24. und 25. Februar 2018 – Reinhard fliegt bald nach Kanada

Hallo Leute,

ihr wisst sicher, dass mein Vermieter in der kommenden Woche nach Toronto fliegen wird. Reinhard und Prof. Kuhn haben sich zum Monatsanfang entschlossen, dem Sunshine State am 3. März für einige Wochen den Rücken zu kehren, um mit Georg Geburtstag feiern zu können 🙂


Reinhards Verwandte feiern am Lake Simcoe

Die Abreise ist am kommenden Samstag für 6:30 Uhr geplant.
Drei Stunden später landet der AIR CANADA Direktflug in Toronto und den Senioren wird es möglich sein, zur Mittagszeit in Georgs Pfaffenbergs Urlaubsdomizil am Lake Simcoe einzutreffen. Obwohl Reinhards Bruder einen grossen Freundes- und Bekanntenkreis hat, will er seinen diesjährigen Ehrentag abseits der Grossstadt feiern. Übrigens habe ich erfahren, dass Amandas Sohn David die Woche über von der Schule freigestellt wurde und seinem Opa in Gilford Beach auch Gesellschaft leisten wird.

Während des gestrigen Telefonats mit Reinhard hat er erzählt, dass er seinem Bruder ein kostspieliges Geschenk überreichen wird. Mehr darf ich aber nicht verraten … 🙂

Meine Arbeitswoche war ziemlich stressig und ich freue mich riesig auf das Wochenende. Um etwas zur Ruhe zu kommen, werde ich mich gleich mit Bärbel und Cousin Bernd nach München aufmachen. Wir wollen etwas Essen und uns später den preisgekrönten Film “Wunder” im Kino anschauen.

Ich wünsche euch allen schöne und hoffentlich auch sonnige Tage!
Eure Sandra

23. Februar 2018 – Hannah

08.00 Uhr Langsam aber sicher geht auch die 8. Woche des Jahres 2018 zu Ende. Wie es sich gehört, stehe ich zeitig auf und läute den sonnigen Morgen mit dem Frühsport auf der Terrasse ein. Während Hund Dixon mit einem Tennisball im Garten spielt, lockere ich meine Glieder und schlage sogar ein Rad.


Dixon spielt mit einem Tennisball

08.45 Uhr Da man sich nicht ungewaschen an den Frühstückstisch setzen sollte, entspanne ich mich bei einem Wirbelbad und nutze die Zeit, um mit dem iPad die neuesten Meldungen abzurufen. Unter anderem lerne ich, dass in zwei Tagen die XXIII. Olympischen Winterspiele im südkoreanischen Pyeongchang mit einer grossen Abschiedsfeier zu Ende gehen werden. Ich tippe mir demonstrativ an die Schläfe und ziehe es vor, den Flachheimrechner beiseite zu legen und mir die Haare zu waschen.
09.45 Uhr Nach dem Badespass setze ich mich an den Frühstückstisch und lasse mir die wichtigste Mahlzeit des Tages schmecken. Ferner telefoniere ich mit Edelbert und bringe heraus, dass er heute verhindert ist und mich nicht treffen kann. Als ich genauer nachfrage, rückt der gute Mann mit der ganzen Wahrheit heraus und beteuert, dass er von Familie Satesh zum Mittagessen eingeladen wurde – das soll mir auch Recht sein.


Frau Pontecorvo hat einen Käsekuchen gekocht

10.15 Uhr Als die Zeiger meines goldenen Chronographens auf Viertel nach 10 zugehen, räume ich den Tisch ab und bin überrascht, als plötzlich Frau Pontecorvo an die Terrassentüre pocht. Meine Nachbarin wünscht mir einen schönen Morgen und informiert, dass sie einen Käsekuchen gebacken hat. Bevor ich mich versehe, hält mir die Perle einen Teller vor die Nase und bittet mich, ihr ein Heissgetränk zu spendieren. Obgleich ich wichtigeres zu tun hätte, komme ich dem Aufruf nach und nehme abermals die futuristische DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb. Nebenher verfrachtet mein Hausgast ein stattliches Kuchenstück auf einen Porzellanteller und setzt mich darüber in Kenntnis, dass sie Morgen mit Freundinnen ins Lichtspielhaus gehen wird – wie uninteressant.
11.00 Uhr Während wir Kuchen essen und brühfrischen Bohnentrunk geniessen, kommt meine Tischnachbarin auf die Dokumentation “Hannah” zu sprechen und unterbreitet, dass ich mich dem Ausflug anschliessen und in das spannende Leben der Hannah Nydal eintauchen sollte, die den tibetischen Buddhismus einst in der westlichen Welt bekannt machte. Ich lache laut und antworte, dass ich an diesem Unsinn nicht interessiert bin.


Ich lockere die Erde im Petersilienbeet

11.45 Uhr Nachdem Frau Pontecorvo endlich das Weite gesucht hat, schnappe ich mir ein kühles Bier aus dem Eiskasten und mache es mir zur Aufgabe, im Garten zu arbeiten. Während Dixon zum künstlich angelegten Teich läuft, um ausgelassen zu baden, lockere ich die Erde im Petersilienbeet und vergesse auch nicht, etwas Dünger auszubringen. Ferner stelle ich den Rasensprenger ein und nehme mir das Recht heraus, mit Herrn Booth einige Sätze zu wechseln – immerhin ist mir ein gutes Nachbarschaftsverhältnis sehr wichtig.
12.45 Uhr Kurz nach dem Mittagsläuten kehre ich in die gute Stube zurück und schiebe eine Fertigpizza in den Backofen. Während sich die Köstlichkeit im gleissenden Ofenlicht sonnt, mache ich mich im Internetz über Frau Hannah Nydal schlau. Alsbald lese ich auf Wikipedia, dass die Dänin in den 1960er Jahren während einer Himalaya Reise mit dem Buddhismus in Kontakt kam und den Entschluss fasste, in Tibet heimisch zu werden und sich näher mit dieser zwielichtigen Meditationslehre zu beschäftigen. Schlussendlich gründete die Dame Anfang der 1970er Jahre ein eigenes Schulungszentrum in Kopenhagen und schrieb es sich bis zu ihrem Tod im Jahre 2006 auf die Fahnen, als Übersetzerin und Meditationsmeisterin zu fungieren – das ist ja allerhand.


Ich beisse kraftvoll zu

13.30 Uhr Als ich mir eine mit Pilzen und Salami belegte Pizza munden lasse, bimmelt plötzlich das Telefon und ich habe das zweifelhafte Vergnügen, mit Mieterin Sandra tratschen zu müssen. Das Kind plappert ohne Unterlass und weist mich auf die Tatsache hin, dass heute ein Brief von der Stadtverwaltung eingetrudelt ist. Augenrollend erfahre ich, dass die Behörde die Grundsteuer neu berechnen muss und wichtige Unterlagen benötigt. Da ich mich nicht um alles kümmern kann, verweise ich auf die Uhrzeit und bitte Sandra, Morgen noch einmal anzurufen.
14.15 Uhr Nachdem ich das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine verfrachtet habe, schlüpfe ich aus den Flip Flops und bette mich auf dem Wohnzimmerkanapee zur Ruhe – das tut gut.
15.15 Uhr Ich erwache ausgeruht und setze mich an den Schreibtisch. Während mich die Amazon Musiksäule mit handgemachter Landmusik beschallt, beantworte ich Fragen besorgter Heimseitenbesucher und kann es gar nicht glauben, zu welchen Schandtaten die heutige Jugend fähig ist. Selbstverständlich ermutige ich die Eltern, hart durchzugreifen und den Rabauken ganz klare Grenzen aufzuzeigen.
16.15 Uhr Nach der Arbeit sehe ich im Garten nach dem Rechten und ärgere mich, weil der Vierbeiner ausgebüchst ist. Schimpfend stapfe ich zur Villa von Familie Crane und werde Zeuge, wie Dixon mit Nachbarshund Joey um einen Tennisball streitet. Natürlich gehe ich sogleich dazwischen und rufe das Tier auf, mir nach Hause zu folgen.
17.00 Uhr Entnervt fülle ich Trockenfutter in Dixons Napf und mache mich dann in der Küche nützlich. Unter den fordernden Blicken des Hundes schwenke ich köstliches Grillfleisch in einer Pfanne und backe ausserdem tiefgefrorene Kartoffelspalten im Ofen auf – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Mit vollem Magen nehme ich die Geschirrspülmaschine in Betrieb und gehe dann zum gemütlichen Teil des langen Tages über. Da ich stets über alles informiert sein muss, folge ich den Abendnachrichten und mache mich über die aktuellen Geschehnisse in der Welt schlau.

19.00 Uhr Um etwas Abwechslung zu bekommen, gebe ich mich zur Hauptfernsehzeit dem abendfüllenden Spielfilm “El Bar” auf HBO hin. Die spanische Erfolgsproduktion handelt von mehreren Menschen, die zufällig in einem Frühstücksgasthaus zusammentreffen und mitansehen müssen, wie ein Passant plötzlich hinterrücks erschossen wird – das ist ja allerhand.
21.00 Uhr Nach zweistündigem Nervenkitzel flimmert der Abspann über die Mattscheibe und ich betätige spornstreichs den “OFF” (löblich: AUS) Knopf auf der Fernbedienung. Zu guter Letzt streichle ich Dixon über den Kopf lege mich schlafen. Gute Nacht.

22. Februar 2018 – Mondstiefel und Winterjacke

08.00 Uhr Ich werde durch das Kreischen eines Ajajas geweckt und hüpfe spornstreichs aus dem Bett. Weil man sich nicht alles bieten lassen kann, eile ich auf die Terrasse und nehme mir das Recht heraus, einen Hausschuh nach dem Ibis zu schleudern. Natürlich erhebt sich der Vogel augenblicklich in die Lüfte und zieht quäkend von dannen – gleich platzt mir der Kragen.
08.30 Uhr Nachdem ich die Morgengymnastik absolviert habe, kehre ich in die gute Stube zurück und nehme am Schreibtisch Platz, um die elektronische Post zu studieren. Ausserdem starte ich die Wetter Äpp und zögere nicht, mich über die Temperaturen im fernen Kanada schlau zu machen. Ich staune Bauklötze und lerne, dass für das kommende Wochenende mit Schnee zu rechnen ist. Laut seufzend beende ich die Anschnursitzung und lasse Dixon wissen, dass es kein Vergnügen werden wird, in neun Tagen nach Toronto auszufliegen.


Hurra, wir fliegen nach Kanada

09.00 Uhr Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mit die gute Laune nicht verderben und ziehe mich ins Bad zurück. Wie es sich gehört, lasse ich die Seele bei einem Wirbelbad baumeln und telefoniere nebenher mit Edelbert. Mein Bekannter legt beste Laune an den Tag und lädt mich ein, mit ihm die wichtigste Mahlzeit des Tages im “Bistro 821” einzunehmen. Da man einem geschenkten Gaul sprichwörtlich nicht ins Maul schaut, willige ich prompt ein und gebe zu Protokoll, dass ich gegen halb 11 vor Ort sein werde – wie aufregend.
10.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner goldenen ROLEX auf 10 zugeht, steige ich nach Rosenöl duftend in den PS-strotzenden SUV ein und schicke mich an, in Begleitung meines Haustieres in Richtung Stadtzentrum davon zu krusen. Währenddessen fröne ich dem Radioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und bringe heraus, dass das neue Studioalbum der Landmusikcombo Montgomery Gentry derzeit unangefochten auf Platz 1 der nationalen Landmusikhitparade steht – das soll mir auch Recht sein.


Montgomery Gentry stehen auf Platz 1

10.30 Uhr Pünktlich betrete ich die Wirtschaft an der 5. Avenue und erkläre Edelbert, dass es mir nicht leicht gefallen ist, einen geeigneten Stellplatz für den Chevrolet zu ergattern. Darüber hinaus merke ich an, dass ich das Auto in zweiter Reihe an der 8. Strasse geparkt habe – immerhin kann ich mich nicht um alles kümmern.
11.00 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen und uns an lustigen Frühstückskartoffeln mit Speck laben, komme ich auf meine Internetzrecherche zu sprechen und zeige anschaulich auf, dass uns Petrus in der kommenden Woche nicht wohlgesonnen ist. Ferner kündige ich an, dass ich meine Mondstiefel (unlöblich: Moonboots) sowie die gefütterte Winterjacke mit nach Kanada nehmen werde. Mein Tischnachbar macht grosse Augen und wirft ein, dass es trotzdem eine Gaudi werden wird, am Geburtstag meines Bruders in Toronto zu sein – das kann man laut sagen.


Bald sind wir in Toronto

11.30 Uhr Nachdem wir uns gestärkt haben, brechen wir zu einem erquickenden Stadtbummel auf. Mit dem Rüden im Schlepptau schlendern wir an den einladenden Boutiquen vorbei und kommen überein, dass wir am übernächsten Freitag eine Abschiedsfeier in der kleinen Villa ausrichten sollten. Edelbert schnalzt mit der Zunge und sagt, dass er sich am Grill beweisen und Red Snapper (löblich: Roter Schnapper) Filets grillen wird. Darüber hinaus plappert der schlaue Mann, dass der Fisch in Fachkreisen als “Lutjanus” bekannt ist und zu einem der beliebtesten Speisefische an der amerikanischen Atlantikküste zählt – diesen Unsinn muss man gehört haben.
12.00 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, stehen wir plötzlich vor dem “Lovejoy” Antiquitätengeschäft und fassen den Entschluss, die feilgebotenen Uhren in Augenschein zu nehmen. Unter anderem nehme ich eine ROLEX SUBMARINER ins Visier und lerne, dass dieser Chronograph im Jahre 2000 gefertigt wurde und 18.000 Dollars kosten soll. Der Professor ist bestens informiert und beteuert, dass diese luxuriöse Armbanduhr aus Gelbgold gefertigt ist und bis zu einer Tiefe von 300 Metern wasserdicht ist – jaja.
12.45 Uhr Da ich keinen Goldesel besitze, verlassen wir alsbald den Laden und kehren zu meinem Auto zurück. Nebenbei tratschen wir über unsere Kanadareise und verabreden, dass wir in der nächsten Woche ein Geburtstagsgeschenk für Georg besorgen sollten – was das wieder kostet.


Hund Dixon spielt im Garten

13.30 Uhr Endlich bin ich wieder daheim und habe das Vergnügen, mich von den Strapazen des Vormittages entspannen zu können. Um zur Ruhe zu kommen, scheuche ich Dixon in den Garten hinaus und falle dann erschöpft aufs Kanapee – das tut gut.
14.30 Uhr Nach der Pause fülle ich meinen Kaffeebecher mit Bohnentrunk auf und gehe Anschnur. Auch heute studiere ich Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher und stelle mit grosser Sorge fest, dass es die verlotterte Jugend derzeit besonders bunt treiben – wo soll das noch hinführen.
15.30 Uhr Nachdem ich zahlreiche Depeschen abgearbeitet habe, gehe ich von der Leine und leiste dem Vierbeiner im Garten Gesellschaft. Während der Rüde mit Nachbarhund Joey spielt, blättere ich in der “Naples Daily News” (löblich: Naples Tägliche Neuigkeiten) und löse im Handumdrehen das grosse Kreuzworträtsel – das macht Spass
16.30 Uhr Im Anschluss kehre ich in die Küche zurück und richte das Abendessen an. Ich zaubere fachmännisch belegte Brote (unlöblich: Sandwiches) und vergesse auch nicht, den Teller mit Gewürzgurken zu verzieren.
17.30 Uhr Weil ich mich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten kann, lasse ich den Abend im klimatisierten Wohnzimmer ausklingen. Ich schaue mir die FOX Nachrichten an und trinke dazu eine süffige Hopfenkaltschale aus dem Hause Anheuser & Busch.


Ich nehme einen kräftigen Schluck

19.00 Uhr Zur besten Sendezeit fröne ich auf HBO dem Western “High Noon” aus dem Jahre 2000. Ich komme aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und mache den Vierbeiner auf den Umstand aufmerksam, dass es sich hierbei um eine Neufassung des gleichnamigen Westernklassikers aus dem Jahre 1952 handelt.
21.00 Uhr Nach 90minütigem Klamauk beende ich den Fernsehabend und lasse Dixon noch einmal in den Garten hinaus. Anschliessend lösche ich das Licht und gehe ins Bett. Gute Nacht.

20. Februar 2018 – In einer Woche gehts los …

08.00 Uhr Auch heute schwinge ich mich sportlich aus dem Bett und begrüsse den Morgen mit dem Frühsport auf der Terrasse. Um meine Glieder zu stählen, hüpfe ich mehrmals auf und ab und vergesse auch nicht, einen Purzelbaum zu schlagen – wer rastet, der rostet.


Alexa spielt Musik – wie schön

08.30 Uhr Im Anschluss rufe ich die Amazon Musiksäule auf, mein bescheidenes Heim mit handgemachter Landmusik zu beschallen. ALEXA folgt meinen Befehl aufs Wort und verwöhnt mich mit stimmungsvollen Waylon Jennings Klängen. Unterdessen nehme ich die futuristische DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb und fülle gesundes ROYAL CANIN Trockenfutter in Dixons Napf. Danach ziehe ich mich pfeifend in die Nasszelle zurück und lasse die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Leider wird die himmlische Ruhe alsbald durch lautes Telefonschellen gestört. Zu allem Überfluss meldet sich Edelbert im Rohr und regt einen Ausflug an den Strand an. Da ich nichts besseres zu tun habe, willige ich ein und gebe zu Protokoll, dass ich ihn gerne am Naples Pier treffen würde. Edelbert freut sich und verspricht, in eineinhalb Stunden vor Ort zu sein – wie aufregend.
09.15 Uhr Weil die Zeit drängt, hüpfe ich schnell aus der Wanne und nehme in Gesellschaft meines Haustieres die wichtigste Mahlzeit des Tages ein. Ausserdem blättere ich interessiert in der Tageszeitung und lerne, dass uns zur Wochenmitte ein Sturmtief heimsuchen und viel Regen bringen wird – wie schrecklich.
09.45 Uhr Kurz vor dem Zehnuhrläuten scheuche ich den Vierbeiner zum Auto und kruse radiohörend aus dem Wohngebiet. Um schneller voran zu kommen, setze ich zu waghalsigen Überholmanövern an und schrecke auch nicht davor zurück, stetig die Hupe zu betätigen. Darüber hinaus rufe ich während der kurzweiligen Reise bei meiner unterbelichteten Mieterin im kalten Bayern an und erinnere, dass ich in der kommenden Woche nach Kanada ausfliegen und meine Verwandten besuchen werde. Sandra macht grosse Augen und entgegnet, dass mein Bruder am 3. März Geburtstag feiern wird – wie wahr.


Bald fliege ich nach Kanada aus

10.30 Uhr Fünfundvierzig Minuten später parke ich den PS-strotzenden SUV am Gulf Shore Boulevard und lege die letzten Meter zum frischrenovierten Naples Pier auf Schusters Rappen zurück. Schon bald treffe ich auf Edelbert und nehme mir das Recht heraus, ihm die Hand zu schütteln. Mein Bekannter wünscht mir einen schönen Morgen und plappert, dass es nichts schöneres geben kann, als auf den Golf von Mexiko zu spähen und die salzige Luft einzuatmen. Ich nicke zustimmend und mache es mir zur Aufgabe, Hund Dixon ein Stöckchen zuzuwerfen.
11.00 Uhr Während unseres Spaziergangs komme ich auf unsere anstehende Kanadareise zu sprechen und lege anschaulich dar, dass wir das grosse Glück haben werden, am sogenannten “Commonwealth Day” im Nachbarstaat zu verweilen. Ferner merke ich an, dass der Feiertag am 12. März 2018 ansteht und an den Zusammenschluss der ehemaligen britischen Kolonien erinnern soll – da kommt besonders grosse Freude auf.
12.00 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, stehen wir plötzlich im gutbesuchten “Old Naples Pub” an der 13th Strasse und verspüren grossen Hunger. Wir fackeln nicht lange und ordern an der Schenke zwei süffige Budweiser sowie vitaminreiche “Ham Sandwiches” (löblich: Schinkenbrote) mit Kartoffelstäben. Natürlich beissen wir sogleich kraftvoll zu und kommen überein, dass man auf einem Bein kaum stehen kann. Bevor ich mich versehe, winkt Edelbert dem Schankkellner zu und gibt weitere Hopfenkaltschalen in Auftrag – wie schön.


Bier ist sehr gesund

13.00 Uhr Redlichst gestärkt verlassen wir das Gasthaus und streben mit schnellen Schritten zu den Autos zurück. Nebenher redet der Professor weiter auf mich ein und verdeutlicht, dass wir grossen Spass in Kanada haben werden. Ich stimme uneingeschränkt zu und informiere, dass wir Georgs Ehrentag am Lake Simcoe feiern werden – darauf freue ich mich jetzt schon.
14.00 Uhr Endlich bin ich wieder dahoam und kann es mir in der klimatisierten Stube bequem machen. Während Dixon im Garten herumtollt, schliesse ich die Augen und träume von meiner ersten Appalachian Trail Wanderung.
15.00 Uhr Ich werde durch lautes Bellen geweckt und stelle beim Blick aus dem Fenster fest, dass Nachbarhund Joey zu Gast ist. Ich schwinge mich vom Kanapee und kredenze den Hunden etliche Kauknochen. Zudem versorge ich die Pflanzen im Garten mit frischem Wasser und tratsche mit Frau Pontecorvo. Meine Nachbarin schnäuzt während der Plauderei in ein Taschentuch und schimpft, weil sie vom Heuschnupfen geplagt wird. Natürlich spende ich der Perle Trost und rate, sich ins Haus zurückzuziehen und die Fenster zu schliessen.


Ich spendiere den Hunden lustige Kauknochen

16.00 Uhr Nachdem sich Joey verabschiedet hat, kehre ich verschwitzt ins klimatisierte Haus zurück und nutze den angebrochenen Nachmittag, um die Fenster zu putzen. Zu den Klängen einer Kenny Chesney Kompaktscheibe schwinge ich den Wischlappen und bringe die Scheiben im Handumdrehen auf Hochglanz – das macht Spass.
17.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, um das Abendessen vorzubereiten. Weil ich von der Mittagsjause noch immer gesättigt bin, bereite ich mir ein lustiges Omelett mit Pilzen, Virginia Schinken und Cheddar Käse zu.
18.00 Uhr Nachdem ich die Küche geputzt und die Mülltüten achtlos auf die Strasse geschleudert habe, beginnt der wohlverdiente Feierabend. Ich schenke mir ein Bier ein und mache es mir dann im Wohnzimmer bequem, um den FOX Nachrichten zu folgen.

19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf den Spartenkanal FX und fröne der Serie “American Crime Story – The Assassination of Gianni Versace”. Die Eigenproduktion handelt vom Mord an der italienischen Modeikone Gianni Versace vor 20 Jahren und wirft kein gutes Licht auf die ermittelnden Behörden – das ist ja allerhand.
21.00 Uhr Nach zwei nervenaufreibenden Episoden beende ich den Fernsehabend und schleiche mit dem Revolver im Anschlag durchs Haus, um sicherzustellen, dass sich kein Mörder in der kleinen Villa tummelt. Danach lösche ich mit zitternden Händen sämtliche Lichter und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.

16. Februar 2018 – In der Coastland Mall

08.00 Uhr Weil ich nicht zum alten Eisen zählen möchte, rolle ich mich aus dem Bett und läute den Freitag mit dem Frühsport ein. Ich hüpfe ausgelassen auf und ab und bemerke, dass ich unbedingt die Pflanzen im Garten mit Wasser versorgen sollte. Um von den Nachbarn in kein schlechtes Licht gerückt zu werden, stelle ich den Rasensprenger ein und mache es mir zur Aufgabe, die hochgewachsene Petersilie zu bewässern.


Blick auf meine Terrasse und den Garten

08.45 Uhr Im Anschluss entspanne ich mich bei einem prima Wirbelbad und telefoniere mit Edelbert. Mein Bekannter legt beste Laune an den Tag und schlägt vor, dass wir das Frühstück in “Julies Restaurant” einnehmen könnten. Ich schlage in die gleiche Kerbe und sichere zu, gegen halb 11 im Gasthaus unseres Vertrauens zu sein.
09.45 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 10 zugeht, beende ich den Badespass und trockne mich mit einem Frotteehandtuch ab. Ferner trage ich eine Pflegelotion auf meine sonnengebräunte Haut auf und vergesse auch nicht, mein Haupthaar aufzusteilen – perfektes Aussehen ist heutzutage sehr wichtig.
10.00 Uhr Nachdem ich Dixons Fell gebürstet habe, scheuche ich den Rüden zum Chevrolet und kruse hungrig von dannen. Nebenher fröne ich dem Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und habe das Vergnügen, einen stimmungsvollen Klassiker aus Alan Jacksons Feder zu hören – was kann es schöneres geben.
10.30 Uhr Pünktlich wie ein Handwerker betrete ich die Wirtschaft und freue mich, Edelbert an unserem angestammten Tisch anzutreffen. Aushilfsbedienung Peggy lässt nicht lange auf sich warten und serviert brühfrischen Kaffee sowie zwei grosse Frühstücke. Ausserdem vernehmen wir, dass sich Wirtin Julie eine kleine Auszeit gegönnt hat und Freunde in Miami besucht. Wir zucken mit den Schultern und tratschen angeregt über unsere Reise nach Kanada. Edelbert kommt aus dem Plappern gar nicht mehr heraus und erörtert, dass er den Aufenthalt nutzen möchte, um einen Ausflug zu den Niagarafällen zu unternehmen – das hört sich verlockend an.


Wir fliegen bald nach Kanada

11.15 Uhr Nachdem wir der Bedienung ein stattliches Trinkgeld zugesteckt haben, spähe ich auf meine goldene Armbanduhr und merke an, dass es für das Mittagessen noch zu früh ist. Edelbert nickt eifrig und meint, dass das schöne Wetter dazu einlädt, einen Bummel durch das “Coastland” Einkaufszentrum zu unternehmen. Ich lege meine Stirn in Falten und antworte, dass ich sowieso eine neue Tschiens einkaufen muss. Der Professor schenkt mir ein Lächeln und ermutigt mich, die Kaffeetasse zu leeren und in die Gänge zu kommen – jaja.
12.00 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, treffen wir am Ziel ein und parken die Autos auf dem Besucherparkplatz. Mit dem Vierbeiner im Schlepptau flanieren wir an den Schaufenstern angesagter Boutiquen vorbei und bemerken, dass derzeit zahlreiche Geschäfte mit unschlagbaren Angeboten locken.
13.00 Uhr Schlussendlich finden wir uns im “Forever 21” Geschäft wieder und nehmen Tschienshosen weltbekannter Hersteller in Augenschein. Ich fackle nicht lange und verschwinde mit einer WRANGLER Hose in einer Umkleidekabine. Unterdessen probiert Edelbert ein rotes Polohemd aus dem Hause “La Martina” an und rechnet vor, dass dieses Modell im alten Europa gut und gerne 200 Euros kostet – das ist ja allerhand.


Wir bezahlen per Karte

13.30 Uhr Da die Tschiens perfekt passt, begebe ich mich zur Kasse und zücke meine praktische Kreditkarte. Der freundliche Verkäufer schiebt das Kärtchen durch den Bezahlschlitz und verfrachtet die Beinkleider in eine umweltfreundliche Tragetasche mit Aufdruck – da kommt besonders grosse Freude auf.
14.15 Uhr Um nicht Hunger leiden zu müssen, kehren wir als nächstes ins gutbesuchte “Village Pub” ein und laben uns an panierten Hühnerfinger (unlöblich: Chicken Wings) mit Kartoffelstäben. Edelbert lobt das Essen über den Schellenkönig und beteuert, dass wir nun unsere Zelte in Naples schönstem Kaufhaus abbrechen und uns auf den Heimweg begeben sollten. Ich willige ein und ringe mich dazu durch, meinen Bekannten zu Speis und Trank einzuladen. Anschliessend laufen wir zufrieden zu den Autos und wünschen einander ruhige Nachmittage.


Bier ist sehr gesund

15.00 Uhr Zuhause angekommen, schleppe ich die Einkaufstüte in die kleine Villa und fülle Dixons Napf mit Trockenfutter auf. Während sich der Rüde gierig auf die Brotzeit stürzt, hänge ich die neue Hose in den begehbaren Schrank und bette mich dann auf dem Kanapee zur Ruhe – das tut gut.
16.00 Uhr Um nicht den ganzen Nachmittag auf der faulen Haut zu liegen, setze ich mich an den Schreibtisch und komme meinen Pflichten als Anschnurseelsorger nach. Während das Haustier im Garten mit dem Nachbarshund tobt, rufe ich Depeschen besorgter Heimseitenbesucher ab und erfahre, dass es in Deutschland angesichts der vielen afrikanischen Wirtschaftsflüchtlinge drunter und drüber geht. Herr Werner L. aus Reutlingen berichtet schier Unglaubliches und schreibt, dass er fast täglich von gewaltbereiten Nigerianern belästigt wird. Ich balle die Fäuste und rate dem Heini, sich nicht alles gefallen zu lassen und ins freiheitsliebende Amerika auszuwandern.
16.45 Uhr Zu guter Letzt nehme ich die Einträge im Gästebuch in Augenschein und sehe mich genötigt, wegen einer Morddrohung das BKA zu verständigen – alles kann man sich auch nicht bieten lassen.


Ich esse gesunde Wurst

17.15 Uhr Nachdem ich die Arbeit abgeschlossen habe, bereite ich das Abendessen zu und nehme mit einer Wurstplatte Vorlieb. Dazu gibt es vitaminreiche Weissbrotscheiben sowie ein süffiges Budweiser – das schmeckt.
18.00 Uhr Endlich kann ich mich in den wohlverdienten Feierabend verabschieden und mir die FOX Nachrichten anschauen. Ich mache mich über die aktuellen Geschehnisse im nahen Osten schlau und bringe heraus, dass es im Iran immer noch zu regierungsfeindlichen Demonstrationen kommt – wie schrecklich.
19.00 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, wechsle ich auf SHOWTIME, wo just im Moment einige Episoden der sehenswerten Dokumentarserie “The Trade” gezeigt wird. Ich staune nicht schlecht und tauche in die Welt von hinterlistigen Drogenschmugglern ein – gleich platzt mir der Kragen.
21.00 Uhr Nach der dritten Folge beende ich den Fernsehabend und rufe den Vierbeiner ins Haus. Anschliessend verschliesse ich die Haustüre und lege mich schlafen. Gute Nacht.