17. Juli 2013 – Urlaubsverlängerung

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08.00 Uhr Ich öffne die Augen und bemerke, dass die Digitalanzeige des Radioweckers blinkt. Ich kratze mich nachdenklich an der Schläfe und komme zu dem Schluss, dass während der Nacht der Strom ausgefallen ist. Um morgen nicht wieder zu verschlafen, stelle ich die richtige Uhrzeit ein und mache es mir zur Aufgabe, meine eingerosteten Muskeln zu stählen – wer rastet, der rostet.
08.30 Uhr Danach lasse ich die Seele bei einem löblichen Wirbelbad baumeln und kontaktiere die Kinder. Amanda nimmt das Gespräch prompt an und sagt, dass sie Lebensmittel einkaufen muss. Ich schlage in die gleiche Kerbe und gebe zu Protokoll, dass wir uns gegen 11 Uhr im PUBLIX Supermarkt treffen könnten.

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PUBLIX – hier kann man prima schoppen

09.30 Uhr Weil noch etwas Zeit bleibt, bereite ich mir ein kleines Frühstück zu und vergesse auch nicht, Hund Dixon mit ROYAL CANIN Trockenfutter zu versorgen. Leider pocht Frau Pontecorvo wenig später an die Terrassentüre und erkundigt sich, ob meine Zugehfrau anwesend ist. Ich schüttle den Kopf und entgegne, dass sich die Mexikanerin einen Luxusurlaub in ihrer Heimat gönnt. Bei dieser Gelegenheit hinaus biete ich meiner Nachbarin einen Becher Kaffee an und frage nach, ob sie mich in den Supermarkt meines Vertrauens begleiten möchte. Die Dame von nebenan freut sich und sagt augenblicklich zu – wie schön.
10.15 Uhr Nach der reichhaltigen Mahlzeit lotse ich Hund Dixon zum Auto und helfe Frau Pontecorvo auf den Beifahrersitz. Anschliessend lasse ich den Wählhebel der Automatikschaltung elegant in die “D” Stellung einrasten und gleite zu stimmungsvoller WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Radiomusik vom Grundstück.
11.00 Uhr Pünktlich auf die Minute kommen wir vor dem Einkaufsmarkt zum Stehen und können die jungen Leute herzlich begrüssen. Während der Vierbeiner bei laufendem Motor im KFZ wartet, nehme ich David an die Hand und erkläre ihm, dass ich als leidgeprüfter Rentner auf Rabatte angewiesen bin. James gibt mir Recht und bestätigt, dass ich arm wie eine Kirchenmaus bin und bald ins Obdachlosenasyl umziehen werde – wie Recht der Bube doch hat.
11.30 Uhr Nachdem ich mehrere Flaschen Rotwein, französischen Schaumwein, A1 Fleischsauce, Gänseleberpastete, Willy Wonka Laffy Taffy Schokoladenriegel sowie vitaminreiches Weissbrot in den Einkaufswagen verladen habe, werde ich an der Fleischtheke vorstellig. Ich wende mich der übergewichtigen Verkäuferin zu und bitte sie, ein halbes Pfund Capocollo aufzuschneiden.

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WILLY WONKA LAFFY TAFFY – das schmeckt

12.000 Uhr Unterdessen mache ich David (7) mit den feilgebotenen Fleischspezialitäten vertraut und gebe zu Protokoll, dass Schweinefleisch besonders viele Nährstoffe enthält. Amanda wirft mir skeptische Blicke zu und fordert mich auf, dem Kleinen keine Märchen zu erzählen – papperlapapp.
12.30 Uhr Zu guter Letzt bezahlen wir die Waren in Bar und entscheiden uns, das Mittagessen im benachbarten “Bob Evans” Gasthaus einzunehmen. Wie es sich für einen redlichen Rentner gehört, wähle ich ein saftiges T-Bone Steak (löblich: T Knochen Schnitzel) aus und verzehre dazu einen gesunden Salat mit Mais und Oliven.
13.00 Uhr Während der Mahlzeit plaudere ich mit meinen Tischnachbarn und bringe heraus, dass James, Amanda und David am Montag nach Orlando fahren wollen. Mein Grossneffe ist ganz aus dem Häuschen und plappert davon, dass er Micky Maus im “Walt Disney Resort” treffen wird. James schenkt mir ein Lächeln und sagt, dass er sich durchgerungen hat, zwei weitere Wochen im Sonnenscheinstaat zu bleiben – das ist phantastisch.
13.45 Uhr Nachdem wir Kaffee getrunken und Kuchen gegessen haben, reiche ich meinen Liebsten die Hand und trete die Heimreise an. Ich setze zu waghalsigen Überholmanövern an und lasse Frau Pontecorvo wissen, dass es James versäumt hat, mich nach Orlando einzuladen. An diesem Beispiel sieht man anschaulich, dass ich nur noch das fünfte Rad am Wagen bin – wie traurig.
14.30 Uhr Zurück in der kleinen Villa, falle ich verschwitzt aufs Kanapee und strecke genüsslich die Beine aus. Nach wenigen Sekunden döse ich ein und träume von meiner Mexikoreise im Januar 2012 – das war spannend.

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Cancun im Januar 2012

15.30 Uhr Wegen der grossen Hitze stelle ich die Klimaanlage etwas höher. Danach reibe ich mir den Schlaf aus den Augen und komme meinen Pflichten als Anschnurseelsorger nach. Im elektronischen Posteingang finde ich zahlreiche Zuschriften vor und ich sehe mich genötigt, einer Mutter aus Köln zu helfen, deren Tochter ausufernde Facebook Parties (löblich: Gesichtsbuch Feierlichkeiten) veranstaltet. Ich spreche der armen Frau Mut zu und rate ihr, der frechen Göre mit Taschengeldentzug zu begegnen.
16.15 Uhr Nach getaner Arbeit setze ich mich in die kühle Stube und löse das Kreuzworträtsel auf der letzten Seite der Tageszeitung. Ausserdem lasse ich meinen Blick über die Wetterspalte schweifen und lerne, dass es am Wochenende etwas kühler werden soll – wie schön.
17.00 Uhr Da das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, mache ich mich in der Küche nützlich und koche Langnudeln auf. Dazu gibt es Pesto aus dem Glas sowie ein kühles Budweiser – das schmeckt.

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Ein kühles Bier – das tut gut

18.00 Uhr Nachdem ich die Hausarbeit erledigt und den Küchenboden durchgewischt habe, beginnt der wohlverdiente Feierabend. Ich mache es mir auf dem Kanapee gemütlich und schaue mir die FOX Nachrichten an.
18.45 Uhr Im Anschluss stecke ich eine DVD ins Abspielgerät und fröne einigen Derrick Episoden aus den frühen 1980er Jahren. Unter anderem gebe ich mich dem Fall “Keine schöne Fahrt nach Rom” hin und werde Zeuge, wie ein junges Mädchen auf einem Autobahnrastplatz brutal ermordet wird – wie unlöblich.
21.00 Uhr Nach einer weiteren Episode schalte ich die Glotze aus und führe Dixon noch einmal durch den Garten. Währenddessen spähe ich ins hellerleuchtete Gästezimmer des Nachbaranwesens und werde auf Frau Melody (29) aufmerksam, die sich just in diesem Moment das Haar bürstet. Alsdann ziehe ich mich in die kleine Villa zurück und gehe ins Bett. Gute Nacht.