26. Dezember 2017 – Der Christbaum vor dem Rockefeller Center

Sehr verehrter Leser,

die “Metropolitan Opera Company” wurde im Jahre 1880 in New York gegründet. Das Orchesterensemble trat damals in einem Opernhaus auf, das zwischen der 39. und 40. Strasse am Broadway beheimatet war. Weil das Gebäude durch einen verheerenden Brand beschädigt wurde, entschloss man sich, im Zentrum Manhattans eine neue Spielstätte zu errichten. Nach dem Börsencrash des Jahres 1929 nahmen die Verantwortlichen von diesem ehrgeizigen Projekt abstand – wie schade.

Schlussendlich wurde mit dem Bau des sogenannten “Rockefeller Centers” im Jahre 1931 begonnen. Das Areal bestand aus zahlreichen Hochhäusern sowie einem Vorplatz und wurde nach seinem Geldgeber – dem aus Cleveland in Ohio stammenden John D. Rockefeller Jr. – benannt.

Erstmals wurde im Jahre 1933 ein 15 Meter hoher Christbaum auf dem mit Bauschutt und Geröll übersäten “Rockefeller Plaza” aufgestellt. Diese Tradition wurde bis heute fortgeführt.

Die Weihnachtszeit im Big Apple (löblich: Grossen Apfel) wurde in diesem Jahr am 29. November eingeläutet. Während einer festlichen Zeremonie wurden die knapp 45.000 Lichter des “Rockefeller Trees” (löblich: Rockefeller Baumes) vom Bürgermeister höchstpersönlich in Betrieb genommen. Darüber hinaus wurde das “Rockefeller Center Tree Lightning” seit jeher mit einem grossen Fest, musikalischen Darbietungen sowie einem farbenfrohen Umzug begleitet.

In diesem Jahr wurde der Baum Mitte November mit städtischen Angestellten aufgestellt. Die knapp 23 Meter hohe Rottanne wuchs in der Nähe der Gemeinde State College in Pennsylvania und wird bis zum 9. Januar 2018 knapp sechs Millionen Schaulustige zum Rockefeller Plaza locken – da kommt besonders grosse Freude auf.

Hochachtungsvoll
Reinhard Pfaffenberg

25. Dezember 2017 – Merry Christmas

Sehr geehrte Damen und Herren,

während im alten Europa traditionell am 24. Dezember der heilige Abend begangen wird, dürfen die Kinder in den Vereinigten Staaten sowie in Kanada erst am Morgen des 25. Dezembers ihre Geschenke öffnen – wie aufregend.

Erstmals wurde der 25. Dezember als Jesu Geburtsdatum vom römischen Kalligraphen Furius Dionysius Filocalus im 4. Jahrhundert erwähnt. Der gute Mann bezieht sich in seinem sogenannten “Chronograph von 354” auf eine uralte Quelle und schrieb, dass “Christus während des Konsulats von C. Augustus und L. Aemilianus Paulus am 25. Dezember, einem Freitag, dem 15. Tag des Mondalters geboren wurde”. Weil auch das Solfest zu Ehren des antiken römischen Sonnengottes Sol am 25. Dezember gefeiert wurde, entschloss man sich, Jesu Geburt und die Sonnenfeier zusammenzulegen.


Der Weihnachtsmann bringt viele Geschenke

In den Vereinigten Staaten zählt Christmas (löblich: Weihnachten) natürlich zu den wichtigsten Familienfesten des Jahres. Da Multikulturalität in den USA bekanntlich besonders gross geschrieben wird und die Politik seit jeher eine strickte Trennung von Staat und Religion fordert, ist der christliche Ursprung mittlerweile fast in Vergessenheit geraten – wie schade.


Das Chanukka Fest

Trotz alledem ist Weihnachten allgegenwärtig und wird von 96% aller in den Vereinigten Staaten lebenden Bürgern gefeiert. Darüber hinaus gab und gibt es immer wieder Versuche, Weihnachten mit anderen Winterfesten wie dem jüdischen Chanukka, dem mexikanischen Las Posadas und/oder dem afroamerikanische Kwanzaa-Fest zu verbinden – wie unlöblich.

Ich wünsche allen Lesern ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest.
Reinhard Pfaffenberg

21. Dezember 2017 – Wir freuen uns auf Weihnachten

08.00 Uhr Ein neuer Tag beginnt und aus dem Radiowecker dröhnt das Weihnachtslied “The Twelve Days of Christmas” (löblich: Die 12 Weihnachtstage). Während Gesangsstern John Denver die zwölf Tage zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar besingt, hüpfe ich aus dem Bett und lasse es mir nicht nehmen, eine lustige Kerze in der klimatisierten Wohnstube zu entzünden – da kommt Stimmung auf.

08.30 Uhr Anschliessend scheuche ich Hund Dixon nach draussen und lockere meine Glieder bei schweisstreibenden Temperaturen. Ferner blicke ich seufzend zur Sonne und denke daran, wie schön es doch wäre, die “staade Zeit” im Schnee zu erleben – leider kann man im Leben nicht alles haben.
09.00 Uhr Weil ich gegen 11 Uhr meine Familie in Julies Restaurant treffen werde, verabschiede ich mich ins Bad, um mich ordentlich auszuwaschen. Darüber hinaus telefoniere ich mit Edelbert und lasse ihn wissen, dass ich bald zu Julies Restaurant krusen und die wichtigste Mahlzeit des Tages im Kreise meiner Liebsten einnehmen werde. Der schlaue Mann nickt eifrig und entgegnet, dass er bereits von Maria über dieses Treffen informiert wurde.
10.00 Uhr Voller Vorfreude beende ich die Morgenwäsche und fasse den Entschluss, meinen cremefarbigen Sommeranzug, ein hellblaues Hemd sowie einen Schlips mit modischem Paisleymuster aus dem begehbaren Schrank zu holen. Um dem Aufzug eine extravagante Note zu verleihen, stecke ich ausserdem eine dekorative Anstecknadel ans Revers des Sakkos – wie aufregend.


Hund Dixon ist brav

10.30 Uhr Nachdem ich meine weissen Lackschuhe angezogen habe, klatsche ich in die Hände und fordere den Vierbeiner auf, mich zum Chevrolet zu begleiten. Der Rüde folgt mir aufs Wort und kann es kaum noch erwarten, im Frühstücksgasthaus unseres Vertrauens Schmankerl zu erbetteln.
11.00 Uhr Wenig später erreiche ich mein Ziel und kann den SUV direkt vor dem Familienrestaurant parken. Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, nehme ich den Hund an die Leine und strebe pfeifend in die Gaststube. Zu allem Überfluss krümmen sich meine Verwandten vor Lachen und loten aus, ob ich mich einem Wanderzirkus anschliessen möchte. Als ich mich ahnungslos gebe, verweist James auf meine Klamotten und stellt die Behauptung auf, dass ich wie der Fernsehrechtsanwalt Saul Goodman gekleidet bin – das ist ja allerhand.
11.30 Uhr Trotz aller Nackenschläge lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und ordere bei Aushilfsbedienung Peggy ein grosses Frühstück. Die adrette Kellnerin fackelt nicht lange und verwöhnt mich ausserdem mit einem grossen Glas O-Saft – schmeckt gar nicht schlecht.
12.00 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, kommt David plötzlich auf meinen Geburtstag am 3. Januar zu sprechen und plappert, dass er Tags darauf nach Kanada ausfliegen wird. Amanda schlägt in die gleiche Kerbe und beteuert, dass ihr Sohn am 8. Januar wieder zur Schule gehen muss. In diesem Zusammenhang bringe ich auch heraus, dass der Jungspund im Sommer die “Class for gifted Children” (löblich: Klasse für schlaue Kinder) verlassen und auf die “Junior High School” (löblich: Junioren Hochschule) wechseln wird. James strahlt über das ganze Gesicht und verrät, dass sein Sohn irgendwann ein angesehener Jurist oder Chirurg werden wird – das hört man gerne.
12.30 Uhr Im weiteren Verlauf erfahre ich, dass meine Verwandten den Nachmittag im “Freedom Park” verbringen und Abends ins Lichtspielhaus wandern wollen. Natürlich winke ich gelangweilt ab und stelle klar, dass ich auf solche Sperenzchen keine Lust habe. Edelbert gibt mir Recht und wirft ein, dass er sich nun ebenfalls verabschieden und einen Frisör im Stadtzentrum aufsuchen wird – jaja.
13.00 Uhr Nachdem Georg die Rechnung aus eigener Tasche beglichen hat, schütteln wir Hände und kommen überein, dass wir uns Morgen in meiner kleinen Villa treffen sollten – da kommt Freude auf.
13.45 Uhr Zuhause angekommen, versorge ich den Vierbeiner mit frischem Wasser. Im Anschluss lasse ich mich aufs Kanapee fallen und schliesse die Augen. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und träume vom letztjährigen Weihnachtsfest im verschneiten Kanada – das waren noch Zeiten.


Bald kommt das Christkind

14.45 Uhr Ich erwache ausgeruht und fülle meine Hahn und Henne Tasse mit Bohnentrunk auf. Zudem setze ich mich an den Schreibtisch und ärgere mich, weil der Heimrechner ein sogenanntes Update (löblich: Aktualisierungsdatei) installieren muss. Da es mir nicht möglich ist, elektronische Depeschen aufzurufen, hole ich ein kühles Bier aus dem Eiskasten und mache es mir auf der Terrasse bequem. Unter anderem blättere ich in der “Naples Daily News” (löblich: Naples tägliche Neuigkeiten) und lerne, dass der Internetzhandel in diesem Jahr mit Rekordumsätzen rechnen darf – wo soll das noch hinführen.
15.45 Uhr Als ich nach einer Stunde an den Heimrechner zurückkehre, stelle ich mit grosser Sorge fest, dass die Fenster (unlöblich: Windows) Weichware die Datei nicht installieren konnte. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und ringe mich dazu durch, das Arbeitsgerät herunterzufahren und mich Morgen um die Probleme zu kümmern.


Heute gibt es Pizza

16.30 Uhr Nun wird es aber Zeit, eine Tiefkühlpizza ins Backrohr zu schieben und für ein prima Abendessen zu sorgen. Ferner schneide ich eine Tomate auf und zaubere im Handumdrehen einen bunten Beilagensalat.
17.30 Uhr Zum Abschluss des Tages telefoniere ich noch einmal mit dem Professor und vernehme, dass er sich nicht nur die Haare hat schneiden lassen, sondern auch eine Pediküre genossen hat. Ich staune nicht schlecht und komme prompt zu dem Schluss, dass ich mir solch einen Luxus nicht leisten kann.
18.00 Uhr Endlich kann ich es mir in der klimatisierten Stube bequem machen und den FOX Abendnachrichten frönen. Der Moderator berichtet von den aktuellen Geschehnissen in der Welt und meldet, dass Präsident Trump die Weihnachtszeit im sonnigen Florida verbringen wird – das soll mir auch Recht sein.
19.00 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, nehme ich mit dem NETFLIX Angebot Vorlieb und gebe mich der in Deutschland entstandenen Serie “Dark””Dark” hin. Das zehnteilige Fernsehspiel handelt von vier Familien, dessen heile Welt eines Tagen aus den Fugen gerissen wird – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Nach zwei nervenaufreibenden Stunden schalte ich die Glotz ab und unternehme mit Dixon einen letzten Spaziergang durch den Garten. Danach verriegle ich die Haustüre und lege mich ins Bett. Gute Nacht.

20. Dezember 2017 – Willkommen James, Amanda und David

08.00 Uhr Ich werde durch ohrenbetäubendes Klingeln geweckt und stelle fest, dass sich der Milchmann vor der Villa eingefunden hat. Selbstverständlich öffne ich augenblicklich die Pforte und heisse Herrn Forrest herzlich Willkommen. Der Heini überreicht mir eine Weihnachtskarte und bedankt sich herzlich für meine langjährige Kundentreue. Ich nicke eifrig und entgegne, dass ich seine frischen Muherzeugnisse sehr zu schätzen weiss.


Bald kommt das Christkind

08.30 Uhr Nachdem ich die Milch in den Eiskasten gestellt und die Morgengymnastik absolviert habe, lasse ich die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Nebenher rufe ich bei meinen Verwandten im Lowbank Drive an und stelle klar, dass ich heute zum Flughafen mitkommen und die Kinder in Empfang nehmen werde. Georg ist begeistert und meint, dass wir uns gegen halb 4 am Gate C6 treffen sollten – das ist phantastisch.
09.30 Uhr Sechzig Minuten später schlendere ich in die Küche und fülle Trockenfutter in Dixons Napf. Ausserdem nehme ich mit einer Portion KELLOGGS Zerealien, Rühreiern sowie brühfrischem Bohnenkaffee Vorlieb. Beiläufig blättere ich in der Tageszeitung und bringe heraus, dass just heute vor 28 Jahren amerikanische Truppen nach Panama einmarschiert sind und den in Drogengeschäfte verwickelten Machthaber Manuel Noriega festgenommen haben. In diesem Zusammenhang lerne ich weiter, dass heutzutage knapp 90% aller Rauschmittel und illegaler Medikamente über die mexikanische Grenze ins Land geschmuggelt werden – wie unlöblich.


Drogenpflanzen – Ich sage NEIN

10.15 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten lege ich die Morgenlektüre beiseite und rufe in Edelberts Stadtwohnung an. Mein Bekannter meldet sich prompt und legt mir nahe, ins Zentrum zu rasen und ihn zu treffen. Da man auch bei kühlen Temperaturen viel trinken sollte, sage ich spornstreichs zu und bringe einen Umtrunk im “Caffe Milano” zur Sprache – da läuft mir schon jetzt das Wasser im Munde zusammen.
11.00 Uhr Nachdem ich die leistungsstarke Geschirrspülmaschine in Betrieb genommen habe, scheuche ich den Vierbeiner zum SUV und gleite radiohörend vom Grundstück. Ruckzuck finde ich mich auf dem Tamiami Trail wieder und beschleunige das PS-strotzende Gefährt auf schwindelerregende 35 Meilen pro Stunde.
11.30 Uhr Pünktlich auf die Minute erreiche ich mein Ziel und kann an Edelberts und Hund Dixons Seite die weihnachtlich dekorierte Wirtschaft betreten. Wir nehmen an einem Fenstertisch Platz und ordern bei einem netten Kellner süffigen Schaumwein sowie Mangoeisbecher mit Sahne. Darüber hinaus tratschen wir angeregt und planen das anstehende Weihnachtsfest. Mein Tischnachbar legt beste Laune an den Tag und informiert, dass er am Wochenende ein Paket geschnürt und es seinem Sohn zugeschickt hat. Ich nippe am Sektglas und antworte, dass ich am Sonntag ebenfalls mit dem Geschenkpapier hantiert und meine Präsente eingepackt habe – wie aufregend.


Es gibt viele Geschenke

12.30 Uhr Weil Dixon langsam unruhig wird, begleichen wir die Rechnung und brechen zu einem tschilligen Stadtbummel auf. Währenddessen nehmen wir die Auslagen in den Schaufenstern in Augenschein und registrieren, dass in vielen Geschäften hohe Rabatte gewährt werden. Trotz der Lockangebote bleiben wir standhaft und stehen alsbald am azurblauen Golf von Mexiko – diese Idylle muss man erlebt haben.
13.15 Uhr Ich sauge die salzige Luft tief in meine Lungen ein und lasse meinen Begleiter wissen, dass ich in zweieinhalb Stunden die Kinder wiedersehen werde. Prof. Kuhn schenkt mir ein Lächeln und unterbreitet, dass wir uns morgen in Julies Restaurant zum Frühstück treffen sollten – wie schön.
14.15 Uhr Nachdem ich Edelbert Lebewohl gesagt habe, helfe ich Dixon auf die Ladefläche des Chevrolets und fahre ruckzuck in Richtung Fort Myers davon. Um für gute Laune zu sorgen, stelle ich das Radiogerät etwas lauter, um zum Alan Jackson Weihnachtsschlag “Let It Be Christmas” laut mitzusingen.

15.00 Uhr Nach einer Dreiviertelstunde finde ich mich auf dem Flughafengelände wieder und fasse den Entschluss, das Auto direkt vor dem Haupteingang abzustellen. Im Anschluss nehme ich das Haustier an die Leine und spaziere mit einer schönen Melodie auf den Lippen ins Terminal. Zu meiner Freude treffe ich bald auf meine Verwandten und vernehme, dass der WESTJET Direktflug aus Toronto gerade gelandet ist – das ist prima.
15.30 Uhr Ich hüpfe aufgeregt auf und ab und erkläre Maria, dass Amanda bestimmt unzählige Klamotten und Schuhe eingepackt hat. Meine Schwägerin schüttelt entschieden den Kopf und rechnet vor, dass die jungen Leute bereits in zwei Wochen wieder abreisen werden.
16.00 Uhr Endlich erblicke ich James, Amanda und den kleinen David (12) im Getümmel der anderen Reisenden. Laut juchzend schliesse ich die netten Menschen in meine Arme und erkundige mich, ob sie einen angenehmen Flug hatten. James kommt aus dem Schimpfen gar nicht mehr heraus und gibt mir zu verstehen, dass er diese Fluggesellschaft kaum weiterempfehlen kann.
16.30 Uhr Nachdem ich David in die Wange gekniffen habe, schleppen wir das Gepäck zu den Autos. Ich hieve einen besonders schweren Hartschalenkoffer auf die Ladefläche und erfahre von James, dass Amanda sechs Paar Schuhe, gefütterte Wintermäntel und diverse Pullover eingepackt hat – das ist wieder typisch.


Das Ferienhaus meiner Verwandten

17.15 Uhr Zurück im Lowbank Drive, rolle ich den Koffer ins Ferienhaus und mache Amanda auf den Umstand aufmerksam, dass der Wetterdienst für die Weihnachtszeit subtropisches Klima voraussagt. Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und setze mich ans Schwimmbecken, um ein Budweiser zu schlürfen. Ferner plaudere ich mit David und höre, dass er sich vom Christkind ein sündteures Handtelefon aus dem Hause Apfel (unlöblich: Apple) gewünscht hat – wie schrecklich.
18.00 Uhr Als der Stundenzeiger meines goldenen Chronographen auf 6 zugeht, serviert Maria köstliche Sandwiches (unlöblich: Wurstbrote) und verrät, dass sie am Weihnachtstag eine fette Ente mit Knödeln auftischen wird. Ich beisse kraftvoll in eine Schinkenstulle und werfe ein, dass wir Tags zuvor in meinem Zuhause abfeiern und Eierpunsch trinken werden – darauf freue ich mich jetzt schon.


Ich beisse kraftvoll zu

19.00 Uhr Da die Kinder müde sind, beschliessen wir den Abend mit Kaffee und hausgemachtem Käsekuchen. Danach wünsche ich meinen Verwandten einen ruhigen Abend und trete die Heimreise in den Willoughby Drive an.
19.30 Uhr Völlig übermüdet werfe ich die Haustüre ins Schloss und lasse den Tag in der guten Stube ausklingen. Während Dixon einen Kauknochen verzehrt, fröne ich den FOX Nachrichten und mache mich über die aktuellen Geschehnisse in der Welt schlau.
20.30 Uhr Weil meine Augen langsam zufallen, betätige ich den “OFF” (löblich: AUS) Knopf auf der Fernbedienung und begleite den Rüden noch einmal in den Garten. Im Anschluss lösche ich sämtliche Lichter und gehe gähnend zu Bett. Gute Nacht.

19. Dezember 2017 – Morgen kommen die Kinder

08.00 Uhr Während Martina McBride auf der Frequenz von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) den Weihnachtsklassiker “Jingle Bells” trällert, hüpfe ich aus dem Bett. Voller Vorfreude öffne ich die Terrassentüre und lasse Hund Dixon wissen, dass wir Morgen die Kinder im Rentnerparadies begrüssen werden – das wird eine Gaudi.
08.30 Uhr Nachdem ich den Frühsport hinter mich gebracht habe, ziehe ich mich in die Nasszelle zurück und läute den sonnigen Tag mit einem Wirbelbad ein. Nebenher telefoniere ich mit meiner Schwägerin und bringe heraus, dass meine Verwandten gleich zum WINN DIXIE Supermarkt am Mission Hill Drive krusen und Einkäufe tätigen wollen. Ich werde augenblicklich hellhörig und biete Maria an, kurzerhand mitzukommen und ihr bei der Auswahl der Produkte beizustehen – immerhin habe ich heute ausnahmsweise keine Termine im Kalender stehen.


Die Putzperle ist da

09.30 Uhr Just als die Zeiger meiner geschmackvollen Wanduhr auf halb 10 deuten, trete ich aus dem Bad und sehe mich mit meiner Zugehfrau konfrontiert. Frau Gomez schreit wie am Spiess und fordert mich auf, mir etwas anzuziehen. Ich nicke eifrig und flitze wie der Wind ins Schlafzimmer, um mich in legere Freizeitkleidung zu zwängen. Danach schlendere ich kleinlaut in die Küche und gebe der Putzperle zu verstehen, dass sie bei ihrem nächsten Besuch die Klingel betätigen sollte. Die Dame wischt mit einem nassen Lappen über die Küchenanrichte und plappert, dass sie in der kommenden Woche nach Mexiko ausfliegen und erst wieder im kommenden Jahr den Hausputz erledigen wird – das soll mir auch Recht sein.
10.15 Uhr Nach einem reichhaltigen Frühstück, setze ich mir die NY YANKEES Kappe auf und wünsche meiner Zugehfrau ein schönes Fest. Ferner stecke ich ihr als kleines Dankeschön eine druckfrische 20 Dollars Note zu und merke an, dass ich nun zum Supermarkt meines Vertrauens rasen und dort meine Verwandten treffen werde.


20 Dollars für Frau Gomez

11.00 Uhr Wenig später brettere ich mit quietschenden Pneus auf den Supermarktparkplatz und schaffe es gerade noch, einem hochnäsigen Porschefahrer einen Stellplatz wegzuschnappen. Während Dixon im PS-strotzenden SUV zurückbleibt, strebe ich lachend zur Markhalle und freue mich, dem blondierten Sportwagenfahrer ein Schnippchen geschlagen zu haben. Alsbald treffe ich auf meine Verwandten am Haupteingang an und lerne, dass sie nicht nur Lebensmittel und Getränke, sondern auch Willkommenspräsente für die jungen Leute besorgen müssen. Ich reibe mir die Hände und gebe zu Protokoll, dass wir David mit Buntstiften überraschen sollten. Mein Bruder zeigt mir jedoch den Vogel und beteuert, dass der Bube im September seinen 12. Geburtstag gefeiert hat und bestimmt keine Dinosaurier auf ein Blatt Papier kritzeln möchte – wie schade.
11.30 Uhr Während wir den klapprigen Einkaufswagen durch die breiten Gänge schieben, wende ich mich Georg zu und lote aus, wann die Kinder eintreffen werden. Der gute Mann versorgt mich mit Infos und unterbreitet, dass er Morgen gegen 16 Uhr zum Flughafen nach Fort Myers fahren und die jungen Leute in Empfang nehmen wird – das ist die beste Nachricht des ganzen Tages.


Bezahlkarten sind unlöblich

12.15 Uhr Kurz nach dem Mittagsläuten schieben wir den vollbeladenen Wagen zur Kasse und Georg zögert nicht, seine Amerikanische Schnellkarte (unlöblich: American Express Card) zu zücken und der übergewichtigen Kassenkraft ein stattliches Trinkgeld zuzustecken – das ist ja allerhand.
12.45 Uhr Nachdem wir die Einkäufe in die Autos verfrachtet haben, statten wir der benachbarten “Altavista” Pizzeria einen Besuch ab. Weil meine Verwandten bereits ein kleines Vermögen ausgegeben haben, zeige ich mich erkenntlich und lade die lieben Menschen zu vitaminreichen Thunfischpizzas und durstlöschendem Eistee ein.
13.15 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, planen wir das anstehende Weihnachtsfest und kommen überein, dass wir den Abend des 24. Dezembers in meiner Villa feiern sollten. Ich mache grosse Augen und erfahre weiter, dass wir Tags darauf das Frühstück im Ferienhaus einnehmen und Geschenke austauschen werden – wie aufregend.
13.30 Uhr Mit vollen Bäuchen kehren wir zu den Autos zurück und wünschen einander schöne Nachmittage. Da ich mich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten kann, schwinge ich mich spornstreichs hinters Lenkrad und trete mit dem Rüden die Heimreise in den Willoughby Drive an.


Mein Zuhause unter Palmen

14.00 Uhr Zuhause angekommen, schleppe ich mit letzter Kraft die Einkaufstüte ins Haus und mache es mir zur Aufgabe, eine Flasche Ketchup, vitaminreiches Hackfleisch, Käse, frisches Gemüse, Brotaufstrich sowie einen Salatkopf in den Eiskasten zu verstauen. Danach falle ich gähnend aufs Kanapee und döse schnell ein.
15.00 Uhr Um nicht den ganzen Nachmittag auf der faulen Haut zu liegen, breche ich mit Hund Dixon zu einem Gassigang zur “La Playa” Golfanlage auf. Mit einer lustigen Melodie auf den Lippen flaniere ich durch das beschauliche Wohngebiet und nehme mir das Recht heraus, dem Vierbeiner Stöckchen zuzuwerfen.
16.00 Uhr Endlich bin ich wieder dahoam und kann aus den schweren Kuhjungenstiefeln schlüpfen. Im Anschluss setze ich mich an den Schreibtisch und helfe im Rahmen der Anschnurseelsorge verzweifelten Erziehungsberechtigten bei schwerwiegenden Problemen.
17.00 Uhr Da das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, beende ich die schweisstreibende Arbeit und mache mich in der Küche nützlich. Zu prima Elvis Presley Weihnachtsliedern koche ich italienische Langnudeln (unlöblich: Spaghetti) mit Tomatensauce auf. Zudem rufe ich bei Prof. Kuhn an und vernehme, dass der schlaue Mann am Nachmittag Frau Brandie Cream zum Kaffeetrinken getroffen hat – wie schön.


Heute gibt es Langnudeln mit Sauce

18.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 6 zugeht, lege ich in der klimatisierten Wohnstube die Beine hoch und schaue fern. Um auf den neuesten Stand zu kommen, gebe ich mich den FOX Nachrichten hin und informiere mich aus erster Hand über die aktuellen Geschehnisse in der Welt.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit verweile ich weiter auf FOX und fröne dem preisgekrönten Serienspiel “The Last Man on Earth” (auf deutsch: Der letzte Mann auf Erden). Die Spasssendung handelt von einem bärtigen Heini, der als einziger Mensch eine verheerende Virusepidemie überlebt hat und nun ganz alleine durch die Vereinigten Staaten streift – da kommt Freude auf.
21.00 Uhr Als nach der vierten Episode der Abspann über die Mattscheibe flimmert, beende ich den Fernsehabend und gehe müde zu Bett. Gute Nacht.