08.15 Uhr Ich werde durch sehr aggressives Telefonläuten geweckt und ärgere mich, weil ich den Wecker überhört habe. Trotz allem nehme ich das Gespräch an und freue mich, die Stimme meines Bruders zu hören. Georg begrüsst mich herzlich und berichtet, dass er sich vor wenigen Minuten am Lake Simcoe niedergelassen und seine Angel ausgeworfen hat. Ich atme tief durch und entgegne, dass es in Naples wegen der grossen Hitze nicht anzuraten ist, sich im Freien aufzuhalten. Georg lacht laut und schlägt vor, dass ich noch heute mein Ränzlein schnüren und nach Kanada ausfliegen könnte – papperlapapp
Der Lake Simcoe
08.30 Uhr Nachdem ich meinem Verwandten viel Vergnügen beim Angeln gewünscht habe, begebe ich mich nörgelnd auf die Terrasse und führe bei schweisstreibenden 89°F (32°C) die Morgengymnastik durch. Nebenbei plaudere ich mit Frau Pontecorvo und gebe zu Protokoll, dass ich heute keine Lust habe, zuhause zu frühstücken. Die Dame reibt sich die Hände und meint, dass wir ins Zentrum krusen und in eine Wirtschaft einkehren könnten – das hört sich verlockend an.
09.00 Uhr Bevor wir losfahren, entspanne ich mich bei einem erfrischenden Wirbelbad. Ferner rufe ich bei Edelbert an und gebe zu Protokoll, dass er mich in eineinhalb Stunde im “Cafe Luna” treffen kann. Der schlaue Mann ist hellauf begeistert sich und verspricht, gegen halb 11 Uhr vor Ort zu sein – das klappt wieder wie am Schnürchen.
10.00 Uhr Nach der Morgenwäsche scheuche ich Hund Dixon nach draussen und lasse es mir nicht nehmen, am Nachbarhaus zu klingeln. Frau Pontecorvo lässt nicht lange auf sich warten und hüpft ausgelassen in den Chevrolet. Ich tue es der Perle gleich und fröne während der Ausfahrt dem Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land). Währenddessen erfahre ich, dass die Südstaaten Combo “The Cadillac Three” just heute ihr zweites Studioalbum “Bury Me In My Boots” (löblich: Begrabe mich in meinen Stiefeln) auf den Markt bringen werden. Ich schnalze mit der Zunge und erkläre meiner Begleiterin, dass die aus Nashville, TN stammende Formation bereits im Jahre 2012 mit ihrem Erstlingswerk für Furore gesorgt haben.
The Cadillac Three – Bury Me In My Boots
10.30 Uhr Pünktlich auf die Minute betreten wir das klimatisierte Restaurant und treffen Edelbert an einem Fenstertisch an. Weil mein Magen knurrt, winken wir spornstreichs einer feschen Bedienung mit grosser Oberweite zu und ordern drei grosse Frühstücke. Dazu gibt es Kaffee sowie süffigen Orangensaft mit Eiswürfeln – das tut gut.
11.15 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse, verweise ich auf die prima Radiosendung und lasse meine Tischnachbarn wissen, dass wir im Anschluss einen Kompaktscheibenmarkt aufsuchen und uns den nagelneuen “Cadillac Three” Silberling zulegen sollten. Der Professor schüttelt jedoch den Kopf und beteuert, dass er sein hartverdientes Geld ausschliesslich in klassische Musik investiert – so ein Schmarrn.
11.45 Uhr Nach der Mahlzeit folgen wir der 5th Avenue South gen Westen und kommen überein, dass die vielen Touristen, die Naples im Winter und Frühling heimgesucht haben, längst abgereist sind. Edelbert wischt sich demonstrativ über die nasse Stirn und meint, dass das subtropische Klima im Hochsommer kaum auszuhalten ist. Ich gebe dem Professor recht und lotse die lieben Leute in den erstbesten Musikladen. Nach kurzer Suche werde ich fündig und lese auf dem Preisschild, dass “Bury Me In My Boots” 12 Dollars und 95 Cents kosten soll.
12.30 Uhr Um keinen Hitzeschlag zu riskieren, wünschen wir Edelbert einen geruhsamen Nachmittag und ziehen es vor, die Heimreise anzutreten. Ich beschleunige den Chevrolet auf schwindelerregende 30 Meilen pro Stunde und kann es kaum noch erwarten, endlich zu Hause anzukommen.
13.00 Uhr Nachdem ich mich von Frau Pontecorvo verabschiedet habe, schleppe ich mich mit letzter Kraft ins Haus und stelle die Klimaanlage auf die höchste Stufe. Ferner beschalle ich die kleine Villa mit handgemachter Musik und nehme mir das Recht heraus, ein Bier aus dem Hause Anheuser & Busch zu trinken – das schmeckt.
Budweiser – schmeckt gar nicht schlecht
14.00 Uhr Um etwas Entspannung zu bekommen, schlüpfe ich aus den schweren Kuhjungenstiefeln und falle fix und foxi aufs Kanapee. Bereits nach wenigen Atemzügen döse ich ein und träume von unserer anstehenden Forschungsreise nach Minnesota – das wird spannend.
15.00 Uhr Ich öffne die Augen und nehme pflichtbewusst am Schreibtisch Platz, um Anschnur zu gehen. Auch heute rufe ich Hilferufe besorgter Erziehungsberechtigter ab und stosse auf die Depesche eines 53jährigen Vaters aus Bayreuth. Herr F. schreibt, dass sein Sohn Markus (13) elektronischen Plauderkanälen verfallen ist und die Abende in einschlägigen Schätts verbringt. Ich lege meine Stirn in Falten und rate, dem Rüpel die Leviten zu lesen und seinen Heimrechner in den Schrank zu sperren.
16.00 Uhr Nachdem ich die neuesten Niederschriften im Gästebuch überflogen habe, beende ich die Arbeit und mache es mir zur Aufgabe, die Pflanzen im Garten mit Wasser zu versorgen. Darüber hinaus stelle ich auch den Rasensprenger an und vergesse auch nicht, Hund Dixon einen Kauknochen ins Maul zu stecken.
Hund Dixon bekommt einen Kauknochen
17.00 Uhr Schweissgebadet kehre ich in die Küche zurück und sorge für ein nahrhaftes Abendessen. Zu stimmungsvoller Cadillac Three Musik koche ich einen Beutel Reis auf und zaubere in Minutenschnelle ein vitaminreiches Risotto mit Erbsen, Zucchinis und Speck – wie das duftet.
18.00 Uhr Zum Abschluss des langen Tages sorge ich in der Küche für Ordnung und lege dann im Wohnzimmer die Beine hoch, um mir die FOX Nachrichten anzuschauen.
19.00 Uhr Nachdem ich mich über die tagesaktuellen Geschehnisse informiert habe, verweile ich weiter auf FOX und erfreue mich am Zeichentrickmärchen “Bob’s Burger”. Das mehrteilige Fernsehspiel handelt von der lustigen Familie Belcher, welche mit grosser Leidenschaft ein Restaurant bewirtschaftet – da kommt Freude auf.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung beende ich den Fernsehabend und rufe Dixon ins Haus. Danach lösche ich sämtliche Lichter und lege mich schlafen. Gute Nacht.