26. November 2018 – Rosarote Panther und Kochlöffel

08.00 Uhr Die letzte Woche des Herbstmonats November bricht an und ich habe mit Kopfschmerzen zu kämpfen. Um dem Schmerz wirkungsvoll entgegen zu wirken, rolle ich mich aus dem Bett und nehme zwei Tabletten ein. Dazu trinke ich ein Glas Cola und öffne sämtliche Fenster, um tief durchzuatmen – das tut gut.
08.30 Uhr Wenig später absolviere ich an der Seite meines Haustieres die Morgengymnastik und erinnere mich, dass der aus Dresden stammende Schriftsteller Erich Kästner den November mehrmals in Gedichten thematisiert hat. Mit erhobenem Zeigefinger zitiere ich die schöne Geschichte vom “Nassen November” und informiere, dass Herr Kästner diese Zeilen im Jahre 1959 geschrieben hat – wie aufregend.


Erich Kästner war ein deutscher Schriftsteller

09.00 Uhr Weil Hygiene und Sauberkeit in der heutigen Zeit gross geschrieben werden, ziehe ich mich fingerschnippend ins Bad zurück und läute den sonnigen Morgen mit einem erfrischenden Wirbelbad ein. Zudem nutze ich die Gelegenheit, um Georgs Nummer in die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) einzutippen und mich nach dem Rechten zu erkundigen. Mein Bruder gibt sich schlechtgelaunt und beteuert, dass es in Toronto bitterkalt ist. Darüber hinaus erfahre ich, dass der gute Mann heute Weihnachtseinkäufe tätigen wird und seinen Weinkeller mit sündteuren Rebensäften auffüllen wird – das hört man gerne.


Alexa verwöhnt mich mit Musik

10.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 10 zugeht, hüpfe ich aus der Wirbelbadewanne und fordere die ALEXA Musiksäule auf, mich mit handgemachter amerikanischer Landmusik zu verwöhnen. Ausserdem fülle ich die Hahn und Henne Tasse mit brühfrischen Bohnentrunk auf und mache es mir zur Aufgabe, leckere Rühreier mit Speck zuzubereiten – wie gut das duftet.
10.30 Uhr Just als ich mich an den Esstisch setze, pocht Frau Pontecorvo an die Terrassentüre und fordert mich auf, mit ins Zentrum zu kommen. Als ich genauer nachfrage, rückt die Perle mit der ganzen Wahrheit heraus und unterbreitet, dass sie dem Schoppingwahnsinn frönen und Präsente besorgen möchte. Natürlich winke ich augenblicklich ab und gebe zu Protokoll, dass ich in diesem Jahr die Geschenke ausschliesslich im Internet ordern werde – immerhin fehlt mir einfach die Zeit, um mir stundenlang die Beine in Kaufhäusern in den Bauch zu stehen.
11.00 Uhr Nachdem sich meine Nachbarin verabschiedet hat, lasse ich mich voller Elan vor dem Heimrechner nieder und segle auf die Heimseite von AMAZON. Prompt mache ich grosse Augen und lerne, dass der weltgrösste Internetzhändler derzeit besonders hohe Rabatte gewährt. Ich stöbere interessiert durch das reichhaltige Angebot und lerne, dass nicht nur ALEXA Musikgeräte sondern auch Handtelefone sowie Klamotten preiswert zu haben sind. Schnell werde ich auf wärmende Hausanzüge aufmerksam, die dem Kostüm des “Pink Panthers” (löblich: Rosaroter Panther) nachempfunden sind. Ich komme aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und stelle mir vor, wie die Kinder in diesen Aufzügen aussehen würden – da kommt besonders grosse Freude auf.


Nach dem Schoppen trinke ich ein Bier

12.00 Uhr Zur Mittagszeit gehe ich entnervt von der Leine und komme zu dem Schluss, dass es Kunden angesichts der zahlreichen Schnäppchen besonders schwer fällt, geeignete Geschenke zu finden. Achselzuckend schlendere ich in die Küche und schnappe mir ein süffiges Bier aus dem Eiskasten. Ausserdem richte ich mir reichbelegte Sandwiches (unlöblich: Wurstbrote) an und beisse kraftvoll zu – das tut gut.
12.45 Uhr Nach der Hause greife ich gesättigt zum Telefon und rufe bei Edelbert an, um nachzufragen, was er seinem Sohn zum Weihnachtsfest schenken wird. Der schlaue Mann plappert ohne Unterlass und kündigt an, dass er seinem Stammhalter ein Jahreskarte für das “Deutsche Theater” in Berlin schenken wird. Ich seufze laut und entgegne, dass ich mich nicht entscheiden kann. Der Professor überlegt ganz genau und ermutigt mich, für Maria einen Schnellkochtopf einzukaufen – das hört sich interessant an.
13.30 Uhr Schlussendlich wünsche ich meinem Bekannten einen angenehmen Nachmittag und beende das Gespräch. Im Anschluss bette ich mich auf dem Kanapee zur Ruhe und döse schnell ein.


Hund Dixon ist brav

14.30 Uhr Hund Dixon weckt mich mit lautem Gebell und fordert mich auf, die Terrassentüre zu öffnen. Während der Rüde nach draussen läuft, nehme ich abermals am Schreibtisch platz und rufe erneut die Internetzpräsenz von AMAZON auf. Missmutig nehme ich die Musikneuerscheinungen in Augenschein und ringe mich dazu durch, für James die neue Martina McBride Weihnachtskompaktscheibe in den virtuellen Einkaufskorb zu legen.
15.15 Uhr Alsbald stattet mir meine Nachbarin einen Besuch ab und klagt mir ihr Leid. Die kleine Frau schimpft wie ein Bierkutscher und erörtert, dass das Zentrum mit Touristen überlaufen war und es kein Vergnügen war, in den Geschäften zu bummeln. Ich verweise in diesem Zusammenhang auf meine Internetzsitzung und merke an, dass ich Maria mit einem Satz Kochlöffel und James einer Kompaktscheibe überraschen werde. Anstatt mich für meine Auswahl zu belobigen, bricht meine Bekannte in schallendes Gelächter aus und meint, dass ich den lieben Leuten mit diesen Geschenken keine Freude bereiten werde – wie unlöblich.
16.00 Uhr Verärgert leere ich den Einkaufswagen und stelle klar, dass mir nun die Lust vergangen ist. Um meiner Aussage Nachdruck zu verleihen, fahre ich das Betriebssystem herunter und greife zur Hundeleine, um mit Dixon einen Spaziergang zum La Playa Golfplatz zu unternehmen – gleich platzt mir der Kragen.


Mein Zuhause unter Palmen

17.00 Uhr Zurück im Willoughby Drive, werfe ich die Pforte laut krachend ins Schloss und serviere meinem Haustier gesundes Trockenfutter aus dem Hause Royal Canin. Danach koche ich köstliche Langnudeln mit Tomatensauce auf und lasse mir zum Nachtmahl ausserdem einen farbenfrohen Tomatensalat schmecken.
18.00 Uhr Als die Geschirrspülmaschine endlich läuft, gehe ich zum gemütlichen Teil des Tages über. Ich mache es mir kartoffelchipsknabbernd vor dem Flachbildschirm bequem und folge den Nachrichten, um zu erfahren, dass es auch während der Woche warm und sonnig bleiben wird.

19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf AMC und erfreue mich an der Weihnachtskomödie “Christmas Vacation” (auf deutsch: Schöne Bescherung). Ich amüsiere mich köstlich und tauche während der kommenden zwei Stunden in das Leben der Familie Griswold ein, die sich auf ein ruhiges Weihnachten freut.
21.00 Uhr Als der Abspann über die Mattscheibe flimmert, betätige ich gähnend den “OFF” (löblich: AUS) Knopf auf der Fernbedienung und rufe Dixon ins Haus. Zu guter Letzt lösche ich sämtliche Lichter und lege mich schlafen. Gute Nacht.

22. November 2018 – Thanksgiving

Sehr geehrte Damen und Herren,

wie jedes Kind weiss, ist “Thanksgiving” ein staatlicher Feiertag, der alljährlich am vierten Donnerstag im November begangen wird. Thanksgiving ist gleichzeitig das wichtigste Familienfest des Jahres und soll an die mutigen Menschen erinnern, die einst dieses wunderschöne Land besiedelten und von freundlichen Ureinwohnern mit Schmankerln aller Art versorgt wurden.

Zum traditionellen Thanksgiving Festschmaus gibt es Gerichte, die aus ursprünglichen amerikanischen Lebensmitteln hergestellt werden. Neben einem stattlichen Truthahn dürfen ein schmackhafter Kürbisauflauf, Süsskartoffeln und gebratene Maiskolben nicht fehlen – wie schön.

Da ich ein Meisterkoch bin und es jederzeit mit dem Jahrtausendkoch Paul Bocuse aufnehmen kann, habe ich mich entschlossen, zur Feier des Tages Frau Pontecorvo sowie Prof. Edelbert Kuhn mit einem saftigen Schweinebraten zu verwöhnen. Ausserdem werde ich den lieben Menschen eine Vanillecreme nach einem alten Rezept meiner Oma vorsetzen.

Den Abend werden wir wie jedes Jahr im örtlichen “Boston Beergarden” ausklingen lassen und auf einer Grossbildleinwand ein Football (löblich: Fussball) Spiel anschauen. Wie ich in Erfahrung bringen konnte, treffen zur besten Sendezeit die “Atlanta Falcons” und die “New Orleans Saints” im “Mercedes Benz Superdome” in New Orleans, LA aufeinander – das wird ein Vergnügen.

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Feiertag
Reinhard Pfaffenberg

21. November 2018 – Ich gehe mit der Mode

08.00 Uhr Ein neuer Tag beginnt und aus dem Radiowecker dröhnt das Martina McBride Weihnachtslied “Winter Wonderland” (löblich: Winter Wunderland). Ausserdem lerne ich, dass das mittlerweile dritte Weihnachtsalbum der aus Kansas stammenden Ausnahmekünstlerin derzeit Platz 1 der Landmusikhitparaden einnimmt und sämtliche Rekorde bricht – das ist die beste Nachricht des ganzen Tages.


Martina McBride – It’s The Holiday Season

08.30 Uhr Nach den anstrengenden Leibesübungen verabschiede ich mich ins Bad, um mich ordentlich zu waschen. Darüber hinaus telefoniere ich mit Georg und erhalte die Auskunft, dass meine Verwandten gegen 12 Uhr nach Miami krusen und am frühen Nachmittag einen DELTA AIRLINES Stahlvogel besteigen werden. Mein Bruder plappert ohne Unterlass und sagt, dass er mit Maria pünktlich um 10 Uhr in Julies Restaurant sein und sich ein opulentes Frühstück munden lassen wird – das hört man gerne.
09.15 Uhr Voller Vorfreude beende ich die Morgenwäsche und schlüpfe zur Feier des Tages in meinen cremefarbigen Sommeranzug. Dazu trage ich ein violettes Hemd auf und vergesse auch nicht, mit einen hellgrünen Schlips umzubinden – immerhin muss man stets mit der aktuellen Mode gehen.
09.30 Uhr Nachdem ich in die frischaufpolierten Lackschuhe geschlüpft bin, klatsche ich in die Hände und fordere den Vierbeiner auf, mich zum Chevrolet zu begleiten. Der Rüde folgt mir aufs Wort und kann es kaum noch erwarten, im Frühstücksgasthaus unseres Vertrauens einzutreffen
10.15 Uhr Mit einigen Minuten Verspätung erreiche ich mein Ziel und treffe meine Verwandten an unserem Stammtisch am Fenster an. Maria macht grosse Augen und lotet aus, ob ich farbenblind bin. Die Perle deutet auf mein schönes Hemd und beteuert, dass ich mich in diesem lächerlichen Aufzug jederzeit einem Wanderzirkus anschliessen könnte – gleich platzt mir der Kragen.
11.00 Uhr Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die wichtigste Mahlzeit des Tages in vollen Zügen munden und bringe auf Anfrage heraus, dass die lieben Menschen alsbald nach Miami krusen werden. Georg seufzt laut und wirft ein, dass es kein Vergnügen werden wird, die kommenden drei Wochen im kalten Toronto zu verbringen. Ich nicke eifrig und entgegne, dass wir uns Gott sei Dank bald wiedersehen werden.


In Toronto ist es kalt

12.00 Uhr Nachdem Georg die Rechnung beglichen hat, schütteln wir Hände und kommen überein, dass wir heute Abend telefonieren sollten. Im Anschluss begleite ich meine Verwandten zum JEEP und wünsche ihnen eine sichere Reise. Winkend nehme ich den Rüden an die Leine und nutze die Gelegenheit, um einen kleinen Spaziergang zu unternehmen. Nebenher werfe ich prüfende Blicke in die weihnachtlich ausstaffierten Schaufenster und bemerke, dass ich langsam in die Gänge kommen und Präsente für das Fest einkaufen sollte – wie schrecklich.
13.00 Uhr Um keine Hitzeschlag zu bekommen, hüpfe ich ins Auto und schicke mich an, die Heimreise in den Willoughby Drive anzutreten. Unterdessen drehe ich am Frequenzrad des Radios und lausche handgemachten Landmusikschlägen (unlöblich: Country Hits) angesagter Interpreten – was kann es schöneres geben.
13.45 Uhr Zuhause angekommen, versorge ich den Vierbeiner mit frischem Wasser und falle dann aufs Kanapee. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und träume vom letztjährigen Weihnachtsfest in Kanada.

14.45 Uhr Ich erwache ausgeruht und fülle meine Hahn und Henne Tasse mit Bohnentrunk auf. Zudem setze ich mich an den Schreibtisch und ärgere mich, weil der leistungsstarke Heimrechner wieder einmal eine Aktualisierungsdatei einspielen muss. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und hole mir ein süffiges Budweiser aus dem Eiskasten – das tut gut.
15.45 Uhr Fünfundvierzig Minuten später kehre ich an den Schreibtisch zurück und mache es mir zur Aufgabe, der Anschnurseelsorge nachzukommen. Unter anderem lese ich eine elektronische Depesche eines arbeitslosen Albaners (18), der vor wenigen Tagen seine Führerscheinprüfung bestanden hat. Herr Enver gibt sich deprimiert und möchte wissen, ob er sich nun einen BMW der 3er Reihe oder gleich einem Mercedes kaufen soll. Ich fahre mir entnervt durchs Haar und drücke die Nachricht schnell weg – wo soll das noch alles hinführen.
16.45 Uhr Nun wird es aber Zeit, eine Tiefkühlpizza ins Backrohr zu schieben und für ein prima Abendessen zu sorgen. Ferner schneide ich eine Tomate auf und zaubere im Handumdrehen einen bunten Beilagensalat.
17.30 Uhr Zum Abschluss des langen Tages telefoniere ich mit dem Professor und vernehme, dass er heute einen Frisörsalon aufgesucht hat. Ich freue mich sehr und lasse meinen Bekannten wissen, dass ich mir vor Weihnachten auch die Haare schneiden lassen sollte.
18.00 Uhr Endlich kann ich es mir in der klimatisierten Stube bequem machen und den FOX Abendnachrichten frönen. Der Moderator berichtet von den aktuellen Geschehnissen in der Welt und meldet, dass der weltgrösste Kreuzfahrtdampfer in seiner Heimatwerft in Port Hollywood, FL eingetroffen sind. Ich reibe mir die Augen und lerne, dass das Luxusschiff ab Dezember Touristen aus aller Welt durch die Karibik schippern wird – wie unlöblich.

19.00 Uhr Um etwas Abwechslung zu bekommen, nehme ich mit dem NETFLIX Angebot Vorlieb und gebe mich der Serieneigenproduktion “The Kominsky Method” (löblich: Die Kominsky Methode) hin. Mit Vergnügen folge ich dem Abenteuern des Schauspielers Sandy und dessen langjährigen Agenten Norman, die gemeinsam versuchen, im von Jugendwahn dominierten Los Angeles zu überleben – da kommt Freude auf.
21.00 Uhr Nach zwei heiteren Stunden schalte ich die Glotz ab und unternehme mit Dixon einen Spaziergang durch den Garten. Danach verriegle ich die Haustüre und lege mich ins Bett. Gute Nacht.

20. November 2018 – Rinderbraten und Knödel

08.00 Uhr Ich rolle mich aus dem Bett und fordere die ALEXA Musiksäule auf, mich mit schöner Musik zu verwöhnen. Danach werfe ich mir den Morgenmantel über und absolviere auf der Terrasse den Frühsport.


Alexa: “Spiele löbliche Musik”

08.30 Uhr Im Anschluss nehme ich die futuristische DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb und lasse Hund Dixon wissen, dass wir gleich frühstücken werden. Der Rüde leckt sich die Lefzen und hüpft ausgelassen aufs Kanapee, um an einem Kauknochen zu knabbern – da kommt Freude auf.
09.00 Uhr Während ich mich ordentlich herauswasche, bimmelt plötzlich die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und Maria meldet sich in der Leitung. Die Perle kommt auf den morgigen Abflug zu sprechen und kündigt an, dass wir zum Abschied zu Mittag essen könnten. Ich nicke eifrig und verspreche, Frau Pontecorvo mitzubringen.
10.00 Uhr Sechzig Minuten später schlendere ich frisch in Schale geworfen in die Küche und richte auf einem Porzellanteller drei Schokoladencroissants aus dem PUBLIX Supermarkt an. Anschliessend fülle ich mein Kaffeehaferl mit brühfrischem Bohnentrunk auf und zögere nicht, bei meiner Nachbarin anzurufen. Als sich die Perle endlich meldet, erzähle ich vom bevorstehenden Mittagessen und merke an, dass wir gegen 11 Uhr losfahren sollten. Die Dame ist ganz aus dem Häuschen und entgegnet, dass sie einen Blumenstrauss im Circle K Supermarkt besorgen wird – das soll mir auch Recht sein.
10.30 Uhr Nachdem ich Edelbert Bescheid gegeben habe, führe ich den Vierbeiner in den Garten hinaus und mache es mir zur Aufgabe, sein verzaustes Fell zu bürsten. Zu guter Letzt lege ich dem Racker das schöne Lederhalsband um und gebe zu Protokoll, dass wir morgen Georg und Maria leider Lebewohl sagen müssen. Ferner informiere ich, dass wir die lieben Leute in drei Wochen wiedersehen und mit ihnen Weihnachten feiern werden – wie aufregend.
11.00 Uhr Wenig später gesellt sich Frau Pontecorvo an meine Seite und meint, dass wir nun aufbrechen können. Meine Nachbarin präsentiert einen farbenfrohen Blumenstrauss und möchte wissen, warum meine Verwandten nicht über den Jahreswechsel im Sonnenscheinstaat bleiben. Natürlich falle ich meinem Gegenüber spornstreichs ins Wort und stelle klar, dass Georg und Maria alsbald wiederkommen und die “staade Zeit” unter Palmen erleben werden – das wird ein ganz besonderer Spass.


Das Ferienhaus meiner Familie

11.45 Uhr Kurz vor der Mittagszeit treffen wir im Lowbank Drive ein und werden von meinem Bruder herzlich begrüsst. Zudem haben wir das Vergnügen, auch Edelberts sowie Herrn Wangs Hand schütteln zu können. Der Motelbesitzer freut sich über unser Kommen und verrät, dass Maria in der Küche beschäftigt ist und zur Feier des Tages einen leckeren Rinderbraten auf den Tisch bringen wird. Ich mache grosse Augen und eile mit schnellen Schritten ins frischrenovierte Esszimmer, um mir ein Gläschen Schaumwein zu genehmigen – das tut gut.


Wir stossen redlichst an

12.15 Uhr Alsbald nehmen wir am festlich eingedeckten Tisch Platz und werden von meiner Schwägerin mit stattlichen Portionen verwöhnt. Ich greife zungeschnalzend zum Besteck und bemerke, dass als Beilage Serviettenknödel sowie Rotkraut gereicht wird. Wie nicht anders zu erwarten, kommt Prof. Kuhn aus dem Plappern gar nicht mehr heraus und erörtert, dass besagtes Kraut reich an Eisen und Vitamin C ist – jaja.
13.00 Uhr Just als Maria Kaffee und Kuchen serviert, wende ich mich meinem Bruder zu und lote aus, ob zum Weihnachtsfest auch die Kinder zu uns stossen werden. Georg nickt eifrig und sagt, dass James, Amanda und David kurz vor den Festtagen in Florida eintreffen werden. Ferner höre ich, dass die Kinder am 2. Januar nach Dallas weiterfliegen werden, um einen Kurzurlaub in Texas einzulegen – das hört sich spannend an.
14.00 Uhr Zum Abschluss führt uns Georg in den Garten und setzt uns darüber in Kenntnis, dass während der kommenden drei Wochen das Schwimmbecken erneuert wird. Der gute Mann schweift mit der Hand über das Planschbecken und sagt, dass Morgen ein erfahrener Fliesenleger anrücken und das Becken mit blauen Bodenplatten auslegen wird – was das wieder kostet.
14.30 Uhr Schlussendlich verabschieden wir uns und fassen den Entschluss, uns Morgen in Julies Restaurant zum Frühstück zu treffen. Anschliessen kehre ich mit Frau Pontecorvo und Dixon zum Auto zurück und trete zu stimmungsvollen WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Radioklängen die Heimreise an.
15.15 Uhr Zuhause angekommen, hauche ich Frau Pontecorvo ein Bussi auf die Wange und ziehe mich in die gute Stube zurück. Nachdem ich Dixons Napf mit Futter aufgefüllt habe, falle ich aufs Sofa und schliesse die Augen.
16.15 Uhr Ich erwache ausgeruht und komme meinen Pflichten als staatlich anerkannter Internetzseelsorger nach. Wie es sich gehört, helfe ich verzweifelten Erziehungsberechtigten aus schier ausweglosen Situationen und rate, mit der verlotterten Jugend nicht zu zimperlich umzugehen.
17.00 Uhr Um endlich zur Ruhe zu kommen, gehe ich von der Leine und bereite unter den fordernden Blicken meines Haustieres das Abendessen vor. Da ich auf meine schlanke Linie achten muss, nehme ich mit vier Sandwiches (löblich: Wurstbroten) und etlichen Gewürzgurken aus dem Glas Vorlieb – schmeckt gar nicht schlecht.


Ich beisse kraftvoll zu

18.00 Uhr Nachdem ich die Geschirrspülmaschine eingestellt habe, schalte ich die Glotze ein und informiere mich bei den FOX Nachrichten über die aktuellen Geschehnisse in der Welt.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf den Bezahlkanal HBO und fröne dem Abenteuerfilm “Labyrinth” (Auf deutsch: “Die Reise ins Labyrinth”. Der amerikanische Langfilm aus dem Jahre 1986 erzählt von einem jungen Mädchen, das ihren Bruder aus den Fängen eines bösartigen Koboldkönigs befreien muss – so ein Schmarrn.
21.00 Uhr Nach zweistündigem Dummsinn beende ich den Fernsehabend und rufe Dixon ins Haus. Zu guter Letzt reguliere ich die Klimaanlage und lege mich schlafen. Gute Nacht.

19. November 2018 – Die Verwandten wollen abreisen

08.00 Uhr Ein neuer Morgen bricht an und die Sonne lacht durchs Fenster. Weil Morgenstund’ bekanntlich Gold im Mund hat, schlage ich die Bettdecke beiseite und erkläre Hund Dixon, dass uns auch heute spannende Abenteuer bevorstehen werden. Weil meine Glieder eingerostet sind, trete ich spornstreichs auf die Terrasse und begrüsse den 323. Tag des Jahres mit der Morgengymnastik – das macht Spass.


Mein braves Haustier

08.30 Uhr Nachdem ich meine Muskeln gestählt und die DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb gesetzt habe, verabschiede ich mich in die Nasszelle. Wie es sich für einen kulivierten Menschen gehört, entspanne ich mich bei einem Wirbelbad und nutze die Ruhe, um bei meiner Familie im Lowbank Drive anzurufen. Bereits nach dem dritten Klingeln meldet sich meine Schwägerin im Rohr und berichtet, dass sie gerade damit beschäftigt ist, Koffer zu packen. Ich mache grosse Augen und bringe auf Anfrage heraus, dass die lieben Menschen übermorgen nach Kanada ausfliegen und dort drei Wochen verweilen werden. Maria beruhigt mich sofort und verspricht, dass wir uns am 14. Dezember wiedersehen und das Weihnachtsfest in Florida feiern werden.
09.30 Uhr Missmutig steige ich aus der Wanne und nehme am Küchentisch Platz, um unter den bettelnden Blicken meines Haustieres das Frühstück einzunehmen. Leider wird mein Müssiggang alsbald durch Frau Pontecorvo gestört. Die Perle von nebenan hämmert an die Terrassentüre und lotet aus, ob sie mir bei der wichtigsten Mahlzeit des Tages Gesellschaft leisten darf. Ich nicke zustimmend und zögere nicht, ein weiteres Gedeck aus dem Küchenschrank zu holen. Darüber hinaus versorge ich die kleine Frau mit einem Heissgetränk und erzähle, dass ich den anstehenden Thanksgiving Day (löblich: Erntedank Tag) alleine feiern werden. Mit hängendem Kopf komme ich auf das Telefonat mit Maria zu sprechen und unterbreite, dass es meine Verwandten vorziehen, das Familienfest bei den Kindern in Kanada zu verbringen. Meine Nachbarin seufzt laut und ermutigt mich, trotzdem eine kleine Feier auszurichten und Prof. Kuhn einzuladen – das werden wir erst noch sehen.


Bald wird Erntedank gefeiert

10.30 Uhr Nachdem sich Frau Pontecorvo verabschiedet hat, räume ich das Geschirr in die Spülmaschine und hole das alte Kochbuch meiner Oma hervor. Während Dixon in den Garten läuft, um mit Nachbarshund Joey zu spielen, lasse ich prüfende Blicke über die dicht beschriebenen Seiten schweifen und komme zu dem Schluss, dass meine Grossmutter eine Meisterköchin war. Weil es viel zu viel Mühe bereitet, Senffleisch an gedünsteten Runkelrüben zuzubereiten, entschliesse ich mich, den Gästen zum Feiertag einen saftigen Schweinebraten mit Knödel vorzusetzen – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
11.00 Uhr Schlussendlich notiere ich mir die Zutaten auf einem Zettel und schicke mich an, mit Hund Dixon zur Satreales Metzgerei zu krusen. Unterdessen fröne ich dem Radioprogramm von WCKT CAT COUNTY (löblich: Katze Land) und freue mich, ein nagelneues Lied aus Josh Turners Feder zu hören – da kommt Freude auf.
11.45 Uhr Kurz vor dem Mittagsläuten betrete ich die italienische Fleischerei im Herzen Naples und lasse die übergewichtige Thekenkraft wissen, dass ich vier Pfund Schweinenacken benötige. Die Dame fackelt nicht lange und präsentiert ein besonders fettes Stück – wie aufregend.

12.30 Uhr Nachdem ich etwas Mortadella eingekauft und zwei lustige Schnitzelsemmeln für unterwegs in Auftrag gegeben habe, verlasse ich den Laden und unternehme mit dem Vierbeiner einen kleinen Spaziergang. Unterdessen beisse ich kraftvoll in die belegten Semmeln und bin mir sicher, dass Edelbert und Frau Pontecorvo am Donnerstag aus dem Zungeschnalzen kaum mehr herauskommen werden.
13.30 Uhr Da die Sonne vom Himmel brennt und das Fleisch schleunigst gekühlt werden muss, kehre ich zum SUV zurück und trete die Heimreise an. Um schneller voran zu kommen, hupe ich stetig und schrecke auch nicht davor zurück, eine rote Ampel zu überfahren – immerhin kann ich mich nicht um alles kümmern.
14.00 Uhr Zurück im Willoughby Drive, treffe ich Frau Pontecorvo auf der Einfahrt an und höre, dass die Perle am Abend ins Lichtspielhaus gehen wird. Um gebe mich skeptisch und rate, zuhause zu bleiben und sich bei der Ratesendung “Jeopardy” zu amüsieren. Leider will meine Nachbarin nicht hören und entgegnet, dass sie mit Freundinnen verabredet ist und anschliessend eine Eisdiele im Stadtzentrum aufsuchen wird – wie unlöblich.
14.30 Uhr Krachend werfe ich die Pforte ins Schloss und serviere meinem Haustier gesundes Trockenfutter. Danach falle ich gähnend aufs Wohnzimmersofa und entspanne mich von den Strapazen des Tages.


Hans Söllner – Genug

15.30 Uhr Ich öffne die Augen und erkenne, dass es für das Abendessen noch zu früh ist. Um die Zeit sinnvoll zu überbrücken, nehme ich am Schreibtisch Platz und widme mich der Anschnurseelsorge. Darüber hinaus segle ich durchs Internetz und lerne auf der Heimseite des “Münchner Merkurs”, dass der aus Bad Reichenhall stammende Musiker Hans Söllner vor wenigen Tagen sein 25. Studioalbum herausgebracht hat. In diesem Zusammenhang studiere ich auch eine Zwischenschau (unlöblich: Interview) mit Herrn Söllner und lese, dass er den bayerischen Ministerpräsident Markus Söder als “primitiv denkender Mensch” bezeichnet hat – dem ist nichts hinzuzufügen.
16.00 Uhr Weil Hans Söllners aktuelles Werk mit dem Titel “Genug” auf Amazon verfügbar ist, lausche ich den Kompositionen und registriere, dass ich mit vielen von Herrn Söllner getätigten Aussagen zustimmen kann.
17.00 Uhr Um nicht Hunger leiden zu müssen, nehme ich mit belegten Käsebroten Vorlieb und trinke dazu ein Weissbier. Danach wische ich den Esstisch mit einem nassen Lappen ab und freue mich auf den Feierabend.
18.00 Uhr Als die Geschirrspülmaschine endlich läuft, gehe ich zum gemütlichen Teil des langen Tages über. Ich mache es mir kartoffelchipsknabbernd vor dem Flachbildschirm bequem und folge den FOX Nachrichten.

19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf NETFLIX und erfreue mich an der seichten Komödie “The Ballade Of Buster Scruggs”. Ich klopfe mir erheitert auf die Schenkel und tauche in das Leben des Revolverhelden Buster ein, der eine Kleinstadt von Gaunern und Verbrechern säubern möchte – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Als der Abspann über die Mattscheibe flimmert, betätige ich gähnend den “OFF” (löblich: AUS) Knopf auf der Fernbedienung und rufe Dixon ins Haus. Zu guter Letzt lösche ich sämtliche Lichter und lege mich schlafen. Gute Nacht.