08.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und rolle mich voller Elan aus dem Wasserbett. Unterdessen erzähle ich dem Vierbeiner, dass wir in der kommenden Woche eventuell die Kinder im Sonnenscheinstaat begrüssen werden.
08.30 Uhr Nachdem ich auf der Terrasse die Morgengymnastik bei schweisstreibenden 87°F (31°C) absolviert habe, greife ich zum Telefon und lasse es mir nicht nehmen, im fernen Kanada anzurufen. Schon nach wenigen Augenblicken bin ich mit Amanda verbunden und lerne, dass die jungen Leute am übernächsten Samstag tatsächlich nach Florida ausfliegen werden. James Ehefrau kommt kaum aus dem Plappern heraus und bestätigt, dass ich sie am 9. Juli gerne in Miami in Empfang nehmen kann – das ist die beste Nachricht des Tages.
Die Kinder kommen nach Florida
09.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, die Seele bei einem Wirbelbad baumeln zu lassen. Während sich Hund Dixon in den Garten verabschiedet, lasse ich Wasser in die Wirbelbadewanne laufen. Ausserdem rufe ich bei meinen Verwandten im Lowbank Drive an und lasse sie wissen, dass ich gleich den Wocheneinkauf erledigen werde. Georg freut sich für mich und sagt, dass er währenddessen mit seiner Ehefrau nach St. Petersburg krusen und dort die Nacht verbringen wird. Als ich genauer nachfrage, rückt mein Bruder mit der Wahrheit heraus und beteuert, dass am Nachmittag ein Besuch des “Weedon Island Preserve” ansteht. Als ich mich kurzerhand bereit erkläre, die lieben Leute zu begleiten, erhalte ich eine Absage und höre, dass Georg mit Maria alleine sein möchte – das ist wieder typisch.
10.00 Uhr Ich beende den Badespass und erinnere mich, dass sich Frau Gomez heute nicht um den Hausputz kümmern wird. Kopfschüttelnd stelle ich die DeLonghi Kaffeemaschine ein und spiele mit dem Gedanken, nach dem Frühstück selbst zum Staubwedel zu greifen.
10.30 Uhr Wenig später stattet mir der Professor einen Besuch ab. Der schlaue Mann legt beste Laune an den Tag und lädt mich ein, ihn zum PUBLIX Supermarkt zu begleiten. Selbstverständlich deute ich sofort auf die unzähligen Teller, die sich in der Spüle angesammelt haben und gebe zu Protokoll, dass ich mich zuerst im Haushalt nützlich machen muss. Edelbert schnappt sich eine Kaffeetasse und verspricht, mir zur Hand zu gehen – wie schön.
11.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 11 zugeht, trudelt auch noch Frau Pontecorvo in der kleinen Villa ein. Meine Nachbarin schnäuzt kraftvoll in ein Taschentuch und erzählt, dass sie sich eine Erkältung eingefangen hat. Ich blicke skeptisch drein und ermutige die Dame, schnell kehrt zu machen und sich ins Bett zu legen. Anstatt meinem Ratschlag nachzukommen, setzt sich die kleine Frau an den Küchentisch und stibitzt sich eine geröstete Weissbrotscheibe (unlöblich: Toast) von meinem Teller – gleich platzt mir der Kragen.
Mein Zuhause unter Palmen
11.30 Uhr Nachdem sich Frau Pontecorvo endlich verabschiedet hat, räumen wir das Geschirr in die Spülmaschine und machen es uns zur Aufgabe, in der Küche für Sauberkeit und Ordnung zu sorgen. Da Hygiene sehr wichtig ist, wische ich auch den Boden durch und vergesse auch nicht, den Wohnzimmerläufer auszustauben.
12.30 Uhr Nach sechzig Minuten beenden wir die schwere Arbeit und genehmigen uns eisgekühlte Budweiser. Ich nippe zufrieden an der braunen Flasche und erkläre Edelbert, dass wir nun abschoppen sollten.
13.00 Uhr Völlig verschwitzt scheuche ich Dixon zum Auto und nehme mir das Recht heraus, die Klimaanlage auf die höchste Stufe einzustellen. Anschliessend presche ich hupend von dannen und erfreue mich am stimmungsvollen Radioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land).
13.30 Uhr Am Ziel angekommen, machen wir einer störrischen Seniorin einen Einkaufswagen streitig und flanieren durch die breiten Gänge. Während ich Waren des täglichen Bedarfs einlade, berichte ich Edelbert von meinem Telefonat mit Amanda. Natürlich komme ich auch auf die Ankunft der Kinder zu sprechen und merke an, dass ich in 10 Tagen nach Miami rasen und die jungen Leute vom Flughafen abholen werde.
14.30 Uhr Weil das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, schlendern wir nach dem Bezahlvorgang in die benachbarte Dairy Queen (löblich: Molkereikönigin) Gaststätte und sind überrascht, Scherriff Bradfort an einem Fenstertisch anzutreffen. Als wir Hände schütteln, verrät uns der Polizist, dass er derzeit mit einem heiklen Fall beschäftigt ist. Wir geben uns sehr interessiert und erfahren weiter, dass sich in Südwestflorida seit einigen Monaten ein Serienvergewaltiger herumtreibt. Der Scherriff präsentiert uns etliche Photografien und unterbreitet, dass der Ganove äusserst brutal vorgeht und seine Opfer bewusstlos schlägt – das ist ja kaum zu glauben.
Steckt der Zodiac Killer hinter den Taten?
15.30 Uhr Nach der Jause wünschen wir dem Scherriff viel Erfolg und ziehen es vor, den Heimweg anzutreten. Ich bringe Edelbert sicher in den Willoughby Drive zurück und mutmasse während der Reise, dass womöglich der berüchtigte Zodiac Killer hinter den Taten stecken könnte. Prof. Kuhn tippt sich an die Schläfe und setzt mich darüber in Kenntnis, dass der Zodiac Killer in den späten 1960er Jahren in San Francisco, CA aktiv war und nie ausserhalb des Goldenen Staates in Erscheinung trat – papperlapapp.
16.00 Uhr Endlich bin ich wieder dahoam und kann den Eiskasten auffüllen. Edelbert gähnt ausgiebig und sagt, dass er sich nun verabschieden wird. Ich nicke eifrig und wünsche meinem Bekannten einen schönen Abend.
16.30 Uhr Nachdem ich eine Hopfenkaltschale getrunken habe, bette ich mich auf dem Sofa zur Ruhe und schliesse die Augen. Bereits nach wenigen Sekunden döse ich ein und sehe mich im Traum auf den Appalachian Trail versetzt – das waren noch bessere Zeiten.
17.30 Uhr Sechzig Minuten später werde ich durch meinen knurrenden Magen geweckt. Um nicht vom Fleisch zu fallen, begebe ich mich ruckzuck in die Küche und bereite unter den fordernden Blicken meines tierischen Mitbewohners ein leckeres Omelette zu. Im Anschluss fülle ich Dixons Napf mit ROYAL CANIN Trockenfutter auf und lasse mir das Abendessen auf der schattigen Terrasse schmecken.
18.30 Uhr Nachdem ich die Geschirrspülmaschine ausgeräumt habe, schalte ich die Glotze ein und schaue mir die FOX Nachrichten an. Ich informiere mich aus erster Hand über den Bürgerkrieg in Syrien und dem Irak und komme zu dem Schluss, dass die arabische Welt längst verloren ist.
19.00 Uhr Zur Prime Time (löblich: Hauptfernsehzeit) wechsle ich auf den Filmkanal AMC und fröne dem Kriminalfilm “Trespass”, der von einer Familie erzählt, die von maskierten Männern überfallen wird. Ich staune Bauklötze und fresse während des Fernsehabends eine Packung Lay’s Kartoffelchips.
21.00 Uhr Nach zweistündigem Nervenkitzen schalte ich den Flachbildschirm aus und begleite Dixon noch einmal in den Garten. Danach verschliesse ich Fenster und Türen sorgsam und lege mich schlafen. Gute Nacht.