23. Januar 2015 – Abschied von Sandra Corte

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08.00 Uhr Sandra stürmt ins Schlafzimmer und berichtet mit zitternder Stimme, dass sich ein Krokodil auf der Terrasse tummelt. Um einen genauen Überblick zu bekommen, schlüpfe ich in die Josef Seibel Hausschuhe und schleiche mit gezücktem Revolver nach draussen. Laut lachend werde ich auf eine Eidechse aufmerksam und lasse das Kind wissen, dass es sich hierbei lediglich um einen lustigen Leguan handelt. Ich lasse die GLOCK in meine Bademanteltasche wandern und nutze die Gelegenheit, um meine Muskeln zu stählen – da kommt Freude auf.

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Ich bin schwerbewaffnet

08.30 Uhr Als ich in die Küche zurückkehre, stellt sich mir Sandra in den Weg und informiert, dass sie zu ihrer Abschiedsfeier Frau Pontecorvo und Edelbert eingeladen hat. Ferner deutet die Maid zur Küchenuhr und kündigt an, dass wir um 18 Uhr Essen werden. Darüber hinaus erfahre ich, dass sich Frl. Corte nach dem Nachtmahl mit John Avanzatti treffen wird. Ich zucke mit den Schultern und eile ins Bad, um mich redlichst zu waschen.
09.30 Uhr Nach dem Badespass leiste ich Sandra beim Frühstück Gesellschaft und vernehme, dass sie den Vormittag nutzen wird, um ihre letzten Dollars in Schminke zu investieren. Während ich mit den Augen rolle, beisst die Maid kraftvoll in einen Bagel und sagt, dass sie ausserdem einen Becher Sahne kaufen muss.

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Sandra wirft die Dollars zum Fenster hinaus

10.15 Uhr Nachdem Sandra die kleine Villa verlassen hat, atme ich tief durch und erkläre dem Vierbeiner, dass wir nun in die Stadt rasen und Getränke in “Bob’s Liquor Store” besorgen werden. Da ein Einkauf zu Zweit viel mehr Freude bereitet, rufe ich Edelbert an und verabrede mich für 11 Uhr vor dem Alkoholgeschäft unseres Vertrauens.
10.30 Uhr Wenig später sitze ich im Chevrolet und presche gutgelaunt vom Grundstück. Ich schlängle mich durch den zäh fliessenden Vormittagsverkehr und habe das Vergnügen, Zac Browns Superschlag (unlöblich: Superhit) “Chicken Fried” (löblich: Hühnchen Frittiert) aus dem Jahre 2008 zu hören.

11.00 Uhr Pünktlich auf die Minute parke ich den SUV neben Edelberts JEEP. Ich begrüsse meinen Bekannten herzlich und folge ihm spornstreichs ins gutsortierte Alkoholgeschäft. Bei dieser Gelegenheit erzähle ich dem schlauen Mann, dass ich zu Sandras Abschiedsfeier ein Fläschchen Veuve Clicquot Schaumwein beisteuern werde.
11.30 Uhr Nachdem sich etliche Flaschen im Einkaufswagen angesammelt haben, lade ich noch eine Kiste Löwenbräu Helles ein und gebe zu Protokoll, dass Sandra morgen nach München ausfliegen wird. Edelbert ist begeistert und meint, dass dann endlich wieder Ruhe und Frieden in meinem Zuhause einziehen werden – wie wahr.
12.00 Uhr Nach dem Bezahlvorgang verladen wir die Getränke in die Autos und fassen den Entschluss, im “Bob Evans” Gasthaus zu Mittag zu essen. Edelbert gibt sich spendabel und verspricht, mich zu Speis und Trank einzuladen – das ist phantastisch.
12.30 Uhr Mit knurrenden Mägen betreten wir die Wirtschaft und nehmen an einem einladenden Fenstertisch Platz. Während Edelbert einen “Meat Lovers Burrito” (löblich: Fleischliebhaber Burrito) wählt, nehme ich mit einem vitaminreichen “Big Farm Burger” (löblich: Grossen Bauernhof Burger) Vorlieb.
13.00 Uhr Als ich meine ausgetrocknete Kehle mit brauner Limonade aus Atlanta spüle, kommt Edelbert auf die geplante Appalachian Trail Wanderung zu sprechen und lotet aus, ob ich mir mittlerweile eigene Gedanken gemacht habe. Ich stelle die Diät Cola beiseite und entgegne, dass ich jederzeit bereit bin, im hohen Norden auf dem weltbekannten Wanderweg zu spazieren. Prof. Kuhn strahlt wie ein Honigkuchenpferd und sichert zu, bis zur kommenden Woche eine Route auszutüfteln – das soll mir Recht sein.

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Bald bin ich wieder auf dem Trail – wie aufregend

13.45 Uhr Redlichst gestärkt laufe ich zum Auto und wünsche Edelbert einen schönen Nachmittag. Der Professor winkt mir zum Abschied zu und erinnert, das wir uns am Abend wiedersehen werden.
14.30 Uhr Zurück in der kleinen Villa, treffe ich Sandra in der Küche an. Das Mädchen schneidet Tomaten auf und plappert davon, dass sie keine Hilfe benötigt. Ich mache prompt kehrt und falle fix und foxi aufs Kanapee.
15.30 Uhr Ich öffne die Augen und lasse es mir nicht nehmen, in der Küche nach dem Rechten zu sehen. Während Sandra Pilze wäscht, präsentiere ich die Schaumweinflasche und bitte das Kind, den edlen Tropfen in den Eiskasten zu stellen. Anstatt sich zu bedanken, quasselt Sandra in einer Tour und fordert mich auf, die Küche zu verlassen – wie unlöblich.
16.00 Uhr Um mich nicht ärgern zu müssen, setze ich mich an den Schreibtisch und arbeite Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher ab. Ich nehme mir alle Depeschen zu Herzen und rate einer verzweifelten Mutter aus Riesa, sich nicht von ihren verlotterten Kindern (5, 8, 12, 15, 17, 18 und 23 Jahre) auf der Nase herumtanzen zu lassen.
17.00 Uhr Als alles abgearbeitet ist, greife ich zur Hundeleine und unternehme mit dem Vierbeiner einen Spaziergang durch das Wohngebiet. Wie es sich gehört, werfe ich dem Rüden Stöckchen zu und animiere ihn, die Palmen auf dem Grundstück der Nachbarn zu bewässern.
17.45 Uhr Zuhause angekommen, kann ich Frau Pontecorvo und Edelbert Willkommen heissen. Ich führe die Beiden auf die Terrasse und mache es mir zur Aufgabe, französischen Sprudelsekt zu kredenzen. Kurze Zeit später fährt Sandra eine Spargelcremesuppe auf und setzt uns darüber in Kenntnis, dass sie das Süppchen mit Petersilie aus dem Garten verfeinert hat. Ich nicke anerkennend und stelle fest, dass die Vorspeise prima schmeckt.

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Fleisch ist vitaminreich und sehr gesund

18.30 Uhr Anschliessend serviert die Maid ein asiatisches Reisgericht. Ich stochere mit der Gabel in der Pampe herum und erkläre, dass ein saftiges Steak fehlt. Sandra straft mich mit bösen Blicken und unterbreitet, dass man nicht jeden Tag Fleisch essen muss – papperlapapp.
19.00 Uhr Als Nachspeise tischt das unterbelichtete Mädchen Walnusseis mit Sahne auf. Nebenher lässt Sandra ihren Floridaaufenthalt Revue passieren und verspricht, dass wir uns im kommenden Sommer wiedersehen werden. Ich proste meiner Mieterin zufrieden zu und stelle in Aussicht, dass ich im Frühling womöglich nach Deutschland kommen werde, um die Instandsetzungsarbeiten der Terrasse zu beaufsichtigen.
20.00 Uhr Nachdem wir das Essen mit Schaumkaffees abgerundet haben, tippt Sandra auf ihre Armbanduhr und sagt, dass sie nun in die Stadt fahren wird. Ich wünsche dem Kind schöne Stunden und schenke den Gästen etwas Wein nach.
21.00 Uhr Ein schöner Abend neigt sich seinem Ende zu. Ich verabschiede Frau Pontecorvo und Edelbert per Handschlag und bringe für Morgen einen Strandspaziergang zur Sprache. Im Anschluss rufe ich Dixon ins Haus und schaue mir die Nachrichten an. Danach ziehe ich mich ins Schlafzimmer zurück und döse bald ein. Gute Nacht.