08.00 Uhr Der Radiowecker springt an und ich habe ein schönes Lied des bekannten Landmusikers Jason Aldean im Ohr. Zufrieden werfe ich die Bettdecke beiseite und wünsche Hund Dixon einen guten Morgen. Anschliessend trete ich auf die schattige Terrasse und lockere meine Muskeln – wer rastet, der rostet.
08.30 Uhr Wie es sich gehört, ziehe ich mich nach dem Frühsport in die Nasszelle zurück und entspanne mich bei einem Wirbelbad. Nebenher rufe ich bei meinen Verwandten an und gebe zu Protokoll, dass ich froh bin, nach drei Wochen im verschneiten Kanada endlich wieder in Florida zu sein. Maria freut sich für mich und kündigt an, dass wir uns im Sonnenscheinstaat bald wiedersehen werden – das hört man gerne.
09.30 Uhr Nachdem ich mit Edelbert telefoniert und einen gemeinsamen Einkaufsbummel angeregt habe, hüpfe ich aus der Wanne und kann es kaum erwarten, ein reichhaltiges Frühstück zu verzehren. Zuvor schlüpfe ich jedoch in legere Freizeitkleidung und vergesse auch nicht, meine Haare mit BRISK aufzusteilen. Anschliessend setze ich mich hungrig an den Küchentisch und labe mich an vitaminreichen Rühreiern, gerösteten Weissbrotscheiben (unlöblich: Toast) und würzigem Bohnenkaffee – das schmeckt.
Ich steile mein Haar mit BRISK auf
10.15 Uhr Um den Professor nicht warten zu lassen, beende ich die Mahlzeit und lotse Dixon zum Auto. Danach rase ich in einer nervenaufreibenden Hochgeschwindigkeitsfahrt gen Norden davon und berichte dem Rüden, dass wir neben Waren des täglichen Bedarfs auch Süssigkeiten und Getränke besorgen müssen – was das wieder kostet.
11.00 Uhr Pünktlich zum Elfuhrläuten treffe ich vor dem PUBLIX Supermarkt ein und kann Edelbert herzlich begrüssen. Mein Bekannter rückt seine Sonnenbrille zurecht und beteuert, dass es sich anbieten würde, nach dem Schoppen in das angeschlossene “Starbucks” Kaffeehaus einzukehren. Ich nicke zustimmend und stelle klar, dass die hausgemachten Cinnamon Rolls (löblich: Zimtrollen) besonders gut schmecken. Edelbert schlägt in die gleiche Kerbe und macht es sich zur Aufgabe, einem störrischen Rentner (88) einen Einkaufswagen streitig zu machen.
11.15 Uhr Während wir durch die Gänge flanieren und Lebensmittel in den Einkaufswagen laden, komme ich auf mein Telefonat mit Maria zu sprechen und kündige an, dass meine Verwandten alsbald nach Naples ausfliegen werden. Mein Begleiter ist hellauf begeistert und meint, dass er im kalten Toronto niemals glücklich werden könnte.
11.45 Uhr Kurz vor der Mittagszeit werden wir am Getränkeregal vorstellig und bemerken, dass die “Mountain Dew” Limonade derzeit besonders günstig zu haben ist. Weil ich auf den Taler achten muss, greife ich spornstreichs zu und stelle sechs Flaschen zu den anderen Waren – da kommt Freude auf.
12.30 Uhr Um ein kleines Vermögen erleichtert, verlassen wir die Markthalle und schleppen die Einkaufstüten zu den Autos. Da unsere Mägen knurren, schlendern wir danach in die Starbucks Filiale und geben am Tresen zwei grosse Capuccinos sowie vier Cinnamon Rolls in Auftrag – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
Wir beissen kraftvoll zu
13.00 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse, deutet Edelbert plötzlich auf eine ausgehängte Stellenausschreibung und sagt, dass diese Starbucks Filiale noch Thekenpersonal sucht. Ich reibe mir die Nase und erkläre dem schlauen Mann, dass ich keine grosse Lust verspüre, für den in Seattle beheimateten Grosskonzern zu arbeiten. In diesem Zusammenhang verweise ich auf die schlechten Arbeitsbedingungen und merke an, dass Starbucks jahrelang Trinkgelder der Angestellten einbehalten hat und auch nicht davor zurückschreckt, Steuern am Fiskus vorbeizumogeln – wo soll das noch hinführen.
13.45 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, die Heimreise anzutreten. Ich wünsche Edelbert zum Abschied einen ruhigen Nachmittag und gleite dann zu stimmungsvoller WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Radiomusik in Richtung Willoughby Drive davon.
Mein Zuhause unter Palmen
14.30 Uhr Zuhause angekommen, sortiere ich die Lebensmittel in den Eiskasten ein und nehme mir das Recht heraus, eine kühle Hopfenkaltschale aus dem Hause Anheuser & Busch zu trinken – das schmeckt.
15.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner goldenen ROLEX auf 3 zugeht, falle ich verschwitzt aufs Kanapee und schliesse die Augen. Nach wenigen Sekunden döse ich ein und träume von meinem Abstecher nach Toronto.
16.00 Uhr Leider wird die Ruhe zeitnah durch meine Nachbarin gestört. Frau Pontecorvo pocht lautstark an die Terrassentüre und präsentiert einen selbstgebackenen Pfirsichkuchen. Weil man einem geschenkten Gaul sprichwörtlich nicht ins Maul schauen sollten, winke ich die Perle herein und brühe echten Bohnenkaffee auf.
16.30 Uhr Während meine Bekannte das Backwerk anschneidet, erfahre ich, dass sie am kommenden Wochenende nach Jacksonville krusen wird, um ihre Freundin Blanche zu besuchen. Ich zucke gelangweilt mit den Schultern und entgegne, dass ich mich dieser Reise ganz bestimmt nicht anschliessen werde.
Ich fahre nicht nach Jacksonville
17.30 Uhr Nach dem Kaffeekränzchen begleite ich die Dame nach nebenan und verschaffe Dixon etwas Auslauf. Um dem Rüden eine kleine Freude zu bereiten, werfe ich ihm ein Stöckchen zu und animiere ihn, die vorlauten Nachbarskinder Emily und Francis anzubellen – das macht Spass.
18.00 Uhr Ein langer und nervenaufreibender Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Weil das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, schalte ich den Ofen ein und backe eine leckere Fertigpizza auf. Dazu gibt es einen Beilagensalat mit Tomaten, perfekt aufgeschnittenen Zwiebelringen und lustigen Oliven.
19.00 Uhr Nachdem ich mich gestärkt habe, bette ich mich in der guten Stube zur Ruhe und schaue fern. Um etwas Abwechslung zu bekommen, gebe ich mich auf HBO der vierteiligen Miniserie “Olive Kitteridge” hin, die aus dem Leben einer frustrierten Mathematiklehrerin erzählt.
21.00 Uhr Als der Abspann der dritten Episode über den Bildschirm flimmert, beende ich den Fernsehabend und streichle Dixon über den Kopf. Zu guter Letzt verschliesse ich die Haustüre und ziehe mich ins Schlafzimmer zurück. Gute Nacht.