3. Februar 2017 – Abschied

08.00 Uhr Ich rolle mich aus dem Bett und erkläre Hund Dixon, dass uns Sandra morgen Lebewohl sagen wird. Darüber hinaus streichle ich dem Racker übers Fell und verrate, dass ich am Abend eine Abschiedsfeier ausrichten werde. Schmunzelnd nehme ich die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) zur Hand und lasse es mir nicht nehmen, John Avanzatti und Carol Wang zu der bevorstehenden Sause einzuladen – da kommt Freude auf.


Die Schwarzbeere

08.30 Uhr Als ich den Kühlschrank öffne und einen Schluck Bourbon trinke, gesellt sich Sandra an meine Seite und plappert, dass sie heute letzte Einkäufe tätigen wird. Zudem lotet die Maid aus, ob wir am Abend grillen wollen. Ich zucke mit den Schultern und gebe zu Protokoll, dass ich um 18 Uhr aufgebackene Pizzas auf den Tisch bringen werde. Sandra blickt traurig drein und meint, dass sie nun mit Dixon durchs Wohngebiet tschoggen wird – jaja.
09.15 Uhr Nachdem ich die Kaffeemaschine in Betrieb genommen habe, schlendere ich ins Bad und entspanne mich bei einem Wirbelbad. Ausserdem telefoniere ich mit Edelbert und lade auch ihn zum Abendessen ein.
10.15 Uhr Nach dem Badespass setze ich mich zu Sandra an den Frühstückstisch und beisse kraftvoll in ein Nutellabrot. Nebenher komme ich auf den Wocheneinkauf zu sprechen und lege anschaulich dar, dass ich gleich zum PUBLIX krusen und viel Geld ausgeben werde. Meine Tischnachbarin schenkt mir ein Lächeln und bittet mich, eine Schachtel NEWPORT sowie OBs mitzubringen – gleich platzt mir der Kragen.


Bitte nicht rauchen

11.00 Uhr Während sich Sandra schick macht, scheuche ich Dixon nach nebenan und schelle an Frau Pontecorvos Zuhause. Die Perle öffnet prompt die Pforte und erklärt sich bereit, mich zum Supermarkt zu begleiten. Ruckzuck hüpfen wir in den Chevrolet und krusen zum Publix am Naples Plaza. Unterdessen verweise ich auf Sandras Abschied und stelle klar, dass ich mich am Abend als Grillmeister beweisen werde. Meine Nachbarin freut sich und sagt, dass wir Gemüse grillen und lustige Salate auftischen könnten – das werden wir erst noch sehen.
11.30 Uhr Kurz nach dem Elfuhrläuten betreten wir die Markthalle und werfen Produkte des täglichen Bedarfs in den Einkaufswagen. Ferner werden wir auch in der Obst- und Gemüseabteilung vorstellig und fassen den Entschluss, Zucchinis, Auberginen, Karotten und sündteure Austernpilze einzukaufen.
12.15 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, bezahlen wir die Waren in Bar und statten der benachbarten “Cheesecake Factory” einen Besuch ab. Weil wir hungrig sind, ordern wir kurzerhand vitaminreiche Pepperoni Pizzas sowie süffiges Diät Cola. Während wir es uns schmecken lassen, planen wir den Abend und kommen überein, dass Frau Pontecorvo einen Nudelsalat beisteuern wird – wie aufregend.
13.15 Uhr Endlich bin ich wieder zu Hause und kann die Lebensmittel in den Eiskasten räumen. Im Anschluss fülle ich Dixons Napf mit Köstlichkeiten auf und falle dann fix und foxi aufs Kanapee – das tut gut.


Sandra fliegt Morgen nach Bayern aus

14.15 Uhr Leider wird die Ruhe alsbald durch Frl. Corte gestört. Mein Hausgast poltert nörgelnd durch die gute Stube und beteuert, dass es kein Vergnügen werden wird, ins kalte Deutschland auszufliegen. Ich rolle mit den Augen und ziehe es vor, Dixon an die Leine zu nehmen und zu einem Spaziergang durch das beschauliche Wohngebiet aufzubrechen. Unter anderem komme ich an der Villa des weltbekannten Fernsehkochs Wayne Gregor vorbei und bemerke, dass sich Dutzende Hausfrauen vor dem Haus versammelt haben – das ist ja allerhand
15.15 Uhr Verschwitzt stosse ich die Haustüre auf und treffe Sandra telefonierend in der Küche an. Das Mädchen spricht angeregt mit Mitbewohnerin Bärbel und berichtet, dass sie Morgen nach Deutschland ausfliegen wird. Ich atme tief durch und mache es mir zur Aufgabe, den Grill nach draussen zu tragen. Natürlich lässt Sandra nicht lange auf sich warten und lotet aus, ob wir am Abend nun doch grillen wollen. Ich nicke eifrig und gebe der Maid zu verstehen, dass ich bereits Carol Wang, John Avanzatti, Frau Pontecorvo und Edelbert eingeladen habe. Sandra hüpft freudig auf und ab und kündigt an, dass sie sich die Haare waschen und ein neues Kleid anziehen muss.
16.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf Vier zugeht, pocht Frau Pontecorvo an die Terrassentüre und hält mir eine Schüssel mit Nudelsalat unter die Nase. Ich lecke mir die Lippen und bitte die Dame, mir beim Gemüseputzen beizustehen. Die kleine Frau lässt sich nicht zweimal bitten und schnappt sich ein scharfes Messer.
16.30 Uhr Just als ich lustige Zwiebelringe fabriziere, präsentiert sich Sandra in einem hautengen Strandkleid und macht grosse Augen. Die Maid stibitzt sich eine Karotte vom Küchentisch und sagt, dass sie schnell zu CIRCLE K Markt rasen und mehrere Flaschen Veuve Clicquot Schaumwein besorgen wird – das soll mir auch Recht sein.


Zur Abschiedsfeier wird Sprudelsekt kredenzt

17.15 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, um Kohle in den Grill zu schütten und eine Kompaktscheibe in die Musikanlage zu verfrachten. Um für gute Stimmung zu sorgen, beschalle ich die kleine Villa mit prima Dwight Yoakam Musik und vergesse auch nicht, eine weisse Decke auf dem Terrassentisch auszubreiten.
18.00 Uhr Kurze Zeit später treffen die Gäste ein. Ich begrüsse Carol Wang, John Avanzatti und Edelbert herzlich und lege ihnen nahe, sich ein Bier aus dem Kühlschrank zu holen.
18.30 Uhr Während die Gäste tratschen und mit den Gläsern anstossen, mache ich mich am Grill nützlich und brate das Gemüse an. Da ich nicht nur Grünzeug essen möchte, lege ich etliche Steaks (löblich: Schnitzel) auf den zischenden Rost und würze das saftige Fleisch mit Salz und handgeriebenem Pfeffer – wie gut das duftet.


In Washington war es besonders schön

19.00 Uhr Während wir es uns schmecken lassen, lässt Sandra ihren Aufenthalt Revue passieren und unterbreitet, dass ihr die Reise von Toronto nach Naples besonders gut gefallen hat. Das Kind erinnert an unseren Aufenthalt in der Hauptstadt und sagt, dass es ein Vergnügen war, die Sehenswürdigkeiten von Washington DC zu sehen. Ich gebe Sandra Recht und spüle meinen trocknen Hals mit einem Schluck Schaumwein – das tut gut.
20.00 Uhr Im Laufe des Abends erfahre ich, dass Sandra am kommenden Montag im Kreisverwaltungsreferat vorstellig werden und hart schuften muss. Ich schenke der Maid etwas Champagner nach und lasse sie wissen, dass sie mir im Hochsommer gerne wieder einen Besuch abstatten darf.
21.00 Uhr Ein schöner Abend neigt sich langsam seinem Ende zu. Um den jungen Leuten einen Freiraum zu lassen, verabschiede ich Edelbert und Frau Pontecorvo händeschüttelnd. Im Anschluss wünsche ich Sandra, Carol und John einen schönen Abend und schaue mir im Fernsehen einen Vorbericht zum anstehenden “Super Bowl” Finale in Houston, TX an.
21.30 Uhr Nach einer kalten Dusche entledige ich mich der Kleidung und bette mich gähnend zur Ruhe. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und träume von unserer nervenaufreibenden Reise entlang der amerikanischen Ostküste. Gute Nacht.

2. Februar 2017 – Mariä Lichtmess (Candlemess Day)

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Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Tagebuchleser,

heute, am vierzigsten Tag nach Heilig Abend, wird in den christlich geprägten Ländern “Mariä Lichtmess” gefeiert. In unzähligen katholischen Kirchengemeinden werden Kerzen geweiht und Lichterprozessionen abgehalten. Die brennenden Kerzen werden anschliessend in die Häuser getragen, um sie gut sichtbar in die Fenster zu stellen. Laut einer alten Sage soll die Lichtquelle vor Krankheiten, Unwetter und Tod schützen.

Auch in den Vereinigten Staaten von Amerika wird mit dem “Candlemass Day” an die Einführung Jesu in den Tempel erinnert. Darüber hinaus steht der 2. Februar ganz im Zeichen des “Groundhog Days”. Besagter Brauch entstand im späten 19. Jahrhundert im Bundesstaat Pennsylvania.

Seit dem Jahre 1887 macht es sich der Bürgermeister der kleinen Stadt Punxsutawney zur Aufgabe, Murmeltiere aufzuschrecken und sie nach dem Wetter zu befragen. Wenn sich die lustigen Nagetiere in ihre Bauten zurück ziehen, ist davon auszugehen, dass der Winter noch weitere 6 Wochen andauern wird – wie unlöblich.

Durch den amerikanischen Spielfilm “Groundhog Day” (auf deutsch: Und täglich grüsst das Murmeltier) wurde das Ritual international bekannt und entwickelte sich auf dem nordamerikanischen Kontinent zu einem beliebten Familienfest. Mittlerweile wird der “Groundhog Day” in den USA, Kanada und Mexiko mit farbenfrohen Strassenumzügen und/oder Volksfesten begangen – wie schön.

bussbettag
Ich besuche die heilige Messe

Ich werde den heutigen Tag nutzen, um in Edelberts, Sandras und Frau Pontecorvos Gesellschaft die heilige Messe in der “Naples Christian Church” zu besuchen.

Ich wünsche ihnen einen gesegneten Lichtmesstag
Reinhard Pfaffenberg

1. Februar 2017 – Freedom Park

08.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und freue mich auf einen weiteren Sonnentag unter Palmen. Weil Sandra auch schon auf den Beinen ist, eile ich auf die Terrasse und wünsche dem Kind einen guten Morgen. Mein Hausgast schenkt mir ein Lächeln und kündigt an, gleich zum Schoppen krusen zu wollen. Bevor ich mich versehe, hält mir Sandra ein Prospekt des “Coastland Centers” unter die Nase und plappert, dass in dieser Mall allerhand Schnäppchen feilgeboten werden. Ich winke gelangweilt ab und schlage vor, dass wir stattdessen einen Ausflug zum “Freedom Park” (löblich: Freiheitspark) unternehmen könnten.

08.30 Uhr Nachdem Sandra zugesagt hat, schlendere ich ins Bad und lasse die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Wie es sich gehört, wasche ich mir ordentlich die Ohren aus und vergesse auch nicht, mir die Bartstoppeln abzurasieren – da kommt besonders grosse Freude auf.
09.30 Uhr Im Anschluss schlüpfe ich in eine legere Leinenhose sowie ein farbenfrohes Hawaiihemd und kehre gutgelaunt in die Küche zurück. Zu allem Überfluss sehe ich mich mit Frau Gomez konfrontiert und vernehme, dass die Perle nun den Haushalt auf Vordermann bringen wird. Ich stimme zu und bitte meine Zugehfrau, auch die Wäsche zu waschen und das Badezimmer zu putzen – immerhin kann ich mich nicht um alles Kümmern.
10.00 Uhr Nach einem kleinen Frühstück scheuche ich Dixon nach draussen und erfahre von Sandra, dass uns Frau Pontecorvo begleiten wird. Da Widerworte keine Wirkung zeigen, gebe ich mich geschlagen und klingle am Nachbarhaus. Die Perle von nebenan ist ganz aus dem Häuschen und berichtet, dass die Parkanlage im Oktober 2014 feierlich eröffnet wurde und seinen Gästen nicht nur einladende Wanderwege, sondern auch schattenspendende Pagogen bietet – da kommt Freude auf.
10.30 Uhr Während der kurzweiligen Reise gleiten wir unter anderem am Kensington Golfplatz vorbei und ich verrate Sandra, dass dieser Parcour zu den grössten des Bundesstaates zählt. Meine Mieterin rümpft die Nase und entgegnet, dass sie dem Golfsport gar nichts abgewinnen kann – jaja.


Hund Dixon

10.45 Uhr Wenig später erreichen wir unser Ziel. Ich nehme Hund Dixon an die Leine und lasse meine Begleiterinnen wissen, dass mit den örtlichen Parkwächtern nicht zu Spassen ist. Frau Pontecorvo schlägt in die gleiche Kerbe und beteuert mit erhobenem Zeigefinger, dass man Menschen in neongelben Westen sowieso nicht über den Weg trauen kann. Trotz alledem lassen wir uns die gute Laune nicht verderben und laufen an hochgewachsenen Bäumen und blühenden Sträuchern vorbei.
11.15 Uhr Unterdessen tratschen die Frauen angeregt und vereinbaren, dass sie morgen gemeinsam im “Coastland Center” abschoppen werden. Ich rolle mit den Augen und stelle klar, dass es nichts schöneres geben kann, als durch die Natur zu wandern. Sandra gibt mir Recht und steckt sich eine stinkende Zigarette aus dem Hause NEWPORT an – gleich platzt mir der Kragen.


Bitte nicht rauchen

11.45 Uhr Kurz vor dem Mittagsläuten stehen wir wieder am Auto und fassen den Entschluss, zum zwei Meilen entfernten “Pizza Fusion” Gasthaus zu rasen. Frau Pontecorvo schnalzt mit der Zunge und stellt die Behauptung auf, dass in diesem Lokal die besten Pizzas der Stadt serviert werden – das hört man gerne.
12.30 Uhr Hungrig betreten wir die Pizzeria und stellen fest, dass wir nicht die einzigen Gäste sind. Wegen des Andrangs sind wir sogar genötigt, einige Minuten auf einen Tisch zu warten.
13.00 Uhr Endlich können wir uns setzen und die Bestellung aufgeben. Um nicht zu verhungern, fordere ich die Bedienung auf, neben einem grossen Glas Eistee ausserdem eine Schinkenpizza sowie einen Salat aufzutischen.
14.00 Uhr Redlichst gestärkt kehren wir zum KFZ zurück und treten die Heimreise an. Ich beschleunige den Chevrolet auf 35 Meilen pro Stunde und kruse auf der 9. Strasse zügig nach Norden. Nebenher beschalle ich die Frauen mit WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Radiomusik und erzähle, dass Frau Alison Krauss bald eine neue Kompaktscheibe herausbringen wird – darauf freue ich mich jetzt schon.
14.45 Uhr Zurück in der kleinen Villa, verabschiede ich Frau Pontecorvo per Handkuss und falle dann fix und foxi aufs Kanapee. Auch Dixon ist vom Ausflug erschöpft und macht es sich neben der Klimaanlage bequem.


Ich trinke eine Diät Cola

15.15 Uhr Ich öffne die Augen und verspüre grossen Durst. Ruckzuck eile ich zum Eiskasten und hole eine Flasche Diät Cola hervor. Darüber hinaus fällt mir auf, dass Sandra veganen Mist eingekauft und die teure Salami ins Gemüsefach gelegt hat. Weil man sich nicht alles gefallen lassen darf, laufe ich in den Garten und mache der Maid klar, dass es so nicht weitergehen kann. Sandra legt die Tageszeitung beiseite und merkt traurig an, dass sie am kommenden Samstag sowieso nach Hause fliegen wird – wie beruhigend.
16.00 Uhr Während Sandra mit Dixon spielt, setze ich mich an den Schreibtisch und komme meinen Pflichten als Anschnurseelsorger nach. Auch heute rufe ich Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher ab und bemerke, dass es die verlotterte Jugend derzeit besonders bunt treibt – wo soll das noch hinführen.
17.00 Uhr Um keine viereckigen Augen zu bekommen, beende ich die Arbeit und mache mich in der Küche nützlich. Ich schwenke gesundes Schmalz in einer Pfanne und zaubere Bratkartoffeln mit Speckwürfeln – wie gut das duftet.


Es gibt Bratkartoffeln mit Speck

17.30 Uhr Während des Abendessens lobt mich Sandra und meint, dass man nicht alle Tage Fleisch essen muss. Ich nicke eifrig und betone, dass die Zwiebelwürfel besonders herzhaft daher kommen. Sandra leckt sich die Lippen und gönnt sich einen kleinen Nachschlag – wie schön.
18.30 Uhr Nach der Hausarbeit baue ich die Leinwand auf der Terrasse auf und lade das Kind zum Filmabend ein. Sandra reibt sich die Hände und flitzt wie von der Tarantel gestochen ins Wohnzimmer, um sich aus meiner Sammlung einen Film auszusuchen. Schlussendlich verfrachte ich die Hollywoodproduktion “Gravity” ins Abspielgerät und werde Zeuge, wie ein Raumschiff durch Trümmerteile schwer beschädigt wird – wie aufregend.
21.00 Uhr Nach 120 Minuten flimmert der Abspann über die Leinwand. Ich atme tief durch und wünsche Sandra süsse Träume. Danach scheuche ich Hund Dixon ins Schlafzimmer und lege mich ins Bett. Gute Nacht.

30. Januar 2017 – Ein sauberes Wohnmobil

08.00 Uhr Der vorletzte Januartag bricht an und ich fühle mich blendend. Weil die Sonne vom Himmel lacht, hüpfe ich spornstreichs aus dem Bett und läute den Montag mit dem Frühsport auf der Terrasse ein. Nebenher blicke ich skeptisch zum Terrassentisch und komme angesichts eines überquellenden Aschenbechers zu dem Schluss, dass mein Hausgast schon wieder Zigaretten gequalmt hat – wo soll das noch hinführen.


Bitte nicht rauchen

08.30 Uhr Missmutig trage ich den Aschenbecher in die Küche und werfe die stinkenden Stumpen in den Müll. Anschliessend poche ich an die Gästezimmertüre und rufe Sandra auf, die Finger von den Zigaretten zu lassen. Das Kind will jedoch nicht hören und bittet mich, die Kaffeemaschine einzustellen.
09.00 Uhr Wenig später präsentiert sich das Kind in einem T-Hemd und einer abgeschnittenen Tschiens und plappert, dass sie nun mit dem FORD BRONCO ans Meer krusen wird. Bevor ich mich versehe, leert die Maid ihren Kaffeebecher und beteuert, dass sie zum Mittagessen zurück sein wird. Ich seufze laut und ziehe mich in die Nasszelle zurück, um mich bei einem Wirbelbad zu entspannen.


Ford Bronco – mein Zweitwagen

10.00 Uhr Just als ich mich am Spiegel einfinde und meine Haare kämme, klingelt es an der Pforte. Natürlich sehe ich nach dem Rechten und freue mich, Prof. Kuhn vor der Villa anzutreffen. Der gute Mann hält mir eine Tüte mit frischen Backwaren aus der Biscotti Farrugia Bäckerei vors Gesicht und meint, dass er einen Kaffee vertragen könnte. Ich winke Edelbert zuvorkommend herein und zögere nicht, zwei Tassen aus dem Schrank zu holen. Anschliessend stibitze ich mir ein Cannoli aus der Tüte und gebe zu Protokoll, dass Sandra zum Strand gekrust ist. Edelbert zuckt mit den Schultern und macht mich auf den Umstand aufmerksam, dass der WINNEBAGO noch immer vor meinem Haus steht. Ich gebe dem schlauen Mann Recht und unterbreite, dass wir den Vormittag nutzen sollten, um das Ungetüm in den Lowbank Drive zu bringen.


Das Ferienhaus im Lowbank Drive

11.00 Uhr Nachdem ich etliche mit Erdbeeren und Sahne gefüllte Teigrollen gefressen habe, fülle ich Wasser in einen Kübel und folge Edelbert nach draussen. Mein Bekannter schleppt währenddessen den Staubsauger zum Wohnmobil und nimmt sich das Recht heraus, nicht nur den Wohnbereich, sondern auch die Sitze zu saugen.
11.30 Uhr Unterdessen schwinge ich den Lappen und bringe die Frontscheibe auf Hochglanz. Darüber hinaus tratsche ich mit Edelbert und erinnere, dass meine Verwandten im März nach Florida ausfliegen werden. Prof. Kuhn ist beigeistert und mutmasst, dass die Leute dann bestimmt eine Ausfahrt im TRAVATO unternehmen werden.


Das Wohnmobil blitzt wieder

12.30 Uhr Als der Zeiger meiner ROLEX auf halb Eins zugeht, beenden wir die Arbeit. Ich lasse den Autoschlüssel elegant am Finger kreisen und weise auf die Tatsache hin, dass nun die Zeit gekommen ist, um den WINNEBAGO zum Ferienhaus zu bringen. Der Professor nickt eifrig und hüpft in seinen JEEP, um gemächlich in Richtung Westen davonzufahren. Ich folge Edelbert in gebührendem Abstand und fröne dem Radioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) – was kann es schöneres geben.
13.15 Uhr Am Ziel angekommen, parke ich das Fahrzeug gekonnt auf Georgs Einfahrt und freue mich, Herrn Wongler zu sehen. Der alte Knacker staunt Bauklötze und erkundigt sich, ob ich meine kleine Villa verkauft habe und nun in diesem Mobile Home (löblich: mobilen Zuhause) lebe. Selbstverständlich schüttle ich den Kopf und stelle klar, dass sich mein Bruder diesen TRAVATO gegönnt hat. Georgs Nachbar ist begeistert und lädt uns ein, ihm beim Mittagessen Gesellschaft zu leisten – das lassen wir uns nicht zweimal sagen.
13.45 Uhr Wir nehmen hungrig auf Herrn Wonglers Terrasse platz und machen uns über köstliche Wurstbrote her. Ferner löschen wir unseren Durst mit süffigem Budweiser und geben vor, dass wir das Weihnachtsfest in Toronto verbracht und anschliessend das Wohnmobil nach Florida überstellt haben. Herr Wongler reibt sich die Hände und entgegnet, dass es ein Vergnügen ist, durch die Vereinigten Staaten zu krusen und sich den Fahrtwind durchs Haar wehen zu lassen – das kann man laut sagen.
14.45 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, die Heimreise anzutreten. Wir verabschieden uns händeschüttelnd und gleiten dann in Edelberts PS-strotzenden Geländewagen in Richtung Willoughby Drive davon. Mein Bekannter beschleunigt das KFZ auf schwindelerregende 40 Meilen pro Stunde und kündigt an, dass er anschliessend in der Stadt bummeln und sich mit neuen Bücher eindecken wird – das soll mir auch Recht sein.


Mein Zuhause unter Palmen

15.15 Uhr Zuhause angekommen, treffe ich Sandra dösend im Garten an. Wie es sich gehört, fülle ich Hund Dixons Napf mit Trockenfutter auf und falle dann selbst aufs Kanapee, um die Seele baumeln zu lassen – das tut gut.
16.15 Uhr Um nicht den ganzen Nachmittag auf der faulen Haut zu liegen, rolle ich mich vom Sofa und leiste Sandra an der frischen Luft Gesellschaft. Während Dixon Nachbarshund Joey besucht, plaudere ich mit der Maid und bringe heraus, dass sie sich am Abend mit Carol Wang bei “Wendy’s” treffen wird – wie schön.
17.00 Uhr Als ich in die Küche schlendere, flitzt Sandra ins Gästezimmer und brezelt sich auf. In der Zwischenzeit gebe ich italienische Langnudeln in einen Topf und biete dem Mädchen an, dass sie gerne zu Hause essen kann. Sandra will davon nichts wissen und wünscht mir einen schönen Abend – das ist wieder typisch.


Es gibt italienische Langnudeln zum Abendessen

18.00 Uhr Redlist gestärkt nehme ich die Geschirrspülmaschine in Betrieb und verabschiede mich dann in den Feierabend. Gähnend schalte ich die Glotze ein und informiere mich auf FOX über die Geschehnisse in der Welt.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf den Filmkanal HBO und gebe mich der Serie “Vinyl” hin, die von einem drogensüchtigen Schallplattenmenetschers im grossen Apfel (unlöblich: Big Apple) erzählt.
21.00 Uhr Nach zwei Stunden flimmert der Abspann der Pilotsendung auf die Mattscheibe. Ich drücke beherzt auf den “OFF” (löblich: AUS) Knopf der Fernbedienung und bin mir sicher, dass ich mir die folgenden 9 Teile bestimmt nicht anschauen werde. Zu guter Letzt rufe ich den Vierbeiner ins Haus und lege mich schlafen. Gute Nacht.

29. Januar 2017 – Glory Days

Hi Fans,

in “Bert’s Bar & Grill” hat gestern die Houseband für gute Stimmung gesorgt. Die Combo hat bekannte Evergreens angestimmt und die Barbesucher auch mit Bruce Springsteens “Glory Days” begeistert. Anschliessend waren wir noch am Strand, um Eis zu essen und ein letztes Budweiser zu trinken.


A Bud For You

Gegen 1 Uhr war ich wieder zu Hause und habe bis Frühmorgens fernsehgeschaut. Auf HULU liefen die zehn Folgen der ersten Staffel des Serienerfolgs “The Path”. Danach flimmerte auch noch die Pilotsendung der zweiten Season über den Bildschirm. Die Serie ist ultraspannend und handelt von einer Familie, die einer Sekte angehört und mit den verschiedenen Beziehungen und Machtspielen innerhalb der Gruppe zu kämpfen hat.

Übrigens habe ich erfahren, dass am 9. Februar die Südstaaten Band “Lynyrd Skynyrd” im benachbarten Estero auftreten wird. Ich werde Reinhard heute überreden, sich Tickets zu sichern und mit Prof. Kuhn und Frau Pontecorvo die Show zu besuchen. Ich denke, dass die alten Leute an der Musik Gefallen finden werden 🙂

Jetzt muss ich mich aber verabschieden, denn ich werde gleich mit Reinhards Nachbarin zum Eisessen in die Stadt fahren. Hinterher wollen wir etwas bummeln und uns die Mode des Sommers 2017 anschauen.

Am kommenden Wochenende melde ich mich wieder.
Eure Sandra