22. Oktober 2018 – Ron DeSantis und Andrew Gillum

08.00 Uhr Just als ich mich aus dem Bett rolle, schrillt das Handtelefon laut los und ich habe die Ehre, mit meinem Bruder sprechen zu dürfen. Georg legt beste Laune an den Tag und beteuert, dass er sich im luxuriösen “Ritz-Carlton Resort” pudelwohl fühlt. Darüber hinaus erhalte ich die Auskunft, dass die Umbauarbeiten im Lowbank Drive gut voranschreiten und voraussichtlich Ende kommender Woche beendet sein werden – wie schön.
08.30 Uhr Nachdem ich herausgebracht habe, dass meine Verwandten den Tag in der hoteleigenen Wohlfühloase verbringen wollen, beende ich das Gespräch und führe auf der Terrasse den Frühsport durch. Wie es sich gehört, lockere ich meine Glieder redlichst und vergesse auch nicht, ein Rad auf der grünen Wiese zu schlagen.
09.00 Uhr Anschliessend entspanne ich mich bei einem prima Wirbelbad und nutze die Gelegenheit, um bei Edelbert anzurufen und ihm einen Stadtbummel schmackhaft zu machen. Mein Bekannter ist hellauf begeistert und regt ausserdem ein gemeinsames Frühstück im “The Cafe” an der 5th Avenue an – das kann mir nur Recht sein.
10.00 Uhr Nach dem Waschvorgang werfe ich mich in Schale und lege dem Vierbeiner das schöne Lederhalsband um. Anschliessend scheuche ich Dixon zum PS-strotzenden Chevrolet und schicke mich an, ruckzuck aus dem Wohngebiet auszufahren. Während der Reise pfeife ich zum aktuellen Eric Church Schlag (unlöblich: Hit) laut mit und lasse mir den Fahrtwind durchs schüttere Haupthaar wehen – was kann es schöneres geben.


Hund Dixon schlabbert gesundes Wasser

10.30 Uhr Alsbald erreiche ich mein Ziel und treffe den Professor kaffeeschlürfend in besagtem Gasthaus an. Weil ich grossen Hunger mitgebracht habe, setze ich mich spornstreichs dazu und ordere bei einem gestriegelten Kellner ein grosses Frühstück mit Kaffee und O-Saft. Um auch meinem tierischen Begleiter etwas Gutes zu tun, stecke ich dem Knecht einen Dollar zu und bitte ihn, eine Schüssel Wasser aufzufahren.
11.00 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, berichte ich meinem Tischnachbarn vom Telefonat mit Georg und merke an, dass der Herr Bauunternehmer viel Geld in der besten Herberge der Stadt lässt. Naserümpfend reibe ich den Zeigefinger am Daumen und rechne ausserdem vor, dass die Renovierungsarbeiten im Ferienhaus bestimmt auch mehrere Zehntausende kosten werden. Edelbert rauft sich die Haare und entgegnet, dass er sich solche Sperenzchen leider nicht leisten kann – dem ist nichts hinzuzufügen.
12.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 12 zugeht, bezahlen wir die Zeche in Bar und ringen uns dazu durch, trotz der grossen Hitze einen Spaziergang durch die Innenstadt zu unternehmen. Unterdessen tratschen wir über die anstehenden Midterm Elections (auf deutsch: Zwischenwahlen) am 6. November und sind uns sicher, dass die republikanische Partei grosse Erfolge feiern wird. Darüber hinaus erinnert Edelbert, dass in Florida ein neuer Gouverneur gewählt werden wird. Ich nicke eifrig und merke an, dass der beliebte Republikaner Ron DeSantis sowie Andrew Gillum von den Demokraten zur Wahl stehen – das wird spannend.


Ein neuer Gouverneur für Florida

12.45 Uhr Nachdem wir die Auslagen in den Schaufenstern begutachtet haben, kehren wir zu meinem frisch aufpolierten SUV zurück und schütteln Hände. Der Professor gähnt in einer Tour und kündigt an, dass er sich nun zur Ruhe betten und etwas schlafen wird – das ist eine hervorragende Idee.
13.30 Uhr Zuhause angekommen, schleppe ich mich mit letzter Kraft in die gute Stube und falle erschöpft aufs Kanapee. Schon bald döse ich ein und träume von einem besinnlichen Weihnachtsfest im Kreise meiner Liebsten.
14.30 Uhr Leider wird mein Müssiggang kurze Zeit später durch sehr aggressives Telefonschellen gestört. Diesmal meldet sich Frau Pontecorvo im Rohr und gibt vor, erst Morgen Abend aus Jacksonville zurück zu kommen. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen und antworte, dass ich sie mit einem Abendessen überraschen werde. Im Anschluss verfrachte ich den Hörer auf die Telefongabel und setze mich an den Heimrechner, um die Anschnurseelsorge zu erledigen. Im Posteingang stosse ich nicht nur auf Hilferufe besorgter Eltern, sondern auch auf eine Depesche meiner unterbelichteten Mieterin. Mit grossen Augen lese ich, dass Sandra mit dem Gedanken spielt, ein neues Auto aus dem Hause FORD zu kaufen – das ist mir Wurst.
15.30 Uhr Zu guter Letzt nehme ich die Einträge im Gästebuch in Augenschein und ärgere mich über garstige Jugendliche, die mich auf das Übelste beschimpfen. Bevor mir der Kragen platzt, fahre ich das Betriebssystem herunter und fasse den Entschluss, mit dem Vierbeiner einen Spaziergang zu unternehmen.
16.00 Uhr Mit einer lustigen Melodie auf den Lippen schlendere ich zum “La Playa” Golfplatz und habe das Vergnügen, auf halbem Weg Herrn Booth zu treffen. Mein Nachbar präsentiert eine Tüte mit “Circle K” Aufdruck und sagt, dass er in besagtem Supermarkt eine Sonnenlotion eingekauft hat. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und stelle klar, dass ich mittlerweile abgehärtet bin und auf einen Sonnenschutz getrost verzichten kann.


Ich sorge für ein leckeres Abendessen

16.45 Uhr Völlig verschwitzt treffe ich zu Hause ein und heize den Backofen vor. Danach hole ich eine TOMBSTONE Fertigpizza aus dem Kühlfach und vergesse auch nicht, als Beilage einen bunten Salat zu zaubern.
18.00 Uhr Nach dem Nachtmahl gehe ich zum gemütlichen Teil des langen Tages über und lasse mich neben Hund Dixon auf dem Kanapee nieder. Um auf dem Laufenden zu bleiben, fröne ich den FOX Nachrichten und mache mich über die tagesaktuellen Geschehnisse schlau.
19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit nehme ich mit dem AMAZON Videoangebot Vorlieb und gebe mich dem abendfüllenden Spielfilm “A Good Marriage” hin. Die Hollywoodproduktion aus dem Jahre 2015 handelt von einer Dame, die seit zwanzig Jahren mit einem landesweit gesuchten Serienmörder verheiratet ist – wie schrecklich.
21.00 Uhr Nach zweistündigem Nervenkitzel schalte ich die Glotze ab und stelle das leere Bierglas in die Spüle. Anschliessend verriegle ich die Haustüre besonders sicher und lege mich ins Bett. Gute Nacht.

16. Oktober 2018 – Hausumbau

08.00 Uhr Ich werde durch besonders aggressives Telefonläuten geweckt und sehe mich genötigt, mit meinem Bruder sprechen zu müssen. Georg wünscht mir einen schönen Morgen und bittet mich, im Laufe des Vormittages in den Lowbank Drive zu kommen. Der gute Mann stellt mir ein reichhaltiges Frühstück in Aussicht und kündigt an, dass er mit der Idee spielt, das Ferienhaus in den kommenden Wochen mit einem neuen Holzboden sowie einer leistungsstärkeren Klimaanlage ausstatten zu lassen – das hört man gerne.


Das Ferienhaus meiner Verwandten

08.30 Uhr Nachdem ich die Morgengymnastik hinter mich gebracht habe, ziehe ich mich ins Bad zurück, um mich frisch zu machen. Während sich Hund Dixon in den Garten verabschiedet, lasse ich die Seele bei einem erfrischenden Wirbelbad baumeln und vergesse auch nicht, mir die Bartstoppeln abzurasieren – das macht Spass.
09.30 Uhr Frisch in Schale geworfen, kehre ich in die gute Stube zurück und ärgere mich, weil der Vierbeiner einen Ast ins Haus geschleppt hat. Ich erhebe sogleich den Zeigefinger und lasse das Haustier wissen, dass mir Ordnung und Sauberkeit sehr wichtig sind. Um meinen Aussagen Nachdruck zu verleihen, schleudere ich das Holzstück spornstreichs in den Teich und unterbreite, dass wir nun meinen Verwandten einen Besuch abstatten werden.
10.00 Uhr Wenig später lasse ich den PS-strotzenden Motor meines Chevrolet Suburban aufheulen und gleite hupend vom Grundstück. Während der Reise tippe ich Frau Pontecorvos Nummer in die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und nehme mir das Recht heraus, die Perle anzurufen. Bereits nach dem dritten Tuten meldet sich meine Nachbarin und beteuert, dass sie immer noch bei ihrer Freundin in Jacksonville verweilt und bis Montag bleiben wird. Die kleine Frau schwärmt in den höchsten Tönen und berichtet, dass sie gestern den “Jacksonville Zoo” besucht und dort lustige Giraffen aus nächster Nähe gesehen hat. Ich nicke eifrig und halte die Dame an, wegen der hohen Kriminalitätsrate in Floridas nördlichster Grossstadt grösste Vorsicht an den Tag zu legen.


Meine praktische Schwarzbeere

10.45 Uhr Kurze Zeit später erreiche ich mein Ziel und werde von Maria herzlich begrüsst. Meine Schwägerin führt mich plappernd ins Esszimmer und sagt, dass sich gegen halb 12 Uhr ein Innenarchitekt angekündigt hat. Georg schlägt in die gleiche Kerbe und verrät, dass er die alten Bodendielen im Esszimmer entfernen und gegen einen sündteuren Eichenboden austauschen lassen wird. Ferner vernehme ich, dass meine Verwandten nicht nur die Klimaanlage ersetzen, sondern auch eine neue Küchezeile einbauen lassen wollen. Natürlich reibe ich sogleich den Daumen am Zeigefinger und mutmasse, dass der Umbau ein kleines Vermögen verschlingen wird. Georg zuckt mit den Schultern und meint, dass er während der zweiwöchigen Umbauzeit ins renommierte “Ritz-Carlton Resort” umziehen und sich dort auf dem hauseigenen Golfplatz vergnügen wird – das ist ja allerhand.
11.30 Uhr Während ich mir die wichtigste Mahlzeit des Tages schmecken lasse, klingelt es plötzlich an der Pforte und wir können einen gestriegelten Knecht willkommen heissen. Herr Smith (53) gibt sich uns als Mitarbeiter der örtlichen “Smith & Hengstman Interior” Firma zu erkennen und zögert nicht, neugierig durchs Haus zu streifen und mit einem Massband zu hantieren. Unterdessen schenke ich mir brühfrischen Kaffee nach und ärgere mich, keine Unsummen in einen luxuriösen Hausumbau stecken zu können – immerhin habe ich keine Millionen auf dem Konto.


Georg investiert ein kleines Vermögen

12.15 Uhr Herr Smith gibt sich uns als erfahrener Architekt zu erkennen und erläutert, dass er bereits seit über 20 Jahren im Geschäft ist und bereits Wohnhäuser angesehener Prominenter auf Vordermann gebracht hat. Der Depp deutet zudem in Richtung der Zimmerdecken und gibt vor, dass es ein leichtes Unterfangen wäre, die Decken mit PVC zu bespannen und mit Zierleisten aufzuwerten – wo soll das noch hinführen.
13.00 Uhr Nachdem der Heini zwei Seiten seines Schreibblockes mit Notizen versehen hat, reicht er meinem Bruder die Hand und verspricht, dass in der kommenden Woche die Handwerker anrücken werden. Georg wischt sich über die Stirn und entgegnet, dass er sich zeitnah um eine Suite im Ritz bemühen wird – was das wieder kostet.
13.30 Uhr Schlussendlich wünsche ich meinen Verwandten ebenfalls einen schönen Tag und trete die Heimreise in den Willoughby Drive an. Deprimiert trete ich das Gaspedal bis zum Anschlag durch und stelle das Radio etwas lauter, um prima Landmusik auf der Frequenz von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) zu lauschen.
14.15 Uhr Zurück in der kleinen Villa, fülle ich Dixons Napf mit Trockenfutter auf und falle dann aufs Kanapee, um mich redlichst zu entspannen. Ich döse prompt ein und träume von meiner letzten Kanadareise – das war super.
15.15 Uhr Ich erwache ausgeruht und nutze die Nachmittagstunden, um an die Leine (unlöblich: online) zu gehen. Wie es sich für einen anerkannten Anschnurseelsorger gehört, gebe ich Ratschläge zum Umgang mit garstigen Jugendlichen und animiere eine Mutter aus dem ostdeutschen Eberswalde, ihrer 13jährigen Tochter keinen gefährlichen Hüpfstab zum Geburtstag zu schenken.
16.15 Uhr Nach sechzig Minuten fahre ich den Heimrechner mausdrückend herunter und komme zu dem Ergebnis, dass ich bei dieser Hitze unmöglich einen Spaziergang unternehmen kann. Um Dixon eine Abkühlung zu verschaffen, hole ich den Gartenschlauch hervor und spritze den kläffenden Vierbeiner redlichst ab – wie lustig.


Ich beisse kraftvoll zu

17.00 Uhr Nachdem ich die Pflanzen bewässert habe, schufte ich in der Küche und backe eine schmackhafte TOMBSTONE Fertigpizza heraus. Nebenher telefoniere ich mit Edelbert und verrate dem schlauen Mann, dass meine Verwandten den Verstand verloren haben und einen Grossteil ihres Vermögens in einen kostspieligen Hausumbau stecken wollen – wie schrecklich
18.00 Uhr Nach der Jause stelle ich die Klimaanlage höher und freue mich auf einen besinnlichen Fernsehabend. Ich leiste Dixon in der kühlen Wohnstube Gesellschaft und fröne den Nachrichten. Im Anschluss schalte ich auf HBO um und gebe mich dem Alfred Hitchcock Klassiker “Marnie” aus dem Jahre 1964 hin – da kommt Freude auf.
21.00 Uhr Zweieinhalb Stunden später flimmert der Abspann über die Mattscheibe und ich schalte die Glotze gähnend aus. Zu guter Letzt lösche ich sämtliche Lichter und lege mich schlafen. Gute Nacht.

15. Oktober 2018 – Spassbadbesuch ohne Mich

08.00 Uhr Die 42. Woche des Jahres beginnt und ich läute den schwülwarmen Morgen mit dem Frühsport auf der Terrasse ein. Während Dixon mit einem Tennisball spielt, hüpfe ich auf und ab und vergesse auch nicht, ein auf der Wiese hinter der kleinen Villa ein Rad zu schlagen – was kann es schöneres geben.
08.30 Uhr Im Anschluss entspanne ich mich bei einem Wirbelbad und nutze die Zeit, um Sandras Tagebucheintrag vom Wochenende zu studieren. Ich staune Bauklötze und lerne, dass sich die unterbelichtete Maid die Langeweile mit gewaltverherrlichenden Filmen vertrieben hat – gleich platzt mir der Kragen.
09.30 Uhr Nach dem Badespass setze ich mich entnervt an den Frühstückstisch und lasse mir die wichtigste Mahlzeit des Tages schmecken. Ferner telefoniere ich mit Georg und vernehme, dass meine Verwandten gleich zum “Sun-N-Fun Lagoon” Wasserpark krusen werden. Als mich mein Bruder aufruft, kurzerhand mitzukommen, winke ich gelangweilt ab und gebe vor, kein Interesse am örtlichen Spassbad zu haben – wo kämen wir denn da hin.


Ein Spassbadbesuch ohne Mich

10.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner goldenen ROLEX auf 10 zugeht, stelle ich die Butter in den Eiskasten und freue mich, als Edelberts schneeweisser JEEP vorfährt. Wie es sich gehört, winke ich meinen Bekannten freundlich herein und gebe zu Protokoll, dass es angebracht wäre, im Garten zu arbeiten. Obgleich Edelbert vorgibt, als Kind einen Bandscheibenvorfall gehabt zu haben, lasse ich nicht locker und lotse den schlauen Mann nach draussen. Ruckzuck drücke ich ihm einen Besen in die Hand und animiere ihn, vor meiner kultivierten Villa für Sauberkeit und Ordnung zu sorgen – immerhin kann ich mich nicht um alles kümmern.


Dixon spielt mit einem Tennisball

10.45 Uhr Währenddessen mache ich mich am Petersilienbeet zu schaffen und lockere den Mutterboden. Zudem halte ich den Vierbeiner an, dem künstlich angelegten Teich fern zu bleiben und stattdessen weiter mit seinem Tennisball im Garten der Nachbarn zu spielen.
11.15 Uhr Wenig später gesellt sich Herr Booth an die Grundstücksgrenze und serviert eiskaltes Budweiser. Ich rufe spornstreichs nach Edelbert und lasse meinen Nachbarn wissen, dass meine Kehle ganz ausgetrocknet ist. Der Professor schlägt in die gleiche Kerbe und meint, dass eine kleine Brotzeit auch nicht schaden kann – wie wahr.
12.00 Uhr Nachdem sich Herr Booth verabschiedet hat, kehre ich in die gute Stube zurück und rufe kurzerhand bei der “Dominos” Heissleine (unlöblich: Hotline) an. Alsbald meldet sich eine freundliche Dame am anderen Ende der Leitung und nimmt zuvorkommend die Bestellung auf. Natürlich zeige ich mich spendabel und bitte den Trampel, zwei mit Schinken und Pilzen belegte Pizzas in den Willoughby Drive zu liefern – das gibt ein Festessen.
12.45 Uhr Bereits nach fünfundvierzig Minuten kommt ein verrosteter Lieferwagen vor meinem kultivierten Anwesen zum halten und wir können das Mittagessen in Empfang nehmen. Weil man viel trinken sollte, kredenze ich dem Professor eine weitere Flasche Bier und zögere auch nicht, die Pizzas auf zwei Teller anzurichten. Anschliessend machen wir es uns auf der schattigen Terrasse gemütlich und beissen kraftvoll zu – das tut gut.
13.30 Uhr Während wir uns das italienische Schmankerl munden lassen, kommt Edelbert auf Weihnachten zu sprechen und rechnet vor, dass in 71 Tagen das Christkind vor der Türe stehen wird. In diesem Zusammenhang möchte mein Bekannter wissen, ob wir das Fest in Kanada oder in Florida erleben werden. Ich zucke mit den Schultern und entgegne, dass die Entscheidung noch nicht gefallen ist. Ferner verweise ich auf meine Verwandten und informiere, dass die lieben Leute womöglich bis ins neue Jahr im Rentnerparadies bleiben werden.


Meine kleine Villa unter Palmen

14.30 Uhr Schlussendlich wünscht mir Edelbert einen schönen Nachmittag und zieht es vor, die Heimfahrt ins Stadtzentrum anzutreten. Ich werfe die Pforte lautkrachend ins Schloss und bette mich auf dem Kanapee zur Ruhe.
15.30 Uhr Weil es für das Abendessen noch zu früh ist, nehme ich die Hundeleine zur Hand und fordere den Vierbeiner auf, mit mir Gassi zu gehen. Dixon ist kaum zu bändigen und macht es sich während des Spaziergangs zum nahegelegenen La Playa Golfplatz zur Aufgabe, im kniehohen Gras nach verloren gegangenen Golfbällen Ausschau zu halten – da kommt besonders grosse Freude auf.
16.30 Uhr Wieder zurück in der kleinen Villa, hantiere ich in der Küche mit der Pfanne und zaubere im Handumdrehen schmackhafte Bratkartoffeln mit Spinat und Fischstäben – wie gut das duftet.
17.30 Uhr Nach der Brotzeit nehme ich die leistungsstarke Geschirrspülmaschine in Betrieb und komme zu dem Schluss, dass mich dieser Stress bald ins Grab bringen wird. Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und blättere wissbegierig in der Fernsehzeitung.
18.00 Uhr Um endlich zur Ruhe zu kommen, nehme ich auf dem Sofa platz und mache mich auf FOX über die aktuellen Geschehnisse in der Welt schlau. Nebenher kippe ich mir eine süffige Hopfenkaltschale hinter die Binde und labe mich an lustigen Lays Kartoffelchips – das schmeckt.

19.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf AMC und gebe mich dem Filmklassiker “I Dreamed of Africa” (auf deutsch: Ich träumte von Afrika) hin. Die Hollywoodproduktion aus dem Jahre 2000 erzählt die Lebensgeschichte der italienischen Schriftstellerin Kuki Gallmann, die mit ihrem Mann nach Kenia auswandert, um dort einen abgelegenen Bauernhof zu bewirtschaften.
21.00 Uhr Als nach zwei langweiligen Stunden der Abspann über die Mattscheibe flimmert, beende ich den Fernsehabend und schliesse sämtliche Fenster. Zu guter Letzt wünsche ich Dixon angenehme Träume und lege mich schlafen. Gute Nacht.

9. Oktober 2018 – Das Wetter lädt zum Schoppen ein

07.30 Uhr Ich werde durch ohrenbetäubendes Telefonschellen aus einem schönen Traum gerissen. Völlig entnervt halte ich mir die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) ans Ohr und sehe mich genötigt, mit Edelbert sprechen zu müssen. Der Professor wünscht mir einen schönen Morgen und sagt, dass das sonnige Wetter dazu einlädt, eine örtliche Shopping Mall (löblich: Einkaufszentrum) anzusteuern. Weil ich keine wichtigen Termine im Kalender verzeichnet habe, willige ich ein und verspreche, dass ich mich mit Georg und Maria in Verbindung setzen werde.


Meine praktische Schwarzbeere

08.00 Uhr Als nächstes telefoniere ich mit meinem Bruder und lasse ihn wissen, dass ich um 10 Uhr in Julies Restaurant sein werde. Obgleich meine Verwandten noch im Bett liegen, legt mein Bruder beste Laune an den Tag und unterbreitet, dass er sich gerne dem geplanten Schoppingausflug anschliessen würde – das hört man gerne.
08.30 Uhr Da man nicht ungewaschen aus dem Haus gehen sollte, ziehe ich mich spornstreichs ins Bad zurück und gebe mich einem erfrischenden Wirbelbad hin. Wie es sich gehört, wasche ich mir die Haare und vergesse auch nicht, mir die Bartstoppeln abzurasieren – immerhin ist gutes Aussehen heutzutage sehr wichtig.
09.15 Uhr Betörend nach Eukalyptusöl duftend, schlüpfe ich in modische Freizeitkleidung und erkläre Dixon, dass wir nun einen Ausflug unternehmen werden. Darüber hinaus schnippe ich mit den Fingern und gebe zu Protokoll, dass ich mir eventuell eine neue Tschienshose leisten werde – wie aufregend.
10.00 Uhr Pünktlich auf die Minute erreiche ich mein Ziel und freue mich, Georg, Edelbert sowie Maria an unserem angestammten Tisch am Fenster anzutreffen. Da mein Magen knurrt, setze ich mich sogleich dazu und ordere bei der Wirtin ein grosses Frühstück sowie etwas Schinken für meinen treuen Begleiter. Nebenher berichten meine Verwandten ausgiebig von ihrem Ausflug an die Ostküste und sind einstimmig der Meinung, dass Miami eine wunderschöne Stadt ist, die allerhand Sehenswürdigkeiten bietet – dem ist nichts hinzuzufügen.
11.00 Uhr Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren, bezahlen wir die Zeche und kommen überein, dass wir in drei Autos nach Estero krusen sollten. Georg reibt sich die Hände und kündigt grosspurig an, dass er seiner Frau nicht nur Schmuck kaufen, sondern sie am Abend auch in ein einladendes Fischrestaurant ausführen wird – diesen Luxus kann ich mir beim besten Willen nicht leisten.


Das Miromar Auslass Geschäft

12.00 Uhr Nach zweiundzwanzig zurückgelegten Meilen kommen wir mit quietschenden Bremsen vor dem Einkaufsparadies zum halten. Ich schwinge mich voller Vorfreude vom Fahrersitz des PS-strotzenden SUVs und gebe meinen Begleitern zu verstehen, dass das heisse Klima sogar den stärksten Rentner aus der Bahn wirft. Mein Bruder schlägt in die gleiche Kerbe und meint, dass wir uns als erstes ein Eis in der Waffel kaufen sollten – jaja.
12.30 Uhr Im Anschluss lotst uns Maria in ein Schuhgeschäft und plappert, dass ADIDAS Laufschuhe hierzulande sehr günstig sind. Ich mache grosse Augen und lerne, dass besagte Markenschuhe in Kanada gut und gerne 30% mehr kosten – das ist ja allerhand.
13.00 Uhr Nachdem meine Schwägerin zwei Paar Turnschuhe für David gekauft hat, statten wir dem “Abercrombie & Fitch” Geschäft einen Besuch ab. Während Georg sündteure Pullover in Augenschein nimmt, wende ich mich den Tischens zu und registriere, dass sämtliche Hosen an den Knien zerrissen sind. Lachend winke ich einen Verkäufer herbei und fordere den Deppen auf, die zerfetzten Beinkleider aus dem Regal zu nehmen. Anstatt meinem Aufruf nachzukommen, legt der Handlanger den Kopf schief und beteuert, dass “Ripped Denims” (löblich: zerrissene Baumwollhosen) derzeit der letzte Schrei sind – wo soll das noch hinführen.

14.15 Uhr Weil mittlerweile mein Magen knurrt, deute ich in Richtung der “All American Grill” Gastwirtschaft und merke an, dass das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf. Edelbert nickt eifrig und alsbald finden wir uns an einem schönen Tisch ein. Eine brünette Kellnerin lässt nicht lange auf sich warten und überreicht uns die Tageskarten. Nach kurzem Überlegen geben wir vier Steaks (löblich: Schnitzel) mit Buttergemüse und Kartoffeln in Auftrag. Dazu gibt es süffiges Leichtbier und köstliche Beilagensalate – das schmeckt.
15.15 Uhr Nachdem wir die Mahlzeit mit Käsekuchen und Schaumkaffees beschlossen haben, gibt sich Georg spendabel und lässt es sich nicht nehmen, uns zu Speis und Trank einzuladen. Danach verlassen wir gestärkt das Restaurant und schlendern an Fachgeschäften vorbei, die mit hohen Rabatten locken.
16.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner goldenen ROLEX auf 4 zugeht, stehen wir wieder an den Autos. Ich verabschiede mich von Georg und Maria und vernehme, dass meine Verwandten nun zur zum Golf von Mexiko rasen und dort in einem Restaurant den Sonnenuntergang geniessen wollen – das soll mir auch Recht sein.


Mein Zuhause unter Palmen

17.00 Uhr Nach einer nervenaufreibenden Hochgeschwindigkeitsfahrt treffe ich endlich zu Hause ein und freue mich auf einen besinnlichen Fernsehabend. Da Dixon hungrig ist, fülle ich seinen Napf mit Trockenfutter auf und nehme selbst mit einem reichbelegten Sandwich (unlöblich: Wurstbrot) Vorlieb.
18.00 Uhr Nachdem ich die Hausarbeit hinter mich gebracht habe, lege ich in der guten Stube die Beine hoch und folge den FOX Nachrichten. Da ausnahmsweise keine brechenden Neuigkeiten (unlöblich: Breaking News) vorliegen, wechsle ich zeitnah auf HBO, wo just im Moment eine alte “Sopranos” Folge anläuft. Natürlich lehne ich mich sogleich zurück und amüsiere mich köstlich.
21.00 Uhr Nach zwei Episoden beende ich den Fernsehabend und begleite Hund Dixon ein letztes Mal in den Garten. Anschliessend reguliere ich die Klimaanlage und falle gähnend ins Bett. Gute Nacht.

4. Oktober 2018 – Luxusurlaub ohne Mich

08.00 Uhr Ich werde zu nachtschlafender Zeit aus einem schönen Traum geklingelt. Zu allem Überfluss meldet sich mein Bruder am Telefon und unterbreitet, dass er einen Tag länger an Floridas Ostküste bleiben wird. Georg schwärmt in den höchsten Tönen und erzählt, dass er sich ins “Acqualina Resort” in Sunny Isles Beach einquartiert hat und sich dort pudelwohl fühlt. Als ich genauer nachfrage, vernehme ich, dass das fünf Sterne Luxushotel über weitläufige Suiten verfügt und ausserdem mit einer prima Wellness-Oase überzeugen kann – das ist ja allerhand.


Luxusurlaube kann ich mir nicht leisten

08.30 Uhr Missmutig beende ich das Telefonat und ärgere mich, weil ich mich dieser Reise nicht angeschlossen habe. Laut seufzend schwinge ich mich aus dem Bett und komme prompt zu dem Schluss, dass mir etwas Abwechslung auch sehr gut getan hätte. Trotz allen Nackenschlägen lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und ziehe mich ins Bad zurück, um lauwarmes Wasser in die Wirbelwanne laufen zu lassen. Nebenher rufe ich bei Edelbert an und lasse ihn wissen, dass ich gestern keine Einkäufe getätigt habe und gerne heute zum PUBLIX Supermarkt krusen möchte. Der schlaue Mann ist hellauf begeistert und entgegnet, dass er mir beim Schoppingvergnügen gerne Gesellschaft leisten würde – das hört man gerne.
09.30 Uhr Während Dixon im Garten spielt, nehme ich die wichtigste Mahlzeit des Tages ein und blättere in der Tageszeitung. Auf Seite 18 erfahre ich, dass sich auf dem Tamiami Trail ein verheerender Unfall mit zahlreichen Schwerverletzten ereignet hat. Wie nicht anders zu erwarten, hat ein erst 19jähriger Fahranfänger die Kontrolle über seinen SUV verloren und ist frontal in den Cadillac einer 98jährigen Seniorin gekracht – das ist ja allerhand.
10.15 Uhr Nach der Stärkung hüpfe ich in den Chevrolet und gleite zu prima WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Radiomusik gen Süden davon. Um schneller voran zu kommen, bringe ich in regelmässigen Abständen die Lichthupe zum Einsatz und schrecke auch nicht davor zurück, stetig zu hupen – das macht Spass.


Der beste Radiosender weltweit

10.45 Uhr Kurz vor dem Elfuhrläuten erreiche ich mein Ziel und kann den Professor per Handschlag begrüssen. Danach machen wir einem verwirrten Tattergreis einen Einkaufswagen streitig und schicken uns an, Produkte des täglichen Bedarfs auszuwählen. Darüber hinaus berichtet mein Begleiter, dass er Morgen bei Familie Satesh zum Abendessen eingeladen ist. Ich nicke eifrig und ermutige meinen Bekannten, der indischen Familie als kleine Aufmerksamkeit eine Tüte Curry mitzubringen – immerhin ist dieses Gewürz in Asien sehr beliebt.
11.30 Uhr Nachdem sich ein stattlicher Haufen im Einkaufswagen angesammelt hat, begeben wir uns zur Kasse und vereinbaren, dass wir nach dem Bezahlvorgang ins benachbarte “Dairy Queen” (löblich: Molkerei Königin) Gasthaus einkehren und uns stärken sollten – das kulinarische Wohl darf nicht zu kurz kommen.
12.00 Uhr Pünktlich zum Mittagsläuten betreten wir das einladende Gasthaus und ordern an der Essensausgabe neben vitaminreichen BLT Sandwiches (löblich: Schinken, Käse und Tomaten Brote) auch durstlöschende 7Up (löblich: Sieben hinauf) Limonaden – schmeckt gar nicht schlecht.
12.30 Uhr Mit vollen Mägen verlassen wir die Schnellessgaststätte und verschaffen Dixon etwas Auslauf. Unterdessen berichte ich meinen Begleiter, dass Georg und Maria erst im Laufe des Freitags nach Naples zurück kommen werden. In diesem Zusammenhang verrate ich ausserdem, dass meine Verwandten Unsummen aus dem Fenster werfen und in einem der besten Hotelanlagen des Kontinents logieren. Der Professor macht grosse Augen und meint, dass wir uns solche Luxusurlaube leider nicht leisten können – wie wahr.


Mein Zuhause unter Palmen

13.30 Uhr Zurück im Willoughby Drive, schlüpfe ich aus den Flip Flops und falle erschöpft aufs Kanapee. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und sehe mich im Traum an die Niagara Fälle versetzt – das war prima
14.30 Uhr Ich erwache ausgeruht und nutze die Nachmittagsstunden, um Anschnur zu gehen. Während ich mich am Schreibtisch niederlasse und elektronische Briefe studiere, schlürfe ich Kaffe und nehme mir ausserdem das Recht heraus, mehrere Donuts aus dem Supermarkt zu fressen. Natürlich gebe ich auch hilfreiche Ratschläge ab und animiere eine alleinerziehende Dame (29) aus Münster, ihre Tochter Mathilda (5) ins Heim zu stecken.
15.30 Uhr Nach der schweisstreibenden Arbeit schalte ich den Heimrechner aus und genehmige mir ein kühles Budweiser aus dem Eiskasten. Ferner sehe ich im Garten nach dem Rechten und stelle mit grosser Sorge fest, dass Dixon schon wieder eine Grube im Garten der Nachbarn gebuddelt hat. Um von Herrn Booth in kein schlechtes Licht gerückt zu werden, eile ich zum Loch und befülle es ruckzuck mit Erde – gleich platzt mir der Kragen.


Ich beisse kraftvoll zu

16.30 Uhr Fix und foxi schlendere ich in die Küche zurück und mache mir Gedanken bezüglich des Nachtmahls. Um nicht stundenlang am heissen Herd stehen zu müssen, hole ich kurzerhand eine Tiefkühlpizza hervor und zaubere in Minutenschnelle ein prima Abendessen. Dazu gibt es einen farbenfrohen Beilagensalat sowie ein weiteres Bier.
18.00 Uhr Nachdem ich die leistungsstarke Geschirrspülmaschine knopfdrückend in Betrieb genommen habe, verabschiede ich mich in den verdienten Feierabend und fröne den Nachrichten auf FOX.
19.00 Uhr Zur Prime Time (löblich: Hauptfernsehzeit) wechsle ich auf den Filmkanal HBO und schaue mir den russischen Gruselfilm “Queen of Spades” an. Das krude Machwerk handelt von vier unterbelichteten Jugendlichen, die durch ein altes Ritual eine böse Hexe heraufbeschwören – wie aufregend.
21.00 Uhr Nach zweistündigem Nervenkitzel beende ich den Fernsehabend und ziehe mich gähnend ins Schlafzimmer zurück. Zu guter Letzt lösche ich das Licht und lege mich schlafen. Gute Nacht.