23. Oktober 2017 – Bald ist Allerheiligen

08.00 Uhr Die 43. Woche bricht an und ich erinnere mich, dass in der kommenden Woche Allerheiligen gefeiert wird. Ich seufze laut und nehme mir das Recht heraus, zum Telefon zu greifen und bei meiner Mieterin anzurufen. Als sich das Kind nach dem dritten Tuten meldet, gebe ich ihr zu verstehen, dass es im Laufe der Woche zum Friedhof krusen und das Grab meiner Eltern auf Vordermann bringen muss. Ferner gebe ich zu Protokoll, dass es sich anbieten würde, farbenfrohe Chrysanthemen und Hornfeilchen zu pflanzen. Anstatt sich Notizen zu machen, nölt Sandra plötzlich los und meint, dass sie ganz bestimmt nicht der Depp vom Dienst ist. Darüber hinaus legt mir die Maid nahe, bei der Gärtnerei Mooser anzurufen – gleich platzt mir der Kragen.


Bald ist Allerheiligen

08.30 Uhr Nachdem ich den Frühsport absolviert habe, kehre ich in die klimatisierte Stube zurück und mache es mir zur Aufgabe, im Internetz nach der Telefonnummer der Gärtnerei zu suchen. Alsbald werde ich fündig und rufe erneut in der alten Heimat an. Prompt habe ich den Geschäftsinhaber am Rohr und lasse ihn wissen, dass es mir leider nicht möglich ist, das Familiengrab zu pflegen. Der Heini nimmt sich meinen Problemen an und verspricht, für 300 Euros eine neue Bepflanzung anzulegen – dieses Angebot kann ich unmöglich ausschlagen.
09.00 Uhr Schlussendlich überweise ich den Obolus auf Herrn Moosers Konto und ziehe mich in die Nasszelle zurück. Während ich mich ordentlich wasche und rasiere, fällt mir ein, dass in der nächsten Woche auch das unlöbliche Halloweenfest ansteht – das kann ja heiter werden.
10.00 Uhr Nachdenklich steige ich aus der Wanne und bin überrascht, Frau Pontecorvo vor meinem Zuhause anzutreffen. Meine Nachbarin präsentiert sich in einem schicken Kleid und plappert, dass das “Village on Venetian Bay” Einkaufszentrum derzeit mit sagenhaften Rabatten lockt. Die Frau reibt sich die Hände und sagt, dass sie sich nicht lumpen lassen und neue Schuhe kaufen wird. Weil ich nichts besseres zu tun habe, fasse ich den Entschluss, kurzerhand mitzukommen.
10.30 Uhr Nach einem kleinen Frühstück lotse ich meine Nachbarin und Hund Dixon zum Chevrolet und merke an, dass wir nach dem Schoppingvergnügen in der “Bayside” Wirtschaft zu Mittag essen könnten – wie aufregend.


Mein lustiges Haustier

11.15 Uhr Beschwingt durch stimmungsvolle Clint Black Musik erreichen wir unser Ziel und parken das Auto auf dem Kundenparkplatz. Danach schlendern wir mit dem Vierbeiner im Schlepptau an den Geschäften vorbei und suchen als erstes “Pratt’s Shoe Salon” auf, um modische Strand- sowie Stöckelschuhe in Augenschein zu nehmen. Ferner nimmt meine Begleiterin auch die feilgebotenen Umhängetaschen ins Visier und beteuert, dass es ein Traum wäre, eine “Dooney & Bourke” Tasche zu besitzen. Ich spähe spornstreichs auf das Preisetikett und lese, dass das gute Stück knapp 700 Dollars kosten soll – gleich platzt mir der Kragen.
12.00 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit finden wir uns im gutbesuchten “Bayside” Restaurant wieder und ordern bei einem hochnäsigen Kellner gesunde Porterhouse Steaks mit Folienkartoffeln und Saisongemüse. Während ich kraftvoll zubeisse, berichte ich vom anstehenden Besuch meiner Familie und erwähne, dass auch mein Grosscousin Robert im November nach Florida kommen wird – das wird eine Gaudi.
13.00 Uhr Nach der Jause spazieren wir weiter durch das Kaufhaus und bemerken, dass von sensationellen Rabatten kaum die Rede sein kann. Trotz alledem streben wir als nächstes in “Sperrys Boutique” und geben uns der aktuellen Herbstmode hin. Frau Pontecorvo bekommt prompt grosse Augen und probiert ein Paar “Cole Haan” Stöckelschuhe an. Obgleich ich der Perle rate, zu flachen Turnschuhen zu greifen, lässt sie sich nicht beirren und flitzt mit gezückter Meisterkarte (unlöblich: Master Card) zur Kasse – wo soll das noch hinführen.


Ich sage nein zu Bezahlkarten

14.00 Uhr Eine Stunde später kehren wir zum Parkplatz zurück und helfen Dixon auf die Ladefläche des SUVs. Während der Heimreise lauschen wir dem Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und kommen überein, dass wir Morgen gemeinsam frühstücken sollten.
14.45 Uhr Nachdem ich meine Nachbarin per Handkuss verabschiedet habe, stosse ich die Haustüre auf und falle erschöpft aufs Kanapee. Der Rüde macht es sich währenddessen neben der Klimaanlage bequem und quietscht ausgelassen mit einem Spielzeug – gleich platzt mir der Kragen.
15.45 Uhr Ich erwache ausgeruht und werde beim Blick aus dem Fenster auf die vorlauten Nachbarskinder Emily und Francis aufmerksam. Natürlich beobachte ich die Dreikäsehochs argwöhnisch und sehe, wie sie dem künstlich angelegten Teich zu nahe kommen. Um schlimmeres Unheil abzuwenden, laufe ich geschwind nach draussen und erinnere, dass im Tümpel die handzahme Echse Billy lebt. Francis legt den Zeigefinger an die Unterlippe und zieht es vor, mit seiner Schwester ins Nachbarhaus zurückzukehren.
16.15 Uhr Erleichtert rufe ich nach Dixon und breche zu einem Spaziergang durch das Wohngebiet auf. Unter anderem passiere ich auch das Zuhause der ehemaligen Olympiateilnehmerin Frau Crane und stelle wohlwollend fest, dass die netten Leute ihre Fassade neu gestrichen haben – wie schön.


Mein Zuhause unter Palmen

17.00 Uhr Zurück in der kleinen Villa, mache ich mich in der Küche nützlich und schwenke köstliches Grillfleisch in einer Pfanne. Ausserdem backe ich Kartoffelspalten im Ofen auf und vergesse auch nicht, Dixons Napf mit gesundem Trockenfutter und etwas Schinken aufzufüllen.
18.00 Uhr Nachdem ich mir den Mund an einer Serviette abgewischt habe, lege ich im Wohnzimmer die Beine hoch. Wie es sich gehört, folge ich den FOX Nachrichten und mache mich über die Geschehnisse in der Welt schlau.
19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit wechsle ich auf NETFLIX und erfreue mich am Serienspiel “Stranger Things” (löblich: Seltsame Dinge). Währenddessen erfahre ich, dass in der kommenden Woche die zweite Staffel dieses Fernseherfolgs ausgestrahlt werden wird – das wird spannend.
21.00 Uhr Nach zwei Episoden schalte ich den neumodernen Farbfernseher ab und ziehe mich gähnend ins Schlafzimmer zurück. Gute Nacht.

21. und 22. Oktober 2017 – Zurück in Deutschland

Hallo Leute,

Deutschland hat mich seit Donnerstag wieder 🙁
Derzeit ist es richtig warm, aber ab der kommenden Woche soll der nasskalte Herbst Einzug halten. Ausserdem musste ich gestern schon wieder im Kreisverwaltungsreferat antanzen und mich in die Arbeit stürzen. Mein Florida Urlaub war definitiv viel zu kurz. Im nächsten Jahr werde ich etwas länger bleiben und mir für mindestens vier Wochen die Sonne auf den Kopf scheinen lassen.


In Naples war es sehr schön

Bärbel hat mich am Donnerstag vom Flughafen abgeholt und sicher nach Hause gebracht. Zurück in der Villa, ist mir dann aufgefallen, dass die Dachrinne am hinteren Teil des Hauses durchgerostet ist. Natürlich muss der Schaden so schnell wie möglich behoben werden. Ich habe gleich mit Schwarzarbeiter Darius telefoniert und für die kommenden Woche einen Termin vereinbart. Der Pole muss ein Gerüst aufstellen, einen Teil der Rinne ersetzen und den abgeblätterten Putz verspachteln. Der ganze Spass wird mir – bzw. meinem Vermieter – mindestens 300 € kosten.

Übrigens freue ich mich tierisch auf das kommende Wochenende. Die Spider Murphy Gang feiert 2017 ihr 40jähriges Bestehen und wird am 28. und 29. Oktober 2017 in der Olympiahalle auftreten. Ich habe mich bereits im Februar mit Tickets eingedeckt und werde die Münchner Rock’n Roll Band an beiden Abenden bejubeln 🙂

Okay, jetzt werde ich Fussball gucken und mir ein Bier gönnen. Ich wünsche euch ein tolles Wochenende.

Eure Sandra

19. Oktober 2017 – Sandra ist weg – wie schön

08.00 Uhr Ich stehe erleichtert auf und gebe Dixon zu verstehen, dass wir nun endlich wieder eine ruhigere Kugel schieben können. Ferner verweise ich auf meine Mieterin und gebe bekannt, dass das unterbelichtete Kind längst in München gelandet ist und bereits morgen wieder im Kreisverwaltungsreferat schuften muss – da kommt Freude auf.
08.30 Uhr Nachdem ich den Frühsport auf der Terrasse absolviert habe, nehme ich den Wandkalender in Augenschein und lerne, dass in fünf Tagen der “United Nations Day” (löblich: Tag der Vereinten Nationen) gefeiert wird. Ich winke demonstrativ ab und komme schnell zu dem Schluss, dass mich dieser von den Vereinten Nationen im Jahre 1971 ausgerufene Aktionstag nicht die Bohne interessiert. Ruckzuck reguliere ich die Klimaanlage und verabschiede mich in die Nasszelle, um die Seele bei einem Wirbelbad baumeln zu lassen.


In der kommenden Woche wird der United Nations Day gefeiert

09.00 Uhr Während das Wasser blubbert telefoniere ich mit Edelbert und bringe für halb 11 ein gemeinsames Frühstück zur Sprache. Der schlaue Mann ist hellauf begeistert und meint, dass wir uns in “Julies Restaurant” treffen sollten – dagegen ist nichts einzuwenden.
10.00 Uhr Wenig später scheuche ich den Rüden zum Auto und presche hupend aus dem beschaulichen Wohngebiet. Ich beschleunige den PS-strotzenden SUV auf 35 Meilen pro Stunde und fröne stimmungsvollen Dolly Parton Klängen – was kann es schöneres geben.
10.30 Uhr Pünktlich auf die Minute treffe ich den Professor in der klimatisierten Gaststätte an und ordere ein grosses Frühstück (unlöblich: Big Breakfast) mit englischen Bohnen, Rühreiern, Speck und Kartoffelspalten. Dazu gibt es echten Bohnenkaffee sowie vitaminreichen O-Saft. Als ich kraftvoll zubeisse, löchert mich Edelbert mit Fragen und möchte wissen, ob ich Sandra vermisse. Ich klopfe mir schmunzelnd auf die Schenkel und erwidere, dass es kein Vergnügen war, die vorlaute Maid für zwei lange Wochen in der kleinen Villa zu beherbergen. Edelbert nickt verständnisvoll und wirft ein, dass die junge Generation ganz anders tickt – das kann man laut sagen.
11.15 Uhr Im Anschluss unternehmen wir mit Dixon einen Spaziergang entlang der Immokalee Road. Wir plaudern über dies und das und werden plötzlich von zwei Rollbrettfahrern attackiert. Selbstverständlich schreie ich laut auf und fordere die Jungspunde auf, mit ihren Holzbrettern auf der Strasse zu fahren – wo kommen wir denn da hin.
12.15 Uhr Zurück am Auto, reiche ich Edelbert die Hand und wünsche ihm einen angenehmen und ruhigen Nachmittag. Mein Bekannter schnalzt mit der Zunge und kündigt an, dass er nun zum Frisör gehen und sich das Haupthaar aufsteilen lassen wird – das soll mir auch Recht sein.
13.00 Uhr Ich komme mit quietschenden Bremsen vor meinem Eigenheim zum stehen und sehe mich mit Frau Pontecorvo konfrontiert. Meine Nachbarin winkt mir aufgeregt zu und berichtet, dass ihr Fernseher defekt ist. Weil ich mich mit technischen Geräten bestens auskenne, folge ich der kleinen Frau ins Wohnzimmer und registriere, dass lediglich die Batterien der neumodernen Fernbedienung ausgewechselt werden müssen. Frau Pontecorvo gibt sich erleichtert und überreicht mir spornstreichs zwei Akkumulatoren aus dem Hause “Energizer”.


Hund Dixon bellt unentwegt

13.45 Uhr Nachdem ich mein Werk vollbracht habe, kehre ich nach Hause zurück und falle gähnend aufs Kanapee. Während ich die Augen schliesse, vergnügt sich Dixon mit Nachbarshund Joey im Garten und zögert nicht, permanent zu bellen – gleich platzt mir der Kragen.
14.45 Uhr Ich erwache ausgeruht und setze mich mit einer Tasse Kaffee an den Schreibtisch, um mit der Anschnurseelsorge zu beginnen. Ich schufte hart und schrecke nicht davor zurück, die Erziehungsberechtigten vor gefährlichen Handtelefonen zu warnen. Immerhin ist es längst kein Geheimnis mehr, dass schnurlose Telefone elektromagnetische Strahlungen zur Übertragung von Sprachnachrichten und Daten nutzen – wie schrecklich.
15.30 Uhr Zu guter Letzt schalte ich die neuesten Einträge im Gästebuch frei und vergesse auch nicht, den Warenbestand im Andenkenladen zu überprüfen.
16.00 Uhr Nachdem alles abgearbeitet ist, trinke ich auf der Terrasse ein Budweiser. Nebenher tratsche ich mit Herrn Booth und höre, dass er in der kommenden Woche den Rasen mähen wird. Ich reibe mir die Hände und bitte den Deppen, auch meine Wiese auf das rechte Mass zu bringen – immerhin kann ich mich nicht um alles kümmern.
17.00 Uhr Da mein Magen eigenartige Knurrlaute von sich gibt, schlendere ich ins Haus zurück und kümmere mich um ein gesundes Abendessen. Unter den fordernden Blicken des Haustieres, schwenke ich etwas Butterschmalz in einer Pfanne und brate ein Minutenschnitzel heraus. Dazu gibt es grüne Bohnen, lustigen Mais sowie im Ofen aufgebackene Kartoffelstäbe – wie gut das duftet.

18.00 Uhr Nach dem Nachtmahl lege ich im Wohnzimmer die Beine hoch und folge den Nachrichten auf FOX. Da ausnahmsweise keine brechenden Neuigkeiten (unlöblich: Breaking News) vorliegen, schalte ich zeitnah auf HBO um, wo just im Augenblick der preisgekrönte Kriminalfilm “Don’t Hang Up” anläuft. Ich lehne mich bierschlürfend zurück und tauche in das Leben zweier Halbstarker ein, die aus lauter Langeweile anonyme Anrufe tätigen und unbescholtene Menschen belästigen – wo soll das noch hinführen.
21.00 Uhr Ein nervenaufreibender Tag neigt sich langsam seinem Ende zu und ich begleite Dixon noch einmal in den Garten. Nachdem der Rüde sein Beinchen gehoben hat, lösche ich sämtliche Lichter und lege mich schlafen. Gute Nacht.

17. Oktober 2017 – Shania Twain

08.00 Uhr Ich hüpfe aus dem Bett und kann es kaum noch erwarten, Sandra am Mittwoch zu verabschieden. Weil ich längst nicht zum alten Eisen zähle, flitze ich wie der Wind an die frische Luft und lockere meine Glieder. Just als ich auf und ab hüpfe, gesellt sich Fräulein Corte an meine Seite und gibt sich deprimiert. Das Mädchen kommt auf Morgen zu sprechen und erläutert, dass sie sich für den wunderschönen Aufenthalt erkenntlich zeigen und mich zum Mittagessen ausführen möchte. Ich nicke eifrig und rege ausserdem für den heutigen Abend eine kleine Grillfeier an. Leider erteilt mir Sandra eine Absage und sagt, dass sie sich um 19 Uhr mit Carol Wang und John Avanzatti in einer zwielichtigen Strandbar treffen wird – wie unlöblich.
08.30 Uhr Keuchend ziehe ich mich in die Nasszelle zurück und nehme mir das Recht heraus, mich bei einem Wirbelbad zu entspannen. Darüber hinaus telefoniere ich mit Edelbert und erwähne, dass wir Sandra Morgen zum “Southwest Fort Myers International Airport” (löblich: Südwest Fort Myers Weltweiter Flughafen) kutschieren müssen. Der Professor ist begeistert und schlägt vor, dass wir bereits heute den Wocheneinkauf erledigen sollten. Ich schlage in die gleiche Kerbe und stelle klar dass ich gegen halb 11 im PUBLIX sein werde.


Shania Twain – Now

09.30 Uhr Nach dem Badespass setze ich mich zu Sandra an den Frühstückstisch und labe mich an gesunden Schinkenbroten. Nebenher tratsche ich mit dem Kind und informiere, dass ich im Supermarkt nach der neuen Shania Twain Kompaktscheibe “Now” (löblich: Jetzt) Ausschau halten werde. In diesem Zusammenhang verweise ich auf die 1990er Jahre und rechne vor, dass die kanadische Sängerin zwischen 1993 und 1997 weit über 60.000.000 Tonträger veräussern konnte – wie aufregend.

10.00 Uhr Redlichst gestärkt verfrachte ich die schmutzigen Teller in die Geschirrspülmaschine und bitte Sandra, während meiner Abwesenheit die Hausarbeit zu erledigen. Anstatt zum Topfschwamm zu greifen, pfeift die Maid laut und wirft ein, dass sie nun an den Strand krusen wird – das ist wieder typisch.
10.30 Uhr Pünktlich treffe ich am Supermarkt ein und schüttle Edelberts Hand. Während der Rüde brav im PS-strotzenden SUV wartet, folge ich meinem Bekannten in den Flachbau und schoppe ordentlich ab. Neben Waren des täglichen Bedarfs, verlade ich auch einen grossen Kübel Vanilleeis in den Einkaufswagen und vergesse auch nicht, vier Dosen Sprühsahne dazuzulegen. Der Professor folgt meinem Beispiel und meint, dass es nichts schöneres geben kann, als Abends vor dem Fernseher eine Portion Eis zu verdrücken – wie wahr.
11.15 Uhr Schlussendlich landen wir mit unserem vollbeladenen Wagen an Kasse Nummer 7 und sehen uns genötigt, weit über 100 Dollars ausgeben zu müssen. Ich lege meine Stirn in Falten und bemerke, dass der französische Schaumwein schon wieder teurer geworden ist. Edelbert rauft sich die Haare und unterbreitet, dass Rentner in der heutigen Zeit wirklich nichts mehr zu lachen haben – das kann man laut sagen.


Wir beissen kraftvoll zu

12.00 Uhr Weil das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, schlendern wir mit Dixon im Schlepptau zur benachbarten “Burger King” Gaststätte, um vitaminreiche Cheeseburger mit Kartoffelstäben zu fressen. Während ich kraftvoll zubeisse, erzähle ich meinem Tischnachbarn, dass die neuerschienene Shania Twain Musikscheibe im PUBLIX ausverkauft war. Der schlaue Mann blickt skeptisch drein und rät, die Kompositionen der mittlerweile 52jährigen auf AMAZON herunterzuladen – das ist gar keine schlechte Idee.
13.00 Uhr Nach dem Schmaus verabschiede ich mich winkend und rase ruckzuck in Richtung Willoughby Drive davon. Unterdessen fröne ich dem Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und habe sogar das grosse Glück, ein prima Lied aus Shania Twains Feder zu hören.
13.45 Uhr Zuhause angekommen, klatsche ich in die Hände und räume die Einkäufe in den Eiskasten. Im Anschluss gönne ich mir ein Budweiser und zögere nicht, am Heimrechner Platz zu nehmen und auf das reichhaltige Amazon Musikangebot zurückzugreifen. Im Windeseile lade ich sämtliche Lieder der aktuellen Shania Twain Scheibe auf meine Festplatte und komme alsbald zu dem Schluss, dass die Perle mit ihrem neuen Werk kaum an die Erfolge von Früher anknüpfen kann – wie schade.


Bier schmeckt prima

14.45 Uhr Während Dixon im Garten spielt, statte ich Frau Pontecorvo einen Besuch ab und lade mich kurzerhand zum Kaffeekränzchen ein. Die kleine Frau lässt sich nicht lumpen und tischt mir neben einem Heissgetränk auch ein grosses Stück Käsekuchen auf. Ich greife zungeschnalzend zur Gabel und lasse meine Bekannte wissen, dass uns Sandra Morgen zum Mittagessen einladen wird. Darüber hinaus kündige ich grossspurig an, dass ich das teuerste Gericht von der Tageskarte auswählen und dazu einen Schoppen edlen Rotwein trinken werde.
15.30 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, meine Zelte im Nachbarhaus abzubrechen. Gähnend schleppe ich mich nach Hause und falle fix und foxi aufs Kanapee.
16.30 Uhr Leider wird die Ruhe wenig später durch lautes Gepolter gestört. Als ich im Gästezimmer nach dem Rechten sehe, werde ich Zeuge, wie Sandra Kleidungsstücke und Schuhe in ihren Rollkoffer steckt. Ferner schimpft das Kind wie ein Rohrspatz und meint, dass ihr Urlaub viel zu schnell vorüber gegangen ist. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und mache es mir zur Aufgabe, das Abendessen vorzubereiten.
17.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf 5 zugeht, rufe ich Sandra an den Esstisch und serviere leckere Langnudeln (unlöblich: Spaghetti) mit Tomatensauce. Mein Hausgast schaufelt die Köstlichkeit ungeniert in sich hinein und plappert, dass sie am Freitag bereits wieder arbeiten muss – das hört man gerne.


Herr Obama möchte sich stärker einsetzen

18.00 Uhr Nachdem sich Sandra aufgebrezelt und das Haus verlassen hat, bette ich mich in der guten Stube zur Ruhe und schaue fern. Ich gebe mich den FOX Nachrichten hin und lerne, dass sich der ehemalige amerikanische Präsident Barack Obama in Zukunft wieder stärker politisch engagieren und sich für gerechtere Wahlkreisgrenzen einsetzen möchte – so ein Schmarrn.
19.00 Uhr Anschliessend drücke ich mich gelangweilt durch die zahlreichen Programme und bleibe nach kurzem Zögern auf FX hängen, wo neue Folgen der Gruselserie “American Horror Story” gezeigt werden.
21.00 Uhr Nach zwei Episoden beende ich den Fernsehabend und rufe den Vierbeiner ins Haus. Danach falle ich erschöpft ins Bett und döse prompt ein. Gute Nacht.

16. Oktober 2017 – Angel of the Morning

08.00 Uhr Die 42. Woche des Jahres beginnt und ich fühle mich blendend. Als ich mich aus dem Wasserbett schwinge und in den Morgenmantel schlüpfe, vernehme ich plötzlich Musik aus dem Wohnzimmer dröhnen. Missmutig eile ich in die gute Stube und werde Zeuge, wie Sandra zu sonderbaren Klängen die Hüften kreisen lässt. Als ich das Kind anhalte, die Anlage leiser zu stellen, hält es mir rotzfrech eine Kompaktscheibe vors Gesicht und vertellt, dass das neue Album der “Killers” (löblich: Mörder) sensationell ist – wie unlöblich.

08.30 Uhr Nachdem ich dem Krach ein Ende bereitet und das Qualitätsradioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) eingestellt habe, ziehe ich mich kopfschüttelnd ins Bad zurück. Während Frau Juice Newton ihren Welterfolg “Angel of the Morning” (löblich: Engel des Morgens) trällert, lasse ich die Wanne volllaufen und greife beherzt zum Schwamm, um mich ordentlich herauszuwaschen – da kommt Freude auf.
09.30 Uhr Sechzig Minuten später schlendere ich frisch in Schale geworfen ins Wohnzimmer und registriere, dass Sandra in der Zwischenzeit ausgeflogen ist. Ich lege meine Stirn in Falten und komme zu dem Schluss, dass das Mädchen wohl mit Hund Dixon durch das Wohngebiet tschoggt.
10.15 Uhr Während ich das Frühstück einnehme und heissen Kaffee aus einer Hahn und Henne Tasse geniesse, kehrt Sandra von ihrem Dauerlauf zurück. Hund Dixon begrüsst mich überschwänglich und fordert mich fiepend auf, ihm ebenfalls etwas Capocollo zu kredenzen – das ist doch eine Selbstverständlichkeit.


Capocollo ist sehr vitaminreich

11.00 Uhr Nachdem sich Sandra frisch gemacht und ihre Sportkleidung gegen ein Strandkleid getauscht hat, leistet sie mir bei der wichtigsten Mahlzeit des Tages Gesellschaft. Ich lege die Tageszeitung weg und frage nach, ob das Kind Pläne geschmiedet hat. Sandra schüttelt den Kopf und meint, dass es eine Gaudi wäre, ins Zentrum zu fahren. Ich nicke eifrig und nehme einen letzten Schluck Kaffee.
11.30 Uhr Danach scheuchen wir den Vierbeiner zum Auto und schicken uns an, hupend vom Grundstück zu brettern. Während der kurzweiligen Reise tratsche ich mit meiner Begleiterin und bringe heraus, dass sie am Mittwoch nach Bayern abfliegen wird. Sandra blickt traurig drein und meint, dass ihr Urlaub viel zu schnell vergangen ist. Ich atme tief durch und unterbreite, dass sie mich im kommenden Jahr gerne wieder besuchen kann.


Naples ist eine Reise wert

12.00 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit parken wir den PS-strotzenden Chevrolet unweit des “Naples Piers” und nehmen uns das Recht heraus, den hölzernen Strandsteg aus nächster Nähe zu bestaunen. Bei dieser Gelegenheit berichte ich, dass das Wahrzeichen der Stadt vom Hurrikan Irma stark beschädigt wurde. Während Sandra mit ihrer NIKON Kamera ein Photo knipst, rufe ich kurzerhand bei Prof. Kuhn an und erkundige mich, ob er uns im “Caffee Milano” treffen möchte. Edelbert sagt prompt zu und verspricht, gegen halb Zwei vor Ort zu sein – wie schön.
12.30 Uhr Nachdem wir uns entlang des Gulf Shore Boulevard die Füsse vertreten haben, erreichen wir endlich die 5th Avenue und zögern nicht, in die ausstaffierten Schaufenster der Geschäfte zu glotzen. Sandra kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus und sagt, dass beige Röcke in diesem Herbst besonders angesagt sind. Ich kratze mich entnervt an der Schläfe und entgegne, dass mir die aktuelle Mode gestohlen bleiben kann.
13.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 1 zugeht, lotst mich Sandra in das Damenmodengeschäft “Marilyn’s” und probiert einen lustigen Schlapphut an. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und weise auf die Tatsache hin, dass diese Kopfbedeckung 800 Dollars kostet. Bevor ich mich versehe, legt Sandra den Hut auf die Ablage zurück und folgt mir plappernd zum “Caffee Milano”.


Ein lustiger Hut für 800 Dollars

13.30 Uhr Hungrig und durstig betreten wir das italienische Gasthaus und freuen uns, den Professor an einem einladenden Tisch anzutreffen. Wir setzen uns sogleich dazu und löschen unseren Durst mit eiskaltem Tafelwasser. Darüber hinaus werfen wir prüfende Blicke in die Speisekarte und ordern hausgemachte Gnocchis mit Pesto.
14.00 Uhr Während wir die Spezialität verzehren, späht Sandra immer wieder auf ihr piepsendes Handtelefon und kündigt an, am Abend mit Carol Wang einen Strandspaziergang unternehmen zu wollen – das ist mir Wurst.
14.30 Uhr Nachdem wir die Mahlzeit mit Schaumkaffees und Käsekuchen abgeschlossen haben, winke ich den Kellner herbei und lasse es mir nicht nehmen, die Rechung aus der eigenen Tasche zu bezahlen. Im Anschluss begleiten wir Edelbert nach Hause und kommen überein, dass wir das morgige Frühstück in Julies Restaurant einnehmen sollten – das wird phantastisch.
15.00 Uhr Nach einem erquickenden Fussmarsch treffen wir am Auto ein und ich helfe Dixon als Tierfreund auf die Ladefläche. Anschliessend überlasse ich Sandra den Schlüssel und beauftrage sie, vorsichtig zu fahren.


Mein Zuhause unter Palmen

15.30 Uhr Zurück im Willoughby Drive parkt mein Gast das KFZ gekonnt in der Doppelgarage und vermutet, dass es bald regnen wird. Ich schlage in die gleiche Kerbe und gebe schelmisch zu Protokoll, dass ihr abendlicher Strandspaziergang höchstwahrscheinlich ins Wasser fallen wird – wie schön.
16.00 Uhr Weil ich nicht mehr der Jüngste bin, schlüpfe ich aus den Kuhjungenstiefeln und falle dann aufs Kanapee. Unterdessen setzt sich Sandra an den Heimrechner und skypt mit ihrer Mitbewohnerin Bärbel – wie unlöblich.
17.00 Uhr Ich öffne die Augen und stelle fest, dass meine Mieterin noch immer am Bildschirm klebt und dümmliche Grimassen schneidet. Ich seufze laut und verabschiede mich in die Küche, um das Abendessen vorzubereiten. Mit einem lustigen Lied auf den Lippen koche ich italienische Langnudeln auf und vergesse auch nicht, als Beilage eine Tomatensauce zuzubereiten. Ferner decke ich den Tisch für zwei Personen ein und lasse Sandra wissen, dass wir nun essen können. Leider hat das Kind andere Pläne und wünscht mir einen angenehmen Abend – wie schade.


Ich beisse kraftvoll zu

18.00 Uhr Nachdem ich die Hausarbeit hinter mich gebracht habe, setze ich mich zu Dixon aufs Sofa und gebe mich den Abendnachrichten auf FOX hin. Ich informiere mich aus erster Hand und lerne, dass in acht Tagen der “United Nations Day” (löblich: Tag der Vereinten Nationen) ansteht – das hat gerade noch gefehlt.
19.00 Uhr Zur sogenannten Prime Time (löblich: Beste Fernsehzeit) schalte ich auf HBO um und lasse die Seele beim abendfüllenden Spielfilm “Every Which Way But Loose” (auf deutsch: Der Mann aus San Fernando) baumeln.
21.00 Uhr Zum Abschluss des anstrengenden Tages begleite ich Dixon noch einmal in den Garten und animiere ihn, die Rosen der Nachbarn zu bewässern. Zu guter Letzt lösche ich die Lichter und lege mich ins Bett. Gute Nacht.