17. Juli 2015 – Ein schöner Sommertag in Gilford

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08.30 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und habe gar keine Orientierung. Erst als ich aus dem Fenster schaue und David mit Hund Dixon am Lake Simcoe spielen sehe, erinnere ich mich, dass ich mich seit gestern im kanadischen Gilford Beach aufhalte – da kommt Freude auf.

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Lake Simcoe

09.00 Uhr Nachdem ich etwas weiter gedöst habe, hüpfe ich juchzend aus dem Bett und schlendere in die Küche. Dort treffe ich meine Schwägerin an und erfahre, dass Georg und Edelbert vor einer halben Stunde zum “Gilford Plaza General Store” gekrust sind. Ich lasse mich am Esstisch nieder und gebe Maria zu verstehen, dass meine Füsse schmerzen. Die Gute zeigt Verständnis und meint, dass ich eben doch nicht mehr der Jüngste bin – wie wahr.
09.30 Uhr Just als ich nach draussen eile und Grossneffe David sowie den Vierbeiner begrüsse, kommt der schwarze JEEP meines Bruders vor der Scheune zum Stehen. Wie es sich gehört, lüfte ich meine NY YANKEES Kappe und erkundige mich beim Professor, ob er auch Bier mitgebracht hat. Mein Bekannter überreicht mir ein Sechserpack Labatt und möchte wissen, ob ich mir einen Rausch ansaufen werde. Ich schüttle entschieden den Kopf und informiere, dass ich ein gemässigter Trinker bin und nur selten über die Stränge schlage.

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Das beste Bier der Welt: Labatt Blau

10.15 Uhr Im Anschluss helfe ich den beiden, die schweren Einkaufstüten ins Ferienhaus zu schleppen. Unterdessen erzählt Georg, dass wir nach dem Frühstück in See stechen und Fische fangen werden. Edelbert nickt eifrig und sagt, dass es eine Gaudi wird, am Abend Forellen zu grillen – das kann ja heiter werden.
10.45 Uhr Endlich können wir uns an den Esstisch setzen und das Frühstück geniessen. Während sich David plappernd mit einer Schüssel Kelloggs Frosties begnügt, schaufle ich Rühreier in mich hinein. Nebenher schwärme ich in den höchsten Tönen und gebe zu Protokoll, dass wir während unserer Appalachian Trail Wanderung von einer solch köstlichen Jause nur träumen konnten. Der Professor gibt mir Recht und erwähnt, dass wir uns mit Trockenfleisch und Müsliriegeln begnügen mussten.

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Müsliriegel auf dem Appalachian Trail

11.45 Uhr Als der Minutenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf Viertel vor Zwölf zugeht, beende ich das Frühstück und begleite Georg zum Steg. Mein Bruder deutet auf sein nagelneues Yamaha Motorboot und berichtet, dass er sich im Frühjahr entschlossen hat, 15.000 kanadische Dollars in ein gebrauchtes Schnellboot zu investieren. Weiter erfahren wir, dass der Viersitzer über einen 360 PS starken Motor verfügt und mit einer nachtblauen Sonderlackierung ausgestattet ist. Als Georg die Angelutensilien ins Boot wirft, trete ich einen Schritt zurück und stelle klar, dass ich die Jolle nicht noch einmal betreten werde. Um meinen Aussagen Nachdruck zu verleihen, verweise ich auf das Seeungeheuer Igopogo und unke, dass das Monstrum das Boot zum kentern bringen wird. Edelbert hat nur Hohn und Spott übrig und meint, dass ich gerne bei Maria und David bleiben kann.
12.30 Uhr Nachdem das Boot abgelegt hat, kehre ich in die Wohnstube zurück und lasse mich zeitungslesend auf dem Ledersofa nieder. David leistet mir Gesellschaft und macht es sich zur Aufgabe, mich über meine Appalachian Trail Wanderung auszufragen. Natürlich stehe ich dem Kleinen Rede und Antwort und lasse ihn wissen, dass ich im Green Mountain National Forest nicht nur Elche und Wölfe, sondern auch Wildschweine gesehen habe.

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Gefährliche Wildschweine

13.30 Uhr Weil Maria mit einer Freundin telefonieren will, entschliesse ich mich, mit David und Hund Dixon einen Spaziergang zu unternehmen. Ich stibitze mir eine Dose Diät Cola aus dem Eiskasten und folge dem Ufer nach Süden. Bei dieser Gelegenheit blicke ich zufrieden auf das Wasser und kann in weiter Ferne sogar das Motorboot meines Bruders erkennen. Mein Grossneffe flitzt unterdessen mit Hund Dixon im Schlepptau durch das kniehohe Gras und freut sich, lustige Wildgänse aufzuscheuchen – das macht Spass.
14.15 Uhr Nach fünfundvierzig Minuten erreichen wir den Privatstrand des Nachbaranwesens und stellen fest, dass die hochnäsigen Grundstücksbesitzer einen Zaun errichtet haben. Achselzuckend mache ich kehrt und zögere nicht, den Heimweg durch den angrenzenden Laubwald anzutreten. Bei dieser Gelegenheit erkundige ich mich nach Davids Eltern und höre, dass James und Amanda am Samstag zu uns stossen und übers Wochenende bleiben werden – das ist phantastisch.
15.15 Uhr Zurück am Ferienhaus werde wir von Maria herzlich begrüsst. Die nette Frau bietet mir einen Platz am Terrassentisch an und serviert einen Becher Kaffee. Ich setze mich neben meine Schwägerin und lote aus, wann Georg und Edelbert zurück sein werden. Die gute Frau blättert gelangweilt in einem “DWELL” Hochglanzmagazin und entgegnet, dass bis zur Rückkehr ihres Ehemannes noch Stunden vergehen können.
16.00 Uhr Wenig später tuckert das Boot endlich ein. Ich laufe wild gestikulierend zum Wasser und höre, dass Georg und Edelbert kein Glück beim Fischen hatten. Mein Bruder blickt deprimiert drein und meint, dass er Steaks grillen wird – das kann mir nur Recht sein.
16.30 Uhr Während Georg Holzkohle in den Grill füllt, gehe ich Maria in der Küche zur Hand und bereite einen gemischten Salat zu. Edelbert legt beste Laune an den Tag und sagt, dass er währenddessen Früchte im Mixer zerkleinern und Smoothies zubereiten wird – wie aufregend.
17.15 Uhr Bei angenehmen Temperaturen machen wir es uns auf der Terrasse bequem und lauschen während dem Nachtmahl der Terri Clark Kompaktscheibe “Some Songs” (löblich: Manche Lieder). Ausserdem kommt Georg auf unseren letztjährigen Abstecher ins “Casino Rama” zu sprechen und erinnert, dass wir Frau Clark am 4. Januar 2014 auf der Bühne erleben konnten – das war spitze.


Terri Clark – Some Songs

18.30 Uhr Ein schöner Abend neigt sich langsam seinem Ende zu. Da uns die Mücken die gute Laune verderben, kehren wir ins Haus zurück und schauen fern. Unter anderem folgen wir den Nachrichten auf dem Privatkanal CTV und lernen, dass es auch in der kommenden Woche schön bleiben wird.
19.00 Uhr Nachdem sich David gähnend in sein Zimmer verabschiedet hat, schalten wir auf den Premiumkanal HBO um und erfreuen uns am spannenden Kriminalfilm “Serial Mom”. Wir kommen aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und werden Zeugen, wie eine Mutter durchdreht und zur Mörderin mutiert.
21.00 Uhr Nach zweistündigem Nervenkitzel reiche ich die Fernbedienung an Georg weiter und lege mich schlafen. Gute Nacht.