14. November 2016 – Schnellessen ist ungesund

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Ich werde in aller Frühe durch besonders lautes Telefonschellen geweckt. Als ich mir schlaftrunken den Hörer ans Ohr halte, meldet sich mein Neffe und bedankt sich artig für das Geburtstagsgeschenk. Ich nicke eifrig und entgegne, dass das aktuelle Studioalbum des Sängers David Crosby nicht billig war. James lacht laut und vertellt, dass es ihm grosse Freude bereitet, die Lieder während des Autofahrens zu hören. Darüber hinaus kommt der Bube auf seine Geburtstagsfeier am Freitag zu sprechen und unterbreitet, dass er seine Eltern, seine Schwester Laura samt Lebensgefährten sowie etliche Freunde in ein schickes Restaurant ausgeführt hat – das ist phantastisch.
08.30 Uhr Nachdem ich den Hörer auf die Basisstation gelegt habe, hüpfe ich aus dem Bett und läute den Morgen mit dem Frühsport ein. Ausserdem schnippe ich mit den Fingern und gebe Hund Dixon zu verstehen, dass wir heute “Bob’s Liquor Store” ansteuern und Weissbier kaufen müssen.

katzelandmusik
Der beste Radiosender: Katze Land

09.00 Uhr Da man ungewaschen nicht aus dem Haus gehen sollte, ziehe ich mich ins Bad zurück. Beschwingt durch prima WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Landmusik entspanne ich mich bei einem löblichen Wirbelbad und vergesse auch nicht, mir die Bartstoppeln abzurasieren – da kommt Freude auf.
10.00 Uhr Nach Badeschaum duftend beende ich den Waschvorgang und bemerke, dass der Boden unbedingt gewischt werden muss. Ich fackle nicht lange und fülle spornstreichs Wasser sowie Reinigungsmittel in einen Eimer. Danach wringe ich einen Lappen aus und mache es mir zur Aufgabe, den renovierten Fliesenboden zu säubern. Nebenher schimpfe ich in einer Tour und fordere den Vierbeiner auf, keinen Dreck in die kleine Villa zu tragen.
10.30 Uhr Nachdem ich mein Werk vollbracht habe, nehme ich am Küchentisch Platz und führe mir ein leckeres Frühstück zu Gemüte. Leider wird die Ruhe alsbald von meiner Nachbarin gestört. Frau Pontecorvo stösst plappernd die Terrassentüre auf und überrascht mich mit einem selbstgebackenen Käsekuchen.
11.00 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse, erfahre ich von meiner Nachbarin, dass sie mich zum Alkoholgeschäft meines Vertrauens gerne begleiten würde. Ich zucke mit den Schultern und lade ein weiteres Stück Kuchen auf meinen Teller – schmeckt gar nicht schlecht.

kaesekuchen
Ich beisse kraftvoll zu

11.30 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, die Brotzeit zu beenden. Weil mir Sauberkeit und Ordnung sehr am Herzen liegen, verfrachte ich das Geschirr in die Spüle und rufe Frau Pontecorvo auf, mir zum Auto zu folgen.
12.00 Uhr Pünktlich zum Mittagsläuten kommen wir mit quietschenden Pneus vor “Bob’s Liquor Store” zum Halten. Als Kavalier der alten Schule halte ich meiner Begleiterin die Beifahrertüre auf und führe sie in den Verkaufsraum. Natürlich werden wir von Herrn Bob herzlich begrüsst und erfahren, dass erst in der vergangenen Woche eine neue Bierlieferung aus Bayern eingetroffen ist. Ich reibe mir die Hände und hieve eine Kiste Erdinger Weissbier in den Einkaufswagen. Frau Pontecorvo schlendert währenddessen durch die Gänge und nimmt sich das Recht heraus, ein Fläschchen “Southern Comfort” zu kaufen – wie schön.

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Schmeckt prima: Ein Weissbier aus Erding

12.45 Uhr Um insgesamt knapp 100 Dollars erleichtert, verlassen wir den Laden und fassen den Entschluss, die zwei Meilen entfernte McDonalds Schnellessgaststätte anzusteuern, um ein bescheidenes Mittagessen am Drive-Thru (löblich: Fahr hindurch) Schalter zu ordern. Da ich auf meine schlanke Linie achten muss, nehme ich mit zwei vitaminreichen Quarter Pounder (löblich: Viertelpfünder), Kartoffelstäben sowie einem grossen Becher Diät Cola Vorlieb – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.

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Ein Viertelpfünder ist sehr vitaminreich

13.30 Uhr Endlich bin ich wieder daheim und kann mich über das Mittagessen hermachen. Frau Pontecorvo leistet mir auf der schattigen Terrasse Gesellschaft und behauptet, dass man sich ab und zu einen fettigen Burger leisten kann. Ich gebe mich jedoch skeptisch und stelle klar, dass der übermässige Konsum von Schnellessen (unlöblich: Fastfood) Gehirnbrand auslösen kann – wie furchtbar.
14.15 Uhr Nachdem sich die Dame nach nebenan verabschiedet hat, fülle ich Dixons Napf mit Trockenfutter auf. Im Anschluss spüle ich meinen Hals mit einem bayerischen Qualitätsbier durch und falle erschöpft aufs Kanapee.
15.15 Uhr Um nicht ganz einzurosten, stehe ich auf und komme meinen Pflichten als Anschnurseelsorger nach. Ich arbeite Depeschen besorgter Eltern ab und studiere zudem die aktuellen Pressemeldungen des Forschungszentrums Kuschmelka (München). Wohlwollend stelle ich fest, dass sich die schlauen Menschen auch mit Donald Trumps Wahl auseinandergesetzt haben und davon ausgehen, dass der 70jährige einen hervorragenden Staatsmann abgeben wird.

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Unser neuer Präsident

16.15 Uhr Zum Abschluss der Anschnursitzung schalte ich die neuen Einträge im Gästebuch frei und gehe dann von der Leine, um im Garten nach Hund Dixon zu sehen. Zu allem Überfluss treffe ich den Rüden im Garten von Familie Booth an und werde Zeuge, wie er im Rosenbeet ein Loch gräbt. Selbstverständlich schlage ich sogleich die Hände über dem Kopf zusammen und lasse Dixon wissen, dass Herr Booth sehr schimpfen wird.
17.00 Uhr Um keinen Ärger zu bekommen, beseitige ich die Schäden und locke das Haustier dann in die kleine Villa, um ihm einen Kauknochen ins Maul zu stecken. Danach mache ich mich in der Küche nützlich und zaubere im Handumdrehen köstliche Bratkartoffeln mit Spiegeleier – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nach der Jause nehme ich die Geschirrspülmaschine in Betrieb und rufe bei Edelbert an. Der Professor legt beste Laune an den Tag und berichtet, dass er den Nachmittag in einer Buchhandlung verbracht hat. Ich freue mich sehr und erinnere daran, dass übermorgen der Buss- und Bettag gefeiert wird. Der Professor stimmt uneingeschränkt zu und meint, dass wir in die Kirche gehen könnten – das soll mir Recht sein.

19.00 Uhr Ein langer Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Um endlich zur Ruhe zu kommen, schenke ich mir ein weiteres Bier ein und mache es mir vor der Glotze bequem. Ich fröne den Nachrichten auf FOX und wechsle dann auf HBO, um mir den Spielfilm “Brooklyn” anzuschauen. Der preisgekrönte Liebesfilm handelt von einer bildhübschen Irin, die um das Jahr 1950 nach Amerika immigriert – wie aufregend.
21.00 Uhr Nach neunzig rührseligen Minuten schalte ich das Farbfernsehgerät aus und begleite Dixon an die frische Luft. Zu guter Letzt reguliere ich die Klimaanlage und ziehe mich ins Schlafzimmer zurück. Gute Nacht.