18. März 2015 – Ohrenschmalz

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und habe ein Summen im Ohr. Missmutig werfe ich die Bettdecke beiseite und registriere, dass das Surren auch im Wohnzimmer und in der Küche zu hören ist. Um einen genaueren Überblick zu bekommen, eile ich nach nebenan und erkundige mich bei Frau Pontecorvo, ob sie das Summen ebenfalls hört. Meine Nachbarin schüttelt den Kopf und unkt, dass ich womöglich an einem Tinnitus leide – wie schrecklich.
08.30 Uhr Nachdenklich kehre ich in die kleine Villa zurück und telefoniere während des Badevergnügens mit Edelbert. Der schlaue Mann beruhigt mich redlichst und sagt, dass ich gestern zu tief ins Glas geschaut habe.

willoughby
Die kleine Villa unter Palmen

09.30 Uhr Nachdem ich mich angezogen habe, lasse ich mich mit einem Honigbrot und einem Becher Kaffee auf der Terrasse nieder. Ich spüle meinen trocknen Hals mit kräftigen Schlucken durch und freue mich, als plötzlich der JEEP meiner Verwandten vorfährt. Georg und Maria wünschen mir einen guten Morgen und möchten wissen, ob ich mich wohl fühle. Natürlich schüttle ich den Kopf und antworte, dass ich ein Surren im Ohr habe. Georg winkt demonstrativ ab und sagt, dass ich einen Arzt aufsuchen und mir das Ohrenschmalz entfernen lassen sollte.
10.00 Uhr Bevor ich antworten kann, wirft mir Georg die Flip Flops vor die Füsse und meint, dass wir nun zum “Naples Hospital Campus” fahren und einen Ohrenarzt zu Rate ziehen werden. Maria gibt ihrem Ehemann Recht und verspricht, während unserer Abwesenheit auf Dixon aufzupassen – wie schön.
10.30 Uhr Wenig später sitze ich im JEEP und vernehme, dass ein Ohrenpfropfen meist ein Rauschen oder einen Juckreiz auslösen kann. Ich gebe mich erleichtert und verrate, dass ich mit dem Schlimmsten gerechnet und mich bereits im Krankenhaus gesehen habe.

ohr
Ein lustiges Ohr

11.15 Uhr Kurz nach dem Elfuhrläuten betreten wir das Ärztehaus und lesen auf einer Informationstafel, dass im ersten Obergeschoss eine Hals-Nasen-Ohren Praxis zu finden ist. Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, erklimmen wir die Stufen und sind überrascht, im Wartezimmer von Herrn Dr. Glaser nur einen Patienten anzutreffen. Darüber hinaus stelle ich mich bei einer drallen Sprechstundenhilfe vor und gebe zu Protokoll, dass ich dringend den Arzt sprechen muss. Frau Maureen (26) schenkt mir ein Lächeln und sichert zu, dass sich Dr. Glaser meiner Probleme in Kürze annehmen wird.
12.00 Uhr Nachdem wir fünfundvierzig Minuten warten mussten, werde ich endlich in den Behandlungsraum gerufen. Ein bärtiger Arzt (61) heisst mich herzlich Willkommen und möchte wissen, von welchem Leiden ich geplagt werde. Selbstverständlich verweise ich auf das permanente Surren und schildere alles ganz genau. Dr. Glaser nickt eifrig und steckt einen futuristisch aussehenden Saugstab in mein Ohr – wie unlöblich.
12.15 Uhr Fünfzehn Minuten später stehe ich beschwerdefrei im Wartezimmer und erkläre Georg, dass er mit seiner Vermutung ins Schwarze getroffen hat. Ich gebe mich erleichtert und erzähle, dass Dr. Glaser beide Ohrenpfropfen entfernt und mich ermutigt hat, die Prozedur jährlich zu wiederholen. Georg ist begeistert und lotst mich zur Praxismitarbeiterin, die mir eine Rechnung über 370 Dollars präsentiert – wo soll das noch hinführen.

200dollars
Die Behandlung kostet ein kleines Vermögen

13.00 Uhr Weil das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, fassen wir den Entschluss, die Heimfahrt aufzuschieben und stattdessen ins “Bistro 821” einzukehren. Ich zücke meine praktische Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und lasse es mir nicht nehmen, Edelbert zu einem Umtrunk ins besagte Gasthaus einzuladen.
13.30 Uhr Hungrig und durstig betreten wir das Restaurant und treffen den Professor an einem Tisch mit Aussicht auf die 5th Avenue South an. Edelbert löchert mich mit Fragen und lässt sich meine Erlebnisse in allen Einzelheiten berichten. Nebenbei ordern wir lustige “House Salads” (löblich: Haussalate), Neapolitan Pasta (löblich: Neapolitanische Nudeln) sowie süffiges Budweiser vom Fass – das schmeckt.
14.00 Uhr Als wir kraftvoll zubeissen, kommt Georg auf seinen anstehenden Heimflug zu sprechen und sagt, dass es kein Vergnügen wird, in zwei Tagen nach Kanada auszufliegen. Ich schlage in die gleiche Kerbe und erwähne, dass Toronto im Schnee versinkt.
14.30 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, nach Hause zurückzukehren. Wir winken einen Kellner herbei und begleichen die Zeche mit druckfrischen Banknoten. Danach verabschieden wir uns von Prof. Kuhn und krusen zu stimmungsvoller WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Radiomusik in Richtung Willoughby Drive davon.
15.15 Uhr Zuhause angekommen, werden wir von Hund Dixon stürmisch begrüsst. Auch Maria freut sich, uns wieder zu sehen und unterbreitet, dass sie just im Moment Kaffee aufgebrüht hat. Völlig erschöpft lasse ich mich in der klimatisierten Wohnstube nieder und streichle dem Rüden über den Kopf.

cinnamonn
Ich beisse kraftvoll zu

15.45 Uhr Während wir ein Kaffeekränzchen abhalten und köstliche Backwaren verzehren, erfahre ich von meiner Schwägerin, dass während meiner Abwesenheit Putzperle Frau Gomez zu Besuch war. Ich atme tief durch und nehme mir das Recht heraus, einen weiteren Muffin mit Quarkfüllung zu fressen.
16.30 Uhr Als endlich Ruhe in der kleinen Villa Einzug gehalten hat, lasse ich die Jalousien nach unten gleiten und bette mich auf dem Wohnzimmerkanapee zur Ruhe – immerhin bin ich nicht mehr der Jüngste.
17.30 Uhr Da Dixon langsam unruhig wird, schwinge ich mich vom Sofa und öffne die Terrassentüre. Ausserdem mache ich mich in der Küche nützlich und richte eine Brotzeitplatte mit hauchdünn aufgeschnittenem Capocollo, Cheddar Käse und Gewürzgurken an. Im Anschluss mache ich es mir auf der fliegenvergitterten Terrasse gemütlich und blättere in der Tageszeitung – was kann es schöneres geben.

https://www.youtube.com/watch?v=t1YnGhofJGQ

18.00 Uhr Endlich beginnt der wohlverdiente Feierabend. Ich schalte die Glotze ein und lerne während der Abendnachrichten, dass vor 167 Jahren der Scharfschütze Wyatt Earp geboren wurde. Der FOX Moderator kommt aus dem Plappern gar nicht mehr heraus und kündigt grossspurig an, dass im Anschluss eine zweistündige Dokumentation über den Westernhelden zu sehen ist – wie aufregend.
19.00 Uhr Ich lehne mich entspannt zurück und tauche in das Leben der Farmersfamilie Earp ein, die anno 1850 mit einem Planwagen in den goldenen Westen gezogen ist – da kommt Freude auf.
21.00 Uhr Ich beende den Fernsehabend und rufe Dixon ins Haus. Nachdem ich die Haustüre sicher verschlossen habe, falle ich gähnend ins Bett. Gute Nacht.

9. Dezember 2014 – Schmerzender Fuss

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Ich rolle mich vorsichtig aus dem Bett und stelle mit sorgenvoller Miene fest, dass mein Fuss noch immer schmerzt. Fluchend verabschiede ich mich ins Bad und schmiere eine Schmerzsalbe auf den lädierten Knöchel. Danach humple ich in die Küche und lasse Dixon wissen, dass es wohl schlauer wäre, einen Arzt zu konsultieren.
08.30 Uhr Nachdem ich den DeLonghi Kaffeeautomaten in Gang gesetzt und eine ASPIRIN Tablette eingenommen habe, eile ich in die Nasszelle, um mich frisch zu machen.

apotheke
Meine Hausapotheke

09.00 Uhr Trotz der Schmerzen lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und nehme ein reichhaltiges Frühstück ein. Ausserdem telefoniere ich mit Edelbert und gebe vor, dass ich immer noch nicht das Haus verlassen kann und auf Pflege angewiesen bin. Mit weinerlicher Stimme bitte ich meinen Bekannten, zum Supermarkt zu fahren und Getränke zu besorgen. Der Professor macht sich grosse Sorgen und verspricht, im PUBLIX Drogeriemarkt einen Kompressionsverband zu kaufen – wie schön.
09.45 Uhr Nach der wichtigsten Mahlzeit des Tages lasse ich den Vierbeiner in den Garten hinaus und entschliesse mich, den Fuss im Wohnzimmer hochzulegen. Nebenher schalte ich die Glotze ein und schaue mir auf NBC die beliebte “Today” (löblich: Heute) Morgenschau an. Ich lehne mich entspannt zurück und erfahre, dass die Lichter des Weihnachtsbaums am New Yorker Rockefeller Center bereits am 3. Dezember entzündet wurden. Die Fernsehmoderatorin plappert ohne Unterlass und informiert, dass in diesem Jahr eine fast 30 Meter hohe Fichte aufgestellt wurde, die ein Geschäftmann aus Bloomsburg, PA gestiftet hat – das soll mir auch Recht sein.

10.30 Uhr Just als ein mir nicht bekannter Sangeskünstler ein belangloses Lied trällert, stösst Frau Pontecorvo die Pforte auf. Meine Nachbarin begrüsst mich herzlich und möchte wissen, ob es mir besser geht. Ich schüttle den Kopf und entgegne, dass ich mit dem rechten Fuss kaum auftreten kann. Die Dame seufzt laut und macht es sich zur Aufgabe, meinen Knöchel zu massieren. Unterdessen wechsle ich auf HBO und erfreue mich am lustigen Spielfilm “National Lampoon’s Christmas Vacation” (auf deutsch: Schöne Bescherung) mit Hauptdarsteller Chevy Chase.
11.00 Uhr Zu allem Überfluss stattet mir auch noch Edelbert einen Besuch ab. Der Professor schleppt zwei Einkaufstüten in die Küche und sagt, dass er neben Weichgetränken (unlöblich: Softdrinks) auch Lebensmittel gekauft hat. Darüber hinaus präsentiert der gute Mann einen Kompressionsverband und erzählt, dass die Mullbinde fest um den Knöchel gewickelt werden muss.
11.30 Uhr Während Frau Pontecorvo meinen Fuss verarztet, bereitet Edelbert in der Küche Wurstbrote zu. Natürlich weicht Hund Dixon meinem Bekannten nicht von der Seite und nimmt sich sogar das Recht heraus, eine Tomatenscheibe vom Küchentisch zu stibitzen – wo soll das noch hinführen.
12.00 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit beisse ich in ein Capocollobrot und gebe zu Protokoll, dass ich mir den Nachmittag mit einen Film versüssen werde. Ich deute in Richtung eines DVD Stapels und unke, dass mich ein nervenaufreibender John Wayne Western aufheitern wird. Frau Pontecorvo nickt eifrig und lotet aus, ob ich zum Filmvergnügen eine Cola trinken möchte. Ich erhebe Einspruch und fordere die Frau auf, ein Bier zu kredenzen.

budweiser
Ein kühles Bier gegen die Schmerzen

12.45 Uhr Nachdem sich Edelbert verabschiedet hat, betätige ich den “PLAY” (löblich: Spiel) Knopf auf der neumodernen Fernbedienung und gebe mich den Abenteuern des Soldaten Ethan Edwards hin, der den heimtückischen Mord an seinem Bruder rächt – da kommt Freude auf.
13.45 Uhr Leider fallen mir bald die Augen zu und ich sehe mich im Traum ins verstaubte Monument Valley (löblich: Denkmal Tal) im Bundesstaat Utah versetzt.
14.45 Uhr Ich erwache redlichst ausgeruht und registriere, dass Frau Pontecorvo in der Zwischenzeit das Weite gesucht hat. Missmutig hinke ich auf die Terrasse und falle in einen Liegestuhl, um die Tageszeitung zu lesen. Währenddessen flitzt Dixon zum Teich und bellt die handzahme Echse Billy an – das macht Spass.
15.30 Uhr Um keine Langeweile zu bekommen, schleppe ich mich mit letzter Kraft in Haus und gehe Anschnur. Obgleich ich schwer krank bin, arbeite ich Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher ab und rate leidgeprüften Erziehungsberechtigten, ihren frechen Kindern keine Geschenke unter den Christbaum zu legen.

christbaum
Ein löblicher Christbaum

16.30 Uhr Nach einer Stunde beende ich die Anschnurarbeit und nehme eine Schmerztablette ein. Ferner laufe ich vorsichtig durch die gute Stube und bemerke, dass der Schmerz etwas nachgelassen hat – wie schön.
17.00 Uhr Da das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, mache ich mich in der Küche nützlich und backe tiefgefrorene Kartoffelstäbe im Ofen auf. Zudem brate ich vitaminreiche Seehechtfilets im heissen Fett an und zaubere ausserdem einen Beilagensalat mit Tomaten, Paprikastreifen und Oliven – wie das duftet.
17.30 Uhr Als ich zur Gabel greife, pocht Frau Pontecorvo an die Terrassentüre und freut sich, mich in bester Laune anzutreffen. Ich biete der Dame einen Platz an und unterbreite, dass mir die Massage sehr gut getan hat. Meine Nachbarin gibt sich erleichtert ist sagt, dass es mir morgen ganz bestimmt besser gehen wird – wie wahr.
18.00 Uhr Während die Pontecorvo den Abwasch erledigt, lege ich mich zu Dixon aufs Kanapee und schaue weiter fern. Ich mache mich auf FOX über die politischen Geschehnisse in der Welt schlau und lasse die Seele ausserdem bei einer Anrufschau (unlöblich: Call In Show) baumeln.

19.00 Uhr Zur besten Sendezeit setzt sich Frau Pontecorvo zu mir und wir frönen auf dem Spartenkanal TBS die Sitzkomödie (unlöblich: Sitcom) “Ground Floor” (löblich: Erdgeschoss). Wir amüsieren uns köstlich und werden Zeugen, wie sich der hitzköpfige Bankangestellte Brody in die Putzfrau Jennifer verliebt.
21.00 Uhr Nach drei weiteren Episoden gähne ich ausgiebig und ziehe es vor, den Fernsehabend zu beenden. Ich verabschiede meine Bekannte per Zungenkuss und verschliesse dann die Haustüre besonders sicher. Anschliessend lösche ich das Licht und lege mich ins Bett. Gute Nacht.

8. November 2014 – Hals- und Gliederschmerzen

sandra3

Hallo Leute,

jetzt hat es mich auch erwischt.
Seit gestern Nachmittag liege ich mit Schnupfen, Hals- und Gliederschmerzen im Bett. Aber das ist ja kein Wunder, denn viele meiner Kollegen im Kreisverwaltungsreferat sind auch krank und schleppen sich seit Tagen mit triefenden Nasen durch die Büros 🙁

https://www.youtube.com/watch?v=hq6NV512Xzk

Eine Erkältung hat auch seine Vorteile.
Man kann ungeniert auf der faulen Haut liegen, sich von der netten Mitbewohnerin umsorgen lassen und ein Buch lesen. Ausserdem macht es grossen Spass, sich in die Bettdecke zu kuscheln und die Serie “The Bridge America” anschauen, die von einer Polizistin mit Asperger Syndrom erzählt. Ausserdem habe ich Zeit gefunden, um Jugendfreunde auf Facebook zu suchen. Ich habe zum Beispiel meine ehemalige Klassenkameradin Andrea wiedergefunden und erfahren, dass sie mittlerweile verheiratet ist und zwei Kinder bekommen hat 🙂

Dann habe ich heute Mittag auch mit Reinhard geskypt und mir seine Probleme angehört. Der Rentner muss am Nachmittag Herrn Wang unterstützen und die Rezeption im Naples Manor Motel managen. Zu allem Überfluss hat sich eine deutschsprachige Reisegruppe angekündigt, die mit Schlüsselkarten und Handtüchern versorgt werden muss. Mein Vermieter wird die Leute bestimmt zuvorkommend behandeln und auf ein grosses Trinkgeld spekulieren 🙂

1fcbayern

Ansonsten werde ich mir gleich das Bundesligaspiel Eintracht Frankfurt gegen Bayern München auf einer einschlägigen (chinesischen) Streaming Plattform anschauen.

Morgen melde ich mich wieder
Sandra

27. Oktober 2014 – Caprese Wurstbrote aus der Metzgerei unseres Vertrauens

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Die 44. Woche des Jahres beginnt und ich fühle mich wie erschlagen. Mit dröhnenden Kopfschmerzen schwinge ich mich aus dem Bett und komme zu dem Schluss, dass ich am Wochenende zu tief ins Glas geschaut habe. Ich schleppe mich seufzend ins Badezimmer und spiele mit dem Gedanken, mich in eine Betty Ford Suchtklinik einliefern zu lassen – mir bleibt wirklich gar nichts erspart.

suchtklinik
Ich lasse mich in die Suchtklinik einweisen

08.30 Uhr Nachdem ich zwei Aspirin Tabletten eingenommen und ein Glas Wasser getrunken habe, mache ich es mir auf der schattigen Terrasse bequem. Ich lasse die Seele baumeln und beobachte nebenher Herrn Booth beim Rasenmähen. Dummerweise kommt der Heini bald an die Grundstücksgrenze und erkundigt sich, ob ich krank bin. Ich nickt eifrig und erzähle, dass ich am Samstag eine Abschiedsfeier für den Sohn meines Bekannten ausgerichtet habe. Ferner wische ich mir über die Stirn und informiere, dass während der Feier nicht nur das Bier, sondern auch der Whiskey in Strömen geflossen ist. Herr Booth schenkt mir ein Lächeln und entgegnet, dass morgen vor 95 Jahren die Prohibition in Amerika ausgerufen wurde – wie schrecklich.
09.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, mich frisch zu machen. Um etwas Ruhe zu bekommen, stecke ich Hund Dixon einen Kauknochen ins Maul und eile dann in die Nasszelle, um mich bei einem Wirbelbad zu entspannen. Unterdessen navigiere ich mit dem iPad durch das Internetz und erfahre auf Wikipedia, dass das amerikanische Repräsentantenhaus am 28. Oktober 1919 tatsächlich den sogenannten “Volstead Act” verabschiedet und den Verkauf von Alkohol unter Strafe gestellt hat – das ist ja allerhand.

sandwich
Wurstbrote – das schmeckt

10.00 Uhr Just als ich aus der Wanne steige, bimmelt es an der Haustüre. Ich eile badebemäntelt zur Pforte und freue mich, Prof. Kuhn vor meinem Zuhause anzutreffen. Der gute Mann präsentiert eine Papiertüte mit “SATREALES” Aufdruck und plappert, dass er Caprese Wurstbrote in der Metzgerei unseres Vertrauens eingekauft hat. Natürlich lotse ich meinen Bekannten spornstreichs in die klimatisierte Küche und brühe mit der futuristischen DeLonghi Kaffeemaschine echten Bohnentrunk auf – wie gut das duftet.
10.30 Uhr Während ich kraftvoll in eine mit Schinken und Käse belegte Sesamsemmel beisse, komme ich auf die Prohibition zu sprechen und lasse Edelbert wissen, dass das landesweite Alkoholverbot 14 Jahre Bestand hatte. Der Professor macht grosse Augen und schlägt vor, dass wir morgen anlässlich des 95. Jahrestages des Prohibitionsbeginns in der “Pelican Larry’s Raw Bar & Grill” Wirtschaft einen fröhlichen Abend verbringen könnten.

prohibition
Vor 95 Jahren wurde die Prohibition ausgerufen

11.00 Uhr Nach kurzem Überlegen sage ich zu und erkläre meinem Tischnachbarn, dass es mir eine Freude wäre, für Speis und Trank zu bezahlen. Voller Vorfreude laufe ich zum Kühlschrank und lasse es mir nicht nehmen, dem Professor ein kühles Bier zu spendieren – da kommt Freude auf.
11.30 Uhr Als ich meinem Gast zuproste, stattet uns plötzlich Frau Pontecorvo einen Besuch ab. Meine Nachbarin präsentiert sich in einem schicken Sommerkleid und sagt, dass sie bei einer Freundin eingeladen ist. Ich zucke mit den Schultern und hüpfe vom Kanapee, um zwei weitere Flaschen Bier aus dem Eiskasten zu holen. Darüber hinaus erkundige ich mich bei Edelbert, ob er Appetit auf eine Pizza hat. Prof. Kuhn leckt sich die Lippen und zögert nicht, Frau Pontecorvo für Morgen in Herrn Larrys Wirtschaft einzuladen – wie schön.
12.00 Uhr Nachdem meine Nachbarin das Weite gesucht hat, serviere ich das Mittagessen und tratsche mit Edelbert über das anstehende Weihnachtsfest. Ich lege meine Stirn in Falten und unterbreite, dass wir langsam Nägel mit Köpfen machen und im Internetz nach einer geeigneten Flugverbindung nach Toronto suchen sollten. Mein Tischnachbar gibt mir Recht und beteuert, dass wir am Halloweenwochenende buchen können.
13.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 1 deutet, pocht Edelbert auf die Tischplatte und meint, dass er nun in die Stadt zurückfahren wird. Ich begleite den guten Mann zur Haustüre und gebe zu Protokoll, dass meine kleine Villa derzeit die Blicke sämtlicher Nachbarn auf sich zieht. Mein Bekannter mustert die Halloweendekoration argwöhnisch und behauptet, dass er diesem Fest nichts abgewinnen kann.

halloweenkuerbis
Halloween – Ich bin dagegen

13.30 Uhr Endlich kann ich die Füsse auf dem Sofa hochlegen und mir eine wohlverdiente Pause gönnen. Bereits nach wenigen Sekunden schlummere ich ein und sehe mich im Traum ins verschneite Kanada versetzt.
14.30 Uhr Nach dem Schläfchen nehme ich am Schreibtisch Platz und rufe Depeschen besorgter Heimseitenbesucher ab. Natürlich nehme ich alle Nachrichten sehr ernst und rate verzweifelten Eltern, mit der jungen Generation nicht zu zimperlich umzugehen – wo kämen wir denn da hin.
15.30 Uhr Im Anschluss überfliege ich die Botschaften im Gästebuch und ärgere mich über rotzfreche Rüpel, die mich unflätig beschimpfen. Da man sich nicht alles gefallen lassen darf, kontaktiere ich das BKA und mache es mir zur Aufgabe, Anzeige gegen Unbekannt zu erstatten.
16.00 Uhr Nach der Arbeit deute ich zur Türe und fordere den Vierbeiner auf, mit mir Spazieren zu gehen. Gutgelaunt schlendere ich durch das Wohngebiet und bemerke, dass sich mittlerweile Gewitterwolken vor die Sonne geschoben haben. Trotzdem lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und wandere mit einem lustigen Lied auf den Lippen zum La Playa Golfplatz – was kann es schöneres geben.
17.00 Uhr Gerade als es zu regnen beginnt, schliesse ich die Haustüre auf und schlüpfe aus den Kuhjungenstiefel. Danach rufe ich kurzerhand bei meiner Familie im Nachbarstaat an und erkundige mich bei Georg, ob ich an Weihnachten in seinem Zuhause Willkommen bin. Mein Bruder schnalzt mit der Zunge und sagt, dass es ihm eine grosse Freude wäre, mit mir unter dem Christbaum zu sitzen – das hört man gerne.
17.30 Uhr Nachdem ich erfahren habe, dass Georg eine Silvesterfeier plant, beende ich das Telefonat und gehe zum gemütlichen Teil des Tages über. Um nicht Hunger leiden zu müssen, richte ich mir eine kalte Platte mit hauchdünn aufgeschnittenem Capocollo, würzigem Cheddar Käse und Gewürzgurken auf dem Glas an.
18.15 Uhr Redlichst gestärkt mache ich es mir in der guten Stube bequem und lausche während der FOX Abendnachrichten den Regentropfen, die gegen die Fensterscheiben hämmern.

http://www.youtube.com/watch?v=c_GzHlUUXWw

19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf AMC und fröne den ersten drei Folgen der fünften “The Walking Dead” (löblich: Der wandelnde Tod) Staffel. Ausserdem pelle ich Silberpapier von einer Hershey’s Schokoladentafel und komme zu den Ergebnis, dass die Süssigkeit prima schmeckt.
21.00 Uhr Ein spannender Fernsehabend geht zu Ende und ich reguliere die Klimaanlage. Anschliessend streiche ich Dixon über den Kopf und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.

28. September 2014 – Oktoberfest und Bauchweh

sandra5

Hallo Freunde der Nacht,

unser Wiesnbesuch am Samstagabend war trotz des Massenandrangs absolute Spitzenklasse.
Wir haben im Marstall geschlemmt, kandierte Äpfel gegessen, sind auf dem Tobbogan gerutscht und haben uns im kultigen Geisterschloss gegruselt 🙂

Leider habe ich die ganzen Schmankerl und die zwei Mass Bier ganz und gar nicht vertragen. Seit dem Morgen habe ich Bauchschmerzen und Kopfweh. Ich hab’ mir gerade eine Kanne Tee aufgebrüht und auf das Mittagessen verzichtet. Stattdessen gibt es Zwieback mit Honig 🙁

beach3
Ein Meisterwerk?

Reinhard hat heute auch schon angerufen und erzählt, dass er gestern drei Aquarelle gemalt hat. Seine “Meisterwerke” wird er morgen in Herrn Wangs Naples Manor Motel ausstellen. Ausserdem hat er auf der Homepage von Fleurop einen Blumenstrauss für Elsbeth geordert. Die Schwester meines Vermieters feiert morgen Geburtstag und wird sich über den Rosenstrauss sicher freuen. Ich kann Elsbeth sehr gut leiden und werde am Montag in Hamburg anrufen, um ihr alles Gute zu wünschen 🙂


Stromberg: Der Film – auf Amazon

Morgen muss ich wieder frisch und munter in der Arbeit erscheinen.
Deswegen werde ich mich jetzt aufs Sofa knallen und mit Bärbel und den Katzen Micky, Jenny, Amadeus und Antonio den coolen Stromberg Kinofilm auf Blu Ray gucken. Danach muss ich das Gästezimmer putzen und das Bett frisch beziehen. Morgen checkt nämlich ein waschechter Neapolitaner in die Pension Waldblick ein !!!

Mehr gibt es nicht zu berichten.
Ich hoffe, ihr habt alle eine tolle Woche mit wenig Stress.
Sandra