17. August 2014 – When A Stranger Calls

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Hi Fans,

ich habe meine Eltern am Morgen zum Bahnhof begleitet und sie verabschiedet. Nach einer stressigen Woche freue ich mich jetzt auf Ruhe und Frieden im Waldweg. Die letzten Tage war echt megastressig, denn meine Eltern wollten ständig beschäftigt werden, Biergärten besuchen oder langweilige Ausflüge unternehmen ^^

Aber jetzt kehrt endlich wieder Normalität im Waldweg ein.
Für den Abend hat sich mein Cousin zum Grillen angekündigt. Danach wollen wir den tollen 1970er Jahre Gruselfilm “When a Stranger Calls” anschauen. Der Film – der den blöden deutschen Titel “Das Grauen kommt um 10” trägt – wurde vor kurzem auf BluRay und DVD neuveröffentlicht. Die Regiearbeit von Fred Walton erzählt die Geschichte einer 17jährigen Babysitterin, die von einem anonymen Anrufer terrorisiert wird …


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Mit Reinhard habe ich am Nachmittag auch geskypt.
Der Rentner war am Vormittag mit Edelbert und Frau Pontecorvo im Wal Mart. Seine Waschmaschine macht komische Geräusche und mein Vermieter muss sich wohl eine neue Maschine zulegen. Ausserdem war er in der Home Electronic Abteilung, um sich über die neuen UHD Fernsehgeräte zu informieren, die mit einer Auflösung von 3840 x 2160 Pixel daherkommen.

Achja, Frau Pontecorvo feiert am Dienstag Geburtstag. Reinhard hat erzählt, dass er sich nicht lumpen lassen und seiner Nachbarin ein tolles Geschenk überreichen wird 🙂

Okay, mehr gibt es nicht zu berichten.
Ich wünsche euch einen schönen Sonntag und würde mich freuen, wenn wir uns in sechs Tagen wieder lesen könnten.

Eure Sandra

13. Juni 2014 – Von Hilton Head Island, SC nach Lake City, FL

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08.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und habe das Bruce Springstein Lied “My Hometown” (löblich: Meine Heimatstadt) im Ohr. Augenrollend schalte ich den Radiowecker aus und lasse Dixon wissen, dass wir erst in zwei Tagen unsere Heimatstadt in Südflorida erreichen werden. Weil eine 600 Meilen lange Wegstrecke vor uns liegt, hüpfe ich aus dem Bett und absolviere am Fenster die Morgengymnastik.

08.30 Uhr Danach ziehe ich mich in die Nasszelle zurück und lasse die Seele bei einem Vollbad mit Schaum baumeln. Nebenher tippe ich Edelberts Nummer in die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) ein und erkläre meinem Bekannten, dass wir uns gegen halb 10 Uhr im Frühstücksraum treffen sollten. Der Professor schlägt in die gleiche Kerbe und verspricht, pünktlich zu erscheinen – das klappt wieder wie am Schnürchen.
09.15 Uhr Nachdem ich meine Habseligkeiten im DELSEY Koffer verstaut und etwas Kleingeld für das Reinigungspersonal hinterlassen habe, scheuche ich Dixon ins Parterre und freue mich auf ein kostenloses Frühstück. Ich schlendere zufrieden ins gutbesuchte Restaurant und bemerke, dass sich die Gäste vom Buffett bedienen können. Ich fackle nicht lange und nehme mit einer Portion Rühreier, Speck und frischaufgebackener Croissants (löblich: französische Hörnchen) Vorlieb.
09.45 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse, tratsche ich mit Edelbert und stelle klar, dass wir als erstes durch Savannah krusen und anschliessend auf der Interstate 95 nach Süden weiterfahren sollten. Mein Bekannter lässt sich ein Müsli mit frischer Muh schmecken und kündigt an, dass wir am späten Nachmittag unser Nachtlager in Lake City, FL aufschlagen sollten – dagegen ist nichts zu sagen.

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Wir krusen auf der Interstate 95

10.15 Uhr Nach der Jause geben wir die Schlüsselkarten am Empfang ab und vergessen auch nicht, mit Dixon einen Spaziergang zu unternehmen. Wir laufen plaudernd zum Hafen und kommen in den Genuss, sündteure Yachten zu sehen. Darüber hinaus treffen wir am Anlegesteg leichtbekleidete Blondinen und bemerken, dass sich die Frauenzimmer schwerreiche Millionäre angeln wollen. Prompt spricht mich ein Luder an und lotet aus, ob ich eine Yacht besitze. Ich blicke traurig drein und entgegne, dass ich arm wie eine Kirchenmaus bin.
11.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 11 deutet, sitzen wir wieder im JEEP und können aufs Festland zurück fahren. Ich steuere den PS-strotzenden Geländewagen über die William Hilton Brücke und fahre dann auf den Highway 17 auf, der uns ruckzuck zur Staatsgrenze bringt – wie aufregend.
11.30 Uhr Nach wenigen Meilen finden wir uns im Bundesstaat Georgia wieder und fassen den Entschluss, durch das Zentrum von Savannah zu krusen. Als ich die Geschwindigkeit drossle, versorgt mich Edelbert mit Fakten und erzählt, dass auf dem Gebiet des heutigen Savannahs früher Yamacraw Indianer lebten – das ist ja allerhand.
12.15 Uhr Nachdem wir den Riverfront Plaza passiert und den City Market gesehen haben, fahren wir zügig nach Süden weiter. Unterdessen drehe ich am Frequenzrad des Radios und stelle den Landmusiksender NASH FM 96,5 ein. Moderator Mike Miller verwöhnt uns mit aktuellen Schlägen (unlöblich: Hits) und unterbreitet, dass Bruce Robison und Kelly Willis ein neues Album namens “Our Year” (löblich: Unser Jahr) herausgebracht haben. Ich stelle den Radio etwas lauter und ziehe es vor, meine ausgetrocknete Kehle mit Diät Cola zu ölen – das tut gut.


Bruce Robison & Kelly Willis – Our Year

13.00 Uhr Da mir das schöne Lied “Carousel” (löblich: Karussell) nicht mehr aus dem Ohr gehen will, entschliesse ich mich, die Schnellstrasse zu verlassen und in der Kleinstadt Brunswick nach einem Kompaktscheibengeschäft Ausschau zu halten. Wir steuern kurzerhand die “Glynn Place Mall” an und verabreden, dass Edelbert während meines Schoppingvergnügens mit Dixon Gassi geht. Weil die Zeit drängt, laufe ich schnurstracks ins Kaufhaus und sehe mich in der Musikabteilung um. Prompt werde ich fündig und händige einer Kassiererin 12 grüne Scheine aus.
13.30 Uhr Zu stimmungsvollen Landmusikklängen setzen wir die Reise fort und sind einstimmig der Meinung, dass Bruce Robison und Kelly Willis prima Musik machen.

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Willkommen in Florida

14.15 Uhr Kurz nach dem Zweiuhrläuten überqueren wir die Staatsgrenze nach Florida und erfahren, dass Jacksonville nur noch 30 Meilen entfernt liegt. Um Edelbert einen genauen Überblick zu gewähren, komme ich auf Frau Pontecorvo zu sprechen und erwähne, dass meine Nachbarin bis zum Mittwoch bei ihrer Freundin Blanche zu Gast war. Edelbert nickt eifrig und wirft ein, dass die grösste Stadt Floridas kaum Sehenswertes bietet – wie wahr.
15.30 Uhr Nachdem wir Jacksonville weiträumig umfahren haben, steuern wir einen Rastplatz bei Macclenny an und vertreten uns die Beine. Der Vierbeiner rennt kläffend ins Dickicht der hochgewachsenen Mangroven und macht es sich zur Aufgabe, ein freches Gürteltier zu verscheuchen. Währenddessen statten wir einem CIRCLE K Supermarkt einen Besuch ab und kaufen vitaminreiche Sandwiches (unlöblich: Wurstbrote) – schmeckt gar nicht schlecht.
16.00 Uhr Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, klatsche ich in die Hände und helfe Dixon auf den Rücksitz des GRAND CHEROKEE. Danach zwänge ich mich auf den Fahrersitz und bringe den Wählhebel der Automatikschaltung in die “D” Stellung. Hupend fahre ich auf die Interstate 10 auf und lese auf einem Schild, dass diese Strasse auch “Christopher Columbus Transcontinental Highway” genannt wird – wie schön.
17.00 Uhr Nach 240 zurückgelegten Meilen erblicken wir endlich das Willkommensschild der 12.000 Einwohner zählenden Gemeinde Lake City. Ich folge der Hauptstrasse gen Westen und stosse bald auf ein “Best Western Motel”, welches per Leuchtreklame mit preiswerten Zimmer wirbt. Ich setze augenblicklich den Blinker und komme mit quietschenden Bremsen vor der Herberge zum Halten.

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Lake City, FL / Bild: Michael Rivera / CC BY-SA 3.0

17.30 Uhr Um je 77 Dollars ärmer, schleppen wir unser Gepäck ins erste Obergeschoss und registrieren, dass im Innenhof auch ein Schwimmbecken verfügbar ist. Voller Elan werfe ich den Koffer aufs Bett und eile ins Badezimmer, um mich kalt abzuduschen.
18.15 Uhr Nachdem ich den Vierbeiner mit Trockenfutter versorgt habe, klopfe ich an Edelberts Zimmertüre und bringe eine Einkehr ins benachbarte Bob Evans Gasthaus zur Sprache. Der schlaue Mann ist begeistert und folgt mir hungrig nach nebenan.
19.00 Uhr Wir beschliessen den langen Tag mit einem reichhaltigen Abendessen und laben uns an Chicken Parmesan (löblich: Huhn Parmesan) und Crispy Shrimps (löblich: Knusprige Garnelen). Dazu gibt es süffigen Eistee und als Nachspeise hausgemachten Schokoladenkuchen mit Schlagobers – das tut gut.
20.00 Uhr Weil Dixon kaum noch die Augen aufhalten kann, bezahlen wir die Zeche in Bar und kehren übermüdet ins Motel zurück. Ich wünsche Edelbert eine ruhige Nacht und werfe dann die Türe ins Schloss, um noch etwas Fernzuschauen. Unter anderem folge ich interessiert den Nachrichten sowie einer Call In (löblich: Ruf herein) Schau auf FOX. Im Anschluss lösche ich das Licht und falle übermüdet ins Bett. Gute Nacht.

27. Mai 2014 – Toronto und der Tommy Thompson Park

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08.15 Uhr Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen und bemerke beim Blick aus dem Fenster, dass es wie aus Kübeln regnet. Trotz allem schwinge ich mich aus dem Bett und läute den zweiten Tag in Kanada mit dem Frühsport ein. Ausserdem verfasse ich auf der Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) eine elektronische Depesche und lasse Frau Pontecorvo wissen, dass ich mich in Toronto pudelwohl fühle.

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Meine praktische Schwarzbeere

08.45 Uhr Nachdem Hund Dixon nach unten gelaufen ist, verabschiede ich mich in die Nasszelle. Ich brause mich lauwarm ab und spiele mit dem Gedanken, trotz der schlechten Witterung an den Ontario See zu fahren.
09.30 Uhr Kurz nach dem Neunuhrläuten eile ich ins Parterre und freue mich, nicht nur Georg und Maria, sondern auch Edelbert, Grosscousin Robert Pfaffenberg samt Ehefrau Jessica sowie Haushälterin Frau Grace am Frühstückstisch anzutreffen. Wie es sich gehört, begrüsse ich die lieben Leute herzlich und nehme dann selbst die wichtigste Mahlzeit des Tages ein. Währenddessen frage ich meine Verwandten bezüglich ihrer heutigen Aktivitäten aus und erfahre, dass Robert und Jessica die “Hockey Hall of Fame” (löblich: Eishockey Halle des Ruhmes) besuchen wollen. Ich gebe mich skeptisch und informiere, dass ich es vorziehen werde, gemeinsam mit Edelbert und Hund Dixon einen Spaziergang am Ontario See zu unternehmen. Mein Bruder nickt eifrig und zögert nicht, mir die Autoschlüssel für seinen PS-strotzenden JEEP GRAND CHEROKEE zu überlassen – wie schön.
10.30 Uhr Nachdem wir angeregt geplaudert haben, erhebe ich mich von der Tafel und wünsche allen einen schönen Tag. Danach scheuche ich den Vierbeiner an die frische Luft und schicke mich in Edelberts Begleitung an, nach Südosten davonzufahren.
11.00 Uhr Als ich der Yonge Street folge, schlägt der Professor seinen Reiseführer auf und informiert, dass unweit der bekannten “Outer Harbour Marina” eine künstliche Landzunge gelegen ist, die “Leslie Street Spit” (löblich: Leslie Strassen Spiess) genannt wird. Edelbert kommt aus dem Plappern gar nicht mehr heraus und verdeutlicht, dass man dort den 500 Hektar grossen “Tommy Thompson Park” findet, der zu den grössten urbanen Wildreservaten der Welt zählt – da kommt Freude auf.
11.30 Uhr Nach 27 Kilometern finden wir uns im Stadtzentrum wieder. Ich betätige den Blinker und fasse den Entschluss, auf den Gardiner Expressway zu wechseln. Unterdessen dreht Edelbert am Frequenzrad des Radios und behauptet, dass wir nach dem CN Turm die Schnellstrasse verlassen müssen.

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Der Tommy Thompson Park in Toronto

12.00 Uhr Endlich sind wir am Ziel. Ich parke den schwarzen Geländewagen auf einem ausgewiesenen Besucherparkplatz und lerne beim Blick auf eine Hinweistafel, dass Hunde auf dem Parkgelände unbedingt an die Leine gehören. HEUREKA – diesen Unsinn muss man gehört haben.
12.30 Uhr Während der Regen nachlässt, vertreten wir uns die Beine und kommen in den Genuss, unzählige Möwen zu sehen, die auf der Landzunge nach Futter Ausschau halten. Darüber hinaus passieren wir Informationsschilder und bringen heraus, das auf dieser Insel auch Rosenmöwen eine Heimat gefunden haben. Mein Begleiter ist bestens informiert und erzählt, dass die besagte Gattung eigentlich nur in der weiten sibirischen Tundra und/oder in Grönland lebt – das soll mir auch Recht sein.
13.45 Uhr Nach einem sechzigminütigen Marsch stehen wir plötzlich an der südlichen Spitze der Landzunge und können in weiter Ferne die Kleinstadt “Niagara on the Lake” sehen – wie aufregend.
14.30 Uhr Zu guter Letzt knipsen wir Photos und entschliessen uns, kehrt zu machen. Mit einem lustigen Lied auf den Lippen wandern wir zum Auto zurück und treffen bald auf einen grimmig dreinschauenden Wildhüter. Der Uniformträger zückt einen Notizblock und macht es sich zur Aufgabe, einen Strafzettel auszustellen. Als ich genauer nachfrage, deutet der Depp in Richtung meines Haustieres und meint, dass man Hunde an der Leine führen muss. Obgleich ich vorgebe, am “grauen Star” zu leiden und auf meinen Blindenhund nicht verzichten zu können, bleibt der Knecht uneinsichtig und bittet mich, 80 kanadische Dollars zu bezahlen – das ist ja allerhand.

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Hund Dixon bekommt einen Strafzettel

15.15 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, nach Hause zu fahren. Da sich mein Pulsschlag noch nicht beruhigt hat, reiche ich die Autoschlüssel an Edelbert weiter und mache es mir nörgelnd auf dem Beifahrersitz bequem. Mein Bekannter setzt zu waghalsigen Überholmanövern an und sagt, dass sein Magen eigenartige Knurrlaute von sich gibt. Ich schlage in die gleiche Kerbe und ermutige den schlauen Mann, eine einladende Gaststätte im Zentrum anzusteuern – immerhin darf das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen.
16.00 Uhr Letztendlich kehren wir in ein gutbesuchtes “Tim Horton” Schnellessgasthasthaus ein und ordern brühfrischen Bohnentrunk sowie vitaminreiche “Ham & Swiss Sandwiches” (löblich: belegte Schinken und Schweiz Brote) – schmeckt gar nicht schlecht.
16.30 Uhr Im Anschluss treten wir die Heimfahrt an und frönen während der kurzweiligen Reise einer Kompaktscheibe mit den grössten Erfolgen der “Carpenters” – was kann es schöneres geben.

17.15 Uhr Zuhause angekommen, werden wir von Maria herzlich begrüsst. Meine Schwägerin tippt auf ihre smaragdverzierte Armbanduhr und erinnert, dass wir um halb Sieben zu Abend essen werden. Als ich genauer nachfrage, versorgt mich die Gute mit Infos und verkündet, dass sie um 20 Uhr bei einer Freundin zum Kartenspielen eingeladen ist. Ich zucke mit den Schultern und ziehe es vor, nach oben zu gehen und mich von den Strapazen des Tages zu erholen – immerhin bin ich nicht mehr der Jüngste.
18.30 Uhr Zur vereinbarten Zeit werde ich im holzvertäfelten Esszimmer vorstellig und werde Zeuge, wie Haushälterin Grace deftige Kohlrouladen mit Kartoffeln auftischt. Ich setze mich neben Robert und lasse während des Abendessens unseren Ausflug zum “Tommy Thompson Park” Revue passieren. Mein Grosscousin staunt nicht schlecht und antwortet, dass er währenddessen spannende Stunden in der “Hockey Hall of Fame” erlebt hat.
19.30 Uhr Nachdem Maria das Weite gesucht hat, lassen wir den Abend im geschmackvoll eingerichteten Wohnzimmer ausklingen. Georg köpft eine Flasche Schaumwein aus den Hause Veuve Clicquot und kündigt grossspurig an, dass wir morgen den “Distillery District” (löblich: Brennerei Bezirk) im Stadtteil West Don Lands besuchen werden. Robert nippt als bekennender Antialkoholiker zufrieden an seiner Zitronenlimonade und setzt uns darüber in Kenntnis, dass er seit 30 Jahren die Finger von der Flasche lässt – das soll mir Recht sein.
20.30 Uhr Ein schöner Abend neigt sich seinem Ende zu. Ich gähne ausgiebig und wünsche meinen Verwandten eine angenehme Nacht. Anschliessend lasse ich Dixon noch einmal in den Garten hinaus und lege mich dann völlig erschöpft ins Bett. Gute Nacht.

28. April 2014 – In der kleinen Villa stinkts!

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Ein neuer Tag beginnt und ich verspüre ein eigenartiges Kratzen in der Kehle. Da ein beissender Farbgeruch in der Luft liegt, öffne ich sämtliche Fenster und animiere den Vierbeiner, mir unauffällig nach draussen zu folgen.
08.30 Uhr Just als ich die Morgengymnastik absolviere, gesellt sich Frau Pontecorvo an die Grundstücksgrenze und setzt mich darüber in Kenntnis, dass sie heute nach Fort Myers krusen und im Miromar Outlet Store (löblich: Miromar Auslassgeschäft) abschoppen wird. Weil etwas Abwechslung nicht schaden kann, schenke ich der Dame ein Lächeln und lasse sie wissen, dass ich sie kurzerhand begleiten werde. Ausserdem deute ich zur kleinen Villa und erzähle, dass es seit dem Renovieren in meinem Zuhause fürchterlich stinkt. Meine Nachbarin zuckt mit den Schultern und erwidert, dass wir um halb Elf losfahren werden – das soll mir Recht sein.
09.00 Uhr Nachdem ich die DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb genommen habe, entspanne ich mich bei einem löblichen Wirbelbad. Nebenher schmökere ich im nagelneuen Tokio Reiseführer und mache mich über die 23 Stadtgebiete der 10 Millionen Einwohner zählenden Metropole schlau.
10.00 Uhr Nach dem Badevergnügen nehme ich ein kleines Frühstück ein und vergesse auch nicht, Dixons Napf mit nahrhaftem Royal Canin Trockenfutter aufzufüllen. Zudem beisse ich kraftvoll in einen Apfel aus dem Nachbarstaat Georgia und spiele mit der Idee, im Miromar Geschäft eine WRANGLER Tschiens zu erstehen.
10.15 Uhr Bevor wir losfahren, tschecke ich den Ölstand meines PS-strotzenden SUV und stelle mit grosser Sorge fest, dass Schmierstoff nachgefüllt werden muss. Ich laufe ruckzuck in die Garage und hole einen Kanister mit synthetischem 5 W 30 Leichtlauföl hervor. Frau Pontecorvo lässt nicht lange auf sich warten und sagt, dass wir langsam aufbrechen sollten. Ich nicke eifrig und fülle spornstreichs einen halben Liter Öl nach. Im Anschluss helfe ich Dixon auf die Ladefläche und halte meiner Begleiterin als Kavalier der alten Schule die Beifahrertüre auf.

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Miromar Auslass Geschäft in Fort Myers, FL

11.15 Uhr Nach einer fünfundvierzigminütigen Hochgeschwindigkeitsfahrt finden wir uns auf dem überfüllten Parkplatz des Schoppingzentrums wieder. Ich parke das Auto neben dem Haupteingang und fordere Dixon mit erhobenem Zeigefinger auf, brav zu sein und nicht zu bellen.
11.45 Uhr Als erstes führt mich Frau Pontecorvo in die “Dressbarn” Kleiderboutique und sagt, dass hier auch vollschlanke Frauen passende Sachen finden. Ich mustere die drallen Kundinnen skeptisch und folge meiner Bekannten in die gutsortierte Wäscheabteilung.
12.30 Uhr Letztendlich entscheidet sich die Pontecorvo für ein durchsichtiges Nachthemd und händigt der kleinen Frau an der Kasse ihre praktische AMERICAN EXPRESS (löblich: Amerikanisch Schnell) Karte aus.

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Unlöbliches Plastikgeld

13.00 Uhr Um insgesamt 70 Dollars erleichtert, kehren wir ins “All American Grill” Restaurant ein. Während ich mich mit einem durstlöschenden Leichtbier und einem Cheeseburger (löblich: Käseburger) begnüge, wählt meine Nachbarin ein vitaminreiches Turkey Sandwich (löblich: belegtes Truthahnbrot) von der Karte.
13.30 Uhr Als ich es mir schmecken lasse, komme ich auf meine bevorstehende Tokioreise zu sprechen und informiere, dass ich seit Samstag einen Japanreiseführer besitze. Ich schwärme in den höchsten Tönen und gebe zu Protokoll, dass die japanische Hauptstadt über 50.000 Gaststätten verfügt.
13.15 Uhr Nach der Stärkung schlendern wir mit Dixon durch das Kaufhaus und entschliessen uns, ein Tschiensgeschäft im Parterre aufzusuchen. Ich nehme die modischen Beinkleider in Augenschein und ringe mich dazu durch, das Wrangler Modell “Cowboy Cut” (löblich: Kuhjungen Schnitt) anzuprobieren. Weil die Hose wie angegossen passt, zücke ich meine Geldbörse und begleiche die Rechnung in Bar.
14.00 Uhr Zu guter Letzt spendiere ich Frau Pontecorvo ein Eis und berichte, dass am Donnerstag der “National Day of Prayer” (löblich: Nationaltag des Gebets) gefeiert wird. Meine Begleiterin ist hellauf begeistert und unterbereitet, dass sie die Kirche besuchen und ein Gebet sprechen wird – wie schön.

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Prima Musik auf KATZE LAND

14.30 Uhr Wir hüpfen plaudernd ins Auto und ziehen es vor, während der Heimfahrt dem Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) zu lauschen. Der Moderator spielt ein Lied aus Ronnie Milsaps nagelneuem Studioalbum und sagt, dass der 70jährige vor wenigen Tagen eine neue Scheibe auf den Markt gebracht hat – wie aufregend.
15.30 Uhr Wieder zurück im Willoughby Drive, verabschiede ich meine Nachbarin und lasse die Pforte ins Schloss fallen. Anschliessend schlüpfe ich aus dem verschwitzten T Hemd und falle gähnend aufs Wohnzimmersofa.
16.30 Uhr Just als ich mich im Traum nach Tokio versetzt sehe, schellt das Telefon besonders laut. Zu meiner Freude meldet sich Edelbert und erzählt, dass Admiral a.D. Bürstenbinder ebenfalls Nägel mit Köpfen gemacht und eine Reise nach Tokio gebucht hat. Der Professor ist begeistert und kündigt an, dass wir Friedbert am 14. Juli in Japan wiedersehen werden – das ist phantastisch.
17.00 Uhr Nachdem wir ausgiebig getratscht haben, beende ich das Telefonat und eile in die Küche, um Dixon das Abendessen zu servieren. Während sich der Rüde gierig auf die Jause stürzt, schlage ich vier Eier in eine Pfanne und zaubere ein nahrhaftes Omelett mit Bratkartoffeln – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Zum Abschluss des langen Tages mache ich es mir im renovierten Wohnzimmer bequem und schalte die Glotze ein. Ich informiere mich bei den FOX Nachrichten (unlöblich: FOX News) über die aktuellen Geschehnisse in der Welt und fröne danach einer Call In (löblich: Ruf Herein) Sendung.

19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf HBO und lasse die Seele beim Serienerfolg “Enlightened” baumeln. Ich komme aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und werde Zeuge, wie die 40jährige Amy einen Nervenzusammenbruch erleidet und den Entschluss fasst, ihr Leben neu zu ordnen.
21.00 Uhr Nach vier Episoden beende ich den heiteren Fernsehabend und unternehme mit Dixon einen kleinen Spaziergang durch den Garten. Danach lösche ich das Licht und lege mich ins Bett. Gute Nacht.

11. April 2014 – Schoppen und ein schöner Filmabend

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08.00 Uhr Ich werde durch ohrenbetäubendes Telefonbimmeln geweckt. Zu meiner Überraschung meldet sich Edelbert und plappert, dass er während der Nacht keine Minute geschlafen hat. Ich frage genauer nach und höre, dass es der schlaue Mann kaum noch erwarten kann, nach Tokio auszufliegen – gleich platzt mir der Kragen.
08.30 Uhr Um weitere Diskussionen zu vermeiden, wirke ich beruhigend auf den Professor ein und gebe zu Protokoll, dass ich heute ganz bestimmt nicht buchen werde. Bevor mein Bekannter antworten kann, beende ich das Gespräch und hüpfe kopfschüttelnd aus dem Bett.

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Japan: Ich kann mich nicht entscheiden

08.15 Uhr Nach der Morgengymnastik verabschiede ich mich in die Nasszelle und lasse die Seele bei einem erfrischenden Wirbelbad baumeln. Bei dieser Gelegenheit komme ich ins Grübeln und erkenne, dass es vielleicht doch gescheiter wäre, auf kostspielige Urlaubsreisen zu verzichten – immerhin bin ich auch nicht mehr der Jüngste.
09.15 Uhr Just als ich es mir auf der schattigen Terrasse bequem mache und das Frühstück einnehme, kommt Frau Pontecorvo dazu und lotet aus, ob sie mir Gesellschaft leisten darf. Ich stimme zu und lasse meine Nachbarin wissen, dass ich mich angesichts der horrenden Kosten noch immer nicht entschlossen habe, eine Reise zu buchen. Meine Nachbarin kommt aus dem Schmunzeln gar nicht mehr heraus und legt mir nahe, in Tokio Photos zu knipsen und einen spannenden Lichtbildvortrag in der Gemeindehalle zu halten – das ist gar keine schlechte Idee.
10.00 Uhr Da im Eiskasten gähnende Leere vorherrscht, entschliessen wir uns, zum Einkaufen zu fahren. Ich scheuche Dixon zum Auto und steuere als Erstes das Alkoholgeschäft meines Vertrauens an. Unterdessen lauschen wir der Lou Gramm Kompaktscheibe “Long Hard Look” (löblich: Lange, schwere Suche) und sind einstimmig der Meinung, dass die Kompositionen aus den späten 1980er Jahren prima sind.

10.45 Uhr Am Ziel angekommen, heisst uns Herr Bob herzlich Willkommen. Der Ladenbesitzer lotst uns durch das Geschäft und reibt sich die Hände, als wir mehrere Flaschen Veuve Clicquot Schaumwein, Erdinger Weissbier sowie drei Sechserpacks Budweiser zur Kasse schleppen.

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Süffiges Weissbier aus Erding

11.30 Uhr Als nächstes rasen wir zum PUBLIX Supermarkt an der Pine Ridge Road und machen einer unterbelichteten Rentnerin mit blauen Haaren einen Einkaufswagen streitig. Obgleich die dumme Kuh wie am Spiess schreit, lassen wir uns nicht beirren und laufen zur Fleischtheke, um vitaminreiches Capocollo, zwei Pfund T Knochen Schnitzel sowie Hackfleisch zu ordern – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
12.15 Uhr Nachdem sich viele Lebensmittel im Wagen angesammelt haben, schlendern wir zum Ausgang und begleichen die Rechnung mit unseren praktischen Kreditkarten. Danach verfrachten wir die Tüten in den SUV und kehren ins benachbarte “Miller’s Ale House” ein. Ein hochnäsiger Ober führt uns an einen Fenstertisch und berichtet, dass der Scheffkoch Spare Ribs mit Krautsalat empfehlen kann – das hört sich verlockend an.
13.15 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, bringe ich unsere geplante Reise ins Land der aufgehenden Sonne ins Spiel und erzähle, dass ich gestern den deutschen Spielfilm “Kirschblüten – Hanami” gesehen habe. Als ich die Geschichte des Rentners Rudi Angermeier wiedergebe, seufzt meine Tischnachbarin und meint, dass sie den Spielfilm gerne sehen würde. Ich nicke eifrig und spreche für den Abend eine Einladung aus.
14.00 Uhr Redlichst gestärkt kehren wir zum Auto zurück und treten den Heimweg an. Ich setze zu waghalsigen Überholmanövern an und freue mich auf einen ruhigen Nachmittag in der kleinen Villa.
14.30 Uhr Ich lasse die Pforte krachend ins Schloss fallen und räume die Lebensmittel fachmännisch in den Kühlschrank ein. Da ich mich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten kann, lege ich mich anschliessend aufs Kanapee und döse bald ein – das tut gut.
15.30 Uhr Ich erwache redlichst ausgeruht und nutze die Nachmittagsstunden, um Anschnur zu gehen. Unter anderem arbeite ich Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher ab und studiere ausserdem Reiseberichte über Japan.
16.30 Uhr Nachdem ich die neuen Einträge im Gästebuch überflogen habe, leine ich den Vierbeiner an und breche zu einem Spaziergang auf. Dummerweise treffe ich bald auf die dummen Nachbarskinder und erfahre, dass Emily und Francis am Wochenende mit ihren Eltern nach St. Petersburg fahren werden. Da ich mich nicht um alles kümmern kann, überreiche ich den Nervensägen etwas Kleingeld und mache schnell kehrt.

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Kleingeld für die Kleinen

17.30 Uhr Zuhause angekommen, schalte ich die Musikanlage ein und bereite zu stimmungsvollen Martina McBride Klängen das Abendessen zu. Ich koche italienische Langnudeln auf und zaubere dazu eine schmackhafte Tomatensauce – wie gut das duftet.
18.15 Uhr Pünktlich auf die Minute begrüsse ich Frau Pontecorvo und biete ihr einen Platz am Terrassentisch an. Darüber hinaus fülle ich die Teller mit dampfenden Teigwaren auf und gebe zu Protokoll, dass wir nach der Jause den Doris Dörrie Film “Kirschblüten – Hanami” auf der Grossbildleinwand sehen werden – das wird ein Spass.

19.00 Uhr Als die Sonne hinter einer hochgewachsenen Palme verschwindet, schalte ich den neumodernen Filmprojektor ein und köpfe eine Flasche Schaumwein. Weil Frau Pontecorvo der deutschen Sprache nicht mächtig ist, sehe ich mich genötigt, das Gesprochene ins Englische zu übersetzen – das ist gar nicht so einfach.
21.00 Uhr Der Abspann flimmert über die Leinwand und Frau Pontecorvo zieht es vor, mir ein Bussi auf die Wange zu hauchen. Ich begleite meine Bekannte zur Türe und wünsche ihr süsse Träume. Danach rufe ich Dixon ins Haus und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.