2. April 2014 – Papst Johannes Paul II. und lustige Mandelkekse

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08.00 Uhr Ich öffne die Augen und fühle mich blendend. Wie es sich für einen sportlichen Rentner gehört, schlage ich die Decke beiseite und hüpfe ruckzuck aus dem Bett. Ferner erhebe ich den Zeigefinger und gebe Hund Dixon zu verstehen, dass sich die stinkfaule Jugend an mir ein Bespiel nehmen sollte.
08.30 Uhr Bevor ich in der Wirbelbadewanne die Seele baumeln lasse, tratsche ich mit Frau Pontecorvo und höre, dass gestern Sandra angerufen hat. Meine Nachbarin seufzt in einer Tour und behauptet, dass sie die Maid liebgewonnen hat und es kaum erwarten kann, sie im Sommer wiederzusehen – wie unlöblich.
09.00 Uhr Als meine Glieder vom Sprudelwasser massiert werden, poltert plötzlich Frau Gomez zur Haustüre herein. Die Putzfrau wünscht mir einen guten Morgen und kündigt an, die Villa putzen zu wollen. Ich gebe der Perle Recht und bitte sie, auf keinen Fall ins Badezimmer zu kommen – was muss ich denn noch alles ertragen.
10.00 Uhr Nachdem ich mich angezogen habe, leiste ich der Reinigungsfachfrau in der guten Stube Gesellschaft und lasse sie wissen, dass nicht nur das Gästezimmer geputzt, sondern auch die Teppiche ausgeklopft werden müssen. Die Mexikanerin mustert mich skeptisch und antwortet, dass es eigentlich Aufgabe eines Mannes sein sollte, die schweren Läufer in den Garten zu tragen – wie unlöblich.
10.30 Uhr Endlich finde ich Zeit, würzigen Bohnenkaffee aufzubrühen und mir ein kleines Frühstück munden zu lassen. Während Dixon aus dem Betteln gar nicht mehr herauskommt, blättere ich in der Tageszeitung und lerne, dass heute vor 9 Jahren Papst Johannes Paul II. von uns gegangen ist. Selbstverständlich winke ich Frau Gomez an den Frühstückstisch und informiere, dass das ehemalige Kirchenoberhaupt in 3 Wochen heilig gesprochen wird.

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Papst Johannes Paul II.

11.00 Uhr Weil die Putzfrau mit dem Staubsauger einen Höllenlärm veranstaltet, folge ich dem Vierbeiner in den Garten. Schnell bemerke ich jedoch, dass es viel zu heiss ist, um einen Spaziergang zu unternehmen. Stattdessen schleudere ich einen Tennisball zum Teich und animiere den Rüden, eigenständig Gassi zu gehen – immerhin kann ich mich nicht um alles kümmern.
11.30 Uhr Just als meine Zugehfrau einen Teppich auf die Terrasse schleppt, verabschiede ich mich in die Garage und gebe vor, das Auto reparieren zu müssen. Um keinen Verdacht zu erregen, greife ich zum Hammer und haue in regelmässigen Abständen auf die Werkbank. Nebenher rufe ich bei den Kindern im fernen Toronto an und erfahre von Amanda, dass mein Grossneffe vom 18. bis zum 21. April Schulferien hat. Darüber hinaus plappert James Ehefrau, dass sie die Osterfeiertage nutzen wird, um mit der Familie am Lake Simcoe abzutschillen – wie aufregend.

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Lake Simcoe im Winter

12.00 Uhr Pünktlich zum Mittagsläuten kehre ich mit Dixon im Schlepptau in die Villa zurück und entschliesse mich, eine vitaminreiche Pizza im Ofen aufzubacken. Bei dieser Gelegenheit komme ich auf meinen Jahresurlaub zu sprechen und unterbreite, dass ich womöglich den Hochsommer in Alaska verbringen werde. Frau Gomez winkt ab und legt mir nahe, die wunderschöne Stadt Tijuana in Mexiko zu besuchen – papperlapapp.
13.00 Uhr Nach der Jause falle ich erschöpft aufs Sofa und entspanne mich von den Strapazen des Vormittags. Mein Haustier tut es mir gleich und streckt ebenfalls alle Viere von sich – da kommt Freude auf.
14.00 Uhr Ich werde durch lautes Türklingeln geweckt und treffe Frau Pontecorvo am Eingang an. Meine Nachbarin überrascht mich mit Mandelkeksen und sagt, dass es ein Vergnügen wäre, auf der Terrasse Kaffee zu trinken. Ich winke die kleine Frau herein und stelle knopfdrückend den futuristischen DeLonghi Vollautomaten ein.
14.30 Uhr Im Anschluss machen wir es uns an der frischen Luft bequem und beobachten Frau Gomez, die gerade damit beschäftigt ist, die Fenster zu putzten. Bei dieser Gelegenheit tratschen wir über Dies und Das und kommen überein, dass wir morgen gemeinsam frühstücken sollten.

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Wir halten das Kaffeekränzchen auf der Terrasse ab

15.15 Uhr Nachdem endlich Ruhe und Frieden im Willoughby Drive Einzug gehalten haben, komme ich meinen Pflichten als Anschnurseelsorger nach. Ich nehme Depeschen besorgter Eltern in Augenschein und rate einer 40jährigen aus Berlin, ihrem 18jährigen Sohn Tanzlokalbesuche zu untersagen. Um meinen Aussagen Nachdruck zu verleihen, verweise ich auf den diesbezüglichen Anschnurbericht und stelle klar, dass in Diskotheken Haschgift, Kreck und Kristlmess in rauen Mengen konsumiert werden.
16.15 Uhr Nach einer Stunde beende ich die Arbeit und halte im Garten nach Dixon Ausschau. Nach kurzer Suche finde ich den Vierbeiner auf der Terrasse von Familie Crane und werde Zeuge, wie der Frechdachs dem Nachbarshund einen Knochen streitig macht. Ich streichle Dixon übers Fell und gebe zu Protokoll, dass zu Hause eine Schüssel mit Trockenfutter auf ihn wartet.
17.00 Uhr Da ich vom Mittagessen immer noch gesättigt bin, begnüge ich mich mit einer Wurst- und Käseplatte. Dazu gibt es köstliches Weissbrot sowie ein eiskaltes Budweiser mit Schaumkrone – das schmeckt.
18.00 Uhr Nachdem ich in der Küche für Sauberkeit gesorgt habe, gehe ich zum gemütlichen Teil des Tages über. Ich lege im Wohnzimmer die Beine hoch und informiere mich auf FOX über die aktuellen Geschehnisse in der Welt.

19.00 Uhr Nach den Abendnachrichten nehme ich mit dem SHOWTIME “Video on Demand” (löblich: Video auf Abruf) Angebot Vorlieb und fröne der lustigen Serie “Shameless” (löblich: Schamlos). Ich tauche in das Leben der asozialen Familie Gallagher ein und trinke dazu eine Flasche Weisswein aus dem goldenen Kalifornien.
21.00 Uhr Als nach der dritten Folge der Abspann über den Flachbildschirm flimmert, schalte ich die Glotze aus und scheuche Dixon noch einmal in den Garten. Danach reguliere ich die Klimaanlage und gehe zu Bett. Gute Nacht.