08.00 Uhr Ich werde durch das Kris Kristofferson Lied “Me and Bobby McGee” (löblich: Ich und Bobby McGee) geweckt. Voller Elan rolle ich mich aus dem Wasserbett und lasse Dixon wissen, dass diese Komposition aus dem Jahre 1969 stammt und die Geschichte zweier Menschen erzählt, die per Anhalter quer durchs Land krusen.
08.30 Uhr Nach dem Frühsport ziehe ich mich ins Badezimmer zurück und trällere aus vollem Hals den besagten Weltschlag aus den späten 1960er Jahren. Just als ich lauwarmes Wasser in die Wirbelbadewanne einlaufen lasse, kommt mir eine weitere Melodie ins Ohr. Ich lege den Zeigefinger an die Unterlippe und erinnere mich an das aus der Steiermark stammende Trio “S.T.S.”. Seufzend lehne ich mich im Badewasser zurück und komme zu dem Schluss, dass die drei Musiker mit “Irgendwann bleib I dann dort” ebenfalls das hedonistische Glück eines Augenblicks besungen haben – da kommt besonders grosse Freude auf.
09.30 Uhr Noch bevor ich das Frühstück einnehme, setze ich mich an den Heimrechner, um mir auf Amazon die dreissig grössten Schläge (unlöblich: Hits) der österreichischen Bande herunterzuladen. Ruckzuck habe ich sämtliche Lieder auf meiner löblichen Festplatte gespeichert und habe das Vergnügen, die kleine Villa mit prima Klängen beschallen zu können – das ist phantastisch.
Die grössten Hits von STS
10.00 Uhr Just als ich es mir am Küchentisch bequem mache, klingelt es laut an der Haustüre. Zu allem Überfluss stehen James, Amanda und David (10) vor dem Eigenheim und setzen mich darüber in Kenntnis, dass sie die Vormittagsstunden ausnutzen wollen, um das “Revs Institute” zu besuchen. Als ich dumm schaue, versorgt mich mein löblicher Neffe mit weiteren Infos und vertellt, dass besagtes Museum am Horseshoe Drive gelegen ist und Besuchern die Möglichkeit bietet, wertvolle Autos aus nächster Nähe zu sehen – wie aufregend.
10.30 Uhr Weil ich nichts besseres zu tun habe, esse ich ganz schnell auf und erkläre den jungen Leuten, dass ich selbstverständlich mitkommen werde. Im Anschluss lege ich Dixon das Lederhalsband an und folge den Kindern zum Auto. David freut sich sehr und merkt an, dass er irgendwann auch ein teures europäisches Automobil besitzen wird. Ich lache nur und rate dem Racker, sein Geld besser in einen amerikanischen Qualitätswagen zu investieren. Amanda zeigt mir den Vogel und behauptet, dass die amerikanischen Autobauer ihre Motoren sowie Karosserien längst in Übersee und/oder in Mexiko herstellen lassen – wie unlöblich.
11.15 Uhr Nach neun Meilen erreichen wir endlich unser Ziel. Mit gezückten Geldbörsen werden wir an der Kasse vorstellig und erfahren, dass eine reguläre Eintrittskarte 17 Dollars kostet. Ich rolle demonstrativ mit den Augen und mache der dicken Frau am Empfang klar, dass ich den Marines angehöre und ein ermässigtes Billett für 12 Dollars lösen möchte. Leider glaubt mir der Trampel kein Wort und knöpft mir eine grüne Banknote mit dem Konterfei von Andrew Jackson ab.
Ein schickes Auto
11.45 Uhr Missmutig folge ich den Kindern ins klimatisierte Museum und komme aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Unter anderem stehen wir bald vor einem rundum restaurierten Mercedes SSK aus dem Jahre 1926 und lernen, dass dieser Sportwagen von Ferdinand Porsche erbaut und bei etlichen Autorennen eingesetzt wurde.
12.30 Uhr Im weiteren Verlauf unseres Rundgangs sehen wir ausserdem eine sogenannte Wagonette aus der französischen “Panhard & Levassor” Fahrzeugmanufaktur. Beeindruckt fahre ich über den aufpolierten Lack und lese auf einer Infotafel, dass dieses lustige Auto mit einem Frontmotor ausgestattet war.
13.30 Uhr Nach einer Stunde kehren wir in die Haupthalle zurück und beäugen einen “Citroën 2CV”. Ich deute grinsend auf das Vehikel und unterbreite, dass ich in den 1970er Jahren mit einer lindgrünen “Ente” durch die Gegend gerast bin – das waren besonders wilde Zeiten.
14.00 Uhr Ein schöner Museumsbesuch geht zu Ende und wir entschliessen uns, in “Fabio’s Pizza” an der Airport Pulling Road einzukehren. Mit grossem Hunger steuern wir James JEEP zum Italiengasthaus und freuen uns auf hausgemachte Schmankerl. Natürlich werden wir vom Wirt herzlich begrüsst und mit durstlöschendem Eiswasser versorgt. Wir fackeln nicht lange und ordern kurzerhand vitaminreiche Schinkenpizzas – das schmeckt.
Schmeckt gar nicht schlecht …
14.30 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, komme ich auf meinen Bruder und meine Schwägerin zu sprechen und bringe heraus, dass Georg und Maria nach Fort Myers gefahren sind, um in einem Sportgeschäft eine neue Golfausrüstung zu kaufen. David nickt eifrig und sagt, dass sein Opa ein begeisterter Golfer ist und auch in Toronto dieser Sportart frönt – wie langweilig.
15.15 Uhr Nachdem ich den Waschraum aufgesucht habe, lasse ich mich von den jungen Leuten nach Haus kutschieren. Währenddessen schmieden wir Pläne für das Wochenende und kommen überein, dass wir am Samstag eine prima Abschiedsfeier veranstalten sollten.
16.00 Uhr Zuhause angekommen, schleppe ich mich winkend ins klimatisierte Haus und fülle Dixons Napf mit Trockenfutter auf. Während sich das hechelnde Haustier auf die Jause stürzt, falle ich erschöpft aufs Kanapee und döse schnell ein – immerhin bin ich nicht mehr der Jüngste.
Ich spüle meine Kehle durch
17.00 Uhr Ich öffne die Augen und verspüre grossen Durst. Um nicht zu dehydrieren, spüle ich meinen trockenen Hals mit einem kühles Weissbier durch und richte in der Küche eine Wurst- und Käseplatte an. Danach lasse mir die Brotzeit auf der schattigen Terrasse munden und lasse Dixon vom Wurstbrot abbeissen.
18.00 Uhr Endlich beginnt der wohlverdiente Feierabend. Ich läute den lauen Abend mit den FOX Nachrichten ein und höre, dass sich am kommenden Freitag das Verschwinden des amerikanischen Gewerkschaftsführers Jimmy Hoffa zum 41. Mal jährt – das soll mir auch Recht sein.
19.00 Uhr Zur Prime Time (löblich: beste Sendezeit) schalte ich auf HBO um und erfreue mich am Boxerfilm “Rocky Balboa”. Der sechste Teil der Rocky-Saga ist im Jahre 2006 angesiedelt und zeigt Herrn Balboa als seriösen Restaurantbesitzer. Natürlich steigt der Faustkämpfer bald wieder in den Ring und stellt sich in einem Schaukampf dem amtieren Schwergewichtsweltmeister.
21.00 Uhr Nach zwei nervenaufreibenden Stunden schalte ich die Glotze aus und unternehme mit dem Vierbeiner einen Spaziergang durch den Garten. Anschliessend lösche ich das Licht und falle völlig erschöpft ins Bett. Gute Nacht.