6. August 2018 – Eierkuchen und Disney World

07.45 Uhr Weil sich meine Verwandten zum Frühstück angekündigt haben, stehe ich heute etwas früher auf. Während Hund Dixon noch im Reich der Träume verweilt, ertüchtige ich mich auf der schattigen Terrasse und lockere meine eingerosteten Glieder mit der Morgengymnastik – da kommt besonders grosse Freude auf.
08.15 Uhr Nachdem ich den Terrassenboden gekehrt habe, verabschiede ich mich ins Bad und lasse die Wirbelwanne mit lauwarmen Wasser volllaufen. Ferner telefoniere ich mit Georg und bringe heraus, dass die lieben Leute gegen 10 Uhr im Willoughby Drive eintreffen und grossen Hunger mitbringen werden – wie aufregend.


Meine kleine Villa unter Palmen

09.15 Uhr Sechzig Minuten später beende ich das Waschvergnügen und mache es mir zur Aufgabe, Eier mit Zucker kremig aufzuschlagen und mit frischer Muhmilch zu verrühren. Danach gebe ich Salz, Mehl und Backpulver dazu und zaubere im Handumdrehen einen lustigen Eierkuchenteig. Just als ich eine Pfanne auf den Herd stelle, stösst Frau Pontecorvo die Terrassentüre auf und erkundigt sich, ob meine Verwandten bereits zugegen sind. Ich schüttle entschieden den Kopf und antworte, dass ich die freundlichen Menschen um 10 Uhr erwarte.
09.45 Uhr Wenig später trifft Edelbert gähnend in der kleinen Villa ein. Ich nehme meinen Bekannten skeptisch in Augenschein und lerne, dass er gestern bis halb 1 Uhr ferngeschaut und sich eine Dokumentation über den Kolonialkrieg zwischen deutschen Truppen und den Völkern in Südwestafrika angeschaut hat. Ich rolle mit den Augen und bitte den Professor, Teller nach draussen zu tragen und Frau Pontecorvo zur Hand zu gehen. Währenddessen fülle ich Kaffeepulver in den Vollautomaten und zögere nicht, echten Bohnentrunk aufzubrühen.
10.15 Uhr Mit kurzer Verspätung treffen Georg, Maria, James, Amanda und David (12) in meinem kultivierten Zuhause ein. Als perfekter Gastgeber führe ich meine Verwandten nach draussen und gebe zu Protokoll, dass das milde Wetter zu einer Jause im Freien einlädt. Amanda wischt sich jedoch die Schweissperlen von der Stirn und wirft ein, dass von “mild” keine Rede sein kann. Ich seufze laut und begrüsse die Gäste mit einem Gläschen Cristal Schaumwein. Natürlich überreiche ich David einen Plastikbecher mit Limonade und merke an, dass man im Sonnenscheinstaat keinen Alkohol an Minderjährige ausschenken darf.
11.00 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, erfahre ich von meinem Grossneffen, dass er Morgen mit seinen Grosseltern zum “Walt Disney World” Vergnügungspark krusen wird. Georg nickt eifrig und beteuert, dass er es kaum erwarten kann, mehrere Tage im “Caribbean Resort” zu logieren und diverse Themenparks zu besuchen. Ich staune Bauklötze und vernehme weiter, dass sich Amanda und James diesem Ausflug nicht anschliessen werden.
11.30 Uhr Just als ich weitere Pfannkuchen auffahre, streckt sich James ausgiebig und erzählt, dass er die Woche ausnutzen möchte, um am Strand an neuen Kompositionen zu feilen. Der gute Junge strahlt über das ganze Gesicht und kündigt grosspurig an, dass er sich während der Wintermonate ins Studio zurückziehen und mit Herrn Sam Dietz etliche Lieder aufnehmen möchte – das hört sich spannend an.


Schopping in den Auslassgeschäften

12.30 Uhr Kurz nach der Mittagszeit räume ich den Esstisch ab und fahre eiskalte Zitronenlimonade auf. Ferner wende ich mich Amanda zu und lote aus, ob sie Lust hat, in den kommenden Tagen in den “Miromar Outlet Stores” (löblich: Miromar Auslassgeschäften) hemmungslos abzuschoppen. Anstatt in lautes Gekreische auszubrechen, winkt die junge Frau prompt ab und unterbreitet, dass sie lieber die Seele baumeln lassen wird – wie unlöblich.
13.30 Uhr Nachdem wir drei Flaschen Schaumwein gelehrt haben, ziehen es die Gäste vor, sich für Speis und Trank zu bedanken und das Weite zu suchen. Darüber hinaus höre ich, dass James und Georg nun eine Partie Golf spielen und die Frauen mit David ins Lichtspielhaus gehen wollen – das soll mir auch Recht sein.
14.00 Uhr Als endlich Ruhe herrscht, serviere ich dem Professor ein kühles Bier und backe zwei vitaminreiche Schinkenpizzas im Ofen auf. Der schlaue Mann plappert ohne Unterlass und sagt, dass David schon wieder ein Stück gewachsen ist. Ich schlage in die gleiche Kerbe und weise auf die Tatsache hin, dass mein Grossneffe ganz nach mir kommt. Edelbert hat nur Hohn und Spott übrig und zeigt mir den Vogel auf – wie unlöblich.


Hund Dixon hat Hunger

15.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 3 zugeht, erhebt sich Prof. Kuhn aus dem Sessel und meint, dass er nun ebenfalls nach Hause fahren wird. Wie es sich gehört, bringe ich Edelbert zum Auto und wünsche ihm einen angenehmen Abend. Im Anschluss stelle ich die leistungsstarke Geschirrspülmaschine ein und fülle den Hundenapf mit ROYAL KANIN Trockenfutter auf – wie gut das duftet.
16.00 Uhr Nach einem wohlverdienten Päuschen, giesse ich mir einen Kaffee ein und gehe trotz der grossen Hitze Anschnur. In meiner Funktion als staatlich anerkannter Seelsorger, studiere ich Hilferufe besorgter Eltern und stelle besorgt fest, dass es die verlotterte Jugend derzeit besonders bunt treiben – wo soll das noch hinführen.
17.00 Uhr Nachdem ich zahlreiche Depeschen beantwortet habe, kehre ich in die klimatisierte Küche zurück und richte das Abendessen an. Ich zaubere belegte Brote (unlöblich: Sandwiches) und vergesse auch nicht, den Teller mit Gewürzgurken und etlichen Zwiebelringen zu verzieren.
18.00 Uhr Weil ich mich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten kann, lasse ich den Abend im klimatisierten Wohnzimmer ausklingen. Ich schaue mir die FOX Nachrichten an und trinke dazu eine süffige Hopfenkaltschale.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit fröne ich auf NETFLIX weiteren Episoden der sehenswerten Gefängnisserie “Orange Is The New Black”. Nebenher öle ich meine trockne Kehle mit einem weiteren Bier und lasse mir köstliche Lay’s Kartoffelchips munden – das schmeckt.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung beende ich den Fernsehabend und lasse Dixon noch einmal in den Garten hinaus. Zu guter Letzt lösche ich sämtliche Lichter und gehe ins Bett. Gute Nacht.

4. und 5. August 2018 – Zurück in Bayern

Hi Leute,

die alte Heimat hat mich wieder.
Am vergangenen Sonntag stand meine Heimreise nach Deutschland an. Der Direktflug nach München war natürlich rappelvoll und ich musste mit einer Horde grölender Touristen in einem engen Flugzeug zubringen. Zu allem Überfluss hat Mitbewohnerin Bärbel vergessen, mich vom Flughafen abzuholen ^^


Das Oktoberfest beginnt am 22. September 2018

Aber egal, nun bin ich seit 6 Tagen zu Hause und musste auch schon wieder im Kreisverwaltungsreferat meinen Mann bzw. Frau stehen. Wie ihr euch denken könnt, geht es im KVR wegen des anstehenden Oktoberfests drunter und drüber. Das weltgrösste Bierfest öffnet in diesem Jahr am 22. September seine Pforten. Das 185. Oktoberfest dauert in diesem Jahr bis zum 7. Oktober und wird erneut weit über 5.000.000 Besucher anlocken 🙂

Übrigens wurde die Theresienwiese Anfang Juli zur Grossbaustelle ernannt. Fussgänger und Radfahrer sind angehalten, die Theresienwiese zu meiden. Ausserdem werden schon jetzt Betonboller zur Terrorabwehr aufgestellt und Autofahrer überprüft, die das Oktoberfestgelände befahren wollen. Vor kurzem haben die Festzeltwirte der Stadt München ihre Getränkepreise für das Oktoberfest 2018 mitgeteilt. Demnach wird eine Mass zwischen 10,70 € und 11,50 € kosten, durchschnittlich 3,57 Prozent mehr als im Vorjahr!

Naja, mir soll’s Recht sein.
Ich werde mich nun ins Wochenende verabschieden und mit Bärbel in den Biergarten gehen. Am kommenden Wochenende lesen wir und hoffentlich wieder 🙂

Sandra

3. August 2018 – Modeikone

08.00 Uhr Ich öffne die Augen und greife augenblicklich zum Telefon, um bei meinem Bruder im Lowbank Drive anzurufen. Als sich Georg nach dem siebzehnten Tuten endlich meldet, stelle ich ihn zur Rede und frage nach, ob die Kinder mittlerweile eingetroffen sind. Der gute Mann seufzt laut und erinnert, dass wir James, Amanda und David erst spätabends begrüssen können. Ich nöle in einer Tour und erfahre, dass die jungen Leute mit der Abendmaschine aus Toronto anreisen und gegen halb Elf Uhr landen werden – das ist ja allerhand.
08.30 Uhr Missmutig beende ich das Telefonat und komme zu dem Schluss, dass ich um 22.30 Uhr bereits im Reich der Träume verweilen werde. Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und absolviere auf der schattigen Terrasse die Morgengymnastik – wer rastet, der rostet.
09.00 Uhr Verschwitzt ziehe ich mich ins Bad zurück und nehme mir das Recht heraus, mich bei einem erfrischenden Wirbelbad zu entspannen. Ausserdem telefoniere ich mit Prof. Kuhn und vernehme, dass mein Bekannter einen örtlichen Kleidermarkt aufsuchen und sich eine Leinenhose kaufen möchte. Da ich keine unaufschiebbare Termine im Kalender verzeichnet habe, schlage ich vor, dass ich mich diesem Schoppingausflug anschliessen könnte. Edelbert ist hellauf begeistert und wirft ein, dass ich eine Modeikone bin und ihn bestimmt hervorragend beraten werde – das kann man ruhig laut sagen.
10.00 Uhr Weil mein Magen ohne Unterlass knurrt, setze ich mich nach dem Wirbelbad an den Terrassentisch und nehme das Frühstück ein. Unterdessen lasse ich meinen Blick über das Nachbargrundstück schweifen und sehe, wie Herr Booth seinen Rasenmäher aus der Garage schiebt. Um nicht von lautem Motorenlärm terrorisiert zu werden, esse ich ganz schnell auf und scheuche Dixon zum Auto.


Ich scheuche Dixon zum Auto

11.00 Uhr Wenig später komme ich hupend vor Edelberts Wohnadresse zum stehen und freue mich, die Hand meines besten Freundes schütteln zu können. Der Professor legt beste Laune an den Tag und sagt, dass er mich nach dem Einkaufen zum Essen einladen wird – das ist die beste Nachricht des ganzen Tages.
11.30 Uhr Zuerst finden wir uns jedoch in der renommierten “Joseph Wendt” Boutique wieder und nehmen die ausgestellten Sakkos in Augenschein. Wie nicht anders zu erwarten, gesellt sich alsbald ein gestriegelter Verkäufer an unsere Seite und ermutigt uns, die schönen Seidenanzüge anzuprobieren – papperlapapp.
12.15 Uhr Da wir keine Goldesel in den Vorgärten stehen haben, folgen wir der 5th Avenue gen Osten und kehren kurzerhand ins “Lovella” ein. Edelbert reibt sich die Hände und setzt mich darüber in Kenntnis, dass hier auch Schuhe und Sonnenbrillen feilgeboten werden. Ich zucke gelangweilt mit den Schultern und weise auf die Tatsache hin, dass mich die hohen Temperaturen bald ins Grab bringen werden. Mein Begleiter zeigt Verständnis und macht es sich zur Aufgabe, eine Stoffhose vom Kleiderständer zu nehmen und in einer Umkleidekabine zu verschwinden.
13.00 Uhr Endlich zückt mein Bekannter seine Geldbörse und ringt sich dazu durch, die Beinkleider für 79 Dollars zu erwerben. Ich atme tief durch und rege als nächstes einen Besuch der “Osteria Tulia” an.
13.30 Uhr Endlich sitzen wir im besagtem italienischen Gasthaus und bestellen bei einer leichtbekleideten Kellnerin mit üppiger Oberweite zwei grosse Vorspeisenteller (unlöblich: Caprese) sowie mit Ricotta gefüllte Ravioli. Dazu gibt es süffiges Leichtbier aus einem grossen Krug – das tut gut.


Viel trinken hilft gegen die Hitze

14.00 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, komme ich auf die Ankunft der Kinder zu sprechen und lege anschaulich dar, dass wir die netten Menschen erst am Samstag zum Frühstück zu Gesicht bekommen werden. In diesem Zusammenhang lade ich meinen Tischnachbar ein, Morgen pünktlich um 10 Uhr im Lowbank Drive zu sein.
14.45 Uhr Nachdem wir das Mittagessen mit Espressos und Tiramisu abgeschlossen haben, setzen wir unseren Bummel fort und verschaffen Dixon bei schwindelerregenden Temperaturen etwas Auslauf. Doch bald ziehen wir es vor, mit schnellen Schritten in eine klimatisierte Eisdiele zu streben und grosse Eisbecher mit Sahne zu ordern.
15.30 Nun wird es aber langsam Zeit, zum Auto zurückzukehren und die Heimfahrt anzutreten. Wie es sich gehört, wünsche ich Edelbert einen ruhigen Nachmittag und gleite dann winkend von dannen.
16.15 Uhr Endlich bin ich wieder zu Hause und gönne mir ein kühles Bier aus dem Eiskasten. Während Dixon mit einem Tennisball im Garten spielt, öle ich meine ausgetrocknete Kehle und falle erschöpft aufs Kanapee.


Katze Land – der beste Radiosender

17.15 Uhr Nach der Pause bereite ich zu stimmungsvoller WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Radiomusik das Abendessen zu. Ich schwenke gesundes Butterschmalz in einer Pfanne und brate vitaminreiche Fischstäbe heraus. Dazu gibt es im Ofen aufgebackene Kartoffelstäbe sowie einen bunten Beilagensalat – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nach der Jause nehme ich die Geschirrspülmaschine in Betrieb und mache es mir in der guten Stube gemütlich. Um auf den neuesten Stand zu kommen, fröne ich den FOX Nachrichten und mache mich über die tagesaktuellen Geschehnisse in der Welt schlau.

19.00 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, wechsle ich zur Hauptsendezeit auf den Premiumkanal AMC und erfreue mich an der amerikanischen Komödie “The Great Outdoors” (auf deutsch: Ferien zu dritt). Der Filmerfolg aus dem Jahre 1988 handelt von einem Familienvater, der seinen Sommerurlaub in einem abgelegenen Blockhaus in den Bergen verbringen möchte. Anstatt jedoch Ruhe zu haben, sieht er sich bald mit seinen marodierenden Verwandten konfrontiert – da bleibt kein Auge trocken.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzeunterhaltung beende ich den Fernsehabend und rufe den Rüden ins Haus. Anschliessend reguliere ich die Klimaanlage und gehe zu Bett. Gute Nacht.

1. August 2018 – Eine neue Alkohollizenz

08.00 Uhr Der erste Tag des Erntemonats August beginnt und ich fühle mich blendend. Weil Frau Gomez bald vorbeikommen wird, hüpfe ich aus dem Bett und absolviere auf der schattigen Terrasse die Morgengymnastik.
08.30 Uhr Nachdem ich ein Glas Orangensaft getrunken und Hund Dixon einen Kauknochen ins Maul gesteckt habe, verabschiede ich mich in die Nasszelle. Ich lasse die Seele bei einem erfrischenden Wirbelbad baumeln und zögere nicht, bei meiner Familie im Lowbank Drive anzurufen. Natürlich frage ich meinen Bruder bezüglich der Anreise der Kinder aus und erhalte die Auskunft, dass die jungen Leute am Freitag in Naples eintreffen werden.


Dixon bekommt einen Kauknochen

09.30 Uhr Redlichst nach Rosenwasser duftend, steige ich aus der Wirbelbadewanne und ziehe eine modische Bermudahose sowie ein Hawaiihemd an. Anschliessend eile ich in die Küche und freue mich, meine Zugehfrau an der Spüle anzutreffen. Frau Gomez wünscht mir einen schönen Morgen und plappert, dass sie sich am Wochenende in ihren verdienten Urlaub verabschieden wird. Natürlich werde ich sogleich hellhörig und bringe auf Anfrage heraus, dass die fleissige Putzfrau mit ihrem Mann die Millionenmetropole Monterrey besuchen wird. Selbstverständlich falle ich der Perle ins Wort und unterbreite, dass ich ohne eine erfahrene Putzkraft nicht über die Runden kommen werde. Die Mexikanerin zeigt Verständnis und verspricht, dass sie eine Freundin beauftragen wird, mein Zuhause auf Vordermann zu bringen – das kann mir nur Recht sein.
10.15 Uhr Nachdem ich das Frühstück verzehrt habe, werfe ich prüfende Blicke in den Eiskasten und bemerke, dass der Sektvorrat langsam zur Neige geht. Um nicht auf den köstlichen Rebentrunk verzichten zu müssen, fasse ich den Entschluss, das Alkoholgeschäft meines Vertrauens anzusteuern und dort Getränke zu besorgen.
10.30 Uhr Schlussendlich schüttle ich Frau Gomez Hand und bitte sie, während meiner Abwesenheit das Bett frisch zu beziehen und auch das Gästezimmer zu reinigen. Im Anschluss eile ich zum Nachbarhaus und frage Frau Pontecorvo, ob sie mich zu “Bob’s Liquore Store” begleiten möchte. Meine Nachbarin nickt eifrig und entgegnet, dass sie die Gelegenheit am Schopfe packen und etliche Flaschen Wein einkaufen wird – das hört man gerne.


Frau Pontecorvos Weinvorrat geht zur Neige

11.00 Uhr Nachdem wir Kaffee getrunken haben, scheuche ich Dixon zum Auto und helfe Frau Pontecorvo als Kavalier der alten Schule auf den Beifahrersitz. Danach lasse ich den Wählhebel der Automatikschaltung in der “D” Stellung einrasten und gleite zu stimmungsvollen WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Klängen von dannen.
11.30 Uhr Kurz vor dem Mittagsläuten erreichen wir unser Ziel und treffe den Ladeninhaber kautabakkauend hinter der Registrierkasse an. Der lustige Mann schimpft wie ein Rohrspatze und setzt mich darüber in Kenntnis, dass er Anfang Oktober seine Alkohollinzenz erneuern muss. Ich rolle entnervt mit den Augen und merke an, dass man der verfluchten Bürokratie den Kampf ansagen sollte. Herr Bob schlägt in die gleiche Kerbe und rechnet vor, dass die Stadtoberen eine Gebühr über 400 Dollars veranschlagen – das ist ja allerhand.
12.15 Uhr Um 170 Dollars ärmer, verlassen wir das Fachgeschäft und fassen den Entschluss, das Mittagessen im zwei Meilen entfernten “Napoli Restaurant” einzunehmen. Ruckzuck steigen wir in den PS-strotzenden SUV ein und können es kaum noch erwarten, leckere Speisen vom Stiefel zu kosten.
12.45 Uhr Mit letzter Kraft schleppe ich mich in das gutbesuchte Gasthaus und lasse Frau Pontecorvo wissen, dass ich heute die Spendierhosen angezogen habe. Meine Begleiterin ist begeistert und nimmt sich das Recht heraus, eine Thunfischpizza mit Salat zu ordern. Ich folge diesem Beispiel und labe mich neben süffigem Rotwein an hausgemachten Nudeln mit Fleischbällchen – schmeckt gar nicht schlecht.


Die kleine Villa unter Palmen

14.45 Uhr Endlich bin ich wieder daheim und finde die kleine Villa ordentlich aufgeräumt vor. Während Dixon im Garten zurückbleibt, mache ich es mir in der guten Stube bequem und döse schnell ein – das tut gut.
15.45 Uhr Nach der Pause fülle ich meinen Kaffeebecher mit brühfrischem Bohnentrunk auf und ziehe es vor, am Schreibtisch Platz zu nehmen und Anschnur zu gehen. Während sich draussen dunkle Gewitterwolken vor die Sonne schieben, studiere ich Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher und stelle fest, dass es die Jugend derzeit besonders bunt treiben – wo soll das noch hinführen.
16.45 Uhr Nachdem ich zahlreiche Depeschen abgesendet habe, gehe ich von der Leine und leiste dem Vierbeiner im Garten Gesellschaft. Während der Rüde ausgelassen mit dem Nachbarhund spielt, blättere ich in der Tageszeitung und löse das grosse Kreuzworträtsel auf der letzten Seite – da kommt Freude auf.
17.30 Uhr Im Anschluss kehre ich in die klimatisierte Küche zurück und richte das Abendessen an. Ich zaubere im Handumdrehen ein halbes Dutzend schmackhafte Sandwiches (löblich: Wurstbrote) und vergesse auch nicht, den Teller mit Gewürzgurken aus dem Glas zu verzieren – das keusche Auge isst bekanntlich stets mit.
18.00 Uhr Als die geschmackvolle Wanduhr sechs mal schlägt, mache ich es mir im Wohnzimmer bequem und fröne den Nachrichten auf FOX. Unter anderem lerne ich, dass just heute vor 115 Jahren die amerikanische Westernheldin Calamity Jane gestorben ist. Wie jedes Kind weiss, fluchte die Dame wie ein Bierkutscher und führte jahrelang eine abgelegene Biertränke im Yellowstone Nationalpark – wie aufregend.

19.00 Uhr Zur Hauptsendezeit nehme ich mit dem NETFLIX Angebot Vorlieb und erfreue mich an der sechsten Staffel des preisgekrönten Serienspiels “Orange is the New Black”. Während der französische Schaumwein in Strömen fliesst, werde ich Zeuge, wie die Gefangenen des Litchfield Frauengefängnisses in eine neue Vollzugsanstalt verlegt werden – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Nach drei Episoden betätige ich den “OFF” (löblich: AUS) Knopf auf der Fernbedienung und ziehe mich gähnend ins Schlafzimmer zurück. Gute Nacht.

31. Juli 2018 – Es herrscht endlich wieder Frieden

08.00 Uhr Ein neuer Tag bricht an und ich finde die Villa ruhig und verlassen vor. Ich gebe mich erleichtert und lasse Dixon wissen, dass seit Sandras Abschied endlich wieder Frieden im Willoughby Drive herrscht. Wie es sich gehört, rolle ich mich sportlich aus dem Bett und ziehe es vor, die Morgengymnastik auf der Terrasse zu absolvieren.
08.30 Uhr Just als ich den Rasensprenger in Betrieb nehme, kommt Fräulein Melody an die Grundstücksgrenze und setzt mich darüber in Kenntnis, dass sie heute ihrem Onkel Lebewohl sagen und nach New York City (löblich: New York Stadt) zurückkehren wird. Ich schwelge in Erinnerungen und erkläre der Maid, dass ich im vergangenen Jahr zum letzten Mal den “Grossen Apfel” (unlöblich: Big Apple) besucht habe. Herrn Booths Nichte schenkt mir ein Lächeln und verspricht, dass wir uns an Weihnachten wiedersehen werden – das will ich doch hoffen.


Frau Melody verabschiedet sich

09.00 Uhr Nachdem ich das Kind verabschiedet habe, mache ich kehrt und entspanne mich bei einem erfrischenden Wirbelbad. Während ich mit dem Schwamm hantiere und mich ordentlich wasche, bimmelt plötzlich das Telefon und ich sehe mich genötigt, mit meinem Bruder plaudern zu müssen. Georg legt beste Laune an den Tag und schlägt vor, dass wir an den Strand krusen und dem Vierbeiner etwas Auslauf bescheren könnten. Natürlich sage ich prompt zu und bringe eine Ausfahrt zum “Delnor Wiggins Pass State Park” zur Sprache – wie aufregend.
10.00 Uhr Pünktlich zum Zehnuhrläuten beende ich das Badevergnügen und setze mich an den Esstisch, um vitaminreiche Froot Loops aus dem Hause Kelloggs zu fressen. Dazu gibt es echten Bohnenkaffee sowie leckere Rühreier. Um stets auf dem Laufenden zu bleiben, schlage ich während der Jause die Zeitung auf und erfahre, dass die Stadtoberen ein millionenschweres Bauprojekt beschlossen haben. Ich fahre mir durchs Haar und lerne, dass auf dem Campus der örtlichen “Hodges Universität” eine neue Mehrzweckhalle entstehen soll – das ist ja allerhand.
10.45 Uhr Um meine Verwandten nicht warten zu lassen, räume ich das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine und schicke mich an, den Rüden zum Auto zu scheuchen. Anschliessend lasse ich den Motor aufheulen und gleite zu stimmungsvoller Radiomusik gen Westen davon – was kann es schöneres geben.
11.30 Uhr Nach einer fünfundvierzigminütigen Hochgeschwindigkeitsfahrt erreiche ich den “Wiggins Park” und stelle wohlwollend fest, dass Georg und Maria auch schon vor Ort sind. Mit Dixon im Schlepptau folge ich meinen Verwandten zum Ozean und merke an, dass dieser Strandabschnitt wegen seiner üppigen Vegetation zu den beliebtesten Ausflugszielen des Staates zählt. Georg macht grosse Augen und meint, dass sich hier viel zu viele Badegäste tummeln. Um dem Trubel aus dem Weg zu gehen, folgen wir dem Boardwalk (löblich: Strandweg) nach Süden und werfen Dixon Stöckchen zu – das macht Spass.


Wir werfen Dixon Stöckchen zu

12.00 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, wende ich mich Maria zu und bringe in Erfahrung, dass sie heute Morgen mit Amanda telefoniert hat. Georgs Ehefrau strahlt über das ganze Gesicht und erzählt, dass die Kinder bereits in der kommenden Woche zu uns stossen werden – das ist die beste Nachricht des ganzen Tages.
12.30 Uhr Da die Sonne unbarmherzlich vom Himmel brennt, lotse ich meine Begleiter zum renommierten “Beach Hotel” und merke an, dass eine reichhaltige Mahlzeit jetzt gerade Recht kommt. Georg reibt sich den Bauch und wirft ein, dass er grossen Hunger hat und sich ein Steak bestellen wird. Ich nicke eifrig und nehme mir das Recht heraus, die lieben Menschen ins “Turtle’s Nest” (löblich: Schildkröten Nest) Strandlokal einzuladen.
13.00 Uhr Während ein gestriegelter Kellner süffiges Leichtbier (unlöblich: Light Beer) kredenzt, werfen wir prüfende Blicke in die Tageskarte und wählen Tenderloin Filetsteaks mit Folienkartoffeln und buntem Gemüse aus – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
13.30 Uhr Als wir kraftvoll zubeissen, lasse ich Sandras Besuch noch einmal Revue passieren und verrate, dass mir das Kind gehörig auf die Nerven gegangen ist. Darüber hinaus gebe ich zu Protokoll, dass das faule Ding kaum etwas im Haushalt erledigt hat und auch kein Geld zur Haushaltskasse beigesteuert hat – wie schrecklich.


Ich sage Nein zu Bezahlkarten

14.00 Uhr Nachdem wir uns gestärkt haben, zückt Georg seine schwarze American Express Card (löblich: amerikanische Schnellkarte) und begleicht die gesalzene Rechnung mit seinem guten Namen. Im Anschluss schlendern wir plaudernd am Golf entlang und beäugen skeptisch die leichtbekleideten Badegäste.
15.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 3 zugeht, treffen wir an den Autos ein und wischen uns die Schweissperlen von der Stirn. Georg schnauft wie ein Walross und beteuert, dass er sich nun auf einen ruhigen Abend freut. Ich schlage in die gleiche Kerbe und steige winkend ins Auto ein.
15.45 Uhr Endlich bin ich wieder dahoam und kann mich in der klimatisierten Stube von den Strapazen der letzten Stunden erholen. Ich strecke die Beine auf bequemen Sofa aus und döse schnell ein.
16.45 Uhr Nach einer Stunde stupst mich Dixon mit seiner nassen Nase an und fordert sein Abendessen heraus. In meiner Funktion als Tierfreund komme ich der Bitte prompt nach und vergesse auch nicht, den Trinknapf mit süffigem Leitungswasser aufzufüllen. Danach mache ich mich in der Küche nützlich und zaubere im Minutenschnelle italienische Langnudeln mit Pesto aus dem Glas – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nach der leckeren Nachtmahl schalte ich die Glotze ein und fröne den Nachrichten auf FOX. Darüber hinaus gebe ich mich der Ratesendung “Jeopardy” hin und schaffe es ohne weiteres, die richtigen Fragen auf die vorgegebenen Antworten zu stellen – das soll mir erst einmal jemand nachmachen.

19.00 Uhr Zur sogenannten Prime Time (löblich: Hauptfernsehzeit) nehme ich mit dem Amazon Angebot Vorlieb und gebe mich dem Fernsehspiel “Catastrophe” (löblich: Katastrophe) hin. Die mehrteilige Sitzkomödie (unlöblich: Sitcom) handelt von einem amerikanischen Werbefachmann, der während eines Europaaufenthalts die alleinstehende Sharon kennen- und lieben lernt – da kommt besonders grosse Freude auf.
21.00 Uhr Nach vier heiteren Episoden schalte ich den Flachbildschirm aus und verabschiede mich gähnend ins Schlafzimmer. Gute Nacht.