3. September 2015 – French Toast und Strandspaziergang

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08.00 Uhr Der Radiowecker geht an und ich habe die Melodie eines neuen Cory Morrow Liedes im Ohr. Beschwingt rolle ich mich aus dem Wasserbett und lasse den schwanzwedelnden Vierbeiner wissen, dass Herr Morrow aus Houston in Texas stammt und prima Musik macht – da kommt Freude auf.

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Hund Dixon wedelt aufgeregt

08.30 Uhr Nachdem ich den Frühsport auf der schattigen Terrasse hinter mich gebracht habe, halte ich Kleingespräche (unlöblich: Smalltalk) mit Herrn und Frau Booth und erfahre, dass meine Nachbarn heute nach Miami fahren wollen. Frau Booth reibt ihre Hände und kündigt grossspurig an, dass sie in der “Aventura Mall” ein kleines Vermögen lassen wird. Der hochdekorierte Vietnamveteran schlägt in die gleiche Kerbe und sagt, dass er sich ein neumodernes Netzbuch (unlöblich: Netbook) der Firma DELL zulegen wird. Ich gähne ausgiebig und wünsche den Leuten eine schöne Reise.
09.00 Uhr Im Anschluss entspanne ich mich bei einem Wirbelbad und nutze die Gelegenheit, um mit Edelbert zu telefonieren. Mein Bekannter freut sich über den Anruf und sagt, dass er mich gerne zum “Vanderbilt Beach” (löblich: Vanderbilt Strand) begleiten würde – wie schön.
10.00 Uhr Als ich den Badespass beende und mich ankleide, fährt Edelberts schneeweisser JEEP vor. Ich öffne spornstreichs die Pforte und erkläre dem schlauen Mann, dass wir vor der Abfahrt frühstücken sollten. Ruckzuck winke ich den Professor herein und mache es mir zur Aufgabe, etliche Eier aufzuschlagen und “French Toast” zuzubereiten. Edelbert schaut mir genau über die Schulter und erinnert daran, dass man das Weissbrot zuerst in etwas Milch eintunken und anschliessend im Rührei herausbacken muss – papperlapapp.

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Ich zaubere Französisches Weissbrot

10.30 Uhr Kurze Zeit später machen wir es uns in der guten Stube bequem und beissen kraftvoll zu. Während ich echten Bohnenkaffee in die Tassen fülle, erzählt Edelbert, dass von Freitag bis zum Montag ein Zirkus vor den Toren der Stadt seine Zelte aufschlagen wird. Ich winke ab und erwähne, dass ich am Montag im “Naples Manor Motel” aushelfen muss. Mein Tischnachbar ist erfreut und verspricht, mich in Herrn Wangs Herberbe zu besuchen – das kann mir nur Recht sein.
11.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner goldenen Rolex auf 11 zugeht, räumen wir den Tisch ab und vereinbaren, dass wir nun zum Strand rasen sollten. Um nicht von Frau Pontecorvo überrascht zu werden, lotse ich Edelbert und Hund Dixon in die Garage und gebe zu Protokoll, dass wir mit dem JEEP reisen werden.
11.45 Uhr Nach sieben Meilen finden wir uns auf einem kostenpflichtigen Parkplatz wieder und können das Auto direkt neben dem Wachhäuschen abstellen. Wie es sich gehört, überreichen wir dem gelangweilt dreinschauenden Wächter ein kleines Trinkgeld und bitten ihn, während unserer Abwesenheit keine Fremden an das Auto zu lassen. Danach schlendern wir plaudernd zum Ozean und freuen uns, die Füsse im kühlen Nass baden zu können. Ausserdem werfe ich Dixon einen Tennisball zu und animiere ihn, die gelbe Kugel zu apportieren.

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Trinkgeld für den Parkwächter

12.30 Uhr Nach einem schweisstreibenden Spaziergang kehren wir in eine einladende Gaststätte ein und ordern bei einer platinblonden Bardame süffige Hopfenkaltschalen. Die aufreizend gekleidete Conny (27) kredenzt ausserdem eine Schale mit Erdnüssen und erkundigt sich, ob wir auch eine Kleinigkeit essen wollen. Wir nicken eifrig und nehmen uns das Recht heraus, saftige Bacon Burger (löblich: Speckburger) mit Salat zu bestellen. Nebenher tratsche ich mit Edelbert und stelle klar, dass ich demnächst Flug nach München buchen werde. Der Professor ruft auf seinem strahlenden Handtelefon die Kalenderfunktion auf und meint, dass es super wäre, am 30. April über den grossen Teich zu fliegen und das Pfingstfest in Bayern zu feiern – wie aufregend.

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Diese Idylle muss man erlebt haben

13.15 Uhr Weil Dixon unruhig wird, bezahlen wir die Zeche und verschaffen dem Rüden etwas Auslauf. Unterdessen redet Edelbert ohne Punkt und Komma auf mich ein und sagt, dass er das Wochenende nutzen wird, um im Internetz nach preisgünstigen Flügen zu suchen.
14.15 Uhr Nach einer Stunde stehen wir wieder am Auto und helfen Dixon auf die Ladefläche. Im Anschluss preschen wir hupend vom Parkplatz und steuern eine McDonalds Schnellessgaststätte an, um am Drive-Thru (löblich: Fahr hindurch) Schalter gebackene Apfeltaschen (unlöblich: Baked Apple Pie) sowie zwei McFlurrys mit M&Ms in Auftrag zu geben – immerhin darf das kulinarische Wohn nicht zu kurz kommen.
15.00 Uhr Zurück in der kleinen Villa, kredenze ich Dixon frisches Wasser und falle dann fix und foxi aufs Sofa. Ruckzuck schlummere ich ein und träume von meinem Heimaturlaub im kommenden Jahr.

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Bald bin ich in Bayern

16.00 Uhr Ich öffne die Augen und bemerke, dass es mittlerweile 4 geschlagen hat. Da es sich nicht mehr lohnt, Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher zu studieren, verabschiede ich mich in den Garten. Voller Elan lasse ich mich in der Hollywood Schaukel nieder und schlage die Tageszeitung auf.
16.30 Uhr Dummerweise kommt schon bald Frau Pontecorvo daher und leistet mir Gesellschaft. Die Alte hat sich heute besonders aufgebrezelt und berichtet, dass sie am Abend mit ihren Freundinnen ins Lichtspielhaus gehen wird. Ich staune nicht schlecht und vernehme, dass meine Nachbarin an der Premiere des Wanderfilms “A Walk in the Woods” (auf deutsch: Picknick mit Bären) im “Regal Cinema” teilnehmen wird – wie schön.

17.15 Uhr Nachdem die Dame das Weite gesucht hat, richte ich eine Brotzeitplatte mit Cheddarkäse und hauchdünn aufgeschnittenem Capocollo an. Wie es sich gehört, trinke ich dazu ein süffiges Budweiser mit extraordinärer Schaumkrone – das tut gut.
18.00 Uhr Zum Abschluss des Tages sorge ich in der Küche für Sauberkeit und falle dann völlig erschöpft aufs Kanapee, um mir die Abendnachrichten auf FOX anzuschauen.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit (unlöblich: Prime Time) wechsle ich auf den Filmkanal HBO und erfreue mich am sehenswerten Western “Open Range”, der von Viehhütern in den weiten Ebenen des Mittleren Westens erzählt.
21.15 Uhr Als nach 130 Minuten der Abspann über die Mattscheibe flimmert, schalte ich die Glotze aus und rufe Dixon ins Haus. Zu guter Letzt verschliesse ich die Haustüre und gehe ins Bett. Gute Nacht.