08.00 Uhr Ich öffne die Augen und lerne beim Blick auf den Wandkalender, dass meine Verwandten am kommenden Freitag aus Toronto zurückkommen werden. Darüber hinaus lerne ich, dass Maria just an diesem Tag ihren Geburtstag feiern wird – das ist ja allerhand.
08.30 Uhr Nach der Morgengymnastik ziehe ich mich nachdenklich ins Bad zurück und erkläre Hund Dixon, dass wir schleunigst ein Geschenk für die gute Frau besorgen sollten. Ferner komme ich zum Schluss, dass ich mich auch nach Weihnachtspräsenten umsehen sollte. Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und entspanne mich bei einem erfrischenden Wirbelbad – das tut so richtig gut.
Meine goldene ROLEX
09.30 Uhr Als der Minutenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf halb 10 zugeht, kehre ich badebemäntelt in die gute Stube zurück und erkenne, dass Dixon die Terrassentüre aufgestossen hat. Zudem sehe ich mich mit Frau Pontecorvo konfrontiert und erfahre, dass die Dame bereits die Kaffeemaschine eingestellt hat. Zudem deutet meine Nachbarin nach draussen und beteuert, dass sich mein Haustier auf dem Grundstück der Booths vergnügt. Ich zucke entnervt mit den Schultern und entgegne, dass ich mich nicht um alles kümmern kann.
10.00 Uhr Während ich die wichtigste Mahlzeit des Tages einnehme, komme ich auf Georgs und Marias Ankunft am Freitag zu sprechen und lasse meine Tischnachbarin wissen, dass Maria an diesem Tag auch ihr Wiegenfest begehen wird. Um der Dame eine kleine Freude bereiten zu können, fasse ich den Entschluss, gleich zum WAL MART zu krusen, um dort nach einem Dekorationsartikel Ausschau zu halten. Frau Pontecorvo ist hellauf begeistert und legt mir nahe, eine schönes Windlicht zu kaufen – das ist gar keine schlechte Idee.
10.45 Uhr Nachdem ich mein Kaffeehaferl geleert habe, sehe ich an der frischen Luft nach dem Rechten und stelle fest, dass der Vierbeiner im Nachbarsgarten eine stattliche Grube ausgebuddelt hat. Schmunzelnd pfeife ich auf den Fingern und fordere Dixon auf, mich in die Stadt zu begleiten. Der lustige Rüde lässt nicht lange auf sich warten und hüpft ausgelassen ins Auto. Anschliessend halte ich meiner Nachbarin die Beifahrertüre auf und presche mit durchdrehenden Pneus von dannen – da kommt besonders grosse Freude auf.
Ein dummes Missgeschick
11.15 Uhr Dreissig Minuten später gleite ich auf den WAL MART Stellplatz auf und ramme beim Einparken einen neben mir abgestellten CADILLAC. Während Frau Pontecorvo wie am Spiess kreischt, steige ich aus dem Auto aus und ärgere mich, weil die Stossstange des neuwertigen Luxusautos abgefallen ist. Um für den Schaden nicht aufkommen zu müssen, klemme ich mich spornstreichs hinters Lenkrad und brause hupend davon.
12.00 Uhr Schnaufend beschleunige ich den Chevrolet auf schwindelerregende 40 Meilen pro Stunde und gebe zu Protokoll, dass die WAL MART Parkplätze viel zu eng sind, um einen SUV sicher abstellen zu können. Anstatt mir Trost zuzusprechen, schimpft Frau Pontecorvo wie ein Rohrspatz und fordert mich unmissverständlich auf, zum Unfallort zurück zu kehren und die Polizei zu verständigen – papperlapapp.
Ich schoppe ab
12.45 Uhr Schlussendlich schoppen wir bei einer anderen WAL MART Filiale ab und erwerben für knapp 40 Dollars ein schönes Windlicht mit Kerze. Anstatt endlich Ruhe zu geben, redet meine Nachbarin weiter auf mich ein und verdeutlicht, dass eine Fahrerflucht in den Vereinigten Staaten mit einer langjährigen Haftstrafe belegt werden kann. Natürlich winke ich ab und erwähne, dass ich mit dem Scherriff des Collier Counties bestens befreundet bin und keine Anstalten machen werden, den Schaden zu regulieren – immerhin kann ich mich nicht um alles kümmern.
13.45 Uhr Endlich bin ich wieder zu Hause und kann Frau Pontecorvo mit einem Handkuss verabschieden. Anschliessend kehre ich fix und foxi in die gute Stube zurück und zögere nicht, Dixon mit einer stattlichen Portion ROYAL CANIN Trockenfutter zu verwöhnen – wie gut das duftet.
14.15 Uhr Nachdem ich zwei reich belegte Sandwiches (löblich: Wurstsemmeln) verzehrt habe, bette ich mich auf dem Wohnzimmerkanapee zur Ruhe und schlummere prompt ein – das tut gut.
15.15 Uhr Ich erwache ausgeruht und stelle fest, dass es mittlerweile 3 Uhr geschlagen hat. Weil es sich kaum noch lohnt, Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher zu studieren, verabschiede ich mich auf die schattige Terrasse und lasse die Seele in der Hollywood Schaukel baumeln. Nebenher blättere ich in der “Naples Daily News” (löblich: Naples tägliche Neuigkeiten) und studiere Berichte aus der Region.
16.00 Uhr Wenig später kommt Frau Pontecorvo dazu und ruft mich erneut auf, mich der Polizei zu stellen und Selbstanzeige wegen Fahrerflucht zu stellen. Missmutig fülle ich meinen Kaffeebecher mit brühfrischen Bohnentrunk und ermutige meine Nachbarin, sich zu entspannen und das Malheur zu vergessen.
Bier schmeckt prima
16.45 Uhr Nachdem die Perle das Weite gesucht hat, richte ich mir eine Brotzeitplatte mit hauchdünn aufgeschnittenem Capocollo und würzigem Cheddar an. Dazu gibt es ein süffiges Budweiser sowie köstliches Weissbrot – schmeckt gar nicht schlecht.
17.45 Uhr Zum Abschluss des langen Tages sorge ich in der Küche für Sauberkeit und mache es mir dann in der Wohnstube bequem, um mir die Abendnachrichten auf FOX anzuschauen.
19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit (unlöblich: Prime Time) nehme ich mit dem Programm von ABC Vorlieb und gebe mich der Serie “The Connors” hin. Die amerikanische Sitcom (löblich: Sitzkomödie) erzählt die Geschichte von Familie Connor weiter, mit der die Fernsehzuschauer bereits in den 1980er Jahren unter dem Titel “Roseanne” Bekanntschaft machen konnten – das macht Spass.
21.30 Uhr Als nach der fünften Episode der Abspann über die Mattscheibe flimmert, schalte ich die Glotze aus und rufe Dixon ins Haus. Danach verschliesse ich die Haustüre und gehe ins Bett. Gute Nacht.