4. April 2018 – Käseburger am Strand

08.00 Uhr Ich schwinge mich gähnend aus den Federn und freue mich, weil die Sonne vom Himmel lacht. Um mich in Form zu bringen, öffne ich die Terrassentüre und führe auf der schattigen Terrasse den Frühsport durch.
08.30 Uhr Danach lasse ich die Badewanne mit lauwarmen Wasser volllaufen und nehme mir das Recht heraus, den Morgen mit einem erquickenden Sprudelbad zu beginnen. Nebenher telefoniere ich mit Prof. Kuhn und erfahre, dass er im Internetz nach preiswerten Flügen Ausschau gehalten hat. In diesem Zusammenhang verweist der gute Mann auf das diesjährige Oktoberfest und meint, dass Hin- und Rückflüge nach Bayern kaum zu finanzieren sind. Ich atme tief durch und entgegne, dass wir unter diesen Umständen leider auf das weltgrösste Bierfest verzichten müssen. Edelbert schlägt in die gleiche Kerbe und meint, dass wir stattdessen im Oktober nach Alaska ausfliegen und am reissenden Yukon Strom erquickende Wanderungen unternehmen könnten – das glaube ich kaum.


Hund Dixon ist brav

09.30 Uhr Nachdem ich eine Bermudahose sowie ein buntes Hawaiihemd angezogen habe, rufe ich Hund Dixon ins Haus und nehme das Frühstück ein. Dummerweise bimmelt alsbald das Telefon und ich habe das zweifelhafte Vergnügen, mit Frau Pontecorvo tratschen zu müssen. Meine Nachbarin schwärmt in den höchsten Tönen und beteuert, dass ihr Aufenthalt in Jacksonville sehr schön ist. Darüber hinaus kommt die Perle auf ihren gestrigen Theaterbesuch zu sprechen und erörtert, dass sie in einem heruntergekommenen Hinterhofschauspielhaus eine dreieinhalbstündiges Musical gesehen hat – diesen Schmarrn muss man gehört haben.
10.30 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf halb 11 zugeht, beende ich die Jause und lasse den Vierbeiner wissen, dass wir nun einen Ausflug unternehmen und zum Barefoot Beach (löblich: Barfussstrand) krusen werden.
10.45 Uhr Voller Elan lasse ich den Motor des PS-strotzenden SUVs aufheulen und rase mit durchdrehenden Pneus gen Westen davon. Unterdessen stelle ich den Radio lauter und erfreue mich an einer Komposition der Frauenbande “Court House Hounds” (löblich: Gerichtsgebäude Hunde). Der WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Moderator ist bestens informiert und erzählt, dass die beiden Schwestern Martie Maguire und Emily Robison zwischen 2010 und 2013 zwei Studioalben in den landesweiten Hitparaden platzieren konnten – wie aufregend.


Court Yard Hounds

11.15 Uhr Nach siebzehn Meilen kann ich das Auto endlich auf einem “Disabled parking space” (löblich: Behindertenparkplatz) unweit des Strandabschnitts abstellen und mit dem Haustier im Schlepptau zum azurblauen Meer laufen. Weil es angenehm warm ist, schlüpfe ich aus den Flip Flops und bade meine Füsse im Golf von Mexiko. Mein tierischer Begleiter ist ebenfalls ganz aus dem Häuschen und schreckt nicht davor zurück, kreischende Möwen hinterher zu jagen – da kommt besonders grosse Freude auf.
11.45 Uhr Während der lustigen Wanderung werfe ich Dixon Stöckchen zu und rufe in der alten Heimat an. Mieterin Sandra meldet sich nach dem dritten Tuten und berichtet, dass sie die Osterzeit ausgenutzt hat, um das Wohnzimmer sowie das Schlafzimmer zu renovieren. Ich schnalze mit der Zunge und halte das unterbelichtete Kind an, auch den Garten auf Vordermann zu bringen.


Ich beisse kraftvoll zu

12.45 Uhr Da mir die Sonne Schweissperlen auf die Stirn treibt, entschliessen ich mich, in eine Strandgaststätte einzukehren. Mit letzter Kraft schleppe ich mich an die Bar und bitte die Kellnerin, eine süffige Hopfenhaltschale sowie einen saftigen Cheeseburger (löblich: Käseburger) aufzutischen. Die Dame macht grosse Augen und mutmasst, dass ich aus dem alten Europa stamme. Während die Dirne meiner Bitte nachkommt und mich mit einem Kaltgetränk und der gewünschten Brotzeit verwöhnt, verrate ich, dass ich ursprünglich aus Bayern stamme. Frau Mary-Ann freut sich sehr und entgegnet, dass sie in den späten 1990er Jahren in der Armee gedient und in der oberpfälzischen Militärbasis Grafenwöhr stationiert war – das hört man gerne.
13.45 Uhr Nach der Tratscherei zücke ich meine prallgefüllte GOLDEN HEAD Geldbörse und ziehe es vor, die Rechnung in Bar zu begleichen und meine NY YANKEES Kappe zu lüften Danach kehre ich pfeifend zum Auto zurück und freue mich auf ruhige Stunden in der kleinen Villa.
14.45 Uhr Zurück im Willoughby Drive, stelle ich fest, dass Frau Gomez in der Zwischenzeit mein kultiviertes Zuhause auf Vordermann gebracht hat. Ich seufze laut und bette mich auf dem Kanapee zur Ruhe – das tut gut.


Mein Zuhause unter Palmen

15.45 Uhr Um nicht den ganzen Nachmittag auf der faulen Haut zu liegen, komme ich in die Gänge und kümmere mich um die Anschnurseelsorge. Ruckzuck rufe ich Depeschen besorgter Heimseitenbesucher ab und nehme mich der Probleme einer 47jährigen Mutter aus dem ostdeutschen Bischofswerda an. Die kleine Frau berichtet schier unglaubliches und schreibt, dass ihr erst 6jähriger Sohn Tobias den Wunsch geäussert hat, in den Sommerferien nach Disney World (löblich: Disney Welt) zu reisen. Ich komme aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus und rate, dem Frechdachs diese Flausen ganz schnell auszureden – wo kämen wir denn da hin.
16.45 Uhr Schlussendlich fahre ich das Betriebssystem mausdrückend herunter und verabschiede mich in den Feierabend. Weil mein Magen knurrt, eile ich mit schnellen Schritten in die Küche und richte mir einen Wurstplatte an. Dazu gibt es ein Gläschen Rotwein aus dem goldenen Kalifornien – das schmeckt.


Ein edler Rebentrunk aus Kalifornien

17.45 Uhr Als die Geschirrspülmaschine läuft, stelle ich die Klimaanlage höher und lasse den Tag in der Wohnstube ausklingen. Interessiert folge ich den FOX Nachrichten und lerne, dass die afghanische Hauptstadt Kabul von einem verheerenden Selbstmordanschlag heimgesucht wurde – wie schrecklich.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit (unlöblich: Prime Time) wechsle ich auf NETFLIX, um dem spannenden Spielfilm “Annihilation” zu frönen. Die amerikanische Produktion erzählt von schlauen Forscherinnen, die auf eine geheime und todbringende Expedition geschickt werden – wie unheimlich.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung schalte ich den Flachbildschirm aus und begleite Dixon in den Garten. Zu guter Letzt öle ich meine Kehle mit einem Schluck Muhmilch und lege mich schlafen. Gute Nacht.

3. April 2018 – Am Clam Pass Park

08.00 Uhr Ich hüpfe gutgelaunt aus dem Bett und bemerke, dass Hund Dixon auch schon auf den Beinen ist. Während ich mir den Bademantel überwerfe und die DeLonghi Kaffeemaschine knopfdrückend in Betrieb setze, scharrt der Vierbeiner an der Türe und fordert mich auf, ihn in den Garten hinauszulassen – wie aufregend.
09.00 Uhr Nach einem erfrischenden Wirbelbad setze ich mich an den Küchentisch und lasse mir ein reichhaltiges Frühstück schmecken. Ausserdem verfasse ich eine Kurzdepesche an Frau Pontecorvo und frage nach, ob sie sich in Jacksonville wohl fühlt. Die Dame antwortet prompt und erinnert daran, dass ich in ihrem Eigenheim nach dem Rechten sehen und die Pflanzen giessen muss – mir bleibt wirklich gar nichts erspart.


Ich verfasse eine Kurzdepesche

09.45 Uhr Kurz vor dem Zehnuhrläuten klatsche ich in die Hände und lasse den Vierbeiner wissen, dass wir nun Edelbert besuchen und anschliessend an den Strand krusen werden. Ruckzuck scheuche ich den Rüden zum Auto und nehme mir das Recht heraus, den Professor über unser Kommen zu informieren. Natürlich freut sich mein Bekannter sehr und unterbreitet, dass er augenblicklich in die Gänge kommen und vor seiner Wohnadresse auf uns warten wird – das ist die beste Nachricht des ganzen Tages.
10.15 Uhr Nachdem Edelbert zugestiegen ist, rase ich gen Nordwesten davon und erfreue mich an stimmungsvollen WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Radioklängen. Unterdessen redet mein Begleiter ohne Unterlass auf mich ein und erzählt, dass er gestern Abend mit seinem Sohn telefoniert hat. Prof. Kuhn seufzt laut und berichtet, dass es nach Merkels Wahl zur neuen Bundeskanzlerin im Berliner Bundesfinanzministerium drunter und drüber geht. Ich nicke eifrig und mutmasse, dass Edelberts Sohn alsbald die Schnauze voll haben und in die freie Wirtschaft wechseln wird – wo soll das noch hinführen.

11.00 Uhr Endlich erreichen wir unser Ziel und parken das Auto auf einem bewachten Parkplatz unweit des beliebten “Clam Pass Park” an der Pelican Bay (unlöblich: Pelikan Bucht). Ich sauge die salzige Luft tief in meine Lungen ein und lasse Edelbert wissen, dass dieser Strandabschnitt zu den schönsten in ganz Florida zählt. Edelbert schlägt in die gleiche Kerbe und zündet sich eine dicke Zigarre an – wie unlöblich.
11.30 Uhr Während der Wanderung entlang des Golfs, plaudern wir über Dies und Das und sind uns einig, dass es ein grosser Spass wäre, zur Oktoberfestzeit nach Bayern auszufliegen. Edelbert strahlt über das ganze Gesicht und beteuert, dass er grosse Lust hätte, Admiral a.D. Bürstenbinder wiederzusehen und sich allabendlich auf dem weltgrössten Bierfest einen Rausch anzusaufen – das hört sich verlockend an.
12.15 Uhr Da das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, kehren wir verschwitzt in eine einladende Strandgaststätte ein und ordern vitaminreiche Hot Dogs (löblich: Heisse Hunde) mit Sauerkraut. Dazu gibt es süffige Leichtbiere aus der Anheuser und Busch Brauerei – schmeckt gar nicht schlecht.


Bier ist sehr gesund

13.00 Uhr Da Dixon wegen der grossen Hitze langsam unruhig wird, begleichen wir die Rechnung mit bunten Scheinen und entschliessen uns, die Heimfahrt anzutreten. Wir laufen ohne Umwege zum Auto zurück und zögern nicht, die Klimaanlage auf die höchste Stufe einzustellen. Danach lasse ich den Motor aufheulen und bringe den Professor sicher in die Stadt zurück. Nebenher beauftrage ich den schlauen Mann, im Internetz nach günstigen Flügen Ausschau zu halten und mich morgen über die Preise in Kenntnis zu setzen.
14.00 Uhr Endlich treffe auch ich zuhause ein und mache es mir zur Aufgabe, dem ausgehungerten Vierbeiner gesundes Royal Canin Trockenfutter sowie frisches H²O zu kredenzen. Danach falle ich schnaufend aufs Sofa und strecke gähnend die Beine aus – dieser Stress wirft sogar den stärksten Rentner aus der Bahn.


Dixon bekommt Trockenfutter

15.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und setze mich an den Heimrechner, um mit der Internetzberatungsstunde zu beginnen. Wie es sich für einen staatlich anerkannten Seelsorger gehört, nehme ich Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher in Augenschein und staune angesichts der zahlreichen Depeschen nicht schlecht. Frau Ramona F. aus Freiburg schreibt, dass sich ihr frecher Sohn Dominik (16) nicht nur ein nagelneues Apfel (unlöblich: Apple) Handtelefon, sondern auch einen tragbaren Lautsprecher zum Geburtstag wünscht. Ich schlage entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen und rate der Perle, dem Frechdachs gar nichts zu seinem Wiegenfest zu überreichen – alles kann man schliesslich auch nicht durchgehen lassen.
16.00 Uhr Nach getaner Arbeit gehe ich von der Leine und statte dem Nachbarhaus einen Besuch ab. Weil ich Frau Pontecorvo das Versprechen gegeben habe, die Pflanzen zu bewässern, nehme ich die Gieskanne zur Hand und kümmere mich um die hochgewachsene Yucca Palme in der guten Stube. Darüber hinaus werfe ich prüfende Blicke in sämtliche Schränke und fische auch die Post aus dem Briefkasten.
16.45 Uhr Im Anschluss kehre ich in die kleine Villa zurück und mache mich in der Küche nützlich. Da ich vom Mittagessen noch immer satt bin, stelle ich einen Topf auf das Ceranfeld und koche kurzerhand eine kleine Portion Langnudeln auf. Dazu gibt es ein feines Pesto aus dem Glas – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nach der Stärkung schalte ich die leistungsstarke Geschirrspülmaschine ein und lasse die Seele im klimatisierten Wohnzimmer baumeln. Wie es sich für einen interessierten Rentner gehört, fröne ich den FOX Nachrichten und mache mich über die politischen Geschehnisse in der Welt schlau.

18.45 Uhr Weil keine brechenden Neuigkeiten (unlöblich: Breaking News) vorliegen, schalte ich auf HBO um und gebe mich dem abendfüllenden Spielfilm “In the Heart of the Sea” hin. Die Erfolgsproduktion aus dem Jahre 2015 gibt die Geschichte des amerikanischen Walfangschiffes Essex wieder, das im Jahre 1820 von einem Pottwal angegriffen und versenkt wurde. Ich staune Bauklötze und lerne, dass dieser Vorfall die historische Vorlage des Weltromans “Moby Dick” von Herman Melville war – wie aufregend.
21.00 Uhr Ein spannender Fernsehabend geht zu Ende und ich begleite den Vierbeiner zum Abschluss des anstrengenden Tages in den Garten. Zu guter Letzt reguliere ich die Klimaanlage und lege mich schlafen. Gute Nacht.

2. April 2018 – April, April

1april

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Tagebuchleser,

ein alter Brauch erlaubt es den Menschen, just heute Freunde und Verwandte “in den April” zu schicken. Diese Tradition wurde erstmals im Jahre 1618 urkundlich in Bayern erwähnt. Angesehene Forscher gehen davon aus, dass der Brauch bereits um das Jahr 1570 in Deutschland Einzug hielt.

Angeblich bezieht er sich auf die Kalenderreform des französischen Königs Karl IX. Dieser verlegte Neujahr kurzerhand vom 1. April auf den 1. Januar. Alle, die am alten Datum festhielten wurden als Narren bezeichnet und verhöhnt.

karlIX
König Karl IX

Andere Wissenschaftler sind davon überzeugt, dass schon in der Antike der 1. April – genauso wie der Freitag, der 13. – als ein Unglückstag angesehen wurde. So soll unter anderem Judas Ischariot, der Jesus Christus verraten hatte, an einem 1. April das Licht der Welt erblickt haben.

Mit den ersten europäischen Auswanderern gelangte der lustige Brauch auch nach Amerika und Kanada. In den Vereinigten Staaten geniesst der sogenannte “April Fool’s Day” grösste Beliebtheit. So nutzen zahlreiche amerikanische Nachrichtenagenturen und Zeitungsverlage den 1. April, um Falschmeldungen zu verbreiten.


5 Pizzas für Edelbert

Selbstverständlich habe ich gestern auch Edelbert in den April geschickt. Ich habe beim Dominos Pizzalieferdienst angerufen und im Namen meines Bekannten 5 Thunfischpizzas bestellt – das war ein Spass.

Ich wünsche allen Lesern einen schönen 1. April.
Reinhard Pfaffenberg

29. März 2018 – Ich komme meinen Pflichten nach

08.00 Uhr Weil sich Wolken am Himmel zusammengebraut haben, bleibe ich etwas länger liegen und animiere Hund Dixon, zu mir ins Bett zu hüpfen. Leider wird die himmlische Ruhe nach wenigen Augenblicken durch sehr aggressives Telefonschellen gestört. Zu allem Überfluss meldet sich meine Nachbarin im Rohr und erinnert, dass sie heute zu ihrer Freundin nach Jacksonville krusen wird. Ferner bringt die Perle ein gemeinsames Frühstück ins Spiel und bittet mich, gegen 10 Uhr nach nebenan zu kommen – das werden wir erst noch sehen.


Hund Dixon ist brav

08.30 Uhr Nach dem Telefonat werfe ich die Bettdecke beiseite und schleppe mich gähnend auf die Terrasse, um die Morgengymnastik zu absolvieren. Während ich auf und ab hüpfe, kommt plötzlich Herr Booth an die Grundstücksgrenze und kündigt an, dass er die Vormittagsstunden ausnutzen wird, um den Rasen zu mähen. Ich mache grosse Augen und ermutige den Heini, meine Grünfläche ebenfalls zu mähen – da kommt Freude auf.
09.00 Uhr Um wegen des Dröhnens des Mähers keinen Gehörsturz zu bekommen, ziehe ich mich in die Nasszelle zurück und entspanne mich bei einem erfrischenden Wirbelbad. Nebenher navigiere ich mit dem iPad durchs Internetz und mache mich über die Ostermessen in Naples schlau. Schnell stosse ich auf eine katholische Freiluftveranstaltung, die am kommenden Sonntag um 9:30 Uhr im örtlichen Cambier Park stattfinden wird.


Bald kommt der Osterhase

10.00 Uhr Nachdem ich Edelbert über die Ostermesse in Kenntnis gesetzt habe, beende ich den Badespass und werfe mich in Schale. Anschliessend statte ich meiner Nachbarin einen Besuch ab und leiste ihr bei der wichtigsten Mahlzeit des Tages Gesellschaft. Frau Pontecorvo fährt Pfannkuchen mit Erdbeeren und Schlagobers auf und plappert, dass sie zeitnah losfahren wird. Zudem bringe ich heraus, dass die kleine Frau mindestens eine Woche in Jacksonville verweilen und sich dort der Kultur hingeben wird. Unter anderem vernehme ich, dass die Weibsbilder Museen besuchen und sogar ins Theater gehen wollen – wie langweilig.


Jacksonville ist eine hässliche Stadt

11.00 Uhr Nach der Mahlzeit überreicht mir Frau Pontecorvo den Zweitschlüssel und fordert mich auf, während ihrer Abwesenheit in ihrem Zuhause regelmässig nach dem Rechten zu sehen. Ich nicke eifrig und verspreche, täglich meinen Pflichten nachzukommen und ein besonderes Augenmerk auf die hochgewachsene Yucca Palme in der guten Stube zu legen. Zu guter Letzt hauche ich meiner Nachbarin ein Bussi auf die Wange und wünsche ihr eine sichere Reise. Danach kehre ich gestärkt in die kleine Villa zurück und mache es mir zur Aufgabe, die lesenswerten Berichte in der “Naples Daily News” (löblich: Naples tägliche Neuigkeiten) zu studieren.
11.45 Uhr Kurz vor der Mittagszeit surrt die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und Edelbert meldet sich in der Leitung. Der schlaue Mann redet ohne Punkt und Komma auf mich ein und erzählt, dass er im “Miromar Outlet Store” ein Schnäppchen ergattern konnte. Ich blicke gelangweilt drein und vernehme, dass mein Bekannter eine WRANGLER Tschienshose für 39 Dollars erstanden hat – jaja
12.15 Uhr Weil mir langsam die Augen zufallen, beende ich das Gespräch und lege im klimatisierten Wohnzimmer die Beine hoch. In wenigen Augenblicken döse ich ein und sehe mich im Traum auf den Appalachian Trail versetzt.
13.15 Uhr Um nicht den ganzen Nachmittag zu verschlafen, stehe ich auf und bereite mir ein Wurstbrot zu. Ausserdem setze ich mich pflichtbewusst an den Schreibtisch, um Depeschen besorgter Heimseitenbesucher abzurufen. Im Zuge der Anschnursitzung rufe ich auch ein streng geheimes Dossier vom Forschungszentrum Kuschmelka (München) ab und lese, dass es in Deutschland angesichts der vielen Wirtschaftsflüchtlinge derzeit drunter und drüber geht. Ich staune Bauklötze und erfahre weiter, dass jeden Monat bis zu 15.000 Flüchtlinge über die sogenannte Balkanroute nach Deutschland gelangen – das ist ja kaum zu glauben.


Blick auf meinen Garten

14.15 Uhr Nachdem ich die Seelsorge beendet habe, fahre ich das Betriebssystem mausdrückend herunter und scheuche Hund Dixon in den Garten. Weil die Rasenfläche ausgedörrt ist, nehme ich kurzerhand den Rasensprenger in Betrieb und vergesse auch nicht, im Petersilienbeet Unkraut zu jäten und Dünger auszubringen.
15.00 Uhr Da die Sonne unbarmherzig vom Himmel brennt, verfrachte ich die Gartenwerkzeuge in die Garage und genehmige mir auf der schattigen Terrasse ein kühles Budweiser – das tut richtig gut.
16.00 Uhr Just als sich Dixon über einen Kauknochen hermacht, flitzt Nachbarhund zum künstlich angelegten Teich und bellt die handzahme Echse Billy an. Wie man sich denken kann, spitzt mein Haustier spornstreichs die Ohren und zögert nicht, sich an Joeys Seite zu gesellen – wie lustig.
17.00 Uhr Nachdem die Vierbeiner ausgelassen getobt haben, rufe ich Dixon ins Haus und richte mir eine Wurstplatte mit hauchdünn aufgeschnittenem Capocollo und Salami an. Dazu gibt es vitaminreiches Weissbrot sowie ein Glas Weisswein aus dem sonnigen Kalifornien – das schmeckt.


Ich beisse kraftvoll zu

18.00 Uhr Nachdem ich mir den Bauch vollgeschlagen und zwei weitere Hopfenkaltschalen getrunken habe, beginnt endlich der angenehme Teil des nervenaufreibenden Tages. Um endlich zur Ruhe zu kommen, mache ich es mir vor dem Flachbildschirm bequem und gebe mich den FOX Nachrichten hin.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit (unlöblich: Prime Time) fröne ich auf NETFLIX abermals der Serie “Everything Sucks” (löblich: Alles ist schlecht) und nehme an den haarsträubenden Abenteuern einiger High School (löblich: Hochschule) Absolventen teil – diesen Mist muss man gesehen haben.
21.00 Uhr Nach zwei Stunden beende ich den Fernsehabend und lösche sämtliche Lichter. Danach ziehe ich mich ins Schlafzimmer zurück und falle übermüdet ins Bett. Gute Nacht.

28. März 2018 – Ashley McBryde und ein neues Buch

08.00 Uhr Der Radiowecker springt an und ich rolle mich spornstreichs aus dem Bett, um die Terrassentüre zu öffnen. Wie es sich gehört, läute ich den letzten Mittwoch des Monats mit dem Frühsport ein und vergesse auch nicht, Frau Pontecorvo einen schönen Morgen zu wünschen. Die Dame von nebenan gesellt sich augenblicklich an meine Seite und hält mir ein WAL MART Reklameheft unter die Nase. Ferner plappert die Perle, dass es sich anbieten würde, die Markthalle anzusteuern und preiswerte Kleidung einzukaufen. Natürlich lache ich laut und weise auf die Tatsache hin, dass ich eine Modeikone bin und keine billigen Fetzen anziehen werde.
08.30 Uhr Kopfschüttelnd mache ich kehrt und werde Zeuge, wie der Kleinwagen meiner Putzfrau vorfährt. Frau Gomez parkt die Rostlaube hupend auf der Einfahrt und freut sich, mich wieder zu sehen. Ich nicke eifrig und entgegne, dass mein Abstecher nach Kanada prima war. Darüber hinaus stelle ich klar, dass sie unbedingt Wäsche waschen und die Küche auf Vordermann bringen muss – immerhin kann ich mich nicht um alles kümmern.


Katze Land – der beste Radiosender

09.00 Uhr Als die kleine Frau mit der Arbeit beginnt, verabschiede ich mich ins Badezimmer und entspanne mich bei einem Wirbelbad. Unterdessen erfahre ich auf der Frequenz von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land), dass die aus Arkansas stammende Landmusiksängerin Ashley McBryde in zwei Tagen ihr Debütalbum “Girl Goin’ Nowhere” (löblich: Mädchen geht nirgendwo hin) veröffentlichen wird – wie schön.


Ashley McBryde – Girl Going Nowhere

10.00 Uhr Pünktlich zum Zehnuhrläuten werde ich im Schlafzimmer vorstellig und registriere, dass Frau Gomez in der Zwischenzeit die Bettwäsche gewechselt hat. Ich atme tief durch und werfe mich pfeifend in Schale. Danach kehre ich in die Küche zurück und richte mir die wichtigste Mahlzeit des Tages an. Ausserdem köpfe ich eine Flasche Cristal Schaumwein und lade Frau Gomez ein, mit mir anzustossen – man gönnt sich ja sonst nichts.
10.30 Uhr Während wir gemütlich auf der schattigen Terrasse sitzen und den Sprudelsekt in vollen Zügen geniessen, bimmelt plötzlich das Telefon. Zu meiner Freude meldet sich Edelbert im Rohr und kündigt an, dass er das Mittagessen im “Cafe Luna” einnehmen wird. Zudem gibt mein Bekannter zu Protokoll, dass wir das schöne Wetter ausnutzen sollten und am Nachmittag einen Stadtbummel unternehmen könnten – dazu sage ich nicht nein.
11.00 Uhr Um nicht zu spät zu kommen, leere ich das Sektglas und rufe die fleissige Haushälterin auf, in die Hände zu spucken und die schweren Läufer im Garten auszuklopfen. Zeitgleich flitze ich ins Bad und steile mein Haupthaar mit BRISK Schmiere auf – wie gut das duftet.
12.00 Uhr Nach einer nervenaufreibenden Hochgeschwindigkeitsfahrt treffe ich in der Innenstadt ein und parke den PS-strotzenden SUV direkt vor Edelberts Zuhause an der 5th Strasse. Der schlaue Mann lässt nicht lange auf sich warten und nimmt sich das Recht heraus, meinem Haustier über den Kopf zu streicheln. Danach vertreten wir uns die Beine und der Professor erzählt, dass wir nach der Mahlzeit unbedingt eine Buchhandlung aufsuchen und den Tatsachenroman “Russian Roulette: The Inside Story of Putin’s War on America and the Election of Donald Trump” kaufen sollten. Ich zucke mit den Schultern und antworte, dass ich gleich ein saftiges Schnitzel fressen werde.


Edelbert möchte ein Buch kaufen

12.30 Uhr Wenig später betreten wir das Wirtshaus und nehmen einen Fenstertisch in Beschlag. Eine beschürzte Kellnerin versorgt uns mit den Tageskarten und empfiehlt, das Gericht des Tages zu wählen. Ich schlage den Ratschlag in den Wind und bitte das übergewichtige Mädchen, ein vitaminreiches T Bone Steak mit Folienkartoffeln aufzutischen. Edelbert folgt meinem Beispiel und entscheidet sich ausserdem für einen Shrimp Cocktail.
13.00 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, kommt mein Tischnachbar erneut auf das Buch “Russian Roulette” zu sprechen und legt anschaulich dar, dass Autor Michael Isikoff monatelang recherchiert und herausgefunden hat, dass die Vereinigten Staaten seit vielen Jahren von Russland ausspioniert werden – das ist mir Wurst.
13.30 Uhr Nachdem wir die opulente Mahlzeit mit Espressos abgeschlossen haben, brechen wir zu einem lustigen Stadtbummel auf. Wir folgen tratschend der 5th Avenue gen Westen und bemerken, dass die Gewerbetreibenden derzeit mit unschlagbaren Rabatten locken – das ist ja allerhand.
14.30 Uhr Schlussendlich finden wir uns in einer Buchhandlung wieder und erfahren, dass Michael Isikoffs Publikation ausverkauft ist. Da Edelbert deprimiert dreinblickt, deute ich zum neuen Dean Koontz Roman “The Whispering Room” und ermutige ihn, sich der leichten Literatur hinzugeben – leider ohne Erfolg.
15.15 Uhr Zurück am Auto, wünsche ich dem Professor einen schönen Nachmittag. Danach hüpfe ich winkend in den Chevrolet Suburban und kruse radiohörend nach Hause – da kommt besonders grosse Freude auf.


Mein Zuhause unter Palmen

16.00 Uhr Zurück im Willoughby Drive, falle ich erschöpft aufs Kanapee und lege die Beine hoch. Alsbald döse ich ein und sehe mich im Traum in die verschneite Kleinstadt Gilford Beach versetzt.
17.00 Uhr Nach der Pause rufe ich das Amazon Musikabspielgerät ECHO auf, die kleine Villa mit stimmungsvoller Alan Jackson Musik zu beschallen. Zudem bereits ich das Abendessen vor und brate gesunde Fischstäbe im heissen Fett heraus. Dazu gibt es Karottengemüse sowie Kartoffelbrei aus der Tüte – das duftet.
18.00 Uhr Ein nervenaufreibender Tag neigt sich nun seinem Ende zu. Ich sorge in der Küche für Ordnung und setze mich dann in die gute Stube, um in Hund Dixons Beisein die Abendnachrichten auf FOX anzuschauen.

19.00 Uhr Um etwas Abwechslung zu bekommen, nehme ich mit dem NETFLIX Angebot Vorlieb und fröne der Serie “Everything Sucks” (löblich: Alles ist schlecht), die von jugendlichen Rabauken an einer Schule im Bundesstaat Oregon erzählt – da kommt Freude auf.
21.00 Uhr Nach der vierten Episode betätige ich gähnend den OFF (löblich: AUS) Knopf auf der Fernbedienung und scheuche den Vierbeiner ein letztes Mal in den Garten. Anschliessend reguliere ich die Klimaanlage und gehe zu Bett. Gute Nacht.