08.00 Uhr Ich werde durch das Schellen der Schwarzbeere geweckt. Als ich mir das schnurlose Kommunikationsgerät ans Ohr halte, wünscht mir Herr Wang einen guten Morgen und erkundigt sich, ob ich am Samstag im Naples Manor Motel aushelfen kann. Der Motelbesitzer klagt mir sein Leid und beteuert, dass sich Frau Jenna am Fuss verletzt hat und bis auf Weiteres nicht arbeiten kann. Letztendlich gebe ich klein bei und verspreche, um 9 Uhr vorbeizukommen und gemeinsam mit Herrn Avanzatti den Empfang zu menetschen.
08.30 Uhr Nachdem ich meine Muskeln auf der schattigen Terrasse gelockert habe, verabschiede ich mich in die Nasszelle, um mich bei einem lustigen Wirbelbad zu entspannen. Ausserdem telefoniere ich mit Edelbert und frage an, ob er mich an den Strand begleiten möchte. Der Professor ist hellauf begeistert und schlägt vor, dass wir uns in zweieinhalb Stunden am Lowdermilk Beach treffen könnten – das soll mir Recht sein.
Ich gehe stets mit der Mode
09.30 Uhr Ich beende das Badevergnügen und ziehe es vor, kurze Bermudahosen sowie ein farbenfrohes Hawaiihemd anzuziehen. Danach scheuche ich Hund Dixon in die Küche und stärke mich bei einem ausgewogenen Frühstück. Selbstverständlich gebe ich auch dem Rüden etwas Schinken sowie vitaminreiche Rühreier ab – das schmeckt.
10.15 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten klingelt meine Nachbarin an der Pforte und möchte wissen, ob ich sie zum Supermarkt begleiten möchte. Ich schüttle den Kopf und entgegne, dass ich heute die Geschäfte im Naples Manor Motel führen muss. Darüber hinaus tippe ich auf meine ROLEX und stelle klar, dass ich unter Zeitdruck stehe.
10.30 Uhr Endlich kann ich den Motor meines PS-strotzenden SUV aufheulen lassen und vom Grundstück brettern. Während sich Dixon auf der Ladefläche ausbreitet und einen Kauknochen verzehrt, drehe ich den Radio lauter und erfreue mich am aktuellen Darius Rucker Schlag “Southern Style” – das macht Spass.
Darius Rucker – Southern Style
11.00 Uhr Pünktlich fahre ich auf den Besucherparkplatz und lasse das Signalhorn ertönen. Schon bald entdecke ich Edelberts schneeweissen JEEP und habe das Vergnügen, den Professor per Handschlag begrüssen zu können. Mein Bekannter präsentiert eine Tüte mit “Satreales” Aufdruck und sagt, dass wir es uns unter einer schattenspendenden Palme bequem machen und ein zweites Frühstück verdrücken sollten – wie schön.
11.30 Uhr Nach einem kurzweiligen Fussmarsch lassen wir uns auf einer Bank am Boardwalk (löblich: Strandweg) nieder und strecken die Beine aus. Edelbert überreicht mir ein italienisches Wurstbrot und erzählt, dass diese Köstlichkeit in Norditalien “Tramezzini” genannt wird. Ich mache grosse Augen und zögere nicht, kraftvoll in das mit Mortadella, Parmaschinken und Salat belegte Brot zu beissen – schmeckt gar nicht schlecht.
Diese Idylle muss man erlebt haben
12.00 Uhr Weil sich zur Mittagszeit besonders viele Badegäste am Strand tummeln, entschliessen wir uns, den Spaziergang fortzusetzen. Unterdessen werfen wir dem Vierbeiner Stöckchen zu und tratschen angeregt über unsere im Juli geplante Appalachian Trail Wanderung. Prof. Kuhn zieht genüsslich an seiner Pfeife und meint, dass es ein Spass werden wird, durch die “Green Mountains” zu wandern – wie aufregend.
12.45 Uhr Nach fünfundvierzig Minuten passieren wir ein Strandlokal und kommen überein, dass ein kühles Bier jetzt gerade Recht kommt. Lachend betreten wir die Wirtschaft und ordern an der Bar einen Pitcher (löblich: Krug) Coors Light. Der Wirt kommt der Bitte anstandslos nach und serviert zudem eine Schale mit gesalzenen Erdnüssen – wie schön.
Ein Bier gegen den Durst
13.45 Uhr Um nicht Wurzeln zu schlagen, schnippen wir mit den Fingern und fordern die Rechnung heraus. Der wortkarge Schankkellner knöpft uns 12 Dollars ab und wünscht uns einen schönen Tag. Danach laufen wir zum Auto zurück und verabreden, dass wir uns morgen gegen 14 Uhr im Naples Manor Motel zum Lunch (löblich: Mittagessen) treffen sollten.
14.30 Uhr Am Auto angekommen, wünsche ich dem Professor einen ruhigen Abend. Im Anschluss bringe ich den Chevrolet hupend auf den Gulf Shore Boulevard zurück und trete gutgelaunt die Heimfahrt an.
15.15 Uhr Im Willoughby Drive angekommen, schlüpfe ich aus den Flip Flops und falle übermüdet aufs Kanapee. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und sehe mich im Traum in den “grossen Apfel” versetzt.
Der Madison Square Garden
16.15 Uhr Ich erwache redlichst ausgeruht und nehme spornstreichs am Schreibtisch Platz, um die Anschnurarbeit in Angriff zu nehmen. Während sich Dixon im Garten vergnügt, helfe ich verzweifelten Erziehungsberechtigten aus schier ausweglosen Situationen. Unter anderem animiere ich eine Mutter aus Bocholt, ihrer haschgiftsüchtigen Tochter (15) das Taschengeld zu streichen.
17.00 Uhr Nachdem ich die Arbeit beendet habe, gehe ich von der Leine und eile in die Küche. Bei stimmungsvoller WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Musikuntermalung koche ich Langnudeln auf und zaubere im Handumdrehen ein prima Nachtmahl – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nachdem ich in der Küche für Ordnung gesorgt habe, gehe ich zum gemütlichen Teil des Tages über. Wie es sich für einen interessierten Bürger gehört, informiere ich mich bei den FOX Nachrichten über die aktuellen Geschehnisse in der Welt.
19.00 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, wechsle ich zur sogenannten Prime Time (löblich: Hauptsendezeit) auf NETFLIX und fröne den drei letzten Episoden der spannenden Serie “Bloodline”.
21.00 Uhr Als der Abspann über den Flachbildschirm flimmert, schalte ich die Glotze aus und lasse Dixon wissen, dass das 13teilige Fernsehspiel ab sofort zu meinen Lieblingsserien zählt. Der Vierbeiner gähnt ausgiebig und trottet mit hängendem Kopf ins Schlafzimmer. Ich folge dem Tier und lege mich ebenfalls schlafen. Gute Nacht.