3. Juli 2018 – Spinatlasagne am Wochenende

08.00 Uhr Beschwingt von der Kenny Chesney Komposition “Songs for the Saints” (löblich: Lieder für die Heiligen) hüpfe ich aus dem Bett und lerne, dass der Landmusiksänger Ende des Monats ein neues Studioalbum herausbringen wird. Ich reibe mir die Hände und vernehme weiter, dass der 50jährige mit dieser Veröffentlichung an den schrecklichen Hurrikan “Irma” erinnern möchte, der im letzten Jahr über die Karibik hinwegfegte.

09.00 Uhr Nachdem ich auf der Terrasse den Frühsport absolviert und mich abgeduscht habe, kehre ich in die Küche zurück und sehe mich mit Sandra konfrontiert. Mein Hausgast fuchtelt mit einem scharfen Messer vor meiner Nase herum und möchte wissen, ob ich auch ein Stück Honigmelone essen möchte. Natürlich schüttle ich spornstreichs mit dem Kopf und entgegne, dass ich mit Deftigerem Vorlieb nehmen werde. Bevor das Mädchen antworten kann, schlage ich fünf Eier in eine Pfanne und zaubere vitaminreiche Rühreier mit Speck und Käse.
09.30 Uhr Wenig später leiste ich der Maid am Küchentisch Gesellschaft und nehme die wichtigste Mahlzeit des Tages ein. Nebenher tratsche ich angeregt mit Sandra und bringe heraus, dass die Lebensmittelvorräte langsam aber sicher zur Neige gehen. Meine Tischnachbarin blickt traurig drein und ruft mich auf, sie in den Supermarkt zu begleiten. Ferner kündigt meine Mieterin an, etliche Flaschen Aperol kaufen zu wollen – das ist mir Wurst.
10.15 Uhr Weil Sandra mit den örtlichen Gegebenheiten nicht vertraut ist, lasse mich schlussendlich doch überreden, sie zum PUBLIX zu begleiten. Augenrollend scheuche ich den Vierbeiner zum Chevrolet und helfe ihm auf die Ladefläche. Anschliessend presche ich hupend von Dannen und gebe zu Protokoll, dass ich nicht gewillt bin, ein kleines Vermögen in Schminke und anderen Tand zu investieren. Meine Begleiterin beruhigt mich redlichst und sichert zu, die Rechnung aus der eigenen Tasche zu bezahlen – wie schön.
10.45 Uhr Kurz vor dem Elfuhrläuten betreten wir den Supermarkt meines Vertrauens und zögern nicht, einer störrischen Seniorin mit hellblauen Haaren einen Einkaufswagen streitig zu machen.
11.00 Uhr Während wunderschöne Musik des aus Seattle, WA stammenden Sopransaxophonist Kenny G aus den Supermarktlautsprechern dröhnt, schieben wir das klapprige Gefährt durch die breiten Gänge und wählen unter anderem vegane Kartoffelchips, Gemüse, Tiefkühlkost sowie allerhand Konservendosen aus. Unterdessen erfahre ich, dass Sandra mit dem Gedanken spielt, am Wochenende Frau Pontecorvo zum Essen einzuladen. Ich werde augenblicklich hellhörig und höre, dass meine Mieterin eine Spinatlasagne zubereiten wird – Pfui Teufel.


Spinat – Nein Danke

12.00 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit werden wir an der Kasse Nummer 7 vorstellig und Sandra rechnet vor, dass eine Flasche Aperol in Deutschland lediglich 10 Euros kostet. Ich zucke gelangweilt mit den Schultern und merke an, dass ich kein Freund dieses Likörs bin. Um mir nicht noch länger die Beine in den Bauch stehen zu müssen, werfe ich die anderen Produkte aufs Band und dränge Sandra dazu, ihre Geldbörse hervorzuholen – immerhin habe ich meine Zeit nicht gestohlen.
12.30 Uhr Da das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, schlendern wir nach dem Schoppingvergnügen in die benachbarte Dairy Queen (löblich: Molkereikönigin) Gaststätte. Während ich ein Ham & Cheese Sandwich (löblich: Schinken und Käse Brot) fresse, begnügt sich Sandra mit einem kleinen Salat. Trotz alledem lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und erinnere daran, dass Morgen der 4. Juli ansteht. Sandra nickt eifrig und sagt, dass sie anlässlich des Feiertages die grosse Parade entlang der 5th Avenue besuchen und am Abend das Feuerwerk am Hafen anschauen will – das hört sich verlockend an.
13.30 Uhr Endlich sind wir wieder zu Hause und können den Eiskasten auffüllen. Sandra hilft tatkräftig mit und fasst nach der Arbeit den Entschluss, ein Aperol Spritz Mischgetränk zu trinken und sich faul in die Händematte zu legen. Ich seufze laut und kippe mir ein eisgekühltes Budweiser hinter die Binde – das tut gut.


Ich trinke Bier

14.15 Uhr Nach der Erfrischung bette ich mich auf dem Kanapee zur Ruhe und schliesse die Augen. Prompt döse ich ein und träume vom Münchner Oktoberfest.
15.15 Uhr Um nicht den ganzen Nachmittag auf der faulen Haut zu liegen, hüpfe ich vom Sofa und gehe Anschnur. Im Rahmen der Internetzseelsorge nehme ich mich der Sorgen eines 59jährigen Automobilverkäufers aus Speyer an und lese, dass er grosse Probleme mit seinen marodierenden Nachbarn hat. Ich schlage entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen und rate, sich nichts gefallen zu lassen und gegebenenfalls mit Waffengewalt gegen die ostdeutsche Familie vorzugehen – wo kämen wir denn da hin.
16.15 Uhr Nach einer Stunde schalte ich den Heimrechner aus und geselle mich zu Sandra auf die schattige Terrasse. Mein Hausgast legt ihre Sonnenbrille beiseite und berichtet, dass sie sich gleich mit John Avanzatti zum Eisessen treffen wird. Ich werfe dem Kind skeptische Blicke zu und animiere es, nicht auf die Annäherungsversuche des Italo-Amerikaners einzugehen. Meine Mieterin gibt mir Recht und verspricht, spätestens um 22 Uhr zurück zu sein – wie beruhigend.
17.00 Uhr Nachdem sich Sandra verabschiedet hat, schlendere ich in die klimatisierte Küche und bereite das Nachtmahl vor. Unter Dixons fordernden Blicken brate ich ein Schnitzel heraus und koche gesunde Nudeln auf.


Der Independence Day erinnert an die amerikanische Unabhängigkeit

18.15 Uhr Nach der Hausarbeit gehe ich zum gemütlichen Teil des Tage über und fröne den FOX Nachrichten. Unter anderem wird ausführlich über den morgigen Nationalfeiertag berichtet und der Moderator erzählt, dass sich Präsident Donald Trump mit Familienmitgliedern zu einem Picknick treffen wird – wie schön.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf HBO und lasse die Seele beim Westernfilm “Open Range” (auf deutsch: Weites Land) baumeln. Der Lichtspielhauserfolg aus dem Jahre 2003 erzählt aus dem Leben eines Rinderzüchters, der sich mit einem Grossgrundbesitzer anlegt – wie aufregend.
21.30 Uhr Nach zweieinhalbstündiger Spitzenunterhaltung beende ich den Fernsehabend und begleite Dixon noch einmal in den Garten. Danach verschliesse ich Fenster und Türen sorgsam und lege mich schlafen. Gute Nacht.

2. Juli 2018 – Nichts als Ärger

08.00 Uhr Ich werde durch sehr aggressive Hartfelsenmusik geweckt. Brüllend und mit der GLOCK im Anschlag renne ich ins Wohnzimmer und sehe mich dort mit meinem Hausgast konfrontiert. Während Sandra grosse Augen macht, erhebe ich mahnend den Zeigefinger und fordere meine Mieterin auf, die Musik leiser zu stellen. Anstatt dem Aufruf nachzukommen, deutet das Kind auf den entsicherten Revolver und beteuert, dass sie gleich die Cops anrufen und mich verhaften lassen wird – gleich platzt mir der Kragen.


Ich bringe Kimme und Korn in Einklang

08.30 Uhr Weil mir meine Gesundheit sehr am Herzen liegt, verabschiede ich mich nach dem Streitgespräch in den Garten und stähle meine Glieder bei der täglichen Morgengymnastik. Nebenher habe ich das Vergnügen, mit Herrn Booths Nichte sprechen zu können. Natürlich klage ich Fräulein Melody mein Leid und mache sie auf den Umstand aufmerksam, dass ich seit gestern einen Gast in der kleinen Villa beherberge. Selbstverständlich lasse ich kein gutes Haar an Sandra und informiere, dass das dumme Mädchen sehr unordentlich ist und unentwegt ohrenbetäubender Negermusik frönt – wo soll das noch hinführen.
09.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 9 zugeht, wünsche ich Melody einen schönen Tag und ziehe es vor, im Bad zu verschwinden. Wie es sich gehört, nehme ich mit einem Wirbelbad Vorlieb und mache es mir ausserdem zur Aufgabe, mit Edelbert zu telefonieren. Unter anderem lade ich den schlauen Mann in mein kultiviertes Zuhause ein und merke an, dass wir die Planungen für die 4th of July Grillfeier vorantreiben müssen. Leider erteilt mir der Professor eine Absage und meint, dass er keine grosse Lust hat, mit Sandra den Vormittag zu verbringen. Stattdessen ermutigt mich der gute Mann, ins Zentrum zu kommen und ihn im “The Cafe” an der 5th Avenue South zu treffen – das hört sich verlockend an.
10.00 Uhr Voller Vorfreude beende ich den Badespass und kehre in die gute Stube zurück. Zu allem Überfluss stelle ich fest, dass Sandra mittlerweile den Esstisch mit dem besten Geschirr eingedeckt und Kaffee aufgebrüht hat. Ich zucke jedoch mit den Schultern und lasse die Maid wissen, dass ich die wichtigste Mahlzeit des Tages auswärts einnehmen werde. Bevor ich mich versehe, schnappt sich Sandra den Autoschlüssel von der Küchenablage und wirft ein, dass sie mich in die Stadt begleiten wird – nun schlägt es aber gleich Dreizehn.


Es gibt Kaffee / Bild: Nevit Dilmen / CC BY-SA 3.0

10.30 Uhr Da sämtliche Einwände keine Wirkung zeigen, gebe ich letztendlich klein bei und gebe meiner Mieterin zu verstehen, dass wir Prof. Kuhn im “The Cafe” treffen werden. Sandra reibt sich die Hände und entgegnet, dass sie das Steuer übernehmen und mich in die Innenstadt kutschieren wird – jaja.
11.15 Uhr Kurz nach dem Elfuhrläuten erreichen wir unser Ziel und können den PS-strotzenden Chevrolet unweit der Gaststätte parken. Während Sandra unentwegt plappert und in Richtung der benachbarten “Engel & Völkers” Filiale deutet, kommt plötzlich Edelbert des Weges und begrüsst uns herzlich. Da mein Magen eigenartige Knurrlaute von sich gibt, kehren wir spornstreichs in das Restaurant ein und ordern grosse Frühstücke mit Kaffee.
11.45 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, komme ich auf den 4. Juli zu sprechen und unterbreite, dass ich am Mittwoch Abend eine kleine Feier veranstalten werde. Ferner kündige ich an, dass ich nicht nur köstliches Fleisch auf den Grill werfen, sondern auch leckere Salate auftischen werde. Der Professor leckt sich die Lippen und verspricht, etliche Flaschen Wein zur Sause beizusteuern – das ist die beste Nachricht des ganzen Tages.
12.30 Uhr Nach der reichhaltigen Mahlzeit begleichen wir die Rechnung und brechen mit Hund Dixon im Schlepptau zu einem Spaziergang durchs Zentrum auf. Unterdessen fällt uns auf, dass viele Gewerbetreibende derzeit mit besonders stattlichen Rabatten locken. Sandra ist begeistert und sagt, dass sie morgen abermals in die Innenstadt krusen und sich eine modische RAY BAN Sonnenbrille kaufen wird – das ist mir Wurst.
13.15 Uhr Schlussendlich schütteln wir Hände und wünschen Edelbert einen schönen Nachmittag. Im Anschluss helfe ich Dixon auf die Ladefläche des SUV und bitte Sandra, mich sicher in den Willoughby Drive zurückzubringen.


Mein Zuhause unter Palmen

14.00 Uhr Zuhause angekommen, schlüpfe ich aus den Flip Flops und rufe Sandra auf, den Besen hervorzuholen und den Küchenboden zu säubern. Das Kind hält nur Maulaffen feil und sagt, dass es nun zum Strand krusen wird.
15.00 Uhr Nachdem ich mich für eine knappe Stunde aufs Sofa gelegt habe, öffne die Augen und freue mich, die kleine Villa friedlich vorzufinden. Erleichtert schwinge ich mich vom Sofa und brühe echten Bohnenkaffee aus dem Hause JACOBS auf. Dazu gibt es mehrere Donuts aus dem PUBLIX Supermarkt – schmeckt gar nicht schlecht.
15.30 Uhr Anschliessend setze ich mich an den Schreibtisch und kümmere mich um die Anschnurseelsorge. Wie fast jeden Tag, nehme ich auch heute Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher in Augenschein und rate einer Mutter aus Duisburg, mit ihrer 19jährigen Tochter nicht zu zimperlich umzugehen – wo kämen wir denn da hin.
16.30 Uhr Zum Abschluss der Anschnursitzung überfliege ich die Einträge im Gästebuch und gehe dann von der Leine, um für ein nahrhaftes Abendessen zu sorgen. Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, erwärme ich im Kleinwellenofen (unlöblich: Mikrowelle) ein tiefgekühlte italienisches Nudelschichtgericht (unlöblich: Lasagne).


Sandra krust zum Naples Manor Motel

17.30 Uhr Just als ich die Küchenarbeitsfläche abwische, bimmelt das Telefon und Sandra meldet sich im Rohr. Das Mädchen redet ohne Unterlass auf mich ein und sagt, dass die Carol Wang im “Naples Manor Motel” besuchen und nicht vor Mitternacht nach Hause kommen wird. Ich atme tief durch und wünsche der Maid einen angenehmen Abend. Danach stelle ich das Farbfernsehgerät an und erfahre in den Nachrichten, dass am Wochenende ein Tiefdruckgebiet über Florida ziehen und für kühlere Temperaturen sorgen wird – wie schön.
19.00 Uhr Um etwas Abwechslung zu bekommen, gebe ich mich zur besten Sendezeit dem mehrteiligen Serienerfolg “The Handmaid’s Tale” hin. Das Fernsehspiel basiert auf dem gleichnamigen Zukunftsroman von Margaret Atwood und schildert das Leben der jungen June Osborne, die in naher Zukunft in einem fundamentalistischen Staat lebt – wie schrecklich.
21.00 Uhr Nach drei nervenaufreibenden Episoden beende ich den Fernsehabend und lösche sämtliche Lichter. Zu guter Letzt spüle ich meinen trocknen Hals mit einem Schluck Diät Cola durch und lege mich schlafen. Gute Nacht.

30. Juni und 1. Juli 2018 – Jetzt geht’s los

Hallo Leute,

wie ihr sicher wisst, werde ich Morgen – am 1. Juli 2018 – nach Amerika fliegen und Reinhard einen Besuch abstatten. Ich möchte einen ganzen Monat bleiben, ordentlich abshoppen und mir natürlich auch die Sonne auf den Bauch scheinen lassen. Ausserdem werde ich das grosse Glück haben, den Independence Day in den Vereinigten Staaten erleben zu dürfen 🙂


Ich fliege nach Amerika

Neben Shoppen und Feiern stehen auch Ausflüge auf dem Programm. Mein Vermieter hat versprochen, mir seinen Zweitwagen – den FORD Bronco – zur Verfügung zu stellen und mich eventuell zu den “Florida Keys” zu begleiten. Wie ihr sicher wisst, sind die Keys ein Zusammenschluss tropischer Inseln, die sich auf einer Länge von 150 Meilen an der Südspitze des Sunshine States ins Meer erstrecken. Die Ortschaften Key Largo, Islamorado, Layton, Marathon und natürlich auch Key West locken jedes Jahr unzählige Touristen an, die dort schnorcheln und eine schöne Zeit verbringen 🙂


Reinhards Zweitwagen

Meine Koffer habe ich mittlerweile gepackt und nun warte ich auf Morgen. Um 14:00 Uhr werde ich mit Eurowings über den grossen Teich düsen und nach 11 Stunden Flugzeit in Fort Myers eintreffen.

Okay, nun muss ich mich aber verabschieden und letzte Vorbereitungen treffen.
Wir lesen uns am kommenden Samstag wieder.
Eure Sandra

29. Juni 2018 – Leichte Bauchschmerzen

08.00 Uhr Ich rolle mich mit leichten Bauchschmerzen aus dem Wasserbett und ärgere mich, weil Sandra in zwei Tagen im Sonnenscheinstaat eintreffen wird. Haareraufend eile ich auf die Terrasse und beginne den neuen Tag mit der Morgengymnastik. Ausserdem tratsche ich mit Frau Pontecorvo und gebe zu Protokoll, dass ich mich schlecht fühle und mich ausser Stande sehe, das Frühstück vorzubereiten. Meine Nachbarin macht sich die grössten Sorgen und sagt, dass ich gerne nach nebenan kommen kann – das lasse ich mir nicht zweimal sagen.


Bald kommt Mieterin Sandra

08.30 Uhr Nach dem Frühsport genehmige ich mir ein lustiges Vollbad und nutze die Ruhe, um bei Mieterin Sandra anzurufen. Als das dumme Kind das Telefonat nach dem sechzehnten Tuten endlich annimmt, verweise ich auf das schwülwarme Wetter und ermutige die Maid, lieber zuhause in Deutschland zu bleiben. Anstatt sich den Ratschlag zu Herzen zu nehmen, lacht Sandra laut und kündigt an, am Sonntag Nachmittag um 14 Uhr planmässig mit EUROWINGS nach Nordamerika auszufliegen – was muss ich denn noch alles ertragen.
09.30 Uhr Missmutig beende ich die Morgenwäsche und mache es mir zur Aufgabe, in legere Freizeitkleidung zu schlüpfen und meiner Nachbarin einen Besuch abzustatten. Frau Pontecorvo begrüsst mich herzlich und fährt lächelnd hausgemachte Pfannkuchen, Rühreier mit Speck sowie brühfrischen Bohnentrunk auf. Weil ich Hunger habe, greife ich sofort zur Gabel und bemerke als Feinschmecker, dass die Pfannkuchen besonders schmackhaft sind. Darüber hinaus klage ich der Perle mein Leid und stelle klar, dass ich angesichts des anstehenden Besuchs meiner Mieterin gerne verreisen würde. Frau Pontecorvo wirft mir skeptische Blicke zu und beteuert, dass sie es kaum noch erwarten kann, Sandra in ihre Arme zu schliessen – papperlapapp.
10.15 Uhr Nachdem ich aufgegessen habe, flitzt meine Gastgeberin wie von der Tarantel gestochen in die Küche, um wenig später zwei grosse Gläser mit einem roten Getränk aufzufahren. Als ich mich am Haaransatz kratze, prostet mir meine Bekannte zu und informiert, dass es sich hierbei um einen “Aperol Spritz” handelt. Ich werde sogleich hellhörig und bringe auf Anfrage heraus, dass in diesem Langgetränk nicht nur Schaumwein und Sodawasser, sondern auch ein bittersüsser italienischer Likör enthalten ist – schmeckt gar nicht schlecht.


Ein Aperol Spritz

11.00 Uhr Schlussendlich schütteln wir Hände und ich kehre in die kleine Villa zurück. Während Dixon seine Pfoten vor der Klimaanlage ausstreckt, rufe ich kurzentschlossen auf Georgs Handtelefon an und erfahre, dass meine Verwandten im Stadtzentrum abschoppen. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und lasse meinen Bruder wissen, dass ich ihn nicht zum Mittagessen treffen werde. Um weiteren Diskussionen aus dem Weg zu gehen, wünsche ich ihm einen schönen Nachmittag und betätige den Anruf-Beenden Knopf. Danach schiebe ich eine Tiefkühlpizza ins Ofenrohr und richte mir einen Beilagensalat mit perfekt aufgeschnittenen Zwiebelringen an.
12.00 Uhr Nach der Brotzeit schlendere ich fingerschnippend ins Gästezimmer und stelle wohlwollend fest, dass Frau Gomez gestern nicht nur das Bett frisch bezogen, sondern auch Staub gewischt hat. Weil es nichts mehr zu tun gibt, werfe ich die Türe ins Schloss und giesse mir auf der schattigen Terrasse ein süffiges Bier hinter die Binde.


Blick auf die Terrasse und den Garten

13.00 Uhr Um keine Langeweile aufkommen zu lassen, mache ich mich im Garten nützlich und versorge die hochgewachsenen Petersilienstauden mit frischem H²O. Nebenher lasse ich meinen Blick über das Nachbargrundstück schweifen und werde auf Herrn Booths Nichte aufmerksam. Wie es sich gehört, winke ich Fräulein Melody freudig zu und erkundige mich, wie lange sie sich schon im Sonnenscheinstaat tummelt. Das bildhübsche Mädchen steht mir artig Rede und Antwort und unterbreitet, dass sie seit Dienstag Abend die Gastfreundschaft ihres Onkels in Anspruch nimmt. Ferner vernehme ich, dass die New Yorkerin zwei Wochen bleiben und Ausflüge ans Meer unternehmen wird – das hört man gerne.
14.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf 2 zugeht, mache ich kehrt und lege in der klimatisierten Stube die Beine hoch. Ruckzuck döse ich ein und träume von spannenden Tagen im Grossen Apfel.
15.00 Uhr Leider wird die Ruhe alsbald durch lautes Hupen gestört. Ich öffne schwungvoll die Haustüre und treffe Edelbert auf der Einfahrt an. Mein Bekannter präsentiert eine Plastiktüte mit HOME DEPOT Aufdruck und erzählt, dass er soeben im Baumarkt war, um Hohlwandschrauben zu kaufen. Ich freue mich für meinen Bekannten und höre, dass er am Abend zwei Wandgemälde in seiner Stadtwohnung anbringen wird – das soll mir auch Recht sein.
15.45 Uhr Nachdem ich dem Professor einen Kaffee spendiert habe, sucht er das Weite und ich komme meinen Pflichten als Anschnurseelsorger nach. Nörgelnd studiere ich Depeschen besorgter Heimseitenbesucher und sehe mich genötigt, Herrn Rolf B. aus Ost-Berlin zu raten, der verlotterten Hauptstadt den Rücken zu kehren und nach Bayern auszuwandern.
16.45 Uhr Zu guter Letzt nehme ich neuen Einträge im Gästebuch in Augenschein und freue mich über den netten Zuspruch. Anschliessend fahre ich den leistungsstarken Heimrechner mausdrückend herunter und zögere nicht, unter Hund Dixons Beobachtung das Abendessen vorzubereiten.


Ich beisse kraftvoll zu

18.00 Uhr Nachdem ich Langnudeln mit Käsesauce verzehrt und das grosse Kreuzworträtsel in der Tageszeitung gelöst habe, schalte ich die Glotze ein und gebe mich den FOX Nachrichten hin.
19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit wechsle ich auf HBO und erfreue mich am oscarprämierten Kriegsdrama “Dunkirk”. Das Meisterwerk aus dem vergangenen Jahr handelt von der Operation Dynamo, bei der während der Schlacht von Dünnkirchen im zweiten Weltkrieg fast die gesamten britischen Truppen evakuiert wurden – das ist ja allerhand
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung betätige ich den “OFF” (löblich: AUS) Knopf auf der Fernbedienung und rufe Dixon ins Haus. Zu guter Letzt reguliere ich die Klimaanlage und lege mich schlafen. Gute Nacht.

27. Juni 2018 – Viel Geld für nutzlose Dinge

08.00 Uhr Ich öffne die Augen und verspüre grossen Durst. Um meinen ausgetrockneten Hals ölen zu können, hüpfe ich aus dem Bett und nehme mir das Recht heraus, eine Flasche Diät Cola aus dem Eiskasten zu holen.
08.15 Uhr Im Anschluss trete ich auf die schattige Terrasse und stelle mit grossem Schrecken fest, dass sich zwei Pelikane im Garten tummeln. Um schlimmeres Unheil abzuwenden, rufe ich nach Dixon und ermutige den Rüden, die Vögel zu verjagen. Der lustige Hund gehorcht mir aufs Wort und flitzt kläffend nach draussen – wie schön.


Vorsicht Pelikan

08.45 Uhr Nachdem ich die halbleere Limonadenflasche in den Kühlschrank verfrachtet habe, verabschiede ich mich ins Bad. Wie es sich gehört, wasche ich mich ordentlich heraus und vergesse auch nicht, mir die Bartstoppeln sorgsam abzurasieren – das macht Spass.
09.45 Uhr Just als ich mich ankleide, bimmelt es besonders laut an der Pforte. Zu meiner Freude treffe ich Georg und Maria vor der kleinen Villa an und bemerke, dass die lieben Leute eine Einkaufstüten aus dem WINN DIXIE Supermarkt mitführen. Mein Bruder schnalzt demonstrativ mit der Zunge und beteuert, dass er nicht nur luftgetrocknete Salami, sondern auch köstlichen Schinken mitgebracht hat. Ruckzuck scheuche ich meine Verwandten in die gute Stube und zögere nicht, den futuristischen DeLonghi Kaffeeautomaten in Betrieb zu setzen.
10.30 Uhr Während wir gemütlich auf der Terrasse sitzen und kraftvoll zubeissen, schrillt plötzlich das Telefon und ich sehe mich genötigt, mit meiner unterbelichteten Mieterin sprechen zu müssen. Sandra plappert ohne Unterlass und setzt mich darüber in Kenntnis, dass wir uns in vier Tagen wiedersehen werden. Ich nicke eifrig und bitte die Maid, mir echten JACOBS Kaffee, Milka Schokolade sowie BRISK Haarschmiere aus der alten Heimat mitzubringen.
11.00 Uhr Nachdem ich das Telefonat beendet habe, nehme ich einen Schluck Kaffee und lasse meine Tischnachbarn wissen, dass die nächsten Wochen nicht leicht werden. Ferner merke ich an, dass ich am Montag im Supermarkt abgeschoppt und dem Winn Dixie Unternehmen ein kleines Vermögen beschert habe. In diesem Zusammenhang komme ich auf meine angespannte Finanzlage zu sprechen und verdeutliche, dass ich bald ins Armenhaus umziehen muss. Maria kommt aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und meint, dass ich positiv in die Zukunft blicken sollte – papperlapapp.


Ich bin arm wie eine Kirchenmaus

11.30 Uhr Just als ich eine Flasche Cristal Schaumwein entkorke, stösst Frau Pontecorvo die Terrassentüre auf und wünscht uns einen schönen Morgen. Da mir ein perfektes Nachbarschaftsverhältnis sehr wichtig ist, hole ich ein weiteres Sektglas hervor und biete der Perle einen Liegestuhl an. Die kleine Frau freut sich über die Einladung und sagt, dass sie am Nachmittag nach Fort Myers reisen und sich im Miromar Auslassgeschäft (unlöblich: Outlet Store) vergnügen wird. Wie nicht anders zu erwarten, wird Maria sogleich hellhörig und schlägt vor, dass wir meine Nachbarin kurzerhand begleiten könnten – das glaube ich kaum.
12.15 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, beenden wir unser heiteres Beisammensein und ich lotse die Gäste zur Haustüre. Während Dixon mit der Rute wedelt, erfahre ich von Georg, dass er seiner Ehefrau eine kleine Freude bereiten und sie nach Fort Myers kutschieren wird. Darüber hinaus reibt der gute Mann den Zeigefinger am Daumen und ist sich sicher, dass meine Schwägerin viel Geld für nutzlose Dinge ausgeben wird.


Miromar Outlets in Fort Myers, FL

13.00 Uhr Nachdem endlich Ruhe herrscht, genehmige ich mir eine Hopfenkaltschale und fresse dazu ein reich belegtes Sandwich (unlöblich: Wurstbrot). Ferner nehme ich die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) zur Hand und rufe kurzentschlossen bei den Kindern in Kanada an. Bereits nach wenigen Augenblicken nimmt Amanda das Telefonat an und berichtet, dass es in Toronto sehr heiss ist. Die Maid versorgt mich mit Infos und unterbreitet, dass die Kinder im Nachbarland mittlerweile Schulferien haben. Ich werde spornstreichs hellhörig und ermutige das Mädchen, mitsamt ihrer Familie nach Florida zu kommen. Leider erteilt mir die 45jährige eine Absage und kündigt an, dass sie im Juli nach Gilford krusen wird, um dort einen ganzen Monat lang im Ferienhaus zu logieren.
13.45 Uhr Missmutig klappe ich das schnurlose Telefon zu und lege mich aufs Kanapee. Ich schliesse die Augen und sehe mich im Traum an den Strand des Lake Simcoe versetzt.


Ich träume vom Lake Simcoe

14.45 Uhr Dummerweise wird die Ruhe bald durch aggressives Telefonläuten unterbrochen. Zu allem Überfluss meldet sich Edelbert im Rohr und möchte wissen, welche Dübel sich für Hohlwände eignen. Als ich genauer nachfrage, rückt der schlaue Mann mit der Wahrheit heraus und erzählt, dass er ein Bild an der Wohnzimmerwand anbringen möchte. Da ich handwerklich sehr geschickt bin, versorge ich den Professor mit Fakten und lege ihm nahe, sogenannte “Hollow Plugs” im Baumarkt zu besorgen – was muss ich denn noch alles ertragen.
15.15 Uhr Nach der Plauderei greife ich zur Hundeleine und breche mit dem Haustier zu einer erquickenden Wanderung auf. Mit einer schönen Melodie auf den Lippen schlendere ich durchs Wohngebiet und treffe am Ende der Strasse auf den hochnäsigen Bestattungsunternehmer. Weil Herr Fischer ein komischer Zeitgenosse ist, senke ich den Blick zum Boden und setze den Spaziergang wortlos fort.
16.15 Uhr Endlich bin ich wieder daheim und kann das Nachtmahl vorbereiten. Obgleich es noch nicht einmal 5 Uhr geschlagen hat, stelle ich eine Pfanne aufs Cerankochfeld und zaubere im Handumdrehen leckere Rühreier mit Schinken. Dazu gibt es vitaminreichen Spinat sowie ein lustiges Schnitzel – wie gut das duftet.
17.00 Uhr Zum Abschluss des nervenaufreibenden Tages sorge ich in der Küche für Sauberkeit und verabschiede mich dann in den wohlverdienten Feierabend.
17.45 Uhr Nachdem ich mir eine Sportsendung angeschaut habe, wechsle ich auf FOX und gebe mich den Abendnachrichten hin. Unter anderem lerne ich, dass in der kommenden Woche der Independence Day (unlöblich: Unabhängigkeitstag) ansteht – darauf freue ich mich jetzt schon.

19.00 Uhr Um etwas Abwechslung zu bekommen, nehme ich mit dem AMC Programm Vorlieb und fröne der Gruselserie “The Terror”. Ich mache grosse Augen und werde Zeuge, wie im 19. Jahrhundert zwei britische Expeditionsschiffe die düsteren Gewässer nördlich von Kanada erkunden – wie unheimlich.
21.00 Uhr Nach zwei nervenaufreibenden Stunden beende ich den Fernsehabend und rufe Dixon ins Haus. Anschliessend lösche ich sämtliche Lichter und falle fix und foxi ins Bett. Gute Nacht.