25. Januar 2013 – Wir planen eine prima Abschiedsfeier

pfaffenbergkl

07.30 Uhr Ein neuer Tag im Sonnenscheinstaat beginnt und ich fühle mich blendend. Wie es sich für einen rüstigen Senior gehört, rolle ich mich schwungvoll aus dem Wasserbett und führe auf der Terrasse die Morgengymnastik durch. Zu meiner Freude winkt mir Frau Pontecorvo zu und bringt einen Ausflug zu Julies Restaurant ins Spiel. Ich nicke eifrig und verspreche, in 90 Minuten abfahrbereit zu sein.
08.00 Uhr Während Dixon im Garten bleibt, verabschiede ich mich ins Badezimmer und entspanne mich bei einem Wirbelbad. Nebenbei lausche ich dem Radioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und bringe in Erfahrung, dass Gesangsstern Gary Allan vor drei Tagen sein 9. Studioalbum veröffentlicht hat. Ich schnalze mit der Zunge und zögere nicht, das Badevergnügen zu beenden und am Schreibtisch Platz zu nehmen. Mit flinken Fingern navigiere ich durch das Amazon Empe 3 Angebot und brenne die zwölf brandneuen Stücke auf eine Kompaktscheibe – da kommt Freude auf.
09.15 Uhr Mit wenigen Minuten Verspätung klingle ich am Eigenheim meiner Nachbarin und rufe sie auf, endlich in die Gänge zu kommen. Frau Pontecorvo lässt sich nicht zweimal bitten und behauptet, dass sie mittlerweile meine Verwandten angerufen und sie ebenfalls in Julies Restaurant eingeladen hat – das ist phantastisch.
09.45 Uhr Kurz vor dem Zehnuhrläuten treffen wir im Gasthaus unseres Vertrauens ein. Wir leisten Georg und Maria Gesellschaft und ordern bei Bedienung Peggy vitaminreiche Frühstücke. Nebenbei tratschen wir mit meinen Verwandten und vernehmen, dass die zwei morgen eine Abschiedsfeier im Lowbank Drive planen. Mein Bruder überschlägt sich vor Freude und kündigt an, Herrn Wongler, Herrn Wang samt Tochter, Motelmitarbeiterin Jenna, Herrn Avanzatti und Familie Porello einladen zu wollen. Ich mache grosse Augen und biete Georg an, meine Grillkünste unter Beweis zu stellen. Maria ist begeistert und meint, dass ich meinen Bruder heute zu “Bob’s Liquor Store” begleiten muss.
10.45 Uhr Nach der Mahlzeit händige ich Frau Pontecorvo den Autoschlüssel aus und bitte sie, Maria in den Lowbank Drive zu kutschieren. Anschliessend scheuche ich Dixon zu Georgs JEEP und animiere meinen Bruder, die Reifen rauchen zu lassen. Der gute Mann nickt eifrig und prescht hupend davon.
11.15 Uhr Herr Bob begrüsst uns freundlich und lotet aus, ob unser Biervorrat zur Neige gegangen ist. Georg winkt ab und sagt, dass er morgen Abend ein lustiges Barbecue (löblich: Grillfeier) veranstalten wird und Unmengen an Wein, Sekt und diversen anderen alkoholischen Getränken benötigen.
12.00 Uhr Nachdem wir neben 6 Flaschen Cristal Schaumwein auch eine Kiste kalifornischen Weisswein sowie fünf Sechserpacks Budweiser in den Kofferraum verladen haben, krusen wir zügig in Richtung Lowbank Drive weiter.
12.30 Uhr Im Feriendomizil angekommen, stellen wir fest, dass Maria Frau Pontecorvo zum Mittagessen eingeladen hat. Da unsere Mägen knurren, setzen wir uns dazu und lassen uns italienische Langnudeln mit Pesto schmecken.
13.15 Uhr Während die Frauen den Abwasch erledigen, geniesse ich das sonnige Wetter auf der Terrasse. Ich lehne mich zufrieden zurück und döse bald ein, um von meiner anstehenden Reise nach Kanada zu träumen.
14.15 Uhr Mein Bruder weckt mich und sagt, dass ich die selbstzubereiteten Muffins probieren muss. Ich hüpfe ruckzuck von der Liege und öle meine ausgetrocknete Kehle mit brühfrischem Kaffee. Nebenher erfahre ich, dass Frau Pontecorvo gestern eine Ansichtskarte aus San Jose erhalten hat. Die Gute bedankt sich und sagt, dass ich ihr am Wochenende unbedingt die Photografien zeigen muss, die ich in Puerto Rico geknipst habe.
15.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 3 deutet, leere ich die Kaffeetasse und gebe zu Protokoll, dass ich nun nach Hause fahren werde. Winkend lotse ich Frau Pontecorvo und Hund Dixon zum KFZ und trete zu prima Gary Allan Klängen die Heimfahrt an.

garyallan
Gary Allan – Set You Free

15.45 Uhr Zurück in der kleinen Villa, schalte ich den Heimrechner ein und komme meinen Pflichten als Anschnurseelsorger nach. Ich rufe Depeschen besorgter Erziehungsberechtigter ab und bemerke, dass es die verlotterte Jugend derzeit besonders bunt treibt. HEUREKA – wo soll das noch hinführen.
16.30 Uhr Nachdem ich die Botschaften im Gästebuch überflogen habe, gehe ich von der Leine und unternehme mit dem Vierbeiner einen Spaziergang. Wir folgen der Lakeland Avenue nach Norden und werden bald auf die Nachbarskinder Emily (8) und Francis (12) aufmerksam, die mit ihren Rollbrettern (unlöblich: Skateboards) Kunststücke vorführen. Um schlimmeres Unheil abzuwenden, erhebe ich den Zeigefinger und rate den Zwergen, nach Hause zu gehen und für die Schule zu lernen.
17.15 Uhr Völlig verschwitzt stosse ich die Pforte zur Villa auf und fülle Dixons Napf mit gesundem Trockenfutter auf. Danach gebe ich tiefgefrorene Bratkartoffeln in eine Pfanne und bereite mir eine Brotzeit zu – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nach dem Abendessen strecke ich in der guten Stube die Beine aus und gebe mich dem Abendprogramm von FOX hin. Unter anderem schaue ich mir die Nachrichten an und lerne, dass vor neun Jahren eine NASA Raumsonde auf dem Mars gelandet ist und Bilder zur Erde gesendet hat.
19.00 Uhr Redlichst informiert schalte ich auf HBO um und entspanne mich bei der Hollywoodproduktion “Dolphin Tale” (auf deutsch: Mein Freund der Delfin). Während das Bier in Strömen fliesst, tauche ich in das Leben des jungen Sawyer ein, der am Strand von Clearwater, FL einen verletzten Delphin entdeckt. Der Bube kümmert sich liebevoll um das Tier und gewinnt einen Freund fürs Leben – wie schön.
21.00 Uhr Ein wunderschöner Fernsehabend geht zu Ende und ich reguliere die Klimaanlage. Anschliessend streiche ich Dixon über den Kopf und lege mich schlafen. Gute Nacht.