6. November 2018 – Taxi

08.00 Uhr Ich rolle mich zufrieden aus dem warmen Bett und stelle beim Blick auf meinen Wandkalender fest, dass mein löblicher Neffe in 5 Tagen seinen 47. Geburtstag feiern wird. Weil James ein braver und sehr fleissiger Bursche ist, fasse ich den Entschluss, gleich nach der wichtigsten Mahlzeit des Tages zum WAL MART zu krusen und nach einem preiswerten Geschenk Ausschau zu halten – da kommt besonders grosse Freude auf.
08.30 Uhr Nachdem ich die Morgengymnastik absolviert habe, fülle ich Trockenfutter in Dixons Napf und animiere den Rüden, kraftvoll zuzubeissen. Danach verabschiede ich mich ins Bad und telefoniere während des Waschvorgangs mit meinem Bruder. Georg ist besonders schlecht gelaunt und gibt vor, dass die Rückkehr ins Ferienhaus noch einige Tage auf sich warten lassen wird. Als ich genauer nachfrage, gibt der gute Mann vor, dass bis zum Freitag elektrische Leitungen für die nagelneue Klimaanlage verlegt werden müssen. Ich zucke mit den Schultern und entgegne, dass der Umbau ein stattliches Sümmchen verschlingen wird. Mein Verwandter schlägt in die gleiche Kerbe und rechnet vor, dass er mindestens 75.000 Dollars löhnen wird – das ist ja allerhand.


Das Ferienhaus wird renoviert

09.30 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf halb Zehn zugeht, brühe ich mit dem DeLonghi Vollautomaten echten Bohnenkaffee auf und nehme mit gerösteten Weissbrotscheiben (unlöblich: Toast), Rühreiern mit Speck und einer lustigen Pfirsich aus dem Nachbarstaat Georgia Vorlieb. Nebenbei mache ich mir Gedanken bezüglich des Geburtstagsgeschenk und komme bald zu dem Ergebnis, dass der Bube nicht nur schöne Landmusik, sondern auch lustige Film- und Fernsehproduktionen zu schätzen weiss. Ruckzuck esse ich auf und erkläre dem Vierbeiner, dass wir nun zum Gemischtwarenladen unseres Vertrauens krusen und uns um ein geeignetes Präsent bemühen werden – was das wieder kostet.
10.00 Uhr Während ich im PS-strotzenden Chevrolet Suburban sitze und wildgestikulierend einen in die Jahre gekommenen CADILLAC SEVILLE überhole, bimmelt plötzlich die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und ich sehe mich gezwungen, mit Edelbert plaudern zu müssen. Der schlaue Mann nölt in einer Tour und informiert, dass er sich eine Erkältung eingefangen hat und das Bett hüten muss. Natürlich spreche ich meinem Bekannten gut zu und rate, viel zu trinken – immerhin kann ich mich nicht um alles kümmern.


Ich schoppe bei Wal Mart

10.30 Uhr Nach einer nervenaufreibenden Hochgeschwindigkeitsfahrt erreiche ich das WAL MART SUPERCENTER am Collier Boulevard und lasse Dixon wissen, dass er mich leider nicht begleiten kann. Da es ungewöhnlich heiss ist, lasse ich kurzerhand den Motor laufen und eile winkend in die klimatisierte Markthalle.
11.00 Uhr Nach einem erfolglosen Abstecher in die Musikabteilung, flaniere ich zu den gutsortierten Film- und Serienregalen und stosse prompt auf eine Sonderedition des beliebten Strassenfegers “Taxi”. Wohlwollend nehme ich ein Exemplar an mich und lese auf der Verpackung, dass in dieser aufwändig gestalteten Schachtel alle 114 Folgen auf insgesamt 17 Datenträgern enthalten sind – wie aufregend.

11.45 Uhr Nachdem ich eine neue Toilettenbürste, Batterien sowie ein Flasche Klebstoff in den Einkaufswagen geworfen habe, steuere ich eine Kasse an und überreiche einer mageren Marktmitarbeiterin meine praktische Meisterkarte. Die Maid schiebt das elektronische Bezahlkärtchen fachmännisch durch den Kassenschlitz und beteuert, dass diese Serie in den 1970er Jahren mit grossem Erfolg auf ABC lief. Ich stimme uneingeschränkt zu und gebe zu Protokoll, dass “Taxi” auch in meiner deutschen Heimat ausgestrahlt wurde. Lachend komme ich auf den weltbekannten Komiker Andi Kaufmann zu sprechen und merke an, dass es grossen Spass macht, ihm in einer Rolle als Automechaniker Latka zuzusehen – da kommt man kaum noch aus dem Schmunzeln heraus.


Taxi – eine prima Serie

12.30 Uhr Nach dem Bezahlvorgang kehre ich mit Hund Dixon in die benachbarte “Burger King” (löblich: Burger König) Schnellgaststätte ein und leiste mir eine kleine Brotzeit sowie ein süffiges 7UP (löblich: Sieben Hinauf) Weichgetränk – schmeckt gar nicht schlecht.
13.30 Uhr Zuhause angekommen, steige ich aus den Flip Flops und bette mich in der guten Stube zur Ruhe. Ich döse prompt ein und sehe mich im Traum auf die verstaubten Pfade des Appalachian Trails versetzt.


Ich träume vom Appalachian Trail

14.30 Uhr Leider wird mein Nickerchen bald durch einen Telefonanruf gestört. Ich nehme das Gespräch gähnend an und bin überrascht, Georg dran zu haben. Mein Bruder wünscht mir einen guten Tag und erkundigt sich, ob ich am Abend mit ins Theater kommen möchte. Selbstverständlich lehne ich dankend ab und weise auf die Tatsache hin, dass ich von kulturellen Grossveranstaltungen nicht viel halte.
15.00 Uhr Im Anschluss fülle ich Kaffee in mein Haferl und nehme am Schreibtisch Platz, um die Anschnurseelsorge zu erledigen. Mit flinken Fingern navigiere ich durchs Internetz und studiere Briefe besorgter Eltern. Unter anderem rate ich einer Mutter (51) aus Osnabrück, ihrem Sohn Konzertbesuche zu verbieten – wo kämen wir denn da hin.
16.00 Uhr Nach der Arbeit gehe von der Leine und genehmige mir ein kühles Bier aus dem Eiskasten. Um endlich zur Ruhe zu kommen, lasse ich mich in der Hollywoodschaukel nieder und wippe hin und her – das macht Spass.
17.00 Uhr Sechzig Minuten später schlendere ich in die Küche und bereite das Nachtmahl vor. Da ich keinen grossen Hunger habe, erwärme ich Buttergemüse in einer Pfanne und brate ein kleines Schweineschnitzel an.
18.00 Uhr Nachdem ich die Geschirrspülmaschine knopfdrückend in Betrieb genommen haben, mache ich es mir fernsehschauend in der Wohnstube gemütlich. Ich folge neugierig den FOX Nachrichten und fröne ausserdem einer Quizshow (löblich: Ratesendung) namens “Hot Button” (löblich: Heisser Knopf), die sich mit den amerikanischen Zwischenwahlen beschäftigt.
19.00 Uhr Zur Prime Time (löblich: beste Fernsehzeit) schalte ich auf den Bezahlsender HBO um, wo just im Augenblick der preisgekrönte Zeichentrickfilm “Coraline” beginnt. Ich lehne mich entspannt zurück und tauche in das Leben der elfjährigen Coraline Jones ein, die eines Tages eine Geheimtüre entdeckt durch die man in eine fantastische Parallelwelt gelangen kann – so ein Unsinn.
21.00 Uhr Nach zweistündigem Klamauk tippe ich mir an die Schläfe und schalte entnervt ab. Anschliessend rufe ich Dixon ins Haus und gehe ins Bett. Gute Nacht.

2. November 2018 – Salsiccia und Pancetta

08.00 Uhr Weil ich am Wochenende den Grill anwerfen und meine Bekannten und Verwandten mit leckerem Essen verwöhnen möchte, hüpfe ich zeitig aus dem Bett und erkläre Dixon, dass wir alsbald zum Abschoppen fahren werden. Zuvor führe ich jedoch auf der schattigen Terrasse die Morgengymnastik durch und vergesse auch nicht, ein Rad zu schlagen – das soll mir erst mal einer nachmachen.
08.30 Uhr Just als ich in das klimatisierte Zuhause zurückkehre, schellt das Telefon besonders laut. Zu meiner Freude meldet sich Maria und gibt vor, dass sich Georg bereits auf den Golfplatz verabschiedet hat. Ferner erfahre ich, dass mich meine Schwägerin und Prof. Kuhn im “Ritz-Carlton Resort” erwartet – wie aufregend.
09.00 Uhr Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, ziehe ich mich in die Nasszelle zurück und erfrische mich bei einem Wirbelbad. Unterdessen telefoniere ich mit Edelbert und merke an, dass ich in eineinhalb Stunden im besagten Spitzenhotel sein werde. Der schlaue Mann freut sich und verspricht, mich anschliessend beim Einkaufen zu unterstützen – das kann mir nur Recht sein.
10.00 Uhr Pünktlich zum Zehnuhrläuten schwinge ich mich hinters Lenkrad des PS-strotzenden Chevrolets und schicke mich an, in Hund Dixons Gesellschaft zum drei Meilen entfernten Resort zu preschen. Nebenher stelle ich das Radio lauter und singe zum aktuellen Nummer 1 Landmusikschlag “Meant To Be” (löblich: Sein soll) von Bebe Rexha laut mit – was kann es schöneres geben.

10.30 Uhr Dreissig Minuten finde ich mich im hoteleigenen Frühstücksgasthaus wieder und nehme mir das Recht heraus, den Professor sowie meine Schwägerin per Handschlag zu begrüssen. Da mein Magen in einer Tour knurrt, fackle ich nicht lange und bediene mich am reich bestückten Büfett.
11.00 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, komme ich auf die anstehende Grillfeier zu sprechen und lasse Edelbert wissen, dass wir nach der Brotzeit zur Satreales Metzgerei krusen und Fleisch besorgen sollten. Maria wird sogleich hellhörig und bittet uns, neben vitaminreichen T Bone Steaks (löblich: T Knochen Schnitzel) auch köstliche Salsiccia Würste einzukaufen – das ist doch eine Selbstverständlichkeit.
12.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 12 zugeht, nippe ich ein letztes Mal am Kaffeehaferl und rufe Edelbert auf, endlich in die Gänge zu kommen. Darüber hinaus bedanken wir uns für die leckere Mahlzeit und erklären Maria, dass die Grillfeier Morgen Abend gegen 18 Uhr steigen wird – das wird ein Spass.


Italienische Köstlichkeiten dürfen nicht fehlen

12.30 Uhr Am Ziel angekommen, streichle ich dem Vierbeiner über den Kopf und trage ihm auf, während meiner Abwesenheit im Auto zu warten. Danach schlendere ich an Edelberts Seite in die Fleischerei und zögere nicht, der übergewichtigen Wurstfachverkäuferin klarzumachen, dass ich ein BBQ plane. Die Dame hinter dem Tresen nickt eifrig und legt mir nahe, neben der Salsiccia auch etwas Pancetta einzukaufen. Als ich meinen Kopf schieflege, rückt die Perle mit weiteren Informationen heraus und sagt, dass es sich hierbei um eine luftgetrocknete Schinkenspezialität handelt, die sich ebenfalls hervorragend zum grillen eignet – das hört man gerne.
13.00 Uhr Um insgesamt 70 Dollars erleichtert, verlassen wir die Metzgerei und kommen überein, dass wir uns das sündteure Leben in Florida bald nicht mehr leisten können. Edelbert seufzt laut und mutmasst, dass wir zeitnah im Schuldenturm sitzen werden – wie schrecklich.


Ich investiere ein Vermögen

13.45 Uhr Endlich bin ich wieder zu Hause und kann die Wurstwaren in den Eiskasten verfrachten. Anschliessend versorge ich Dixon mit ROYAL CANIN Trockenfutter und falle dann schnaufend aufs Kanapee. Schon nach wenigen Augenblicken döse ich ein und sehe mich im Traum auf den Campus der Berkeley Universität versetzt.
14.45 Uhr Leider wird die Ruhe bald durch Frau Pontecorvo gestört. Meine Nachbarin hämmert gegen die Terrassentüre und plappert, dass sie zum morgigen Abendessen einen selbstgebackenen Käsekuchen beisteuern wird. Ich reibe mir die Hände und lade die kleine Frau ein, mir beim Kaffeekränzchen Gesellschaft zu leisten.
15.15 Uhr Nachdem ich mit dem DeLonghi Vollautomaten brühfrischen Bohnentrunk aufgebrüht habe, lasse ich mich neben Frau Pontecorvo auf der Terrasse nieder und gebe zu Protokoll, dass wir nach dem Essen eventuell einen Film auf der Grossbildleinwand anschauen werden. Frau Pontecorvo ist begeistert und verspricht, den Abend zu nutzen, um im WAL MART nach einer sehenswerten Hollywoodproduktion Ausschau zu halten – jaja.
16.15 Uhr Als endlich Ruhe und Frieden in der kleinen Villa eingekehrt ist, sehe ich im Garten nach dem Vierbeiner und nutze die Gelegenheit, um den Rasensprenger in Betrieb zu setzen.
17.00 Uhr Anschliessend kehre ich in die Küche zurück, um mir mehrere Ham Sandwiches (löblich: Schinkenbrote) anzurichten. Ich garniere die Brote mit Gurkenscheiben aus dem Glas und schenke mir nebenher ein lustiges Weissbier aus meiner weissblauen Heimat ein – wie das perlt.


Ich beisse kraftvoll zu

18.00 Uhr Zum Abschluss des nervenaufreibenden Tages verfrachte ich das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine und stelle die Klimaanlage auf die höchste Stufe ein. Zu guter Letzt falle ich fix und foxi aufs Kanapee und versüsse mir den lauen Freitagabend mit fernsehschauen.
19.00 Uhr Nach den FOX Nachrichten, nehme ich mit dem AMAZON Videoangebot Vorlieb und gebe mich dem zwielichtigen Abenteuerfilm “The Incredible Hulk” (auf deutsch: Der unglaubliche Hulk) hin. Die Produktion aus dem Jahre 2008 erzählt die hanebüchene Geschichte des Bruce Banners, der sich während einer Versuchsreihe mit Gammastrahlen zu einem grünen Wesen mit übermenschlichen Kräften verwandelt – so ein Schmarrn.
21.00 Uhr Nach zweistündigem Klamauk beende ich den Fernsehabend und rufe Dixon ins Haus. Danach lösche ich das Licht und gehe zu Bett. Gute Nacht.

31. Oktober 2018 – Halloween

Sehr verehrte Damen und Herren,

das alljährlich am 31. Oktober stattfindende Halloween Fest ist ein heidnischer Volksbrauch aus der Zeit der gottlosen Kelten.


Halloween – Ich sage Nein

Wie jedes Kind weiss, bedeutet Halloween wörtlich Übersetzt Allerheiligen. Angeblich kehren in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November die gepeinigten Seelen der Toten auf die Erde zurück, um für Schrecken und Unordnung zu sorgen – wie furchtbar.

Während Halloween in Amerika ein Fest der Familie und vor allem der Kinder ist, wird es in Deutschland von unseriösen Geschäftemachern immer mehr kommerzialisiert. Unter anderem werben geldgierige Tanzlokalbetreiber mit Halloween und animieren Jugendliche, an gefährlichen Kostümparties teilzunehmen. Dieses Verhalten führt dazu, dass schon die Kleinsten Alkohol sowie Drogen konsumieren und gewalttätig werden.

Das renommierte Forschungszentrum Kuschmelka (München) teilte mir in diesem Zusammenhang mit, dass im letzten Jahr in Deutschland während des Halloweentreibens ein Gesamtschaden von 11 Milliarden Euros entstanden ist. Marodierende Jugendliche machten es sich zur Aufgabe, verfaulte Eier gegen Wohnhäuser, Kirchen und Bildungseinrichtungen zu schleudern. Darüber hinaus kam es in den Grossstädten zu Massenschlägereien, verheerenden Verkehrsunfällen und entgleisten S- sowie U-Bahnen.

Um diesem Missstand Herr zu werden, sollte die Bundesregierung schnellstmöglich die Gesetze ändern und ein generelles Ausgangsverbot für Minderjährige erlassen.

Mit freundlichen Grüssen
Reinhard Pfaffenberg

30. Oktober 2018 – Schopping und Krieg der Welten

08.00 Uhr Hund Dixon gesellt sich bellend ans Bett und animiert mich, endlich aufzustehen. Selbstverständlich komme ich der Aufforderung anstandslos nach und scheuche den Rüden in den Garten. Darüber hinaus führe ich die Morgengymnastik durch und registriere, dass auch heute die Sonne vom Himmel brennt und für Rekordtemperaturen sorgt – das hat gerade noch gefehlt.
08.30 Uhr Als ich die Seele bei einem erfrischenden Wirbelbad baumeln lasse, nehme ich kurzentschlossen die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) zur Hand und rufe bei meinem Bruder an. Der gute Mann meldet sich prompt und berichtet, dass er sich mit Maria im Ritz-Carlton Spa (löblich: Schönheitsfarm) tummelt und heute ganz bestimmt keinen ausgedehnten Strandspaziergang unternehmen möchte – wie schade.


Meine praktische Schwarzbeere

09.30 Uhr Achselzuckend betätige ich den “Anruf beenden” Knopf und nehme mir das Recht heraus, aus der Wanne zu steigen und in Gesellschaft meines Haustieres die wichtigste Mahlzeit des Tages einzunehmen. Unterdessen ringe ich mich dazu durch, zum Supermarkt meines Vertrauens zu krusen und Getränke einzukaufen. Da es mir kaum möglich sein wird, die schweren Einkaufstüten zu schleppen, kontaktiere ich den Professor und merke an, dass ich gegen 11 Uhr im “Publix” sein werde. Der schlaue Mann zeigt sich einverstanden und verspricht, mir beim Schoppingvergnügen beizustehen – das klappt wieder wie am Schnürchen.
10.15 Uhr Nachdem ich den Vierbeiner gefüttert und die Geschirrspülmaschine in Betrieb genommen habe, scheuche ich Dixon zum SUV, um ruckzuck zur Markthalle zu rasen – da kommt besonders grosse Freude auf.
11.00 Uhr Am Ziel angekommen, schüttle ich Edelberts Hand und schrecke nicht davon zurück, einem tattrigen Rentner mit Vollglatze einen Einkaufswagen streitig zu machen. Danach schlendern wir höhnend durch die breiten Gänge und kommen überein, dass wir am Wochenende eine Grillfeier auf meiner Terrasse veranstalten könnten. Edelbert ist hellauf begeistert und verfrachtet neben Hackfleisch, Grillkohle und einer Flasche A1 Sauce, ausserdem Hamburgerbrötchen sowie in Folie verpackte Würste in den klapprigen Wagen – wie aufregend.


Wir schoppen bei PUBLIX

12.00 Uhr Nach einer geschlagenen Stunde werden wir an Kasse 7 vorstellig und vernehmen, dass wir 87 Dollars bezahlen müssen. Ich schlage entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen und gebe der übergewichtigen Marktmitarbeiterin zu verstehen, dass ich arm wie eine Kirchenmaus bin und einen Rentnerrabatt haben möchte. Anstatt dem Einwand nachzukommen, erhebt die Perle den Zeigefinger und wirft ein, dass sie uns leider keinen Preisabschlag gewähren kann – das ist wieder typisch.
12.30 Uhr Nachdem Edelbert die schweren Tüten zu den Autos geschleppt hat, kehren wir mit Dixon im Schlepptau in die benachbarte “Dairy Queen” (löblich: Molkerei Königin) Gaststätte ein. Völlig erschöpft schleppen wir uns zur Essensausgabe und geben zwei Diät Colas sowie vitaminreiche Käseburger in Auftrag.
13.15 Uhr Redlichst gestärkt verlasse ich die Wirtschaft und wünsche dem Professor einen angenehmen Nachmittag. Im Anschluss klemme ich mich winkend hinters Lenkrad und gleite radiohörend in Richtung Willoughby Drive davon. Unterdessen lerne ich auf der Frequenz von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land), dass just heute vor 80 Jahren das Hörspiel “The War of the Worlds” (auf deutsch: Krieg der Welten) an der Ostküste der Vereinigten Staaten für grosse Aufregung gesorgt hat. Ich staune nicht schlecht und höre, dass damals viele Bürger davon ausgingen, dass die Erde wirklich von Marsmenschen überfallen wird – wie lustig.

14.00 Uhr Wieder zurück in der kleinen Villa, räume ich die Lebensmittel in den Kühlschrank und bette mich dann auf dem Kanapee zur Ruhe. Bald döse ich ein und sehe mich im Traum in den goldenen Westen versetzt – die nervenaufreibende Forschungsreise nach Berkeley werde ich so schnell nicht vergessen.
15.00 Uhr Um keine Wurzeln zu schlagen, setze ich mich nach der Pause an den Schreibtisch und rufe Hilferufe besorgter Eltern ab. Unter anderem klagt mir eine Mutter aus Düsseldorf ihr Leid und berichtet, dass ihre Tochter (6) gefährlichen Handtelefonspielen verfallen ist. Ich komme aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus und rate, das Handtelefon kurzerhand aus dem Fenster zu werfen – wo kämen wir denn da hin.


Hund Dixon ist brav

16.00 Uhr Vogelzeigend gehe ich von der Leine und eile mit Dixon in den Garten, um etwas Ball zu spielen. Leider wird die Ruhe prompt durch Frau Pontecorvo gestört. Meine Nachbarin plappert ohne Unterlass und erörtert, dass sie sich gleich mit einer Bekannten in der Stadt treffen wird. Um weiteren Diskussionen aus dem Weg zu gehen, falle ich der Frau ins Wort und gebe vor, einem wichtigen Termin nachkommen zu müssen.
17.00 Uhr Nachdem ich die Petersilie mit Wasser versorgt habe, rufe ich noch einmal im Ritz-Carlton Resort an und erkläre meiner Schwägerin, dass ich am Wochenende eine Grillfeier veranstalten werde – das wird eine Gaudi.
18.00 Uhr Nach dem Nachmahl lasse ich im Wohnzimmer die Seele baumeln und gebe mich den Nachrichten auf FOX hin. Ich informiere mich über die aktuellen Geschehnisse und bringe heraus, dass es auch weiterhin sehr sonnig und windstill bleiben wird. Ferner kündigt der Wetterexperte an, dass auch in der Halloweennacht kaum mit Regen zu rechnen ist – wie schade.

19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit wechsle ich auf HBO und fröne dem Gruselfilm “Halloween” aus dem Jahre 1978. Die Erfolgsproduktion erzählt die Geschichte des Michael Myers, der als Sechsjähriger seine Schwester ermordet und nach 15 Jahren am Vorabend von Halloween aus einer psychiatrischen Klinik ausbricht – wie furchtbar.
21.00 Uhr Nach zweistündigem Nervenkitzen schalte ich den Flachbildschirm ab und lösche sämtliche Lichter. Danach wünsche ich Dixon angenehme Träume und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.

29. Oktober 2018 – Der Umbau schreitet voran

08.00 Uhr Die ALEXA Musiksäule aus dem Hause AMAZON springt an und weckt mich mit prima Musik der angesehenen Landmusiksängerin Dolly Parton. Wie es sich für einen rüstigen Rentner gehört, hüpfe ich sogleich aus dem Bett und beginne den jungen Morgen mit dem Frühsport auf der Terrasse – wer rastet, der rostet.


Alexa spielt Musik – wie aufregend

08.30 Uhr Nachdem ich Hund Dixons Napf mit Wasser aufgefüllt habe, verabschiede ich mich in die Nasszelle, um mich bei einem erfrischenden Wirbelbad zu entspannen. Nebenher lese ich auf dem iPad Sandras Tagebucheintrag vom Wochenende und lerne, dass die unterbelichtete Maid ihren in den Jahre gekommenen JEEP veräussert hat. Ferner bringe ich heraus, dass sich meine Mieterin einen FORD KUGA kaufen möchte – wie schrecklich.
09.30 Uhr Schlussendlich beende ich die Morgenwäsche und komme zu dem Schluss, dass ich dem Kind mit Rat und Tat zur Seite stehen muss. Ruckzuck greife ich zum Telefon und lasse es mir nicht nehmen, Sandra im Münchner Kreisverwaltungsreferat anzurufen und ihr klarzumachen, dass es schlauer wäre, anstatt eines FORDS einen schicken MERCEDES der S-Klasse zu kaufen. Sandra lacht laut und wirft ein, dass sie keinen Goldesel im Vorgarten stehen hat und unmöglich 100.000 Euros in einen Neuwagen investieren kann. Trotz aller Einwände lasse ich nicht locker und gebe zu Protokoll, dass es eine schlechte Wahl war, dem in Köln beheimateten Automobilhersteller knapp 20.000 Euros in den Rachen zu werfen. Um mich nicht noch mehr ärgern zu müssen, werfe ich den Hörer auf die Gabel und ziehe mich an – was muss ich denn noch alles ertragen.
10.00 Uhr Während ich die wichtigste Mahlzeit des Tages einnehme, telefoniere ich mit Edelbert und lasse ihn wissen, dass meine Mieterin den Verstand verloren hat. Der Professor schlägt in die gleiche Kerbe und erörtert, dass bei Sandra längst Hopfen und Malz verloren ist. Ferner regt der schlaue Mann einen Ausflug an und meint, dass es sich anbieten würde, zum Delnor Wiggins Staatspark zu fahren. Ich lehne dankend ab und merke an, dass ich gleich zum Ferienhaus krusen und mit Georg die Umbauarbeiten inspizieren werde – das wird eine Gaudi.
10.45 Uhr Kurz vor dem Elfuhrläuten verlasse ich die kleine Villa und treffe meinen Nachbarn an. Herr Booth hieft einen stattlichen Kürbis aus dem Kofferraum seines Autos und setzt mich darüber in Kenntnis, dass er nun sein Eigenheim für das anstehende Halloweenfest schmücken wird. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und ziehe es vor, schnell vom Grundstück zu brettern – immerhin kann mir das heidnische Fest gestohlen bleiben.


Das Ferienhaus im Lowbank Drive

11.30 Uhr Fünfundvierzig Minuten später parke ich den frischaufpolierten Chevrolet neben Georgs JEEP und freue mich, meinen Bruder per Handschlag begrüssen zu können. Während der Vierbeiner bei laufendem Motor im Auto wartet, folge ich Georg ins Haus und stelle fest, dass mittlerweile sämtliche Böden erneuert, die Wände gestrichen, sowie die Klimaanlage ausgetauscht wurde. Darüber hinaus sehen wir in der Küche nach dem Rechten und treffen dort auf zwei Arbeiter, die gerade damit beschäftigt sind, die Schränke abzubauen. Mein Bruder schnalzt mit der Zunge und plappert, dass bereits Morgen eine neue Küchenzeile eingebaut werden wird – das ist ja allerhand.
12.15 Uhr Nachdem wir alles gesehen haben, schlendern wir in den Garten und mein Verwandter erzählt, dass er spätestens am Donnerstag seine Zelte im Ritz-Carlton abbrechen und in den Lowbank Drive zurückkehren kann. Ich kratze mich nachdenklich an der Schläfe und entgegne, dass in zwei Tagen Halloween gefeiert und unzählige Kinder an der Haustüre klingen werden. Georg ist hellauf begeistert und sagt, dass ich am Halloweenabend gerne zum Essen vorbei kommen kann – das werden wir erst noch sehen.
13.00 Uhr Endlich sitze ich im Auto und kann die Heimreise antreten. Um nicht für ein Mittagessen sorgen zu müssen, steuere ich kurzerhand eine McDonalds Schnellgaststätte an und ordere am Drive-Thru (löblich: Fahr hindurch) Schalter vier saftige Big Macs, eine grosse Portion Kartoffelstäbe sowie einen XXL Becher Diät Cola.
13.30 Uhr Zuhause angekommen, mache ich es mir auf der schattigen Terrasse bequem und beisse kraftvoll zu. Ausserdem werfe ich prüfende Blicke in die Tageszeitung und mache mich über die Geschehnisse im Grossraum Naples schlau – immerhin muss man stets über alles informiert sein.
14.15 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, die Beine auf dem Sofa auszustrecken und zur Ruhe zu kommen. Alsbald döse ich ein und sehen mich im Traum auf die verstaubten Pfade des Appalachian Trails versetzt – wie schön.


Ich träume vom Appalachian Trail

15.15 Uhr Ich öffne die Augen und fülle meine Hahn und Henne Tasse mit brühfrischen Kaffee auf. Im Anschluss setze ich mich an den Schreibtisch und komme meinen Pflichten als Anschnurseelsorger nach. Ich rufe Depeschen besorgter Heimseitenbesucher ab und sehe mich genötigt, einem Rentner aus Nürnberg klarzumachen, dass man sich von marodierenden Nachbarn nicht alles gefallen lassen darf. Unter anderem rate ich, bei zu lauter Radiomusik die Polizei sowie die Feuerwehr zu verständigen.
16.00 Uhr Ich gehe völlig entnervt von der Leine und schenke mir ein Vollbier aus dem Hause “Anheuser Busch” ein. Weil auch die Pflanzen Durst haben, begebe ich mich im Anschluss in den Garten, um das Petersilienbeet zu bewässern. Zudem werfe ich Dixon einen Tennisball zu und tratsche mit Frau Pontecorvo.


Die Pizza schmeckt prima

17.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 5 zugeht, kehre ich in die kleine Villa zurück und bereite das Abendessen vor. Da ich vom Mittagessen noch immer gesättigt bin, nehme ich mit einer kleinen Thunfischpizza sowie einem farbenfrohen Beilagensalat Vorlieb – das schmeckt.
18.00 Uhr Zum Abschluss des anstrengenden Tages nehme ich die leistungsstarke Geschirrspülmaschine in Betrieb und setze mich ins Wohnzimmer, um in Hund Dixons Gesellschaft die FOX Nachrichten anzuschauen.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit gebe ich mich auf AMC einem Zeichentrickfilm hin und amüsiere mich bei “Sing”, der von einem lustigen Gesangswettbewerb heimrechneranimierter Tiere erzählt – da kommt Freude auf.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung beende ich den Fernsehabend und unternehme mit dem Vierbeiner einen kleinen Rundgang durch den Garten. Danach lösche ich sämtliche Lichter und lege mich schlafen. Gute Nacht.