15. Oktober 2018 – Spassbadbesuch ohne Mich

08.00 Uhr Die 42. Woche des Jahres beginnt und ich läute den schwülwarmen Morgen mit dem Frühsport auf der Terrasse ein. Während Dixon mit einem Tennisball spielt, hüpfe ich auf und ab und vergesse auch nicht, ein auf der Wiese hinter der kleinen Villa ein Rad zu schlagen – was kann es schöneres geben.
08.30 Uhr Im Anschluss entspanne ich mich bei einem Wirbelbad und nutze die Zeit, um Sandras Tagebucheintrag vom Wochenende zu studieren. Ich staune Bauklötze und lerne, dass sich die unterbelichtete Maid die Langeweile mit gewaltverherrlichenden Filmen vertrieben hat – gleich platzt mir der Kragen.
09.30 Uhr Nach dem Badespass setze ich mich entnervt an den Frühstückstisch und lasse mir die wichtigste Mahlzeit des Tages schmecken. Ferner telefoniere ich mit Georg und vernehme, dass meine Verwandten gleich zum “Sun-N-Fun Lagoon” Wasserpark krusen werden. Als mich mein Bruder aufruft, kurzerhand mitzukommen, winke ich gelangweilt ab und gebe vor, kein Interesse am örtlichen Spassbad zu haben – wo kämen wir denn da hin.


Ein Spassbadbesuch ohne Mich

10.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner goldenen ROLEX auf 10 zugeht, stelle ich die Butter in den Eiskasten und freue mich, als Edelberts schneeweisser JEEP vorfährt. Wie es sich gehört, winke ich meinen Bekannten freundlich herein und gebe zu Protokoll, dass es angebracht wäre, im Garten zu arbeiten. Obgleich Edelbert vorgibt, als Kind einen Bandscheibenvorfall gehabt zu haben, lasse ich nicht locker und lotse den schlauen Mann nach draussen. Ruckzuck drücke ich ihm einen Besen in die Hand und animiere ihn, vor meiner kultivierten Villa für Sauberkeit und Ordnung zu sorgen – immerhin kann ich mich nicht um alles kümmern.


Dixon spielt mit einem Tennisball

10.45 Uhr Währenddessen mache ich mich am Petersilienbeet zu schaffen und lockere den Mutterboden. Zudem halte ich den Vierbeiner an, dem künstlich angelegten Teich fern zu bleiben und stattdessen weiter mit seinem Tennisball im Garten der Nachbarn zu spielen.
11.15 Uhr Wenig später gesellt sich Herr Booth an die Grundstücksgrenze und serviert eiskaltes Budweiser. Ich rufe spornstreichs nach Edelbert und lasse meinen Nachbarn wissen, dass meine Kehle ganz ausgetrocknet ist. Der Professor schlägt in die gleiche Kerbe und meint, dass eine kleine Brotzeit auch nicht schaden kann – wie wahr.
12.00 Uhr Nachdem sich Herr Booth verabschiedet hat, kehre ich in die gute Stube zurück und rufe kurzerhand bei der “Dominos” Heissleine (unlöblich: Hotline) an. Alsbald meldet sich eine freundliche Dame am anderen Ende der Leitung und nimmt zuvorkommend die Bestellung auf. Natürlich zeige ich mich spendabel und bitte den Trampel, zwei mit Schinken und Pilzen belegte Pizzas in den Willoughby Drive zu liefern – das gibt ein Festessen.
12.45 Uhr Bereits nach fünfundvierzig Minuten kommt ein verrosteter Lieferwagen vor meinem kultivierten Anwesen zum halten und wir können das Mittagessen in Empfang nehmen. Weil man viel trinken sollte, kredenze ich dem Professor eine weitere Flasche Bier und zögere auch nicht, die Pizzas auf zwei Teller anzurichten. Anschliessend machen wir es uns auf der schattigen Terrasse gemütlich und beissen kraftvoll zu – das tut gut.
13.30 Uhr Während wir uns das italienische Schmankerl munden lassen, kommt Edelbert auf Weihnachten zu sprechen und rechnet vor, dass in 71 Tagen das Christkind vor der Türe stehen wird. In diesem Zusammenhang möchte mein Bekannter wissen, ob wir das Fest in Kanada oder in Florida erleben werden. Ich zucke mit den Schultern und entgegne, dass die Entscheidung noch nicht gefallen ist. Ferner verweise ich auf meine Verwandten und informiere, dass die lieben Leute womöglich bis ins neue Jahr im Rentnerparadies bleiben werden.


Meine kleine Villa unter Palmen

14.30 Uhr Schlussendlich wünscht mir Edelbert einen schönen Nachmittag und zieht es vor, die Heimfahrt ins Stadtzentrum anzutreten. Ich werfe die Pforte lautkrachend ins Schloss und bette mich auf dem Kanapee zur Ruhe.
15.30 Uhr Weil es für das Abendessen noch zu früh ist, nehme ich die Hundeleine zur Hand und fordere den Vierbeiner auf, mit mir Gassi zu gehen. Dixon ist kaum zu bändigen und macht es sich während des Spaziergangs zum nahegelegenen La Playa Golfplatz zur Aufgabe, im kniehohen Gras nach verloren gegangenen Golfbällen Ausschau zu halten – da kommt besonders grosse Freude auf.
16.30 Uhr Wieder zurück in der kleinen Villa, hantiere ich in der Küche mit der Pfanne und zaubere im Handumdrehen schmackhafte Bratkartoffeln mit Spinat und Fischstäben – wie gut das duftet.
17.30 Uhr Nach der Brotzeit nehme ich die leistungsstarke Geschirrspülmaschine in Betrieb und komme zu dem Schluss, dass mich dieser Stress bald ins Grab bringen wird. Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und blättere wissbegierig in der Fernsehzeitung.
18.00 Uhr Um endlich zur Ruhe zu kommen, nehme ich auf dem Sofa platz und mache mich auf FOX über die aktuellen Geschehnisse in der Welt schlau. Nebenher kippe ich mir eine süffige Hopfenkaltschale hinter die Binde und labe mich an lustigen Lays Kartoffelchips – das schmeckt.

19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf AMC und gebe mich dem Filmklassiker “I Dreamed of Africa” (auf deutsch: Ich träumte von Afrika) hin. Die Hollywoodproduktion aus dem Jahre 2000 erzählt die Lebensgeschichte der italienischen Schriftstellerin Kuki Gallmann, die mit ihrem Mann nach Kenia auswandert, um dort einen abgelegenen Bauernhof zu bewirtschaften.
21.00 Uhr Als nach zwei langweiligen Stunden der Abspann über die Mattscheibe flimmert, beende ich den Fernsehabend und schliesse sämtliche Fenster. Zu guter Letzt wünsche ich Dixon angenehme Träume und lege mich schlafen. Gute Nacht.

12. Oktober 2018 – Ein BBQ am Wochenende

08.00 Uhr Beschwingt durch den aktuellen Eric Church Schlag (unlöblich: Hit) “Jukebox and Bar” (löblich: Musikschachtel und Biertränke) hüpfe ich aus den Federn und lerne, dass der bekannte Landmusikant zum Monatsanfang ein neues Studioalbum mit dem Titel “Desperate Man” herausgebracht hat – das ist wunderbar.


Eric Church – Desperate Man

09.00 Uhr Nachdem ich auf der Terrasse die Morgengymnastik absolviert habe, eile ich in die Nasszelle und entspanne mich bei einem Wirbelbad. Ausserdem telefoniere ich mit Edelbert und lasse meinen Bekannten wissen, dass kaum noch Lebensmittel im Kühlschrank vorrätig sind. Der schlaue Mann seufzt laut und wirft ein, dass wir schnellstmöglich zum PUBLIX Supermarkt krusen und dort ordentlich abschoppen sollten – wie aufregend.
09.30 Uhr Weil Frau Pontecorvo verreist ist und mich kaum mit einem reichhaltigen Frühstück verwöhnen kann, sehe ich mich genötigt, selbst Rühreier mit Schinken zu zaubern. Ausserdem brühe ich echten Bohnenkaffee auf und führe mir zum Frühstück etliche Donuts zu Gemüte – schmeckt gar nicht schlecht.


Ich beisse kraftvoll zu

10.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 10 zugeht, nehme ich einen letzten Schluck Kaffee und gebe Hund Dixon zu verstehen, dass wir nun zum PUBLIX krusen und Lebensmittel besorgen müssen. Ruckzuck nehme ich den Autoschlüssel von der Ablage und registriere, dass ich auch Getränke, Schokolade sowie Obst einkaufen muss – was das wieder kostet.
11.30 Uhr Nach einer kurzweiligen Reise, erreiche ich mein Ziel und kann den PS-strotzenden Chevrolet direkt neben Edelberts JEEP parken. Während Dixon bei laufendem Motor im Auto zurück bleibt, folge ich Edelbert in den klimatisierten Flachbau und mache einer störrischen Kundin (78) mit hellblauen Haaren einen Einkaufswagen streitig. Im Anschluss nehmen wir die Sonderangebote in Augenschein und stellen wohlwollend fest, dass gesundes Hackfleisch während dieser Woche im Angebot ist. Natürlich schlagen wir sogleich zu und bitten die übergewichtige Wurstfachverkäuferin, vier Pfund einzupacken – da kommt besonders grosse Freude auf.
12.00 Uhr Während sich immer mehr Lebensmittel im Wagen ansammelt, kommt mein Begleiter auf das Wochenende zu sprechen und beteuert, dass es eine Gaudi wäre, in meinem gepflegten Garten ein Barbecue zu veranstalten. Ich lecke mir die Lippen und entgegne, dass sich Georg und Maria bestimmt über eine Einladung freuen würden. Bevor der Professor Worte findet, zücke ich die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und lasse es mir nicht nehmen, die lieben Leute anzurufen. Als sich mein Bruder nach dem zweiten Tuten endlich meldet, rege ich eine Grillfeier an und ermutige Georg, augenblicklich zum Wochenmarkt am Hafen zu krusen und dort Gemüse sowie lustige Grillfische einzukaufen. Der gute Mann juchzt laut und sichert zu, in wenigen Minuten loszufahren und allerhand Schmankerl zu besorgen – das hört man gerne.


Blick auf meinen Garten

12.45 Uhr Nachdem wir dem PUBLIX Konzern ein stattliches Sümmchen beschert haben, kehren wir in eine nahegelegene McDonalds Schnellfressfiliale ein und ordern ein opulentes Mittagessen in Form von vitaminreichen Quarter Pounders (löblich: Viertelpfünder), Kartoffelstäben und Salat. Dazu gibt es grosse Diät Cola Becher sowie schmackhafte Sundaes (löblich: Eistüten) – schmeckt wirklich prima.
13.30 Uhr Nach dem Festschmaus wünsche ich Edelbert einen ruhigen Nachmittag und trete die Heimreise an. Um für gute Laune zu sorgen, drehe ich das Radiogerät etwas lauter und fröne stimmungsvollen Landmusikschlägen.
14.00 Uhr Fix und Foxi treffe ich zu Hause ein und mache es mir zur Aufgabe, die Einkaufstüten in die kleine Villa zu schleppen. Unterdessen verabschiedet sich Dixon in den Garten der Nachbarn und schreckt nicht davor zurück, eine knietiefe Grube im Rosenbeet auszubuddeln – das macht Spass.


Ich schlüpfe aus meinen Flip Flops

14.45 Uhr Nachdem ich die Lebensmittel verstaut habe, schlüpfe ich aus den Flip Flops und falle erschöpft aufs Kanapee. Wie es sich gehört, strecke ich genüsslich die Beine aus und schliesse die Augen – das tut gut.
15.45 Uhr Ich erwache ausgeruht und fülle Dixons Napf mit Trockenfutter auf. Darüber hinaus spähe ich neugierig auf meine wertvolle ROLEX und bemerke, dass es für das Abendessen noch zu früh ist. Um keine Langeweile aufkommen zu lassen, klatsche ich in die Hände und animiere den Rüden, mich an die frische Luft zu begleiten.
16.00 Uhr Mit einem lustigen Lied auf den Lippen schlendere ich durch das Wohngebiet und nehme mir das Recht heraus, Georg anzurufen und nachzufragen, ob er mittlerweile vom Markt zurück ist. Mein Verwandter kommt aus dem Plappern gar nicht mehr heraus und meldet, dass er allerhand Kräuter eingekauft hat. Als ich genauer nachfrage, verrät der gute Mann, dass Maria einen Sauce für die anstehende Grillfeier zubereiten wird – jaja


Ein feines Nachtmahl

17.00 Uhr Zurück in der kleinen Villa, mache ich mich in der Küche nützlich und hantiere mit einer Pfanne. Ruckzuck brate ich Fischstäbe heraus und nehme ausserdem mit Bratkartoffeln Vorlieb – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nach dem Abendessen nehme ich auf dem Sofa platz und gebe mich den Nachrichten auf FOX hin. Unter anderem bringe ich heraus, dass in drei Wochen das unlöbliche Halloween Fest gefeiert wird – wie schrecklich.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich kopfschüttelnd auf HBO und erfreue mich am Kriminalfilm “The Harvest” (auf deutsch: Haus des Zorns). Der Lichtspielhauserfolg aus dem Jahre 2013 erzählt von einem Mädchen, die im Haus ihrer besten Freundin eine fürchterliche Entdeckung macht.
21.00 Uhr Als nach einhundertzwanzig Minuten der Abspann über den Flachbildschirm flimmert, atme ich tief durch und beende den Fernsehabend. Zu guter Letzt wünsche ich Dixon angenehme Träume und lege mich schlafen. Gute Nacht.

11. Oktober 2018 – Blutrote Rosen

08.00 Uhr Beschwingt durch ein besonders schönes Lied hüpfe ich aus dem warmen Bett und lerne, dass der englische Gesangsstern Rod Stewart vor wenigen Tagen ein neues Studioalbum veröffentlicht hat. Darüber hinaus meldet der WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Sprecher, dass sich das besagte Werk in den Vereinigten Staaten wie geschnittenes Brot verkauft und sich bald auf Platz 1 der nationalen Hitparade wiederfinden wird.


Rod Stewart – Blood Red Roses

08.30 Uhr Nach der schweisstreibenden Morgengymnastik verabschiede ich mich in die Nasszelle und fälle die Entscheidung, etwas Geld locker zu machen und mir den Silberling “Blood Red Roses” (löblich: Blutrote Rosen) zu kaufen. Ruckzuck lasse ich die Wirbelbadewanne mit lauwarmen Wasser volllaufen und erinnere mich, dass Frau Pontecorvo heute nach Jacksonville krusen und dort ihre Freundin Blanche besuchen wird. Um die Abreise nicht zu verpassen, greife ich augenblicklich zum Schwamm und wasche mich ordentlich heraus.
09.15 Uhr Kurz nach dem Neunuhrläuten werde ich am Nachbarhaus vorstellig und betätige beherzt die Klingel. Meine Nachbarin öffnet prompt die Pforte und gibt vor, gegen halb Elf losfahren zu wollen. Weil noch etwas Zeit bleibt, winkt mich die kleine Frau in die Küche und zögert nicht, brühfrischen Bohnenkaffee sowie hausgemachte Pfannkuchen aufzutischen. Während ich kraftvoll zubeisse, berichtet Frau Pontecorvo, dass sie ihren Aufenthalt in der 880.000 Einwohner zählenden Gemeinde nutzen wird, um den weltbekannten “Fort Clinch State Park” sowie den “Jacksonville Zoo” zu besuchen. Ferner schwärmt meine Tischnachbarin in den höchsten Tönen und freut sich, auch einen Ausflug nach “Amelia Island” unternehmen zu können – das hört sich langweilig an.
10.15 Uhr Nachdem ich mir die Wampe vollgeschlagen habe, ziehe ich mir die NY YANKEES Kappe tief ins Gesicht und wünsche meiner Bekannten eine sichere Reise. Im Anschluss stosse ich die Haustüre auf und halte Hund Dixon an, mir zum SUV zu folgen. Voller Elan klemme ich mich hinters Lenkrad und schicke mich an, der Airport Pulling Road gen Süden zu folgen und die “Galleria Mall” an der Vanderbilt Beach Road anzufahren – wie schön.


Meine praktische Schwarzbeere

11.00 Uhr Am Ziel angekommen, laufe ich zielstrebig in ein Musikgeschäft und lote aus, ob das aktuelle Rod Stewart Album vorrätig ist. Der hochnäsige Heini hinter dem Verkaufstresen nickt eifrig und beteuert, dass er heute bereits siebzehn Exemplare verkaufen konnte. Ich mache grosse Augen und überreicht dem Knecht 14 Dollars in Bar. Anschliessend schlendere ich an den anderen Geschäften vorbei und nutze die Gelegenheit, um Georgs Handtelefonnummer in die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) einzutippen. Mein Bruder meldet sich nach dem zweiten Tuten und gib mir zu verstehen, dass er sich mit Herrn Wang auf dem Golfplatz vergnügt. Als ich nach Maria frage, erhalte ich die Auskunft, dass seine Ehefrau nach Fort Myers gekrust ist, um einen neuen DeLonghi Kaffeevollautomaten zu kaufen – das wird teuer.
12.00 Uhr Pünktlich zum Mittagsläuten kehre ich in die gutbesuchte “Philly Pretzel Factory” (löblich: Philadelphia Brezen Fabrik) ein und nehme mit drei “Pretzel Dogs” Vorlieb. Dazu gibt es Kartoffelstäbe sowie eine durstlöschende Pfirsich Limonade – schmeckt gar nicht schlecht.
12.45 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, die Heimfahrt anzutreten und in der Villa eine kleine Pause einzulegen. Mit letzter Kraft schleppe ich mich zum Chevrolet und bringe das Fahrzeug sicher in den Willoughby Drive zurück. Ausserdem fröne ich dem neuen Rod Stewart Album und registriere, dass dem 73jährigen mit “Blood Red Rose” ein wahres Meisterwerk gelungen ist.


Mein Zuhause unter Palmen

13.30 Uhr Zurück im kultivierten Zuhause, schlüpfe ich aus den Schuhen und bette mich im klimatisierten Wohnzimmer zur Ruhe. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und träume von meiner spannenden Wanderschaft entlang des Appalachian Trails – das waren noch bessere Zeiten.
14.30 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und setze mich an den Schreibtisch, um mit der Anschnurseelsorge zu beginnen. Während Rod Stewart das schöne Lied “Who Designed the Snowflake” (löblich: Wer erschuf die Schneeflocke) trällert, warne ich besorgte Erziehungsberechtigte vor gefährlichen Handtelefonen und stelle klar, dass besagte Schnurlosgeräte krank machen können – wie furchtbar.
15.15 Uhr Zu guter Letzt schalte ich die neuen Einträge im Gästebuch frei und vergesse auch nicht, den Warenbestand im beliebten Andenkenladen zu überprüfen. Da die T-Hemden mit meinem Konterfei vergriffen sind, verfasse ich sogleich einen elektronischen Brief an meinen indonesischen Grosshändler Bambang und gebe eine Grossbestellung auf – das macht Spass.
16.00 Uhr Nach der Arbeit genehmige ich mir im Garten ein kühles Bier und tratsche angeregt mit Herrn Booth. Natürlich erzähle ich meinem Nachbarn von Frau Pontecorvos Ausflug nach Jacksonville und gebe zu Protokoll, dass die Dame erst in der kommenden Woche zurück kommen wird.


Ich beisse kraftvoll zu

17.00 Uhr Nach einer Stunde kehre ich ins Haus zurück und kümmere mich um ein gesundes Abendessen. Unter den fordernden Blicken meines Haustieres, schwenke ich Butterschmalz in einer Pfanne und brate ein Minutenschnitzel an. Dazu gibt es Bohnen sowie im Ofen aufgebackene Kartoffelstäbe – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nach dem Essen lege ich im Wohnzimmer die Beine hoch und folge den Nachrichten auf FOX. Weil keine brechenden Neuigkeiten (unlöblich: Breaking News) vorliegen, schalte ich auf AMC um, wo gerade der Krimi “Dirty Harry” anläuft. Um endlich zur Ruhe zu kommen, lehne ich mich bierschlürfend zurück und tauche in das Leben eines Polizisten ein, der in San Franzisko nach einem gefährlichen Massenmörder fahndet – wie aufregend.
21.00 Uhr Ein nervenaufreibender Tag neigt sich langsam seinem Ende zu und ich begleite Dixon noch einmal in den Garten. Nachdem der Rüde sein Beinchen gehoben hat, lösche ich sämtliche Lichter und lege mich schlafen. Gute Nacht.

9. Oktober 2018 – Das Wetter lädt zum Schoppen ein

07.30 Uhr Ich werde durch ohrenbetäubendes Telefonschellen aus einem schönen Traum gerissen. Völlig entnervt halte ich mir die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) ans Ohr und sehe mich genötigt, mit Edelbert sprechen zu müssen. Der Professor wünscht mir einen schönen Morgen und sagt, dass das sonnige Wetter dazu einlädt, eine örtliche Shopping Mall (löblich: Einkaufszentrum) anzusteuern. Weil ich keine wichtigen Termine im Kalender verzeichnet habe, willige ich ein und verspreche, dass ich mich mit Georg und Maria in Verbindung setzen werde.


Meine praktische Schwarzbeere

08.00 Uhr Als nächstes telefoniere ich mit meinem Bruder und lasse ihn wissen, dass ich um 10 Uhr in Julies Restaurant sein werde. Obgleich meine Verwandten noch im Bett liegen, legt mein Bruder beste Laune an den Tag und unterbreitet, dass er sich gerne dem geplanten Schoppingausflug anschliessen würde – das hört man gerne.
08.30 Uhr Da man nicht ungewaschen aus dem Haus gehen sollte, ziehe ich mich spornstreichs ins Bad zurück und gebe mich einem erfrischenden Wirbelbad hin. Wie es sich gehört, wasche ich mir die Haare und vergesse auch nicht, mir die Bartstoppeln abzurasieren – immerhin ist gutes Aussehen heutzutage sehr wichtig.
09.15 Uhr Betörend nach Eukalyptusöl duftend, schlüpfe ich in modische Freizeitkleidung und erkläre Dixon, dass wir nun einen Ausflug unternehmen werden. Darüber hinaus schnippe ich mit den Fingern und gebe zu Protokoll, dass ich mir eventuell eine neue Tschienshose leisten werde – wie aufregend.
10.00 Uhr Pünktlich auf die Minute erreiche ich mein Ziel und freue mich, Georg, Edelbert sowie Maria an unserem angestammten Tisch am Fenster anzutreffen. Da mein Magen knurrt, setze ich mich sogleich dazu und ordere bei der Wirtin ein grosses Frühstück sowie etwas Schinken für meinen treuen Begleiter. Nebenher berichten meine Verwandten ausgiebig von ihrem Ausflug an die Ostküste und sind einstimmig der Meinung, dass Miami eine wunderschöne Stadt ist, die allerhand Sehenswürdigkeiten bietet – dem ist nichts hinzuzufügen.
11.00 Uhr Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren, bezahlen wir die Zeche und kommen überein, dass wir in drei Autos nach Estero krusen sollten. Georg reibt sich die Hände und kündigt grosspurig an, dass er seiner Frau nicht nur Schmuck kaufen, sondern sie am Abend auch in ein einladendes Fischrestaurant ausführen wird – diesen Luxus kann ich mir beim besten Willen nicht leisten.


Das Miromar Auslass Geschäft

12.00 Uhr Nach zweiundzwanzig zurückgelegten Meilen kommen wir mit quietschenden Bremsen vor dem Einkaufsparadies zum halten. Ich schwinge mich voller Vorfreude vom Fahrersitz des PS-strotzenden SUVs und gebe meinen Begleitern zu verstehen, dass das heisse Klima sogar den stärksten Rentner aus der Bahn wirft. Mein Bruder schlägt in die gleiche Kerbe und meint, dass wir uns als erstes ein Eis in der Waffel kaufen sollten – jaja.
12.30 Uhr Im Anschluss lotst uns Maria in ein Schuhgeschäft und plappert, dass ADIDAS Laufschuhe hierzulande sehr günstig sind. Ich mache grosse Augen und lerne, dass besagte Markenschuhe in Kanada gut und gerne 30% mehr kosten – das ist ja allerhand.
13.00 Uhr Nachdem meine Schwägerin zwei Paar Turnschuhe für David gekauft hat, statten wir dem “Abercrombie & Fitch” Geschäft einen Besuch ab. Während Georg sündteure Pullover in Augenschein nimmt, wende ich mich den Tischens zu und registriere, dass sämtliche Hosen an den Knien zerrissen sind. Lachend winke ich einen Verkäufer herbei und fordere den Deppen auf, die zerfetzten Beinkleider aus dem Regal zu nehmen. Anstatt meinem Aufruf nachzukommen, legt der Handlanger den Kopf schief und beteuert, dass “Ripped Denims” (löblich: zerrissene Baumwollhosen) derzeit der letzte Schrei sind – wo soll das noch hinführen.

14.15 Uhr Weil mittlerweile mein Magen knurrt, deute ich in Richtung der “All American Grill” Gastwirtschaft und merke an, dass das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf. Edelbert nickt eifrig und alsbald finden wir uns an einem schönen Tisch ein. Eine brünette Kellnerin lässt nicht lange auf sich warten und überreicht uns die Tageskarten. Nach kurzem Überlegen geben wir vier Steaks (löblich: Schnitzel) mit Buttergemüse und Kartoffeln in Auftrag. Dazu gibt es süffiges Leichtbier und köstliche Beilagensalate – das schmeckt.
15.15 Uhr Nachdem wir die Mahlzeit mit Käsekuchen und Schaumkaffees beschlossen haben, gibt sich Georg spendabel und lässt es sich nicht nehmen, uns zu Speis und Trank einzuladen. Danach verlassen wir gestärkt das Restaurant und schlendern an Fachgeschäften vorbei, die mit hohen Rabatten locken.
16.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner goldenen ROLEX auf 4 zugeht, stehen wir wieder an den Autos. Ich verabschiede mich von Georg und Maria und vernehme, dass meine Verwandten nun zur zum Golf von Mexiko rasen und dort in einem Restaurant den Sonnenuntergang geniessen wollen – das soll mir auch Recht sein.


Mein Zuhause unter Palmen

17.00 Uhr Nach einer nervenaufreibenden Hochgeschwindigkeitsfahrt treffe ich endlich zu Hause ein und freue mich auf einen besinnlichen Fernsehabend. Da Dixon hungrig ist, fülle ich seinen Napf mit Trockenfutter auf und nehme selbst mit einem reichbelegten Sandwich (unlöblich: Wurstbrot) Vorlieb.
18.00 Uhr Nachdem ich die Hausarbeit hinter mich gebracht habe, lege ich in der guten Stube die Beine hoch und folge den FOX Nachrichten. Da ausnahmsweise keine brechenden Neuigkeiten (unlöblich: Breaking News) vorliegen, wechsle ich zeitnah auf HBO, wo just im Moment eine alte “Sopranos” Folge anläuft. Natürlich lehne ich mich sogleich zurück und amüsiere mich köstlich.
21.00 Uhr Nach zwei Episoden beende ich den Fernsehabend und begleite Hund Dixon ein letztes Mal in den Garten. Anschliessend reguliere ich die Klimaanlage und falle gähnend ins Bett. Gute Nacht.

4. Oktober 2018 – Luxusurlaub ohne Mich

08.00 Uhr Ich werde zu nachtschlafender Zeit aus einem schönen Traum geklingelt. Zu allem Überfluss meldet sich mein Bruder am Telefon und unterbreitet, dass er einen Tag länger an Floridas Ostküste bleiben wird. Georg schwärmt in den höchsten Tönen und erzählt, dass er sich ins “Acqualina Resort” in Sunny Isles Beach einquartiert hat und sich dort pudelwohl fühlt. Als ich genauer nachfrage, vernehme ich, dass das fünf Sterne Luxushotel über weitläufige Suiten verfügt und ausserdem mit einer prima Wellness-Oase überzeugen kann – das ist ja allerhand.


Luxusurlaube kann ich mir nicht leisten

08.30 Uhr Missmutig beende ich das Telefonat und ärgere mich, weil ich mich dieser Reise nicht angeschlossen habe. Laut seufzend schwinge ich mich aus dem Bett und komme prompt zu dem Schluss, dass mir etwas Abwechslung auch sehr gut getan hätte. Trotz allen Nackenschlägen lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und ziehe mich ins Bad zurück, um lauwarmes Wasser in die Wirbelwanne laufen zu lassen. Nebenher rufe ich bei Edelbert an und lasse ihn wissen, dass ich gestern keine Einkäufe getätigt habe und gerne heute zum PUBLIX Supermarkt krusen möchte. Der schlaue Mann ist hellauf begeistert und entgegnet, dass er mir beim Schoppingvergnügen gerne Gesellschaft leisten würde – das hört man gerne.
09.30 Uhr Während Dixon im Garten spielt, nehme ich die wichtigste Mahlzeit des Tages ein und blättere in der Tageszeitung. Auf Seite 18 erfahre ich, dass sich auf dem Tamiami Trail ein verheerender Unfall mit zahlreichen Schwerverletzten ereignet hat. Wie nicht anders zu erwarten, hat ein erst 19jähriger Fahranfänger die Kontrolle über seinen SUV verloren und ist frontal in den Cadillac einer 98jährigen Seniorin gekracht – das ist ja allerhand.
10.15 Uhr Nach der Stärkung hüpfe ich in den Chevrolet und gleite zu prima WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Radiomusik gen Süden davon. Um schneller voran zu kommen, bringe ich in regelmässigen Abständen die Lichthupe zum Einsatz und schrecke auch nicht davor zurück, stetig zu hupen – das macht Spass.


Der beste Radiosender weltweit

10.45 Uhr Kurz vor dem Elfuhrläuten erreiche ich mein Ziel und kann den Professor per Handschlag begrüssen. Danach machen wir einem verwirrten Tattergreis einen Einkaufswagen streitig und schicken uns an, Produkte des täglichen Bedarfs auszuwählen. Darüber hinaus berichtet mein Begleiter, dass er Morgen bei Familie Satesh zum Abendessen eingeladen ist. Ich nicke eifrig und ermutige meinen Bekannten, der indischen Familie als kleine Aufmerksamkeit eine Tüte Curry mitzubringen – immerhin ist dieses Gewürz in Asien sehr beliebt.
11.30 Uhr Nachdem sich ein stattlicher Haufen im Einkaufswagen angesammelt hat, begeben wir uns zur Kasse und vereinbaren, dass wir nach dem Bezahlvorgang ins benachbarte “Dairy Queen” (löblich: Molkerei Königin) Gasthaus einkehren und uns stärken sollten – das kulinarische Wohl darf nicht zu kurz kommen.
12.00 Uhr Pünktlich zum Mittagsläuten betreten wir das einladende Gasthaus und ordern an der Essensausgabe neben vitaminreichen BLT Sandwiches (löblich: Schinken, Käse und Tomaten Brote) auch durstlöschende 7Up (löblich: Sieben hinauf) Limonaden – schmeckt gar nicht schlecht.
12.30 Uhr Mit vollen Mägen verlassen wir die Schnellessgaststätte und verschaffen Dixon etwas Auslauf. Unterdessen berichte ich meinen Begleiter, dass Georg und Maria erst im Laufe des Freitags nach Naples zurück kommen werden. In diesem Zusammenhang verrate ich ausserdem, dass meine Verwandten Unsummen aus dem Fenster werfen und in einem der besten Hotelanlagen des Kontinents logieren. Der Professor macht grosse Augen und meint, dass wir uns solche Luxusurlaube leider nicht leisten können – wie wahr.


Mein Zuhause unter Palmen

13.30 Uhr Zurück im Willoughby Drive, schlüpfe ich aus den Flip Flops und falle erschöpft aufs Kanapee. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und sehe mich im Traum an die Niagara Fälle versetzt – das war prima
14.30 Uhr Ich erwache ausgeruht und nutze die Nachmittagsstunden, um Anschnur zu gehen. Während ich mich am Schreibtisch niederlasse und elektronische Briefe studiere, schlürfe ich Kaffe und nehme mir ausserdem das Recht heraus, mehrere Donuts aus dem Supermarkt zu fressen. Natürlich gebe ich auch hilfreiche Ratschläge ab und animiere eine alleinerziehende Dame (29) aus Münster, ihre Tochter Mathilda (5) ins Heim zu stecken.
15.30 Uhr Nach der schweisstreibenden Arbeit schalte ich den Heimrechner aus und genehmige mir ein kühles Budweiser aus dem Eiskasten. Ferner sehe ich im Garten nach dem Rechten und stelle mit grosser Sorge fest, dass Dixon schon wieder eine Grube im Garten der Nachbarn gebuddelt hat. Um von Herrn Booth in kein schlechtes Licht gerückt zu werden, eile ich zum Loch und befülle es ruckzuck mit Erde – gleich platzt mir der Kragen.


Ich beisse kraftvoll zu

16.30 Uhr Fix und foxi schlendere ich in die Küche zurück und mache mir Gedanken bezüglich des Nachtmahls. Um nicht stundenlang am heissen Herd stehen zu müssen, hole ich kurzerhand eine Tiefkühlpizza hervor und zaubere in Minutenschnelle ein prima Abendessen. Dazu gibt es einen farbenfrohen Beilagensalat sowie ein weiteres Bier.
18.00 Uhr Nachdem ich die leistungsstarke Geschirrspülmaschine knopfdrückend in Betrieb genommen habe, verabschiede ich mich in den verdienten Feierabend und fröne den Nachrichten auf FOX.
19.00 Uhr Zur Prime Time (löblich: Hauptfernsehzeit) wechsle ich auf den Filmkanal HBO und schaue mir den russischen Gruselfilm “Queen of Spades” an. Das krude Machwerk handelt von vier unterbelichteten Jugendlichen, die durch ein altes Ritual eine böse Hexe heraufbeschwören – wie aufregend.
21.00 Uhr Nach zweistündigem Nervenkitzel beende ich den Fernsehabend und ziehe mich gähnend ins Schlafzimmer zurück. Zu guter Letzt lösche ich das Licht und lege mich schlafen. Gute Nacht.