22,. Januar 2015 – Zurück auf den Appalachian Trail?

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08.00 Uhr Ich hüpfe sportlich aus dem Bett und läute den Morgen mit dem Frühsport auf der Terrasse ein. Zu allem Überfluss gesellt sich Sandra an meine Seite und plappert, dass sie heute mit Frau Pontecorvo die “Edison Mall” in Fort Myers erkunden wird. Zudem kommt das Kind auf den Freitag zu sprechen und kündigt an, dass es morgen eine Abschiedsfeier ausrichten und uns mit einem prima Abendessen verwöhnen wird – das kann ja heiter werden.
08.30 Uhr Während sich die Maid schick macht, verabschiede ich mich in die Nasszelle und lasse die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Darüber hinaus studiere ich lesenswerte Artikel auf N-TV.de und bringe heraus, dass die PEGIDA Bewegung nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen europäischen Staaten immer mehr Zulauf gewinnt. Anstatt sich der Sorgen der Bürger anzunehmen, fällt den Regierenden nichts besseres ein, als diese Menschen als “Dummköpfe” abzukanzeln. Ich bin mir in diesem Zusammenhang ziemlich sicher, dass sich die etablierten Parteien spätestens bei den nächsten Wahlen über massive Stimmverluste wundern werden.

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Massive Stimmverluste für die etablierten Parteien?

09.30 Uhr Nach dem Badevergnügen schlendere ich in die Küche und werde beim Blick aus dem Fenster Zeuge, wie Sandra und Frau Pontecorvo mit quietschenden Pneus vom Grundstück brettern. Ich atme tief durch und bereite das Frühstück vor. Ausserdem telefoniere ich mit Edelbert und gebe zu Protokoll, dass ich mich heute im Garten nützlich machen werde. Der Professor freut sich und sagt, dass er in eineinhalb Stunden vorbeikommen wird – das ist die beste Nachricht des ganzen Tages.
10.00 Uhr Um keine Langeweile zu bekommen, ringe ich mich nach der Mahlzeit dazu durch, den SUV zu waschen. Ich scheuche Dixon zum Chevrolet und rase kurzerhand zur zwei Meilen entfernten MOBIL Tankstelle am Executive Drive. Gekonnt fahre ich das Auto in die Waschstrasse und beauftrage einen Knecht, das Waschprogramm 2 auszuwählen. Der Puertoricaner nickt eifrig und nimmt mir 12 Dollars ab.

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Willy Wonka Kaugummis schmecken prima

10.30 Uhr Während des Waschvorgangs schiebe ich mir einen Kaugummi in den Mund und mache mir eigene Gedanken bezüglich Sandras geplanter Abschiedsfeier. Ich werfe Hund Dixon skeptische Blicke zu und unke, dass uns die Maid verkochtes Gemüse und womöglich sogar Tofu auftischen wird – wie furchtbar.
10.45 Uhr Wenig später blitzt und blinkt der Suburban wieder und ich kann die Heimreise antreten. Nebenher fröne ich dem Programm von WCKT CAT COUNTRY und erfreue mich an angesagten Liedern – wie schön.
11.00 Uhr Zuhause angekommen treffe ich den Professor pfeiferauchend auf der Terrasse an. Mein Bekannter fabriziert lustige Rauchringe und erkundigt sich, ob ich bei dieser Affenhitze wirklich im Garten schuften will. Da die Quecksilberanzeige des Thermometers mittlerweile auf 80°F (27°C) angestiegen ist, winke ich demonstrativ ab und spendiere dem schlauen Mann eine kühle Halbe.

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Bitte nicht rauchen

11.30 Uhr Anschliessend lasse ich mich im Liegestuhl nieder und öle meine trockene Kehle mit grossen Schlucken. Edelbert kommt aus dem Tratschen gar nicht mehr heraus und erzählt, dass er gestern eine Fernsehdokumentation über den Appalachian Trail verfolgt hat. Mein Tischnachbar schwärmt in den höchsten Tönen und meint, dass es eine Gaudi wäre, in diesem Jahr erneut auf den Trail zurückzukehren. Ich staune Bauklötze und vernehme, dass der Professor mit dem Gedanken spielt, im Hochsommer nach Vermont auszufliegen und vom Killington Peak über Hanover in New Hampshire bis zum Mount Washington zu wandern. Als ich tief durchatme, rückt der gute Mann mit weiteren Einzelheiten heraus und rechnet vor, dass die Strecke knapp 100 Meilen umfasst.

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Der Appalachian Trail

12.00 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit serviere ich vitaminreiche Wurstbrote und komme zu dem Schluss, dass es gar keine schlechte Idee ist, spannende Tage auf dem weltbekannten Wanderweg zu verbringen. Ich kredenze Edelbert eine weitere Hopfenkaltschale und verspreche, dass ich mir alles ganz genau durch den Kopf gehen lasse werde.
13.00 Uhr Nachdem sich Edelbert winkend verabschiedet hat, hole ich den Gartenschlauch aus der Garage und mache es mir zur Aufgabe, die Pflanzen zu bewässern. Hund Dixon flitzt unterdessen zum Teich und bellt die handzahme Echse Billy an – da kommt besonders grosse Freude auf.
14.00 Uhr Nach getaner Arbeit kehre ich in die klimatisierte Stube zurück und falle aufs Kanapee. Schon bald döse ich ein und träume von meiner Appalachian Trail Wanderung im April 2013 – das war spannend.
15.00 Uhr Ich erwache redlichst ausgeruht und setze mich spornstreichs an den Schreibtisch. Pflichtbewusst kümmere ich mich um die Anschnurseelsorge und rate einer Mutter aus dem ostdeutschen Finsterwalde, ihrem Sohn das Heckentauchen zu untersagen. Bei dieser Gelegenheit verweise ich auf den diesbezüglichen Anschnurbericht und fordere die Dame auf, ihrem 14jährigen Kind mit Taschengeldentzug zu drohen.
16.00 Uhr Sechzig Minuten später schalte ich den Heimrechner aus und folge dem Vierbeiner an die frische Luft. Als ich zum Tennisball greife, kommen die vorlauten Nachbarskinder Emily und Francis dazu und ich sehe mich genötigt, mit den Kleinen tratschen zu müssen. Francis ist heute besonders redselig und möchte wissen, ob ich meine junge Freundin bald heiraten werde. Selbstverständlich zeige ich dem Buben den Vogel und kläre darüber auf, dass Sandra nicht meine Freundin, sondern lediglich ein Gast ist.

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Meine kleine Villa unter Palmen

16.30 Uhr Just im diesem Moment fährt Frau Pontecorvos schnittiger FORD MUSTANG vor und Sandra schleppt mehrere Tüten in die kleine Villa. Ich mache prompt kehrt und frage das Kind, ob es schon wieder ein kleines Vermögen für Klamotten ausgegeben hat. Die Maid gibt mir Recht und bestätigt, dass sie nicht nur T-Hemden, sondern auch rote Turnschuhe gekauft hat – wie unlöblich.
17.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, das Abendessen vorzubereiten. Während Sandra im Garten tschillt, gebe ich Butter in eine Pfanne und zaubere im Handumdrehen Bratkartoffeln mit Spinat. Danach decke ich den Küchentisch mit dem besten Porzellan ein und rufe Sandra zum Essen – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nach der Hausarbeit entkorke ich eine Flasche Cristal Schaumwein und lade die junge Dame zum gemeinsamen Fernsehabend ein. Sandra schüttelt jedoch den Kopf und unterbreitet, dass sie sich mit Carol Wang treffen und Lebensmittel für die Abschiedsfeier einkaufen wird. Ausserdem erfahre ich, dass die zwei im Anschluss ins Kino gehen und sich einen Gruselfilm anschauen wollen – wie unlöblich.
18.30 Uhr Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und fröne den Abendnachrichten auf FOX. Ich mache mich über die tagesaktuellen Geschehnisse schlau und schalte bald auf den Spartenkanal FX um.

19.00 Uhr Zur besten Sendezeit beginnt das mehrteilige Fernsehspiel “Fargo” und ich habe das Vergnügen, in das Leben des abgehalfterten Versicherungsvertreters Lester Nygaard einzutauchen – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Nach drei Episoden betätige ich gähnend den OFF (löblich: AUS) Knopf auf der Fernbedienung und ziehe es vor, mir die Zähne zu putzen und mich schlafen zu legen. Gute Nacht.