3. Mai 2017 – Teures Schoppingvergnügen

08.00 Uhr Ich werde durch lautes Telefonläuten aus einem angenehmen Traum gerissen. Zu allem Überfluss meldet sich mein Bruder in der Leitung und sagt, dass er gerne im Stadtzentrum frühstücken würde. Ich zucke mit den Schultern und schlage vor, dass wir uns gegen halb Elf im “Bistro 821” treffen könnten. Georg ist einverstanden und sagt, dass er nicht nur seine Gattin, sondern auch grossen Hunger mitbringen wird – das hört man gerne.
08.15 Uhr Anschliessend rufe ich bei Prof. Kuhn an und gebe zu Protokoll, dass ich heute doch kein opulentes Frühstück im Willoughby Drive auftischen werde. Stattdessen verweise ich auf das Telefonat mit meinem Bruder und informiere, dass mich meine Verwandten ins “Bistro 821” ausführen werden. Edelbert ist hellauf begeistert und verspricht, pünktlich vor Ort zu sein – wie schön.
08.45 Uhr Nachdem ich das Gespräch beendet habe, eile ich ins Badezimmer, um mich frisch zu machen. Ich entspanne mich bei einem löblichen Wirbelbad und fröne nebenbei dem Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) – da kommt Freude auf.


Mein Zuhause unter Palmen

09.45 Uhr Nach Rosenblüten duftend, scheuche ich den Vierbeiner zum Chevrolet und lasse ihn wissen, dass wir in Bälde eine reichhaltige Mahlzeit verzehren werden. Hund Dixon hüpft elegant auf die Ladefläche des PS-strotzenden SUVs und bricht in lautes Bellen aus, als ich mich am Wählhebel der Automatikschaltung zu schaffen mache. Ruckzuck brettere ich vom Grundstück und kruse zielstrebig in Richtung Stadtmitte davon.
10.30 Uhr Pünktlich auf die Minute betrete ich das Familienrestaurant an der 5th Avenue South und treffe den Professor sowie Georg und Maria an einem Fenstertisch an. Weil mein Magen knurrt, nehme ich umgehend Platz und winke eine Kellnerin herbei, um eine Kanne Bohnenkaffee sowie ein grosses Frühstück zu ordern.
11.00 Uhr Als ich mich über köstliche Rühreier hermache, erzählt Maria von ihrem gestrigen Ausflug nach Fort Myers und sagt, dass sie sich einen edlen Victoria’s Secret Bustier geleistet hat. Georg schlägt in die gleiche Kerbe und rechnet vor, dass er für dieses Korsett 170 Dollars hinblättern musste. Ich werfe Edelbert skeptische Blicke zu und erwähne, dass ich mir solch kostspieligen Anziehsachen kaum leisten kann. Mein Bruder bricht in schallendes Gelächter aus und meint, dass mir ein Bustier sowieso nicht stehen würde – gleich platzt mir der Kragen.


Hund Dixon darf am Strand spielen

11.30 Uhr Nach der reichhaltigen Brotzeit kehren wir zu den Autos zurück und kommen überein, dass wir nun zum Vanderbilt Strand krusen und einen Spaziergang unternehmen sollten. Ich reibe mir die Hände und lasse es mir nicht nehmen, Edelbert die Beifahrertüre aufzuhalten und Dixon auf die Rückbank springen zu lassen.
12.00 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, stellen wir die Personenkraftwagen auf einem gebührenpflichtigen Parkplatz in Strandnähe ab. Danach streben wir mit schnellen Schritten zum azurblauen Ozean und freuen uns, nur wenige Badegäste anzutreffen. Wie es sich gehört, lasse ich Dixon von der Leine und schlüpfe aus den modischen Flipflops, um meine Füsse im kühlen Nass zu baden – was kann es schöneres geben.
13.00 Uhr Während der entspannten Wanderung entlang des Golfs kündigt Georg grossspurig an, über das Wochenende zum “Gatorland” Reptilienpark fahren zu wollen. Als mich der gute Mann einlädt, winke ich prompt ab und entgegne, dass ich keine grosse Lust habe, gefrässige Krokodile aus nächster Nähe zu beäugen. Auch Edelbert schlägt die Einladung aus und sagt, dass er für den Freitag einen Zahnarzttermin vereinbart hat.


Ich sage Nein zu Alligatoren

13.45 Uhr Weil Dixon aus dem Hecheln gar nicht mehr herauskommt, kehren wir kurzerhand ins “Vanderbilt Beach Resort” ein und ordern an der Strandbar einen Krug Budweiser. Nebenher komme ich auf unsere anstehende Forschungsreise in den goldenen Westen zu sprechen und lasse Edelbert wissen, dass es sich anbieten würde, die Schauplätze der Zodiac Morde rund um San Franzisko zu besuchen. Maria rümpft angewidert die Nase und erinnert, dass der besagte Massenmörder die Menschen in Kalifornien Ende der 1960er Jahre zu Tode erschreckt hat. Ich winke demonstrativ ab und fahre fort, dass wir ausserdem Oakland besichtigen und über die Golden Gate Brücke fahren werden – darauf freue ich mich jetzt schon.


Phantombild des Zodiac Mörders

14.45 Uhr Nach einer Stunde spüle ich meinen Hals mit einem letzten Schluck Bier durch und merke an, dass wir langsam unsere Zelte abbrechen sollten. Meine Schwägerin gibt mir Recht und sagt, dass sie noch zum Supermarkt rasen und Lebensmittel für die anstehende Ausfahrt nach Orlando besorgen muss – das soll mir auch Recht sein.
15.30 Uhr Nachdem wir Hände geschüttelt haben, bringe ich Edelbert sicher in die Stadt zurück und wünsche ihm einen ruhigen Abend. Anschliessend drücke ich das Gaspedal bis zum Anschlag durch und freue mich auf ruhige Stunden in meinem kultivierten Zuhause.
16.15 Uhr Zurück in der kleinen Villa, stelle ich wohlwollend fest, dass während meiner Abwesenheit die Putzfrau vor Ort war. Ich atme tief durch und falle gähnend aufs Kanapee. Im Handumdrehen döse ich ein und sehe mich im Traum nach San Franzisko versetzt.
17.15 Uhr Nach dem Päuschen mache ich mich in der Küche nützlich und koche Tortellini auf. Zudem schütte ich eine fertige Tomatensauce aus dem Glas in einen Topf und verfeinere die Pampe mit Petersilie aus eigenem Anbau.


Die Petersilie wächst …

18.00 Uhr Nach dem Essen stelle ich die Geschirrspülmaschine ein und lasse den langen Tag vor der Glotze ausklingen. Unter anderem schaue ich mir die FOX Nachrichten an und lerne, dass just heute in Los Angeles der “Star Wars Day” (löblich: Krieg der Sterne Tag) gefeiert wird. Ich kratze mich nachdenklich an der Schläfe und erkläre dem schnurrenden Vierbeiner, dass ich mit der lächerlichen Filmreihe gar nichts anfangen kann.
19.00 Uhr Zur Prime Time (löblich: besten Sendezeit) schalte ich auf AMC um und gebe mich dem Spielfilm “King of Devil’s Island” hin. Das krude Machwerk des norwegischen Filmemachers Marius Holst erzählt von der Gefängnisinsel Bastoy, die unter dem strengen Regime des Anstandsleiters Hakon steht – so ein Schmarrn.
21.00 Uhr Nach 90minütiger Langeweile unternehme ich mit Hund Dixon einen letzten Rundgang durch den Garten und stelle den Rasensprenger ein. Zu guter Letzt lösche ich sämtliche Lichter und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.

2. Mai 2017 – Modefragen

08.00 Uhr Beschwingt durch den Dolly Parton Schlag “Higher and Higher” (löblich: Höher und Höher) rolle ich mich aus dem Bett und nehme mir das Recht heraus, den zweiten Tag des Wonnemonats Mai mit der Morgengymnastik einzuläuten – was kann es schöneres geben.
08.30 Uhr Während ich auf der schattigen Terrasse den Hampelmann absolviere, kommt plötzlich Herr Booth dazu und lotet aus, wann ich nach Kalifornien ausfliegen werde. Ich wische mir den Schweiss von der Stirn und informiere, dass ich in 12 Tagen in den goldenen Westen reisen und mindestens eine Woche bleiben werde. Der Vietnamveteran zieht seine karierte Stoffhose hoch und setzt mich darüber in Kenntnis, dass die Menschen im Traubenstaat (unlöblich: Grape State) von Mode überhaupt keine Ahnung haben. Mein Gegenüber kommt aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und berichtet mit erhobenem Zeigefinger, dass sich die hochnäsigen Menschen in Kalifornien aus farbenfroher Kleidung gar nichts machen – das ist mir Wurst.


Keine Hawaiihemden in Kalifornien

09.00 Uhr Kopfschüttelnd verabschiede ich mich ins Badezimmer und nutze die Ruhe, um mit meiner Schwägerin zu telefonieren. Als ich ein gemeinsames Frühstück anrege, windet sich die Gute aus der Verantwortung und meint, dass sie mit Georg nach Fort Myers krusen wird. Als ich genauer nachfrage, kommt Maria auf das neu eröffnete “Bell Tower Shops” (löblich: Klingel Turm Geschäfte) Einkaufsparadies zu sprechen und meint, dass sie unbedingt die aktuelle “Victoria’s Secret” Sommermode beäugen möchte. Ich winke ab und entgegne, dass ich mich diesem Ausflug ganz bestimmt nicht anschliessen werde – wo kämen wir denn da hin.
10.00 Uhr Pünktlich zum Zehnuhrläuten, beende ich den Badespass und stelle fest, dass vor wenigen Minuten der Gärtner eingetroffen ist. Während Herr Leonardo bei schweisstreibenden Temperaturen im Garten schuftet, brühe ich Kaffee auf und vergesse auch nicht, Dixons Napf mit Trockenfutter aufzufüllen. Danach lasse ich mich am Küchentisch nieder und verzehre köstliche KELLOGGS Froot Loops mit frischer Muh – schmeckt prima.


Mein Zuhause unter Palmen

10.45 Uhr Wenig später klingelt es an der Haustüre und ich habe das Vergnügen, Edelbert in meinem Eigenheim begrüssen zu können. Wie es sich gehört, winke ich meinen Bekannten herein und hole eine weitere Tasse aus dem Küchenschrank. Darüber hinaus erzähle ich von meiner Unterredung mit Herrn Booth und mutmasse, dass der Heini nicht mehr alle Tassen im Schrank hat. Edelbert legt jedoch seine Stirn in Falten und meint, dass wir uns auf dem Campus der Berkeley Universität ganz bestimmt nicht in knallbunten Bermudahosen und Hawaiihemden präsentieren können – wie unlöblich.
11.45 Uhr Kurz vor der Mittagszeit deute ich auf meine goldene Armbanduhr und stelle klar, dass nun die Zeit für das Mittagessen gekommen ist. Edelbert nippt ein letztes Mal am Kaffeehaferl und schlägt vor, zum “New York Pizza & Pasta” Gasthaus zu fahren – das ist phantastisch.
12.30 Uhr Nach einer kurzweiligen Ausfahrt in Edelberts schneeweissem JEEP, kehren wir mit Hund Dixon im Schlepptau in das Italiengasthaus unseres Vertrauens ein, um “Homemade Pasta” (löblich: hausgemachte Nudeln) zu verzehren. Ich beisse kraftvoll zu und öle meine staubtrockene Kehle mit eiskaltem Diät Cola (löblich: Diet Coke). Nebenher tratsche ich mit dem Professor und kündige an, dass wir unsere Forschungsreise nach Kalifornien zum Anlass nehmen könnten, um nicht nur San Francisco, sondern auch Oakland zu erkunden. Mein Tischnachbar schlägt in die gleiche Kerbe und bittet mich, im Internetz bezüglich der Sehenswürdigkeiten von Oakland zu recherchieren – wie schön.


Wir schlürfen Diät Colas

13.15 Uhr Als es ans Bezahlen geht, winkt Edelbert demonstrativ ab und sagt, dass er mich selbstverständlich einladen wird. Ich bedanke mich und sichere zu, dass ich mich in Kürze erkenntlich zeigen werde.
14.00 Uhr Zurück im Willoughby Drive, schleppe ich mich mit letzter Kraft in die kleine Villa. Während es sich Dixon unter den Luftauslassdüsen der Klimaanlage bequem macht, falle ich erschöpft aufs Kanapee und entspanne mich von den Strapazen des Vormittags – das tut gut.
15.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf Drei zugeht, wird die himmlische Ruhe durch aggressives Telefonschellen unterbrochen. Zu meiner Freude meldet sich Georg und kündigt an, dass er etwas länger in Fort Myers bleiben und Maria zum Abendessen in ein schickes Restaurant ausführen wird. Ich wische mir den Schlaf aus den Augen und rege an, dass wir uns morgen zum Frühstück treffen sollten. Danach beende ich das Gespräch und begebe mich auf die Terrasse, um in der Tageszeitung zu blättern.


Bald besuche ich die Berkeley Universität

16.00 Uhr Weil die Sonne unbarmherzig vom Himmel brennt, fasse ich den Entschluss, ins klimatisierte Haus zurückzukehren. Um keine Langeweile zu bekommen, nehme ich den Heimrechner in Betrieb und kümmere mich um die Anschnurseelsorge. Darüber hinaus recherchiere ich über Oakland und lerne, dass es in der Stadt am östlichen Ufer der Bucht von San Franzisko allerhand zu sehen gibt. Unter anderem haben Touristen die Möglichkeit, mit dem “Fairyland” den ältesten Vergnügungspark der Vereinigten Staaten zu besuchen – wie aufregend.
17.00 Uhr Redlichst informiert schalte ich das Arbeitsgerät aus und verabschiede mich in die Küche. Mit einem schönen Lied auf den Lippen richte ich eine kalte Platte an und mache es mir ausserdem zur Aufgabe, Dixon ein nahrhaftes Abendessen zu kredenzen.

18.00 Uhr Nach der Brotzeit lege ich im Wohnzimmer die Beine hoch und schalte mich durch die zahlreichen Fernsehprogramme. Bald bleibe ich auf AMC hängen und erfreue mich am nervenaufreibenden Langfilm “Zodiac” aus dem Jahre 2007. Obgleich ich die preisgekrönte Produktion bereits mehrere Male gesehen habe, lehne ich mich bierschlürfend zurück und tauche in das Leben des Karikaturisten Robert Graysmith ein, der einen berüchtigten Massenmörder namens “Zodiac” zur Strecke bringen möchte. Ich mache grosse Augen und registriere, dass es sich anbieten würde, während unseres Ausflugs nach Kalifornien auch die Tatorte des sogenannten “Zodiac Killers” zu besuchen – da kommt besonders grosse Freude auf.
21.00 Uhr Nach dreistündigem Nervenkitzen beende ich den Fernsehabend und rufe Dixon ins Haus. Im Anschluss bette ich mich zur Ruhe und döse schnell ein. Gute Nacht.

28. April 2017 – Arbor Day

Sehr verehrte Damen und Herren, liebe Tagebuchleser,

in den Vereinigten Staaten wird heute der “Arbor Day” gefeiert. Dieser Aktionstag wurde vor vielen Jahrzehnten zum ersten Mal in Nebraska ausgerufen.

Damals zogen unerschrockene Siedler durch das weite Land und fanden im Mittleren Westen eine äusserst trostlose Landschaft vor. Julius Sterling Morton, seines Zeichens Pionier und Naturschützer, machte es sich zur Lebensaufgabe, sein stattliches Grundstück mit Sträuchern, Blumen und Bäumen zu bepflanzen. Viele folgten seinem Beispiel und sorgten dafür, dass die Steppe grün wurde und der Boden für die Landwirtschaft genutzt werden konnte – wie aufregend.

JSMorton
Julius Sterling Morton

Herr Norton war ausserdem Journalist und Herausgeber von Nebraskas erster Wochenzeitung. In der “The Conservative” (löblich: Der Konservative) berichtete er über die Baumpflanzungen und schlug der Regierung vor, einen landesweiten “Arbor Day” einzuführen. Die Volksvertreter kamen dem Aufruf anno 1872 nach und stellten den Landwirten Finanzmittel zur Verfügung, um über 1.000.000 Bäume zu setzen.

In einem wahren Siegeszug eroberte der “Arbor Day” auch andere Bundesstaaten. Noch heute wird dieser Aktionstag dazu genutzt, um die amerikanischen Innenstädte zu verschönern und/oder Naturschutzgebiete aufzuforsten – wie schön.

Am heutigen Festtag werde ich gemeinsam mit meinen Verwandten, Frau Pontecorvo und Prof. Edelbert Kuhn im Grünen verbringen. Wir wollen den Nachmittag ausnutzen, um die wunderschönen Mangrovenwälder im “Clam Pass Park” zu erkunden – das wird ein Spass.

Ich wünsche allen Lesern einen frohen Arbor Day
Reinhard Pfaffenberg

27. April 2017 – Filmvergnügen

08.00 Uhr Ich öffne die Augen und fühle mich prima. Um für beste Stimmung am frühen Morgen zu sorgen, aktiviere ich die ECHO Lautsprechersäule und eile spornstreichs nach draussen, um an Hund Dixons Seite die Morgengymnastik zu absolvieren. Nebenher mache ich mir eigene Gedanken und ringe mich dazu durch, meine Verwandten am Abend in die kleine Villa einzuladen.


Meine kleine Villa

08.30 Uhr Nachdem ich meine Glieder gelockert habe, kredenze ich dem Vierbeiner einen Kauknochen und verschwinde in der Nasszelle. Zudem telefoniere ich mit Edelbert sowie meinen Verwandten und gebe zu Protokoll, dass ich sie am Abend zum Grillvergnügen erwarte. Mein Bruder ist hellauf begeistert und schlägt vor, dass wir uns nach dem Essen einen Film auf der Grossbildleinwand anschauen könnten – das ist eine hervorragende Idee.
09.30 Uhr Bevor ich zum Supermarkt kruse, verzehre ich eine Portion “Kelloggs Crunchy Nut” mit frischer Muh. Dazu trinke ich vier Tassen brühfrischen Kaffee und komme zu dem Schluss, dass Schoppen in Gesellschaft viel mehr Spass bereitet. Ruckzuck beende ich das Frühstück und statte Frau Pontecorvo einen Besuch ab. Die Perle freut sich und folgt mir plappernd zum Auto – das klappt wieder wie am Schnürchen.
10.00 Uhr Wenig später sitzen wir im Chevrolet und vereinbaren, dass wir am Abend den Gästen nicht nur Grillgut, sondern auch einen hausgemachten Krautsalat vorsetzen werden. Meine Nachbarin leckt sich die Lippen und beteuert, dass sie im Rezeptbuch ihrer Oma blättern und die Beilage selbst zubereiten wird – das hört man gerne.
10.30 Uhr Dreissig Minuten später finden wir uns in der Markthalle am Golden Gate Parkway wieder und machen einer Seniorin mit blauen Haaren einen Einkaufswagen streitig. Danach schlendern wir entspannt durch die breiten Gänge und laden neben tiefgefrorenen Kartoffelspalten aus dem Hause McCain, etlichen Weinflaschen sowie T-Knochen Schnitzel (unlöblich: T Bone Steaks), auch lustige Knabbereien in den Wagen – da kommt Freude auf.


Bei Katze Land kommt Stimmung auf

11.30 Uhr Um insgesamt 147 Dollars erleichtert, verlassen wir das Geschäft und verfrachten die schweren Einkaufstüten auf die Ladefläche des PS-strotzenden SUV. Im Anschluss treten wir die Heimfahrt an und frönen dem Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land).
12.15 Uhr Endlich bin ich wieder daheim und werde Zeuge, wie der Gärtner die Grünfläche hinter meinem Zuhause mäht. Wie es sich gehört, winke ich Herrn Leonardo zu und bitte ihn, auch die Mangroven auf ein rechtes Mass zu bringen. Der Knecht nickt eifrig und unterbreitet, dass er die Arbeit in Kürze beenden wird – das ist mir Wurst.
13.00 Uhr Nachdem ich die Lebensmittel im Eiskasten verstaut habe, schiebe ich eine Tiefkühlpizza ins Ofenrohr. Ferner nehme ich meine reichhaltige Filmsammlung in Augenschein und lasse den Rüden wissen, dass wir uns den Abend mit der sehenswerten Hollywoodproduktion “Der Soldat James Ryan” versüssen werden.
14.00 Uhr Nach dem reichhaltigen Mittagessen bette ich mich im Wohnzimmer zur Ruhe und verabschiede mich ins Schlummerland, in das träumende Kinder reisen, um Abenteuer zu bestehen.


Ein reichhaltiges Mittagessen darf nicht fehlen

15.00 Uhr Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen und werde beim Blick aus dem Fenster auf die vorlauten Nachbarskinder Emily und Francis aufmerksam. Natürlich beobachte ich die Bälger skeptisch und sehe, wie sie mit einem Stock im künstlich angelegten Teich stochern. Um der Sache auf den Grund zu gehen, laufe ich nach wildgestikulierend draussen und stelle die Kinder zur Rede. Francis deutet schmunzelnd ins kniehohe Wasser und erzählt, dass die handzahme Echse Billy gerade eine Eidechse verspeisst hat. Ich zucke mit den Schultern und ziehe mich vogelzeigend in die kleine Villa zurück, um das wertvolle Porzellangeschirr hervor zu holen.
15.30 Uhr Nachdem ich den Esstisch eingedeckt habe, befülle ich den Grill mit Holzkohle auf und vergesse auch nicht, Grillanzünder bereitzulegen. Anschliessend mache ich mich in der Küche nützlich und beträufle das Fleisch mit etwas Olivenöl – wie gut das duftet.
16.00 Uhr Als ich ein französisches Stangenbrot aufschneide, pocht Frau Pontecorvo an die Terrassentüre. Ich winke die Dame herein und informiere, dass meine Verwandten in einer Stunde auf der Matte stehen werden. Die kleine Frau von nebenan stellt eine Schüssel Krautsalat auf dem Küchentresen ab und meint, dass sie nun ein Schluck Schaumwein vertragen könnte – wie wahr.


Ich proste Frau Pontecorvo redlichst zu

17.00 Uhr Just als ich die Steaks auf den zischenden Grillrost lege, treffen meine Verwandten ein. Auch Edelbert lässt nicht lange auf sich warten und überreicht mir ein Exemplar des erst kürzlich erschienenen Zukunftsfilms “Arrival”. Darüber hinaus vernehmen wir, dass dieser Streifen mit unzähligen Kritikerpreisen überschüttet wurde und längst als Klassiker des Genres angesehen wird – wie schön.
17.45 Uhr Wir beissen kraftvoll zu und plaudern angeregt über Dies und Das. Georg legt besonders gute Laune an den Tag und berichtet, dass er in der kommenden Woche einen weiteren Ausflug im WINNEBAGO TRAVATO unternehmen wird. Maria schlägt in die gleiche Kerbe und plappert, dass sie 200 Meilen durch Florida rasen und “Gatorland” in Orlando besuchen werden. Ich mache grosse Augen und bringe heraus, dass Besucher in besagten Reptilienpark mehrere Hundert Alligatoren und sogar Schlangen beäugen können – wie furchtbar.

19.00 Uhr Als die Sonne hinter einer hochgewachsenen Palme verschwindet, nehme ich den Filmprojektor in Betrieb und werfe bunte Bilder auf die Leinwand. Zudem kredenze ich den Anwesenden süffiges Budweiser und komme in den Genuss, in das Leben der Wissenschaftlerin Louise einzutauchen, die vom amerikanischen Militär mit der Aufgabe betraut wird, die Landung zwölf mysteriöser Raumschiffe zu untersuchen – so ein Schmarrn.
21.00 Uhr Nach zwei Stunden flimmert der Abspann über die Leinwand und ich komme zu dem Ergebnis, dass “Arrival” kaum spannende Momente geboten hat.
21.30 Uhr Schlussendlich begleite ich die Gäste zur Türe und merke an, dass der Abend wunderschön war. Frau Pontecorvo haucht mir zum Abschied ein Bussi auf die Wange und lädt mich für Morgen zum Frühstück ein.
22.00 Uhr Fix und foxi rufe ich Dixon ins Haus und lösche sämtliche Lichter. Danach ziehe ich mich ins Schlafzimmer zurück und falle gähnend ins Bett. Gute Nacht.

25. April 2017 – Man kann sich nicht alles bieten lassen

08.00 Uhr Das Telefon schellt und schreckt mich aus einem schönen Traum. Als ich mir den Hörer ans Ohr halte, wünscht mir Georg einen guten Morgen und berichtet, dass er gestern gegen 22 Uhr in Naples eingetroffen ist. Mein Bruder schimpft wie ein Rohrspatz und vertellt, dass seine Ehefrau auf der Rückfahrt einen kurzen Zwischenstopp in Miami einlegen und etwas schoppen wollte. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und unke, dass Georg um ein kleines Vermögen gebracht wurde – wo soll das noch hinführen.
08.45 Uhr Nachdem wir uns für 11 Uhr im neu eröffneten “Breeze” Gasthaus an der Park Shore Marina verabredet haben, beende ich das Telefonat und fröne dem Radioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land). Unter anderem lausche ich dem Titel “Today” (löblich: Heute) und lerne, dass Sänger Paul Costa aus Australien stammt und seit vielen Jahren einer der angesagtesten Künstler auf dem fünften Kontinent ist. Ich zucke mit den Schultern und ziehe es vor, Hund Dixon in den Garten zu lassen und im Badezimmer zu verschwinden.


Ich telefoniere mit Edelbert

09.00 Uhr Während meine alten Knochen vom lauwarmen Sprudelwasser umspült werden, telefoniere ich mit Edelbert und lade ihn ein, uns im “Breeze” zu treffen. Der Professor freut sich und erzählt, dass besagtes Restaurant in der Wochenendausgabe der “Naples Daily News” (löblich: Naples tägliche Neuigkeiten) sehr gelobt wurde.
09.45 Uhr Voller Vorfreude steige ich aus der Wirbelbadewanne und rufe Dixon ins Haus. Darüber hinaus lasse ich den Rüden wissen, dass wir zeitnah zum Park Shore Yachthafen krusen und dort nicht nur Maria und Georg, sondern auch den Professor zum Frühstück treffen werden.
10.30 Uhr Um die lieben Menschen nicht warten zu lassen, scheuche ich den Vierbeiner zum Chevrolet und schicke mich an, mit quietschenden Pneus vom Grundstück zu brettern. Wie es sich gehört, trete ich das Gaspedal bis zum Anschlag durch und beschleunige den SUV auf schwindelerregende 35 Meilen pro Stunde – das macht Spass.
11.00 Uhr Pünktlich treffe ich am Ziel ein und stelle fest, dass Edelbert, Maria und Georg auch schon vor Ort sind. Ich renne spornstreichs in die Gaststätte und lasse mich neben meinen Liebsten an einem Fenstertisch nieder.
11.15 Uhr Als ich meine Nase in die Tageskarte stecke, fällt mir auf, dass die Preise im “Breeze” besonders gesalzen sind. Ich schüttle den Kopf und erkläre meinen Tischnachbarn, dass für ein grosses Frühstück 23 Dollars berechnet werden. Trotz aller Widrigkeiten lassen wir uns die gute Laune nicht verderben und winken eine schlecht gelaunte Bedienung herbei, um die Bestellung aufzugeben.


Schnee auf dem Kimomandscharo

12.00 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, berichten meine Verwandten ausführlich von ihrem Abstecher nach Key West und verraten, dass sie auch das “Ernest Hemingway House” besucht haben. Georg erhebt den Zeigefinger und informiert, dass der weltbekannte Schriftsteller in seinem Haus an der Whitehead Strasse seinen Bestseller “Schnee auf dem Kilimandscharo” geschrieben hat. Ich lausche den Ausführungen mit grossem Interesse und bemerke plötzlich ein Haar im Rührei. Natürlich winke ich die Kellnerin augenblicklich an den Tisch und bitte sie, mir eine neue Portion aufzutischen. Das rothaarige Ding schlägt die Bitte aus und entgegnet, dass sie kein Haar sehen kann – gleich platzt mir der Kragen.
12.45 Uhr Als die Maid die Rechnung bringt, staunen wir Bauklötze und sehen uns genötigt, 130 Dollars bezahlen zu müssen. Weil man sich nicht alles bieten lassen darf, verabschiede ich mich verärgert in den Waschraum und zerre etliche Papierhandtücher aus dem Spender. Nachdem ich die Tücher gründlich befeuchtet habe, drücke ich sie in den Waschbeckenabfluss und drehe den Wasserhahn bis zum Anschlag auf. Danach kehre ich zu meinen Bekannten zurück und rege einen Spaziergang zum benachbarten Venetian Bay Kaufhaus an.


Wir schlecken ein Eis

13.30 Uhr Bei angenehmen Temperaturen schlendern wir an den Boutiquen vorbei und nehmen uns das Recht heraus, die Auslagen in den Schaufenstern in Augenschein zu nehmen. Zudem schlecken wir ein Eis und beobachten einen gitarrespielenden Sangeskünstler, der vor einer “Mondo Uomo” Filiale den Simon & Garfunkel Gassenhauer “Mrs. Robinson” zum Besten gibt – da kommt besonders grosse Freude auf.
14.30 Uhr Sechzig Minuten später stehen wir wieder an den Autos und schütteln Hände. Georg klopft mir auf die Schulter und sagt, dass er am Abend Herrn Wang auf dem Golfplatz treffen wird. Ich nicke eifrig und wünsche meinem Bruder viel Vergnügen. Im Anschluss schwinge ich mich hinters Lenkrad und kruse zügig nach Hause.
15.15 Uhr Endlich bin ich wieder dahoam und kann im geschmackvoll eingerichteten Wohnzimmer die Beine hochlegen. Ich schlummere prompt ein und träume von meiner anstehenden Reise nach Kalifornien – wie schön.
16.15 Uhr Ich öffne die Augen und verspüre wegen der grossen Hitze wenig Lust, die Anschnurseelsorge zu erledigen. Stattdessen hole ich mir eine Flasche Budweiser aus dem Eiskasten und mache mich über das grosse Kreuzworträtsel in der Tageszeitung her.
17.00 Uhr Nachdem ich auf das Lösungswort “REEGHECWSRMEOHT” gekommen bin, mache ich mich in der Küche nützlich und schwenke köstliches Grillfleisch in einer Pfanne. Ferner backe ich Kartoffelspalten im Ofen heraus und vergesse auch nicht, Dixons Napf mit gesundem Trockenfutter aufzufüllen.
18.00 Uhr Mit vollem Magen schalte ich die Spülmaschine ein und gehe zum gemütlichen Teil des Tages über. Ich lasse mich vor dem neumodischen Farbfernsehgerät nieder und gebe mich den Abendnachrichten auf FOX hin.

19.00 Uhr Um etwas Abwechslung zu bekommen, wechsle ich bald auf NBC und schaue mir die ersten Folgen der neuen Sitzkomödie (unlöblich: Sitcom) “Great News” (löblich: Grosse Neuigkeiten) an. Ich amüsiere mich köstlich und tauche in die Welt einer jungen Dame ein, die in der Nachrichtenredaktion eines Fernsehsenders arbeitet.
20.30 Uhr Nach eineinhalbstündiger Spitzenunterhaltung schalte ich die Glotze aus und lösche sämtliche Lichter. Anschliessend streichle ich Dixon über den Kopf und falle übermüdet ins Bett. Gute Nacht.