08.00 Uhr Ich rolle mich aus dem Bett und erkläre Hund Dixon, dass uns Sandra morgen Lebewohl sagen wird. Darüber hinaus streichle ich dem Racker übers Fell und verrate, dass ich am Abend eine Abschiedsfeier ausrichten werde. Schmunzelnd nehme ich die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) zur Hand und lasse es mir nicht nehmen, John Avanzatti und Carol Wang zu der bevorstehenden Sause einzuladen – da kommt Freude auf.
Die Schwarzbeere
08.30 Uhr Als ich den Kühlschrank öffne und einen Schluck Bourbon trinke, gesellt sich Sandra an meine Seite und plappert, dass sie heute letzte Einkäufe tätigen wird. Zudem lotet die Maid aus, ob wir am Abend grillen wollen. Ich zucke mit den Schultern und gebe zu Protokoll, dass ich um 18 Uhr aufgebackene Pizzas auf den Tisch bringen werde. Sandra blickt traurig drein und meint, dass sie nun mit Dixon durchs Wohngebiet tschoggen wird – jaja.
09.15 Uhr Nachdem ich die Kaffeemaschine in Betrieb genommen habe, schlendere ich ins Bad und entspanne mich bei einem Wirbelbad. Ausserdem telefoniere ich mit Edelbert und lade auch ihn zum Abendessen ein.
10.15 Uhr Nach dem Badespass setze ich mich zu Sandra an den Frühstückstisch und beisse kraftvoll in ein Nutellabrot. Nebenher komme ich auf den Wocheneinkauf zu sprechen und lege anschaulich dar, dass ich gleich zum PUBLIX krusen und viel Geld ausgeben werde. Meine Tischnachbarin schenkt mir ein Lächeln und bittet mich, eine Schachtel NEWPORT sowie OBs mitzubringen – gleich platzt mir der Kragen.
Bitte nicht rauchen
11.00 Uhr Während sich Sandra schick macht, scheuche ich Dixon nach nebenan und schelle an Frau Pontecorvos Zuhause. Die Perle öffnet prompt die Pforte und erklärt sich bereit, mich zum Supermarkt zu begleiten. Ruckzuck hüpfen wir in den Chevrolet und krusen zum Publix am Naples Plaza. Unterdessen verweise ich auf Sandras Abschied und stelle klar, dass ich mich am Abend als Grillmeister beweisen werde. Meine Nachbarin freut sich und sagt, dass wir Gemüse grillen und lustige Salate auftischen könnten – das werden wir erst noch sehen.
11.30 Uhr Kurz nach dem Elfuhrläuten betreten wir die Markthalle und werfen Produkte des täglichen Bedarfs in den Einkaufswagen. Ferner werden wir auch in der Obst- und Gemüseabteilung vorstellig und fassen den Entschluss, Zucchinis, Auberginen, Karotten und sündteure Austernpilze einzukaufen.
12.15 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, bezahlen wir die Waren in Bar und statten der benachbarten “Cheesecake Factory” einen Besuch ab. Weil wir hungrig sind, ordern wir kurzerhand vitaminreiche Pepperoni Pizzas sowie süffiges Diät Cola. Während wir es uns schmecken lassen, planen wir den Abend und kommen überein, dass Frau Pontecorvo einen Nudelsalat beisteuern wird – wie aufregend.
13.15 Uhr Endlich bin ich wieder zu Hause und kann die Lebensmittel in den Eiskasten räumen. Im Anschluss fülle ich Dixons Napf mit Köstlichkeiten auf und falle dann fix und foxi aufs Kanapee – das tut gut.
Sandra fliegt Morgen nach Bayern aus
14.15 Uhr Leider wird die Ruhe alsbald durch Frl. Corte gestört. Mein Hausgast poltert nörgelnd durch die gute Stube und beteuert, dass es kein Vergnügen werden wird, ins kalte Deutschland auszufliegen. Ich rolle mit den Augen und ziehe es vor, Dixon an die Leine zu nehmen und zu einem Spaziergang durch das beschauliche Wohngebiet aufzubrechen. Unter anderem komme ich an der Villa des weltbekannten Fernsehkochs Wayne Gregor vorbei und bemerke, dass sich Dutzende Hausfrauen vor dem Haus versammelt haben – das ist ja allerhand
15.15 Uhr Verschwitzt stosse ich die Haustüre auf und treffe Sandra telefonierend in der Küche an. Das Mädchen spricht angeregt mit Mitbewohnerin Bärbel und berichtet, dass sie Morgen nach Deutschland ausfliegen wird. Ich atme tief durch und mache es mir zur Aufgabe, den Grill nach draussen zu tragen. Natürlich lässt Sandra nicht lange auf sich warten und lotet aus, ob wir am Abend nun doch grillen wollen. Ich nicke eifrig und gebe der Maid zu verstehen, dass ich bereits Carol Wang, John Avanzatti, Frau Pontecorvo und Edelbert eingeladen habe. Sandra hüpft freudig auf und ab und kündigt an, dass sie sich die Haare waschen und ein neues Kleid anziehen muss.
16.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf Vier zugeht, pocht Frau Pontecorvo an die Terrassentüre und hält mir eine Schüssel mit Nudelsalat unter die Nase. Ich lecke mir die Lippen und bitte die Dame, mir beim Gemüseputzen beizustehen. Die kleine Frau lässt sich nicht zweimal bitten und schnappt sich ein scharfes Messer.
16.30 Uhr Just als ich lustige Zwiebelringe fabriziere, präsentiert sich Sandra in einem hautengen Strandkleid und macht grosse Augen. Die Maid stibitzt sich eine Karotte vom Küchentisch und sagt, dass sie schnell zu CIRCLE K Markt rasen und mehrere Flaschen Veuve Clicquot Schaumwein besorgen wird – das soll mir auch Recht sein.
Zur Abschiedsfeier wird Sprudelsekt kredenzt
17.15 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, um Kohle in den Grill zu schütten und eine Kompaktscheibe in die Musikanlage zu verfrachten. Um für gute Stimmung zu sorgen, beschalle ich die kleine Villa mit prima Dwight Yoakam Musik und vergesse auch nicht, eine weisse Decke auf dem Terrassentisch auszubreiten.
18.00 Uhr Kurze Zeit später treffen die Gäste ein. Ich begrüsse Carol Wang, John Avanzatti und Edelbert herzlich und lege ihnen nahe, sich ein Bier aus dem Kühlschrank zu holen.
18.30 Uhr Während die Gäste tratschen und mit den Gläsern anstossen, mache ich mich am Grill nützlich und brate das Gemüse an. Da ich nicht nur Grünzeug essen möchte, lege ich etliche Steaks (löblich: Schnitzel) auf den zischenden Rost und würze das saftige Fleisch mit Salz und handgeriebenem Pfeffer – wie gut das duftet.
In Washington war es besonders schön
19.00 Uhr Während wir es uns schmecken lassen, lässt Sandra ihren Aufenthalt Revue passieren und unterbreitet, dass ihr die Reise von Toronto nach Naples besonders gut gefallen hat. Das Kind erinnert an unseren Aufenthalt in der Hauptstadt und sagt, dass es ein Vergnügen war, die Sehenswürdigkeiten von Washington DC zu sehen. Ich gebe Sandra Recht und spüle meinen trocknen Hals mit einem Schluck Schaumwein – das tut gut.
20.00 Uhr Im Laufe des Abends erfahre ich, dass Sandra am kommenden Montag im Kreisverwaltungsreferat vorstellig werden und hart schuften muss. Ich schenke der Maid etwas Champagner nach und lasse sie wissen, dass sie mir im Hochsommer gerne wieder einen Besuch abstatten darf.
21.00 Uhr Ein schöner Abend neigt sich langsam seinem Ende zu. Um den jungen Leuten einen Freiraum zu lassen, verabschiede ich Edelbert und Frau Pontecorvo händeschüttelnd. Im Anschluss wünsche ich Sandra, Carol und John einen schönen Abend und schaue mir im Fernsehen einen Vorbericht zum anstehenden “Super Bowl” Finale in Houston, TX an.
21.30 Uhr Nach einer kalten Dusche entledige ich mich der Kleidung und bette mich gähnend zur Ruhe. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und träume von unserer nervenaufreibenden Reise entlang der amerikanischen Ostküste. Gute Nacht.