15. Juli 2016 – Stadtbummel

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08.00 Uhr Ich werde zu früher Stunde durch stetiges Fiepen geweckt. Als ich mir den Schlaf aus den Augen reibe, gesellt sich Hund Dixon ans Bett und schielt zur Terrassentüre. Selbstverständlich öffne ich sogleich die Pforte und sehe, wie der lustige Rüde nach nebenan läuft, um Nachbarshund Joey zu besuchen – da kommt Freude auf.

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Hund Dixon spielt im Garten

08.30 Uhr Just als ich die Morgengymnastik absolviere, klingelt das Telefon besonders aggressiv. Zu allem Überfluss meldet sich Sandra in der Leitung und erzählt, dass ihre Mitbewohnerin in fünf Tagen ihr Wiegenfest feiern wird. Als ich mit den Schultern zucke, kommt die Maid auf ein prima Geburtstagsgeschenk zu sprechen und kündigt grossspurig an, dass sie mit Frau Bärbel verreisen wird – das soll mir auch Recht sein.
09.00 Uhr Nachdem ich das Telefonat beendet habe, lasse ich die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Ausserdem rufe ich bei meinen Verwandten im Lowbank Drive an und erkläre dem kleinen David, dass ich ihn, seine Eltern sowie die Grosseltern gegen halb 11 in Julies Restaurant erwarte. Der Bube ist ganz aufgeregt und lotet aus, ob ich ihm ein Eis kaufen werde – das werden wir erst noch sehen.
10.00 Uhr Bevor ich losfahre, reibe ich meine zarte Haut mit einer Sonnencreme ein und vergesse auch nicht, wegen der grossen Hitze die NY YANKEES Kappe aus dem Schrank zu holen. Danach pfeife ich auf den Fingern und lasse den Vierbeiner wissen, dass wir nun Wirtin Julie besuchen und uns die Bäuche vollschlagen werden.
10.30 Uhr Wenig später betrete ich die Gaststätte meines Vertrauens und freue mich, meine liebe Familie an einem Fenstertisch anzutreffen. Ich setze mich spornstreichs dazu und ordere bei Aushilfsbedienung Peggy ein grosses Frühstück. Nebenher plaudere ich angeregt mit meinen Tischnachbarn und erfahre, dass die lieben Leute nach der Jause einen Stadtbummel unternehmen wollen – das hört sich verlockend an.

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Frau Laura Ingalls Wilder

11.00 Uhr Just als Frau Julie die Tassen mit brühfrischem Bohnentrunk auffüllt, verweise ich auf meine geplante Forschungsreise nach Minnesota und berichte, dass ich an Edelberts Seite auf den Spuren der Schriftstellerin Laura Ingalls Wilder wandeln möchte. James macht grosse Augen und unkt, dass wir dann bestimmt auch Sleepy Eye und Walnut Grove ansteuern werden. Ich nicke eifrig und informiere, dass in den besagten Ortschaften Museen zu finden sind, die sich mit dem spannenden Leben der Autorin eingehend befassen.
11.30 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, die Rechnung zu bezahlen und in Richtung Zentrum davonzurasen. Ruckzuck führe ich das brave Haustier zum Chevrolet Suburban und gebe zu Protokoll, dass wir entlang der 5th Avenue bestimmt geeignete Stellplätze für die Autos finden werden. Danach lasse ich den Motor aufheulen und presche hupend von dannen – das macht Spass.

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Wir glotzen in die Schaufenster

12.00 Uhr Als die Sonne hoch oben am Firmament steht, erreichen wir unser Ziel und parken die Fahrzeuge direkt vor Edelberts Wohnadresse. Um dem Professor eine Freude zu bereiten, klingle ich an seiner Pforte und lade ihn ein, uns zu begleiten. Prof. Kuhn lässt sich nicht zweimal bitten und schliesst sich unserem Bummel kurzerhand an.
12.30 Uhr Während wir die Auslagen in den Schaufenstern begaffen, spreche ich Edelbert bezüglich unserer ausstehenden Buchung an und stelle klar, dass wir spätestens in der kommenden Woche unsere Reise in trockne Tücher packen sollten. Mein Bekannter nickt eifrig und zögert nicht, eine Eisdiele anzusteuern, um uns zu lustigen Eistüten einzuladen – schmeckt gar nicht schlecht.
13.00 Uhr Nachdem Amanda in einem überteuerten Modemarkt einen Armreif für 27 Dollars gekauft hat, kehren wir wegen der grossen Hitze ins “Bistro 821” ein. Wir lassen und schnaufend in der klimatisierten Gaststube nieder und ordern bei einer Kellnerin durstlöschende Langgetränke. Dazu gibt es vitaminreiche Cheesedogs (löblich: Käsehunde) mit röschen Fritten. Ich beisse kraftvoll zu und erkläre meinem Bruder, dass es in diesem Laden die besten Kartoffelstäbe der ganzen Stadt gibt.

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Kartoffelstäbe sind sehr nahrhaft

14.00 Uhr Nach der Stärkung vertreten wir uns die Beine und bemerken, dass bunte Sommerkleider und Pluderhosen bei den Weibsbildern derzeit besonders angesagt sind. Amanda straft mich mit bösen Blicken ab und meint, dass das Wort “Weibsbild” sehr diskriminierend ist – papperlapapp.
14.45 Uhr Anschliessend kehren wir zu den Autos zurück und verabschieden uns händeschüttelnd. Ich wünsche den lieben Menschen einen ruhigen Abend und bringe heraus, dass James, Amanda und David am späten Nachmittag ins Lichtspielhaus gehen wollen. Darüber hinaus regt mein löblicher Neffe für den Sonntag einen Abstecher in den Sun-N-Fun Lagoon Vergnügungspark an – das kann ja heiter werden.
15.30 Uhr Zurück in der kleinen Villa, schlüpfe ich aus den Kuhjungenstiefeln und falle erschöpft aufs Kanapee. Bereits nach wenigen Sekunden döse ich ein und träume von der bevorstehenden Reise nach Minnesota.
16.30 Uhr Ich erwache ausgeruht und registriere, dass es viel zu spät ist, um die Anschnurseelsorge zu erledigen. Weil ich nicht mehr der Jüngste bin und viel Ruhe benötige, lasse ich die Arbeit ausnahmsweise sausen und gebe mich im Wohnzimmer dem Studium der Tageszeitung hin. Ich informiere mich über die aktuellen Geschehnisse im Collier County und lerne, dass der örtliche Kunstverein (löblich: Art Society) am Wochenende einen Künstlermarkt am Hafen veranstalten wird – so ein Schmarrn.

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Capocollo müssen Sie probiert haben

17.30 Uhr Bevor ich mich in den Feierabend verabschiede, richte ich mir in der Küche eine kalte Platte mit italienischen Wurst- Käsespezialitäten an – wie gut das duftet.
18.15 Uhr Nach dem Nachtmahl lege ich im Wohnzimmer die Beine hoch und fröne den Nachrichten. Natürlich berichtet der FOX Moderator ausführlich über den Präsidentschaftswahlkampf und räumt Herrn Donald Trump die besten Schanzen ein – wie schön.
19.00 Uhr Um etwas Abwechslung zu bekommen, wechsle ich auf den Filmsender HBO, um mir das abendfüllende Boxerdrama “Rocky” aus dem Jahre 1976 anzuschauen. Ich amüsiere mich köstlich und werde Zeuge, wie ein Gelegenheitsboxer die Möglichkeit erhält, gegen den Schwergewichtsweltmeister zu kämpfen – wie aufregend.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung beende ich den Fernsehabend und rufe Dixon ins Haus. Im Anschluss lösche ich sämtliche Lichter und gehe ins Bett. Gute Nacht.