07.45 Uhr Der letzte Tag des Jahres beginnt und ich rolle mich aus dem Wasserbett. Weil mein Rücken schmerzt, strecke ich mich ausgiebig und führe bei angenehmen 72°F (22°C) den Frühsport auf der Terrasse durch. Dixon flitzt unterdessen in den Garten, um Nachbarhund Joey zu besuchen.
09.15 Uhr Nachdem ich mich bei einem Wirbelbad entspannt habe, setze ich mich an den Frühstückstisch und beisse kraftvoll in ein Honigbrot. Nebenher navigiere ich mit dem iPad durchs Internetz und mache mich über den Inselstaat Puerto Rico schlau. Wissbegierig studiere ich einen Wikipedia Artikel und erfahre, dass die Geschichte des den Vereinigten Staaten angehörenden Landes mit seiner Besiedelung durch die Ortoiroiden vor 5000 Jahre begann. Heutzutage ist Puerto Rico ein beliebtes Urlaubsziel und lockt jährlich unzählige Touristen aus aller Herren Länder an. Ich wasche mir die Haare und denke daran, dass ich in vierzehn Tagen in einem DELTA Stahlvogel sitzen und das traumhafte Archipel besuchen werde.
10.00 Uhr Just als ich die Geschirrspülmaschine einräume und mir ein vitaminreiches TWINKIE munden lasse, klingelt das Telefon. Zu meiner Freude meldet sich Amanda und erinnert, dass am Abend ein Feier im Ferienhaus stattfindet. Ferner bittet mich die Maid, um 18 Uhr vorbeizukommen und Knabbereien mitzubringen.
10.45 Uhr Weil das Jahr 2012 in wenigen Stunden zu Ende geht, lasse ich mich am Schreibtisch nieder und lese im elektronischen Tagebuch einige meiner diesjährigen Abenteuer nach. Ich überfliege die Einträge und lasse den Besuch der Majaruinen El Rey auf der Halbinsel Yucatán Revue passieren – das waren noch Zeiten.
11.30 Uhr Zu guter Letzt rufe ich mir die Besuche meiner garstigen Mieterin sowie Admiral Bürstenbinders ins Gedächtnis und erkläre dem Haustier, dass wir das kommende Jahr etwas ruhiger gestalten werden.
12.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 12 zeigt, koche ich Wasser auf und zaubere in Minutenschnelle leckere Gnocchis mit Pesto aus dem Glas. Darüber hinaus gebe ich ROYAL CANIN Trockenfutter in Dixons Napf und wünsche dem Tier einen guten Appetit. Während ich mir die Spezialität schmecke lasse, telefoniere ich mit Edelbert und bringe in Erfahrung, dass der schlaue Mann und sein Sohn am Abend ebenfalls im Lowbank Drive eingeladen ist – wie aufregend.
13.30 Uhr Ganz nach dem alten Sprichwort “Nach dem Essen sollst du Ruh’n oder 1.000 Schritte tun”, falle ich auf das Sofa und stecke genüsslich die Beine aus – das tut gut.
14.30 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und mache mich daran, einen legeren Freizeitanzug aus dem Schlafzimmerschrank zu holen. Ausserdem erhebe ich mahnend den Zeigefinger und gebe Dixon zu verstehen, dass gutes Aussehen in der heutigen Zeit sehr wichtig ist. Um meinen Aussagen Nachdruck zu verleihen, verabschiede ich mich in die Nasszelle und dusche mich ordentlich ab – da kommt Freude auf.
15.45 Uhr Kurz vor dem Vieruhrläuten helfe ich meinen tierischen Begleiter in den FORD Bronco und gleite zu prima WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Radiomusik in Richtung PUBLIX davon. Während der Autofahrt tippe ich Sandras Nummer ins NOKIA Handtelefon und frage meine Mieterin bezüglich ihrer Silvesteraktivitäten aus. Das Mädchen steht mir artig Rede und Antwort und erzählt, dass es die letzten Stunden des Jahres bei der Familie verbringen will.
16.30 Uhr Endlich erreiche ich mein Ziel und verfrachte neben gesunden LAYS Kartoffelchips auch eine Tüte Beef Jerky Trockenfleisch, JellyBelly Bonbons, süffigen Chardonnay aus dem goldenen Kalifornien sowie zwei Humpen Veuve Clicquot Schaumwein in den Einkaufswagen.
17.30 Uhr Nachdem ich mehre Hundert Dollars gezahlt habe, kann ich das Geschäft verlassen und meine Reise fortsetzen. Pfeifend steuere ich das Auto gen Süden und freue mich, mit meinen Verwandten ins neue Jahr zu rutschen.
18.15 Uhr Mit kurzer Verspätung schelle ich am Ferienhaus im Lowbank Drive und werde von Georg begrüsst. Mein Bruder wischt sich die Schweissperlen von der Stirn und berichtet, dass er seit Stunden am Grill steht. Ich winke den anderen Gästen redlichst zu und nehme mir dann das Recht heraus, das Grillfleisch in Augenschein zu nehmen. James kredenzt mir ein kühles Budweiser und informiert, dass wir zur Feier des Tages einen Krustenbraten vom Schwein fressen werden. HEUREKA – da läuft einem das Wasser im Munde zusammen.
18.45 Uhr Weil die Köstlichkeit noch einige Minuten auf sich warten lässt, tratsche ich angeregt mit Edelberts Sohn und höre, dass der Ausflug nach Atlanta sehr informativ war. Herr Peter kommt aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus und meint, dass man die grösste Stadt im Nachbarstaat Georgia einfach gesehen haben muss – wie wahr.
19.30 Uhr Während James und Maria die Teller mit Köstlichkeiten auffüllen, wende ich mich meinem Grossneffen (7) zu und lote aus, ob sein Vater Raketen gekauft hat. David blickt traurig drein und entgegnet, dass seine Mutter kein Feuerwerk erlaubt. Ich seufze laut und lasse den Buben vom Schaumweinglas nippen.
21.00 Uhr Als die Grillen ihr abendliches Konzert anstimmen, schmiede ich mit Edelbert Pläne und verrate den anderen, dass wir im kommenden Jahr den Appalachian Trail abwandern werden. Amanda schüttelt sich vor Lachen und meint, dass wir bereits nach einem Tag in der Wildnis schlapp machen werden – papperlapapp.
22.00 Uhr Zwei Stunden vor dem Jahreswechsel serviert Maria hausgemachten Käsekuchen. Ich greife zungeschnalzend zur Dessertgabel und überschütte meine Schwägerin mit Lob. Bei dieser Gelegenheit schenke ich mir etwas Schaumwein nach und erkläre, dass es wohl gescheiter wäre, die Nacht im Lowbank Drive zu verbringen. James nickt eifrig und sagt, dass das Wohnzimmersofa echt bequem ist.
23.00 Uhr Im Anschluss giessen wir Blei und kommen angesichts der lustigen Formen aus dem Lachen gar nicht mehr heraus. David macht grosse Augen und darf ein weiteres Mal einen Schluck Sprudelsekt aus meinem Glas trinken.
00.00 Uhr Das neue Jahr bricht an und Herr Wang hebt sein Bierglas, um einen Trinkspruch zum Besten zu geben. Ausserdem erfahren wir, dass der Motelbesitzer bald die Leitung der “Naples Manor” Herberge an seine Tochter Carol abtreten wird. Ich reibe mir die Hände und rufe den guten Mann auf, sich unserer Wanderung entlang des Appalachian Trails anzuschliessen.
01.30 Uhr Ein super Abend neigt sich langsam seinem Ende zu. Ich spüle meine Kehle mit einem Schluck Whiskey aus dem Hause Jack Daniels durch und verabschiede die Gäste. Anschliessend helfe ich meinen Verwandten bei der Hausarbeit und falle dann völlig fertig aufs Wohnzimmersofa. Hund Dixon tut es mir gleich und rollt sich in Georgs Ohrensessel ein. Ich schliesse die Augen und bin mir sicher, dass 2013 ein prima Jahr werden wird. Gute Nacht.
Reinhard Pfaffenberg wünscht ein frohes neues Jahr: