2. November 2017 – Strandspaziergang

08.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und lausche auf der Frequenz von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) einem schönen Lied der aus Louisiana stammenden Sängerin Lucinda Williams. Weil Morgenstund’ bekanntlich Gold im Mund hat, hüpfe ich aus dem Bett und lerne, dass Frau Williams Lieder aus ihrem 1992er Studioalbum neu eingespielt und wiederveröffentlicht hat – hört sich gar nicht schlecht an.

08.30 Uhr Just als ich den Frühsport absolvierte, kommt Frau Pontecorvo daher und lotet aus, ob ich ihr beim Frühstück Gesellschaft leisten möchte. Ich willige prompt ein und verspreche, alsbald nach nebenan zu kommen.
09.00 Uhr Zuvor lasse ich jedoch die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Darüber hinaus telefoniere ich mit Edelbert und bringe heraus, dass der schlaue Mann einen Strandspaziergang unternehmen möchten. Ich juchze laut und versichere, dass ich mich dem Ausflug kurzerhand anschliessen werde.
09.45 Uhr Schon bald beende ich den Badespass und laufe mit dem Vierbeiner im Schlepptau zum Nachbaranwesen. Frau Pontecorvo heisst mich herzlich Willkommen und serviert vitaminreiche KELLOGGS Zerealien mit lauwarmer Muh. Dazu gibt es lustige Rühreier sowie im Ofen aufgebackene Croissants (löblich: französische Hörnchen) – das schmeckt.
10.15 Uhr Als ich während der Jause auf das Telefonat mit dem Professor verweise, klatscht meine Bekannte freudig in die Hände und sagt, dass sie zum Strand mitkommen möchte. Ich zucke mit den Schultern und öle meine staubtrockne Kehle mit einem kräftigen Schluck Bohnentrunk.
11.00 Uhr Wenig später lotse ich Frau Pontecorvo zum Chevrolet und presche mit quietschenden Pneus von dannen. Um schneller voran zu kommen, bringe ich die Lichthupe zum Einsatz und schrecke auch nicht davor zurück, in regelmässigen Abständen zu hupen – immerhin habe ich meine Zeit nicht gestohlen.
11.30 Uhr Nach einer entspannten Autofahrt erreichen wir die Vanderbilt Bay und freuen uns, Edelbert per Handschlag begrüssen zu können. Der Professor zieht genüsslich an einer qualmenden Zigarette und meint, dass es immer wieder ein Vergnügen ist, sich die Füsse am Golf von Mexiko zu vertreten. Ich schlage in die gleiche Kerbe und erinnere, dass in unserer weissblauen Heimat mittlerweile der Winter Einzug gehalten hat.


Ich sage NEIN zu Zigaretten

12.15 Uhr Weil das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, kehren wir schnell in eine einladende Gaststätte ein und setzen uns an einen Tisch mit Strandblick. Nach wenigen Sekunden wird ein freundlicher Kellner vorstellig und möchte wissen, ob wir etwas von der Tageskarte bestellen wollen. Nach kurzem Zögern willigen wir ein und ordern panierte Red Snapper (löblich: Rote Schnapper) Filets mit Saisongemüse und Kartoffelspalten.


Diese Idylle muss man erlebt haben

12.30 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse, erinnert Edelbert plötzlich an Franz Xaver Ollmanns Geburtstag am kommenden Mittwoch. Mein Tischnachbar ist ganz aus dem Häuschen und erzählt, dass er sich nicht lumpen lassen und unserem gemeinsamen Bekannten ein kleines Präsent zuschicken wird. In diesem Zusammenhang verweise ich auch auf James Wiegenfest am 11. November und rechne vor, dass Amandas Ehemann mittlerweile 46 Lenzen zählt. Frau Pontecorvo staunt nicht schlecht und unkt, dass sich Amanda bald einen jüngeren Mann suchen wird – diesen Unsinn muss man gehört haben.


James feiert bald sein Wiegenfest

14.00 Uhr Nach der feinen Malzeit hole ich meine GOLDEN HEAD Geldbörse hervor und begleiche die Rechung aus der eigenen Tasche. Meine Begleiter bedanken sich artig und sichern zu, sich zeitnah revanchieren zu wollen.
14.45 Uhr Zurück im Willoughby Drive, lüfte ich meine NY YANKEES Kappe und wünsche Frau Pontecorvo einen angenehmen Nachmittag. Im Anschluss schleppe ich mich mit letzter Kraft in die klimatisierte Stube und falle erschöpft aufs Kanapee – das tut gut.
15.45 Uhr Leider wird die Ruhe nach wenigen Augenblicken durch Dixon gestört. Als ich mir den Schlaf aus den Augen reibe, stelle ich fest, dass sich Nachbarshund Joey im Garten tummelt. Um den Hunden eine kleine Freude zu bereiten, schleudere ich einen Tennisball zum Teich und kredenze ihnen ausserdem lustige Kauknochen.
16.30 Uhr Nachdem ich die Vierbeiner beim Spielen beobachtet und zwei Hände voll Radieschen geerntet habe, eile ich mit schnellen Schritten in die Küche und sorge für ein nahrhaftes Abendessen. Da ich auf meine schlanke Linie achten muss, nehme ich mit einem Salat sowie einem vitaminreichen Schnitzel (unlöblich: T Bone Steak) Vorlieb.


Ich rufe im fernen Kanada an

17.30 Uhr Nach der Hausarbeit nehme ich das Telefon zur Hand und rufe kurzentschlossen im fernen Kanada an. Nach dem zweiten Tuten meldet sich meine Schwägerin und berichtet, dass der Abflug nach Miami für Morgen geplant ist. Ich mache grosse Augen und bringe weiter heraus, dass meine Verwandten das Wochenende in Floridas grösster Stadt verbringen und erst am Montag in Naples eintreffen werden – das hört man gerne.
18.00 Uhr Zufrieden verabschiede ich mich in den Feierabend und schaue mir bierschlürfend die Nachrichten auf FOX an. Ich informiere mich aus erster Hand über die tagesaktuellen Geschehnisse und erfahre, dass am übernächsten Freitag der “Veterans Day” (löblich: Veteranentag) ansteht – wie schön.
19.00 Uhr Redlichst informiert wechsle ich auf den Filmkanal AMC, um dem Zukunftsfilm “Passengers” (löblich: Passagiere) zu frönen. Ich staune Bauklötze und tauche in das Leben zweier Raumfahrer ein, die während eines Langstreckenflugs viel zu früh aus ihrem Kälteschlaf geweckt werden – das ist ja allerhand.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung beende ich den heiteren Fernsehabend und putze mir die Zähne. Danach lösche ich sämtliche Lichter und wünsche Dixon süsse Träume. Gute Nacht.

31. Oktober 2017 – Halloween

Sehr verehrte Damen und Herren,

das alljährlich am 31. Oktober stattfindende Halloween Fest ist ein heidnischer Volksbrauch aus der Zeit der gottlosen Kelten.


Halloween – Ich sage Nein

Wie jedes Kind weiss, bedeutet Halloween wörtlich Übersetzt Allerheiligen. Angeblich kehren in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November die gepeinigten Seelen der Toten auf die Erde zurück, um für Schrecken und Unordnung zu sorgen – wie furchtbar.

Während Halloween in Amerika ein Fest der Familie und vor allem der Kinder ist, wird es in Deutschland von unseriösen Geschäftemachern immer mehr kommerzialisiert. Unter anderem werben geldgierige Tanzlokalbetreiber mit Halloween und animieren Jugendliche, an gefährlichen Kostümparties teilzunehmen. Dieses Verhalten führt dazu, dass schon die Kleinsten Alkohol sowie Drogen konsumieren und gewalttätig werden.

Das renommierte Forschungszentrum Kuschmelka (München) teilte mir in diesem Zusammenhang mit, dass im letzten Jahr in Deutschland während des Halloweentreibens ein Gesamtschaden von 9 Milliarden Euros entstanden ist. Marodierende Jugendliche machten es sich zur Aufgabe, verfaulte Eier gegen Wohnhäuser, Kirchen und Bildungseinrichtungen zu schleudern. Darüber hinaus kam es in den Grossstädten zu Massenschlägereien, verheerenden Verkehrsunfällen und entgleisten S- sowie U-Bahnen.

Um diesem Missstand Herr zu werden, sollte die Bundesregierung schnellstmöglich die Gesetze ändern und ein generelles Ausgangsverbot für Minderjährige erlassen.

Mit freundlichen Grüssen
Reinhard Pfaffenberg

30. Oktober 2017 – Halloweenvorbereitungen

08.00 Uhr Weil Morgenstund’ bekanntlich Gold im Mund hat, hüpfe ich spornstreichs aus dem Bett und eile auf die Terrasse. Bei annähernd 90°F (32°C) lockere ich meine Glieder und werde Zeuge, wie die handzahme Echse Billy meiner kleinen Villa gefährlich nahe kommt. Auch Hund Dixon wird auf den Leguan aufmerksam und schreckt nicht davor zurück, das Reptil laut anzuknurren – was muss ich denn noch alles ertragen.


Hund Dixon knurrt

08.30 Uhr Just als ich in die gute Stube zurückkehren möchte, kommt Herr Booth daher und informiert, dass das Kriechtier der Art der “Iguana” angehört und umgangssprachlich auch als “Green Iguana” (löblich: Grüner Leguan) bezeichnet wird. Ich kratze mich nachdenklich an der Schläfe und entgegne, dass ich dem Vieh nicht über den Weg traue. Anschliessend zerre ich Dixon am Halsband in die gute Stube und nehme mit einem Wirbelbad Vorlieb.
09.00 Uhr Während ich mich ordentlich auswasche, fröne ich dem Radioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und lerne, dass Gesangsstern Blake Shelton in vier Tagen sein zehntes Studioalbum “Texoma Shore” auf den Markt bringen wird. Darüber hinaus spielt der Moderator eine neue Komposition des 41jährigen Musikanten an und mutmasst, dass das Werk sämtliche Rekorde brechen wird – wie aufregend.


Blake Shelton – Texoma Shore

10.00 Uhr Nachdem ich eine frischaufgebügelte Tschienshose sowie ein farbenfrohes Hawaiihemd angezogen habe, eile ich mit schnellen Schritten in die Küche und richte das Frühstück an. Unter anderem vermenge ich vier Eier mit etwas Muhmilch und zaubere im Handumdrehen leckere Rühreier. Dazu gibt es vitaminreichen Speck sowie eine pralle Pfirsich aus dem Nachbarstaat Georgia – schmeckt gar nicht schlecht.
10.30 Uhr Wenig später pocht Gärtner Leonardo an die Pforte und kündigt an, nun mit der Gartenarbeit beginnen zu wollen. Ich nicke eifrig und halte den Knecht an, auch vor meinem Zuhause die abgefallenen Palmwedel von der Wiese zu rechen. Mein Gegenüber stimmt prompt zu und beteuert, dass er seinen leistungsstarken Laubbläser zum Einsatz bringen und danach die hochgewachsenen Mangroven stutzen wird – das soll mir auch Recht sein.
11.00 Uhr Schlussendlich stelle ich die Geschirrspülmaschine ein und lasse Dixon wissen, dass Morgen Halloween gefeiert wird. Obgleich ich von diesem heidnischen Unfug nichts halte, ringe ich mich dazu durch, über meinen Schatten zu springen und Süssigkeiten für die Kleinen einzukaufen. Laut seufzend stecke ich mir die GOLDEN HEAD Geldbörse in die Hosentasche und scheuche den Vierbeiner zum Chevrolet.


Morgen steht Halloween vor der Türe

11.30 Uhr Nach einer kurzweiligen Reise entlang der Goodlette-Frank Road erreiche ich das “Coastland Center” und mache es mir zur Aufgabe, das KFZ gekonnt in eine Parklücke zu setzen. Im Anschluss nehme ich den Rüden an die Leine und steuere das bekannte “Candy Grandy” Fachgeschäft an. Währenddessen telefoniere ich mit Prof. Kuhn und gebe bekannt, dass ich ein kleines Vermögen in Bonbons investieren werde. Edelbert wird sogleich hellhörig und wirft ein, dass er sich glücklich schätzen kann, an Halloween von keinen verkleideten Bälgern belästigt zu werden. Ich seufze laut und lade den schlauen Mann ein, mir Morgen Abend in Willoughby Drive Gesellschaft zu leisten.
12.00 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit betrete ich den besagten Laden und werde am Verkaufstresen vorstellig. Ein freundlicher Mitarbeiter nimmt sich meinen Problemen an und rät, ein grosses “Halloween Sweetie Bag” (löblich: Halloween Süssigkeiten Tüte) für 55 Dollars zu erwerben. Als ich mich skeptisch gebe, versorgt mich der Heini mit weiteren Informationen und verspricht, dass die Tüte mit Geleebohnen, Fruchtbonbons, Hershey’s Schokolade, Lutscher und diversen PEZ Spendern gefüllt sein wird – das hört sich verlockend an.


Lustige Bonbons für die Kleinen

12.30 Uhr Kurze Zeit später verlasse ich das Geschäft und lotse Dixon als nächstes zur “Cheesecake Factory” (löblich: Käsekuchen Firma), um eine stattliche Portion Macaroni mit Käse zu fressen – immerhin darf das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen.
13.30 Uhr Nachdem ich die Mahlzeit mit Donuts und Kaffee abgerundet habe, kehre ich zum Auto zurück und treten die Heimreise an. Ich kruse gemächlich gen Norden davon und habe während der Ausfahrt das Vergnügen, ein lustiges Lied aus Dolly Partons neuem Studioalbum “I Believe In You” (löblich: Ich glaube an dich) zu hören.
14.00 Uhr Pünktlich zum Zweiuhrläuten treffe ich zu Hause ein und fülle Dixons Napf mit Trockenfutter auf. Während sich der Vierbeiner gierig auf die Brotzeit stürzt, fülle ich die Süssigkeiten in eine geschmackvolle Holzschale und komme zu dem Ergebnis, dass die Bonbons ausreichen werden, um mindestens 50 Kinder zufrieden zu stellen.


Mein Zuhause unter Palmen

14.30 Uhr Da ich keine grosse Lust habe, alleine das Kaffeekränzchen abzuhalten, statte ich meiner Nachbarin einen Besuch ab. Frau Pontecorvo begrüsst mich herzlich und möchte wissen, ob ich meine Halloweenvorbereitungen bereits abgeschlossen habe. Ich zeige der Perle den Vogel und stelle klar, dass ich mein kultiviertes Zuhause ganz bestimmt nicht in eine Geisterbahn verwandeln werde. Die kleine Frau zuckt mit den Schultern und fährt brühfrischen Bohnenkaffee sowie hausgemachten Erdbeerkuchen mit Sahne auf – wie schön.
15.30 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, nach nebenan zu gehen und etwas Ruhe zu finden. Ich bedanke mich artig für Speis und Trank und kann es kaum noch erwarten, mich aufs Sofa zu legen und etwas zu dösen.
16.30 Uhr Ich erwache redlichst ausgeruht und stelle beim Blick auf meine wertvolle ROLEX fest, dass es bereits halb Fünf Uhr geschlagen hat. Ruckzuck schüttle ich das Sofakissen auf und schlendere in die Küche, um Nudeln mit einem herzhaften Tomatensösschen zu zaubern – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nach dem Nachtmahl strecke ich im Wohnzimmer die Beine aus und erfreue mich an den letzten beiden Episoden der spannenden Serie “Narcos”. Diesmal werde ich Zeuge, wie unerschrockene DEA Beamte den kolumbianischen Drogenbaron Pablo Escobar zur Strecke bringen – da kommt besonders grosse Freude auf
20.30 Uhr Nach zweieinhalbstündiger Spitzenunterhaltung beende ich den Fernsehabend und begleite Hund Dixon noch einmal in den Garten. Anschliessend reguliere ich die Klimaanlage und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.

27. Oktober 2017 – Das Luther Jahr

08.00 Uhr Ein neuer Tag bricht an und ich bemerke, dass der Weinmonat Oktober langsam aber sicher sein Ende findet. Beschwingt durch prima Jerrod Niemann Landmusik rolle ich mich aus dem Wasserbett und stimme den letzten Freitag des Monats mit der Morgengymnastik ein. Während ich mit den Armen rudere und meine Glieder mit dem Hampelmann lockere, erinnere ich mich, dass am kommenden Dienstag auch Halloween ansteht.
08.30 Uhr Während ich die Seele bei einem Wirbelbad baumeln lasse, rufe ich bei meiner unterbelichteten Mieterin an und fordere sie auf, am Halloweenabend nicht aus dem Haus zu gehen. Darüber hinaus gebe ich bekannt, dass sie sich mit dem Telefon in der Hand am Fenster postieren und sämtliche Klingelstreiche zur Anzeige bringen muss. Das Kind kommt aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und informiert, dass in der nächsten Woche gleich zwei gesetzliche Feiertage in Bayern anstehen. Ich mache grosse Augen und vernehme, dass nicht nur am 1. November, sondern auch am Reformationstag anlässlich des diesjährigen Luther-Jahres nicht gearbeitet wird – wie unlöblich.


Martin Luther

09.30 Uhr Nachdem ich Sandra bezüglich ihrer Wochenendaktivitäten ausgehorcht habe, beende ich das Telefonat und eile in die Küche. Ruckzuck sorge ich für eine nahrhafte Mahlzeit und nehme mir ausserdem das Recht heraus, brühfrischen Kaffee zu schlürfen. Nebenher segle ich mit dem iPad auf Wikipedia und erfahre, dass der Reformationstag auf den aus Eisleben stammenden Mönch Martin Luther zurückgeht. Ferner lerne ich, dass der Geistliche am 31. Oktober 1517 einen 95 Thesen umfassenden Brandbrief an die Wittenberger Schlosskirche genagelt und damit die sogenannte Reformation einleitete hat – das soll mir auch Recht sein.
10.15 Uhr Just als ich etwas Bohnentrunk nachgiesse, kommt Edelberts schneeweisser JEEP mit quietschenden Bremsen vor meinem Zuhause zum stehen. Ich begrüsse meinen Bekannten herzlich und lasse es mir nicht nehmen, ihn zu einem Umtrunk auf der schattigen Terrasse einzuladen. Zungeschnalzend hole ich ein Sechserpack Budweiser aus dem Eiskasten und gebe dem Professor zu verstehen, dass Bier sehr gesund ist. Der schlaue Mann gibt mir Recht und spült seinen Hals mit kräftigen Schlucken durch. Zudem präsentiert Edelbert einen Roman mit dem Titel “Grant” und plappert, dass der Pulitzer Preis Gewinner Ron Chernow eine 1.000 Seiten starke Abhandlung über den 18. Präsidenten der Vereinigten Staaten veröffentlicht hat. Da ich mich sehr für die amerikanische Geschichte interessiere, nehme ich spornstreichs den Waschzettel in Augenschein und komme zu dem Schluss, dass ich mir diese spannende Biografie ebenfalls zulegen muss. Edelbert nickt eifrig und beteuert, dass Ron Chernow mit “Grant” ein literarisches Meisterwerk gelungen ist – das hört man gerne.


Ron Chernow – Grant (Roman)

11.15 Uhr Kurz vor der Mittagszeit stösst Frau Pontecorvo zu uns und mutmasst, dass wir einen über den Durst getrunken haben. Die Perle deutet in Richtung der leeren Bierflaschen und unterbreitet, dass es sich nicht gehört, vor dem Abend Alkohol zu trinken. Ich winke demonstrativ ab und gebe vor, dass Bier in unserer weissblauen Heimat als Grundnahrungsmittel angesehen wird. Edelbert schlägt in die gleiche Kerbe und fordert meine Nachbarin auf, sich zu uns zu setzen und sich eine Halbe zu genehmigen. Leider schlägt Frau Pontecorvo die Einladung aus und sagt, dass sie nun in die Stadt rasen und zum Frisör gehen wird – das ist wieder typisch.
12.00 Uhr Pünktlich zum Zwölfuhrläuten serviere ich gesunde Wurstbrote und lasse den Professor wissen, dass mein Bruder in der übernächsten Woche nach Florida ausfliegen und den Herbst unter Palmen verbringen wird. Mein Gegenüber wischt sich schmunzelnd über die nasse Stirn und meint, dass vom Herbst keine Rede sein kann.
13.00 Uhr Sechzig Minuten später erhebt sich Edelbert aus dem Liegestuhl und bedankt sich für Speis und Trank. Ich begleite den guten Mann zum Auto und stelle klar, dass wir uns Morgen zum Frühstück treffen sollten.


Das Ferienhaus meiner Verwandten

14.00 Uhr Nachdem endlich Ruhe und Frieden in der kleinen Villa Einzug gehalten haben, falle ich schnaufend aufs Kanapee und stecke zufrieden die Beine aus. Alsbald döse ich ein und träume vom anstehenden Wiedersehen mit meinen Liebsten – das wird ein Spass.
15.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und nehme am Schreibtisch Platz, um die Anschnurarbeit in Angriff zu nehmen. Während sich Dixon im Garten mit einem Tennisball vergnügt, helfe ich verzweifelten Eltern aus schier ausweglosen Situationen. Unter anderem animiere ich eine Mutter aus dem ostdeutschen Eberswalde, ihrem krecksüchtigen Sohn (16) das Taschengeld zu streichen – wo soll das noch hinführen.
16.00 Uhr Nach getaner Arbeit sehe ich im Garten nach dem Rechten und animiere den Vierbeiner, mit mir Gassi zu gehen. Mit einem schönen Lied auf den Lippen schlendern wir durch das beschauliche Wohngebiet und finden uns schnell vor dem Haupttor des “La Playa” Golfparcours wieder. Dixon spitzt augenblicklich seine Ohren und macht es sich zur Aufgabe, Golfbälle im hohen Gras zu suchen – wie lustig.


Dixon sucht Golfbälle

17.00 Uhr Wieder zurück im Willoughby Drive, beschalle ich die kleine Villa mit schöner Musik. Danach mache ich mich in der Küche nützlich und sorge im Handumdrehen für ein vitaminreiches Langnudelgericht mit Pesto aus dem Glas – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nachdem ich für Ordnung und Sauberkeit gesorgt habe, gehe ich zum gemütlichen Teil des langen Tages über und schaue fern. Ohne zu Zögern greife ich auf das NETFLIX Angebot zurück und gebe mich weiter den Abenteuern des kolumbianischen Drogenbarons Pablo Escobar hin, der in den 1980er Jahren zu einem der reichsten Menschen auf diesem Planeten aufstieg – wie furchtbar.
21.30 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung beende ich den Fernsehabend und rufe den Rüden ins Haus. Im Anschluss lösche ich die Lichter und falle übermüdet ins Bett. Gute Nacht.

25. Oktober 2017 – Vietnam Veteran Against the War

08.00 Uhr Ich werde durch das ohrenbetäubende Röhren eines benzinbetriebenen Rasenmähers geweckt. Völlig entnervt schwinge ich mich aus dem Bett und werde beim Blick aus dem Fenster Zeuge, wie Herr Booth seine Runden über die Wiese dreht. Auch Dixon ist ganz aus dem Häuschen und zögert nicht, an der Terrassentüre zu scharren und laut zu knurren – gleich platzt mir der Kragen.
08.30 Uhr Weil es mir nicht möglich ist, bei diesem Krach die Morgengymnastik zu absolvieren, ziehe ich mich spornstreichs in die Nasszelle zurück und nehme mit einem Wirbelbad Vorlieb. Wie es sich gehört, wasche ich mich mit einem Schwamm heraus und vergesse auch nicht, mir die Bartstoppeln abzurasieren.


Ich rasiere mich redlichst

09.30 Uhr Gegen halb 10 hüpfe ich aus der Wirbelbadewanne und registriere, dass mein Nachbar noch immer mit dem Rasenmähen beschäftigt ist. Darüber hinaus treffe ich in der Küche auf meine Zugehfrau und vernehme, dass die Perle mit Kopfschmerzen zu kämpfen hat. Ich zeige Verständnis und merke an, dass der Krach kaum auszuhalten ist. Trotz alledem nehme ich die futuristische DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb und decke den Küchentisch mit dem guten Porzellan ein. Danach rücke ich der Putzfrau einen Stuhl zurecht und fordere sie auf, mir bei der wichtigsten Mahlzeit des Tages Gesellschaft zu leisten. Frau Gomez bedankt sich artig und nippt genüsslich am Kaffeehaferl. Währenddessen verzehre ich gesunde KELLOGGS Frühstücksflocken und informiere, dass ich gleich zum Supermarkt krusen werde – mir bleibt wirklich gar nichts erspart.


Bier ist sehr nahrhaft

10.15 Uhr Just als ich die Haustüre aufstosse, stellt sich mir Herr Booth in den Weg und beteuert, dass er auch meine Wiese gemäht hat. Ich mache grosse Augen und nehme mir das Recht heraus, zwei Budweiser aus dem Eiskasten zu holen und den fleissigen Heini zu einem Umtrunk auf der schattigen Terrasse einzuladen. Während wir mit den braunen Flaschen anstossen, komme ich auf Herrn Booths rotes T-Hemd zu sprechen und erkundige mich, ob die Organisation “Vietnam Veterans Against the War” (löblich: Vietnamveteranen gegen den Krieg) immer noch aktiv ist. Mein Gegenüber nickt eifrig und erzählt, dass die im Jahre 1967 gegründete Organisation knapp 20.000 Mitglieder zählt und in regelmässigen Abständen grosse Mitgliedertreffen veranstaltet – wie aufregend.
11.00 Uhr Als ich ein weiteres Bier kredenze, bringt Herr Booth seinen langjährigen Vietnameinsatz zur Sprache und merkt an, dass er unter anderem bei der Schlacht um Huế mitgewirkt hat. Ich staune nicht schlecht und erfahre, dass sich zwischen dem 30. Januar und dem 3. März 1968 mehrere amerikanische sowie südvietnamesische Bataillone mit schwerbewaffneten Nordvietnamesen einen blutigen Häuserkampf lieferten. Der gute Mann wischt sich mit dem Handrücken über die nasse Stirn und belehrt, dass es sich hierbei um eine der längsten und verlustreichsten Auseinandersetzungen des Vietnamkriegs handelte – wie schrecklich.
11.30 Uhr Kurz vor dem Mittagsläuten beenden wir die Plauderei. Herr Booth bedankt sich für den Umtrunk und kündigt an, dass er nun mit seiner Frau in die Stadt krusen wird. Ich schlage in die gleiche Kerbe und stelle klar, dass ich ebenfalls wichtigen Terminen im Zentrum nachkommen muss.


Ich schoppe bei PUBLIX ab

11.45 Uhr Nachdem ich Dixon in den PS-strotzenden SUV geholfen habe, kruse ich zügig von dannen und steuere den PUBLIX Supermarkt an. Am Ziel angekommen, lasse ich den Motor laufen und halte den Vierbeiner an, während meiner Abwesenheit brav zu sein. Danach mache ich einer Seniorin mit blauen Haaren einen Einkaufswagen streitig und laufe ruckzuck durch die breiten Gänge, um Produkte des täglichen Bedarfs auszuwählen.
12.45 Uhr Um insgesamt 87 Dollars erleichtert, kehre ich zum Auto zurück und lasse das Haustier wissen, dass nun ein Mittagessen nicht schaden kann. Voller Vorfreude rase ich zur “Bob Evans“ Gaststätte nördlich der Vineyards und stelle meinen tierischen Begleiter eine kleine Brotzeit in Aussicht.
13.15 Uhr Hungrig und durstig finde ich mich in der gutbesuchten Wirtschaft wieder und labe mich an einem gesunden “Baconburgern” (löblich: Speckburger) mit Kartoffelstäben. Selbstverständlich lasse ich Dixon von der Semmel abbeissen und serviere ihm ausserdem etliche Erdäpfelstäbe – das schmeckt.
14.15 Uhr Zurück im Willoughby Drive, schleppe ich die schweren Einkaufstüten ins Haus und freue mich, mein Zuhause sauber und verlassen vorzufinden. Um endlich zur Ruhe zu kommen, schlüpfe ich aus den Schuhen und strecke auf dem Kanapee die Beine aus – das tut gut.


Mein Zuhause unter Palmen

15.15 Uhr Ich erwache ausgeruht und nutze den Nachmittag, um Anschnur zu gehen. Als erstes rufe ich Depeschen besorgter Heimseitenbesucher ab und stosse dabei auf einen Brief meines Bruders. Georg schreibt, dass er mich telefonisch leider nicht erreichen konnte. Ferner bringe ich heraus, dass mein Verwandter in der übernächsten Woche nach Florida ausfliegen und bis zum Jahresende bleiben wird – wie aufregend.
16.00 Uhr Nachdem ich Ratschläge zum Umgang mit garstigen Jugendlichen gegeben habe, gehe ich von der Leine und begleite Dixon in den Garten. Wie es sich gehört, bewässere ich die Pflanzen und zupfe ausserdem Unkraut aus dem Petersilienbeet – das macht Spass.
17.00 Uhr Zum Abschluss des langen Tages mache ich mich in der Küche nützlich und brate ein T Knochen Schnitzel im heissen Fett heraus. Ausserdem zaubere ich einen farbenfrohen Beilagensalat mit perfekt aufgeschnittenen Zwiebelringen und fülle Dixons Napf mit Trockenfutter auf – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nach dem reichhaltigen Nachtmahl schalte ich die Glotze ein und gebe mich den FOX Nachrichten hin. Unter anderem vernehme ich, dass ein Hochdruckgebiet Kurs auf Florida genommen hat und uns zum Wochenende Temperaturen jenseits der 100°F Grenze bescheren wird – das kann ja heiter werden.

19.00 Uhr Da auf den Satellitensendern nur Mist läuft, nehme ich mit dem NETFLIX Programm Vorlieb und schaue mir die ersten Folgen des Serienspiels “Narcos” an. Während ich Kartoffelchips knabbere, sehe ich mich in die frühen 1980er Jahre versetzt und tauche in die Welt des gemeingefährlichen Drogenbarons Pablo Escobar ein.
21.00 Uhr Als nach zwei Stunden der Abspann über die Mattscheibe flimmert, betätige ich den AUS Knopf auf der neumodernen Fernbedienung. Zu guter Letzt reguliere ich die Klimaanlage und falle gähnend ins Bett. Gute Nacht.