8. Juli 2016 – Juhu, Morgen kommen die Kinder

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und bin schon aufgeregt, weil Morgen die Kinder aus Toronto anreisen werden. Voller Vorfreude stehe ich auf und nehme mir das Recht heraus, im fernen Kanada anzurufen. Nach dem zweiten Tuten nimmt mein Grossneffe David (bald 11) das Telefonat an und erzählt, dass er bereits um 6 Uhr aufgestanden ist, um Anziehsachen, Spielzeug sowie seine Angelausrüstung in einer Reisetasche zu verstauen. Der Bube ist ebenfalls ganz aufgeregt und kündigt grosspurig an, dass er Morgen ans Meer krusen und in einer TIKI Bar ein Eis essen möchte – das werden wir erst noch sehen.
08.45 Uhr Nach dem Gespräch ziehe ich mich pfeifend ins Bad zurück. Ich lasse die Wirbelwanne mit Wasser volllaufen und telefoniere nebenher mit meinem Bruder. Unter anderem gebe ich zu Protokoll, dass ich gleich zum Alkoholgeschäft meines Vertrauens krusen werde. Georg fällt mir prompt ins Wort und meint, dass wir uns zur Mittagszeit im “Bonefish Grill” treffen und dort das Mittagsessen einnehmen könnten – dazu sage ich nicht nein.
09.45 Uhr Nachdem ich Edelbert über meine Aktivitäten in Kenntnis gesetzt habe, hüpfe ich aus der Wanne und nehme in Hund Dixons Gesellschaft das Frühstück ein. Darüber hinaus erkläre ich dem Rüden, dass wir heute Mittag ein Steak (löblich: Schnitzel) vom Grill essen werden. Der lustige Vierbeiner wird augenblicklich hellhörig und leckt sich die Lefzen – da kommt besonders grosse Freude auf.

katzelandmusik
Ich lausche Katze Land

10.30 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, in die Gänge zu kommen. Ich scheuche das Haustier wildgestikulierend zum Auto und schicke mich an, hupend aus dem Wohngebiet zu preschen. Unterdessen fröne ich dem Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und habe das grosse Glück, eine neue Komposition der aus North Carolina stammenden Combo “The Avett Brothers” zu hören – wie aufregend.
11.00 Uhr Am Ziel angekommen, lasse ich den Motor laufen und rufe Dixon auf, während meiner Abwesenheit brav zu sein. Wenige Augenblicke später fährt auch Edelberts schneeweisser JEEP vor und wir können “Bob’s Liquor Store” endlich betreten. Der Ladeninhaber heisst uns herzlich Willkommen und informiert, dass erst gestern eine neue Bierlieferung aus Bayern eingetroffen ist. Wir fackeln nicht lange und erwerben neben süffigem Budweiser, Weichgetränken (unlöblich: Softdrinks) auch eine Kiste Erdinger.

budweiser
Budweiser – schmeckt einfach prima

12.00 Uhr Nach einem Plausch mit Herrn Bob eilen wir nach draussen und kommen überein, dass wir nun in die Stadt krusen sollten, um Georg und Maria im “Bonefish Grill” zu treffen. Der Professor reibt sich den Bauch und beteuert, dass sein Magen längst nach einer heissen Mahlzeit lechzt – dem ist nichts hinzuzufügen.
12.30 Uhr Dreissig Minuten später finden wir uns in der klimatisierten Gaststätte ein und können meine Verwandten begrüssen. Georg nippt zufrieden an einem alkoholfreien Langgetränk (unlöblich: Longdrink) und sagt, dass er bereits vier Portionen “Maryland Crab Cake” (löblich: Maryland Krebskuchen) sowie einen Pitcher Miller Light (löblich: Leicht) bestellt hat. Bevor ich Worte findet, serviert ein hochnäsiger Kellner die Vorspeisen und wünsche uns einen guten Appetit. Ich koste den Krebskuchen mit grosse Skepsis und komme zu dem Schluss, dass die Pastete gar nicht schlecht schmeckt. Auch Edelbert lobt die Küche über den Schellenkönig und sagt, dass er als Hauptgang das Filet Mignon mit Spinat und Kartoffeln kosten wird – das hört sich verlockend an.

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Ich essen ein Schnitzel vom Grill

13.15 Uhr Als ich mit dem Messer hantiere und mir das zarte Fleisch auf der Zunge zergehen lasse, kommt der Professor auf unsere bevorstehende Forschungsreise nach Minnesota zu sprechen und schlägt vor, dass wir Morgen buchen könnten. Ich schüttle jedoch den Kopf und stelle klar, dass ich am Samstag nach Miami krusen und die Kinder in Empfang nehmen muss. Georg nickt eifrig und sagt, dass er mich begleiten wird – wie schön.
14.00 Uhr Nachdem wir das Mittagessen mit Obstkuchen und Kaffee abgerundet haben, verschaffen wir Dixon etwas Auslauf. Plaudern folgen wir der 5th Avenue gen Westen und nutzen die Gelegenheit, um in die Schaufenster der Geschäfte zu glotzen. Unterdessen tausche ich mich mit meiner Schwägerin aus und bringe in Erfahrung, dass Amanda in der kommenden Woche nach Fort Myers fahren möchte, um im “Miromar Outlet Store” (löblich: Miromar Auslassgeschäft) neue Kleider zu kaufen. Ich mache grosse Augen und antworte, dass ich mich diesem Ausflug ganz bestimmt nicht anschliessen werde – wo kämen wir denn da hin.
15.00 Uhr Völlig verschwitzt kehren wir zu den Autos zurück und wünschen einander schöne Abende. Danach gleite ich hupend von dannen und kann es kaum noch erwarten, endlich zu Hause anzukommen.

willoughby
Mein Zuhause in Südflorida

15.45 Uhr Zurück in der kleinen Villa, schlüpfe ich aus den Schuhen und fülle gesundes Trockenfutter in Dixons Napf. Anschliessend räume ich die Getränke in den Eiskasten und falle erschöpft aufs Kanapee.
16.45 Uhr Kurz vor dem Fünfuhrläuten öffne ich die Augen und erkenne, dass es für die Anschnurarbeit bereits zu spät ist. Ich zucke mit den Schultern und begebe mich in den Garten, um mit Dixon Ball zu spielen. Im Anschluss versorge ich die hochgewachsene Petersilie mit Wasser und tratsche angeregt mit Frau Pontecorvo.
17.30 Uhr Um endlich zur Ruhe zu kommen, locke ich Dixon mit einem Kauknochen ins Haus und schliesse dann die Terrassentüre. Als nächstes mache ich mich in der Küche nützlich und brate tiefgefrorene Kartoffelspalten in Butterschmalz heraus. Dazu gibt es vitaminreiche Fischstäbe sowie einen gemischten Salat.
18.15 Uhr Nach dem Nachtmahl gönne ich mir ein eiskaltes Erdinger Weissbier und schaue mir die FOX Abendnachrichten an. Danach erfreue ich mich an der sehenswerten Ratesendung “Jeopardy” und schaffe es ohne grössere Probleme, die richtigen Fragen zu den vorgegebenen Antworten zu geben – wie schön.

19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf den Filmkanal HBO und gebe mich dem spannenden Westernfilm “Wyatt Earp” hin, der die Lebensgeschichte eines berüchtigten Revolverheldens wiedergibt.
21.15 Uhr Als nach 130 Minuten der Abspann über die Mattscheibe flimmert, schalte ich den Fernseher aus verfrachte das Bierglas in die Spüle. Zu guter Letzt verschliesse ich die Haustüre und gehe ins Bett. Gute Nacht.

6. Juli 2016 – Ordnung ist das halbe Leben

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Der Wecker klingelt und ich hüpfe spornstreichs aus dem Bett. Dummerweise trete ich dabei auf Hund Dixons Schwanz. Der Rüde kommt aus dem Fiepen gar nicht mehr heraus und rennt wie von Sinnen ins Wohnzimmer. Selbstverständlich wirke ich beruhigend auf den Vierbeiner ein und gebe ihm zu verstehen, dass ich ihm nie etwas zu Leide tun würde. Darüber hinaus stecke ich ihm einen Kauknochen ins Maul und registriere, dass mir das brave Haustier nun schon seit siebeneinhalb Jahren ein treuer Begleiter ist.

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Hund Dixon ist brav

08.30 Uhr Weil ich nicht ungewaschen das Haus verlassen kann, nehme ich mit einem lustigen Wirbelbad Vorlieb. Nebenher telefoniere ich mit Georg und erhalte die Auskunft, dass er den heutigen Tag mit Herrn Wang auf dem Golfplatz verbringen wird. Zudem bringe ich heraus, dass er vorher Maria zum Ritz Charlton Hotel kutschieren und ihr einen Wohlfühltag im hauseigenen Spa spendieren wird – das ist ja allerhand.
09.30 Uhr Nach dem Badespass statte ich Frau Pontecorvo einen Besuch ab und gebe zu Protokoll, dass ich grossen Hunger mitgebracht habe. Meine Nachbarin freut sich sehr und zögert nicht, mir eine Portion Rühreier mit Speck sowie frischausgepressten Orangensaft vorzusetzen – wie schön.
10.00 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse, erwähne ich ganz nebenbei, dass Frau Gomez verreist ist und ich deswegen selbst zum Wischlappen greifen muss. Frau Pontecorvo zuckt mit der Schulter und entgegnet, dass sie sich keine Putzfrau leisten kann und die Hausarbeit stets in Eigenregie erledigt.
10.30 Uhr Wenig später klingelt die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und ich habe das Vergnügen, mit Edelbert tratschen zu können. Der Professor legt beste Laune an den Tag und informiert, dass er mittlerweile wieder gesund ist und gleich den Wocheneinkauf erledigen wird. Ich schnalze mit der Zunge und verspreche dem schlauen Mann, dass ich in fünfundvierzig Minuten im WINN DIXIE Supermarkt am Golden Gate Parkway sein werde. Ruckzuck beende ich das Telefon und rufe Frau Pontecorvo auf, mich zur Markthalle zu begleiten.

10.45 Uhr Redlichst gestärkt schlendern wir zum frischaufpolierten Chevrolet Suburban und gleiten zu prima Frankie Ballard Musik gen Süden davon. Wie es sich gehört, setze ich zu waghalsigen Überholmanövern an und erkläre meiner Begleiterin, dass ich unbedingt Peanut Butter (löblich: Erdnussbutter) aus dem Hause Skippy sowie eine Tüte Jelly Bean (löblich: Gelee Bohnen) besorgen muss. Meine Nachbarin straft mich mit skeptischen Blicken ab und meint, dass Süssigkeiten sehr ungesund sind – papperlapapp.
11.15 Uhr Während Dixon bei laufendem Motor im Auto wartet, eilen wir in die Markthalle und begrüssen Edelbert überschwänglich. Weil ich meine Zeit nicht gestohlen habe, mache ich einer Rentnerin (89) einen Einkaufswagen streitig und schiebe das Gefährt durch die breiten Gänge, um Waren des täglichen Bedarfs einzuladen. Ferner komme ich auf das Telefonat mit meinem Bruder zu sprechen und unterbreite, dass meine Verwandten das Geld mit offenen Armen aus dem Fenster werfen. Edelbert kommt aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und erinnert, dass Georg Millionen Dollars mit seiner Baufirma verdient hat und sich jeden Luxus leisten kann – wie ungerecht.

bezahlkarten
Ich bezahle per Meisterkarte

12.15 Uhr Nach einer geschlagenen Stunde werden wir an der Kasse vorstellig und sehen uns genötigt, ein kleines Vermögen für die Lebensmittel auszugeben. Ich krame nörgelnd meine Geldbörse aus der Hosentasche und überreiche der Kassiererin die praktische Meisterkarte. Danach verstauen wir die Einkäufe in den Autos und nehmen uns das Recht heraus, in der benachbarten McDonalds Schnellgaststätte das Mittagessen einzunehmen. Währenddessen planen wir unseren Abstecher in den Bundesstaat Minnesota und kommen überein, dass die letzte Augustwoche die ideale Reisezeit wäre – da kommt besonders grosse Freude auf.
13.00 Uhr Endlich bin ich wieder dahoam und kann es mir auf dem Kanapee bequem machen. Ich döse schnell ein und träume von unserer anstehenden Forschungsreise nach Minneapolis – das wird eine Gaudi.
14.00 Uhr Um nicht den ganzen Nachmittag auf der faulen Haut zu liegen, komme ich in die Gänge und mache es mir zur Aufgabe, in der guten Stube für Sauberkeit und Ordnung zu sorgen. Als erstes wische ich die Fussböden durch und vergesse auch nicht, den verstaubten Wohnzimmerläufer im Garten auszuklopfen.
15.00 Uhr Während Dixon mit Nachbarshund Joey spielt, nehme ich eine Flasche Scheibenreiniger zur Hand und bringe die Fenster sowie die Glaseinfassung der Eingangstüre auf Hochglanz. Da die Sonne vom Himmel brennt und kaum ein Lüftchen weht, komme ich prompt ins Schwitzen – gleich platzt mir der Kragen.

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Ich habe grossen Durst

16.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf Vier deutet, beende ich die Arbeit und gönne mir ein perfekt eingeschenktes Weissbier. Ausserdem fällt mir auf, dass kaum noch bayerisches Bier vorrätig ist. Um nicht zu verdursten, nehme ich mir fest vor, morgen früh das Alkoholgeschäft meines Vertrauens anzusteuern und für Nachschub zu sorgen.
17.00 Uhr Nachdem ich noch einmal mit Georg telefoniert und erfahren habe, dass er den Parcour des Tiburon Golfplatzes mit einem neuen Rekord abgeschlossen hat, begebe ich mich in die Küche. Ich klappere mit den Töpfen und zaubere unter den fordernden Blicken meines Haustieres ein vitaminreiches Minutenschnitzel mit würzigen Kartoffelspalten und Salat – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nach dem Nachtmahl beginnt der wohlverdiente Feierabend. Ich lege im Wohnzimmer die Beine hoch und fröne in Gesellschaft des Vierbeiners den FOX Nachrichten. Unter anderem lerne ich, dass Morgen vor 151 Jahren die Hintermänner des feigen Mordanschlags auf Abraham Lincoln ihre gerechte Strafe erhalten haben.

19.00 Uhr Zur besten Sendezeit schalte ich auf den von Oprah Winfrey ins Leben gerufenen Fernsehsender OWN um und gebe mich dem mehrteiligen Fernsehspiel “Greenleaf” hin. Die Serie handelt von einer Kirchengemeinde in Memphis, TN und scheint ausschliesslich weibliches Publikum anzusprechen – wie unlöblich.
21.00 Uhr Nach zwei gähnend langweiligen Episoden beende ich den Fernsehabend und scheuche Dixon noch einmal in den Garten hinaus. Im Anschluss lösche ich sämtliche Lichter und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.

5. Juli 2015 – Minneapolis

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08.00 Uhr Weil ich gestern ein Glas zu viel getrunken habe, stelle ich den Radiowecker aus und ziehe mir die Bettdecke über den Kopf. Leider scheint Hund Dixon andere Pläne zu haben und hüpft ins Bett, um mir übers Gesicht zu schlecken. Wild gestikulierend rolle ich mich aus dem Wasserbett und nehme als erstes eine ASPIRIN Tablette ein. Anschliessend schalte ich die DeLonghi Kaffeemaschine ein und verabschiede mich nörgelnd ins Badezimmer – mir bleibt wirklich gar nichts erspart.

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Ich habe zu tief ins Glas geschaut

08.30 Uhr Während ich die Seele bei einem Wirbelbad baumeln lasse, mache ich mir Gedanken bezüglich Edelberts Vorschlag und denke daran, wie schön es doch wäre, im August eine Forschungsreise nach Minneapolis zu unternehmen. Ich überlege kurz und komme zu dem Schluss, dass es im August in Florida sowieso viel zu heiss ist, um aktiv zu sein. Um einen genaueren Überblick zu bekommen, nehme ich das praktische iPad zur Hand und informiere mich über das Klima in Minnesota. Ich atme tief durch und lerne, dass das Thermometer im Staat der 10.000 Seen kaum über 25°C ansteigt – das ist phantastisch.
09.30 Uhr Nach einer Stunde steige ich aus der Wanne und fühle mich wegen der gestrigen Grillfeier gar nicht gut. Mit einem leichten Drehschwindel giesse ich echten Bohnenkaffee in eine Tasse und stelle beim Blick nach draussen fest, dass auf dem Terrassentisch immer noch leere Weinflaschen und Gläser stehen. Augenrollend wende ich mich ab und öle meine ausgetrocknete Kehle mit brühfrischem Bohnentrunk. Ausserdem beisse ich kraftvoll in ein Schinkenbrot und vergesse auch nicht, Hund Dixon mit ROYAL CANIN Trockenfutter zu verwöhnen.
10.15 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten stattet mir Frau Pontecorvo einen Besuch ab. Die Alte legt beste Laune an den Tag und beteuert, dass sie vorbeigekommen ist, um mir beim Aufräumen zu helfen. Ich nicke eifrig und stelle klar, dass wir auf der Terrasse unbedingt für Ordnung sorgen sollten. Ruckzuck schnappe ich mir einen nassen Lappen und mache es mir zur Aufgabe, den Tisch abzuwischen und die Flaschen in die Küche zu schleppen.

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Frau Laura Ingalls Wilder

10.45 Uhr Nebenher plaudere ich mit meiner Nachbarin und merke an, dass ich mich nun entschlossen habe, Edelbert nach Minnesota zu begleiten. Frau Pontecorvo schnalzt mit der Zunge und meint, dass es ein Spass werden wird, die originalen Schauplätze von Laura Ingalls Bucherfolg “Little House on the Prairie” zu sehen.
11.30 Uhr Als der Minutenzeiger meiner ROLEX auf halb 12 zugeht, fährt der nachtschwarze JEEP meiner Verwandten vor. Ich begrüsse Georg und Maria herzlich und stelle fest, dass die lieben Leute eine Familienportion Hühnerklumpen aus einem KFC Restaurant mitgebracht haben. Zu allem Überfluss holt Maria etliche Teller aus dem Küchenschrank und ruft mich auf, mit nach draussen zu kommen. Ich folge dem Aufruf anstandslos und nehme neben Frau Pontecorvo in der Hollywood Schaukel platz. Weil ich keinen Hunger habe, lehne ich die Mahlzeit dankend ab und nehme stattdessen mit einer Diät Cola Vorlieb. Meine Nachbarin kommt aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und mutmasst, dass ich gestern zu tief ins Glas geschaut habe – papperlapapp.

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Ich nehme mit einer Diät Cola Vorlieb

12.30 Uhr Während sich meine Verwandten die Wampe vollschlagen, erfahre ich, dass James, Amanda und David in vier Tagen im Rentnerparadies eintreffen werden. Mein Bruder ist ganz aus dem Häuschen und schlägt vor, dass wir alle gemeinsam nach Miami krusen sollten, um die jungen Leute in Empfang zu nehmen. Ich zucke mit den Schultern und erwähne ganz nebenbei, dass ich im August mit Edelbert nach Minneapolis ausfliegen werde.
13.30 Uhr Als endlich Ruhe und Frieden in der kleinen Villa Einzug gehalten haben, falle ich erschöpft aufs Kanapee und schliesse die Augen. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und träume von einem kleinen Bauernhof in der weiten Prärie des Bundesstaates Minnesota – da kommt Freude auf.
14.30 Uhr Leider wird die himmlische Ruhe alsbald durch lautes Telefonschellen unterbrochen. Zu allem Überfluss meldet sich Edelbert und gibt mir zu verstehen, dass er krank im Bett liegt. Ich schlage in die gleiche Kerbe und entgegne, dass ich mich ebenfalls schlecht fühle. Bei dieser Gelegenheit lasse ich meinen Bekannten wissen, dass ich mir mittlerweile Gedanken bezüglich unseres Urlaubs gemacht habe. Der Professor ist hellauf begeistert und sagt, dass wir am Wochenende buchen sollten – wie schön.
15.00 Uhr Nachdem ich Edelbert gute Besserung gewünscht habe, stelle ich die Klimaanlage höher und beschalle die kleine Villa mit stimmungsvollen Wolfgang Ambros Liedern. Ausserdem trinke ich ein grosses Glas Eistee und nehme mir das Recht heraus, beim Welterfolg “Schifoan” laut mitzusingen – das macht Spass.

15.45 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, um mit Dixon einen Spaziergang zu unternehmen. Ich setze meine RAY BAN Sonnenbrille auf und schlendere mit dem Vierbeiner im Schlepptau durchs Wohngebiet. Bei schweisstreibenden 91°F (33°C) werfe ich dem Rüden Stöckchen zu und treffe ganz überraschend auf Fernsehkoch Wayne Gregor. Der Prominente lüftet seine LA LAKERS Kappe und erzählt, dass er gestern von einer mehrwöchigen Lesereise durch den Mittleren Westen zurückgekehrt ist. Darüber hinaus wischt sich der Kochprofi über die nasse Stirn und setzt mich darüber in Kenntnis, dass er ab Herbst in einer Landesweit ausgestrahlten Kochsendung zu sehen sein wird. Ich mache grosse Augen und bringe heraus, dass das Fernsehformat beim “Cooking Channel” (löblich: Kochkanal) laufen und Herrn Gregor eine Stange Geld einbringen wird.
16.45 Uhr Endlich bin ich wieder dahoam und kann mich in der Küche nützlich machen. Um nicht stundenlang am heissen Herd stehen zu müssen, verfrachte ich eine Tiefkühlpizza ins vorgeheizte Backrohr. Dazu gibt es einen gesunden Tomatensalat mit Petersilie aus eigenem Anbau – wie gut das duftet.

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Pizza ist sehr gesund

17.30 Uhr Nachdem ich die Geschirrspülmaschine eingeräumt habe, mache ich es mir in der guten Stube bequem und schaue fern. Als erstes folge ich den FOX Nachrichten und lerne, dass die beiden Präsidentschaftsanwärter Hillary Clinton und Donald Trump in der Wählergunst gleich aufliegen.
18.30 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, schalte ich auf den Premiumkanal AMC um und erfreue mich am Kriminalfilm “In the Electric Mist” (auf deutsch: Mord In Louisiana). Die abendfüllende Produktion erzählt aus dem Leben eines Polizisten, der einen Mörder in den Sümpfen Louisianas ausfindig machen muss – wie aufregend.
20.30 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung schalte ich die Glotze aus und begleite Dixon noch einmal in den Garten. Zu guter Letzt verschliesse ich die Haustüre besonders sicher und falle fix und foxi ins Bett. Gute Nacht.

4. Juli 2016 – Independence Day

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Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Tagebuchleser,

weil heute mit dem “Independence Day” (löblich: Unabhängigkeitstag) einer der wichtigsten Feiertage des Jahres begangen wird, habe ich mich kurzerhand entschlossen, ausnahmsweise keinen Tagebucheintrag zu verfassen. Stattdessen möchte ich ihnen den amerikanischen Nationalfeiertag näher bringen.

Wie jedes Kind weiss, wird der 4. Juli als Geburtstag der Vereinigten Staaten angesehen. Besagtes Datum soll an die Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung vom 4. Juli 1776 erinnern. Zu dieser Zeit führten die Bürger der neuen Kolonien an der amerikanischen Ostküste einen erbitterten Krieg gegen das britische Königshaus. Viele fühlten sich ungerecht behandelt, weil das englische Parlament die Steuern erhöht hatte, um damit die immensen Kriegskosten zu finanzieren.

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Thomas Jefferson

Letztendlich wurde die grösstenteils von Thomas Jefferson und Benjamin Franklin verfasste und vom Zweiten Kontinentalkongress verabschiedete Unabhängigkeitserklärung von allen Anführern der Kolonien unterzeichnet. Damit betonten die freiheitsliebenden Amerikaner zum ersten Mal, dass sie unabhängig sein und nicht mehr unter dem Zepter des britischen Königshaus stehen wollen – wie aufregend.

Viele Amerikaner veranstalten am 4. Juli lustige Picknicks oder besuchen patriotische Paraden in den Stadtzentren. Selbstverständlich hissen die Hausbesitzer – genauso wie am Memorial Day – die amerikanische Fahne und bringen damit zum Ausdruck, dass sie stolz auf die Vereinigten Staaten sind.

Um meinen Verwandten eine kleine Freude zu bereiten, habe ich sie am heutigen Abend zu einem kleinen Umtrunk in den Willoughby Drive eingeladen. Natürlich werden auch Prof. Kuhn und Frau Pontecorvo zur anstehenden Grillfeier vorbeikommen – da kommt Freude auf.

Hochachtungsvoll
Reinhard Pfaffenberg

30. Juni 2016 – Walnut Grove

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08.00 Uhr Der letzte Junitag bricht an und ich greife spornstreichs zur Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry), um bei Georg anzurufen. Mein Bruder meldet sich völlig verschlafen und erzählt, dass der gestrige Tag in St. Petersburg sehr schön war. Darüber hinaus bringe ich in Erfahrung, dass meine Verwandten am Abend im luxuriösen “Loews Don CeSar Hotel” abgestiegen sind und den heutigen Tag ausnutzen wollen, um das “Museum of Fine Arts” (löblich: Museum der feinen Küste) zu besichtigen. Der gute Mann legt beste Laune an den Tag und verspricht, dass er am frühen Abend die Heimreise antreten und gegen 22 Uhr in Naples zurück sein wird – wie unlöblich.

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Ich greife zur Schwarzbeere

08.30 Uhr Nach dem Gespräch schleppe ich mich hängendem Kopf ins Bad. Während ich mich ordentlich herauswasche, klingelt das Telefon und Edelbert kündigt sich zum Frühstück an. Ich nicke eifrig und beauftrage den Professor, leckere Schmankerl aus der Biscotti Farrugia Italienbäckerei mitzubringen.
09.30 Uhr Um den Professor nicht vor dem Haus warten zu lassen, hüpfe ich aus der Badewanne und schlüpfe in farbenfrohe Freizeitkleidung. Anschliessend schlendere ich in den Garten und lasse Frau Pontecorvo wissen, dass Edelbert in wenigen Minuten vorbeikommen wird. Die Perle schnalzt mit der Zunge und nimmt sich das Recht heraus, sich ebenfalls zur wichtigsten Mahlzeit des Tages einzuladen – wie schön.
10.00 Uhr Pünktlich auf die Minute kommt Edelberts schneeweisser JEEP vor der kleinen Villa zum halten. Natürlich begrüsse ich Prof. Kuhn per Handschlag und führe ihn als perfekter Gastgeber auf die schattige Terrasse. Ich fülle die Tassen mit duftendem Bohnentrunk auf und bemerke, dass Edelbert nicht nur Croissants (löblich: französische Hörnchen), sondern auch mit Sahne und Erdbeeren gefüllte Cannolis mitgebracht hat.

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Wir fressen Cannolis

10.30 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, komme ich auf den Ausflug meiner Verwandten zu sprechen und informiere, dass ich nicht mitkommen durfte. Ich seufze laut und erkläre meinen Tischnachbarn, dass ich mich manchmal wie das fünfte Rad am Wagen fühle. Frau Pontecorvo spendet mir Trost und beteuert, dass meine Verwandten auch einmal etwas Ruhe benötigen – papperlapapp.
11.00 Uhr Just als ich frischaufgebrühten Kaffee in die Porzellantassen schütte, wechselt Edelbert das Thema und meint, dass es angebracht wäre, im August zu verreisen. Der Professor überreicht mir einen Heimrechnerausdruck und schlägt vor, dass wir im heissesten Monat des Jahres nach Minneapolis ausfliegen könnten, um auf den Spuren der weltbekannten Schriftstellerin Laura Ingalls Wilder zu wandern. Als ich mich am Kinn kratze, versorgt mich der schlaue Mann mit Infos und sagt, dass Frau Wilder in den 1860er Jahren mit ihrer Familie von Wisconsin gen Westen gezogen ist und ihre Erlebnisse viele Jahre später niedergeschrieben hat. Ich nicke eifrig und stelle klar, dass ich “Unsere kleine Farm” selbstverständlich gelesen habe. Edelbert ist begeistert und sagt, dass es eine Gaudi wäre, in Minneapolis ein Auto zu mieten und die Schauplätze anzusteuern, die Frau Wilder in ihrem Welterfolg in aller Ausführlichkeit besprochen hat – das hört sich spannend an.

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Laura Ingalls Wilder

11.30 Uhr Während ich noch ein Cannoli fresse, nehme ich die ausgedruckten Blätter in Augenschein und lerne, dass Familie Ingalls einst in Walnut Grove gelebt hat. Aus diesem Grund haben sich die Stadtväter vor vielen Jahren entschlossen, ein stattliches Museum zu Ehren Laura Ingalls Wilder zu eröffnen.
12.00 Uhr Schlussendlich nehme ich das praktische iPad zur Hand und segle auf Expedia.com. Prompt erfahren wird, dass die “Sun Country” Fluggesellschaft einen Direktflug ab Fort Myers anbietet. Ich zeige mich interessiert und verspreche Edelbert, dass ich mir die Sache durch den Kopf gehen lassen werde.
12.30 Uhr Weil Dixon seit einer Stunde verschwunden ist, sehe ich nach dem Rechten und finde den Rüden mit Nachbarshund Joey auf den Grundstück von Familie Crane vor. Ich stecke den Rackern lustige Kauknochen ins Maul und fordere mein Haustier mit erhobenem Zeigefinger auf, brav zu sein und vom Teich fern zu bleiben.
13.00 Uhr Danach kehre ich in die kleine Villa zurück und serviere vitaminreiche Wurstbrote sowie eisgekühlte Budweiser. Edelbert prostet mir redlichst zu und unterbreitet, dass in Minneapolis zahlreiche Brauereien und Schnapsbrennereien beheimatet sind – wie aufregend.

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In Minneapolis gibt es zahlreiche Brauereien

14.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 2 zugeht, verabschiede ich die Gäste und lege in der guten Stube ein kleines Päuschen ein. Schon nach wenigen Sekunden schlummere ich ein und sehe mich im Traum in den Mittleren Westen versetzt.
15.00 Uhr Ich öffne die Augen und verfrachte einen Silberling mit den grössten George Strait Hitparadenerfolgen in die Musikanlage. Nebenher recherchiere ich im Internets und bringe heraus, dass in den späten 19. Jahrhundert unzählige Familien der Ostküste Lebwohl gesagt und im Mittleren Westen ihr Glück gesucht haben. Zudem erhalte ich die Auskunft, dass jedes Jahr im Juli in der Kleinstadt Walnut Grove Theateraufführungen stattfinden, die auf den Büchern der Laura Ingalls Wilder basieren – das hört man gerne.

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Hund Dixon

16.00 Uhr Nachdem ich mich über das Hotelangebot in Minneapolis schlau gemacht habe, gehe ich von der Leine und unternehme mit Dixon einen Spaziergang zum La Playa Golfplatz. Unterdessen überlege ich ganz genau und komme zu dem Schluss, dass eine Forschungsreise in den Bundesstaat Minnesota nicht schaden kann.
17.00 Uhr Ich treffe völlig verschwitzt zu Hause ein und fülle den Napf meines Haustieres mit Trockenfutter auf. Danach richte ich mir eine Wurst- und Käseplatte an und lasse mir das Abendessen zu einer kühlen Hopfenkaltschale im geschmackvoll eingerichteten Wohnzimmer schmecken.
18.00 Uhr Ein anstrengender Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Ich sorge in der Küche für Ordnung und lege dann die Beine hoch, um die Nachrichten sowie die JEOPARDY Ratesendung auf FOX zu verfolgen.

19.00 Uhr Da auf den anderen Programmen nur Unsinn läuft, greife ich auf das Amazon Prime Angebot zurück und fröne dem Serienspiel “Unsere kleine Farm” (auf englisch: “Little House on the Prairie”). Wie jedes Kind weiss, wurden Laura Ingalls Wilders Erzählungen zwischen 1974 und 1983 von NBC verfilmt und mit grossem Erfolg ins Fernsehen gebracht.
21.00 Uhr Nach drei Episoden beende ich den Fernsehabend und begleite den Vierbeiner ein letztes Mal in den Garten. Im Anschluss reguliere ich die Klimaanlage und gehe zu Bett. Gute Nacht.