28. März 2019 – Edelbert wird radikal

08.00 Uhr Der Radiowecker springt an und ich eile mit schnellen Schritten zur Terrassentüre, um frische Luft ins Schlafzimmer hereinzulassen. Danach läute ich den letzten Donnerstag des Monats mit der Morgengymnastik ein und habe das Vergnügen, mit Herrn Booth tratschen zu können. Der Vietnamveteran schiebt seinen in die Jahre gekommenen Rasenmäher aus der Garage und kündigt an, dass er die Vormittagsstunden nutzen wird, um das Gras zu trimmen. Ich nicke eifrig und merke an, dass Ordnung in der heutigen Zeit sehr wichtig ist.
08.30 Uhr Nachdem ich meine Glieder gelockert habe, kehre ich in die gute Stube zurück und fülle Trockenfutter in Hund Dixons Napf. Ausserdem stelle ich die Kaffeemaschine ein und verabschiede mich dann in die Nasszelle.
09.00 Uhr Während ich die Seele bei einem prima Wirbelbad baumeln lasse, lausche ich dem Programm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und vernehme, dass George Strait morgen ein neues Studioalbum unter dem Titel “Honky Tonk Time Machine” veröffentlichen wird. Weil ich handgemachte Landmusik sehr zu schätzen weiss, nehme ich die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) zur Hand und lasse es mir nicht nehmen, das besagte Werk auf Amazon vorzubestellen. Prompt erhalte ich eine elektronische Depesche und erfahre, dass die Kompaktscheibe am Erscheinungstag geliefert werden wird – das klappt wieder wie am Schnürchen.


George Strait – Honky Tonk Time Machine

10.00 Uhr Pünktlich zum Zehnuhrläuten beende ich das Waschvergnügen und werfe mich pfeifend in Schale. Im Anschluss kehre ich in die Küche zurück und richte mir die wichtigste Mahlzeit des Tages an. Zudem köpfe ich eine Flasche Cristal Schaumwein und lösche meinen Durst mit einem grossen Schluck Sprudelwein – das tut gut.
10.30 Uhr Just als ich in eine geröstete und fingerdick mit Butter bestrichene Weissbrotscheibe (unlöblich: Toast) beisse, bimmelt plötzlich das Telefon und ich sehe mich genötigt, mit Edelbert plaudern zu müssen. Der gute Mann kommt auf das Mittagessen zu sprechen und meint, dass wir ins neueröffnete “Parmesan Pete’s” Gasthaus einkehren könnten. Als Prof. Kuhn auf Georg und Maria zu sprechen kommt, falle ich ihm ins Wort und informiere, dass meine Verwandten einen Ausflug zum Indianerkasino in Immokalee unternehmen. Trotz alledem kommen wir überein, dass wir uns gegen Mittag im Stadtzentrum treffen sollten – was kann es schöneres geben.
11.00 Uhr Um nicht zu spät zu kommen, leere ich den Sektkelch und rufe den Vierbeiner auf, von seinem quietschenden Spielzeug abzulassen und mir zum Chevrolet zu folgen. Der Rüde kommt der Aufforderung anstandslos nach und wir krusen als erstes zu einer MOBIL Tankstelle, um 20 Gallonen Premium Benzin in den Tank des PS-strotzenden SUV laufen zu lassen – was das wieder kostet.


Ich fülle Premium Benzin in den Tank

11.45 Uhr Nach einer nervenaufreibenden Hochgeschwindigkeitsfahrt treffe ich in der Innenstadt ein und parke das Auto direkt vor Edelberts Wohnadresse an der 5th Strasse. Mein Bekannter lässt nicht lange auf sich warten und nimmt sich das Recht heraus, meinem Haustier über den Kopf zu streicheln. Danach vertreten wir uns die Beine und Edelbert schlägt vor, dass wir vor dem Essen in eine “Barnes & Noble” Buchhandlung gehen sollten. Ich stimme zu und werde Zeuge, wie sich mein Begleiter den 300 Seiten starken Roman “The Right Side of History” (löblich: Die richtige Seite der Geschichte) aus einem Regal fischt. Darüber hinaus lerne ich, dass Ben Shapiro in diesem Buch die westliche Zivilisation scharf kritisiert und die Behauptung aufstellt, dass wichtige Werte wie Menschenrechte, Frieden und künstlerische Schönheit heutzutage kaum noch gefragt sind. Während ich mit den Schultern zucke, ballt der schlaue Mann seine Faust und beteuert, dass wir uns gegen die progressive Politik der autoritären Regierenden zur Wehr setzen müssen – jaja.


Ben Shapiro – The Right Side Of History

12.30 Uhr Nachdem Edelbert das Buch gekauft hat, spazieren wir zum Italiengasthaus und nehmen einen Fenstertisch in Beschlag. Eine beschürzte Kellnerin versorgt uns mit den Tageskarten und empfiehlt, hausgemachte Tagliatelle an Senfsauce zu kosten. Ich schlage den Ratschlag jedoch in den Wind und ordere kurzerhand ein vitaminreiches T Bone Steak mit Folienkartoffel. Edelbert folgt meinem Beispiel und entscheidet sich ausserdem für einen bunten Beilagensalat.
13.00 Uhr Während wir es uns schmecken lassen, bringt mein Tischnachbar das Wochenende ins Spiel und sagt, dass es eine Gaudi wäre, meine Familie zu einem lustigen Grillabend einzuladen. Ich werde sogleich hellhörig und versichere, dass ich morgen mit Georg telefonieren werde – das wird eine Gaudi.
14.00 Uhr Nachdem wir die Mahlzeit mit Espressos abgeschlossen haben, brechen wir zu einem lustigen Stadtbummel auf. Wir folgen tratschend der 5th Avenue gen Westen und registrieren, dass die Gewerbetreibenden derzeit mit unschlagbaren Frühlingsrabatten locken – das ist ja allerhand.
15.00 Uhr Zurück am Auto, wünsche ich dem Professor einen schönen Nachmittag. Danach hüpfe ich winkend in den Suburban und kruse radiohörend nach Hause – da kommt besonders grosse Freude auf.
15.45 Uhr Kurz vor dem Vieruhrläuten, falle ich erschöpft aufs Kanapee und lege die Beine hoch. Alsbald döse ich ein und sehe mich im Traum in die kanadische Kleinstadt Gilford Beach versetzt.
17.00 Uhr Nach der Pause rufe ich das Amazon Musikabspielgerät ECHO auf, die kleine Villa mit stimmungsvoller Dolly Parton Musik zu beschallen. Zudem bereits ich unter Dixons fordernden Blicken das Abendessen vor und brate gesunde Fischstäbe im heissen Fett heraus. Dazu gibt es vitaminreiches Karottengemüse sowie Bratkartoffeln mit Zwiebelringen – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Ein nervenaufreibender Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Ich sorge in der Küche für Sauberkeit und setze mich dann in die gute Stube, um in Hund Dixons Beisein die Abendnachrichten auf FOX anzuschauen.

19.00 Uhr Um etwas Abwechslung zu bekommen, nehme ich mit dem AMAZON Serienangebot Vorlieb und gebe mich dem Fernsehspiel “The Widow” (löblich: Die Witwe) hin. Die Eigenproduktion handelt von einer verzweifelten Frau, die das geheimnisvolle Verschwinden ihres Ehemannes im Kongo aufklären möchte – wie aufregend.
21.00 Uhr Nach der vierten Episode betätige ich gähnend den OFF (löblich: AUS) Knopf auf der neumodischen Fernbedienung und scheuche den Vierbeiner ein letztes Mal in den Garten. Anschliessend reguliere ich die Klimaanlage und gehe zu Bett. Gute Nacht.

26. März 2019 – Spring Break

08.00 Uhr Ich werde durch einen Telefonanruf aus einem schönen Traum gerissen. Zu meiner Freude meldet sich Maria im Rohr und unterbreitet, dass sie gerne in Julies Restaurant frühstücken und anschliessend ans Meer krusen würde. Ich schlage in die gleiche Kerbe und gebe zu Protokoll, dass wir uns gegen halb Elf treffen könnten. Meine Schwägerin zeigt sich einverstanden und bittet mich, Edelbert zu verständigen – das kann mir nur Recht sein.
08.30 Uhr Nach dem Gespräch kontaktiere ich den Professor und informiere, dass meine Verwandten die Spendierhosen angezogen haben und uns zum Frühstück ausführen wollen. Auch Edelbert freut sich wie ein Honigkuchenpferd und beteuert, dass er sich augenblicklich in Schale werfen wird – wie schön.
08.45 Uhr Um eine gute Figur abzugeben, verabschiede ich mich in die Nasszelle, um die Seele bei einem erfrischenden Wirbelbad baumeln zu lassen. Nebenher fröne ich dem Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und erfreue mich an handgemachter Landmusik – was kann es schöneres geben.


Der weltbeste Radiosender

09.45 Uhr Kurz vor dem Zehnuhrläuten scheuche ich den Vierbeiner zum Auto und sehe mich auf der Einfahrt mit Frau Pontecorvo konfrontiert. Meine Nachbarin begrüsst mich herzlich und erzählt, dass sie zum Frisör gehen und danach etliche Freundinnen in der Stadt treffen wird. Ich wünsche der Perle viel Vergnügen und erwähne, dass ich wichtigen Terminen nachkommen muss und deswegen nicht mitkommen werde. Um weiteren Diskussionen aus dem Weg zu gehen, helfe ich Hund Dixon auf die Ladefläche des PS-strotzenden SUV und presche schnell von dannen. Ruckzuck finde ich mich auf der Vanderbilt Beach Road wieder und kann es kaum erwarten, ein grosses Frühstück zu verzehren und meine ausgetrocknete Kehle mit brühfrischen Kaffee zu spülen.
10.30 Uhr Pünktlich auf die Minute betrete ich das gutbesuchte Familienrestaurant und finde den Professor sowie Georg und Maria an einem Fenstertisch an. Weil mein Magen eigenartige Knurrlaute von sich gibt, winke ich die schlechtgelaunte Kellnerin Peggy herbei und ordere eine saubere Jause.
11.00 Uhr Als ich mich über die köstlichen Rühreier hermache, berichtet Maria von den Kindern und erwähnt, dass James derzeit in ein wichtiges Musikprojekt involviert ist. Ich spitze beeindruckt die Ohren und lerne, dass mein löblicher Neffe aktuell mit angesehen Musikern an einem Benefizalbum feilt. Mein Bruder ist bestens informiert und fährt fort, dass das Werk anlässlich des am 5. August 2019 stattfindenden “Civic” (löblich: Staatsbürger) Feiertages veröffentlicht werden soll. Meine Schwägerin nickt eifrig und beteuert, dass die erzielten Einnahmen einer gemeinnützigen Bürgerrechtsbewegung zufliesen werden – wie schön.
12.00 Uhr Nach der reichhaltigen Mahlzeit laufen wir zu den Autos und verabreden, dass wir nun zum wunderschönen Lowdermilk Park krusen und einen Spaziergang unternehmen sollten. Spornstreichs öffne ich die Heckklappe des Chevrolets und halte den Rüden an, mit Anlauf auf die Ladefläche zu springen. Danach folge ich Georgs und Edelberts JEEP gen Westen und erfreue mich an den Sonnenstrahlen, die Petrus zur Erde sendet.


Ich sage NEIN zum Frühlingsbruch

12.45 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, stellen wir die Fahrzeuge auf einem gebührenpflichtigen Parkplatz ab und streben plaudernd zum azurblauen Ozean. Unterdessen blickt Edelbert skeptisch drein und mutmasst, dass der beliebte Strandabschnitt von unzähligen Jugendlichen bevölkert sein wird. Als ich genauer nachfrage, kommt mein Bekannter auf den sogenannten “Spring Break” zu sprechen und belehrt, dass vor wenigen Tagen an sämtlichen Hochschulen die Frühlingsferien ausgerufen wurden – wo soll das noch hinführen.
13.30 Uhr Zu unser Freude finden wir den Strandabschnitt menschenverlassen vor und es ist uns möglich, ohne Störung am Wasser entlang zu spazieren. Während ich Dixon Stöckchen zuwerfe, plappert Georg ohne Unterlass und möchte wissen, ob wir in diesem Jahr einen Urlaub geplant haben. Edelbert nickt eifrig und entgegnet, dass er mit dem Gedanken spielt, im Hochsommer nach Deutschland auszufliegen, um seinen Sohn in Berlin zu besuchen.
14.15 Uhr Da Dixon aus dem Hecheln gar nicht mehr herauskommt, kehren wir kurzerhand in ein Strandgasthaus ein und lassen uns schwitzend am Tresen nieder. Der freundliche Schankkellner schenkt und ein Lächeln und zögert nicht, durstlöschende Coors Hopfenkaltschalen sowie Leitungswasser aufzutischen – das tut gut.


Bier ist sehr gesund

15.00 Uhr Weil meine Verwandten Lebensmittel und Getränke besorgen müssen, beschliessen wir den schönen Ausflug und laufen bei schweisstreibenden Temperaturen schnurstracks zu den Autos zurück. Unterdessen vereinbare ich mit Edelbert, dass wir im Laufe der Woche nach Fort Myers krusen und die “Edison Mall” besuchen sollten. Der Professor reibt sich die Hände und meint, dass man in besagtem Einkaufszentrum derzeit besonders günstige Schnäppchen ergattern kann – das hört man gerne.
16.00 Uhr Zurück in der kleinen Villa, schlüpfe ich aus den Flip Flops und bette mich auf dem Kanapee zur Ruhe. Nach wenigen Augenblicken döse ich ein und träume von meiner ersten Forschungsreise in den Sonnenscheinstaat Florida – das waren noch bessere Zeiten.
17.00 Uhr Nach der wohlverdienten Pause schlendere ich in die Küche, um Tortellini aufzukochen und Dixons Napf mit ROYAL CANIN Trockenfutter aufzufüllen. Darüber hinaus schneide ich Tomaten in Scheiben und zaubere einen leckeren Beilagensalat mit Thousand Island Dressing (löblich: 1.000 Insel Sauce) – wie das duftet.


Ich beisse kraftvoll zu

18.00 Uhr Um endlich zur Ruhe zu kommen, nehme ich nach dem Nachtmahl die Geschirrspülmaschine in Betrieb und lasse den nervenaufreibenden Tag vor der Glotze ausklingen. Unter anderem schaue ich mir die FOX Nachrichten an und bringe in Erfahrung, dass heute der von der Weltgesundheitsorganisation WHO ausgerufene Welttuberkulosetag begangen wird – das ist mir Wurst.
19.00 Uhr Zur Prime Time (löblich: besten Sendezeit) schalte ich auf AMC um und gebe mich dem seichten Komödie “Charlie Wilson’s War” (auf deutsch: Der Krieg des Charlie Wilson) hin. Der abendfüllende Spielfilm erzählt die Geschichte eines Kongressabgeordneten, der mit viel List und einem Haufen Geld eine erfolgreiche Geheimaktion gegen die sowjetische Armee während des Afghanistankriegs ins Leben ruft – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Ein nervenaufreibender Fernsehabend geht zu Ende und ich unternehme mit dem Haustier einen letzten Rundgang durch den Garten. Zu guter Letzt lösche ich sämtliche Lichter und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.

20. März 2019 – Defekte Klimaanlage

08.00 Uhr Ich öffne die Augen und stelle mit grosser Sorge fest, dass aus den Schlitzen der Klimaanlage nur noch lauwarme Luft strömt. Völlig entnervt werfe ich die Bettdecke beiseite und schicke mich an, die LED Anzeige der Zentralsteuerung in Augenschein zu nehmen. Mit flinken Fingern drücke ich auf mehrere Knöpfe und erkenne, dass die Anlage einen Fehler anzeigt – wie eigenartig.
08.30 Uhr Nachdem ich erfolglos einen Neustart durchgeführt habe, kehre ich kopfschüttelnd in die gute Stube zurück und ringe mich dazu durch, im Internetz nach einer Fachfirma zu suchen. Alsbald tippe ich die Rufnummer eines Unternehmens namens “Conditioned Air” in die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) ein und erkläre dem Fräulein am anderen Ende der Leitung, dass ich Hilfe benötige. Natürlich schildere ich die Sachlage in allen Einzelheiten und merke an, dass die Quecksilberanzeige des Innenthermometers mittlerweile auf 75°F (24°C) angestiegen ist. Die Dame notiert sich prompt meine Adresse und verspricht, dass in spätestens 2 Stunden ein Experte vor Ort sein und die Klimaanlage auf Herz und Nieren überprüfen wird – wie beruhigend.


Meine praktische Schwarzbeere

09.00 Uhr Um die Wartezeit sinnvoll zu überbrücken, begebe ich mich ins Bad und lasse die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Zudem kontaktiere ich Prof. Kuhn und lasse ihn wissen, dass meine Klimaanlage ausgefallen ist. Edelbert kommt aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und legt mir nahe, ein kleines Vermögen in ein neues Kühlungssystem zu investieren. Ich seufze laut und erinnere daran, dass ich ein armer Schlucker bin, der mit einer mickrigen Rente seinen Lebensunterhalt bestreiten muss – was muss ich denn noch alles ertragen.
09.45 Uhr Kurz vor dem Zehnuhrläuten beende ich den Badespass und schlüpfe in legere Freizeitkleidung. Anschliessend brühe ich Kaffee auf und vergesse auch nicht, dem hechelnden Haustier frisches H²O vorzusetzen.
10.15 Uhr Just als ich kraftvoll in ein reichbelegtes Sandwich (unlöblich: Wurstbrot) beisse, klingelt es an der Pforte und ich kann einen Heini im Blaumann begrüssen, der sich mir als Mitarbeiter der “Conditioned Air” Fachfirma vorstellt. Ich winke den Knecht augenblicklich herein und gebe ihm zu verstehen, dass mich angesichts der Hitze gleich der Schlag treffen wird. Mein Gegenüber fackelt nicht lange und bittet mich, ihm die Zentralsteuerung zu zeigen. Natürlich komme ich dem Aufruf anstandslos nach und werde Zeuge, wie der Arbeiter die Plastikabdeckung entfernt und sein mitgebrachtes Messinstrument mit der Platine verbindet – wie aufregend.
10.45 Uhr Nach nicht einmal dreissig Minuten nimmt mich der Depp beiseite und berichtet, dass der Temperaturregler defekt ist und schnellstmöglich ausgetauscht werden muss. Als ich mich nach den Kosten erkundige, winkt mein Gegenüber gelangweilt ab und meint, dass er die anfallenden Arbeiten gegen eine Servicepauschale in Höhe von 349 Dollars sofort erledigen kann – das hört man gerne.
11.30 Uhr Während der Handlanger ein Ersatzteil aus seinem Auto holt, wende ich mich erleichtert meinem tierischen Mitbewohner zu und gebe zu Protokoll, dass wir in wenigen Minuten endlich wieder kalte Luft einatmen werden. Hund Dixon freut sich und schlabbert ausgelassen Wasser aus seiner Schüssel – wie schön.


Ich bezahle mit meinem guten Namen

12.00 Uhr Nachdem ich meine Kreditkartennummer genannt und meinen Namen unter den Arbeitsbericht gesetzt habe, wünscht mir der Handlanger einen schönen Tag und unterbreitet, dass ich auf den neuen Temperaturregler 5 Jahre Garantie habe. Ich nicke eifrig und bedanke mich artig. Im Anschluss führe ich den Arbeiter nach draussen und gönne mir ein kühles Bier aus dem Eiskasten – das tut gut.
12.30 Uhr Da das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, schnippe ich mit den Fingern und erkläre dem Haustier, dass wir nun ein prima Restaurant ansteuern und dort zu Mittag essen werden. Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, scheuche ich den Rüden zum Auto und presche hupend in Richtung “Riverchase Plaza” davon.
13.00 Uhr Alsbald betrete ich das gutbesuchte “New York Pizza & Pasta” Gasthaus und werden von einem gestriegelten Kellner herzlich begrüsst. Der Schnösel führt mich zu einem Tisch mit Ausblick und empfiehlt, als Hauptgericht gebratenen Schnapper (unlöblich: Snapper) an Gemüse zu bestellen – papperlapapp.


Ich beisse kraftvoll zu

13.30 Uhr Während ich mir eine Thunfischpizza mit Zwiebeln munden lasse, klingelt plötzlich das Telefon und ich sehe mich genötigt, mit meinem Bruder sprechen zu müssen. Georg legt beste Laune an den Tag und berichtet, dass er schöne Stunden in Marco Island erlebt – das soll mir auch Recht sein.
14.30 Uhr Nach der schmackhaften Jause vertrete ich mir die Beine und statte dem benachbarten WALMART SUPERSTORE einen Besuch ab. Mit Dixon im Schlepptau finde ich mich schnell in der Elektronikabteilung wieder und nehme die ausgestellten Fernsehgeräte mit 4K Technik in Augenschein.
15.15 Uhr Zum Abschluss kehre ich kurzentschlossen in eine “Starbucks” Filiale ein und gönne mir einen Becher Kaffee mit Schokoladenkeksen. Um auch Dixon etwas Gutes zu tun, lasse ich ihn kurzerhand vom Backwerk abbeissen und streichle ihm über den Kopf – da kommt besonders gute Laune auf.
16.00 Uhr Endlich bin ich wieder zu Hause und ermutige Dixon, zum Teich zu rennen. Währenddessen stosse ich die Pforte zu meinem kultivierten Zuhause auf und falle fix und foxi aufs Kanapee.
17.00 Uhr Nach dem Päuschen mache ich mich in der Küche nützlich und bereite Schmetterlingsnudeln (unlöblich: Farfalle) mit Pesto zu. Zudem schnappe ich mir ein weiteres Bier aus dem Eiskasten und spüle meine staubtrockne Kehle ordentlich durch – das tut gut.
18.00 Uhr Als die leistungsstarke Geschirrspülmaschine endlich läuft, lasse ich mich in den Wohnzimmersessel fallen und folge interessiert den Abendnachrichten auf FOX.
19.00 Uhr Nachdem ich mich über die politischen Geschehnisse aus erster Hand informiert habe, wechsle ich auf den Bezahlsender AMC, um mich der Gruselserie “The Walking Dead” (löblich: Der wandelnde Tod) hinzugeben. Ich mache grosse Augen und werde mehrfach Zeuge, wie zähnefletschende Untote Menschen bei lebendigem Leibe verspeisen – gleich platzt mir der Kragen.
21.00 Uhr Nach zwei nervenaufreibenden Episoden beende ich den Fernsehabend und rufe Dixon ins Haus. Zu guter Letzt reguliere ich die Klimaanlage und falle übermüdet ins Bett. Gute Nacht.

18. März 2019 – Antiquitäten

08.00 Uhr Ich werde durch das stetige Kreischen eines Ajajas geweckt und hüpfe verärgert aus dem Bett. Da man sich in der heutigen Zeit nicht alles gefallen lassen kann, eile ich spornstreichs auf die Terrasse und schleudere einen meiner Hausschuhe in Richtung des frechen Vogels – gleich platzt mir der Kragen.


Eine fliegende Ratte

08.30 Uhr Nachdem ich die schweisstreibende Morgengymnastik hinter mich gebracht habe, kehre ich in die klimatisierte Stube zurück und nehme die futuristische DeLonghi Kaffeemaschine in Betrieb. Ausserdem überfliege ich die während der Morgenstunden eingegangenen WhatsApp Depeschen und erfahre, dass mich Georg und Maria zum Frühstück im “Caffe Milano” erwarten – wie aufregend.
08.45 Uhr Wenig später lasse ich die Seele bei einem erfrischenden Wirbelbad baumeln und telefoniere nebenher mit Edelbert. Mein Bekannter legt beste Laune an den Tag und sagt, dass er sich der Einladung gerne anschliessen und gegen halb Elf im besagten Frühstücksgasthaus sein wird. Darüber hinaus schlägt der gute Mann vor, dass wir nach der Jause einen ausgedehnten Spaziergang unternehmen könnten – dagegen ist nichts einzuwenden.
09.45 Uhr Als der Stundenzeiger meiner goldenen ROLEX auf 10 zugeht, beende ich die Morgenwäsche und schlüpfe in modische Freizeitkleidung. Anschliessend öle ich meine staubtrockne Kehle mit brühfrischen Bohnentrunk und schicke mich an, den Vierbeiner zum PS-strotzenden SUV zu scheuchen. Ruckzuck lasse ich den Wählhebel der Automatikschaltung in der “D” Stellung einrasten und presche hupend von dannen.
10.15 Uhr Alsbald treffe ich im Stadtzentrum ein und kann das Auto unweit der besagten Gaststätte abstellen. Mit schnellen Schritten eile ich in das italienische Kaffeehaus und freue mich, nicht nur Edelbert, sondern auch meinen Bruder samt Ehefrau an einem einladenden Fenstertisch anzutreffen. Weil mein Magen knurrt, fackle ich nicht lange und bitte eine beschürzte Kellnerin, ein grosses Frühstück mit Kaffee aufzutischen. Zudem tratsche ich angeregt mit meinen Tischnachbarn und bringe heraus, dass Georg und Maria das “Lovejoy” Antiquitätengeschäft aufsuchen und die dort ausgestellten Gemälde bestaunen wollen. Mein Bruder reibt sich die Hände und beteuert, dass sich ein Ölbild über der Sitzgelegenheit im Wohnzimmer sehr gut machen würde. Ich zucke mit den Schultern und ziehe es vor, ein Stück Erdbeerkuchen mit Schlagobers zu bestellen – immerhin gönnt man sich sonst nichts.

11.15 Uhr Nachdem wir uns gestärkt haben, brechen wir mit Hund Dixon im Schlepptau zu einer kleinen Wanderung durch das belebte Geschäftsviertel auf. Bei angenehmen Temperaturen schlendern wir an den zahlreichen Geschäften vorbei und kommen überein, dass derzeit besonders viele Touristen aus dem alten Europa in Florida zugegen sind. Georg plappert ohne Unterlass und mutmasst, dass die Menschen vom trüben Wetter jenseits des Ozeans genug haben. Ich stimme prompt zu und gebe zu Protokoll, dass es die beste Entscheidung meines Lebens war, vor mittlerweile 11 Jahren in die Vereinigten Staaten zu emigrieren.
12.00 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, finden wir uns im “Lovejoy” wieder und ich habe das Vergnügen, nicht nur in die Jahre gekommene Holzschränke, Werke angesagter Künstler, sondern auch wunderschöne Chronographen zu sehen. Beeindruckt spähe ich in einen Schaukasten und werde auf eine Armbanduhr aus dem Hause “Stowa” mit poliertem Edelstahlgehäuse aufmerksam. Auch Edelbert ist beeindruckt und sagt, dass er sich unmöglich eine neue Uhr für 5.000 Dollars leisten kann – wie wahr.
12.30 Uhr Als nächstes geselle ich mich an Georgs Seite und nehme eines von Henry J. Kinnaird mit Wasserfarben erschaffenes Bild in Augenschein. Meine Schwägerin deutet fasziniert auf das Informationsblatt und erörtert, dass der aus England stammende Künstler dieses Meisterwerk im Jahre 1900 gefertigt hat. Darüber hinaus lese ich, dass dieser Schinken eine Landschaft in Sussex zeigt und 4.700 grüne Scheine kosten soll – das ist ja allerhand.
13.15 Uhr Da sich meine Verwandten nicht entscheiden können, verlassen wir den Laden und nehmen uns das Recht heraus, eine gutbesuchte Cafeteria anzusteuern und lustiges Eis in der Waffel zu fressen. Während sich Edelbert drei Kugeln Stracciatella schmecken lässt, ringe ich mich dazu durch, vier Ballen Pistazie zu ordern.
14.00 Uhr Endlich stehe ich wieder am Auto und kann meinen Verwandten sowie Edelbert schöne Nachmittage wünschen. Im Anschluss zwänge ich mich völlig verschwitzt auf den Fahrersitz und trete zu stimmungsvollen WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Radioklängen die Heimreise an.


Der beste Radiosender

14.30 Uhr Zuhause angekommen, fülle ich Dixons Napf mit Trockenfutter auf und falle dann erschöpft aufs Kanapee. Im Handumdrehen döse ich ein und träume von meinem Hauskauf im Jahre 2008 – das waren noch Zeiten.
15.30 Uhr Nach der wohlverdienten Pause setze ich mich an den Schreibtisch und gehe Anschnur. Auch heute studiere ich Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher und stelle mit grosser Sorge fest, dass es die verlotterte Jugend derzeit besonders bunt treibt – wo soll das noch hinführen.
16.30 Uhr Nachdem ich ein halbes Dutzend Depeschen abgearbeitet habe, gehe ich von der Leine und leiste dem Vierbeiner im Garten Gesellschaft. Während der Rüde mit Nachbarhund Joey spielt, blättere ich in der Tageszeitung und löse im Handumdrehen das grosse Kreuzworträtsel auf der letzten Seite – das macht Spass
17.30 Uhr Gegen halb Sechs kehre ich in die Küche zurück und richte das Abendessen an. Ich zaubere fachmännisch reich belegte Wurstbrote und vergesse auch nicht, den Teller mit Gewürzgurken zu verzieren.
18.15 Uhr Weil ich mich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten kann, lasse ich den Abend im klimatisierten Wohnzimmer ausklingen. Ich schaue mir die FOX Nachrichten an und trinke dazu eine süffige Hopfenkaltschale.

19.00 Uhr Zur besten Sendezeit fröne ich auf NETFLIX dem Western “The Quick and the Dead” (auf deutsch: Schneller als der Tod) und werde Zeuge, wie eine Revolverheldin jagt auf den Mörder ihres Vaters macht.
21.00 Uhr Nach 120minütiger Hochspannung beende ich den Fernsehabend und lasse Dixon noch einmal in den Garten hinaus. Anschliessend lösche ich das Licht und gehe ins Bett. Gute Nacht.

15. März 2019 – St. Patrick’s Day

saintpatrick2014

Sehr verehrte Damen und Herren, liebe Tagebuchleser,

am kommenden Sonntag in Grossbritannien und den Vereinigten Staaten der beliebte “St. Patrick’s Day” (löblich: Heiliger Patrick Tag) begangen. Der Gedenktag soll an den am 17. März 493 verstorbenen irischen Bischof Patrick erinnern.

Der heilige Patrick von Irland wurde Ende des 4. Jahrhunderts in Wales oder Schottland geboren. Der Sohn eines römischen Offiziers war in jungen Jahren in der römischen Provinz Britannia in einer Kirchengemeinde tätig. Letztendlich wurde er von Sklavenjägern gefangen genommen und in die heutige Provinz Ulster im Norden Irlands verschleppt. Nachdem ihm ein Engel verkündet hat, nach Frankreich zu fliehen, lies er sich in einem Kloster im heutigen Auxerre nieder. Dort wurde er zum Priester geweiht und kehrte bald auf die grüne Insel zurück, um Kirchen und Schulen für die Armen zu gründen – wie aufregend.

heiligepatrick
St. Patrick – Holzschnitt aus der
Schedel’schen Weltchronik

Heutzutage ist der St. Patrick Day in Irland, Nordirland und der kanadischen Provinz Neufundland ein gesetzlicher Feiertag. In amerikanischen Millionenmetropolen wie New York, Boston und Chicago wird mit grossen Umzügen an den irischen Volkshelden gedacht.

Natürlich werde ich mich nicht lumpen lassen und Edelbert sowie Frau Pontecorvo zu einen Umtrunk in die irische Gastwirtschaft “Paddy Murphy’s Irish Pub” einladen. Wir werden schmackhaftes Guinness trinken und Kohlsuppe essen, die traditionell zu diesem Feiertag serviert werden.

Ich wünsche allen Lesern einen gesegneten St. Patrick’s Day.
Reinhard Pfaffenberg