einem Schaumbad und rasiere mir die Bartstoppeln ab. Anschliessend lösche ich das Licht und falle fix und foxi ins Bett. Gute Nacht.

29. August 2017 – Auf dem Macdonald-Cartier Freeway nach Westen

08.00 Uhr Der Radiowecker springt an und ich rolle mich sportlich aus dem Gästebett. Weil wir heute unsere Zelte am Lake Simcoe abbrechen werden, schüttle ich die Bettdecke auf und vergesse auch nicht, meine im Nachttischkasten verstauten Habseligkeiten in den Rollkoffer zu stecken. Anschliessend wasche ich Dixons Trinknapf aus und erkläre dem Vierbeiner, dass wir bald auf grosse Reise gehen und nach Florida krusen werden.


Uns steht eine lange Reise nach Florida bevor

09.00 Uhr Nachdem ich mich frisch gemacht habe, sehe ich nach Edelbert und bemerke, dass der schlaue Mann mittlerweile sein Ränzlein geschnürt und sich zum Haupthaus verabschiedet hat. Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, schnappe ich mir das Reisegepäck und scheuche Dixon nach draussen. Unterdessen blicke ich wehmütig zum Lake Simcoe und komme zu dem Schluss, dass der Aufenthalt sehr erholsam war.
09.30 Uhr Während ich im Kreise meiner Liebsten das Frühstück einnehme, plappert Georg ohne Unterlass und informiert, dass er Morgen nach Toronto zurückfahren wird. Amanda schlägt in die gleiche Kerbe und kündigt an, dass sie den Tag ausnutzen wird, um das Ferienhaus zu putzen. Ich seufze laut und stelle klar, dass uns heute eine 280 Meilen lange Fahrt bevorsteht. Edelbert reibt sich die Hände und merkt an, dass wir am frühen Abend die Grenze überqueren und die Nacht in Detroit, MI verbringen werden. Georg wird sogleich hellhörig und legt uns nahe, in Hamilton eine kurze Pause einzulegen und seine Tochter zu besuchen – das werden wir erst noch sehen.
10.30 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, den lieben Menschen Lebewohl zu sagen. Ich kneife David zum Abschied in die Wange und verspreche, dass wir uns an Weihnachten wiedersehen werden. Der lustige Bube freut sich und erinnert, dass er in 12 Tagen Geburtstag feiert. Ich schenke dem Frechdachs ein Lächeln und wende mich dann Georg, James und Maria zu. Mein Bruder klopft mir auf die Schulter und unterbreitet, dass er alsbald nach Florida ausfliegen wird, um dem regnerischen Herbst zu entkommen – das hört man gerne.


Lebewohl Lake Simcoe

11.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 11 zugeht, können wir endlich losfahren. Während sich Dixon auf einer Liege im hinteren Teil des WINNEBAGOS zur Ruhe bette, presche ich winkend vom Hof und lasse zur Freude meiner Verwandten die Hupe ertönen – was kann es schöneres geben.
12.00 Uhr Nach sechzig Minuten erreichen wir das Stadtgebiet von Toronto und verlassen kurz nach Concord die Autobahn 407. Ruckzuck wechseln wir auf den Macdonald-Cartier Freeway und rasen unaufhaltsam gen Westen davon. Edelbert nippt zufrieden an einer Cola Dose und erzählt, dass die Schnellstrasse in South Glengarry ihren Anfang nimmt und sich auf knapp 900 Kilometern durch das südliche Ontario schlängelt. Ich staune Bauklötze und nehme mir das Recht heraus, am Frequenzrad des Radios zu drehen und nach hörenswerter Musik zu suchen.


Der Macdonald-Cartier Freeway

13.00 Uhr Um dem Vierbeiner eine kleine Freude zu bereiten, verlassen wir die Autobahn und steuern die Kleinstadt Barber’s Beach an. Am Ziel angekommen, parken wir das Wohnmobil vor dem “Old Marina Restaurants” und spazieren zum Puslinch Lake, um kleine Steinchen ins kühle Nass zu werfen. Hund Dixon ist ganz aufgeregt und macht es sich zur Aufgabe, die kreischenden Möwen zu verjagen – das macht Spass.
13.45 Uhr Da das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, kehren wir kurzentschlossen ins “Old Marina” Gasthaus ein und fordern den Kellner auf, zwei Puslinch Burger mit Käse und Speck aufzutischen. Darüber hinaus deute ich in Richtung unseres tierischen Begleiters und gebe zu Protokoll, dass der Rüde auch eine Brotzeit vertragen kann. Der Knecht notiert sich die Angaben und überrascht uns mit stattlichen Portionen – wie schön.
14.30 Uhr Mit vollen Mägen begleichen wir die Zeche und eilen dann geschwind zum TRAVATO. Ich klemme mich nörgelnd hinters Lenkrad und mutmasse, dass wir Detroit heute nicht mehr erreichen werde. Der Professor gibt mir Recht und schlägt vor, dass wir unser Nachtlager auch in Kanada aufschlagen können – wie schade.
15.15 Uhr Um schneller voran zu kommen, trete ich das Gaspedal bis zum Anschlag durch und beschleunige das Wohnmobil auf 100 Stundenkilometer. Während sich mein Begleiter am Beifahrersitz festkrallt, lasse ich meinen Blick über die wunderschöne Landschaft schweifen und kann am Wegesrand sogar ein scheues Reh entdecken – diese Idylle muss man erlebt haben.


Wir preschen an London (ONT) vorbei

16.15 Uhr Nach einer weiteren Stunde auf dem Macdonald-Cartier Freeway passieren wir die 300.000 Einwohner zählende Gemeinde London und registrieren, dass Dixon langsam unruhig wird. Prof. Kuhn blickt skeptisch drein und sagt, dass wir nach einem Motel Ausschau halten sollten. Missmutig verlasse ich die Autobahn und erkenne, dass sich neben der Schnellstrasse etliche Motelbetriebe angesiedelt haben. Wir fackeln nicht lange und fassen den Entschluss, uns ins “Days Inn” an der “White Oaks Mall” (löbliche: Weisse Eichen Einkaufszentrum) einzumieten.
17.00 Uhr Nachdem wir die Schlüsselkarten zu zwei nebeneinanderliegenden Zimmern im ersten Obergeschoss erhalten haben, schleppen wir unser Gepäck nach oben und kommen überein, dass diese Herberge schon viele Jahre auf dem Buckel hat. Trotz alledem lassen wir uns die gute Laune nicht verderben und ringen uns dazu durch, das benachbarte Einkaufszentrum aufzusuchen und dort das Abendessen einzunehmen.
18.00 Uhr Nach einem kleinen Rundgang durch das weitläufige Kaufhaus, kehren wir in ein “Tim Horton” Schnellgasthaus ein und laben uns an reichbelegten Sandwiches (löblich: Wurstbroten). Dazu gibt es gefrorene Limonade (unlöblich: Frozen Lemonade) mit Zitronengeschmack – schmeckt gar nicht schlecht.


Wir beissen kraftvoll zu

19.00 Uhr Endlich bin ich wieder auf meinem Zimmer und kann aus den schweren Kuhjungenstiefeln steigen. Danach fülle ich gesundes Trockenfutter in Dixons Napf und berichte, dass wir Morgen einen aufschlussreichen Stadtspaziergang durch Detroit unternehmen werden. Wie es sich gehört, ziehe ich mich zu guter Letzt in die Nasszelle zurück und lasse die Seele bei einem erfrischenden Vollbad baumeln – das tut gut.
20.00 Uhr Ein langer Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Um endlich zur Ruhe zu kommen, schlüpfe ich in den Schlafanzug und falle dann ins Bett, um noch etwas fern zu sehen. Gute Nacht.

26. und 27. August 2017 – Der dunkle Turm

Hallo Freunde der Nacht,

im Kino sind in den letzten Woche tolle Filme angelaufen.
Unter anderem ermittelt der bayerische Dorfbulle Franz Eberhofer wieder in Niederkaltenkirchen. In der “Griesnockerlaffäre” gerät er diesmal selbst ins Fadenkreuz und wird beschuldigt, seinen Vorgesetzten ermordet zu haben. Ausserdem geht die Neuumsetzung der “Planet der Affen” Filme in seine dritte Runde. Das Science Fiction Abenteuer “Planet der Affen: Survival” erzählt vom Aufstand der Affen, der zu einem brutalen Krieg zwischen den Menschen und den Primaten eskaliert …

Das absolute Kinohighlight des Jahres ist seit dem 10. August in den deutschen Lichtspielhäusern zu sehen. Der dänische Regisseur und Drehbuchautor Nikolaj Arcel (bekannt durch “Verblendung”) hat sich an die epische Stephen King Erzählung “Der dunkle Turm” herangewagt und die Abenteuer des Revolvermanns Roland auf die grosse Kinoleinwand gebracht. Der wortkarge Einzelgänger Roland Deschain lebt in einer Welt, die im Sterben liegt. Um die Welt zu retten, macht er sich auf, das Kraftzentrum aller Welten – den sogenannten dunklen Turm – zu erreichen …

Der erste Roman von Stephen Kings düsterer Fantasy Serie erschien erstmals 1982 in Buchform. Bis heute kamen weitere sieben Fortsetzungsromane in den Handel. Da der Film nur 100 Minuten läuft, kann man davon ausgehen, dass SONY PICTURES in den kommenden Jahre etliche Filme nachschieben wird. Ich bin jedenfalls sehr gespannt und werde mir den “Dunklen Turm” heute im Kino anschauen.


Stephen King – Schwarz – Der Dunkle Turm

Okidoki, nun möchte ich euch allen ein schönes Wochenende mit viel Sonne wünschen. Ich muss jetzt mit Reinhard skypen und mich über seine Heimreise schlau machen. Schliesslich wird er Übermorgen dem Lake Simcoe Lebewohl sagen und zurück nach Florida fahren 🙂
Sandra

9. August 2017 – Ein Ausflug nach Georgina

08.00 Uhr Ein neuer Morgen am Lake Simcoe bricht an und ich fühle mich blendend. Während aus dem Radiowecker ein schönes Lied der Sängerin Sara Evans dröhnt, stehe ich auf und stosse die Gästezimmertüre auf. Zu meiner Freude treffe ich Edelbert im Gang an und bringe heraus, dass er bereits geduscht und sich in Schale geworfen hat. Ferner vernehme ich, dass Hund Dixon zum See gelaufen ist, um etwas zu baden. Ich nicke eifrig und ziehe mich gähnend ins Bad zurück, um mich kalt abzuduschen – das tut gut.


Der Lake Simcoe

09.00 Uhr Sechzig Minuten später statte ich meinen Verwandten im Haupthaus einen Besuch ab und höre, dass die lieben Leute den Tag im “The ROC” verbringen möchten. Als ich genauer nachfrage, erzählt mein Bruder, dass die Freizeitanlage in der Kleinstadt Georgina seinen Besuchern einen 12 Meter hohen Kletterturm bietet. David schlägt in die gleiche Kerbe und sagt, dass man dort auch Minigolf spielen kann.
09.30 Uhr Als ich kraftvoll in ein Honigbrot beisse und meine ausgetrocknete Kehle mit brühfrischen Bohnenkaffee spüle, überreicht mir Maria eine Hochglanzbroschüre aus dem hiesigen Tourismusbüro und beteuert, dass sie selbstverständlich nicht auf den Kletterturm steigen, sondern in Georgina etwas abschoppen wird. Da ich keine grosse Lust habe, alleine im Ferienhaus zu bleiben, ringe ich mich dazu durch, Maria kurzerhand zu begleiten. Auch Edelbert folgt meinem Beispiel und meint, dass er Zigaretten besorgen muss – wie unlöblich.


Bitte nicht qualmen

10.15 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten finden wir uns am JEEP meines Bruders ein und bemerken, dass wir im Geländewagen kaum Platz finden. Georg zuckt mit den Schultern und legt mir nahe, mit Edelbert und Maria im Winnebago zu reisen. Ich stimme zu und helfe meiner Schwägerin ins Wohnmobil. Danach scheuche Ich Dixon in den hinteren Teil des TRAVATOS und mache es mir zur Aufgabe, den PS-strotzenden Motor aufheulen zu lassen.
10.45 Uhr Während Georg mit den jungen Leute im JEEP vorausfährt, gleite ich am Seeufer entlang und erfahre von Maria, dass der weltbekannte Schauspieler Jim Carrey viele Jahre in Georgina gelebt hat – das ist mir Wurst.
11.30 Uhr Wenig später trudelt auf Marias I-Telefon (unlöblich: iPhone) eine Kurzdepesche ein und die Perle meldet, dass ihr Ehemann just im Moment am “The ROC” angekommen ist. Ich setze fachmännisch den Blinker und entgegne, dass auch wir unser Ziel in wenigen Augenblicken erreichen werden – wie aufregend.
12.15 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit parken wir das Wohnmobil vor der “Sutton High School” und stellen fest, dass Georgina eine einladende Gemeinde ist. Ich nehme den Vierbeiner an die Leine und schlendere an der Seite meiner Schwägerin und dem Professor an liebevoll restaurierten Einfamilienhäusern vorbei. Natürlich kommt Dixon aus dem Schnüffeln gar nicht mehr heraus und stöbert im Dickicht sogar einen lustigen Igel auf – das macht Spass.

13.00 Uhr Nach einem Spaziergang durch den beschaulichen Stadtkern finden wir uns alsbald im “Giant Tiger” Kaufhaus wieder. Wir streben erheitert durch den Laden und freuen uns, nicht nur Anziehsachen und Zeitschriften sondern auch Lebensmittel sowie Autozubehörteile vorzufinden. Während Edelbert die feilgebotenen Hochglanzmagazine in Augenschein nimmt, wende ich mich den T Hemden zu und stosse auf ein preiswertes Hemd mit LAKE SIMCOE Aufdruck – wie schön.
13.45 Uhr Nachdem sich etliche Waren im Einkaufswagen angehäuft haben, begeben wir uns zur Kasse und begleichen die Rechnung mit Marias Kreditkarte. Im Anschluss vertreten wir uns auf der Hauptstrasse die Beine und kehren kurzerhand ins “Burger Bandit” Gasthaus ein. Um nicht Hunger leiden zu müssen, winken wir einer Kellnerin zu und ordern saftige Baconburger (löblich: Schinkenburger) mit Kartoffelspalten und Krautsalat.


Wir beissen kraftvoll zu

14.30 Uhr Nach der feinen Mahlzeit lotst uns Maria zu “Steve’s No Frills” und informiert, dass wir in diesem Lebensmittelgeschäft frisches Obst und Gemüse besorgen müssen. Ich schüttle entschieden den Kopf und gebe zu Protokoll, dass ich währenddessen mit Edelbert im benachbarten “Beer Store” (löblich: Bier Geschäft) nach dem Rechten sehen werde. Bevor meine Schwägerin Widerworte findet, eile ich von dannen, um gesundes Labatt Blau Bier sowie zwei Flaschen “Canadian Club” Whiskey einzukaufen.
15.15 Uhr Tütenbepackt laufen wir zum Wohnmobil zurück und plaudern über dies und das. Edelbert ist von Georgina sichtlich angetan und zögert nicht, am laufenden Band Photos zu knipsen – da kommt Freude auf.
15.45 Uhr Just als wir die Besorgungen in den Winnebago verladen, schrillt Marias Telefon. Die kleine Frau nimmt das Gespräch freudig an und verdeutlicht, dass ihr Ehemann und die Kinder nun nach Lake Gilford zurückfahren werden. Ich reibe mir die Hände und klemme mich augenblicklich hinters Lenkrad, um mit quietschenden Pneus davon zu rasen. Während der kurzweiligen Reise frönen wir dem Radioprogramm von KICX COUNTRY 106 und haben das Vergnügen, ein neues Lied aus Joe Nichols Feder zu hören.
16.45 Uhr Nach 50 zurückgelegten Kilometern kommen wir vor dem Ferienhaus zum halten und begrüssen Georg, David, James und Amanda herzlich. Selbstverständlich plappert mein Grossneffe ohne Unterlass und setzt uns darüber in Kenntnis, dass es eine Gaudi war, sich mit seinem Vater im Minigolf zu messen – das hört man gerne.
17.30 Uhr Weil das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, finden wir uns zeitnah am Esstisch ein und laben uns an vitaminreichen Sandwiches (löblich: Wurstbroten). Nebenbei planen wir die anstehenden Tage und kommen überein, dass wir Morgen nach Gilford fahren und Brennholz für den Winter besorgen sollten – wie unlöblich.
18.15 Uhr Mit vollem Magen gehe ich den Frauen bei der Hausarbeit zur Hand und merke an, dass ich ganz erschöpft bin und bald zu Bett gehen werde. Maria gähnt ebenfalls ausgiebig und sagt, dass der Tag ganz schön anstrengend war – das kann man laut sagen.
19.00 Uhr Schlussendlich mache ich es mir in der guten Stube bequem und schaue mir an Georgs und Edelberts Seite die Nachrichten an. Unter anderem lernen wir, dass sich heute der Atombombenabwurf auf die japanische Hafenstadt Nagasaki zum 72 mal jährt – wie schrecklich.

19.30 Uhr Zur besten Sendezeit gesellen sich Maria und Amanda zu uns und wir lassen den lauen Sommerabend bei der seichten Sitzkomödie (unlöblich: Sitcom) “Modern Family” ausklingen. Da mir langsam die Augen zufallen, stelle ich das Bierglas beiseite und ziehe mich ins Nebenhaus zurück. Gute Nacht.

21. Juli 2017 – Von Lighthouse Point zum Kennedy Space Center

08.00 Uhr Ein neuer Morgen bricht an und ich habe mit Rückenschmerzen zu kämpfen. Als ich mir den Schlaf aus den Augen wische und zum Fenster schiele, stelle ich erschrocken fest, dass ich während der Nacht gar nicht in meinem Bett geschlafen habe. Erst nach wenigen Augenblicken wird mir klar, dass ich mich auf der Flucht befinde und in der 10.000 Einwohner zählenden Gemeinde Lighthouse Point, FL übernachtet habe – wie schön.
08.30 Uhr Nachdem ich vor dem Motelzimmer Purzelbäume geschlagen und skeptische Blicke einiger Gäste auf mich gezogen habe, poche ich an Edelberts Räumlichkeit und bringe heraus, dass mein Bekannter wie ein Kleinkind geschlafen hat. Ich reibe mir die Hände und lasse den Professor wissen, dass mein knurrender Magen nach einem Frühstück verlangt. Der gute Mann schlägt in die gleiche Kerbe und verspricht, dass er in einer Stunde abfahrbereit sein wird – das hört man gerne.
08.45 Uhr Um die Wartezeit sinnvoll zu überbrücken, kehre ich ins Motelzimmer zurück und fülle Dixons Napf mit ROYAL CANIN Trockenfutter auf. Danach verschwinde ich im Badezimmer und dusche mich kalt ab – das tut gut.
09.30 Uhr Wenig später räume ich das Gepäck in den Travato und nehme mir das Recht heraus, mit der praktischen Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) im Internet zu recherchieren. Dank der GOOGLE MAP (löblich: Landkarte) Weichware finde ich im Handumdrehen ein nettes Gasthaus in der Nachbarschaft – wie schön.
09.45 Uhr Endlich hievt auch der Professor seinen Koffer ins Wohnmobil und schlägt vor, dass wir der Küste einige Meilen nach Norden folgen könnten. Ich schüttle den Kopf und gebe zu Protokoll, dass ich in “Michael’s Family Restaurant” einkehren möchte. Edelbert zuckt mit den Schultern und macht es sich auf dem Beifahrersitz bequem.
10.15 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten finden wir uns in einem gutbesuchten Familiengasthaus wieder und werden von einer freundlichen Kellnerin herzlich begrüsst. Das Mädchen (22) führt uns an einen Tisch mit Ausblick auf die benachbarte Autowerkstatt und versorgt uns mit wässrigem Kaffee. Wir fackeln nicht lange und bitten den Trampel, zwei grosse Frühstücke zu servieren. Darüber hinaus planen wir die heutige Etappe und verabreden, dass wir während des Nachmittages Boca Raton hinter uns bringen und unser Nachtlager bei Titusville im Brevard County aufschlagen sollten – das soll mir Recht sein.


Edelbert brüht Kaffee auf / Bild: Nevit Dilmen / CC BY-SA 3.0

11.00 Uhr Gestärkt verlassen wir die Wirtschaft und schicken uns an, Dixon in den WINNEBAGO zu helfen und der Florida Staatsstrasse A1A gen Norden zu folgen. Während ich das Wohnmobil auf 35 Meilen pro Stunde beschleunige, macht sich mein Begleiter an der Küchenzeile zu schaffen und brüht Kaffee auf. Nebenher nölt der gute Mann in einer Tour und beteuert, dass die braune Brühe in “Michael’s Restaurant” ungeniessbar war.
12.00 Uhr Zur Mittagszeit passieren wir die Stadt Jupiter und lesen auf einer Informationstafel, dass in dieser Gemeinde eine sogenannte LORAN Sendeanstalt beheimatet ist. Edelbert ist bestens informiert und behauptet, dass viele solcher Anlagen entlang der Küste zu finden sind. Zudem lerne ich, dass die Loran-C Signale zur Navigation auf hoher See zum Einsatz kommen – wie interessant.
12.45 Uhr Just als ich kraftvoll in einen Schokoladenriegel beisse und meine Kehle mit einer Mountain Dew Limonade öle, bimmelt die Schwarzbeere besonders laut. Zu meiner Freude meldet sich Georg in der Leitung und erkundigt sich, wann wir in Kanada eintreffen werden. Ich zucke mit den Schultern und entgegne, dass wir alle Zeit der Welt haben und nichts überstürzen werden. Mein Bruder lässt jedoch nicht locker und setzt mich darüber in Kenntnis, dass am kommenden Mittwoch am Lake Simcoe ein grosses Feuerwerk stattfinden wird – jaja.


Der Lake Simcoe wartet schon auf uns

13.45 Uhr Um etwas Abwechslung zu bekommen, überqueren wir den Indian River und entschliessen uns, auf der vorgelagerten Insel an den Gemeinden Vero Beach und Wabasso vorbeizuziehen. Edelbert knipst unzählige Photos und meint, dass viele Bürger von Wabasso mit Krabbenfang ihren Lebensunterhalt bestreiten – wie lächerlich.
14.45 Uhr Um den Vierbeiner eine kleine Freude zu bereiten, machen wir in Satellite Beach eine kurze Rast. Mit quietschenden Bremsen kommen wir vor der einladenden “Pappagallo’s Pizzeria” zum stehen und ermöglichen Dixon etwas Auslauf. Der Rüde flitzt wie von Sinnen zum Strand und zögert nicht, sein Beinchen an einer hochgewachsenen Palme zu heben. Währenddessen lassen wir uns auf einer Bank nieder und löschen unseren Durst mit süffigem Rootbeer (löblich: Wurzelbier). Edelbert nippt zufrieden am Kaltgetränk und wirft ein, dass es immer wieder grossen Spass bereitet, durch Amerika zu rasen – das kann man laut sagen.
15.30 Uhr Da das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, schlendern wir plaudernd in das Italiengasthaus und stärken uns mit vitaminreichen Salamipizzas. Ferner schmieden wir Pläne fürs Wochenende und kommen überein, dass wir Morgen bis nach Savannah krusen und dort den Sonntag verbringen sollten – wie aufregend.


Wir geben ein kleines Trinkgeld

16.15 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, die Rechnung zu begleichen und weiterzufahren. Wir bescheren dem Wirt ein kleines Trinkgeld und ziehen es vor, die letzten 45 Meilen unserer Tagesreise ruck zuck hinter uns zu bringen. Um für gute Stimmung zu sorgen, verfrachte ich eine Kompaktscheibe mit George Straits grössten Erfolgen in die Musikanlage und trete das Gaspedal bis zum Anschlag durch.
17.15 Uhr Nach knapp 200 Meilen erreichen wir unser Ziel und haben das Vergnügen, unweit des “Kennedy Space Centers” in ein preiswertes “Budget Motel” einzutschecken. Die zuvorkommende Empfangsdame weist uns zwei Zimmer mit Blick auf den Indian River zu und legt uns nahe, am morgigen Tag das “Kennedy Weltraumzentrum” zu besuchen – das werden wir erst noch sehen.


Wir übernachten am Kennedy Space Center

18.00 Uhr Nachdem wir unser Gepäck auf die Zimmer gebracht haben, vertreten wir uns die Beine und spazieren zum Rathaus. Ausserdem flanieren wir an der örtlichen Playadlinda Brauerei vorbei und fassen den Entschluss, in die hauseigene Trinkhalle einzukehren und das selbstgebraute Bier zu kosten. Dazu gibt es köstliche Cheeseburger (löblich: Käseburger) mit gekringelten Kartoffelstäben und Salat – man gönnt sich ja sonst nichts.
20.00 Uhr Zwei Stunden später finden wir uns erheitert im Motel ein. Ich wünsche Edelbert eine ruhige Nacht und beschliesse den langen Tag mit einer kalten Dusche. Danach breite ich Dixons Decke auf dem Boden aus und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.